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«r.  2 
sen  3.  Januar  1890 
lx)rt|ni  •  in  der  (tpcbttisn,  sowie  iäwuHttitfcm  Wnncnmi  •  Btrreel 
Äm-Herf,  30.  Dezember  Die  diesigen  Äotroftn 
v jB 
Johann 
nann 
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Ithtt 
alS 
M 
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tetra  Cffenbarunqs- 
Sarf,  BierhLndler, 
Joris,  unter  Sitten* 
des 
und 
der 
Löncke  mit  Caroliue 
'schied.  Schaefer. 
>et  1S89 
f  1889. 
icht  Hamdarg. 
-.  Ham!  rq. 
)eddr.  ttebet 
London,  1.  Januar.  Der  Bericht  dcS  Schatzamtes 
weist  an  btinnahmen  für  das  am  31.  Dezember  schließende 
Quartal  Lst.  21  577  798  gegen  Lst  21  266  907  des  Bor -
jahres  auf,  für  die  am  31.  Dezember  schließenden 
12  Monate  Lst.  88  963  595  gegen  Lst.  90  173  416  des 
Vorjahres  Die  Einnahmen  aus  den  Zöllen  der  ver- 
In  Betreff  der  Auflösung  von  Versamm -
lungen  theilt  der  ^Reichsanzeiger"  RechtsgrundsStze  mit, 
welche  das  Oberverwaltungsgericht  kürzlich  ausgesprochen 
hat  Danach  rechtfertigt  die  Strafthat  eines  einzelnen 
ining  mit  Laroline 
—  Abraham  Levie 
t  Johann  Wilhelm 
uise  Rademacher  — 
Vilhelm  Müller 
-  Heinrich  Julius 
rstian  Pasemann  — 
—  Georg  Johann 
Repohl.  —  Ludwig 
.  —  August  Emil 
Schulz.  —  Franz 
gett  Thiel.  —  Earl 
r  Paul  Wagner  — 
t  Ferdinand  Wegner, 
enbt.  —  Hermann 
n  Hinrich  Friedrich 
ing  Wolfring,  Med. 
Earl  Ziegler 
hörige. 
rr  1889, 
ie  Standesämter. 
kopezierer.s  Eichen- 
ich  Theodor,  «rot- 
—  Hansen,  Aagull 
Ihorst,  Schumann 
org  Lindenberg  — 
—  Hermann  Carl 
ch  Christian  Emrl 
Christian  Meier.  — 
deutschen  Wohnsitze  über  das  politische  Vorleben 
Bürgerrecht-kandidaten  Erkundigungen  einzuziehen 
sodann  über  die  politische  Stellung  desielben  in 
Schweiz  selbst 
Pari-,  1.  Januar  Mit  Schluß  bei  Jahres  gab 
ei  in  Frankreich  noch  51  lebenslängliche  Senatoren 
28  derselben  haben  ihre  Mandate  noch  aui  der  Zeit  der 
Begründung  des  Oberhauses,  während  23  in  der  Zeit 
vom  März  1876  bis  zum  Dezember  1884  vom  Senate 
selbst  gewählt  wurden  Mit  dem  Gesetze  vom  9.  Dezember 
1884  wurde  die  Institution  der  lebenslänglichen  Sena -
toren  aufgehoben  und  die  noch  vorhandenen  sogenannten 
unabsetzbaren  Senatoren  auf  den  Auisterbe-Etat  gesetzt. 
schiffen  30  Dol,  Maschwenichmierer  50  Doll,  Hechm 
45  Doll  und  Kohlentrimmer  35  Doll  pro  Monat 
Die  Longstoremeu  verlangen  ebensavs  mehr,  nämlich 
35  c.  pro  Stunde  Falls  diese  Forderungen  nicht  be -
willigt  werden,  wird  mit  einem  allgemeinen  Streik 
gedroht. 
Der  sächsische  ReichStagSabgeordnete  Leuschner, 
Vertreter  bei  Wahlkreises  Glauchau-Meerane,  ist  nach 
Mittheilung  auS  Glauchau  im  66  Lebensjahre  gestorben 
Er  war  früher  nationalliberal,  ging  aber  bei  seinen 
reaktionären  Neigungen  später  zur  (freikonservativen) 
Reichspartei  über. 
Dar  ^Hambarrer  W*  erscheint  täglich,  anher  «ontags.  • 
M«r  g|eggeend0ttil  beträgt:  durch  die  Poft  bezogen  (Nummer  des  Postkatalogs  KW)  ohne 
Vrmgegeld  vierteljährlich  A  4.20;  durch  die  »olportvre  wöchentlich  36  zh  frei  m  s  Haus 
Verantwortlicher  R.daktbr:  Ott»  Stoltra  in  Hamburg. 
aber  jetzt  sage,  hatte  er  die  Absicht,  sich  von  mir,  als 
einem  lästigen  Anhängsel,  zu  befreien.  Ich  zauderte 
lange,  da  mir  die  Gefahren  zu  groß  schienen,  er  aber 
wußte  alle  meine  Befürchtungen  zu  zerstreuen. 
In  der  Kleidung  eines  jungen  Seemanns  trat  ich 
einige  Tage  später  in  Kiel  an'S  Land.  Der  Eisenbahn -
zug,  welcher  mich  zu  meiner  Mutter  bringen  sollte,  war 
bereits  auf  der  vorletzten  Station  angelangt,  als  plötzlich 
ein  Polizerbeamter  tn  mein  Koupä  trat  ur.d  mich  für 
verhaftet  erklärte.  Ein  Geschäftsfreund  meines  Prin -
zipals,  welcher  sich  mit  mir  im  Zuge  befand,  hatte  mich 
trotz  meiner  Kleidung  erkannt  und  meine  Verhaftung 
veranlaßt.  Zum  Tode  erschrocken  vermochte  ich  kein 
Wort  hervorzubringen,  in  meiner  Betäubung  ließ  ich 
Alles  willenlos  mit  mir  geschehen  Nur  um  die  eine 
Vergünstigung  bat  ich,  meine  Mutter  scheu  zu  dürfen 
—  vergebens.  Man  führte  mich  nach  Danzig  in  Unter- 
suchungshaft,  und  einige  Wochen  später  wurde  ich  zu 
einer  Gefängnißstrafe  von  zwei  Jahren  verunheilt. 
WaS  ich  in  jener  Zeit  gelitten,  weiß  nur 
Gott  allein  .  .  .  ich  vermag  es  nicht  zu  schildern. 
Reue,  Verzweiflung,  Wahnsinn,  Haß  und  Rachsucht 
wohnen  hinter  jenen  Mauern,  die  mich  zwei  Jahre  lang 
einschlossen.  Zuweilen,  wenn  ich  in  meiner  einsamen 
Zelle  bis  zur  Ermüdung  auf  und  ab  ging,  kam  mir  Alles 
wie  ein  böser  Traum  vor  .  .  .  nur  ein  energische-  Auf- 
Tütteln  des  Geistes,  so  schien  es  mir,  und  der  Tranrn 
war  zu  Ende. 
Und  bann  traf  mich  der  herbste  Schmerz  meines 
LebenS,  der  Tod  meiner  Mutter  AIS  ich  diese  Kunde 
erhielt,  deckte  bereits  der  Rasen  ihr  sterblich  Theil.  Wie 
ein  Wahnsinniger  ging  ich  in  meiner  Zelle  umher,  wie 
ein  wildes  Thier  rüttelte  ich  an  den  Eisenstäben  meine- 
Kerkerfensters  Dann  verfiel  ich  in  eine  dumpfe  Betäu -
bung,  eine  Gleichgültigkeit  gegen  Alles  in  der  Welt  be- 
mächtigte  sich  meiner,  die  ich  vergebens  abzuschütteln 
versuchte.  Was  sollte  ich  noch  in  der  Welt,  was  fesselte 
mich  noch  an  mein  Dasein,  da  sie  nicht  mehr  war,  an 
der  mein  Herz  mit  leidenschaftlicher  Liebe  hing? 
Ich  hatte  keine  Hoffnung  mehr,  meine  Freude  am 
Leben  war  dahin.  Nur  einen  Wunsch  hatte  ich  noch, 
einmal  noch  wollte  ich  am  Grabhügel  meines  todten 
Mütterlein-  knieeu  und  dann  sterben 
Endlich  schlug  die  Stunde,  in  welcher  sich  mir  die 
Pforten  des  Gefängnisses  öffneten.  Der  Gefängnißgeist -
liche  welcher  mich  hin  und  wieder  in  meiner  Zelle  be- 
sucht  hatte,  überreichte  mir  vor  meinem  Austritt  einen 
Brief  Deines  BaterS,  mit  der  Aufforderung,  mich  ihm 
vorzustellen.  Noch  heute  weiß  ich  nicht,  was  Deinen 
Vater  zu  dieser  edlen  That  bewog,  die  mich  dem  Leben 
A«S  Sachse«.  Aehnlich  wie  vor  Kurzem  die 
Dresdener  Verwaltungsbehörden,  bedroht  jetzt  auch  die 
Amt-Hauptmannschaft  Glauchau  die  öffentliche  Aechtung 
(Boykottirung)  von  Gewerbtreibcnden  mit  Geldstrafen 
bi-  zu  X  150  oder  Utägiger  Hast 
Aus  der  Schweiz.  Zur  Frage  der  Ausnahme 
von  Deutschen  in's  schweizerische  Bürgerrecht  wird,  wie 
die  „Frks.  Ztg."  mittheilt,  soeben  wieder  ein  Aktenstück 
bekannt,  welche-  die  politischen  Erhebungen,  die  der 
BundeSrath  in  jedem  einzelnen  Falle  veranstalten  läßt, 
durchaus  nicht  so  harmlos  erscheinen  läßt,  wie  sie  von 
gewiffer  Seite  dargestellt  werden.  Da-  eidgenössische 
Justiz-  und  Polizeideparlement  erließ  den  folgenden 
Brief: 
Die  Nachrichten  über  die  Peters'sche  Expe -
dition  lösen  sich  ab.  Im  Gegensatze  zu  den  letzten 
günstigen  Nachrichten  kann  ein  Offenbacher  Mitarbeiter 
de-  ^Franks.  Journal"  folgende  Mittheilungen  an-  einem 
Briefe  eines  nahen  Anverwandten  in  Aden  machen,  die 
nähere  Kunde  über  da-  Schicksal  de-  Dr.  Peter-  bringen 
Der  Brief  ist  batirt  vom  18.  Dezember,  also  12  Tage 
später  all  bie  bisherigen  Nachrichten,  unb  lautet  an  bet 
betreffen ben  Stelle  folgenbermaßen: 
KapitSnlicuteuant  Rust,  der  einzig  Ueber- 
lebende  der  Peter-fchen  Expedition,  ist 
jetzt  hier  (in  Aden).  Ich  habe  mit  ihm  gesprochen  und 
sagte  er,  er  hätte  schrecklich  zu  leiden  gehabt.  Als  er  in 
Lamu  an  Bord  kam,  hatte  er  keine  Schuhe  mehr;  Klei -
der,  alle-  zerriffen;  er  selbst  noch  schwer  fieberkrank.  Er 
war  fünf  Tage  bewußtlos  und  feine  Leute  verließen  ihn 
für  todt.  Dieselben  marschirten  weiter,  nur  sein  treuer 
Diener  blieb  bei  ihm.  AIS  er  zu  sich  kam,  berichtete 
einer  seiner  Leute  die  ihn  vorher  verlaffen,  daß  Peters 
eine  Tagereise  von  ihm  ermordet  sei  Der  Mann  schwur, 
er  hätte  Peter-  selbst  liegen  gesehen  mit  abgeschlagenem 
Arme  und  Tiedemann  mit  drei  Speeren  in  der  Brust. 
I  zum  27  b  Mt- 
or  dem  unterzeich. 
Redner-,  allo  eine  beleidigende  Aeußerung  desselben 
(Rebe  be-  Pastors  Thümmel)  an  sich  noch  nicht  bie  Aus -
lösung,  wenn  die  Fortsetzung  solcher  Strafthat  eine-  Theil- 
nehwerS  an  der  Versammlung  durch  Maßnahmen  gegen 
die  Person  des  Exzedenten  mit  Erfolg  verhindert  werden 
kann,  ..wobei  e-  selbst  nicht  auSgeschloffen  sein  mag,  daß 
sie  von  denjenigen  Befugnissen  Gebrauch  macht,  welche 
ihr  der  §  6  de-  Gesetze-  zum  Schutze  der  persönlichen 
Freiheit  vom  12.  Februar  1850  eingeräumt  hat".  Erst 
wenn  bie  Auslösung  als  da-  hierzu  nöthige  Mittel,  die 
.nöthige  Anstalt"  im  Sinne  de-  8  10  Titel  17  Theil  II 
de-  Allgemeinen  Landrecht-  sich  erweist,  um  die  öffentliche 
Sicherheit  und  Ordnung  wiederherzustellen,  dürfe  zur 
Auflösung  selbst  geschritten  werden 
»all  befand,  sammel- 
m  Einschlafen  wieder -
weiche-  ich  wortlo -
ben  Und  ich  habe 
ta.  ich  habe  meiner 
ch  war,  da-  Herz  ge ¬ 
lte  au4  tiefster  Brust 
I  Hand  der  Geliebten 
I  gab  ihm  ben  Muth 
ifahrra 
einige  Jahre  älter  al# 
ir  eine  jener  frühreifen 
>t  zu  zeitigen  pflegt. 
>arrn  frne  schlechten 
hoffen;  er  war  ohne 
leichtsinnig  gewissen- 
en  Umgebung.  Dabei 
lerer  Schliff,  ein  ge -
ile-  Auftreten,  seine 
ende»  Erzäa.ertalent 
ti  Jüngling  bestrickt, 
njchenkennniiß  besaß, 
ihn  und  da  er  seit» 
ah>n  unb  sogar  meine 
r-ülte  mich  die-  ant 
tereffant  zu  erzählen, 
>  W'tzen,  schwärmte, 
u  id  Meere,  für  In- 
für  Abenteuer  unter 
gab  oftu.al-  deutlich 
in  einem  zivi'.ifiricn 
'  eine-  sungen.  that- 
Er  harte  ollerd.ng- 
brannte 
t  bereit*  unter  ben 
i.tb  int  VTteryrnnfce 
erbe«  Schreckgespenst 
ir  den  Gedanken  an 
den  unb  dafür  allerlei 
.  kurz,  wir  wurden 
grabet!  in  die  weite 
t ; geu  Gel*graheit  ver- 
n  ich.  der  da-  volle 
is6,  eine  bedeutende 
hatte.  Ich  versichere 
tun  zu  beschönigen  — 
it,  mich  zu  einer  Un- 
sortietzung  folgt) 
kein  Zeitung-artikel  der  verbotenen  Prefie,  au-  dem 
sich  die  Existenz  einer  Verbindung  folgern  ließ, 
kein  verfänglicher  Satz  ans  den  Reden  der  sozial -
demokratischen  Abgeordneten,  der  eine  .revolutionäre" 
Deutung  zuließ,  war  feinem  Auge  entgangen.  Er  hat 
aber  den  Gericht-Hof  nicht  zu  überzeugen  vermocht;  in -
dem  dieser  einen  großen  Theil  der  Angeklagten,  darunter 
die  Reich-tag-abgeordneten  Schumacher,  Grillenberger 
und  den  von  der  Auflage  al-  Vorsteher  de-  Geheim- 
bunde-  bezeichneten  und  durch  höheren  Strafantrag  al- 
solchen  kenntlich  gemachten  Bebel  freiiprach,  verneinte  er 
in  bündigster  Weise  grabe  da-  Moment  der  Anklage, 
da-  dem  Prozeffe  da-  karakteristische  Gepräge  gab  und 
wie-  die  Jdenttfizirung  der  Parteiorganisatton  mit  straf -
barer  Bündelei  zurück  In  der  Freisprechung  Bebel- 
und  seiner  parlamentarischen  Kollegen  liegt  die  Aner -
kennung,  daß  bie  sozialdemokratische  Parteileitung  weder 
an  «ich  eine  Ungesetzlichkeit  ist.  noch  sich  durch  ihre 
Thätigkeit  strafbar  gemacht  hat.  Was  bei  dem  Monstre- 
nrozetz  herau-gekommen  ist,  läßt  sich  kurz  dahin  fassen: 
Im  Wupper  thal  hat  eine  lokale  Organisation  der  Sozial -
demokratie  ebenso  bestanden,  wie  in  Berlin,  Hamburg, 
Frankfurt;  nachdem  die  Judikatur  de-  Reichsgerichts  die 
Handhabe  geboten  hat,  die  lokalen  Organisationen  unter 
den  Begriff  de-  Art.  129  de-  Strafgesetzes  zu  bringen, 
hat  auch  da-  Elberfelder  Gericht,  das  vor  fünf  Jahren 
jene  Auffassung  zurückgewiesen  hatte,  der  lokalen  Organi -
sation  den  Karakter  einer  Verbindung  zu  ungesetzlichen 
Zwecken  zuerkannt  und  die  Theilnehmer  bestraft  Also 
nur  ein  weitere-  Glied  in  der  schon  langen  Kette  bildet 
der  Elberfelder  Prozeß,  und  der  von  der  Staatsanwalt -
schaft  unternommene  Versuch,  ihn  über  dieses  Niveau 
emporzuheben  und  gewiffermaßen  zu  einem  vernichtenden 
Schlag  gegen  die  sozialdemokratische  Parteithätigkeit  zu 
machen,  ist  vollständig  gescheitert." 
itti  »it  8-lt. 
Novelle  von  Franz  Laufkötter 
Seele  und  lose  Reden  vermochten  den  na  zenden  GewiffenS- 
wurm  nicht  zu  ertödten  Ich  weinte  still  vor  mich  hin, 
während  Jener  lachte. 
Wenn  ich  doch  wenigstens  von  der  Mutter  Abschied 
genommen  hätte!  Der  Gedanke  quälte  mich  ohne  Unter -
laß  und  ich  redete  mir  ein,  daß  mein  Weggehen  ohne 
Lebewohl  und  Abschiedskuß  die  Hauptursache  meiner  Miß- 
stimmurg  fei.  Ich  hatte  Heimweh;  vor  dem  Bilde  der 
weinenden  Mutter  erblaßten  in  meinem  Geiste  alle  jene 
Zauderbilder,  die  meine  Sinne  bethört  hatten.  WaS  galt 
mir  jetzt  die  Fremde?  Mit  unsichtbaren  Fäden  zog  eS 
mich  nach  jenem  Häuschen  hin,  wo  meine  Mutter  wohnte, 
nach  jenem  Erdenwinkel,  wo  ich  meine  glücklichen  Kinder- 
tage  verlebt. 
„Höre  einmal,  Paul,"  sagte  nach  unserer  Ankunft  in 
Kopenhagen  mein  Verführer  zu  mir,  „Du  bist  noch  zu -
viel  Kind  und  ich  befürchte,  daß  Du  Dich  in  der  Fremde 
nicht  glücklich  fühlen  wirst.  Du  denkst  zuviel  an  Das, 
was  hinter  Dit  liegt,  anstatt  daran  zu  denken,  was  uns 
in  der  weiten  Welt  erwartet.  Ist  Deine  Sehnsucht  nach 
den  Urwäldern  Amerikas  bereits  erloschen ?  Und  Du 
willst  ein  Trapper  werden,  ein  Büffeljäger  und  Riff- 
pirat  ?  Glaube  es  mir,  Paul,  wenn  Dich  heute  eine 
indianische  Rothhaut  sähe,  er  würde  Dich  mit  Recht  ein 
Blaßgesicht  nennen."  Ich  fühlte  wohl  den  Spott  in 
seinen  Worten,  aber  eigenthümlicher  Weise  kränkte  mich 
derselbe  nicht.  Mein  knabenhaftes  Schwärmen  hatte  ein 
jähes  Ende  gefunden  und  ich  hätte  mich  selbst  am  Liebsten 
verspotten  mögen.  „Deine  Mutter  liegt  Dir  im  Sinn," 
fuhr  er  fort,  „ich  meine,  wenn  Du  richtig  und  vorschrifts -
mäßig  von  ihr  Abschied  genommen  hättest,  wie  es  einem 
Muttersöhnchen  geziemt,  so  würde  Euch  Beiden  eine 
längere  Trennung  nicht  halb  so  schwer  fallen."  Ich 
sah  ihn  überrascht  an,  da  er  meine  eigenen,  innersten 
Gedanken  aussprach.  „Aber  es  ist  noch  nicht  zu  spät 
dazu,  die  Bersäumniß  kann  noch  immer  wieder 
gut  gemacht  werden."  „Wie  wäre  das  wohl  möglich?" 
entgegnete  ich  hoffnungslos  „Es  ist  leichter,  als  Du 
glaubst.  Ich  will  Dir  meinen  Plan  mittheilen.  Du 
machst  von  hier  aus  —  über  Kiel  z.  B.  —  einen  Ab -
stecher  nach  Deiner  Heimath,  ohne  Danzig  zu  berühren, 
besuchst  Deine  Mutter,  befriedigst  die  Triebe  Deines 
Kindesherzens  und  kehrst  als  geheilt  wieder  nach  Kopen -
hagen  zurück,  wo  ich  Deine  Rückkehr  erwarte.  Ich  mache 
Dir  diesen  Vorschlag,  um  Tein  gestörtes  Wohlbefinden 
wieder  herzustellen.  Als  Tein  Freund  und  Reisemarschall, 
als  Vergnügungsintendant  und  Führer  zu  den  Roth- 
häuten  halte  ich  es  für  meine  Pflicht,  in  jeder  Weise  für 
Dich  zu  sorgen."  Wie  ich  damals  glaubte,  entsprang 
fein  Vorschlag  einem  Gefühl  des  Mitleids;  wie  ich  mir 
Mit  ausgezeichneter  Hochschätzung  I 
Eidgen.  Justiz-  und  Polizeidepartement 
Der  Departementssekretär. 
(Sig.)  Dct.  TrachSler. 
Der  Chef  des  PolizeidepartemenlS  des  ostschweize- 
rischen  Kantons,  an  welchen  da-  oben  wörtlich  abge» 
druckte  Schreiben  deS  eidg.  Justiz-  und  Polizeideparte- 
ment-  gerichtet  ist,  bemerkte  nach  Empfang  desselben  auf 
dessen  Rückseite:  „Ein  Leumundszeugniß  dürfte  hin- 
reichend  sein."  Auch  im  vorliegenden  Falle  handelt  es 
sich  darum,  bei  bet  HeimathSbehörde,  bezw  im  letzten 
Bern,  26.  Juni  1889. 
Das  Justiz-  und  Polizeidepartement  der  schweizerischen 
Eidgenoffraschsfl 
an  das  Polizeidepartement  deS  Kantons 
Tit.I 
Herr  N  N.,  wohnhaft  in  B,  Kanton  3E.,  ist  beim 
Bundesrath  um  Ertheilung  einer  Bewilligung  zur  Er -
langung  des  schweiz.  Bürgerrechts  eingekommen.  Wir 
ersuchen  Sie,  unS  gefl  mittheilra  zu  wollen,  was  über 
die  politischen  Anteeedentien  deS  Setenten,  sowie  über 
seine  Beziehungen  zu  politisch  thätigen  Persönlichkeiten 
bekannt  ist  unb  ob  sonst  etwa-  gegen  benselben  vorliegt, 
welches  ihn  zur  Ertheilung  bet  gewünschten  Bewilligung 
ungeeignet  erscheinen  läßt 
us.  Sons  Joachim 
ldkrrstraße  »q  _ 
ec,  geb  Bielefeld 
62,  Wr.  6,  Pan. 
)t  mit  Anna  Louise 
Schmidt  mit  Amalie 
Adolph  Lubowicu- 
—  Johann  Friedrich 
Sophia  Florentine, 
-  Johann  Hartmann 
tna  Henriette  Starcke. 
Anna  Rebecca,  geb. 
nrich  Wilhelm  Sdm- 
Wulf  —  Christian 
—  Hermann  Diedrich 
ie  Piel.  —  Robert 
lene  Henriette  Geor- 
kiel  Mathiajon  mit 
genommen: 
an  Ludwig  Georg 
—  Iuliu-  Erhard 
rich  Bermpohl 
obert  Emil  Bielert 
st  Hinrich  Frievrich 
oebrnFe  —  Heinrich 
h  Brix  Johann 
Joachim  Heinrich 
Dietz  —  Gustav 
tl  Friedrich  Maria 
Heinrich  Garf-  — 
Albert  Grasser  — 
nud  Grünthal  — 
Hagen  —  Johann 
profer  —  Friedrich 
brich  Jürgen-  — 
Junge.  —  Heinrich 
g  —  Carsten  Jo- 
ßottlieb  Krause  — 
ich  Hermann  Kruse 
ler  Hinrich  Kühl 
nmell,  Dr  med  — 
Zur  Auslegung  des  $  110  des  Strafgesetz 
ducheS.  Noch  keine  Ahnung  hatte  da-  Reichsgericht 
vor  einem  halben  Jahre  davon,  daß  die  Zuwiderhand -
lung  gegen  eine  kontraktliche  Abrede  ein  Ungehorsam 
gegen  ein  Gesetz  im  Sinne  deS  §  110  sein  könne  so 
schreibt  der  Prof.  Lüning  in  Jena  an  die  „Hamburger 
Nachrichten"  in  einer  Kntik  deS  neuesten  Urtheils  des 
Reich-gericht-,  welche-  die  öffentliche  Aufforderung  zum 
Kontraklbruch  als  strafbar  nach  §  110  deS  Strafgesetz- 
buch-  erflärt.  ES  heißt  nämlich,  wie  Herr  Löning  be- 
richtet,  in  einem  Urtheil  des  Reichsgerichts  vom 
7.  Juni  v.  I.  (Entscheidungen  in  Strafsachen  Band  19 
S.  116):  „Wenn  die  (von  dem  Gemeindevorsteher  zur 
Straßenpflasterung  engogirten)  Handwerker  der 
Aufforderung  des  Beschwerdeführers  (des  Angeflagten), 
die  Pflasterung  zu  unterlassen,  Folge  geleistet,  so  würden 
sie  zwar  der  mit  dem  Gerne  ubevorsteher  getroffenen 
kontraktlichen  Abrebe,  nicht  aber  einer  obrigkeitlichen  An- 
orbnung  entgegengehanbelt  haben.  AuS  biesen  Grünben 
muß  ber  Beschwerdeführer  von  bet  Anklage  des  Ver -
gehen-  der  öffentlichen  Aufforderung  zum  Ungehorsam 
gegen  die  Staatsgewalt  freigesprochen  werden."  — 
Weiterhin  führt  Löning  in  der  Krittk  des  neuesten  Reichs- 
gerichtsurtheils  noch  Folgendes  an:  Die  Verpflichtung 
zur  Einhaltung  von  Verträgen  ist  im  Gebiete  deS 
preußischen  Allg.  Landrechts,  deS  französischen  Rechts, 
sowie  des  fönigl.  sächsischen  bürgerlichen  Gesetzbuches  ja 
allerdings  durch  Gesetz  ausgesprochen;  dagegen  beruht 
sie  im  ganzen  übrigen  Deutschland,  im  Gebiete  des  soge -
nannten  Gemeinen  Rechts,  nur  auf  Gewohnheit,  nicht 
auf  Gesetz.  Die  geschriebenen  Quellen  deS  gemeinen 
Privatrechts,  die  römischen  Recht-bücher  gelten  bei  uns 
selbst  nur  kraft  thatsächlicher  Gewohnheit;  über  den 
Arbeit-vertrag  im  modernen  technischen  Sinne  enthalten  sie 
zudem  fast  nicht-,  da  dieser  den  Römern  mit  ihrer  Sklawen- 
wirthschaft  so  gut  wie  unbekannt  war;  hier  basirt  also  die  Ver -
pflichtung  durchaus  nur  auf  ungeschriebenem,  herkömmlichem 
Recht.  Hat  nun,  wie  in  Ihrem  Artikel  vom  21  v.  M. 
gesagt  ist,  die  Strafvorschrift  im  St  -G.-B  §  110  wirk- 
lich  einen  streng  formalen  Karakter  und  erstreckt  sich  die -
selbe  auf  die  Aufforderungen  zu  jeder  beliebigen  Gesetz -
widrigkeit,  so  sann  sie  offenbar  nicht  auf  Aufforderungen 
zu  solchen  Rechtswidrigkeiten  bezogen  werden,  die  nicht 
einem  Gesetz  sondern  lediglich  einem  Satze  des  Gewohn -
heitsrechts  zuwiderlaufen.  Das  würde  dann  zu  der  Folge 
führen,  daß  die  Aufforderung  zum  Vertragsbruch  in 
manchen  Theilen  Deutschlands  strafbar  wäre,  in  anderen 
dagegen  nicht,  und  zwar  je  nachdem  die  Verpflichtung 
zur  Haltung  eingegangener  Verträge  zufällig  in  einem 
Gesetz  ausdrücklich  ftatuirt  wäre  ober  nicht:  eine  Folge, 
bie  m.  E  für  sich  allein  schon  geeignet  ist,  Bedenken  da -
gegen  zu  erregen,  im  St  -G.-B.  §  110  unter  „Ungehorsam 
gegen  Gesetze"  jede  beliebige  Gesetzwidrigkeit  zu  verstehen. 
DaS  Wort  „Ungehorsam",  nicht  das  Wort  „Gesetz"  ist 
das  entscheidende  für  eine  richtige  Auslegung  des  $110. 
Athen,  1  Januar  In  Folge  der  fortgesetzten 
Jnterpellattonen  in  der  Kammer  wirb  das  Büdget  nicht 
vor  Neujahr  alt.  Stile-  votirt  werden  Der  Regierung 
finb  zwei  provisorische  Zwölftel  bewilligt  worben  —  Nach 
Berichten  auS  Kreta  wirb  bie  Amnestie  auch  auf  kriegs -
gerichtliche  Verurtheilungen  au-gebehnt 
Bukarest,  1.  Januar  Der  Senat  nahm  bie  Vor- 
latze,  betreffend  da-  Rekrutenkontingent  für  1890,  an. 
Die  Kammer  lehnte  die  Amendement-  der  Oppositton  zu 
ber  Abreffe  ab  unb  nahm  ben  ersten  Paragraphen  be# 
Entwurfs  ber  Majorität  an.  —  Zahlreiche  bisher  nicht 
schwere  Fälle  von  Influenza  werben  hier  konstatirt.  Die 
Zahl  ber  in  ber  Garnison  an  ber  Influenza  Erkrankten 
betrug  gestern  Abenb  1557. 
Rußland.  Ein  neuer  Gewaltstreich  ist 
gegen  bie  Deutschen  in  ben  baltischen  Provinzen  zu  ver -
zeichnen.  Durch  ein  am  letzten  Tage  de-  alten  JahreS 
tn  Petersburg  veröffentlichte-  Gesetz  wirb  ber  Minister 
für  BolkSaufflärung  ermächtigt,  da-  bratsche  Gymnasium 
in  Golbingen  (Äurlanb)  binnen  brei  Jahren  zu  schließen 
unb  bie  ber  Kmlänbischen  Ritterschaft  für  baS  Gymnasium 
bewilligte  RegierungS-Subsibie  von  1600  Rubeln  jährlich 
von  Neujahr  1890  ab  zurückzuziehen  Daß  es  grabe  ein 
„Minister  für  Volk-aufklärung"  ist,  betn  bie  Gnade  zu 
Theil  wird,  eine  Stätte  der  Bildung  schließen  zu  dürfen, 
weil  dort  deutsche  Knaben  in  ihrer  eigenen  Kultur- 
sprache  Unterricht  empfangen,  ist  eine  nm  so  blutigere 
Satire  auf  dieses  Treiben. 
floffraen  12  Monate  nahmen  um  Lst  496  000  unb  die 
jenigen  au-  ben  Posten  unb  Telegraphen  um  Lst  780000 
zu,  bagegen  nahmen  bie  Einnahmen  au-  ben  Steuern 
um  1  Million  unb  au-  ben  sonstigen  Abgaben  um 
Lst  1  215000  ab 
6. 
Es  ist  ein  bebauerliche-  Symptom  menschlicher 
HerzenSboSheit,  baß  bie  Kurzsichtigkeit  be#  Mitmenschen 
—  bie  körperliche  sowohl  al#  auch  die  geistige  —  so 
gern  mit  ber  Lange  be#  Spottes  übergossen  wird  Das 
Pince  uez  zur  Verschärfung  ber  Sehkraft  wirb  böswilliger 
Weise  für  bas  Zeichen  eines  affektinen,  renommireubeu 
Wesens  erflärt,  und  man  behauptet,  daß  -  nicht  bei 
ir: 
rgwersen  —  Carl 
jo  Dehn  —  Otto 
—  Emil  Christoph 
i  Vogel.  —  Johann 
rten#  —  Johann 
Iuliu#  Dölle.  — 
-  Joachim  Heinrich 
M  Wilhelm  Moritz, 
er  1889. 
StMUdeSauUer. 
(Nachdruck  verboten) 
(Fortsetzung.) 
Lu  dem  betreffenden  Abende  folgte  er  mir  auf 
meinem  Wege  zum  Postamte,  nahm  mich  mit  sich  in  ein 
Wirth-hau#,  unb  dort,  in  einem  heimlichen  Winkel,  ahmte 
er  im  Postbuche  bie  Quittung  des  Beamten  nach  und 
nahm  bie  Geldsumme  an  sich  Ich  mußte,  seinem  Plane 
gemäß,  in  das  Geschäft  zurückkehren  und  dort  das  Buch 
abgeben.  Er  baute  darauf,  daß  der  Kassirer,  wie  ge -
wöhnlich,  nur  einen  flüchtigen  Blick  hineinwerfen  würde 
und  somit  die  Entdeckung  des  UnterschleifS  frühestens  ant 
folgenden  Tage  stattfinden  könne.  Zugleich  mußte  ich 
meinem  Prinzipal  die  Mittheilung  machen,  daß  meine 
Mutter  schwer  erkrankt  sei  und  um  die  Erlaubniß  bitten, 
sie  noch  heute  besuchen  zu  dürfen.  Bereitwilligst  wurde 
mir  bet  Urlaub  gewährt  ober  anstatt  zu  meiner  Mutter, 
wandte  ich  mich  )um  Hafen,  wo  mich  der  Andere  er -
wartete.  E#  war  ihm  gelungen,  einige  Matrosen  zu  be -
wegen,  uni  auf  einem  in  derselben  -stunde  nach  Kopra- 
Hagen  abgehenden  Schiffe  zu  verbergen  .  .  .  Als  die 
Unterschlagung  entdeckt  würbe,  befanden  wir  un-  bereit# 
in  Sicherheit. 
Dn  kannst  e#  Dir  selbst  ausmalen,  Anita,  wie  meiner 
armen  Mutter  zu  Sinne  war,  als  sie  die  Kunde  bekam, 
baß  ihr  Sohn  ein  Dieb  sei  —  ja,  ein  Dieb,  daß  er  das 
in  ihn  gesetzte  Vertrauen  auf#  Gröblichste  getäuscht,  daß 
er  als  landflüchtiger  Verbrecher  ohne  Abschied  in  die 
weite  Welt  gegangen.  Wenn  noch  heute,  nachdem  acht 
Jahre  seit  jener  Zeit  vergangen  find,  wenn  noch  heute 
irgend  etwa-  im  Stande  ist,  meinem  Herzen  wehe  zu 
thun,  so  ist  e#  bie  Erinnerung  an  die  Schlechtigkeit,  an 
ben  schwarzen  Undank,  womit  ich  die  aufopfernde  Liebe 
meiner  Mutter  gelohnt  habe  und  es  wird  nie  in  meinem 
ganzen  Leben  die  Reue  ersterben,  die  seit  jener  unseligen 
ötunbe  an  meinem  Herzen  nagt 
Und  sie  stellte  sich  bald  ein,  die  nagende  Reue,  ich 
hin  meiner  verbrecherischen  That  nicht  lange  froh  ge -
worben  Dir  waren  noch  nicht  in  Kopenhagen  an -
gekommen  ,  wo  wir,  unserm  Reiseplane  gemäß, 
Aufenthalt  nehmen  wollten,  al#  bas  Bewußtsein 
meiner  Schuld  und  ber  Gebanke  an  meine  Mutter 
mir  schwer  auf  die  Seele  fiel.  Vergebens  suchte 
mein  Genosse  meine  Mißstimmung  hinweg  zu  spötteln, 
da#  Schuldbewußtsein  lag  mit  Zentnerschwere  auf  meiner 
A«S  Afrika.  Der  in  letzter  Nummer  bereit#  er -
wähnte  Araberchef  Bemana  Heri  (auch  Bwana  Heri),  ber 
mit  6000  Streitern  zu  einem  Angriff  auf  bie  Deutschen 
bei  Pangani  gerüstet  sein  soll,  ist,  wie  an#  bem  letzten 
Weißbuch  über  Ostafrika  ersichtlich  (cf.  Bericht  Wißrnann- 
von  Bagamoyo  15.  Juni  1889),  ber  frühere  Wali  von 
Saabani,  besten  Shamba  bei  ber  „Eroberung"  bieses 
Orts#  am  6.  Juni  angezünbet  würbe,  unb  auf  besten 
Besitzung  sich  ber  größere  Theil  ber  bortigen  Aufstänbi- 
schen  geflüchtet  hatte.  Der  jetzige  Anführer  ber  Krieg#- 
schaar  gegen  bie  Deutschen  ist  also  ein  ehemaliger 
Beamter  be#  Sultans  von  Sansibar,  ber  bie  Gewalt 
xu  vergelten  im  Begriffe  steht,  bie  ihm  von  beut- 
scher  Seite  angethan  worben  ist  Man  mißt 
es  bem  Einfluß  Bwana  Heri#  bei,  baß  Saabani  sich 
wieberholt  auflehnte  unb  beschossen  werben  mußte.  Daß 
ober  sein  Name  neben  bemjenigen  Buschiri#  als  Führer 
bei  Aufstandes  schon  häufiger  genannt  worden  wäre, 
haben  wir  nicht  bemerft.  Außer  in  jenem  Wißmann- 
schen  Bericht  vom  Juni  v.  I.  findet  sich  ber  Name 
Bwana  Heris  in  ben  amtlichen  Darstellungen  über  ben 
Aufstanb  nirgends  erwähnt,  e#  scheint  also,  baß  ba#  Ver -
schwinden  Buschiris  ihn  zu  der  SBebeuturg  gebracht  hat, 
bie  er  al#  Ches  be#  Aufstandes  ben  neueren  Meldungen 
zufolge  jetzt  genießt. 
Stanley  unb  der  britische  Konsul  Evan  Smith  find 
von  Sansibar  nach  Mombasta  abgereist,  um  die  Insel 
vor  der  Abreise  nach  Egypten  zu  besichtigen  Die 
Übrigen  Mitglieder  der  Expeditton  reisen  morgen  nach 
Egypten  ab. 
9teto  'Port,  20.  Dezember  Am  gleichen  Orte,  an 
bem  vorige  Woche  die  Konventton  der  Amerikanischen 
Federatton  of  Labor  stattgefunben,  Boston,  begann 
gestern  bie  Jahreskonferenz  ber  Rattonalffwn  Nach 
einem  Berichte  von  Willard,  joekter  Mitglied  de# 
Bostoner  Klub#  ist  unb  ber  sich  schon  feit  längerer  Zett 
als  Sozialist  bekennt,  zählen  bie  bi#  jetzt  gegründeten 
40  Klubs,  deren  erster  am  10.  Dezember  »  I  « 
Boston  gegründet  wurde,  und  die  über  die  Häyte  aller 
Staaten  verbreitet  sind,  6000  eingeschriebene  Mitglieder, 
unb  bie  Anhängerschaft  schätzt  er  auf  eine  halbe  WOiow. 
Letzteres  ist  natürlich  nicht  zu  kontra!ireu,  und  wnnte 
man  sich  Über  den  Einfluß  ber  Nationalisten  nur  ein 
einigermaßen  Nares  Bild  machen,  wenn  sie  in  irgend 
einer  Frage,  bei  welcher  die  entschiedene  Gegnerschaft 
ber  kapitalistischen  Parteien  (sowie  ber  Temperenzler 
und  ber  Greenbackler  rc)  in  Rechnung  zu  ziehen  ist,  in 
Aktion  traten  würden;  wobei  andererseits  das  eigentlich 
sozialistische  Element  abznziehen  wäre  So  lange  dazu 
feine  Gelegenheit  gegeben  wird,  haben  derartige  Schätzan- 
gen  in  diesem  Lande  keinen  Werlh;  man  thut  daher  am 
Besten,  darauf  nichts  zu  geben,  sondern  sich  sein  Urtheil 
nach  bem  zu  bilden  was  greifbar  zu  Tage  tritt.  Das 
ist  ja  in  jeder  Hinsicht  gut  unb  behütet  einen  bevor, 
sich  später  vielleicht  einen  schweren  Katzenjammer  in 
Slge  zerstörter  Illusionen  -u  holen  —  Von 
llamv#  „Lookinz  B'ckw-rrd"  find  bis  jetzt  §irfa 
200  000  Exemplare  vertrieben  worden ,  und  vom 
„Nationalist",  dem  Organ  der  neuen  Richtung, 
feit  Mai  75  000.  *a#  sind  recht  respektable  Zahlen' 
wenn  man  in  Betracht  zieht,  in  weich'  kurzer  Zett  da# 
Jntereffe  gewisser  Bevölkerung-Nassen  an  idealen 
Bestrebungen  —  unb  al-  solche  muß  man  bie  ber  Ito- 
ttonalisten  unbedingt  auffaffen,  obwohl  sie  auch  praktische 
Forderungen  für  die  Gegenwart,  resp,  innerhalb  des 
Rahmens  der  kapitalistischen  Produktton  haben  —  er- 
wacht  ist  So  weit  find  wir  bei  der  arbeitenden 
Klasse  diese-Lande#  noch  lange  nicht,  wie  uns  ja  wieder 
in  letzter  Zeit  das  Verhalten  der  Knights,  wie  auch  der 
Mehrzahl  der  Delegaten  zur  Konventton  der  F  o.  L. 
gezeigt  hat 
Willard  ist  der  Meinung,  d-ß  die  meisten,  die  ft* 
anschließen,  die#  aus  natürlicher  Sympathie  thun,  daß 
aber  die  Mehrheit  von  ihnen  bald  ausfinde,  die  Sache 
habe  ihre  ökonomische  und  »issenschastliche  Sette;  widmen 
sie  sich  dann  dem  Studium  der  Sache,  so  werden  sie 
Sozialisten  Der  alte  General  Devereux  s-i  hierfür  ein 
treffliches  Beispiel;  derselbe  sagte:  „Wenn  mir  noch  bar 
sechs  Monaten  Jemand  erklärt  hätte,  ich  sei  ein  Sozialist, 
so  hätte  ich  ihn  ^u  Boden  geschmettert  Jetzt  finde  ich 
an#,  daß  ich  ein  Sozialist  gewesen  bin  nein  ganze# 
Leben  lang,  ohne  e#  zu  wissen  "  —  Manche,  oder  auch 
einweileu  noch  recht  £'*.  nögen  sich  freiltib 
sonderbare  Borstellnnge  vo  Us*;  ^Ntten  be#  Wortes 
Sozialismus  machen  ifin  p  -ifive#  e Aitü r itb  be#  Bostoner 
Klubs,  Higginson,  meint-  i  t  Art"  Sozia- 
lismu#  nothwendig  fi  ?'  .„34  i'nue  as  leugnen, 
aber  welcher  Art  bie*  *  Riems  id  —  Unb 
wenn  man  an  ba#  S  '  «.  jbi  Ichinbler,  bem 
Uebersetzer  be#  Bellamy  «chra  STao,.#  au#  Deutschland 
zurückbenkt,  wo  er  sozusagen  die  nationalistischen  Ideen 
verwirklicht  gefunden  —  dann  wird  #  Einem  schwül! 
Indessen,  da#  „thut  der  Sache  keinen  Abbruch".— 
Und  wenn  auch  nur  ein  fleiner  Prozentsatz  der  Elemente, 
welche  sich  in  bie  Nattonalisten-Klnb#  aufnehmen  lassen, 
sich  für  die  Sache  tiefer  interessiern  und  dadmnh  in  erster 
Linie  bie  nüchterne  Dollar-Anschauung-weise  abstreifen, 
unb  in  zweiter  von  dem  bann  erläuterten  Gesichtspunkte 
au#  bie  sozialistische  Literatur  fhibiren  —  so  ist  da# 
schon  von  vielem  Werth.  E#  ist  al#  sicher  anzunehmen, 
daß  unter  den  Aspiranten  für  den  Nattonali-mu-  viele 
sind,  die  sich  auch  direkt  der  fozialistischeu  Partei  ange -
schlossen  hätten,  wenn  ihnen  die  betreffen be  Literatur  in 
die  Hände  gekommen  wäre.  Man  muß  eben  nicht  au# 
dem  Auge  verlieren,  daß  die  sozialistssche  Bewegung  bis- 
her  eine  fast  nur  deutsche  war  und  die  Antipathie  gegen 
da#  Fremde,  besonders  das  Teussche,  in  Folge  dessen  solche 
Elemente  welche  im  Uebrigen  zur  Ausnahme  der  neuen  Idee 
disponirt  waren,  davon  ackhielt,  sich  um  den  Sozialismus 
zu  bekümmern.  Somit  befinden  sich  unter  den  Nation» 
listen  viele  Leute,  und  es  werden  vorläufig  auch  noch 
mehr  unter  sie  gehen,  welche  eigentlich  schon  für  die 
sozialistische  Idee  reif  find  Weiter  ist  anzunehmen,  dach 
darunter  ein  mehr  ober  weniger  großer  Prozentsatz  ist 
ober  sein  wirb,  bie,  lobalb  sie  sich  über  bie  Sache  klar 
geworden,  rückhaltlos  ihr  Bekenntniß  für  den  unver- 
roiebergab.  Spät  am  Abenb,  unter  b6n  Schutze  ber 
Dunkelheit  kam  ich  in  meinem  Heimathsstädtchra  an  und 
durchwachte  die  FrühlingSnacht  an  meinet  Mutter  Grab, 
weinend  unb  betenb  ....  bann  flog  ich  meiner  neuen 
Heimath  zu." 
„Ich  habe  Dich  auSreben  lassen,  Paul,"  begann  ba# 
junge  Mädchen,  „unb  will  Dir  meine  Meinung  nicht  ver -
hehlen  " 
ES  Hang  so  kühl  unb  geschäftsmäßig,  so  ganz  rote 
man  e#  von  ber  Tochter  eine#  namenstolzen  Kaufmanns- 
Hauses  erwarten  batf.  Paul  wurde  durch  den  Ton  der 
Stimme  eisig  berührt,  er  wußte  ja  nicht,  daß  heiße  Liebe 
sich  oftmals  unter  einer  kalten  Außenseite  verbirgt,  wie 
die  glühende  Lava  de#  Aetna  unter  einer  Schneedecke 
„Ich  weiß  nicht,  wie  mein  Batet  über  Dein  Ver -
gehen  urtheilt,  ich  weiß  auch  nicht,  ob  sein  strenger 
Rechtlichkeit-begriff  dasselbe  für  unsühnbar  hält  .  .  .  ., 
ich  für  meine  Person  halte  e#  Deiner  unerfahrenen 
Jugend  zu  Gute,  daß  Du  schwach  genug  warst,  bösen 
Einflüsterungen  Gehör  zu  geben  und  Dich  an  fremdem 
Eigenthum  zu  vergreifen.  Aber  Du  hast  Deinen  Fehl- 
tritt  hart  genug  gebüßt  und  Deine  Schuld  durch  lang -
jährige  Ehrenhaftigkeit  gesühnt.  Und  darum  —"  mit 
fieberhafter  Spannung  hrng  er  an  ihren  Sippen,  um  sein 
Urtheil  davon  zu  lesen  —  „und  darum  finde  ich  keinen 
Grund,  Dir  meine  Liebe  unb  Achtung  zu  entziehen." 
Er  starrte  sie  an  wie  geistesabwesend,  ihre  ruhig 
gesprochenen  Worte  Rangen  an  sein  Ohr  wie  ferner 
Wellenschlag.  Wachte  et  ober  roar  e#  ein  träum  ?  Lang -
sam  zog  sie  ihn  zu  sich  empor. 
„Ich  habe  Dich  lieb,  Paul.  Mag  auch  ..." 
Weitet  kam  sie  nicht.  Mit  einem  jubelnden  Auf -
schrei  flog  er  in  ihre  Arme. 
„Anita!" 
Sie  zitterte  in  seinen  Armen,  ihr  Köpfchen  ruhte  an 
seiner  Brust  Minutenlang  blickten  sie  sich  roortlo#  in 
die  Augen  und  in  diesem  Blicke,  ber  von  Seele  zu  Seele 
brang,  lag  ein  Gelöbniß  ewiger  Liebe.  Ihre  künstlich 
aufrecht  erhaltene  Ruhe  war  bahin,  aus  ihren  großen, 
braunen  Augensternen  rannen  Freudenthränen.  Mit 
wonnigem  Entzücken  sah  er  auf  bie  holde  Mädchen- 
gestalt  hernieder ,  er  küßte  ihr  blonde# 
Haargelock  und  die  weiße,  noch  unentweiyte 
Mädchenstirn,  er  küßte  die  Thräne  vom  Ange 
und  die  lieben  Hände  führte  er  mit  ehrfurchtsvoller 
Scheu  an  seine  Sippen.  Es  roar  ihm,  al#  ob  er  ein 
Lönigskind  in  seinen  Armen  halte,  ein  köstliches  Kleinod, 
dessen  er  nicht  werth  sei.  Das  ist  ja  ber  Grunbzug 
echter  Siebe:  Die  Erkenntniß  eigener  Unroürbtgfeit  und 
$n  Itt  Stltiijit. 
Ueber  bie  politische  Vedentnvg  des  <Hbft: 
selber  Prozesses  schreibt  bie  „Nat  Z  "  :  .I»  politischer 
Beziehung  über  muß  diese  Gerichtsverhandlung  al#  ein 
neuer  Beleg  der  seit  Jahren  von  uns^verttetrara  Auf- 
fassung  betrachtet  werden,  daß  da#  Sozialisten -
gesetz  so,  wie  es  jetzt  beschaffen  ist.  schädlich  und 
unhaltbar  ist.  Ob  .Partei"  ober  „Verbindung", 
bie  Sozialdemokratie  wirkt  unzweifelhaft  in  snftema- 
tsscher  Weise,  welche  geheim  gehalten  wird.  Maßregeln 
der  Verwaltung  und  ber  Bollriehung  von  Gesetzen  -  tn 
erster  Reihe  de#  -ozialiflengesetze#  —  entgegen  «der 
ht  einer  Soge  wie  die,  welche  durch  die  viel  zu  lange 
Aufrechterhaltung  des  Sozialistengesetze#  von  1878  der 
Sozialdem'?r2!ie  geschaffen  ist,  würde  jede  Partei  zu 
einer  aeheimen  Thättgkeit  greifen  Es  roar  eine  Ueber -
treibung  ,  wenn  einer  der  Vertheidiger  in  Elberfeld 
kgte,  ebenso  gut  wie  die  87  Angeklagten  könnte  man 
ade  die  HunderNausrade,  welche  zur  sopalbemofratie 
halten,  auf  die  Anklagebank  bringen  Der  größere 
Thttl  Derer,  welche  wzialdemokrattsch  st  rnmen, 
hat  mit  der  geheimen  Thättgkeit  nichts  weiter 
zu  schaffen,  al#  daß  ihnen  gelegentlich  geheim 
verbreitete  Druckschriften  zugesteck:  werben  «ber  auch 
die#  schon  erzieht  zu  der  systematischen  heimlichen  Ver -
letzung  der  Gesetze,  welche  im  Bewußtsein  der  weiten, 
dabei  beteiligten  »rette  die  Staatsordnung  untergräbt 
Und  daß  Tausende  und  Abertausende  mit  ganz  bemielben 
Rechte  angeklagt,  resp,  verurtheilt  werden  könnten,  wie 
die  Personen,  denen  es  in  Elberfeld  geschehen  ist,  unter- 
liegt  nicht  dem  mindesten  Zweife'  Ein  solcher  Stand 
der  Dinge  ist  unhaltbar  und  verderblich  Von  den  haß- 
lichen  begleitenden  Erscheinungen,  wie  die  Ausdehnung 
des  Spionenwesens  zur  polizeilichen  Ueberwachung  ber 
Gbrimen  Thätigkeit  der  Sozialdemokratie,  ganz  zu 
imrigen  Der  Elberfelder  Prozeß  hat  nichts  Nene# 
enthüllt  er  hat  nur  bestätigt,  waS  man  bi-her  schon 
wußte  Die  Gesetzaebung  zur  Niederhaltung  sozial- 
demokratischer  Ausschrritungen  muß  dergestalt  geändert 
werden,  daß  für  die  große  Masse  ber  ro^ialbemokratte, 
welche  von  anarchistischen  Tendenzen  fret  ist,  bie  Be -
thätigung  in  ber  Leffentlichkeit  »über  möglich  unb  bie 
Versuchung  zur  Gehrirnbünbelei  bamit  hinfällig  wirb." 
Zur  selben  Sache  läßt  sich  ba#  „Berl.  Tgbl."  au#: 
Hat  sich  boch  grabe  jetzt  roieber  gezeigt  —  unb  ba# 
ganze  Material  der  Anflagebebörde  ging  darauf  hinau#, 
e#  zu  erweisen  —  daß  die  Organisation  ber  Sozial- 
demokratie  auf  die  eine  oder  andere  Weise  trotz  ber  mehr 
al#  zehnjährigen  Wirksamkeit  be#  Sozialistengesetzes, 
welche#  biefe  Organisation  zerschlagen  sollte,  fortbesteht! 
Daran  wird  auch  burch  biesen  neuesten  Prozeß  nicht# 
geänbert  werden  Da#  Gericht  hat  freilich  nur  seine 
Schuldigkeit  gethan ;  e#  mußte  auf  Grund  des  Gesetze#, 
auf  Grund  der  von  ihm  gewonnenen  Ueberzeugung  zu 
dem  Spruch  gelangen,  den  es  gefällt.  Dieser  mag  die 
einzelnen  Verurtheilten  mehr  oder  minder  schwer  treffen, 
ein  entscheidender  Schlag  gegen  die  Sozialdemokratie 
wird  damit  doch  nicht  geführt  SeBtere  wird  im  Gegen -
theil  aus  dem  „Mattyrium"  ihrer  Genossen  neue  Kräfte 
ziehen,  und  für  die  bevorstehenden  Wahlen  konnte  sie 
sich  ja  kein  bessere#  Agitation-mittel  wünschen,  al-  biesen 
Prozeß,  ber  auf'#  Neue  gezeigt  hat,  wie  wenig  sich  mit 
äußeren  Mitteln  unb  Polizeikünsten,  unb  noch  bazu  mit 
so  zweifelhaften  unb  bedenklichen  Polizeikünsten,  gegen 
eine  derartige  Bewegung  aus  richten  läßt  Wir  stehen 
am  Vorabend  der  Entscheidung  über  da#  Sozialistengesetz 
Werden  dieSartellpartcien,  die  bei  dieser  Enttche-dung  den 
Ausschlag  zu  geben  haben,  die  rechte  Lehre  au#  bem 
Prozeß  ziehen?  Darauf  bürfen  wir  uns  säum  Hoff- 
Mung  machen  Man  hat  wohl  auch  im  Kartell  ein  Ge -
fühl  von  ben  Gefahren  be#  Ausnahmezustandes,  denen 
man  aber  dadurch  begegnen  will,  daß  man  da#  al#  un -
wirksam  und  schädlich  erwiesene  Gesetz  —  verewigt! 
Wird  dieser  verhängnißvolle  Schritt  gethan,  so  wird 
man  sehr  bald  der  Folgen  inne  werden  Ein  unheim -
liche#  Anwachsen  der  sozialistischen  Stirn- 
men  bei  den  nächsten  Reichstagswahlen 
wird  e#  zu  spät  barthun,  baß  man  nur  Lei  in'S  Feuer 
gegossen  hat!" 
Die  „Frkf  Z»g  “  läßt  sich  über  bas  Reiultat  be# 
Prozesse#  folgenbermaßen  au#:  „Schon  die  erste  kurze 
Meldung  über  den  Ausgang  be#  Geheimbunbprozesse#, 
der  das  Elberfelber  Gericht  fast  anderthalb  Monate  be -
schäftigt  hat,  läßt  erkennen,  daß  die  Anklage  in  ber 
Hauptsache  eine  N  ederlage  erlitten  hat.  Sie  roar  be -
müht  gewesen,  die  Existenz  eines  über  ganz  Deutschland 
sich  erstreckenden  Geheimbunde#  nachzuweisen,  dessen 
eigentlicher  Vorstand  die  sozialdemokratische  ReichStaa#- 
staktion  sei.  Um  zu  dieser  «nmchme  zu  gelangen,  mutzt, 
man  die  Verhältnisse  so  barstellen,  al-  sei  die  ganze 
Patteiorganisation  der  Sozialdemokratie  nur  der  Mantel, 
unter  bem  sich  ungesetzliche  Geheimbünbelei  verberge. 
Der  Staatsanwalt  hat  kein  Mittel  unversucht  gelassen, 
dem  Gerichtshöfe  eine  solche  Meinung  beizubringen, 
Vrttssel,  1.  Januar  Die  Frieben-stärke  be#  bel -
gischen  Heere#  ist  für  1890  auf  HX)  000  Mann,  die  Zahl 
ber  au#zuhebenden  Mannschaften  auf  13  300  festgesetzt. 
—  Auf  bem  bebeutenben  Zink-  unb  Bleiwerke  der  Ge- 
brüber  Dumont  in  Sclaigneaux  bei  Anbenne#  drahten 
bie  Arbeiter  mit  einem  Ausstande,  fall#  ihnen  keine  Lohn -
erhöhung  bewilligt  würbe  Einer  ber  Hüttenbesttzer  er -
klärte,  nur  mit  einem  Ausschuß  von  fünf  Arbeitern  inter- 
hanbeln  zu  wollen,  unb  es  kam  herauf  ein  Abkommen 
zu  Stanbe,  nach  welchem  eine  sofortige  Erhöhung  be# 
Tagelohne#  um  80  Lent,  eintritt,  dieser  Zuschuß  aber 
erst  nach  Verlaus  eine#  Jahre#  ht  einer  Summe  an 
jeden  Arbeiter  au#gezahlt  wird.  —  In  Mons  würben 
in  gestern  Abend  dort  verbreiteten  Anschlägen  die 
Grubenarbeiter  oufgeforbert,  eine  Lohnerhöhung  von 
15  Prozent  mit  einem  Mindestbettage  von  4  Franks 
50  Cent  für  den  Tag  und  neunstündige  Arbettszrit  zu 
verlangen 
bie  felsenfeste  Ueberzeugung  von  dem  unermeßlichen  Werthe 
ber  Geliebten 
Unb  bann  fanden  sich  ihre  Sippen  und  ruhten  lange 
zitternd  auf  einander  Und  wie  der  Kuß,  welcher  Dorn -
röschen#  Zauberschlaf  löste,  so  roar  auch  hier  der  tut 
de-  geliebten  Mannes  von  wunderbarer  Wirkung  Er 
löste  den  Bann,  welcher  die  jungfräuliche  Maid  ee- 
fangen  gehalten,  und  jetzt  lohte  die  heiße  Liebesglnth 
hervor,  welche  im  Herren  der  Jungfrau  geschlummen. 
Und  in  dieser  toonnefehgra  Stunde  erfuhr  der  Geliebte 
zum  ersten  Male,  welch  leidenschaftlicher  Wallungen  che 
Herz  fähig  war  und  welche  Fülle  von  Siebe  ihr  Bnsen 
barg.  Mochte  die  Welt  sie  auch  fernerhin  für  eine  täte 
Schönheit  halten,  er  hatte  es  erfahren,  wie  glühend  und 
eidcnschaftlich,  wie  innig  unb  wahr  sie  zu  lieben  ver -
land.  Wie  ber  Sturm  die  glimmenden  Kohle»,  so  hatte 
eine  Siebe  ihre  Siebe  entfacht  zu  hell  auflodernoer 
Flamme.  Sie  sprachen  nicht  mit  einander,  die  beide» 
glücklichen  Menschenkinder,  welche  sich  im  Dunkel  bet 
Saube  umfangen  hielten  Die  erste  Siebe  spricht  nicht, 
sie  ist  stumm.  Da#  höchste  Glück  wie  der  tiefste  Schmerz 
kann  nimmer  Worte  finden 
„Dein  für  immer!" 
Das  waren  ihre  Sorte,  als  sie  sich  spät  am  Abend 
trennten. 
Niemals  noch  bis  heute  hatte  Paul  sei»  Stübchen 
so  glücklich  betteten  wie  diesen  Abend  Sange  noch  stand 
er  am  offenen  Fenster  und  blickte  zu  kern  Heer  der  Sterne 
empor,  die  am  wolkenlosen  Nachthimmel  ihre  ennge» 
Bahnen  dahinzogen  Er  fältele  die  Hände  über  der  Brust 
zusammen,  welche  vor  Wonne  schier  zerspringen  wollte. 
Und  wie  er  so  dastand,  war  es  chm,  als  ob  das  liebe 
Antlitz  seines  todten  Mütterleins  aus  Himmelshöh» 
liebend  auf  ihn  niederschane,  als  ob  ihre  Arme  sich  aus 
den  Wolken  hervorstreckttn  unb  sich  segnend  auf  das 
Haupt  ihres  glücklichen  Kinde-  niedersenken. 
Ja,  er  war  glücklich  Heute  Abrad  zum  erste» 
Male  wieder  seit  seinen  Kindertagen.  Was  auch  die 
Zukunft  in  ihrem  dunklen  Schooße  bergen  mochte,  heut' 
kümmerte  e»  ihn  nicht,  heut'  lebte  er  der  beglückenden 
Gegenwart.