tu- Z ö. Jahrgang JL"1 R U Freitag, neu <». Mär; 1S!)1 Anzeigen werten die fün'qesrallene Petitzeile ober deren Reum mit 30 4 f r den Ardeitsmarkt und Prrniietdulrg^an»eigen mit SO 4 berechnet Anzeigen Annalnne ta der Exved non (bi» ß Uhr Abd».), sowie in fämnul. Annoncen SüreauJ Redaktion und Expedition: ^rofcc rhcntcrstrahe 44 in Hamburg. Du» »Hamburger ('rdto*' erscheint täglich, außer Montag» Der Abonuement»vrcis (inkl „«»fülltetiaftaT) beträgt: durch die Potz bezogen (Nr de» Post. knlalrg»2''iiS r' -'Dr gro.-ldvier«»:o'>rl.M.4,L0; durch iestolz -rr- r- wock -l - 4 frei in's au? Berantwortl Ler Redaktör: Ctte Ltolten in Hamburg. Hierzu eine Beilage. ijiif.-bitiiitr. J Immer mLchüger äußert stch da» Kalten der sozialen Frage; ir.mer mehr wird die Partei, welche gründliche Lä'ung dieser Frage nach Maßgabe wahrer Gerechtigkeit fordert, die § 0 z i a l d e m o- kra t ie, f-eftiLimenb für die sozialpolit schen Ent- schließringen der Regierungen und der herrschenden stlassen KaS unZ al» ,Lvzialreform' und al» „Arbeiterirrundlichkeit" jeii r «reife be'qnnt ist, da» hat den Zweck der gefürchteten Sozialdemokratie einen Damm entgegeirzufetzen ihre weitere Ausbreitung zu verhindern, sie .nninSglich" zu machet. ? • :'I .: igs - ti V. .*■; ; ett, diesen jweck zu erreichen, müssen noch andere Mittel dienen, die auf eine gröbliche Tausch» g des BolkeS über die Gestaltung de» PartciwefenS berechnet sind. Ta? Parte iwefen der Gegenwart, so versicherte (u;.iUd) d e Bühmert'sche ,Zvzial Korrespondenz", sei in einer „raschen Umbildung begriffen und auch die sozial- demoioatifchr Bewegung fri „in ruh: gere Bahnen ge - lenkt". Gar zu gern möchte man glauben machen, daß die Lozialdemokratie nachdem sie die Anerkennung der sozialen Frage und der Notk-wendigkoit sozialer Reform durch ein viertel Jahrhundert ehrlich erkämpft, ihrem geschichtlichen Berufe genügt habe und abtreten müsse von der Bühne Tiefe Abiict t vciiolgl u A. oifcabar eine Kaiser und Arbeiter" betitelte Broschüre *), deren Verfasser, Fried ilchBau er, zur Bildung einer „kaiserlich - sozialistischen Partei" ausru't. lern Verfasser schwebt die Joee vom „sozialen stonigtlnim" vor und er laßt derselben eine Verherr - lichung angedeihrn, die allerdings von Kühnheit nicht aber auch von stlarheit deS Denkens zeugt. Nach seiner Borstelluug ist es ganz selbstverständlich, daß der staiser die Macht hat, mit den sogen, „oberen Zehntausend" abzurcchnen und der Arbeit zu ihrem Rechte zn verhelfen. Daß die Gesetzgebung, daß da» Volk selbst für die friedliche Lösung der sozialen Frage den Ausschlag zu geben hat, das kümmert den Bersasier nicht; für ihn giebt es heute .nur noch einen staiser und Unterthanen," und das Parlament ist nach seiner Ansicht nur dazu da, zu Allem, was der staiser will. „§a und „Amen" zu sagen; die „kaiserlich- sozialistische Partei" soll gegenüber dem salschen Libera- - trsmu" dem falschen LonseevatiSmus und der Sozial - demokratie die Durchführung des kaiserlichen Killens fichern Was der Kaiser thun fol, um mit Hülse der neuen Partei de» sozialen Frieden zu schassen, darüber belehrt der Bersasier uns nicht. Tas schickt sich auch nicht für Jemand, der glaubt, Alles in Allem sei die kaiserliche Einsicht und der kaiserliche Wille entscheidend Zein ganzes sozialpolitisibes Programm saßt sich ia die Werte zusammen: DaS Kapital ist Herr der Zituanon Von allen Tesp--!.u ist '5er das Kapital das abscheulichste. — Aus znm stampfe Zhr Alle, die Ihr die wahre Freiheit liebt, auf zum stampfe für unsern Kaiser gegen daS Kapital!" Es fällt uns natürlich nicht ein, die Broschüre deS Herrn Friedrich Bauer e uer ernsten stritik zu unter- Ziehen, denn dazu ist sie nicht geeignet; wir haben ihre Tc-benz nur dcöhalb in aller stürze hier mitget! alt, um zn zeigen, welch' absonderliche (>dren der geistige stampf wider die Lozialdc nakratie zeitigt. — Wenden wir u.i3 zu einer andern Lchrist, w.lcke „die nationalistische Partei in Deutsch - land im Jahre 1891' belmndelt. s) Der Bersasier führt daS Pieudonnm „JuliuS". Er nennt die soziale Frage die „Z 2 nn t a g s f r a g e unserer Zeit". Eine recht unglückliche Erfindung, die dadurch nicht besser wird, daß Herr Julius erklärt: .Der Sonntag ;'t der Geburtsrag des Ich Dann hört man auf zu arbeiten und we idet die Auf- mtrfidt :?eit vom übjeft auf» eigene Innere. Es schlagt b.c Zlunde der S’ !!e, der Re- stexion, nur dem eigenen Bewusn'ein und keinem fremden Beobachter zugänglich Es ist die •) Bonn 1891. P Hansteins Verlag. f) Berlin Verlag von Wallher u. Apolant. V e n. Siltenroma.i von JuleS C l a r e t i e (Nachdruck verboten) (11 Fortsetzung.) Die gar:Ute Ve-' -e: ging we :g aus Moritz hatte keine Eitern mehr und der Vater PaulinenS, der alte Heer Mereiei, der in einer kleinen Villa von Pasin -,urückge;o;en und von seinen Rei-ten lebte, itwr gcw.l-ut, feine Enkel - kinder nur an große: Familieu'esttagen bei ich zu se. en. Zeit langen Jabr n Wittwer hatie der alte Mann, der mit seinem Öelhande!, wenn auch zu keinem großen Vermögen dock, zu einem xowin'en Wohlstände 1 laugt war, sein Geit ckt anfgegeben, nachde:-: er zuvor feine Tochter »er- heiratbet und mit fünszigtaufend Franks Ritgisi auSge- stattet holte. Er hatte frei c :y daß ib i i-'hntanfend Franks Vente vollauf zu seinem Selen 51 in. : und sich e- :e Meins Villa IN Pa'iy gefa . t, deren t-.ir:chen zu pflegen letzt i ne einzig? Zerstreuung war. Dort lebte er nun M't ei- er alten Magd, die schon .Fräulein Pauline" erzöge.i ho: »oB’.inbig zufrieden und glücklich Höchstens sand er einmal zu seinem Verdruß, daß se ne TSleft'ne denn cj* mit dem Alter gar zu knurrig würde, und er erklärt', man müßte sich die alten Dienst boten vom Halse halten; iroddent wagte er es nicht, die brave Alte ans fern H use zu weisen, die ihm so vortre'stich fein -üppchen zu kochen und feine Zimmer warn- zu basten verstand Die 'aavtkeschastigung seines Lebens aber bestand für den Bieder, -ann in der täglichen Serge um feine eigene welke, j etc 11 runzelige Person. Seine t.auiigfte Erinnerung auS dem großen Kriege war die, au? Paiiu verj'gt worden zu feta und einen langen Sinter bist schlechten! Brot und Pferdefleisch in Piris im Hanse seines Schwiegersohnes zugebeackt zu haben Sonst ging ledes Ereigniß vollständig unbemerkt an diesem dreiund- ''echsckatährigen mageren gebückten nur um sich selbst Stunde, in der Jeder sich selbst eine Frage wird WaS habe ich gearbeitet, warum und wozu? Von der Beantwortung dieser Frage hängt deS Menschen Leben- glück ab. Nach jedem Gelingen stellt sich Lust, nach allem vergeblichen Bemühen, nach jedem Mißlingen Un - lust ein Und neue Strebungen treten hervor. Au- btefen Empfindungen baut bann der Men'ch sein Ich auf." — Herr Julius scheint also zu glauben, daß die soziale Frage auS Sonntagsbetrachtungen entstanden fei Lasten wir ihn in diesem Glauben; ^derselbe steht auf gleicher Höhe mit feiner Ansicht, daß das soziale Hauptproblem unserer Zeit die .Regelung .der Arbeit" ist. Auch über diesen irrenden Gedanken wollen wir fein Wort verlieren Wir gehen ohne Weiteres zu den Tarlegimgen deS VerfasterS, betreffend die Parteien der Gegen - wart über. Herr Fulius will v 0 n k e i n e r der gegenwärtigen Parteien etwas wissen; keine erachtet et fähig und bf rufen, eine Besserung der Gesellschaftsordnung herbei, zu- führen. Sehr eingehend beschäftigt er sich mit der Sozialdemokratie: die auf dem Boden des NatitralismuS" stehend, dem „einseitigen Humanismus des Liberalismus" entgegentritt, — eine Pattei für die „Interessen der Arbeiter", eine Partei „höherer Ord - nung weil sie allen andern als gkichlosieiie Man'e gegen - übersteht". Ter Verfasser behauptet, daß die So.valbemofratie ihre Tendenz „ausschließlich gegen das Kapital" richtet und °r beweist damit, daß et die Tendenz unserer Pattei in vollem Umfange nicht kennt, denn diese Tendenz geht nicht nur auf die wirthschaftliche sondern auch auf die politische Emanzipation Der deutschen Sozialdemokratie spricht er die Fihig- Uit ab, ihr Jie! die sozialistische Produktionsweis- zu erreichen Die große Maste der sozialdeniokratifchen Wähler sei mindestens um eine Generation hinter den englischen Arbeitern zurück!! I Nirgends sei die Intereffensolidarität so ausgebildet, wie in den englischen Trade-Unions (I? 1) Tie deutsche Arbeiterschaft ei „ein Hanf von Proletariern . und die Prvletarirrst iininung", der Neid, die niebr-gfte aller Leidenschaften, sei „die Atmosphäre der sozialistüchen Versammlungen". D esc Ber'ammluugen schildert Herr Julius wie folgt: „Wenn nur recht roh und drastisch komisch uber Gegner hergezogen wird, jauchzen die Zuhörer Sollte sich Jemand ni der Versammlung bc.nbcn, der das Un - glück hat, einen besseren Nock zu beiitzeu so ist er das Ziel hoßersiillter, hämischer Blicke Klaßenhaß ist ter Geist wie er von den Leitern gepflegt von der Heerde der ' rcr nachempfunden wird >elassen! si, Lin Sozialismus. Die Führer zweiten und dritten Nauges denken nicht daran, auch nur im populärsten Tone, volkswirthschafiliche Dinge zu besprechen Schlagworte von höheren Löhnen, besseren Wol tinugen, besserer Er - ziehung sind die Bestandtheile des mit Ausdrücken glühenden Hasses gegen die nnglückl chcn Besitzenden ge - mischten Ragouts." DaS Publikum der sozialdemoliatischeti Versamm - lungen nennt Herr JuliuS einen „Pöbelhausen, wie er im Jahre 1791 die Straßen von PattS singend und johlend durchzog nach Blut lechzend". Und dem fügt er hinzu: Eine unwissende, überschreiende Matorität wird diese So.. .ldeinokratie sein, wenn sie znm Sieg gelangt; eine Despotie wird sie sein wie die der französischen Revo- lution; ein blinder Wahnsinnstanz der Luft, ein sich in Koth wälzendes Ungeheuer, von nichts weiter entfernt, als von den Idealen derer, die in heißer Liebe zur Menschheit eine bessere Welt erdacht haben." Nachdem Herr JulmS mit solch erbaulicher vom rohesten Fanatismus lind erschrecklicher Unwissenheit über den Kataster und die Ziele der Sozmlöemokratie zeu - gender Epistel seine Leser „empfänglich gemacht hat für sein „erhabenes Ideal", belehrt er uns über dasselbe des Näheren. Er will den Weg zeigen, auf welchem der ve n Bellamy geschilderte , J u I u n f 13 ft a a t erreicht werden kann. Und diesen Weg zu bahnen, dazu »ordert er die Gründung der „wahren sozialistischen, der nationalistischen Partei". Und das Pro - gramm dieser Partei? Das mag sich, wer Lust hat, aus dem Ideen ChaoS des Herrn Julius herauSsiichen Ueber Phrasen kommt er nicht hinaus. So erklärt er u 81: „Die Aulgabe ist. den i-tzigen Individualismus besorgten Mann vorüber, der ohne Unterlaß seinen Puls besühlte und feine Zunge besah und den diese ewige Angst um seine Gesundheit sicher älter ar..-sehen ließ, als er i.l Lirklichl.it war Trotz si-ines Egoismus hatte der alte Herr es sich einst angelegen fein lasten, seiner Tochter eine vortress- Uche Erziel ung zu geben Er hatte eine Att Muster- wesen. ein gebildeies, fleißiges, nicht kokettes, in einem Wort ein charmantes Weib aus ipr zu machen gesucht, um sie, so sagte er sich, einst desto l ichter unter die Haube zu bringen Er opferte sich damals um sie auf, um später keine Sorge um sie ausstehen zu brauchen. Und al-.- Jeuline dann mit 18 Ia!n n Moritz Baut hier begegnet war, der barml; bereit- an der Spitze der grosten Pc:. " :;ir.:a*;rti stand, hatte sie deu'-eioeii und sein öfter :• W.!. i gen.: ue.i gelernt, eher von dem graben Blick und L: aufrichtigen Akzent deS jungen, hübschen, etwaS sch. l lernen Manues, alS von seinem lockigen Haar und ? :wm leck, i Se' rr irt -gefesselt. Mit feiner jugendlicheu Bc. dtsamteit hatte er eS überdies verstaud.n. ihr.n Geist anzu regen, indem er ihr von seinen künstlerischen Am,rationell sp>. icb. lauter Tinge, von denen sie in dem $1 reife, in welchem sie lebte, nie - mals etwas zu Heien bikomii en. Bei ihrem Vater sah sie nur d e alten Freunde d 'selben, 1! ie KiusLilte, die von . id wecker a'.s von ihren Monatsabschlüsfen sprachen. Der kln:S von R.:pS und Leinöl, d e Zahlen 85,50 oder 70 50 pro 100 ftilo die während dcS Abends unaufhörlich wuderkehrten. die gescdästlichen, einig gleichen An lichten und Reden mußten endlich selbst diese» so wenig romantische Mädchen in Verzweiflung bringen Und als ihr nun Moritz von seinem künstlerischen Streben, von seinen Proj kten und Hoffnungen zu sprechen begann, da war eS ihr als ob sich ein weites Fenster vor ihr aufthat durch das sie den Hauen Himmel er- blickte und in vollen -zogen die reine Lust von draußen einatbmeii konnte Montz hatt, keine Schwierigkeit, die Hand Paulinens von dem alten Mercier zu erhalten ; mit dem jungen Mädchen aber mir er r’ <* " init dem Vater geförortien in Subjekt und Gnellschaft ■ in Sozialismus in Objekt und Gesellschaft überzuführen. D-.ese Ausgabe hat sich die nationalistische Partei gestellt, die biS heute in Deutschland auS mir allein besteht. „Lie sozialdemokratische Partei will durch Gesetze oder Gewalt, beides gleich gewaltsam (denn Maiorität ist auch Gewalt), das Heutige in das Künftige über - führen Die nationalistische Partei sagt: die Gesellschaft ist noch nicht reif, sie muß vorbereitet werden; bie sozial - demokratisch« Demagogie ist dazu ungeeignet, sie schafft nicht, sondern zerstött, indem sie Illusionen über da - eigene Vermögen und die eigene Maßgeblichkeit ver - breitet Tie Sozialdemokratie ist gemein: denn sie ap - pellitt an den Eigennutz, den persönlichen Lusttrieb Sie lügt, indem sie dem unwiffenden, ungebildeten Volke an - statt der wirklichen sittliche Motive unterschiebt." „Praktisch ist unsere Jett schon aus dem richtigen Wege Gewerkvereine, Konsumvereine, wie sie in Eng- land in großartigem Maße besuchen, zeigen nach Bren - tano. daß wir auf dem Wege zur fried, chen Lösung der sozialen Frage sind Die größte Ausgabe, die Ver - staatlichung der nationalen Arbeit, sann noch nicht in Angriff genommen werden, denn weder der Staat ist reif dazu noch das Volk. Ter Jtaat wird reif fein wenn das Volk reif ist „Zuerst das Volk Tie nationalistische Partei nimmt ihren Weg von Innen nach Außen, vom Subjekt zum Objekt, vom Menschen zum Staate, von seinen Vor - stellungen zu den soziilen Einrichtungen. Ihre erste Arbeit wird sein, alte Borurtheile zu bekämpfen, be‘ lehrend, bildend eiiizuwirken aus die Einzelnen und die Massen, vor Allem dav Gefühl der Gemeinschait zu wecken und ZU beleben." — Man beachte, wie in dem vorletzten Satze Herr Julius für feine Ideen einen Weg in Anspruch nimmt, der füglich jeder Idee eigenthümlich ist Sein wüstes GeschiMpf auf die Sozialde-uokrate läßt uns und hoffens lich auch unsere Leser kalt, und cs hieße wirklich, ihm zu viel Ehre anlhiin und die komische Wirkung seiner „fitt- ;ichen Entrüstung" abschwächcn, wollten wir unsere Partei dagegen auch nur mit einer Silbe vertheidigen Wie muß es im stopfe eine' Menschen aue iehen, welcher der deutschen Sozialdemokratie, die bekanntlich den auf lediglich m a t e r i a l i st i s ch e n Grund- ■ iven beruhenden und auf die Erreichung lediglich materieller Bottheile gerichteten Gewcrkvereinen, stonsuinvereiucn rc. nur die Bedeutung von Palliativ mitteln zur Milderung der materiellen Noth beimißt, — welcher dieser Partei den Vorwurf macht, daß sie an den Eigennutz rc. apvellire wahrend er drei Zeilen weiter behauptet, mit Vereinen gedachter Att sei man „auf dem richtigen Wege zur Lösung der sozialen Frage?" Mit solch' einem „Denker" streitet man nicht; die Ideen der Eoz akdemokratie, welche gradczu beispiellose Siege übet Vonittheil. Unwissenheit, Gleichgültigkeit er - rungen und das Prinzip der Solidnniät zu schönster Enttaltung und bediUtsamster Bethätigung gebracht Hit, — diese Ideen in Schutz zu nehmen gegen jenen .Denker", das würde für uns eine Selbsterniedrigung bedeuten Möge Herr Zv'ius sich „groß" dünken in dem Bewußtsein, Vater der Idee einer „nationalistischen Partei" zu sein, die sich über den „beschränkten Prole- tarierstandpiinkt" erhebt und der .Morgensonne des ZukunstsstaateS" eiitgegensühren soll Unseres aufrichtigen Mitleids darf er sicher sein, obwohl er bailclbe streng genommen nicht verdient, denn eS ist eine Ünver- fchämtheit, das gejammte geistige Vermögen der Sozialdemokratie zu onneftiren, sich die durch die Sozialdemokratie geschaffene Erkenntniß zu eigen zu machen und dann diese selbe Schöpserin der Erkennt - niß zu beschimpfen und ihr die Existenzberechligung abzu- sprechen. Sun ütr Stlrtijnt. 3119, zusammen also 8773 Stimmen abgegeben die in den letzt aus Witte zefallenen >754 Stimmen wieder aus der Bildfläche erschienen lind, bis aus 19 Stimmen, die wohl als verbissenen Heißspornen des Nationalliberalis- mus anqehörend angesehen werden dürsten, die sich nicht evck'chliesien konnten, für den Witte'fchen Frcoinn in die Schranken zu trtten. Daß sie Nicht für den Sozialdemo - kraten gefallen sind ist außer allem Zweise! Tas von der Sozialdemokratie erreichte Stichwahl- resultat und der dabei erzielte Zuwachs von 547 Stimmen fett dem 19 Februar d I und von 435 Stimmen gegenüber dem Resultat der Hauptwahl am 20 Februar v I iiiuß daher als ein eminenter Fortschritt unserer Partei im Kreise bezeichnet werden, denn zu diesem Zuwachs kommen noch alle jene Stimmen hinzu, die unS verloren gegangen find, weil auf Grund der alten Listen gewählt wurde Die Gegner haben zusammen von ihren bei der Hauvtwahl im Voixahre erhaltenen 10 360 Stimmen 1587 oder za. 15 pZt ver - loren Würde man für die Sozialdemokratie den durch die Wahl auf Grund der alten Listen herbeigefuhrten Verlust nur auf denselben Prozentsatz veranschlagen so würden zu unserer Stimmenzahl noch nahezu 1100 Stimmen hinzukommen, wir also thatsächlich ohne Hulse den beiden Gegnern die Waage halten. Tie Gegner haben feit der Hauptwahl 1890 15 pZt verloren, die Sozialdemokratie hat 435 Stimmen oder ß pZt. ge - wonnen. Und das nennt die Eugen Richter'fche „Freif. Ztg" eine „eklatante Niederlage der Sozialdemokratie". Wir hoffen noch oft solche „Niederlagen" zu erleiden. Sehr tren nd beurtheilt die ,Frkf. Ztg " das Wahl- ergebniß indem sie schreibt: „Aus dem Wahlkampf in Meiningen 11. ist allerdings mit nationalliberaler Hül-e der Freisinnige Witte als Sieger hrrvorgegangen, aber man übertreibt bie Bebeu’unq biefc» Sieg - s, wenn man dabei von einer Niederlage b > r Sozialbemokraten spricht Tie Sozial- bemofratie stritt unter ben ungünstigsten Be- bir gnngen, sofern noch nach den vorjShrigen Listen ge - wählt wurde; dabei 1. u6 die Jartei, die ihre Anhänger unter der ••uftuircnil t Arbciteibevölkerung hat. den größeren Ausmfl erleiden. Hnndette von Arbeitern mögen feit dem Februar 1890 aus der Arbeit gegangen und in andere Bezirke verzogen fern, die Hunderte, die an ihre Stelle getreten fjnd, waren aber bis -um 20 Februar 1HU im Kreise nicht wahl - berechtigt Wäre die Wahl nur um einige Tage hinaus- geruckt worden, so hätte sie leicht einen anderen Ausgang haben können, der Zuzug feit 1390 und der neue Jahrgang von Wählern würde wahrscheinlich die Entscheidung zu oiuitftcn der Sozialdemokraten gegeben haben " Der Pyrrhussieg, ben die Freisinnigen erfochten haben, scheint ihnen übrigens nicht viel Freude bereiten zu sollen denn sd-on kommen die Nationallibcralen und präientireit für ihre stattellhülse dcn Freisinnigen bie Rechnung Der „Hovitov (Pur." richtet näm.ich fol- gende Mahnung an die Abreise des Freisinns: „Die d.ntjck -re,sinnige Partei hat bei bieser Wahl eine ernst ' Warnung empfangen. Nur m i t größter M lt h e gelang cs noch einmal, das Wanbat b. -1 huret) "i halten cast tie bürgerlichen Patteicn fest .zufammciistanben 2tc f; onig. Partei ist sich bisher bieser Pflicht, auch ihrerseits anderen Parteien gegen die Sozialdemokratie zu Hülfe zu ’ommen. nur in einzelnen Fällen hew'ißt gewesen. Sie hat bei den verjähr gen Wahlen in maml-en Fällen die Mittelparteien gegen die So-.inL -nofraten unte.'türt, in anderen und zahlreicheren Fallen aber auch den Sozialdemokraten das Mandat ver- ’.t oft D'ese fa liehe und unzuverlässige H o l t u r. 1 muß .lu'h.. ::t, und auch die freisinnige Part- : muß b;e Pflicht der Gegenseitigkeit anerkennen wenn die Parole ^es Zusammenhalten» der bürgerlichen Parteien gegen bie Sozialdemokratie unsererseits künftighin der freisinnigen Pattei (gegenüber Beachtung finden soll Mit uationalliberaler Hulse Man - date einstreichcn und zum Donk nai-onalliberale Wahl - kreise den Sozialdemokraten ou» liefern Helsen, darf in Zukunft nicht mehr vorkommen " Herr Eug.n Richter sucht sich demgegenüber zwar mit folgender Bemerkung aus der Schlinge zu ziehen: „Die freisinnige Partei hat sich bei Stichwahlen stets von der Ertragung des kleineren Uebels leiten lassen Welcher Kandidat von zwei gegnerischen Kandidaten daS kleinere Uebel darstellt, läßt sich nicht nach einer allge - meinst Schablone bestimmen, sondern kann nur lediglich nach den besonderen politischen Verhältnissen in her Wahlzeit und in dem betreffenden streife entschieden werden," aber das wird ihm wenig nützen; bie Stanefler, die als solche den „Sieg ' errungen haben, werden ihn nicht los'o'ien, 1 1 der Freisinn sich ihnen mit Haut und Haaren ver'chneben hat. Wenn'S geschieht — uns kann'S recht fein Bei der Stichwahl in Sonneberg Saalfeld bat nach dem amtlichen Wahlresultat der Kandidat der Freisinnigen Dr Witte mit 8754 von 16 404 abge - gebenen 'Stimmen gesiegt Ter Kandidat unserer Partei, Schneidermeister Paul R e i ß h a u s, erhielt 7650 Stim - men Bei der 11 geheuren Sozialistenangst der National- liberalen, die sie Mann für ann für ben Freisinnigen an die Wahlurne hieb, mar dieser Ausgang voraus zusehen Bei der Wahl am 19. Februar d I wurden für Witte 5651, für den Nationattiberalen Hans Blum Ueber 1 „Unteroffizier eile? (üclcllfchaftS- rcttcr" st-richt stch t . -crtzka -che . it'chi.st für Staat» Wissenschaften" wie folgt auS: „Tie deutsche Reichsregierung hat ine Geb-alt sauf beiscrung für Ilnt-.ojnzieie vr klangt, um der so.zialdemolratischen Propaganda in den Kasernen einen Tamm .ntgegenzufe:. ii 2i-. : c Forderung ist ,ebenfalls insofern iymptonmlifch, als sie auzeigt daß die Regierenden in Deutschland sich der AusbreÜnug der sozialen Ideen gegenüber nicht mehr so unbedingt wie bisher auf die militärische Disziplin verlassen können. In der That glauben wir, daß der Militari-- es- vssmmw JUKocm einig gewesen Tie Verhandlungen drehten f orgniß, die e Frage, die für Landwirlhichajt und Industrie schon längst keine Frage mehr ist, könnte in ein-m ui- iüm'tigen Sinne in Wien beantwortet werden, durch eine Erklärung die keine Hörner und Zähne hat, von maßgebender Stelle beseitigt werde, öanbel unb Wandel können nicht gedeihen, wenn die nächste Zu- fünft für bie beim .£,anbei und Waiibel Betbeil-zten — unb bie? ftitb insbcfonbcre Laudwirthe unb Industrielle — ein Buch nitl lieben Siegeln ist, unb wenn ein Blatt, da-, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", int Geruch eines offiziellen Organs steht, zur Srirabigung der Velheiligteu, unb um beten cnqeb- llche tHefpcnsteifcherki zu bannen, über eine Lebensfrage der Nation, wie es die Frage ist, ob unsere Getreidezölle >n ihrer jetzigen Höhe erhalten Heben sollen oder nicht, keine andere Auskunft geben kann, al» daß diese Frage für die verantwortliche Regierung noch eine offene ist! Dem Rcichs-age ritten wir aber s ch 0 1 jetzt im Namen bei deutschen Industrie für den Fall, daß es wirklich sich ereignen könnte, daß in Wien rine Ern .ßi> gütig unserer Getreidezolle zugcstanben würbe, was wir allerdings auch nur zu bickürchten uns noch jetzt schwer entschließen können, bie Worte zu: „ricichstag, werbe Hartl" Gegenüber bie’er hartgesottenen Verfolgung ka - pitalistischer Sonbcrintciclen ist es freilich an der Zeit, welche bie Hausknechte, mit ben Füßen im Heu stehend, im Hausflur auspackten. Unb wenn sie nicht schrieb, so blickte sie, bie Auge.-, auf daS Guckloch in der Mitte der srumpsgeichlisienen Scheiben geheftet, auf die Straße hinaus, obiit das Leben unb Treiben auf derselben zu gewahren, denn nur ihre Mädchenträume, ihr Frauen- und Mutterglück sah sie an ihrem Auge vorbeiziehcu In diesem Yliickloch harre ihre Phantasie so oft bie glückliche Komödie ihres Leben» vorgefpiclt Ihr ganzes einförmiges, ergebenes, liebende» Doiein, ihre Verlobung unb Hoch cit, Peters Geburt, die erste Schreckensnachr am Belt d-S kleinen Erkrankten', die schwere -trantyeit ihre- Mannes unb Aläert- erster Schritt, alle diese taufend flohen und Laben Eri.ine. rangen malten sich für sie in diel' m schmalen, duich. sichtigen Raum n ieder, in dem ein jeder A rdere nur da« Gewirr auf der Straße erblickt huben würöe. Unb lächelte sie diesen Bildern eglückt unb dankbar zu, so weckte sie wohl VauthurS Ruf ober bie Stimme cuies Kommis auf, ber an ihr nach dem großen Lager offeucS Schalter herantrat unb sagte: .,Madame wollen Sie, bitte, biefen Posten an- schreiben?* Tann schien ne mit einem äiidtn des Stopfe» ihren Bisionrn „Auf Wiedersehen l* zuzurufen unb schrieb in das Blich was ihr von fern «gesagt wurde, nieder. „Lemkffn in CoSne - zwölf Ditzcnd flache Teller." Unb während sie schrieb, sagte sie dem Ansager, um Irrthümer zu vermeiden, zurück: Zwölf Dutzend flache Teller — was weiter?" Den Tag nach dem Lichtfchmaus bei Wepler staub bas Atelier noch leer. Man beeilt sich nicht, in den ersten Tagen deS neuen IahrcS sich wieder unter fein . Elendjoch" zu beugen Mit der Sorglosigkeit de- Ar - beiter#, bet sich glücklich fühlt, auch einmal wie bie Reichen etwas taraufgehen zu lassen, nahmen bie Maler, ehe sie wieber an ihr Pult zurückkehttcn, bie Gelegenheit wahr, stch in glücklicher Ungebunbenhcit bie Festtage roll- ständig zu Nutze zu machen fFottfetzung folgt)