IV «r. 88». jj | $ l. Jahr«««. Aam ourger Echo. Da« „Hamtnrrflrr Echo- nkfxint taalii), miRrr 2'ionrog«. Da HbDnnrmrnteprrte betrögt: durch die Poft bezogen (Ruuima de« pvftkatalog« 2616) ohne Brmgeßeld «tavljchrkch «M 4,20; durch die Äcteortöre »Achentlich ‘3»> frei in*« Hau«. Verantwortlicher «edaktör: Otto Strltrn m Bambura- Mittwoch, de« 1. Lktover 1890. Anrelgrn werden die fünszespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 80 4, fftr den ArbritomarKt und Vrrrniethungoanzetgkn mit 20 4 berechnet. Unreifen Annahme m der LrPedmoa (bie ß Ahr Kbbe.), sowie in sSmmil. ÄnnoncnulMtremtf. Redaktion und Lxvedmon: Grohe ThratrrffraHe 44 m Hamlntrg. Discite nioniti! J hr Klagtet: täglich werde schlimmer Vie well; ein tügelloser Sinn, Licht; tzeil'ger achlend, lenke Immtt Lehr Valk nach kölschem Ziele -in; 6$ hake schnöde pretrgegeben Ach der Verführung arger Sun«, vnd all' Irin Men, all' sein Zlreden verliere sich in eitel vunll; Man rüttle an der Scdnung Stütze» vnd sei ans ihren -tnrr bedacht, Dagegen Kanne eins nur schützen: «in eiserner Gesetz der Nacht. Dar ninis In natlster Strenge walten Sb der Verführer srealem Sund, Mm sek die vrdnung tu erhalten Ins allem Lechtr- und «lan-enrgmn-. (Den Männern der Wenktion zum 1. GKLover.) vnd sa geschah er: der „Verführung" Ward die Vernichtung angedraht, Dir „revolutionält Schürung" «ras schärfsten Ztteichs eu'r Mchtgebat. Da gab r „Verbrecher" aller Enden, Die ihm [u ttatzen kühn gewagt — Dach wallte nicht die „Schürung" enden, Mnd kein „Verbrecher" ward »enagt. Mnd wachsen saht »an Tag tu Tage Ihr mehr der „Unkraut» gist'ge Saal"; Da Hais nicht streng Gericht, nach Llage, Vein Zsrnioort und kein frommer Math. Und weiter, immer weiter drängte Da» Volk tum „falschen" Ziele uor, Mnd immtt aufmerksamer schenkte 6s der „Verführung Mimst“ fein Shr. Wa» Wunder, da» ihr da neriagtet Mnd, bangend vor der eig'neu Macht, vaid al» „uersehlles" Werk beklagtet, Wa» ihr al» „Mettungswerk" erdacht! Wohl nm8'» das Hm auch lies bekümmern, Mnd grollend fenkl die Sinkt ihr. Denn auf Les Werkes roll'nden Trümmern Schwingt der „versührer" sein Vanier! Ihr konntet glauben, blöde Thoren, Vatz Ser ein sterblich Wesen ist. Dem ihr den Untergang geschworen, Verderben durch Gewalt und fist? «r Ist e», der aus Macht und Metten Der Menschheit ihre Sahnen weist, Sie höherem Serus tu retten: Ser ew'gen Wahrheit Heit ger Geist! Mtt ihm tum sicht, durch Kamps tum Siegt I So war e» stets, und so ist » noch; Wie mancher Mimpser auch erliegt, Der Wahlhett Tag kommt endlich doch. Und ob auch mächl'ger Leinde Zchaaren Sie tu oersehmen stch erstecht, — Sie mutz stch stegend offenbaren. Und mit ihr stinmphirt da» Recht. Ein tahllo» Heer Ist ihr erstanden. Da» statt ihr leuchtend Sanner trägt, Und nimritt duldet, datz in Sande» Der Dränger blinder Hntz ste schlägt. Ihr habt» erlebt! Zo laßt ruch frage»: 0b ihr die hih're «acht setzt ahnt? Und iaht euch nochmal» ernstlich sagen: Gerecht lernt sein,- ihr seih gemhntl K. F. Hierzu eine Beilage. Der 1. Stilist 1890. • Das Sozialistengesetz ist todt. An der tödtlichen Wunde, welche ihm die Wahlen des 20. Februar bei» gebracht, ist es in der letzten Mitiernachtsstunde vcc» endet, nachdem es Mona-e lang im Zustand der Agonie gelegen hat. Sein Lod predigt — zum wievielsten Male? — die alte Lehre, daß der Geist und nicht das Schwert u».d nicht das Gold die Welt regiert und weder Gewalt noch List im Stande ist, die Idee, welche ans den realen Ber» hältnisten hervorgesproßt ist, auf ihrem Sicgcszug zu hemmen. »Den Geist dämpfet nicht 1" D»escs paulmrsche Wort wollen wrr dem todten Sozialistengesetz auf den Leichen» Pein schreiben. Werden unsere Gegorr d.ese Lehre verstehen und be - herzigen? Schwe.lich. Mit nassen Angen umstand ein großer Theil unter ihnen das Sterbebett des Gesetzes, weinend und wehklagend stehrn sie heu'.e an seinem Sarg und sehen seine schwarze Seele in den Oikus versinken und mit heißer Sehnsucht — die nur die Furcht, es mit einer höheren Macht zu verderben, nicht laut werden läßt — wünschen sie Te.r zurück, der es geschaffen, da» mit er cs wieder znm Leben erwecke. „Auferstehung l" möchten sie ihm a,'f des Giabl-euz schreiben. Ein Tag der Trauer für einen Theil unserer Gegner, ein Tag der Angst und Beklemmung für einen andern, ein Tag der Hoffnung auf den Zerfall unserer Partei für euren dritten, ist der 1. Oktober 1890 ein Tag stolzen Triumphes für die Sozial - demokratie selbst. Unversehrt, nein: mit gewaltigem Kraflzuwachs ist sie hervorgegangen aus dem Kampfe, den der mächtige Gegner rhr aufgczwungen, sie hat dem Feind ein Sedan bei eitet, fein geringeres füiwahc als jenes, mit welchem deutscher Chauvinismus sich brüstet, so daß wir berechtigt wären, diesen Tag als unsern Sedanstag alljährlich zn begehen. Menschlich wäre es auch, wenn wir heute, rückwärts blickend auf die Periode des Sozialistcugesktzes, von Ge - fühlen tiefer Erbitterung und heftigen Grolls uns er- greifen ließen über die Unbill und Verfolgungen, welche unsere Partei, unsere Genoffen, unsere Presse in den zwölf Jahren seiner Herrschaft so massenhaft zu erdulden hatten. In der sozialdemokratischen Pteffe ober wird der Affekt von der praktischen Vernunft gs^ügelt, und so ziehen wir eS vor, ein ruhig Wort zur Verständigung an die Gegner zu richten, was dem Sieger an seinem Triumphtage Niemand als Schwäche auslegen wird. Haben wir auch sehr wenig Hoffnung, daß derselbe Be- herzigung findet, so weiden wir doch später sagen sönnen, daß wir es an dem Vettnch nicht haben fehlen lassen. Wir fragen also: Wie lange wollet Ihr Euch ver - blenden gegen die soziale-r Uebelstärtde vuseterZeit? Wie lauge wollet Ihr den berechtigten Forderungen der Arbeitcrklaffe ein ebenso stumpfsinniges tute kaltherziges non possumus (wir können nicht), da? beffec wir wollen nicht lautete, entgegensetzen ? Wie lauge wollet Ihr Euch sträuben gegen die Umgestaltung eines Wirtschaftssystems, besten Unhaltbarkeit den Einsichtigen in Eurer eigenen -laste längst klar geworden; eines D.rthschastssyftems, des in einer Welt voll U^berflnß die Massen in Elend und Roth verkommen fdRt; eines Wirthschaftssystems, vor dessen Herrlichkeit Euch selbst oft genug bange wird, weil das Damoklesschwert des ökonomischen Ruins auch über den Haupte»» der Große» hängt; weil es durch den immer heißer entb-emienden Konkurrenzkampf und die wachsende Ausdehnung und Verwicklung des Geschäfts» betriebS immer größere Anforderungen an die Inhaber stellt und oft genug ihre Gesundheit zerrüttet (man denke an die zunehmende Nervosität); weil es die Intelligenz lediglich für daS Geschästsleben abforbirt und so die Geiste-» und Geschmecksbilduug untergräbt; weil eS die rücksichtslose Entfaltung des EgoiSmuS mit sich führt und die Menschen gegen einander hetzt zum erbitterten Sko- nomischcn Kamps, sie anstachelt, einander anfzureiben, einander z» erdrücken, einander zu zermalmen, sie zu Raubthieren entmenscht, während sie in Frieden und Harmonie mit einander leben und glücklich fein könnten, glücklich in materiellem und glücklich in idealem Sinn! Deutsches Bürgerthum I Muß Dir nicht die Scham» röthe in die Wangen schießen, daß Du Deine Seele der frassen Reaktion verschrieben, daß Du Deine ehemaligen Ideale so schnöde verleugnet hast, daß Du, ehemals selbst unterdrückt und geschunden und nach Gerechtigkeit und Freiheit lechzend, jetzt zum Unterdrücker der Freiheit und Gerechtigkeit geworden bist, im gleichen Stile wie die HochstMorenen der Feudalzeit I Du rühmst Dich bei „deutschen Gemüths- und hast fern Gemüth, seht Herz für b»e sozialen Leiden Deiner Brüder, der Arbeiter, und setzest Dich mit banalen und bnitalen Phrasen über das schreiende Elend hinweg, in dem das Proletariat in der Mehrheit seiner Glieder schmachtet. Volk der Denker lässest Du Dich nennen und sprichst mit idiotischer @e* dankenlosigkeit abfällig und wegwerfend über den So» zialismus, den Du kaum kennst und über den Du noch weniger nachgedacht hast. Du bist stolz auf den deutschen Idealismus, und das großartigste Ideal der Geschichte, durch und durch praktisch und realistisch in seinen Mitteln, das Ideal, das nicht der Einfall schwärmerischer Köpfe, sondern die reife Godankensrncht der mit tausend Fasern in der Wirklichkeit wurzelnden Wissenschaft ist, wird von Dir mit Füßen getreten und mit der wegwerfenden Be» Zeichnung desselben als Utopie gehst Du darüber zur Tagesordnung über, d. h. zu dem wilden Kankan um's goldene Kalb, zur tollen Hetzjagd auf Profit l Soll wirklich die Menschheit deS 19. Jahrhunderts, d h. die herrschende Klasse, nicht gescheiter fein als ihre Vorgängerinnen in der Geschichte und dieselben Böcke schießen wie jene? Sollte sie es wirklich darauf an» kommen lassen, daß die sozialen Konstikte von Tag zu Tag sich verschärfen, daß der neue Gesellschaftsbau erst errichtet wird, wenn der alte krachend zusammenstürzt nnd tausende seiner Bewohner unter seinen Trümmern begrabt? Sollte nicht die „Bildung" der Zeit wenigstens so weit gediehen sein, daß man, d. h. die besitzende Klaffe und ihre Gelehrten und Publizisten, mit vollem Ernst und ohne Vorciugenommeuheit den Sozialismus studiren die Gesellschaftsform, welche heute schon von Millionen a f ? diejenige erkannt ist, welche allen Menschen den Frieden und das Glück bringen wird. Allen Men - schen sagen wir und betonen, daß der Sozialismus wohl eine Klasfenbewegung nach seinem Ursprung, ober eine Kulturbewegung nach seinem Endziel ist, daß er die Wohlfahrt Aller, anch der Bestsittlirten von heute, keineswegs beeinträchtigt, sondern beträchtlich steigert, intersiv und extensiv. T'etet dem Sozialismus unbefangen näher l Studirt ihn! Dazu laden wir Euch ein. Tie Eikei.ntniß möge die Brücke ber Verständigung sein zwischen Euch und uns, die Wiffenschaft fei die Weiße Flagge des Paria» mentti's zwischen beiden Lagern. Studirt den Sozialismus ur befangen und gründlich und wenn Ihr ihn mit Gründen widerlegen könnet, so toibe lieget ihn. Sn'diret unfa r e wissenschaftlichen Werke, leset unsere Pieffe, kommt in unsere Vkrsaunnlungen, in denen Euch die freieste parlamentarische Diskussion zugcsichert wird. Jede sachliche Erörterung mit den Gegnern ist und will» kommen Don Manuel und Don Cäsar suhlen ihre Feind» schäft mehr und mehr schwinden, sobald sie einander näher treten nno in'S Angesicht sehen und der eine spricht: Hätt' ich Dich früher so erkannt, ES wäre Vieles nngescheh'n geblieben. — Tie Tpset des Tg)istliste«zesetztS. □ AIS das Sozialistengesetz zwei Tage nach seiner Annahme im Reichstage, am 21. Oktober 1878, in Kraft trat, war (wie wir in unseren Artikeln „Rückblick auf das Jahr 1878" bargelegt haben) der Boden des ge - meinen Rechts bereits schwer erschüttert durch rigoroseste Handhabulla der Strafgesetze gegen „politische Verbrecher". Auch die Vereins» und Bersammlungsgcsetze hatten be - reit« eine bis dahin für unmöglich gehaltene „Korrektur" durch behördliche Willkür erfahren.. Kein Wunder, daß- Wie viel gegen die Ärbeitervereinigungen, unterdrückten Zornes, gemischt mit den Thränen des Person der als „gemeingefährlich" erachteten Schmerzes in den Augen der Weiber und Kinder? Aber nutzlos waren diese Thränen nicht. Sie haben Sozialdemokraten. Verbot unterlagen, ist auf mindestens 1100 an» Boe Her MMHue Amtsmißbrauch Thür und Thor geöffnet. Zahllos sind wurden n.iterdrückt. & S Neue einschärfen; Amtsmißbrauch insbesondere auch die, welche von 893 900 Eine böse Seite im Schuldbuch der Reaktion! Welche Unsummen von Opfern aller Art bedeuten viv ...u.i „verächtlich" machen könnte, wenn das Angesichts der Vernrtheilung, die dieses Gesetz an sich 1, überhaupt möglich wäre. Solch schen periodischen Druckschriften belauft sich nach unserer j Berechnung auf 112, die der ausländischen auf 53. Die Gesammtzahl der nicht periodischen Druckschriften (wissen» schasttichc Werke, Broschüren, Flugblätter re.), welche dem verdiente Lektion zu Theil geworden war, hatten es ja nun so leicht, unter dem Scheine der Gesetzlichkeit an ihren Gegnern ihr Müthchen zu kühlen. Wenn alle die Amtsmißbräuche, die im Laufe dieser zwölf Jahre Ci» schnöder Mißbrauch der politischen Macht, die ihre Veikv .verung in dem einen Mann Bismarck erfahren hatte, war das nun begrabene das Ausnahmegesetz möglich gemacht, rhre Ahndung ge> funden hätten, so würden wohl mehr Beamte in's Ge» fängniß gewandert sein, als Sozialdemokraten. Aber Letztere waren ja vogelfrei, standen außerhalb b:5 gemeinen Rechts; Unrecht gegen sie zu üben, war be - sonders in den ersten Jahren gar nicht zu vermeiden. Mit dem heutigen Tage aber treten wir wieder zurück auf den Booen deS gemeinen Rechts. Tas Zwangsgesetz fällt; doch ist damit noch nicht ent- schieden, ob auch die Zwangspolitik fallen wird. Zwar hat ja der preußische Minister des Innern, Herr Herrfurth, in feiner bekannten, vor einigen Wochen erlassenen Verfügung an die Regieruugspra|identen, be- treffend die Bekämpfung resp. Berhindeiung „sozialdemo- kratifcher Ausschreitungen" zur „sorgfältigen Einhaltung der gesetzlichen Schranken" eimahnt. Aber es ist nach den gemachten Erfahrungen doch nicht die Befürchtung zu unterdrücken, daß manche Behörden und Beamten sich nicht so ohne Weiteres werden frei machen können von dem Geiste, den die zwölfjährige Handhabung des Sozialistengesetzes in ihnen Herausgeber, so wird es auch verboten." Durch die Anwendung des § 1 des Gesetzes, welches das Verbot von Vereinen und Verbindungen betrifft, die den „Umsturz" der bestehenden Staats- und Gefell- schastvordnung bezwecken, mürbe besonders die gewerk - schaftliche A'.beiterkoalition sehr hart getroffen, — zur größten Freude des Unternehmerthums. Wenige Wochen nach Inkrafttreten des Gesetzes, noch vor Ablauf des Jahres 1878, waren bereits 17 gewerk- ichaftliche Zentral-Verbande mit insgesammt etwa 50 000 Mitgliedern, sowie 62 gewerkschaftliche Lokalvereine unter - drückt Im Lause der Jahre erfuhren noch 20 derartige Vereine dasselbe Schicksal. Ferner wurden verboten 3 Kranken- und Unter» stützungs-Zinttal Verbände und 20 Lokalvereine, sowie 110 polnische nnd 112 Geselligkeitsvereine der Arbeiter. Die Gesammtzahl der verbotenen Vereine beläuft sich also auf 34*. Mindestens ebenso groß ist die Zahl derjenigen Ve.- ein<*, welche, die Unmöglichkeit unter dem Sozialisten» gesetz neiter zu existiern, einsehend, ihre Auflösung herbei- presse, gegen die den meisten Behörden Idee „schneidigste" Anwendung des । Ausnahmegesetzes um so selbstverständlicher erschien. Wir I hörten damals aus dem Munde eines höheren preußi» diese Zahlen, besonders die letzten beiden! schen Polizeibeamren die sehr bezeichnenden Worte: zerstörtes Familienglück, bittere Noth für Weib und „Jetzt begleichen wir alle Rechnungen mit der Sozial» > Kind, Seelenqual, zerrüttete Gesundheit, vernichtete demokratie." — i Existenz umfassen sie! In drei Richtungen sollte diese „Rechnungs» Haben jemals Zahlen eine gewaltigere Sprache ge- begleichnng" vor sich gehen: gegen die A r b e i t e r», redet, — eine Sprache grollend laut, die Sprache deS suchen all Diejenigen um uns zu schaaren, die durch die heutige Produktionsweise ausgebeutet werden, denen da - von uns erstrebte Wirthschastsideal Befreiung bringen soll Nun giebt eS unter den heute Ausgebeuteten neben vielen Ungläubigen noch sehr viele, vielleicht mehr ©lau - bige, die dieselbe Noth, daffelbe Bedürfniß nach Ber» besfenmg ihrer Lage empfinden, wie die Ungläubigen. Daß unter diesen Umständen jede einseitige Stellung» nähme zu den religiösen Fragen schaden, die Verbreitung unserer Ideen gefährden muß, versteht sich von selbst. Heute, wo unsere Partei die unumschränkte Herrscherin im polittschen Gedankenkreise der deutschen Groß- und Das erste Verbot traf die „Berliner Freie Presse", die Saat befruchtet und zehnfache Frucht hat der Keim I Am 26. Oktober erfolgte die Unterdrückung des Zentral- getragen, und es wuchs die Saat — und sie wuchs und s organs der Partei, des in Leipzig erschienenen „Vor- wuchs bis zu einer Höhe, die der Gegner Furcht erregte wärls" und wenige Tag? daraus am 1. November,! und das schlechte Gewissen reden ließ. Sie hatten Wind theilte das „Hamburg - Altonaer Voikvblätt" baffe:br gefüci und nuteten Loos. In rascher Aufeinanderfolge fielen fast alle Im Jahre 1878 erschienen 437 135 sozialdemo- übrigen sozialdemokratischen Zeitungen dem Ausnahme- j kratifche Wahlstimmen trotz der furchtbaren Hetze gegen gcsetz zum Opfer. die Partei. Mit eiserner Strenge glaubte man vor- Die Gesammtzahl der unterdrückten inlandi- gehen zu müssen... und unter der zwölfjährigen schen periodlschen Druckschriften belauft sich nach unserer: Herrschaft des Ausnahmegesetzes hat sich die Zahl der handeln. § 339 deS deutschen Strafgesetzbuches bestimmt: „Ein Beamter, welcher durch Mißbrauch seiner Amts- gemalt oder durch Androhung eines bestimmten Miß- brauchs derselben Jemand zu einer Handlung, Duldung ober Unterlassung widerrechtlich nötihgt, wird mit Ge- fängniß bestraft. Der Versuch ist strafbar — In den Fällen der 8§ 106, 107, 167 und 253 tritt die daselbst angedrohte Strafe ein, wenn die Handlung von einem Beamten, wenn auch ohne Gewalt ober Drohung, aber durch Mißbrauch seiner Amtsgewalt ober durch An - drohung eines bestimmten Mißbrauchs derselben be - gangen ist § 340 Ein Beamter, welcher in Ausübuna ober in Veranlassung seines Amtes vorsätzlich eine Körper- Verletzung begeht ober begehen läßt, wird mit Gefängniß nicht unter drei Monaten bestraft Ist die Körper- Verletzung eine schwere, so ist auf Zuchthaus nicht unter zwei Jahren zu erkennen. Sind mildernde Umstände Wicklung des PrivateigenthumS und dem Wachsen bei kritischen Geiste« in den Mafien einerseits, den Fon - schritten der Natur- und Gcfchichtswiffenschaft anderer» feit«, kann dem Zersetzungsprozeß in den herrschenden Religionen nicht Dnhau gethan werden. Lassen wir die Religion deßhalb ruhig Privatsache sein, ihre FoNexisten« in ihren heutigen Formen wird durch unS weder ernpftch gefährdet noch durch unsere Neutralität erheblich gestützt werden. Wir haben wichtigere Ausgaben vor uns, all , Herrschaft deS Ausnahmegesetzes hat sich die Zahl ber Stimmen um eine Million vermehN: 1 427323 Stimmen und 35 Mandate! vorhanden, so tritt Gefängnißstrafe nicht unter drei Mo» naten ein. § 341. Ein Beamter, welcher vorsätzlich, ohm hierzu berechtigt zu fein, eine Verhaftung ober vorläufige Ergreifung unb Festnahme ober ZwangSgestellung vor- nimmt ober vor nehmen läßt ober die Dauer einer Freiheitsentziehung verlängert, wird nach Vorschrift bei 8 239, jedoch mindesten« mit Gefängniß von drei Mo - naten bestraft. § 342. Ein Beamter, der in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung seine- Amte« einen Laus- ftiebensbiuch (§123) begeht, wird mit Gefängniß bt« zu Einem Jahre ober mit Geldstrafe bi# zu neunfcnbert Mark bestraft. § 343 Ein Beamter, welcher auch auf dem Boden des gemeinen Rechts nicht nusge- 311 wackere Männer, darunter 164 verheirathete mit schlossen und erachten wir es deshalb geboten, daß die 323 Kindern, in die Fremde gehen. Berlin zählte Arbeiter sich alle ihre staatsbürgerlichen Rechte betreffen- 293, Leipzig 164, Frankfurt a. M. 71, den gesetzlichen Bestimmungen auj Stettin 53, Sprernberg 1 Ausgewiesenen. Nicht minder hart war die Prüfung, welche die zngeben. Es wird für den Kulturhistoriker eine dankbare Auf- gäbe sein, die „Begründung" dieser Verbote zu studiren, um den Geist zu schildern, von dem die verbietenden Behörden geleitet waren. Darunter befinden sich in großer Zahl Leistungen, die man für boshafte Erfindung' ... holten könnte, gemacht zu dem Zwecke, das Ansehen der' Sozialistengesetz. Dasselbe ist keine „Staatseinrichtung Obrigkert herabzuwürdigen, wenn ihr amtlicher Karakter mehr, die man _r- nicht so durchaus feststünde. „ r ' Daß unter den veebotenen ilichtperiodischen Schriften selbst vorgcnommen, _ . sich auch fast sämmtliche Agitationsbroschüren Lassalles ein Mißbrauch der politischen Macht bat mit Rothwcn- befanden, dürste unsern Lesern besannt sein. Auch eine bigleit den Amtsmißbrauch zur Folge. Das Aus- Anzahl der in Br oschürenform veröffentlichten R e i ch s - nahmegesetz stellte die Willkür ber Behörden unb dec tagsreden der sozialdemokratischen Abgeordneten Beamten an die Stelle des Rechts Damit war dem Partei durch daS Eingreffen ber Justiz zu eroulben hatte Innerhalb der zwölf Jahre ber Hetrschakt des Sozralrsten- gesetzes und direkt in Folge desselben sind von den Ge- richten weit über 600 Jahre an Freiheitsstrafen dekretirt unb von ben Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften weit übet 200 Jahre an Untersuchungshaft veranlaßt worden. Man kann annel)m*n, daß das Eintreten für die Cache der Sozialdemokratie während dieser 12 Jahre mit etwa 900 Jahren Gefängniß „gebüßt" worden ist. Bon den Freiheitsstrafen entfallen nahezu 200 Jahre ans Leipzig, nahezu 100 auf Berlin und nahezu 60 auf Hamburg» Altona. Jeder Tag der Sozialistengesetz-Herrschaft hat im Durchschnitt 90 Tage Gefängniß gekostet. — 1300 verbotene Druckschriften k 344 verbotene Vereine! Für viele Behörden war cs für das Verbot einer die Fälle, in denen solcher straflos verübt werden konnte Schrift genügend, zu missen, daß ihr Verfasser Sozial- unter Berufung auf das Ausnahmegesetz. Wenn eifor- dcmokrat sei, ohne Rücksicht daraus, daß der Inhalt derlich, können wir mit Mittheilung solcher Falle dienen, der Schrift sich gar nicht als eine sozialdemokratische Er- Beamte, die der Sozialdemokratie oder einzelnen ihrer örterung daestelltc. „Sie können," sagte uns der erwähnte Vertreter grollten, denen von diesen vielleicht mal e.ne höhere preußische Polizeibeantte, „das Vaterunser ‘ '* * führten. Tie Zahl der ans Grund deS bekannten § 9 ver - botenen und aufgelösten Versammlungen hat bis jetzt o .„. „ - „ — . nicht genau ermittelt werden können. Nahezu 3000 haben erzeugt hat, von den Auffaffungen und Begriffen, dte wir r.nS im Laufe der Jahre regiflrirt, doch dürste die, für sie während dieser Zeit sich herausgebildet haben. Zahl eine bedeutend höhere fein. Die PrariS de- Unrechts pflegt fort ju wurzeln ^... . Von der harten Maßregel der Ausweisung und daß der Fall des Sozialistengesetzes sie mit ^er Jndustckestadte ist, wo de.halb da» Hauptgewicht ber wurden bis Ende 1888 za. 893 Parteigenossen betroffen,! Wuizel ansgerifsen habe, das wagen wir nicht zu de-f Aguatton aus dre ländlichen Bezirke gelegt werden muß, - '° - - ö " - -- - - ■ ist es entschieden taktisch unklug, unsere politische Agrta- tion mit irgend einer Stellungnahme zu religiösen Fragen verquicken zu wollen. Man darf ci den Gegnern doch nicht gar zu leicht machen! Unb enblich liegt im Gegensatze zu den herrschenden Kirchen etwa» spezifisch Sozialistische-? Mit Nichten. Diejenigen, welche den philosophischen unb politischen Kampf mit den Vertreten» deS Christenthum-, ebenso de- katholischen wie des evangelischen Christenthum- ausgenommen haben, waren Männer, welche der liberalen Sache dienten. Wohl h«t der Liberalismus heilte diesen Kampf eingestellt, wohl sucht er heute gegen un- die Allianz deS kathoUfchn» KlcruS und ber evangelischen inneren Mission, aber trotz- bent bleibt ber geistige Kamps gegen die Kirche Sache deS Liberalismus. Wir brauchen die ihnen entfallene Waffe nicht aufzuhcben und neuerdings zu fchwinaen. Bei der Auflösung der heutigen Gesellschaft, bei der vnt»