Frcita«, den 29. In»! 1888 Rr. 151 _ , „ , Ä , »rfrfiHnt täoli* außer Montag. - Der AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich tm Voraus c $ n. Bringegcld M. 3,GO. Nr des Postkatalogs 2505 DaS Hamburger Echo { ' $ ctit . cile oder deren Raum mit 25 berechnet. - Anzeigen-Nnnahme in der Expedition, sowie bei allen Jnscraten-BüreaiiS. Be. Anzeigen w. 9 !’ Expedition: Hamburg, Große Tbeatcrstraße 44. - Verantwortlicher Redakteur: Otto Stolte« in Hambnrg. $6i ta WkMhie. Die Botschaft vom 17. November 1881 wich in ihrem sozial- und finanzpolitischen Theil von der „Stordd. Allgem. Zig." abgedruckt unter dem Hin- weis, daß die Thronrede auf jene Botschaft Bezug ge - nommen und sich der Kaiser zu derselben auSdrmil-.ch bekannt habe. In demjenigen Theil der^ Botschaft von 1881, welchen die „Nordd Allgem. Ztg. mit den ein - leitenden Worten abdruckt, befindet sich auch jener «tv- schnitt der Botschast, welcher das Tabakmonopol empfiehlt - .Das läßt allerdings tief blicken,' bemerkt dazu die .Freis. Z«g.' <»« 8er Kamilie," meint die »Freis. Ztg." allen Ernstes bleibt das Landrathsamt rn 91 au■ o a r h Nachdem der Geh. Regiernngsrath und Abge- ordnew v Wsmarck-KÜlz, der Bruder der Für trn Bis- marck, am 1. Januar wegen hohen Alters m den Ruhe stand aetreten, 'st nunmehr dessen Sohn, Regierungs- referendar und Rittergutsbesitzer Ernst von Bismarck, zum Landrath deS Kreises Naugard ernannt worden. D<>r Reichstaaspräsident V. Wedell- Piesdors ist nach der „W.-Z." zum Minister des königlichen HanseS bestimmt. Bei dem Empfange der D e p u t a t i o n d e r Berliner städtischen Behörden du r ch « S Kaiscrpaar sagte Kaiser Wilhelm U- »ach Ueber- einstiinmung verschiedener Blätter u. A.: „Sorgen wie dafür, daß in Berlin Kirchen gebaut werden. Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte Uedcrsicht der Betriebsergcbnisse deutscher Eiseubahuen für den Monat Mai d. I. ergrebt sür die 67 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des tm Betrieb waren und zur Berglerchung gezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebsl^ige voii 33 949,70 Kilometer, nachstehende Daten : Im Mai d. I. war die Einnahme ans allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 46 Bahnen m't zusammen 33 224 33 Kilometer, höher und bei 21 Bahnen, mit zu - sammen 725.37 Kilometer (darunter 1 Bahn mit ver - mehrter Betriebslänge), niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn deS EtatSjahics bis Ende Ma, dieses wahres war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslauge bei 50 Bahnen, mit zusammen 3 i 868,60 Kilometer, höher und bei 17 Bahnen, mit zusammen 2081Z0 Kilo - meter (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betrievs- länge), geringer als in demselben Zeitraum des Vor jahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene wwrsasftÄÄgg»! und die Länge de. jerfigen Strecken, für we che das Kapital bestimmt ist 88 27 Kilometer, so daß auf je 1 stuomeier ÄS S58S RkLSIss Honen), und die Länge derjenigen istrccken, sür welche dies Kapital bestimmt ist, 3^8,36 Kilometer, so daß auf je 1 Kilometer X 152 292 entfallen. EMnet wurde am 1- Mai die Strecke Löwenberg—Templm 33 08 Kilo Meter (Eisenbahn-DirekHon Berlin), am 15. Ma, die Strecke Wehbach—Frendenberg 10,50 Kilometer (6 i bahN-Direktion Elberfeld), am 26. Mm die St" Nidda—Schotten 14,18 Kilometer (Hessische Staatseis n- bahnen). . a n der Berliner juristischen Gesellschaft sprach am 93 sf M. Professor Eck, der bekannte Rechtslehrer an bei Berliner Universität, über die Behandln n g o e B Erbrechts im Entwurf- des deutschen bÜra erliefee« Gesetzbuches. Obwohl er, nach Lr SR.riL,, $olf8«8tg.‘, das Erbrecht als den gelun- aenswn Tbeil des Entwurfs bezeichnete, erklärte er doch, Bi sä S'XÄfit zeichnen und auch die schriftstellernden Richter j $ ' solchen nicht allzusehr zu befleißigen Megen, , Eck also durch seine tägliche, berufsmäßige Lektüre durch aus nicht verwöhnt fein wird, so wiegt dieser Vorwurf gegen das Ergebniß der jahrelangen Arbeiten der Kom - mission zur Ausarbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuches sehr schwer. Es ist ohne Zweifel sehr verdienstvoll, auj eine Beseitigung der entbehrlichen Fremdwörter, «nsve- fonbere aus der Amts- und Gesetzessprache hinzuarbeiten, noch viel verdienstvoller aber ist es, die deutsche Sprache in einer allgemein verständlichen Form anzuwenden. Fremd- Wörter kann auch der nicht-fachmännische Leser im Nothsalle mit Hülse eines Wörterbuches sich verständlich machen, einer unverständlichen Ausdrucksweise in der Muttersprache steht Jeder rathlos gegenüber. Bor einer Reihe von Jahren hat ein hervorragender deutscher Rechtslehrer einmal geklagt, daß seine Zeit feinen Beruf zur Gesetz- c-ebunz habe; wenn diese Klage berechtigt gewesen ist, so stehen wir heute trotz der vielen Gesetze, die alljährlich gemacht werden, »och auf demselben Standpunkte. Man würde in große Verlegenheit geraden, wenn man ein — rein technisch genommen — vollkommener Gesetz aus den Gesetzbüchern der letzten beiden Dezennien heraus - suchen sollte. Gradezu beschämend ist aber das Urtheil eines Maunes wie Eck über das Ergebniß der lang - jährigen Arbeit einer Kommission, in welche man eine Reihe der besten deutschen Juristen berufen hat. DaS erste Ersorderniß eines Gesetzes ist eine Fassung, welche eg auch einem mit gesundem Verstände ausgestatteten Laien verständlich macht; nach dem Urtheile Ecks kann aber selbst der Fachmann den Sinn des betreffenden Gesetzeniwurfes, welchen die Kommission ausgearbeitet hat, nur mühsam ermitteln l Was soll da werden, wenn der Entwurf Gesetz werden, wenn er gar, wie die Fanatiker einet einheitlichen Gesetzgebung schon verlangten, als der Entwurf kaum erschienen war, en bloc angenommen werden sollte 9 Die Gerichte würden zwar reichliche Arbeit und das Reichsgericht Gelegenheit erhalten, sich in der Auslegungskunst zu üben, für das Volk würde aber eine RechtSunsicherhcit entstehen, welche vielleicht viel schlimmer fein würde, als die heurige Rechtsverschiedenheit. Aus Metz, 25. Juni, schreibt man der „Frkf. Ztg.": Es kann nicht ost und laut genug von dem Schaden erzähl: werden, den die Paßpflicht den Reichslanden ver- ursacht. Der materielle Schaden, welcher Eingewanderte, wie Eingeborene gleich hart trifft, ist vielleicht der kleinere, denn der moralische Schadcn, den c.iB Deutschthnm in den Reichslanbeu erleidet, ist nicht zu ermessen. Wahr - lich, diejenigen, die die Maßregel besürwortet haben, waren schlecht berathen und von einer Seite, die es wohl wissen kann, wird mir gesagt, daß das Ministerium in Straßburg der Maßregel nicht nur fern stehe, sondern ihr abgeneigt sei, und daß auch Fürst Bismarck nicht der direkte Veranlasser sei, sondern nur einigen jüngeren Kräften im auswärtigen Amte freie Hand gelaffen habe. Wenn dem aber so ist, so müßte die Paßzwangpflicht ausgehoben, oder deren Ausführung eine andere werden. Ist es nicht gradezu unmenschlich, wenn, wie man hört, ein 18jähriges Mädchen — Lothringerin — welche seit etwa sechs Monaten in Frankreich weilte und an das Todtenbctt ihrer Mutter gerufen wurde, nicht über die Grenze durste, weil sie keinen Paß hatte ? Das Mädchen soll den Polizeikommissar kniefällig angefleht haben, jedoch umsonst — der Beamte ist durch seine genauen In - struktionen gebunden. — Die Bürgermeister können Nachweise ausstellen, daß die Leute in ihren Gemeinden beheimathet sind, vergißt aber einer dieser Sanbbürger- meister die Nationalität als Deutscher in diesen Nach- weis zu schreiben, dann darf der Betreffende nicht über die deutsche Grenze, bevor durch telegraphische Rückfrage die Nationalität festgestellt ist und täglich werden noch Leute, die in gutem Glauben mit ihrem Schein reifen, an bet Grenze ausgehalteu. Es ist unmöglich, baß man in ben maßgebenbeii Kreisen Kenntniß von ber Stimmung hat, bie die Maßregeln hervorgerufen haben, sonst könnte man sich nicht im Interesse der Germanisirung des Landes zur Beibehaltung einer Sache bequemen, die nur Schaden bringt und bis jetzt gebracht hat." lieber den Streik der Werftarbeiter deS „Vulkan" in Stettin berichtet die „N.St.Ztg.': „Im Bredower Schützenhause fand Montag Abend abermals eine von za. 800 Personen besuchte Versamm - lung statt. Der Vorsitzende erstattete Bericht über den bisherigen Verlauf des Streiks. Nach demselben wurden von ber Lohnkommission im Ganzen X 2200 zur Unter- stützung der Streikenden ausgegeben. Die Lohickommission hat sich an den Vorsitzenden des Aussichtsraths deS „Vulkan", Kommerzienrath S ch l u t o w , brieflich um Vermittlung in der Streikangelegenheit gewendet; bie darauf erfolgte Antwort ist jedoch nicht zu Gunsten der Streikenden ausgefallen, vielmehr ist ihnen, wie mitge- theilt wurde, erklärt worden, daß Herr Kommerzienrath Schlutow sich auf ben von ben Direktoren bes „Vulkan" eingenommenen Stanbpunkl stelle; bie Arbeiter wurden ermahnt, sie möchten die Arbeit wieder ausnehmen, wenn der „Vulkan" ferner sortbesteheii. solle. Die Versamm - lung faßte einstimmig den Beschluß, der Aufforderung, die Arbeit wieder aufzunehmen, nicht zu folgen und an den Beschlüssen der Lohnkomniission fcstzuhalten. Ein Antrag, die Lohnkommission solle den Herrn AmfSvor- steher Wolff in Bredow um eine Vermittlung zwischen ben ©treitenben unb der Direktion des „Vulkan" er - suchen, wurde angenommen. Bei ben Erörterungen in dieser Frage wurde erwähnt, daß eine Vermittlung deS Regierungspräsidenten zwischen ben streikenben Zimmer - leuten und Arbeitgebern in Königsberg i. Pr. von bestem Erfolg aewesen sei, und baß es wohl int In - teresse ber Streikenden in Bredow läge, die Vermittlung deö hiesigen Regierungspräsidenten zu erbitten." Haussuchung in Elberfeld. Am vergangenen Donnerstag fand im Vereinslokal des FachvereinS ber Buchbinder eine Haussuchung statt, welche jedoch resultat- los war. Die Polizei wollte Vereinsbiicher beschlag- nahmen. Wie mitgeHjeilt wird, wurde das Protokollbuch bei einem VorstandSmitgliede beschlagnahmt. Aufgehobene Briefspcrrc. Die gegen Herrn Karl Kloß in Stuttgart und bie andern dortigen 11 Si< flirten ungeordnete Briessperre ist durch Beschluß deS Unterfttchungsrichters wieder aufgehoben worden. Jeden - falls aber dauert die Briefsperre über die vier jetzt noch in Haft befindlichen Arbeiter fort. Wien, 27. Juni. Wie vorauszufehcn war, hat der KasfationShof die Nichtigkeitsbeschwerde des Ab g. Schönerer abgelehnt und die er st- richterliche Berurtheilung Schönerers und deS Steno - graphen G e r st g r a ß e r bestätigt. Das Nrtheil ist nun - mehr rechtskräftig. Bekanntlich wurde Schönerer zu vier Monaten schwerem Kerker und Verlust des Adelstitels verurtheilt. Ohne Radau ist es selbstverständlich bei der Urlheilspublikutivn nicht abgegangen; als Schönerer nach ber Urtheilsverkündigung vor bem Justizpalast erschien, brach die angesamnielte Menschenmenge in stürmische Hochrufe aus. Die Wache schritt ein unb nahm bie Verhaftung von ungefähr 20 Personen vor. Die anbere Menge zog vor bie Wohnung Schönerers in der Bellariastraße, wo man schweigend die Hüte schwenkte. Pest,27.Juni. DieungarischeDelegation tiotitte einstimmig den außerordentlichen Heeeeskrebit von 47 Millionen. A p p v n y i betonte, baß angesichts ber ungewissen europäischen Lage das deutsch österreichisck'e Bünbuiß wohl eine feste Schutzwehr, besonders nach der deutschen Thronrede biete, welche hier lebhafte und sym - pathische Aufnahme gefunden habe, allein Dies enthebe nicht der Pflicht, bie eigenen Kräfte zu entwickeln. Tisza stimmte dem Vorredner zu unb fügte hinzu, et sei überzeugt, daß er auf Grund genauer, gründlicher Kenntniß ber öffentlichen Meinung Ungarns erklären könne, baß die Aeußerungen deS Deutschen Kaisers bei seiner Thronbesteigung vollkommen geeignet wären, bie Anhänglichkeit unb das Vertrauen zu dem Büudniß noch mehr zu steigern. Bern, 27. Juni. Der Nationalra th hat einen wichtigen Schritt auf ver sozial- politischen Bahn vorwärts geihan; er hat näm - lich dem Bundesrath den Auftrag ertheilt, mit denjenigen Staaten, welche bereits eine Arbeitergesetzgebung an- streben, in Beziehung zu treten, um durch inter - nationale Verträge ober internationale Arbeitergesetzgebung gleichartige ge- setzliche Vorschriften, namentlich über ben Schutz minderjähriger Personen, die Beschränkung der Frauenarbeit, die Sonntagsruhe, den Normalarbeitstag zu erzielen. Nationalrath und Ständerath beschlossen, rücksichtlich der Handelsvertragsverhandlungen von weiteren Z o 11 e r l e i ch t e r u n g e n für die Grenzgegenden abzusehen. _ Wiederum haben die Klerikalen in Italic« eine Niederlage erlitten; bei den Gemeindewahlen in Venedig, wo die Pfaffen bisher die Majorität in ber Gemeinbestube halten, ist diesmal kein einziger von ihnen gewählt worden. Paris, 26. Juni. Die Kammer nahm nach Ablehnung mehrerer Amendements mit 249 gegen 248 Stimmen den § 1 des Artikels I des Hast- p s l i ch t g e s e tz e s in der ersten Fassung ber Kom - mission an, wonach nur biejenigen Arbeiter Anspruch auf Entschädigung haben, bie in Jnbustrieeu beschäftigt finb, welche mechanische Motore anwenben. Ferner mürbe im Prinzip das Bernssrisiko seitens der Unternehmer angenommen, welche Ursache auch der betreffende Unfall habe. Darauf beschloß die Kammer mit 280 gegen 250 Stimmen, die Bübgetkominission wie bisher in ben Büre aus, nicht, wie JaureS beantragt, burch bas Listen- skrutinium zu wählen. Der Senat nahm ben Artikel 29 bes Armee - gesetzes, betr. bie Militärfreiheit derer an, die die Stützen von Familien sind. Loudo«, 27. Juni. Das Unterhaus lehnte mit 307 gegen 165 Stimmen in zweiter Lesung die von der Regierung bekämpfte Kanallunnel-Bill ab. Der „Standard" meint, daß wahre, auf dauernden Entschlüsfen beruhende Friedensversicherungen seitens Frankreichs oder Rußlands un-