Rr. 149. 5. Jahrgang r ><> • ■4 E Äl Tal »Hamburger Vcho" rrjcheint tiglitb, «jfcr Montags. •et rlbonnkmentSprciS (in!l .GefeUfdjaftft“) beträgt: durch dir Poft bezogen sNr des Poft, latalogs 2685) ohne Brmgegrld viertelrZhrl X 1 20; durch die NolportSre wöchentl 86 4 h« in s Haus Verantwortlicher RedaktSr: Ctto Stolteu in Hamburg. Loniitag, Den 28. Juni 1891. L « zeigeu rottbtn die fünfgefpaUtne PrtUzrile oder deren Raum mit 80 4. für den ArbeitSmarkt und vermietduugSauzetge« mit 20 4 berechnet Anzeige» Anuadme in der Sipebthoa ibiS ft Uhr AbbS.). sowie in jämmtl «nnoncen.Büreaus Redaktion und 6;pebttio«: Grohe TheaterNrahe 44 in Hamburg. Hierzu zwei veilageu uub bad illuftrirte Uuterhaltuugsdlatt „Ter Gesellschafter". Milknthra. O Dir haben keinen Grund, Die große notbamen« kan-fche Union wegen des dort so stark ouftretenben Teniperenzlerthums zu verspotten, denn auch bei unS regen sich Bestrebungen, die an Fanatismus nicht hinter dem Temperenzlerthun' zuruckstehen. Auch bei uns giebt es fromme und augenverdrehende Leute, die sich gebethen, als müsse die ganze .sündige" Selt krachend über unseren Häuptern zusammenstürzen, wenn einmal ein paar tausend Liter Schnaps im Jahre mehr als gewöhnlich getrunken werden. Wir wissen es wohl auzuschlagen, wclche Berheernngen der .Schnapsieufel" anrichtet; allein wir nehmen alle Teklamationen wider die Trunksucht nicht ernst, so lange die Herren Tefiama- toten nicht auch das Ziel verfolgen, den Branntwein durch ein nahrhastes und billiges Volk». g e t r ü n k zu ersetzen. Schnapsbrcnnende Funker haben '» ohnehin kein Interesse daran, den ttonsum ihres Pro« »ukts einzuschränken Aber so lange man dem Arbeiter wn Stelle des Branntwein- zur Stärkung nicht- anderes dreien kann, als elende Elchorienbrühe und andere wässerige Substanzen, wie sie tn den meisten sogenannten Bolks-llaje- verabtcicht werden, 0 lange müssen wir den ganzen LälM des Mucker, und Temperenzlerchum- für pure Heuchelet er. klären Der Branntwein kann den Arbeiter nicht ein« mal dauTnd bei Sh&ften erhalten; wer aber den Man» nern, die die schwersten Arbeiten zu verrichten haben, gar keine Stärkung gönnt, der kann weder zu den dernunst gen, noch zu den humc nen Leuten geirchnet werden W>r bedauern dabei, daß die Regierung dem deutschen Temperenzlerthum ein allzu williges L'ljt ge. liefen hat und, wie e- scheint, einen Antaus nehmen w'll. die Trunksucht durch ein Gesetz zu bdämplen Die leitenden Staatsmänner haben sich von Den Zuständen in Deutschland in Bezug aus die Trunksucht ein tuet zu schwarzes Bild ausinaten lassen. Ein Gesetz gegen die Trunksucht wäre schon deshalb ein Unding, weil die klimatischen Berschiedenheiten Teulschland- auch eine Verschiede nheit im Konsum der geistigen Getränke be. dingen W,r sind in diesem Punkte bessere Patrioten, all andere Leute Wenn man einerseits immer den welthistorischen Berus Deutschlands hervorhebt, so macht es andererseits einen um so kläglicheren Eindruck, wenn ein ganzes große- Volk nicht einmal so viel Selbst, ständiqkeit haben soll, um sein Bier, seinen Wein oder auch seinen Branntwein ohne polizeiliche Ucberwachung trinken zu können Wir wissen wohl, daß die Reich-rcgierung '.bei einer Bekäinpsung der Trunksucht nicht in der Weise vorgehen wird, wie e- die Temperen-, ler und Mucker von ihr Der« langen, aber sie sollte sich überhaupt nicht zu einem Bor- geben in dieser Richtung drängen lassen Hoffentlich wird ja auch der Reichstag sich dagegen ablehnend vrr< halten, und e- ist ein Glück, daß die Mucker und Tem - perenzler bei uns in Deutschland nicht können, rote sie wollen Do di.se augenverdrehende Gesellschast da- Heft in die Hände bekommt, da darf man sicher fein, daß sie mit ihrem Fanatismus und mit ihrer BerfolgunaSrouth gegen afle Leute, die geistige Getränke für nicht verbotene Artikel halten, da- Leben unerträglich macht DaS beste Beispiel dafür liefert -in- grabe die Wirthschaft der Temperenzler in der großen Union von Nordamerika Tiefe fanatische Gesellschaft hat eS fertig gebracht, mitten in den freien Einrichtungen der Union eine schier fabel, haste Tyrannei einznsübren. wie sie noch nicht Page- roeien. Besonder- im Staate Matne haben die Herren Temperenzler eine Art Schreckensherrschaft eingeführt und hoben neu rdings wiederum die Gesche gegen den Genuß geistiger Geträike verschärft Alle btshengen «er- schäriungen hatten nur bewirkt, daß der „ge. Beirne Suff" zunahm Nun hat die Legislatur dieses ^'.'lickerstaates beschlossen, daß die Polizei Zeder, mann zu jeder Zeit kr.ierlild genau untersuchen kann wenn sie den Berdacht hegt, daß er ein SchnapSfläfchchen cei sich trage Ebenso sönnen jederzeit Haussuchungen nad) dem verbotenen Getränk vorgenommen werden Wenn in einem Hauie fick sparen vorsinden daß irgend- wie berauschendes Getränk torbanben war, so soll kein weiterer Beweis erforderlich fein; eS soll sann feststehen daß Handel mit den verbotenen Flüssigkeiten getrieben Worten fei v v 4 müssen dann Geld- und Gefängniß- straien von 100 Dollars und 60 Tagen er olgen; wer nidjt zahlt, der muß bi» zu vier Monaten sitzen Das Merkwürdige bei der Sache ist, daß die Frauen bei Viesen Dingen vom gi\ rien Fanatismus bt'effen find Sie I d unermüdlich in der Aufspürung der begangenen „verbrechen" Sie werden vielleicht ihr gute- Theil dazu beitragen, daß die Bevölkerung von Maine biefe# ^och wieder ai relt, wenn e# ihr so unerträglich ge - worden, daß sie nicht weiter unter demselben zu leben vermag « ibstverständlich beutet unsere reaktionäre Presse bitfen Zustand gegen die große Union überhaupt au- 5Bir stimmen in dies Geschrei nicht ein, sondern wir verweisen darauf daß die amerikanische Gesetzgebung auch die Heilmittel gegen solche Mißstände in sich trägt und bafc man auch in dem gelobten Lande bet Temperenzler jur Einsicht kommen muß DaS ist nur eine Frage der Zeit Wir ersehen aber au- Sem Treiben ber tempe - ren der, was bei rin- werden würde, wenn unsere Mucker die Lb rhand bekämen, die womöglich d>e Amer kaner »och Überbieten würden. Ta gäbe c- für den Äi< eiter, und hätte et tu Woche übet noch so hart gearbeitet, kein Sonntag-vergnügen, auch nicht die geringste und harmloseste Lustbarkeit mehr, «sondern et müßte zu Hanse ober in der Kirche sich der Andacht" bingeben, statt sich irgendwo belustigen zu sönnen Man fragt so oft nach dem sozialistischen Zukunstsftaat Wir beschäftigen un- nicht mit dessen Ausmalerei; allein wer nach dem künftigen Muckerstaat forschen will, ber hat ein vortreffliche- Bild, wie es in einem solchen zugehen müßte und wohin man käme, wenn etwa die Prinzipien der Herren Pietisten in ihren Konse - quenten zur Wahrheit werden sollten Wir find zwar weit davon entfernt, und die deutschen Arbeiter laufen keine Gefahr dem Muckerthum In die Hände zu fallen; el sind verhältnißmäßig nicht viele, die besten Fahne folgen. Diese werden gut thun, sich die amerikanische Lcmperenzwirthschast genau anzusehen und die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen 801 ütt VkllWük. @iee zeitgemäße Reminiszenz aus dem Jahre 1847 finden wir in der .Freis Ztg " Es wird da im Anschluß an die Starfoffelfraroalle, die setzt aus verschrebenen Diten gemeldet werden, an ähnliche Vor - kommnisse im Zahre 1847 erinnert, welche do «al- den Berlinern mehrere sehr unruhige Tage bereiteten. „Auch damal- wie heute gab Potsdam da- Signal zu Exzessen gegen die Rartotfelbänbler welche sür die Metze Kartoffeln 3 Sgr verlangten; die Erregtheit oerbreitete sich ring- um Berlin und in der Hauptstadt selbst ent - wickelte sich am 22 April ans dem Belleallianceplatz be - reit» der erste Krawall, weil eine Bauersfrau für ihre Kartoffeln, die noch dazu so klein rote Rüste waren, viertehalb Groschen verlangte, sehnliche Auftritte ereig - neten sich auf deu Molkenmarkte und bis zum 23 April entwickelte sich alsdann in Berlin das große Rartoffel» brama, in welchem die Weiber die Hauptrolle spielten Die Rartoffelpreife hatten sich di- au* 6 Egr gesteigert. Verzweiflungsvoll gingen die Weiber mit ihren leeren Körben auf den Märkten umher und baten vergeblich die Händler um Herabsetzung ber Rartoffelpreife Al- diesen Bitten nicht Folge gegeben wurde, warf man Säcke und Körbe mit Kartoffeln und Grünkram um und stürzte sich in wilder Wuth auf die Verkäufer, die nur in schneller Flucht ihr Heil suchten Am 22 und 23 April wieder- holten sich die Exzesse und nahmen einen ganz bedroh- lichen Charakter an Tie Wuth richtete sich nun nicht blos gegen die Kartoffelhändler, sondern auch gegen die Bäcker und Schlachter Man stürmte und plünderte die Läden, warf die Fenstericheiben ein, zertrümmerte die Laternen und verübte auch sonst noch die tollsten Erzeste Die Bäcker um gewaltsamen Einbrüchen in ihre Läden vorzubeugen, legten den Plünderern die Waare vollkom- men zurecht und warfen thuen die Backwaare gradezu entgegen Die Unruhen nahmen einen solchen Umfang an, daß am 23. April die ganze Berliner Garnison auf- geboten werden mußte, um Berlin, da- In drei militä - rische Haupttheile getheilt wurde, zu schützen In der Gegend de- Alexanderplatzes, tn der tkönigstraße rc neh - men die Unruhen trotzdem ihren Fortgang, auf dem Reuen Markt deckle ber Pöbel die Dächer der Fleischscharren ab, um die letzteren zu plündern, and da- Militär kam wiederholt tn die Lage, von der blanken Waffe Gebrauch machen zu müssen Der Bönig begab sich persönlich in einzelne der bedrohten Straßen; durch Anschläge deS Gouvernement-, des PolizeipräfidiumS und de- Magistrats wurden die Tumultuanten auf da- Sträfliche ihres Trei - ben- und auf den Irrthum dadurch Linderung ber Nothstände herbeizuführen, aufmerksam gemacht und durch diese Mittel und bie Entwicklung einer imposanten Militärmacht gelang es endlich, die Ruhe wieder herzu - stellen Be« den Exzessen waren viele Verwundungen vorgekommen, viele Händler hatten ihr Eigenthum ver - loren Gegen 300 Personen waren zum Arrest gebracht, 200 wurden wieder entlassen, die übrigen 100 tn die Gefängnisse gesteckt. Die Verhafteten gehörten sämmtlich den unteren Ständen an; auch befanden sich 17 Frauen- zimmer darunter Am 27. April begannen bereit- bie gerichtlichen Verhandlungen gegen drei Tumultuanten: der eine wurde zu lech- Wochen Gefängniß, der andere zu sechs Wochen Gefängniß und 15 Hieben, der dritte zu drei Monaten Zuchthaus veruNheilt Im Ganzen stäu - pen 107 Tumultuanten in 58 Gruppen vor dem Gerichts - höfe: 66 wurden bestraft DaS höchste Strafmaß, welche- erkannt wurde, waren .rehn Jahre Strafbatfeit, da- min- beste sechs Wochen Gefängniß Der interessanteste Ange - klagte war ein erst lt»iähriger Sdiufterjunge, ber am Abend de- 22 April auf dem GenSdarmenmarkt an der Spitze eines Voik-haufenS dem Militär entgegengetreten war und etn vollständiges Steinbombarbement auf die Soldaten infjentrt halte Eure fechstahrige Zuchthaus - strafe war der Lohn für feine Thaten. — So endete der Berliner Rartoffelkrieg vom April 1847 die Tumultuanten sind später durch königliche Amnestieordre sämmtlich be - gnadigt worden " Im Jahre 1847, fügt da- genannte Blatt an, ließ e- die Regierung aber Nicht bei der bloßen Rieder Haltung der unruhigen Elemente durch Militär bewenden. Sie suspendirte den Getreidezoll, legte sogar einen An-fuhrzoll auf Getreide und verbot für den Rest der Kampagne die Spiritu-produk- Hon auS Rartoffeln. sollten sich die regierenden Rretfe nicht jene (Er - eignisse ul« Warnung dienen lassen, rechtzeitig Ab- hülf-traßregeln zu treffen, ehe die um sich greifende Roth die Armen womöglich zu ähnlichen schlimmen Ausbrüchen der (Erbitterung treibt die nur unsäglichen Rümmer und noch größeres Elend im Gefolge haben können? Möge man die Lehren ter Geschichte be - herzigen I Ueber die theure« Preise und die Ititrtb» schaftSpolitik stellt die ,Rölnifche ,Zeitung' folgende wunderbare Betrachtung an: „Tie RothstandSagitation hat sich letzt mehr noch als ber hohen Getreidepreife der steigenden Kartoffel- preise bemächttgt Hinsichtlich de-Getreide- müssen wir Tag für Tag hören, bie Aufhebung ter Zölle wurde mit Einem Schlag den ganzen Nothstand beseitigen reichliche Zufuhren cm- dem AuSlande herbeibringen und die Preise auf ein geringes Maß herabsetzen Einen Kartoffel zoll haben wir nicht Warum geschieht also da-, was die Leutschfreisinnigen und Sozialdemokraten al- unaitsbleibliche erfreuliche Wirkung Lr Aufhebung der Rornzölle für da- Getreide Tag für Tag oerfü obi - gen, nicht auch bei den Rartoffeln? Darauf roirb man nirgend- eine auch nur einigermaßen stichhaltige Ant - wort empfangen Zn Wahrheit liefert eben die That - sache daß die Rartoffeln, also ein zollfreie- Erzeugniß, noch mehr im Preise steigen, al- da- (Betreibe den Be - weis. daß bie Preise der Lebensmittel durch ganz andere Faktoren und nur in sehr geringem Maße durch die landwirthtchafilichen Zölle bestimmt werden * Wen glaubt denn die .Kölnische Zeitung" mit sol - chem Blödsinn dumm machen zu sännen ? tf ist eine im Wesen de- Produktenhandel- begründete ErfahrungS- thatsache, daß Oer Steigerung deS Preise- eine» noth - wendigen Nahrung-mittels eine Steigerung auch aller anderen unentbehrlichen Produkte zur Ernährung be - wirkt Da fiidet eine Wechselwirkung statt, die man gerade letzt ganz genau beobachten kann Weil da- Brot im Preise steigt und die unbemittelten Konsumenten in Folge besten weniger davon genießen kön - nen, aber, um den Hunger zu stillen, zu stärkerem R a r t 0 f f e 1 • Konsum sich entschließen, d e - h a I b er - fahren die Preise der Rartoffeln eine unverhältnißmäßige Steigerung Die außerordentlich erhöhte Nach - frage bewirkt ein Steigen deS Markpreise- Zur Frage nach de« Rechte der ftädtischeo Rörperschafte» soal. die diesbezüglichen Notizen in gestriger Nummer uiseref Blatte- und der Rümmer 130) In Frankfurt a. M hatte, wie wir kürzlich milge- theilt haben, der M.gijrrat au- sogenannten .Rompetenz- rücksichien" die Zustimmung zu bet Resolution der Stadtverordneten-Bersammlung, bete Suspension brr Getreibezölle, abgelehnt In Folge besten stellte In ber gestrigen Stad'perordnetensitzung Herr Sonnemann, unter dem Ausdruck feine- Bedauern- ßber be» Magistrat-beschluß den Antrag da« Präsidium zu ersuchen den von der Stadtverordneten-Bersammlung gefaßten Beschluß In geeigneter Weise zur Renntniß ber 6taat8re^ietung zu bringen Aber auch hiergegen hatte ber nationalltberulr Vorsitzende starke Bedenken E- entspann sich hieraus folgende Debatte Herr Sonnemann bemerkt, er habe bei sehr kompetenten Personen sich erkundigt und fei überzeugt, daß die StaatSreg erung keinen Widerspruch erheben weide Herr Dr Reukirch: Die Stadtverordneten seien gesetzlich ebenso berechtigt, zu petitioniren wie der Magistrat oder bette Behörden zusammen Herr Dr Geiger weist nach, daß die Angelegenheit der Zölle eine solche ist. die völlig in die Kompetenz der Gerne de- behörden fällt. Run könne nur eingewendet werden, daß die Versammlung sich zur Ausführung ihrer Be- schlüste de- Magistrat» bedienen muß Deshalb fei seiner Ansicht nach ber Magistrat eigentlich verpflichtet, die Petition zu befördern, wenn der Beschluß nickn durch den Regierungspräsidenten Inhibirt werde. Niemand habe etwa- dann gesunden, wenn z. B die B r 111 n e r Stadtverordneten an den Kaiser eine Gratulation-adresse schickten SBir hätten da - her auch gar nicht- zu befürchten Er bittet, dem An - trag Sonnemann zuzustimmen, außer wenn bet Magistrat sich sogleich bereit erkläre, die Petition zu befoibern Herr Dr Holdheim kann keinen Unterschied dann sehen, ob der Vorsitzende einen Frack anzIeht und da- Ehrenbürgerr e ch t der Stadt Frankfurt überreicht, oder elnePetition an daS Ministerium sendet ES sei um so un- nöthiger, irgend eine Furcht zu hegen, al- dieselbe Petttion f Z von dem früheren Oberbürger - meister feinen >,tz gen Kollegen überreicht worden fei Der Antrag Sonneirunn wurde hiernach fast einstimmig angenommen Zweierlei Masi ans dem Vebiete deS Der eln-rechtS. In Frankfurt a M ist die Polizei gegenroärtig an bet Arbeit, einmal wieder auf Grund § 8 deS preußischen Verein-gesetzeS mit den Arbeiter- vereinen auszuiäumeti Nachdem schon vor Kurzem bie Fililiale deS Verbandes der Schneider und Schneiderinnen geschloffen worden, ging nunmehr auch dem Vorsitzenden der dortigen Filiale de- ,ver- bande-der Pofamentenarbeiter, -Arbeiterinnen, Golddraht- ziehet und BrrufSgenoffen" folgende Mittheilung zu: Nachdem die (Srvrterungen In den Versammlungen deS Vereins .verband der Pofamentenarbeiter, -Arbeite - rinnen, Golddrahtzicher und BerusSgenoffen, Filiale Frankfurt a M ' vom 12 und 25. April und 8 Mat d I ergeben haben, daß der verein bezweckt, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern, wird der verem auf Grund deS § 8 der Allerhöchsten Verordnung vom 11 März 1850 (®-S. 6 277) vorbehaltlich deS gegen die Beiheiligten einzuleitenben Strafverfahrens bis zur ergehenden gerichtlichen Entscheidung hiermit ge - schlossen, weil Oer selbe dem Gesetze zuwider Frauens- Personen als Mitglieder ausgenommen hat Der Polizei- Präsident: v Muffling ‘ Aus dem Polizei-Präsidium wurde dem Vorsitzenden zugleich zum Tioft mitgetheilt, daß noch .mehrere daran" kämen. Eine gegen das Verfahren der Polizei einberufene Protestversainmluna in Sachen bet Schneider, die am 24. d M stattfand, bkjchloß einstimmig folgende Resolutionen: .Die hlui'oe Im Meriansaal tagende öffentliche Schnnder» uu'. Schneiderinnenverfammlung pioteftirt energisch gegen die Schließung deS .FilialverbandeS deuttchet Schneider- und Schneiderinnen" Sie bestreitet mit aller Entschiedenheit, daß Vorträge wiffenschaftlicher Art demselben den Charakter eines politischen Verein - geben Vornehmlich protiftirt sie gegen bie Auffassung, daß Frauen k> ien Zutritt zu unserem verein hatten Sie erklärt, oaß :S Pflicht der Frau ist. an der Seite deS Manne- zu kämpfen für bessere Lohn- und Arbeits - bedingungen 1 .Zur ferneren Organisation beschließt die heutige Versammlung: Dem verein deutscher Schneider und Schneiderinnen in Hannover als Sinzelmitglieder beizu - treten; sie ernennt a!S Vertrauensmann den Rollegen Gustav Maier zur Entgegennahme von Beiträgen." .Da daS kgl. Polizeipräsidium jeden geroerkschast- lichen verein als politischen verein ansieht und somit keinen Unterschied zu machen gedenkt, so erklärt die heutige Versammlung, Mann für Manu, so weit eS noch nicht geschehen, dem hier bestehenden .Sozialdemokratischen Verein" beizutreten." Die geanerischen politischen vereine kann man auf Grund dieser Bestimmung deS 8 8 zwar nicht fasten, denn bie Frau bet „besseren Gesellschaft" bekümmert sich bekanntlich nicht um Polittk und BereinSleben: sie ist in ber Beziehung eine Rull; sie „Hal eS ja auch nicht nöthig" Aber derselbe § 8 verbietet auch daS .In- oerbinbungtreten" politischer vereine Wir haben in letzterer Zeil verschiedene derartige Fälle, wo gegnerische politische vereine nach dieser Seite hin offen gegen daS Gesetz verstoßen haben, angenagelt; ob solche Verstöße auch in Frankfurt a M oorgef0uimen, wissen wir freilich nicht Ader daS wissen wir daß da, wo sie vorgekommen sind, nationaQiberale Vereine Delegiere zum Parteitag gewählt haben wo Bauern vereine, I tnungen und vereine zur Be- kämpfung ber Sozialdemokratie gemeinschaftlich offen vor aller Welt zu eminent politischer Thätig - keit zusammengetreten sind noch keine Polizei, noch kein Staatsanwalt Gelegenh.'it genommen hat. bie Bestrafung dieser offenen Gesetzesverletzun!;en herbeizuführen Wir müssen deshalb immer aufs Reue die Frage uufroerien: .Ist daS Verein-gesetz nur gegen bie Ar - beiter da?" Wie will man et rechtfertigen , daß gegenüber Arbeiter vereinen die subtilsten Aus - legungen ber Berein-ihät gkeit als einer politisch Platz greifen, während bie gegnerischen vereine u- strafi das Gesetz verletzen obwohl 'hre 1'oätig‘at keinen Zweifel barüber zuläßt ob Ke lolm'cher ‘Jiatut ist ober nicht Ist da- ein Zustand, ber eine# .Rechtsstaates" würdig 'st? Würde man an die Thätig - keit der gegnerischen vereine bie knt iche Sonde nur halb so icharf anlegen wie bet den Arbeitervereinen, von ersteren würde auch nicht einer dem Verhängniß be# § 8 entgelten Unb wir haben eH Recht zu fordern daß e# ge- schehe. damit die .Gleichheit vor dem Be'etz" nicht nur auf dem Papier stehe 'andern Wirklichkeit werde. Bi-Her war sie es nicht Entweder man wende auch auf bie Gegner bie volle Schärfe be# Ge'etzeS an, ober man hebe jene in unsere Zett n cht mehr hmeinpaffenben Beschränkungen auf Das Letztere wäre un- da- Liebste Es roirb aber nicht eher Wirklichkeit werden, bi- das Srstere geichieht, bis die Gegner bie Bedeutung jener Beschränkungen des BereinSrechls am eigenen Leibe fühlen Also heran, Ihr Herren SiaatSanroälte in Preußen, unb verschafft bem Gesetze auch in ben Reihen unserer Gegner Achtung! Ja bie Acht unb «deracht erklärt scheint Füift Bismarck thatsächlich zu sein. Unter der sttchmarke: .BiSmarck und die Regierung" erhält die .Rreuz-Ztg " aus Stegen eine Mittheilung der wir Folgende# entnehmen: .Bei der letzten hier abgehaltenen Hauptvetsamm- lung des verein# deutscher Hüttenleute ereignete sich Folgende-: Die Fefttheilnehmer hatten sich noch be - endigten Berathungen zu einem gemeinsamen Mittag»- essen versammelt, an welchem sich etwa 250 Herren be - teiligten, u A auch der Regierungspräsident zu Arns - berg, Herr Winzer Letzterer brachte den Toast auf den Kaiser auS Nachdem noch mehrere Toaste auSgebracht worden waren, erhob sich der hiesige Jngeniör Makko von hier, um dcm Fürsten BISmaick ein Hoch darzubringen " Hieran schließt sich in dem Bericht die Mittheilung der .Verherrlichung" BiSmarcks duich Herrn Makko Es sei .Pflicht" dieses Mannes zu gedenken, ehe noch ein anderer Name genannt worden", (eic I) Rach dem üblichen bekannten Geschwasel über die .mit elementarer Gewalt, einem entfesselten Strom gleich", sich bahnbrechende sogenannte .überwältigende Begeisterung" heißt e#: .AIS schließlich die Absendui'g elneS Tele- grammS an den Fürsten BiSmurck einstimmig von Der Versammlung beschlossen wurde, erhob Her, Negierung« - Präsident Winzer hiergegen Einspruch; eS würde ihn seiuc Stellung kosten, wenn er hierzu seine Zustimmung geben wolle Und s 0 unterblieb bie Absendung deS ge - planten Telegramm#" Der sogenannte .Gegenstand allgemeiner Ver - ehrung". als welchen der RrerrzzritungS-Bkrichl BiSmarck feiert, hat also ein Huldigung-telegramm weniger seiner Sammlung von Aktenstücken zur Geschichte der nruget- manischen Schweiswedelei einzuverleiben Diese Geschichte wird aber dadurch nicht nennenswerth beeinträchtigt werden, denn bei Blödsinn- ist genug auf Lager Der BnndcSrath faßte in seiner Sitzung am Donnerstag über mehrere Eingaben in Zoll- und Steuer- angelegenheilen Beschluß Dem Entwurf einer Verord - nung zur Ausführung deS PatentgefetzeS unb be- Ge- fetze-, betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern ertheilte die Versammlung die Zustimmung, erNärte sich mit ber beantragten Abänderung deS Etat« bei Salz- steuerverwaltung-kosten für Braunschweig unb der Zoll- unb SalzfteuerverwaltungSkosten für ^ttiß-Lc«hringen, sowie ber vorgefchlagenen Feststellung de« Ruhegehalts für brei Postbeamte einverstanden unb beschloß, ber Ein- gäbe des Magistrats einer Grenzstadt wegen beS verbot- beS Umlauf# frrmber Scheidemünzen, sowie mehreren Gesuchen um Befreiung von der Versicherung-pflicht nach hem Invalidität-- und AlrirSversicherungSgefetze feine Folge zu geben Die in Aussicht genommene Aus - prägung von Neich-silbermünzen wurde genehmigt Eine Eingabe dcS VvistandeS be# beutschen Drogmstenver- bandeS wegen Regelung des Verkehr# mit Giften unb ein Gesuch um Gestaltung be# Feilbir.'kn# von Braun- bier tm Uinherzichen würbe bem Reichskanzler über- wiesen Merkwürdig stumm verhalten sich die im Schienenka rtell vcrciiiigtcn Großindustriellen zu den Anschuldigungen, betreffend Unterschiebung gefliester Schienen bei den Lieferungen, bie Herr Baare in den Worten, daß .geflickte Schienen überall einmal mit unter - laufen", als richtig selbst zugegeben hat Mit Recht fragt daher die .Voss Zt;.", weshalb nimmtjfid) daS Schienen- kartell nicht der Anschuldigungen an, welche das ganze Sdjienengeroetbe eischüttern sollen? Weshalb erläßt diese Vereinigung nicht eine Erklärung, in welcher sie einerseits bte Aeußerung deS Herrn Baare über bie Lieserbarkeit geflickter Schienen, anbererfeit# den verdacht der Sternpelsälschung klar und unzweideutig zurückweist, felbstversrändlich ohne der Untersuchung über den Bochumer Fall vorzugreisen? Ja, weshalb nicht? Liegt in bem Schweigen nicht ba# stumme Eingeftandniß, daß die Angaben Baare# unb bie erhobenen Snfchulbigungen richtig feien ? Die Herren finb ja sonst nicht so schweigsam Sie waren es z B burchauS nicht, als eS im Sommer vorigen Jahres galt gegen ben .üterfprubelnben sozialpolitischen Eiser' der Regierung Stellung zu nehmen unb einen wirksamen Arbeiterschutz zu verhinbern Warum treten sie nicht sür baS .Ansehen der Industrie im AuSlande" mit der selben Wucht ein, wie für die nach ihrer Ansicht bedrohte „Ronhirren^fäljtgfeitgegenüberbem Änslanbe'? Schweigen ist nicht immer Gold und hier bedeutet eS bas Ein- gestänbniß der Schuld Aber auf der Gegenseite schweigt man nicht überall Unter den nach Angabe der „Weftsälischen BolkSztg " in Bochum gefertigten falschen Stempeln, die noch Herrn Baare# Erklärung ausi Bestellung der Revisionsbeamten gefertigt sein sollen, find auch solche für die württem- bergifche StaalSbohn verzeichnet Demgegenüber erklär! nun ber württeinbergffche.SkaatSanzeiger" offiziös: Die für die roürttembergifdje Staatsbahn angefchafften Stem - pel wilden unter Rontrole von einem Stutt - garter Gravör hergestellt Bochum hat niemals einen Auftrag hierzu erhalten Ob der Bochumer Ver - ein die inländischen Stempel sich widerrechtlich verschafft hat, Ist nicht bekannt; Untersuchung ist im Ganz: Die Beschreibung bet „Westsäl BolkSztg " unserer Stempel stimmt mit den echten nicht ganz überein In Folge ungünstiger Enahrungen sind die vorschnsten, betreffend die Schienenübernahme, wesentlich verschärft. Anlaß zu Beunruhigung ist nicht vorhanden Run, wir hoffen, daß die Untersuchung aller OrtS energisch geführt roirb unb daß die Bestrafung auch die wirklichen Schuldigen ereilt Nur dadurch kann da# verletzte Rechtsgefühl gesühnt werden. Tir Wahrheit bohrt sich durch. Die Ideen der Sozialdemokratie bringen allmälig auch in bie abge- fchloffensten Winkel unsere# Vaterlanbe# Am 22 b M fanb in dem braunschweigischen Flecken Bevern bei Holzminden zum ersten Male eine sozialdemokra- tische Versammlung statt, obgleich die Tinberuser mit großen Schwierigkeiten zu läiMr'”; gehabt hatten Die Versammlung war nicht einmal öffei.tlich bekannt gege - ben unb doch hatten sich Hu werie von Zühörern ringe- funden Aus der TageSordnuiig stand: „Dir Rornzölle und die deutsche Reich#regierung". Referent war Reich#- tag#ab£’orbneter Förster au3 Hamburg Redner unterzog unser Zollroesen einer recht scharfen Kritik und beleuchtete an ber Hand statistischen Material# bie Korn- preise ton früher unb heute in einem saft l 1 /, ftünbigen, mit vielem Beifall aufgenommenen vortrage. Die Zuhörer lauschten ben Ausführungen be# Slebner# mit bet größten Ausmerliamkett unb häufig tonnte man den Ausspruch hören: .Hier ward man erst flaut börch". Der Vorsitzenbe fragte, ob Jemand den Ausführungen deS RednerS etwas zu entgegnen hätte, es meldete sich jedoch Niemand zum Wort Obgleich auch viele größere Land- wirkhe anwesend waren, hatte doch Reiner ben Muth, tn ben geistigen Kamps einzutreten. Daraus trat der Vorsitzende in ft ästigen Worten für die Arbeiterpreffe ein und forderte die Anwesenden auf, nur Arbeiterblätter zu lesen, denn nur diese seien eS, welche einzig und allein die Jniereflen bet arbeitenbfn Bevölkerung wahr - nehmen Rach einem Schlußwort bet Genossen Förster schloß ber Vorsitzende die imposante Versammlung Run, bis zur nächsten ReichStagSwahl roirb die Saat, welche dort jetzt geiäet worben ist, kräftig emporgeschoffen sein und wenn sich nur erst ber Bauer rührt, bann roirb's schon besser werben Auch im Uebrigen ist die Agitation unsere# Gen offen Förster Im Braunschweigischen vom besten (Erfolgt be» f[leitet Am Dienstag sprach er in Braunschweig selbst n einer stark betuchten Volksversammlung über bie kulturgeschichtliche Bebeutung der Arbeiterbewegung Rach dem Vorträge wurde ein auS sieben Personen "best ehendeS Landagltatton-komlte gewählt. Einen Ehrenmann im («rote «och zv ver - sehnte«, diese» .patriotische Heldenstück" hat der vor- stand de» Seestemünder Rriegcrberein» fettig gebracht In der .Nordsee-Zeitung" vom 26 3uni, Rr 147, findet sich folgende Anzeige: .Deutscher Rriegermein für Geestemünde Dul»- bolf unb Umgegend Den Kameraden hierdurch zur Kenntniß, daß bet verstorbene Gastwirth I Meyeiholt, wie wir eist jetzt erfahren, dem sozialdemokiatffchen verein angehörte Da b« Verstorbene deshalb vom tliiegerterein ausgeschlossen weiden mußte, roirb hiermit bie gestrige Aufforderung, betreffend Betheiligung der Kameraden an der Beerdigung, widerrufen Der Vorstand " Der Todte ro>rd deshalb nicht unsanstei ruhen. Ob die Mitglieder deS Vorstände», ist die Frage — So nur weiter, ihr Knegervere'ns Pascha» ; das ist die rechte Bit. Männern von Ehre unb Raiohrr die Mitgliedschaft in solchen Vitrinen gründlich zu ver» Iciden B E>«S 6dürften. Die Berufung deS vom Schöffen- geeicht in Reichenbach kuizlich wegen Beleidigung eine# Geistlichen zu sechs Monaten Gesänguiß verurtheilten RedaktöiS des sozialdemokratischen .Proletarier# au» dem Eulengebiige", M. Bag, 11 ski, hat den Ersolg gehübt, daß die Gesängnißstrose aus sechs Wochen von der Slraskammer zu Schweidnitz herabgesetzt ist Wilhelmdhave«. Bei der Dahl de: Beisitzer zum gewerblichen Schiedsgericht au» den Reihen der Aibkiter wurden die Dun den .sachvereinen uub Gewerk» ichastsverbänben ausgestellten Kandidaten gewählt Eine Gegenliste war nicht ausgestellt Bei den Unternehmer - wahlen siegte die GewerbeveriinSliste Bern, 26 Juni De; Stände rath Hai i« seiner heutigen Alrndsihung die Vorlage, betreffend baß Banknotenmonvpul, mit 22 gegen 19 Stimmen verworfen, da über die Betheiligung der Rantone an dem Reingewinn der Bundesbank keine Einigung mit dcm Nationaliath erzielt werden konnte Wien, 36 Juni Dem A b g e 0 r d n e t e n h a u f e ist eine Zuschrift be» Ministerpräsidenten ziigegangen, I» welcher da# Hau» zur Vornahme der Wahlen für die Delegationen aufgeforbert ronb Bei der Verhandlung de» Anträge» wegen Auf» Hebung der AuSnahmeverordnungen wird vom Ausschuß eine Resolution beantragt, welche die Er - wartung auSspricht, daß auch die theilroeife Aufrecht» nhaltung der Bestimmung über die Aiisgeroiesenen so - bald als thiinlich aufgehoben werde PernerStorfer verlangte die gönzl-chr Aufhebung Graf Taaffe erklärttz, die Regierung beabsichtigte die Aushebung bereit» im Januar und wollte nur die Entwicklung der Verord - nungen am 1 Mal abwarten Die Regierung erkenne die ringetretene Besserung an und habe die Ausnahme. Verordnungen ausgehoben, weck sie der Ansicht sei, baft Ausnahmebestimmungen nur bestehen sollten, so lange dies unumgänglich nötdlg sei. DaS voigelegte E 0 z I a » listengesetz fei augenblicklich u n n ö t p I g, aber e» sei ein roerthvelle« Mittel Sollten die Zustände sich wieder verichlimmern, so werde die Regierung die sofortige Aonchm- be« Gesetze« beantragen Da« Haus nahm hieraus ben Ausschußantrag mit großer Majori- tät an unb setzte sodann die Berathung der Budget - debatte fort. lieber die Bgrarunruhe« t« Ungar« roirb der .Kieuz-Ztg " ouS Wien Folgende« gcjchiieben: „Runmchi wird auch von der hiesigen liberalen und offiziösen Presse die t cfgehende Bedeutung und her gefahrdrohende Umsang der agrar-sozialistischen Bewegung in Ungarn zugrstanden Selbst dir ungarische liberale Presse, welche sich sonst tn einem Vertuschung«systeme der in 8 Ungeheure angeroachsenen Korruption unb bei roplb sich vollziebenv-n ftersalle« be# gejammten länb« lichen unb gewerblichen Mittelstände# gesallen hat. n utz nunmehr kingestehen, baß die Lage nicht nur in dem einen Chanader Romitate, sondern im ganzen ungarischen Tieflande eine seh: kritische Ist Und der Ackerbau- minister, wie ber Minister de# Innern unb ber Hanbel#» minister haben bte Rothwenbigkeit eine# energischen Ein - greifen« der Gesammtregierung anerkannt An eine wirkliche Abhüffe ist ober so lange nicht zu benfen, bis nicht mit jenem Systeme schrankenloser Ausbeutung ber ländlichen Bevölkerung und de« gejammten Gewerbe- stände- durch das speziell in Ungarn allmächtige | ü b i • s ch e Großkapital gebrochen sein wird." — Natürlich da« .jüdischeGroßkapital" muß auch hier wieder der Sündenbock jein 1 C« ist aber längst seit» Geheimniß, daß grabe der schamlose Ausbeutung«, unb UnterdrückungSunsug, den der ch r I st 1 i ch e Adel f» lange $eit an der ländlichen Bevölkerung Ungarn« veiübt hat, die Ursache der berechtigten agrar-sozialistischrn Be - wegung ist London, 26 Juni Da« Oberhau» rahm in »weiter Lesung die irische Bodenankaus»billan. PariS ohne Brot. Nachdem wir mehrere Male .Pari» ohne Tiinkwasser", bann .Pari» ohne Droschken" unb »uleyt .Pari» ohne Lmnibuffe" gesehen, scheint Pari» 0 h n e B : 0 t an die Reihe kommen zu sollen. DaS >st viel ernsthafter, beim Trinkwafler unb Fuhr» weike sann ber Panier zur Roth entbehren, aber hab liebe Brot ist sein Hauptnahrung#mittel, für da» rr feinen Ersatz weiß Bekanntlich wird nirgend» in ber Welt so viel Brot gegessen, al# hier Mancher Pariser verzehrt davon sc viel an einem Zage, al# ein Eng - länder in einer ganzen Woche Im Budget de# Arbeiters rcpräsentirt da# Brot saft ein volle# Drittel de» für die Nahrung bestimmten Betrage» Keine Arbeitseinstellung greift daher so tief in da- Volksleben hinein, al» eine solche der Bäcker $6en deshalb sann sie aber auch nicht von Dauer fein Die Bäckcrgehülftn verlangen feine Lohnerhöhung oder sonst oorthcilhaftere Arbeitsbedingun - gen , ihre Bewegu tg ist auch nicht gegen bte Bäcker - meister gerichtet, 'onbern gegen die Stellenver - mittler unb indirekt gegen bie Polizei, welche die letzteren duldet Sie behagen sich darüber, daß sie von den vermittlunq-ibüreauS ungebührlich auSgebeutet werden Sie müffm für eine ihnen nachgewiesene Stelle einen ziemlich hoh-n Tribut entrichten unb behaupten, bte Vermittler wüßten auf bie Meister einzuwirken unb häufig die Entlassung von Gehülfen herbeizufübren, um dieselben Stellen immer wieder an Andere verkaufen zu können, so daß die ganze Gewerkschaft von ihrer Gnade obhänge Hin liegt ein skandalöser Unfug vor, de« nicht energisch genug gesteuert werden kann E# hegt mi allgemeinen I nereffe, daß auf dem ArbeitSmcrkt« sich Angebot unb Nachfrage mit möalichft geringer Reibung, ohne minützen Aufwand von Zeit und Roste» vollziehe, denn d e Waare Arbeitskraft ist die einzige die von ihrem Verkäufer nicht aufgefpeichert werden kann, und daher, wenn unverkauft, für ihren Inhaber und bk Ration verloren ist Biele Fachvereine der Ärbdter unb ber Arbeitgeber haben deßhalb theils gemeinsam, theils