IV Nr. SSI. toi »Hamburger Echo" erichemr täglich, außer Mo, nag«. Abonnemrnlsprri« betragt: durch die Post bezöge» (Nummer M Postkatalegs 261^ ohm Brmgegekd »ienrljährlich X 4,20; durch d,e Kolportöre »öchenUich 36 fw in'- Haus. Veraouvttlicher Rebaktör: Otto Stnltrn m Lamburg. Tonuaven-, den 13. Dezember 1890. ! Anzeigen werden die fünfgeivaltrne Petitzeile *t deren R«ta mit SO 4, für den Hrbritenurlit und vermieklzungganzeigen mit 20 g berechnet. Itn| gleich daß er auf Tom niemals so stolz geweien sei. Der Wiffenschaft blieben ihre Feffeln angelegt und ihre Fortschritte konnten nicht in den Jugendunterricht eindringen Auch zu jener Zeit konnte sich Niemand über Religionen und Kirchenthum auSsprechen; der Staats - anwalt war gleich da und klagte wegen Gotteslästerung und Beschimpfung der christlichen Kirche Warum wird denn Corvins .Pfaffenspiegel', ein recht oberflächliche- Werk, daS aber eine recht derbe Karakteristik de- Jesuiten- thumS enthält, immer wieder konsiSzirt? Statt die römische Hierarchie und das Muckerthum mit den Waffen moderner Wiffenschaft anzugreisen, thaten die untei Führung BiSmarckS sich fälschlich liberal nennenden Nationalliberalen nur, waS die Ultramontanen auch gethan hätten, wenn sie im Besitz der Macht gewesen. Die Ultramontanen als Regierungspartei hätten ein Aus- nahmkgesetz gegen die Freimaurer gemacht. Die Rational- liberalen wußten nur ein solche» gegen die Jesuiten zu machen, während der Ausschwung der Wiffenschaften nach Kräften gehemmt wurde. Die klardenkenden und vorwärts strebenden Elemente im deutschen Volk haben von diesem liberalen I «s u i t i S m u S immer so wenig wissen wollen, wie von dem ultramontanen. Deshalb hat auch die Sozial- demokratie stets für Aufhebung deS JefuitengefetzeS ge - stimmt und wird wieder dafür stimmen, denn sie nimmt eS ernst mit der prinzipiellen Gegnerschaft gegen alle Ausnahmegesetze. Die paar Jesuiten, die man auSgewiescn hat, werden wieder kommen — die mächtigsten sind nie fortgewesen. Sie tragen keine Tafel auf der Brust, auf der zu lesen steht, daß sie zur Gesellschaft Jesu ge- hören, und Mitgliedskarten haben sie auch nicht. Die Kirche ist eine soziale Macht; sie ist widerstand», fähig kraft ihres Besitzes. Karl Marx sagt, die englische Hochkirche würde lieber ihre sämmtlichen 39 Glauben», artikel anfgeben, al» */w ihres Grundbesitzes. Gewiß Und vor „liberalen' Kulturkampf-Phrasen wird eine soziale Macht erst recht nicht weichen, noch weniger, al» vor Polizeimaßregeln Das Geschnatter der nationalliberaleu Gänseriche ist umsonst; das Kapitol ist nicht von Jesuiten in der Kutte bedroht; viel eher von Jesuiten im Frack. $11 Itr WelMhit. Der BuußeSrnth hat dem Sesetzennvurf für Elsaß- Lothringen, betreffend die Aufhebung der De - nunzianten-Antheile und die Einrichtung von Grundbüchern, zugeftimmt. Verschiedene Rcichstagsmaudate werden in nächster Zeit erledigt werden und Neuwahlen dafür au- beraumt werden muffen. In Betreff des Abgeordneten Gebhard (NL), der den 19. hannoverschen Wahlkreis (Neuhaus-Geestemünde) vertritt, beantragt die Geschäfts- ordnungskommission des Reichstags, dessen Mandat für erloschen zu erklären mit Rücksicht auf die Bestellung des Abg. Gebhard zum Direktor der hanscatiscben Verfiche- rungsanstalt für Invalidität»- und Altersversicherung. Der Beschluß wurde mit 5 gegen 3 Stimmen gefaßt. Die Konservativen und Nationalliberalen traten für die Fortdauer des Mandats ein — Seltsamer Weise hat die Geschästsordnungskommission über die Fortdauer des Mandats de» zum Mitgliede des Rcichsbankdirektoriums ernannten Abg. Müller (Marienwerder) sich noch nicht schlüssig machen können. Zufällig hat der Bor- sitzende Ackermann das Referat hierüber einem Mitgliede zngetheilt, welches ebenso zufällig Berlin verlaffen hat. DaS Erlöschen des Mandats des in den Besitz eines be- soldeten Reichsamts gelangten Abg. Müller kann jedoch nicht dem mindesten Zweifel unterliegen. Weiter ist, wie bereits gestern berichtet, von der Wahlprüfungskommission das Mandat für den Abg. Hugo Hermes (Westhavelland) beanstandet worden, und ebenso steht es mit der Kasseler Wahl des konservativen Abg v. Weyrauch, deffen Beanstandung erfolgt ist in Folge eine- ZirknlarS des Landraths von Melsungen, worin dieser zur Stichwahl die Wahlvorsteher angewiesen hat. die Oeffentlichkeit der Wahlhandlung in - sofern zu beschränken, als nicht im Ort oder Wahlbezirk wohnende Personen aus dem Wahllokale auszuweisen seien Orte, in denen derartige Ausweisungen, theilwei'e begleitet von körperlichen Mißhandlungen der Aus - gewiesenen, stattgefunden haben sollen, werde» im Pro- noch jemals so viel von ihm gehalten habe, alS grade jetzt; und die angebetete gute Mutter nahm den großen Knaben auf ihren Schooß und drückte ihn innig an ihr Herz, küßte ihn und rotegte ihn in Schlaf, während manche Thräne ihren Augen entglitt und sich in seinen blonden Locken verbarg Es waren keine Thränen der Petrübnifl, sondern inniger, mütterlicher Freude Bis spät in den Dezember währte es, ehe die Ar - beitseinstellung zu Ende ging. Es liefen Gerüchte um, zwisckn'n Arbeitern und Arbeitgebern sollte ein Bergleich getroffen werden, und eines schönen Morgens verbreitete sich die Nachricht, daß Tag- darauf Jedermann an der Grube sein mußte, um die Arbeit wieder auszunehmen. Mit Freuden wurde diese Neuigkeit begrüßt in den armen Familien, welche den Festtagen unter den Umständen, in welche der Streik sie gebracht hatte, voll Angst entgegen- sahen Auch in dem kleinen Haushalte, wo der Berdienft der beiden Knaben so schlecht entbehrt werden konnte, machte sich diese frohe Stimmung geltend Bevor die Sterne im Osten erblichen, waren die Knaben am Gruben- eingangt. Sie kletterten in eine Karre des ersten Zuges, der hinabging, und fuhren in die Halde hinab, während von den wohlbekannten Lauten, welche nach so langem Schweigen augenblicklich wie Musik in ihren Obren Nangen die Echos des Thales erwachten. Die Maulesel waren Tags vorher zurückgebracht. und Tom trottete fröhlich pfeifend »ach dem Stalle, um Billv, seinen Lieb- ling, los.m binden und zur Arbeit auzuschirren Zugleich mit ihm kamen noch etwa ein halbes Dutzend Eseltreiber hinunter, und ein solches Gejohle und Getobe, wie es die Jungen machten, brachte selbst die phlegmatischen Langohren in eine aufgewecktere Stimmung. „Alle Mann an Bord!' rief Tom, indem er die Stränge an der ersten Karrenreihe festhakte. „Schnellzug nach dem Westen l Kein Aufenthalt zwischen hier und Chicago !“ „Nur vorwärts I Salonwagen im folgenden Zuge, kein Zugführer, der Trinkgelder verlangt!" rief ein kleiner Knabe, welcher sein Zugthier vor die zweite Karrenreihe zu bringen suchte „Ich will das Feuer etwa- anstochern und mehr Dampf dahinter geben V rief Patty Donellh, der stet» allerlei Schabernack im Kopfe hatte, und stocherte Billy mit dem unteren Ende feiner Peitsche zwischen die Rippen, so daß das Thier mit den Hinterbeinen gegen die Karren auszuschlagen begann und alle anderen Laute mit seinem Geschrei übertönte. „Boran, Billy!" schrie Tom, nachdem er Bennie in einen der Karren gehoben hatte. „Boran, Biest, und hurtig!' Dabei ließ er die lange Lederpeitsche Billy um die Ohren knallen, daß e» eine Art hatte teste 25 namentlich oufgesührt; doch soll die gleich« Praxi- auch in den übrige» Wahllokalen de» Kreise» Melsungen geübt worden sein. Ueber d« Bedeutung de» Zirtulars für die Gültigkeit der Wahl wurde die Ent - scheidung in der Kommission Vorbehalten Die Kommission beantragt, 1. veranlassen zu wollen, daß da» im Protest angeführte Zirkular des Landrathe» von Melfungen dem Reichstage eingesandt werde; 1. Erhebungen darüber ver- anlassen zu wollen, wann, auf welche Art und wo diese» Zirkular publizirt und verbreitet worden ist. durch Ein- sorderung einer amtlichen Auskunft de» Landrathes in Melsungen und zeugeneidliche Vernehmung der Wahl - vorsteher de» Kreise» Melsungen. Hoffentlich wird der Reich»tag allen diesen Beeia- ttächtigungen der Wahlfreiheit energisch ein Ende machen dadurch, daß er nachsichtslo» die betreffenden Wahlen für ungültig erklärt Die Herabf«tz«»g -er <Ärtrdbr$Bffe betreffend enthält der „Reich-anzeiger' tn seinem nicht - amtlichen Theile solqende Notiz: „Die „Magdeburger Zeitung' brachte vorgestern, und nach ihr andere Blätter, die Mittheilung, die Herab - setzung der landwirthschastlichen Zölle auf die Höbe, welche dieselben vor der letzten Steigerung des Zolle- (im Jahre »887) hatten, sei von der Regierung fest be - absichtigt Diese Mittheilung entbehrt jeder Begründung ' Thatsächlich verbandelt die Regierung, wie die „Freis. Ztg.' betont, mit Oesterrelch Ungarn nur über die Herab - setzung der Getrerdezölle von X 5 auf X 3,50. Bor der letzten Steigerung waren die Getreidezölle auf A 3 nornürt. Ueber die Aussichten einer Getreidezov- ermäßigung im Reichstage läßt sich die „Bolksztg ' folgendermaßen auS: „Die der Regierung zugefchriebene Absicht, die Ge- treide^ölle zu ermäßigen, kann im Reichstage auf harten Widerstand stoßen Entschiedene Freihändler zählt der Reichstag nur lOO Mann (65 Freisinnige, 35 Sozialisten). Bon den 41 Rationalliberalen kann man vielleicht 80 al» freihändlerisch bezeichnen, vom Zentrum vielleicht 20. Das macht in Summa 150 Stimmen unter 397. Die große Mehrheit ist demnach sckmtzzöllnerisch und zwar sehr überwiegend agrarisch.schutzzöllnerisch Wahrscheinlich ist sogar der agrarische Theil der Schutzzöllner allein stark genug um eine Mehrheit herzustellen Einer einseitigen .Herabsetzung der Geireidezölle wird diese Mehrheit unter allen Umständen widerstreben — selbst Windttwrst steht auf diesem Standpunkt — ob auch einer Herabsetzung bei gleichzeitiger Er - mäßigung der Jndustriezölle ist «ne offene Frage. In diesem letzteren Falle müßten zum Mindeste» Kompensationen der andern Bertragsstaaten geboten werden können. Wenn nun aber auch diese nicht ge - nügten, um die agrarisch« Mehrheit zur Herabsetzung der Getreidezölle zu bestimmen? Was dann? Würde die Regierung z B einen aus solcher Grundlage zu Stande gekommenen Handelsvertrag mit Oesterreich fallen lassen? Würde sie, so lange dieser Reichstag besteht, die hohen Schutzzölle weiter fortschlevpen oder würde sie zu einet Auflösung schreiten? — Es ist nicht leicht, daraus Mn zu antworten. Die Sach« liegt ähnlich wir bet den Re- formvotlagen im Abgeordnetenhaus« Und e» ist bei der Reichsregierung ebenso zweifelhaft wie bei der preußischen, ob sie Muth rind Neigung besitze, mit den konservativen Parteien in einen Wahlkampf einzutreten " Die Regierung könnte e-, wenn es ihr ernst ist mit der Erleichterung der Lasten für die Armen, auf einen Kamps mit den konservativen Parteien ruhig an- kommen kaffen; sie würde da- ganze Bolk aus ihrer ©eite haben. „In Geldsache« hört die Gemüthlichkeit ans.* Nach diesem G. undsatze handeln nicht nur unsere Agrarier, sondern auch die Großindustriellen jeder Farbe. Ihnen ist daher auch die beabsichtigte Besteuerung der Aktiengesellschaften in Preußen ein Dorn im Auge und die Nationalliberaken als die geborenen Ver - treter des großindustriellcn Kapitals geben sich die er - denklichste Müde, die Bestimmung zu Fall zu bringen. In der Kommission, die das Sleuergescy beräth, haben sie es zunächst durchgesetzt, daß der bezügliche Passus zurückgestellt wurde. Gleichzeitig hat ein Mitglied der nationalliberalcn Partei außer der Streichung der Besteuerung im Gesetz einen Antrag gestellt, wonach die Aktieninhaber, Gesellschafter, Gewerken ober Genossen von der Berpflichrung zur Steuer-Zahlung von demjenigen Einkommen befreit sein sollen, welches sie aus dem gesellschaftlichen Betriebe von Aktien-Gescllschaften, Korn- mandil-Gesellschasten und so weiter in Gestalt von Aktien- zinsen oder Dividenden, gleichviel unter welcher Be- nennung beziehen Sie müssen dieses Einkommen aber in der Steuererklärung unter genauer Angabe seiner Herkunft aufführen, und die Steuer dieser Personen w rb nach dem Gesammreinkommen berechnet und von dem So machten sie sich auf den Weg, über die Bahn in den breiten Hauptgang rasselnd, nnd Tom machte während der Fahrt bald bas Signal einer Dampfpfcife unb bann rotebev bas schnaubenbe Keuchen einer Loko- motive ober das Läuten einer Glocke nach. Die von den massiven Wänden hundertfach wiederhallendcn Echos erfüllten die Gänge mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Wie glücklich waren die Brüder an diesem Morgen I Glücklich, obwohl der eine von ihnen blind unb Beibe verurtheilt waren, in den finsteren, die Brust beengenden Gängen der Zeche zu arbeiten, um ein karges Stück Brot zu verdienen; glücklich im Vollgefühle ihrer Jugend, weil nichts ihr Herz beschwerte und sie mit ihrem Loose zufrieden waren Tom war doppelt glücklich, nun die Last nicht mehr aus seiner Seele drückte, sein Gewissen ihn nicht mehr beunruhigte, und er die Freude empfand, welche nichts in dem Maße verleihen sann, als bas Be - wußtsein, selbst im Angesichte brohenber Gefahr seine Pflicht gethan zu haben. Dann unb wann fühlte er eine plötzliche Angst vor der Rache Rennies, aber da Tage und Wochen verliefen, ohne daß etwas Derartiges vorfiel, ließ dies Gefühl nach, zumal seine tugcnbliche Spannkraft nicht bleibend durch den Gedanken an Ge - fahren sich Niederdrücken ließ ES schien, daß Billy diesen Morgen in ebenso guter Stimmung war, wie sein Meister, denn er lief so schnell und machte die Schwenkungen um die Ecken der Gänge so hurtig, daß die gelbe Flamme der Lampe oft zu einem blauen Pünktchen zufammenschrumpste, und sie in kurzer Zeit bei der Thüre stillhieltcn, wo Bennie zu seinem einsamen Tagewerk zurückblicb. Tom machte an diesem Morgen wie gewöhnlich drei Fuhren, unb drei - mal kehrte er mit leeren Starren zurück Bei der drillen Fahrt mit dem leeren Zuge machte er bei Bennie Rast, unb sie aßen auS einem Kcffelchcn bas einfache, aber schmackhafte Mahl, welches die Mutter für sie bereitet hatte. Tom war noch eben so aufgeweckt und fröhlich wie vorhin; aber auf Bennie'S Geist schien sich ein dunkler Schatten gesenkt zu haben, seit er diese» Morgen daS Tagewerk begonnen hatte. Einen ganzen Tag mit seinen eigenen Gedanken allein zu sein bei ringsum herrschender Todtenstille, welche nur bann unb wann von einem vorbeieilenden Karreutransport unterbrochen wird, kann auch den Fröhlichsten Niederdrücken. Aber noch etwa- anderes lastete schwer auf Bennies Seele. Al» sie ihre Mahlzcit beendet hatten, erzählte er Tom, er habe jedesmal, wenn keine Starren in dem Hauptaange oder dem LuftzufuhrstoUen waren, und lebe# Geräusch in der Runde erstorben tvar, die Mine „ar - beiten" hören. Den ganzen Morgen schon hatte er eS sich hiernach ergebend«» Steuerbetrug« S pZt bei hier bezeichneten Einkommens adgcsetzt In der Frag« deS SrlaffeS »•« Fibeikvm»«ift- ftempelbctrage» Hoden die sreisinnioe» Mitglieder d«S preußischen Abgeordnetenhaus« - solgrndr» An- trog dort eingcbracht: „Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die königliche Staatsregierung zu ersuchen, Auskunft zu ertheilen 1) über die Zahl, den G62 (da war e- freilich ander- zusammengesetzt, wie heute) gegen die Recht- Mäßigkeit der TiSvensation von Steuer- g e s e tz c n ausgesprochen, alS die Regierung demselben einen Gesetzentwurf vorlegte über die Befngnisie der Lbcrrechnungskammer, welcher der Krone das DiSpensa- ttonsrecht Vorbehalten wolle, „th«lS um Rücksichten der Billigkeit zu genügen, theils um die Prästationssähigkeit der Bervflickiteten nicht zu gefährden". Tie Kommission des Abgeordnetenhauses lehnte dies« Bestimmung a b. Tie Staars legierung leitete daS DiSpensationSrecht aus dem Umstande ab, baß daS frühere Gnadenrecht der Krone durch die Berfasfung nicht ausdrücklich aufgehoben sei. Es sei ein ganz allgemeines Recht der Krone ge - wesen, so gut strafrechtlich wie vermögen-rechtlich Gnade für Recht ergehen zu laßen. Tiefe Ansicht wird von den namhaftesten Staatsrechtslehrern entschieden zurück - gewiesen. Unb mit Recht; denn die Berfassung be - zeichnet nicht, welche ftnheren Rechte deS König- aitfge- hoben werben, sondern welche Rechte der König fernerhin haben soll, das lehrt jeder Blick in den Titel 3 „Bom Könige" der Bcrfaffnngs- urkunde Ein Dispensotionsrecht, das nicht durch die Berfaffung oder auf Grund der Verfassung gewährt ist, besteht daher nicht- Es besteht um so weniger, ai- Art. 4 der Berfassung sagt, daß die Preußen vvr dem Gesetze gleich seien, also auch vor dem Steuergesetze, unb Art 1U1 sagt, baß Bevorzugungen hinsichtlich der Besteuerung nicht stattfinden sollen, ganz abgesehen von den Bestim - mungen über das Finanzrecht der Bolksvcttrctung Ma» kann also gespannt sein auf die Antwort, die der Finanz- minister versprochen hat. Der Wahlkampf i« Bochum wird jedenfalls ein sehr intensiver werden; dafür bürgt die große Zahl der Kandidaten Bon Seiten unserer i’arteigcnojien ist am Montag einstimmig der frühere Kandidat der Sozial- bemo Traten, Tischler Gustav Lohmann in Düffelborf, roicber ausgestellt. Die Nattonallibcralen haben den früheren Vertreter des Kreise-, Dr Haarmann, auf. gestellt, bas Zentrum den Bürgermeister B a t t m a n n in Gelsenkirchen, die Demokraten und Freisinnigen den Rechtsanwalt Lenzmann. Eine antifemiti'che Kan dibatur ist noch zu ermatten, vielleicht auch noch eine konservative. Der Unfug der Beleidigung-prozess«, wie Reichsgericht-rath M i t t c l st ä b t sich ausbrückle, führt zu allerlei recht iinvcrftänblichcu juristischen Definitionen. So hat bas Schöffengericht zu Leipzig in einem am 9. d. M. gegen ben Rebaktör der „Teutschen Töpfer- Zeitung" verhandelten Prozeße dahin entschieden, daß die Bezeichnung „Agitator" an sich schon beleb digend sei, denn es werbe dadurch der damit Be - zeichnete als „wühlender, aufreizender Mensch" hingcstellt Uns scheint, Jeder, der cs mit einer von ihm ver- tretcnen Sache ernst meint, wird sich durch die Bezeich - nung „Agitator" eher geehrt, als beleidigt fühlen. gehört, jedesmal wenn es still war, und eS machte ihn unruhig und ängstlich „Alles könnte ich noch ertragen, nur nicht durch einen Minen stürz verschüttet zu werden," sagte er. „Laß unS horchen, ob wir es jetzt hören," sprach Tom. Tic beiden Knaben schwiegen eine Zeit lang gänzlich; und wirklich, cs unterlag keinem Zweifel, aus der Finsterniß wurde jenes erschreckende Ticken unb Knistern hörbar, wie wenn trockenes Reisig unter dem Fuße eines Borübcrgehenben bricht. Das, was die Bergleute „Arbeiten" nennen, ging vor sich Der Druck der höher gelegenen Fels massen auf die Steinkohlen- Pfeiler, welche man Mitte stehen laßen, um das darüber liegende Erdreich zu stützen, war zu stark geworden, unb ba» aCniäligc Nachgcben der Pfeiler ver - rieth sich in dem knisternden Geräusch brechender Kohle und dem Niederfallcn kleiner Stückchen aus dem Gewölbe und der Oberfläche der Pfeiler. Den Gruben - arbeitern und allen mit den Bergwei ksverhältniffen Ver - trauten ist dieses Geräusch wohlbekannt und ein sicheres Zeichen, baß ein Grubensturz erfolgen wirb Um dieser Gefahr zu begegnen, setzt man hölzerne Stützbalken alS Extrastützen unter das Gewölbe. Wird daS jedoch ver- säumt, so steht sicher zu erwarten, daß über kurz oder laug, wenn die zu schwer belasteten Pfeiler plötzlich nach- geben, die ganze überhängenbc Masse mit donnernder Gewalt nicberstürzt, die Gänge und Stollen in der ganzen Ausdehnung des „Arbeitens" ausfüllt und so die Fortsetzung der Arbeit für unbestimmte Zeit ver - hindert. Tom war zu lange in der Grube gewesen, um dieS nicht zu wissen, und Bennie ebenfalls ; aber Beide wußten auch, daß das „Vkbeifcn" mitunter Wochen, ja Monate anhielt, bevor ein Einsturz erfolgte, obschon c- auch 'benfo gut im nächsten Augenblick geschehen konnte. Des Nachmittags erstattete Tom dem Auljeher über diesen Theil der Grube Bericht von dem „Arbeiten" der Mine, unb dieser kam selber, um eine Untersuchung anzustellen. Er meinte indessen, daß keine augenblickliche Gefahr vor- Handen sei, und gab blos Befehl, am folgenden Morgen mit Vorsichtsmaßregeln zu beginnen. „Jimmie TraveS sagt, er hätte Ratten au- ben Gängen kommen sehen', erzählte Tom zu Bennie, nach, dem er ihm mitg'theilt hatte, waS der Auffeher von der Sache hielt. „Daun dauert es nicht lange mehr, bis die Be- scheerung herunterkommt,' sagte Bennie. Er wiederholte hiermit blos da» allgemeine Gerede der Bergleute, welche behaupten, daß die Ratten den Theil einer Grube, in welchem ein Bergsturz bevorsteht, verlaßen. Aehulich tkra. l l Dezember Die Bunde-tzerfamm- I»»g bestätigte al- Wiitglieber de- Bundesrothei!: Schenk (Bern), tBdri (Aargau) Ruckwnnet (Waadt), Droz (Neuenburg), D«:scher (Thurgau) und Hauser (Zürich), sämmtlich radikal .mit Ausnahme Welt cs, bet liberal-konservativ ist Zu« Bundeopräftdcuten wurde Welti. zum Bizepräsibente» Hauser, zum Mitglied« de- Bundes^erichtS Soldan (Waadt), zu btiitu Präsidente» Bloesi (solothurn), zum Bizepiäsibcnten Hafner (Zürich) gemahlt — Al- neue- Mitglied des Bunde-rath- e» stelle be- zurückqetretenen Obersten Hammer ist Oberst Emil Frey von Baselland (radikal) gewählt worden N Dezember Die Portelfehde i« Irland hat begonnen unb ber Anfang ist vielver - sprechend genug Parnell ist mit Gewaltmaßregeln voran- gegangen, indem er sich widerrechtlich des Bureau- ber Ortung .United Ireland", bereu Herausgeber in Amerita weilt, bemächtigte. Die Antiparnelliten haben ben Schlag sofort paritt. Aus Dublin wirb gemeldet, daß bie Gegner Parnell- um Mitternacht die Bureau- bet Zeitung „Uniteb Ireland" wiedercrobett, ben Satz zer - stört, eine gegen Parnell gerichtete Ausgabe be- Blatte - vorbereitet und bie Zugänge verbarrikaditt hatten. Heute Vormittag hat nun ober Parnell an ber Spitze feinet mit Brecheisen versehenen Parteigänger da» Thor er - brochen und bie Bureau- erstürmt Die Antiparnellite» würben barauf hinau-geworjen Die Polizei schaute yt Parnell hielt au- einem Fenster an bie auf ber Straße versammelte Menge eine Ansprache und reiste bann nach