. * ... a» • «r. 2 sen 3. Januar 1890 lx)rt|ni • in der (tpcbttisn, sowie iäwuHttitfcm Wnncnmi • Btrreel Äm-Herf, 30. Dezember Die diesigen Äotroftn v jB Johann nann r Ithtt alS M I tetra Cffenbarunqs- Sarf, BierhLndler, Joris, unter Sitten* des und der Löncke mit Caroliue 'schied. Schaefer. >et 1S89 f 1889. icht Hamdarg. -. Ham! rq. )eddr. ttebet London, 1. Januar. Der Bericht dcS Schatzamtes weist an btinnahmen für das am 31. Dezember schließende Quartal Lst. 21 577 798 gegen Lst 21 266 907 des Bor - jahres auf, für die am 31. Dezember schließenden 12 Monate Lst. 88 963 595 gegen Lst. 90 173 416 des Vorjahres Die Einnahmen aus den Zöllen der ver- In Betreff der Auflösung von Versamm - lungen theilt der ^Reichsanzeiger" RechtsgrundsStze mit, welche das Oberverwaltungsgericht kürzlich ausgesprochen hat Danach rechtfertigt die Strafthat eines einzelnen ining mit Laroline — Abraham Levie t Johann Wilhelm uise Rademacher — Vilhelm Müller - Heinrich Julius rstian Pasemann — — Georg Johann Repohl. — Ludwig . — August Emil Schulz. — Franz gett Thiel. — Earl r Paul Wagner — t Ferdinand Wegner, enbt. — Hermann n Hinrich Friedrich ing Wolfring, Med. Earl Ziegler hörige. rr 1889, ie Standesämter. kopezierer.s Eichen- ich Theodor, «rot- — Hansen, Aagull Ihorst, Schumann org Lindenberg — — Hermann Carl ch Christian Emrl Christian Meier. — deutschen Wohnsitze über das politische Vorleben Bürgerrecht-kandidaten Erkundigungen einzuziehen sodann über die politische Stellung desielben in Schweiz selbst Pari-, 1. Januar Mit Schluß bei Jahres gab ei in Frankreich noch 51 lebenslängliche Senatoren 28 derselben haben ihre Mandate noch aui der Zeit der Begründung des Oberhauses, während 23 in der Zeit vom März 1876 bis zum Dezember 1884 vom Senate selbst gewählt wurden Mit dem Gesetze vom 9. Dezember 1884 wurde die Institution der lebenslänglichen Sena - toren aufgehoben und die noch vorhandenen sogenannten unabsetzbaren Senatoren auf den Auisterbe-Etat gesetzt. schiffen 30 Dol, Maschwenichmierer 50 Doll, Hechm 45 Doll und Kohlentrimmer 35 Doll pro Monat Die Longstoremeu verlangen ebensavs mehr, nämlich 35 c. pro Stunde Falls diese Forderungen nicht be - willigt werden, wird mit einem allgemeinen Streik gedroht. Der sächsische ReichStagSabgeordnete Leuschner, Vertreter bei Wahlkreises Glauchau-Meerane, ist nach Mittheilung auS Glauchau im 66 Lebensjahre gestorben Er war früher nationalliberal, ging aber bei seinen reaktionären Neigungen später zur (freikonservativen) Reichspartei über. Dar ^Hambarrer W* erscheint täglich, anher «ontags. • M«r g|eggeend0ttil beträgt: durch die Poft bezogen (Nummer des Postkatalogs KW) ohne Vrmgegeld vierteljährlich A 4.20; durch die »olportvre wöchentlich 36 zh frei m s Haus Verantwortlicher R.daktbr: Ott» Stoltra in Hamburg. aber jetzt sage, hatte er die Absicht, sich von mir, als einem lästigen Anhängsel, zu befreien. Ich zauderte lange, da mir die Gefahren zu groß schienen, er aber wußte alle meine Befürchtungen zu zerstreuen. In der Kleidung eines jungen Seemanns trat ich einige Tage später in Kiel an'S Land. Der Eisenbahn - zug, welcher mich zu meiner Mutter bringen sollte, war bereits auf der vorletzten Station angelangt, als plötzlich ein Polizerbeamter tn mein Koupä trat ur.d mich für verhaftet erklärte. Ein Geschäftsfreund meines Prin - zipals, welcher sich mit mir im Zuge befand, hatte mich trotz meiner Kleidung erkannt und meine Verhaftung veranlaßt. Zum Tode erschrocken vermochte ich kein Wort hervorzubringen, in meiner Betäubung ließ ich Alles willenlos mit mir geschehen Nur um die eine Vergünstigung bat ich, meine Mutter scheu zu dürfen — vergebens. Man führte mich nach Danzig in Unter- suchungshaft, und einige Wochen später wurde ich zu einer Gefängnißstrafe von zwei Jahren verunheilt. WaS ich in jener Zeit gelitten, weiß nur Gott allein . . . ich vermag es nicht zu schildern. Reue, Verzweiflung, Wahnsinn, Haß und Rachsucht wohnen hinter jenen Mauern, die mich zwei Jahre lang einschlossen. Zuweilen, wenn ich in meiner einsamen Zelle bis zur Ermüdung auf und ab ging, kam mir Alles wie ein böser Traum vor . . . nur ein energische- Auf- Tütteln des Geistes, so schien es mir, und der Tranrn war zu Ende. Und bann traf mich der herbste Schmerz meines LebenS, der Tod meiner Mutter AIS ich diese Kunde erhielt, deckte bereits der Rasen ihr sterblich Theil. Wie ein Wahnsinniger ging ich in meiner Zelle umher, wie ein wildes Thier rüttelte ich an den Eisenstäben meine- Kerkerfensters Dann verfiel ich in eine dumpfe Betäu - bung, eine Gleichgültigkeit gegen Alles in der Welt be- mächtigte sich meiner, die ich vergebens abzuschütteln versuchte. Was sollte ich noch in der Welt, was fesselte mich noch an mein Dasein, da sie nicht mehr war, an der mein Herz mit leidenschaftlicher Liebe hing? Ich hatte keine Hoffnung mehr, meine Freude am Leben war dahin. Nur einen Wunsch hatte ich noch, einmal noch wollte ich am Grabhügel meines todten Mütterlein- knieeu und dann sterben Endlich schlug die Stunde, in welcher sich mir die Pforten des Gefängnisses öffneten. Der Gefängnißgeist - liche welcher mich hin und wieder in meiner Zelle be- sucht hatte, überreichte mir vor meinem Austritt einen Brief Deines BaterS, mit der Aufforderung, mich ihm vorzustellen. Noch heute weiß ich nicht, was Deinen Vater zu dieser edlen That bewog, die mich dem Leben A«S Sachse«. Aehnlich wie vor Kurzem die Dresdener Verwaltungsbehörden, bedroht jetzt auch die Amt-Hauptmannschaft Glauchau die öffentliche Aechtung (Boykottirung) von Gewerbtreibcnden mit Geldstrafen bi- zu X 150 oder Utägiger Hast Aus der Schweiz. Zur Frage der Ausnahme von Deutschen in's schweizerische Bürgerrecht wird, wie die „Frks. Ztg." mittheilt, soeben wieder ein Aktenstück bekannt, welche- die politischen Erhebungen, die der BundeSrath in jedem einzelnen Falle veranstalten läßt, durchaus nicht so harmlos erscheinen läßt, wie sie von gewiffer Seite dargestellt werden. Da- eidgenössische Justiz- und Polizeideparlement erließ den folgenden Brief: Die Nachrichten über die Peters'sche Expe - dition lösen sich ab. Im Gegensatze zu den letzten günstigen Nachrichten kann ein Offenbacher Mitarbeiter de- ^Franks. Journal" folgende Mittheilungen an- einem Briefe eines nahen Anverwandten in Aden machen, die nähere Kunde über da- Schicksal de- Dr. Peter- bringen Der Brief ist batirt vom 18. Dezember, also 12 Tage später all bie bisherigen Nachrichten, unb lautet an bet betreffen ben Stelle folgenbermaßen: KapitSnlicuteuant Rust, der einzig Ueber- lebende der Peter-fchen Expedition, ist jetzt hier (in Aden). Ich habe mit ihm gesprochen und sagte er, er hätte schrecklich zu leiden gehabt. Als er in Lamu an Bord kam, hatte er keine Schuhe mehr; Klei - der, alle- zerriffen; er selbst noch schwer fieberkrank. Er war fünf Tage bewußtlos und feine Leute verließen ihn für todt. Dieselben marschirten weiter, nur sein treuer Diener blieb bei ihm. AIS er zu sich kam, berichtete einer seiner Leute die ihn vorher verlaffen, daß Peters eine Tagereise von ihm ermordet sei Der Mann schwur, er hätte Peter- selbst liegen gesehen mit abgeschlagenem Arme und Tiedemann mit drei Speeren in der Brust. I zum 27 b Mt- or dem unterzeich. Redner-, allo eine beleidigende Aeußerung desselben (Rebe be- Pastors Thümmel) an sich noch nicht bie Aus - lösung, wenn die Fortsetzung solcher Strafthat eine- Theil- nehwerS an der Versammlung durch Maßnahmen gegen die Person des Exzedenten mit Erfolg verhindert werden kann, ..wobei e- selbst nicht auSgeschloffen sein mag, daß sie von denjenigen Befugnissen Gebrauch macht, welche ihr der § 6 de- Gesetze- zum Schutze der persönlichen Freiheit vom 12. Februar 1850 eingeräumt hat". Erst wenn bie Auslösung als da- hierzu nöthige Mittel, die .nöthige Anstalt" im Sinne de- 8 10 Titel 17 Theil II de- Allgemeinen Landrecht- sich erweist, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen, dürfe zur Auflösung selbst geschritten werden »all befand, sammel- m Einschlafen wieder - weiche- ich wortlo - ben Und ich habe ta. ich habe meiner ch war, da- Herz ge ¬ lte au4 tiefster Brust I Hand der Geliebten I gab ihm ben Muth ifahrra einige Jahre älter al# ir eine jener frühreifen >t zu zeitigen pflegt. >arrn frne schlechten hoffen; er war ohne leichtsinnig gewissen- en Umgebung. Dabei lerer Schliff, ein ge - ile- Auftreten, seine ende» Erzäa.ertalent ti Jüngling bestrickt, njchenkennniiß besaß, ihn und da er seit» ah>n unb sogar meine r-ülte mich die- ant tereffant zu erzählen, > W'tzen, schwärmte, u id Meere, für In- für Abenteuer unter gab oftu.al- deutlich in einem zivi'.ifiricn ' eine- sungen. that- Er harte ollerd.ng- brannte t bereit* unter ben i.tb int VTteryrnnfce erbe« Schreckgespenst ir den Gedanken an den unb dafür allerlei . kurz, wir wurden grabet! in die weite t ; geu Gel*graheit ver- n ich. der da- volle is6, eine bedeutende hatte. Ich versichere tun zu beschönigen — it, mich zu einer Un- sortietzung folgt) kein Zeitung-artikel der verbotenen Prefie, au- dem sich die Existenz einer Verbindung folgern ließ, kein verfänglicher Satz ans den Reden der sozial - demokratischen Abgeordneten, der eine .revolutionäre" Deutung zuließ, war feinem Auge entgangen. Er hat aber den Gericht-Hof nicht zu überzeugen vermocht; in - dem dieser einen großen Theil der Angeklagten, darunter die Reich-tag-abgeordneten Schumacher, Grillenberger und den von der Auflage al- Vorsteher de- Geheim- bunde- bezeichneten und durch höheren Strafantrag al- solchen kenntlich gemachten Bebel freiiprach, verneinte er in bündigster Weise grabe da- Moment der Anklage, da- dem Prozeffe da- karakteristische Gepräge gab und wie- die Jdenttfizirung der Parteiorganisatton mit straf - barer Bündelei zurück In der Freisprechung Bebel- und seiner parlamentarischen Kollegen liegt die Aner - kennung, daß bie sozialdemokratische Parteileitung weder an «ich eine Ungesetzlichkeit ist. noch sich durch ihre Thätigkeit strafbar gemacht hat. Was bei dem Monstre- nrozetz herau-gekommen ist, läßt sich kurz dahin fassen: Im Wupper thal hat eine lokale Organisation der Sozial - demokratie ebenso bestanden, wie in Berlin, Hamburg, Frankfurt; nachdem die Judikatur de- Reichsgerichts die Handhabe geboten hat, die lokalen Organisationen unter den Begriff de- Art. 129 de- Strafgesetzes zu bringen, hat auch da- Elberfelder Gericht, das vor fünf Jahren jene Auffassung zurückgewiesen hatte, der lokalen Organi - sation den Karakter einer Verbindung zu ungesetzlichen Zwecken zuerkannt und die Theilnehmer bestraft Also nur ein weitere- Glied in der schon langen Kette bildet der Elberfelder Prozeß, und der von der Staatsanwalt - schaft unternommene Versuch, ihn über dieses Niveau emporzuheben und gewiffermaßen zu einem vernichtenden Schlag gegen die sozialdemokratische Parteithätigkeit zu machen, ist vollständig gescheitert." itti »it 8-lt. Novelle von Franz Laufkötter Seele und lose Reden vermochten den na zenden GewiffenS- wurm nicht zu ertödten Ich weinte still vor mich hin, während Jener lachte. Wenn ich doch wenigstens von der Mutter Abschied genommen hätte! Der Gedanke quälte mich ohne Unter - laß und ich redete mir ein, daß mein Weggehen ohne Lebewohl und Abschiedskuß die Hauptursache meiner Miß- stimmurg fei. Ich hatte Heimweh; vor dem Bilde der weinenden Mutter erblaßten in meinem Geiste alle jene Zauderbilder, die meine Sinne bethört hatten. WaS galt mir jetzt die Fremde? Mit unsichtbaren Fäden zog eS mich nach jenem Häuschen hin, wo meine Mutter wohnte, nach jenem Erdenwinkel, wo ich meine glücklichen Kinder- tage verlebt. „Höre einmal, Paul," sagte nach unserer Ankunft in Kopenhagen mein Verführer zu mir, „Du bist noch zu - viel Kind und ich befürchte, daß Du Dich in der Fremde nicht glücklich fühlen wirst. Du denkst zuviel an Das, was hinter Dit liegt, anstatt daran zu denken, was uns in der weiten Welt erwartet. Ist Deine Sehnsucht nach den Urwäldern Amerikas bereits erloschen ? Und Du willst ein Trapper werden, ein Büffeljäger und Riff- pirat ? Glaube es mir, Paul, wenn Dich heute eine indianische Rothhaut sähe, er würde Dich mit Recht ein Blaßgesicht nennen." Ich fühlte wohl den Spott in seinen Worten, aber eigenthümlicher Weise kränkte mich derselbe nicht. Mein knabenhaftes Schwärmen hatte ein jähes Ende gefunden und ich hätte mich selbst am Liebsten verspotten mögen. „Deine Mutter liegt Dir im Sinn," fuhr er fort, „ich meine, wenn Du richtig und vorschrifts - mäßig von ihr Abschied genommen hättest, wie es einem Muttersöhnchen geziemt, so würde Euch Beiden eine längere Trennung nicht halb so schwer fallen." Ich sah ihn überrascht an, da er meine eigenen, innersten Gedanken aussprach. „Aber es ist noch nicht zu spät dazu, die Bersäumniß kann noch immer wieder gut gemacht werden." „Wie wäre das wohl möglich?" entgegnete ich hoffnungslos „Es ist leichter, als Du glaubst. Ich will Dir meinen Plan mittheilen. Du machst von hier aus — über Kiel z. B. — einen Ab - stecher nach Deiner Heimath, ohne Danzig zu berühren, besuchst Deine Mutter, befriedigst die Triebe Deines Kindesherzens und kehrst als geheilt wieder nach Kopen - hagen zurück, wo ich Deine Rückkehr erwarte. Ich mache Dir diesen Vorschlag, um Tein gestörtes Wohlbefinden wieder herzustellen. Als Tein Freund und Reisemarschall, als Vergnügungsintendant und Führer zu den Roth- häuten halte ich es für meine Pflicht, in jeder Weise für Dich zu sorgen." Wie ich damals glaubte, entsprang fein Vorschlag einem Gefühl des Mitleids; wie ich mir Mit ausgezeichneter Hochschätzung I Eidgen. Justiz- und Polizeidepartement Der Departementssekretär. (Sig.) Dct. TrachSler. Der Chef des PolizeidepartemenlS des ostschweize- rischen Kantons, an welchen da- oben wörtlich abge» druckte Schreiben deS eidg. Justiz- und Polizeideparte- ment- gerichtet ist, bemerkte nach Empfang desselben auf dessen Rückseite: „Ein Leumundszeugniß dürfte hin- reichend sein." Auch im vorliegenden Falle handelt es sich darum, bei bet HeimathSbehörde, bezw im letzten Bern, 26. Juni 1889. Das Justiz- und Polizeidepartement der schweizerischen Eidgenoffraschsfl an das Polizeidepartement deS Kantons Tit.I Herr N N., wohnhaft in B, Kanton 3E., ist beim Bundesrath um Ertheilung einer Bewilligung zur Er - langung des schweiz. Bürgerrechts eingekommen. Wir ersuchen Sie, unS gefl mittheilra zu wollen, was über die politischen Anteeedentien deS Setenten, sowie über seine Beziehungen zu politisch thätigen Persönlichkeiten bekannt ist unb ob sonst etwa- gegen benselben vorliegt, welches ihn zur Ertheilung bet gewünschten Bewilligung ungeeignet erscheinen läßt us. Sons Joachim ldkrrstraße »q _ ec, geb Bielefeld 62, Wr. 6, Pan. )t mit Anna Louise Schmidt mit Amalie Adolph Lubowicu- — Johann Friedrich Sophia Florentine, - Johann Hartmann tna Henriette Starcke. Anna Rebecca, geb. nrich Wilhelm Sdm- Wulf — Christian — Hermann Diedrich ie Piel. — Robert lene Henriette Geor- kiel Mathiajon mit genommen: an Ludwig Georg — Iuliu- Erhard rich Bermpohl obert Emil Bielert st Hinrich Frievrich oebrnFe — Heinrich h Brix Johann Joachim Heinrich Dietz — Gustav tl Friedrich Maria Heinrich Garf- — Albert Grasser — nud Grünthal — Hagen — Johann profer — Friedrich brich Jürgen- — Junge. — Heinrich g — Carsten Jo- ßottlieb Krause — ich Hermann Kruse ler Hinrich Kühl nmell, Dr med — Zur Auslegung des $ 110 des Strafgesetz ducheS. Noch keine Ahnung hatte da- Reichsgericht vor einem halben Jahre davon, daß die Zuwiderhand - lung gegen eine kontraktliche Abrede ein Ungehorsam gegen ein Gesetz im Sinne deS § 110 sein könne so schreibt der Prof. Lüning in Jena an die „Hamburger Nachrichten" in einer Kntik deS neuesten Urtheils des Reich-gericht-, welche- die öffentliche Aufforderung zum Kontraklbruch als strafbar nach § 110 deS Strafgesetz- buch- erflärt. ES heißt nämlich, wie Herr Löning be- richtet, in einem Urtheil des Reichsgerichts vom 7. Juni v. I. (Entscheidungen in Strafsachen Band 19 S. 116): „Wenn die (von dem Gemeindevorsteher zur Straßenpflasterung engogirten) Handwerker der Aufforderung des Beschwerdeführers (des Angeflagten), die Pflasterung zu unterlassen, Folge geleistet, so würden sie zwar der mit dem Gerne ubevorsteher getroffenen kontraktlichen Abrebe, nicht aber einer obrigkeitlichen An- orbnung entgegengehanbelt haben. AuS biesen Grünben muß ber Beschwerdeführer von bet Anklage des Ver - gehen- der öffentlichen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt freigesprochen werden." — Weiterhin führt Löning in der Krittk des neuesten Reichs- gerichtsurtheils noch Folgendes an: Die Verpflichtung zur Einhaltung von Verträgen ist im Gebiete deS preußischen Allg. Landrechts, deS französischen Rechts, sowie des fönigl. sächsischen bürgerlichen Gesetzbuches ja allerdings durch Gesetz ausgesprochen; dagegen beruht sie im ganzen übrigen Deutschland, im Gebiete des soge - nannten Gemeinen Rechts, nur auf Gewohnheit, nicht auf Gesetz. Die geschriebenen Quellen deS gemeinen Privatrechts, die römischen Recht-bücher gelten bei uns selbst nur kraft thatsächlicher Gewohnheit; über den Arbeit-vertrag im modernen technischen Sinne enthalten sie zudem fast nicht-, da dieser den Römern mit ihrer Sklawen- wirthschaft so gut wie unbekannt war; hier basirt also die Ver - pflichtung durchaus nur auf ungeschriebenem, herkömmlichem Recht. Hat nun, wie in Ihrem Artikel vom 21 v. M. gesagt ist, die Strafvorschrift im St -G.-B § 110 wirk- lich einen streng formalen Karakter und erstreckt sich die - selbe auf die Aufforderungen zu jeder beliebigen Gesetz - widrigkeit, so sann sie offenbar nicht auf Aufforderungen zu solchen Rechtswidrigkeiten bezogen werden, die nicht einem Gesetz sondern lediglich einem Satze des Gewohn - heitsrechts zuwiderlaufen. Das würde dann zu der Folge führen, daß die Aufforderung zum Vertragsbruch in manchen Theilen Deutschlands strafbar wäre, in anderen dagegen nicht, und zwar je nachdem die Verpflichtung zur Haltung eingegangener Verträge zufällig in einem Gesetz ausdrücklich ftatuirt wäre ober nicht: eine Folge, bie m. E für sich allein schon geeignet ist, Bedenken da - gegen zu erregen, im St -G.-B. § 110 unter „Ungehorsam gegen Gesetze" jede beliebige Gesetzwidrigkeit zu verstehen. DaS Wort „Ungehorsam", nicht das Wort „Gesetz" ist das entscheidende für eine richtige Auslegung des $110. Athen, 1 Januar In Folge der fortgesetzten Jnterpellattonen in der Kammer wirb das Büdget nicht vor Neujahr alt. Stile- votirt werden Der Regierung finb zwei provisorische Zwölftel bewilligt worben — Nach Berichten auS Kreta wirb bie Amnestie auch auf kriegs - gerichtliche Verurtheilungen au-gebehnt Bukarest, 1. Januar Der Senat nahm bie Vor- latze, betreffend da- Rekrutenkontingent für 1890, an. Die Kammer lehnte die Amendement- der Oppositton zu ber Abreffe ab unb nahm ben ersten Paragraphen be# Entwurfs ber Majorität an. — Zahlreiche bisher nicht schwere Fälle von Influenza werben hier konstatirt. Die Zahl ber in ber Garnison an ber Influenza Erkrankten betrug gestern Abenb 1557. Rußland. Ein neuer Gewaltstreich ist gegen bie Deutschen in ben baltischen Provinzen zu ver - zeichnen. Durch ein am letzten Tage de- alten JahreS tn Petersburg veröffentlichte- Gesetz wirb ber Minister für BolkSaufflärung ermächtigt, da- bratsche Gymnasium in Golbingen (Äurlanb) binnen brei Jahren zu schließen unb bie ber Kmlänbischen Ritterschaft für baS Gymnasium bewilligte RegierungS-Subsibie von 1600 Rubeln jährlich von Neujahr 1890 ab zurückzuziehen Daß es grabe ein „Minister für Volk-aufklärung" ist, betn bie Gnade zu Theil wird, eine Stätte der Bildung schließen zu dürfen, weil dort deutsche Knaben in ihrer eigenen Kultur- sprache Unterricht empfangen, ist eine nm so blutigere Satire auf dieses Treiben. floffraen 12 Monate nahmen um Lst 496 000 unb die jenigen au- ben Posten unb Telegraphen um Lst 780000 zu, bagegen nahmen bie Einnahmen au- ben Steuern um 1 Million unb au- ben sonstigen Abgaben um Lst 1 215000 ab 6. Es ist ein bebauerliche- Symptom menschlicher HerzenSboSheit, baß bie Kurzsichtigkeit be# Mitmenschen — bie körperliche sowohl al# auch die geistige — so gern mit ber Lange be# Spottes übergossen wird Das Pince uez zur Verschärfung ber Sehkraft wirb böswilliger Weise für bas Zeichen eines affektinen, renommireubeu Wesens erflärt, und man behauptet, daß - nicht bei ir: rgwersen — Carl jo Dehn — Otto — Emil Christoph i Vogel. — Johann rten# — Johann Iuliu# Dölle. — - Joachim Heinrich M Wilhelm Moritz, er 1889. StMUdeSauUer. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) Lu dem betreffenden Abende folgte er mir auf meinem Wege zum Postamte, nahm mich mit sich in ein Wirth-hau#, unb dort, in einem heimlichen Winkel, ahmte er im Postbuche bie Quittung des Beamten nach und nahm bie Geldsumme an sich Ich mußte, seinem Plane gemäß, in das Geschäft zurückkehren und dort das Buch abgeben. Er baute darauf, daß der Kassirer, wie ge - wöhnlich, nur einen flüchtigen Blick hineinwerfen würde und somit die Entdeckung des UnterschleifS frühestens ant folgenden Tage stattfinden könne. Zugleich mußte ich meinem Prinzipal die Mittheilung machen, daß meine Mutter schwer erkrankt sei und um die Erlaubniß bitten, sie noch heute besuchen zu dürfen. Bereitwilligst wurde mir bet Urlaub gewährt ober anstatt zu meiner Mutter, wandte ich mich )um Hafen, wo mich der Andere er - wartete. E# war ihm gelungen, einige Matrosen zu be - wegen, uni auf einem in derselben -stunde nach Kopra- Hagen abgehenden Schiffe zu verbergen . . . Als die Unterschlagung entdeckt würbe, befanden wir un- bereit# in Sicherheit. Dn kannst e# Dir selbst ausmalen, Anita, wie meiner armen Mutter zu Sinne war, als sie die Kunde bekam, baß ihr Sohn ein Dieb sei — ja, ein Dieb, daß er das in ihn gesetzte Vertrauen auf# Gröblichste getäuscht, daß er als landflüchtiger Verbrecher ohne Abschied in die weite Welt gegangen. Wenn noch heute, nachdem acht Jahre seit jener Zeit vergangen find, wenn noch heute irgend etwa- im Stande ist, meinem Herzen wehe zu thun, so ist e# bie Erinnerung an die Schlechtigkeit, an ben schwarzen Undank, womit ich die aufopfernde Liebe meiner Mutter gelohnt habe und es wird nie in meinem ganzen Leben die Reue ersterben, die seit jener unseligen ötunbe an meinem Herzen nagt Und sie stellte sich bald ein, die nagende Reue, ich hin meiner verbrecherischen That nicht lange froh ge - worben Dir waren noch nicht in Kopenhagen an - gekommen , wo wir, unserm Reiseplane gemäß, Aufenthalt nehmen wollten, al# bas Bewußtsein meiner Schuld und ber Gebanke an meine Mutter mir schwer auf die Seele fiel. Vergebens suchte mein Genosse meine Mißstimmung hinweg zu spötteln, da# Schuldbewußtsein lag mit Zentnerschwere auf meiner A«S Afrika. Der in letzter Nummer bereit# er - wähnte Araberchef Bemana Heri (auch Bwana Heri), ber mit 6000 Streitern zu einem Angriff auf bie Deutschen bei Pangani gerüstet sein soll, ist, wie an# bem letzten Weißbuch über Ostafrika ersichtlich (cf. Bericht Wißrnann- von Bagamoyo 15. Juni 1889), ber frühere Wali von Saabani, besten Shamba bei ber „Eroberung" bieses Orts# am 6. Juni angezünbet würbe, unb auf besten Besitzung sich ber größere Theil ber bortigen Aufstänbi- schen geflüchtet hatte. Der jetzige Anführer ber Krieg#- schaar gegen bie Deutschen ist also ein ehemaliger Beamter be# Sultans von Sansibar, ber bie Gewalt xu vergelten im Begriffe steht, bie ihm von beut- scher Seite angethan worben ist Man mißt es bem Einfluß Bwana Heri# bei, baß Saabani sich wieberholt auflehnte unb beschossen werben mußte. Daß ober sein Name neben bemjenigen Buschiri# als Führer bei Aufstandes schon häufiger genannt worden wäre, haben wir nicht bemerft. Außer in jenem Wißmann- schen Bericht vom Juni v. I. findet sich ber Name Bwana Heris in ben amtlichen Darstellungen über ben Aufstanb nirgends erwähnt, e# scheint also, baß ba# Ver - schwinden Buschiris ihn zu der SBebeuturg gebracht hat, bie er al# Ches be# Aufstandes ben neueren Meldungen zufolge jetzt genießt. Stanley unb der britische Konsul Evan Smith find von Sansibar nach Mombasta abgereist, um die Insel vor der Abreise nach Egypten zu besichtigen Die Übrigen Mitglieder der Expeditton reisen morgen nach Egypten ab. 9teto 'Port, 20. Dezember Am gleichen Orte, an bem vorige Woche die Konventton der Amerikanischen Federatton of Labor stattgefunben, Boston, begann gestern bie Jahreskonferenz ber Rattonalffwn Nach einem Berichte von Willard, joekter Mitglied de# Bostoner Klub# ist unb ber sich schon feit längerer Zett als Sozialist bekennt, zählen bie bi# jetzt gegründeten 40 Klubs, deren erster am 10. Dezember » I « Boston gegründet wurde, und die über die Häyte aller Staaten verbreitet sind, 6000 eingeschriebene Mitglieder, unb bie Anhängerschaft schätzt er auf eine halbe WOiow. Letzteres ist natürlich nicht zu kontra!ireu, und wnnte man sich Über den Einfluß ber Nationalisten nur ein einigermaßen Nares Bild machen, wenn sie in irgend einer Frage, bei welcher die entschiedene Gegnerschaft ber kapitalistischen Parteien (sowie ber Temperenzler und ber Greenbackler rc) in Rechnung zu ziehen ist, in Aktion traten würden; wobei andererseits das eigentlich sozialistische Element abznziehen wäre So lange dazu feine Gelegenheit gegeben wird, haben derartige Schätzan- gen in diesem Lande keinen Werlh; man thut daher am Besten, darauf nichts zu geben, sondern sich sein Urtheil nach bem zu bilden was greifbar zu Tage tritt. Das ist ja in jeder Hinsicht gut unb behütet einen bevor, sich später vielleicht einen schweren Katzenjammer in Slge zerstörter Illusionen -u holen — Von llamv# „Lookinz B'ckw-rrd" find bis jetzt §irfa 200 000 Exemplare vertrieben worden , und vom „Nationalist", dem Organ der neuen Richtung, feit Mai 75 000. *a# sind recht respektable Zahlen' wenn man in Betracht zieht, in weich' kurzer Zett da# Jntereffe gewisser Bevölkerung-Nassen an idealen Bestrebungen — unb al- solche muß man bie ber Ito- ttonalisten unbedingt auffaffen, obwohl sie auch praktische Forderungen für die Gegenwart, resp, innerhalb des Rahmens der kapitalistischen Produktton haben — er- wacht ist So weit find wir bei der arbeitenden Klasse diese-Lande# noch lange nicht, wie uns ja wieder in letzter Zeit das Verhalten der Knights, wie auch der Mehrzahl der Delegaten zur Konventton der F o. L. gezeigt hat Willard ist der Meinung, d-ß die meisten, die ft* anschließen, die# aus natürlicher Sympathie thun, daß aber die Mehrheit von ihnen bald ausfinde, die Sache habe ihre ökonomische und »issenschastliche Sette; widmen sie sich dann dem Studium der Sache, so werden sie Sozialisten Der alte General Devereux s-i hierfür ein treffliches Beispiel; derselbe sagte: „Wenn mir noch bar sechs Monaten Jemand erklärt hätte, ich sei ein Sozialist, so hätte ich ihn ^u Boden geschmettert Jetzt finde ich an#, daß ich ein Sozialist gewesen bin nein ganze# Leben lang, ohne e# zu wissen " — Manche, oder auch einweileu noch recht £'*. nögen sich freiltib sonderbare Borstellnnge vo Us*; ^Ntten be# Wortes Sozialismus machen ifin p -ifive# e Aitü r itb be# Bostoner Klubs, Higginson, meint- i t Art" Sozia- lismu# nothwendig fi ?' .„34 i'nue as leugnen, aber welcher Art bie* * Riems id — Unb wenn man an ba# S ' «. jbi Ichinbler, bem Uebersetzer be# Bellamy «chra STao,.# au# Deutschland zurückbenkt, wo er sozusagen die nationalistischen Ideen verwirklicht gefunden — dann wird # Einem schwül! Indessen, da# „thut der Sache keinen Abbruch".— Und wenn auch nur ein fleiner Prozentsatz der Elemente, welche sich in bie Nattonalisten-Klnb# aufnehmen lassen, sich für die Sache tiefer interessiern und dadmnh in erster Linie bie nüchterne Dollar-Anschauung-weise abstreifen, unb in zweiter von dem bann erläuterten Gesichtspunkte au# bie sozialistische Literatur fhibiren — so ist da# schon von vielem Werth. E# ist al# sicher anzunehmen, daß unter den Aspiranten für den Nattonali-mu- viele sind, die sich auch direkt der fozialistischeu Partei ange - schlossen hätten, wenn ihnen die betreffen be Literatur in die Hände gekommen wäre. Man muß eben nicht au# dem Auge verlieren, daß die sozialistssche Bewegung bis- her eine fast nur deutsche war und die Antipathie gegen da# Fremde, besonders das Teussche, in Folge dessen solche Elemente welche im Uebrigen zur Ausnahme der neuen Idee disponirt waren, davon ackhielt, sich um den Sozialismus zu bekümmern. Somit befinden sich unter den Nation» listen viele Leute, und es werden vorläufig auch noch mehr unter sie gehen, welche eigentlich schon für die sozialistische Idee reif find Weiter ist anzunehmen, dach darunter ein mehr ober weniger großer Prozentsatz ist ober sein wirb, bie, lobalb sie sich über bie Sache klar geworden, rückhaltlos ihr Bekenntniß für den unver- roiebergab. Spät am Abenb, unter b6n Schutze ber Dunkelheit kam ich in meinem Heimathsstädtchra an und durchwachte die FrühlingSnacht an meinet Mutter Grab, weinend unb betenb .... bann flog ich meiner neuen Heimath zu." „Ich habe Dich auSreben lassen, Paul," begann ba# junge Mädchen, „unb will Dir meine Meinung nicht ver - hehlen " ES Hang so kühl unb geschäftsmäßig, so ganz rote man e# von ber Tochter eine# namenstolzen Kaufmanns- Hauses erwarten batf. Paul wurde durch den Ton der Stimme eisig berührt, er wußte ja nicht, daß heiße Liebe sich oftmals unter einer kalten Außenseite verbirgt, wie die glühende Lava de# Aetna unter einer Schneedecke „Ich weiß nicht, wie mein Batet über Dein Ver - gehen urtheilt, ich weiß auch nicht, ob sein strenger Rechtlichkeit-begriff dasselbe für unsühnbar hält . . . ., ich für meine Person halte e# Deiner unerfahrenen Jugend zu Gute, daß Du schwach genug warst, bösen Einflüsterungen Gehör zu geben und Dich an fremdem Eigenthum zu vergreifen. Aber Du hast Deinen Fehl- tritt hart genug gebüßt und Deine Schuld durch lang - jährige Ehrenhaftigkeit gesühnt. Und darum —" mit fieberhafter Spannung hrng er an ihren Sippen, um sein Urtheil davon zu lesen — „und darum finde ich keinen Grund, Dir meine Liebe unb Achtung zu entziehen." Er starrte sie an wie geistesabwesend, ihre ruhig gesprochenen Worte Rangen an sein Ohr wie ferner Wellenschlag. Wachte et ober roar e# ein träum ? Lang - sam zog sie ihn zu sich empor. „Ich habe Dich lieb, Paul. Mag auch ..." Weitet kam sie nicht. Mit einem jubelnden Auf - schrei flog er in ihre Arme. „Anita!" Sie zitterte in seinen Armen, ihr Köpfchen ruhte an seiner Brust Minutenlang blickten sie sich roortlo# in die Augen und in diesem Blicke, ber von Seele zu Seele brang, lag ein Gelöbniß ewiger Liebe. Ihre künstlich aufrecht erhaltene Ruhe war bahin, aus ihren großen, braunen Augensternen rannen Freudenthränen. Mit wonnigem Entzücken sah er auf bie holde Mädchen- gestalt hernieder , er küßte ihr blonde# Haargelock und die weiße, noch unentweiyte Mädchenstirn, er küßte die Thräne vom Ange und die lieben Hände führte er mit ehrfurchtsvoller Scheu an seine Sippen. Es roar ihm, al# ob er ein Lönigskind in seinen Armen halte, ein köstliches Kleinod, dessen er nicht werth sei. Das ist ja ber Grunbzug echter Siebe: Die Erkenntniß eigener Unroürbtgfeit und $n Itt Stltiijit. Ueber bie politische Vedentnvg des <Hbft: selber Prozesses schreibt bie „Nat Z " : .I» politischer Beziehung über muß diese Gerichtsverhandlung al# ein neuer Beleg der seit Jahren von uns^verttetrara Auf- fassung betrachtet werden, daß da# Sozialisten - gesetz so, wie es jetzt beschaffen ist. schädlich und unhaltbar ist. Ob .Partei" ober „Verbindung", bie Sozialdemokratie wirkt unzweifelhaft in snftema- tsscher Weise, welche geheim gehalten wird. Maßregeln der Verwaltung und ber Bollriehung von Gesetzen - tn erster Reihe de# -ozialiflengesetze# — entgegen «der ht einer Soge wie die, welche durch die viel zu lange Aufrechterhaltung des Sozialistengesetze# von 1878 der Sozialdem'?r2!ie geschaffen ist, würde jede Partei zu einer aeheimen Thättgkeit greifen Es roar eine Ueber - treibung , wenn einer der Vertheidiger in Elberfeld kgte, ebenso gut wie die 87 Angeklagten könnte man ade die HunderNausrade, welche zur sopalbemofratie halten, auf die Anklagebank bringen Der größere Thttl Derer, welche wzialdemokrattsch st rnmen, hat mit der geheimen Thättgkeit nichts weiter zu schaffen, al# daß ihnen gelegentlich geheim verbreitete Druckschriften zugesteck: werben «ber auch die# schon erzieht zu der systematischen heimlichen Ver - letzung der Gesetze, welche im Bewußtsein der weiten, dabei beteiligten »rette die Staatsordnung untergräbt Und daß Tausende und Abertausende mit ganz bemielben Rechte angeklagt, resp, verurtheilt werden könnten, wie die Personen, denen es in Elberfeld geschehen ist, unter- liegt nicht dem mindesten Zweife' Ein solcher Stand der Dinge ist unhaltbar und verderblich Von den haß- lichen begleitenden Erscheinungen, wie die Ausdehnung des Spionenwesens zur polizeilichen Ueberwachung ber Gbrimen Thätigkeit der Sozialdemokratie, ganz zu imrigen Der Elberfelder Prozeß hat nichts Nene# enthüllt er hat nur bestätigt, waS man bi-her schon wußte Die Gesetzaebung zur Niederhaltung sozial- demokratischer Ausschrritungen muß dergestalt geändert werden, daß für die große Masse ber ro^ialbemokratte, welche von anarchistischen Tendenzen fret ist, bie Be - thätigung in ber Leffentlichkeit »über möglich unb bie Versuchung zur Gehrirnbünbelei bamit hinfällig wirb." Zur selben Sache läßt sich ba# „Berl. Tgbl." au#: Hat sich boch grabe jetzt roieber gezeigt — unb ba# ganze Material der Anflagebebörde ging darauf hinau#, e# zu erweisen — daß die Organisation ber Sozial- demokratie auf die eine oder andere Weise trotz ber mehr al# zehnjährigen Wirksamkeit be# Sozialistengesetzes, welche# biefe Organisation zerschlagen sollte, fortbesteht! Daran wird auch burch biesen neuesten Prozeß nicht# geänbert werden Da# Gericht hat freilich nur seine Schuldigkeit gethan ; e# mußte auf Grund des Gesetze#, auf Grund der von ihm gewonnenen Ueberzeugung zu dem Spruch gelangen, den es gefällt. Dieser mag die einzelnen Verurtheilten mehr oder minder schwer treffen, ein entscheidender Schlag gegen die Sozialdemokratie wird damit doch nicht geführt SeBtere wird im Gegen - theil aus dem „Mattyrium" ihrer Genossen neue Kräfte ziehen, und für die bevorstehenden Wahlen konnte sie sich ja kein bessere# Agitation-mittel wünschen, al- biesen Prozeß, ber auf'# Neue gezeigt hat, wie wenig sich mit äußeren Mitteln unb Polizeikünsten, unb noch bazu mit so zweifelhaften unb bedenklichen Polizeikünsten, gegen eine derartige Bewegung aus richten läßt Wir stehen am Vorabend der Entscheidung über da# Sozialistengesetz Werden dieSartellpartcien, die bei dieser Enttche-dung den Ausschlag zu geben haben, die rechte Lehre au# bem Prozeß ziehen? Darauf bürfen wir uns säum Hoff- Mung machen Man hat wohl auch im Kartell ein Ge - fühl von ben Gefahren be# Ausnahmezustandes, denen man aber dadurch begegnen will, daß man da# al# un - wirksam und schädlich erwiesene Gesetz — verewigt! Wird dieser verhängnißvolle Schritt gethan, so wird man sehr bald der Folgen inne werden Ein unheim - liche# Anwachsen der sozialistischen Stirn- men bei den nächsten Reichstagswahlen wird e# zu spät barthun, baß man nur Lei in'S Feuer gegossen hat!" Die „Frkf Z»g “ läßt sich über bas Reiultat be# Prozesse# folgenbermaßen au#: „Schon die erste kurze Meldung über den Ausgang be# Geheimbunbprozesse#, der das Elberfelber Gericht fast anderthalb Monate be - schäftigt hat, läßt erkennen, daß die Anklage in ber Hauptsache eine N ederlage erlitten hat. Sie roar be - müht gewesen, die Existenz eines über ganz Deutschland sich erstreckenden Geheimbunde# nachzuweisen, dessen eigentlicher Vorstand die sozialdemokratische ReichStaa#- staktion sei. Um zu dieser «nmchme zu gelangen, mutzt, man die Verhältnisse so barstellen, al- sei die ganze Patteiorganisation der Sozialdemokratie nur der Mantel, unter bem sich ungesetzliche Geheimbünbelei verberge. Der Staatsanwalt hat kein Mittel unversucht gelassen, dem Gerichtshöfe eine solche Meinung beizubringen, Vrttssel, 1. Januar Die Frieben-stärke be# bel - gischen Heere# ist für 1890 auf HX) 000 Mann, die Zahl ber au#zuhebenden Mannschaften auf 13 300 festgesetzt. — Auf bem bebeutenben Zink- unb Bleiwerke der Ge- brüber Dumont in Sclaigneaux bei Anbenne# drahten bie Arbeiter mit einem Ausstande, fall# ihnen keine Lohn - erhöhung bewilligt würbe Einer ber Hüttenbesttzer er - klärte, nur mit einem Ausschuß von fünf Arbeitern inter- hanbeln zu wollen, unb es kam herauf ein Abkommen zu Stanbe, nach welchem eine sofortige Erhöhung be# Tagelohne# um 80 Lent, eintritt, dieser Zuschuß aber erst nach Verlaus eine# Jahre# ht einer Summe an jeden Arbeiter au#gezahlt wird. — In Mons würben in gestern Abend dort verbreiteten Anschlägen die Grubenarbeiter oufgeforbert, eine Lohnerhöhung von 15 Prozent mit einem Mindestbettage von 4 Franks 50 Cent für den Tag und neunstündige Arbettszrit zu verlangen bie felsenfeste Ueberzeugung von dem unermeßlichen Werthe ber Geliebten Unb bann fanden sich ihre Sippen und ruhten lange zitternd auf einander Und wie der Kuß, welcher Dorn - röschen# Zauberschlaf löste, so roar auch hier der tut de- geliebten Mannes von wunderbarer Wirkung Er löste den Bann, welcher die jungfräuliche Maid ee- fangen gehalten, und jetzt lohte die heiße Liebesglnth hervor, welche im Herren der Jungfrau geschlummen. Und in dieser toonnefehgra Stunde erfuhr der Geliebte zum ersten Male, welch leidenschaftlicher Wallungen che Herz fähig war und welche Fülle von Siebe ihr Bnsen barg. Mochte die Welt sie auch fernerhin für eine täte Schönheit halten, er hatte es erfahren, wie glühend und eidcnschaftlich, wie innig unb wahr sie zu lieben ver - land. Wie ber Sturm die glimmenden Kohle», so hatte eine Siebe ihre Siebe entfacht zu hell auflodernoer Flamme. Sie sprachen nicht mit einander, die beide» glücklichen Menschenkinder, welche sich im Dunkel bet Saube umfangen hielten Die erste Siebe spricht nicht, sie ist stumm. Da# höchste Glück wie der tiefste Schmerz kann nimmer Worte finden „Dein für immer!" Das waren ihre Sorte, als sie sich spät am Abend trennten. Niemals noch bis heute hatte Paul sei» Stübchen so glücklich betteten wie diesen Abend Sange noch stand er am offenen Fenster und blickte zu kern Heer der Sterne empor, die am wolkenlosen Nachthimmel ihre ennge» Bahnen dahinzogen Er fältele die Hände über der Brust zusammen, welche vor Wonne schier zerspringen wollte. Und wie er so dastand, war es chm, als ob das liebe Antlitz seines todten Mütterleins aus Himmelshöh» liebend auf ihn niederschane, als ob ihre Arme sich aus den Wolken hervorstreckttn unb sich segnend auf das Haupt ihres glücklichen Kinde- niedersenken. Ja, er war glücklich Heute Abrad zum erste» Male wieder seit seinen Kindertagen. Was auch die Zukunft in ihrem dunklen Schooße bergen mochte, heut' kümmerte e» ihn nicht, heut' lebte er der beglückenden Gegenwart.