Nr. 205. 5. Jahrgang. > ♦r I T'' „f'ar«;biirqci (vrtjo" endxint »äq.ich. auyrr Monlagl Der tlboHMCilintt^pvci# ,(Slcfclif«r, über solch' groben .lÄotmüliimu»* fich JM entrüsten und mit dein Kanzler in'« Gericht zu gehe» IahrauS, tahrein schimpft man ja in diesen frrtivn über den Materialismus der Cozialdemokrotie der bekanntlich richt eine Geringschätzung der idealen Kulturgüter und eine Ueberschätznng des Reichthums und Profits bedeutet darin ist ja die Bourgeoisie allen Klassen weit übei — sondern in dem unbestreitbaren Satz gipfelt, daß der Rarafter der Menschen wesentlich in ihre» sozialen Derhältnisien, im ökonomischen Milieu bedingt ist, baß daher die Sittlichkeit weder durch Moral - predigten, noch durch Ctrasparat-iaphen und Polizei' mafire zel.i gehoben wird sondeni durch Verbesserung der Rlajienlagt W'k ost wild nicht in nnseren Neben und Schriften, in Bersaulmlungcu und Prefie betont, dast wir z. v. den t .ld;!{hinbentag auch deshalb fordern, damit der Ar - beiter tii’.b die Arbeiterin neben leiblicher Ruhe und Er - holung sich der Pflege des Iamilienlebrn», der Rinder- erziehuiig der Beschäftigung mit Lingen, welche Geist und Herz bilden sich widmen können Aus dem Boden der modernen Wissenschaft stehend, weiß die Sozial- demolroue, daß der Meusch auch in moralischer Hinsicht aus schlechtem sozialen Boden so wenig gedeihen kann, wie rin Rosenstrauch im Sumpf, um da- treffende Bellauih'schc Gleichniß zu gebrauchen. Lie tzseiseu Thebanrr de» Burgerthum» dagegen find noch ganz und gar in der verschrobenen Anschauung der alten Schule befangen, mit Moralpredtgen wollen sie k» fertig bringe«, daß in Sibirien Latteln und Orangen reifen ll 0 daß die Cielehrien de« Leutsch reisinn« hierin dem zopfigsten Lbeologen nicht- nachgeben, das hat u A der beurict) f rrifinnige Possenreißer Alexander M'iMer ui der Reichstag-si^uiig vom 10. November ge - zeigt als er, gegen die Sozialdemokratie polemisirend die hochwohlweise Sentenz von sich gab: .Eine Beste, ruug kn in nur dadurch herbeigesübrt werden, daß die Menschen fick bessern, daß sie zunehmen an Einsicht, Energie, Beharrlichkeit und Wirthschaftlichkeit" Wir find keiiie-weg- so einseitig diese si b ekriven Faktoren zu unterschätzen, aber ohne Hebung der ökonomischen JJrrge isl Alle» vergebens. — Man rve.ide nicht ein, daß in den kapitalistischen greifen die s ttliche Fäulnist am meisten zu Hause ist Ta« ist unstreitig richtig, ober hier kommen wieder andere dem Rlafienftaate eigen thün liche Umstände in Betracht, worauf wir hier nicht etngehen wollen Weiter hat Herr von Caprivi anerkannt, w i e wichtig e 6 sei, dah den Arbeitern sowohl billige Lebensmittel al- auch Arbeit», gelegenheit verschafft würden. Damit bat et zu gegeben, dost eS an Beiden fehlt und daß die frühere Bestreitung de» Rotbstandes eine irrige war. Und damit hat er zugleich die kräftigsten Argumente der sozialdemokratischen Agitation unterjchrieben uud an - erkannt Solche und andere Zugeständniste dürfen wir immer- hin als recht werthvollen Erfolg unserer Agitation regifiriun, wir sehen daran zu unserer Genugthuung, dah unsere Ideen siegreich Vordringen auch in Rreisk, wo man ihnen am stärksten widerstrebt Vorläufig freilich zieht der Kanzler au« diesen Sätzen nur den Schlug. Daß die Ronizölle auf den Satz der Handel-vcrträge zu ermäßigen seien Er lägt da - grobe Geschütz sozialpolitischer Argumente auffahren, um ökonomische Spatzen zu schiefien; die großen Raubvögel sollen unbehelligt bleiben Dir dagegen wollen neben den Spatzen auch die kapitalistischen Geier, Adler, llhu- unb Raben e tu tri qunnti erlegen Ohne Bild ge - sprochen : Ist e» bi thun sich unter- fängt, giebt zu denken. Die Arbeiter thun gut, sich berarttge Ausspruche zu merken; sie bienen, richtig angewendet, dazu, den Arbeitern und Landleuten, die sich bislang von den agrarischen Intereisen-Politrkern als Stimmvieh haben benutzen taffen, die Angen zn öffnen Tie Perschleppungsvenuche der Herren v inardorff und Genossen werden übn s ns nicht» nutzen. Die Ge - duld der Mciontät des Hause» im An hören bei Tiraden dieser Herren ist erschöpft; heute folgte nur ein kleiner Theil der aiiwe>'enden Abgeordneten im Sitzung-saale den Debatten; der größere Theil vert.ieb sich in den Waudelgängen, in der Restauration ober im Lesezimmer die Zeit Man rechnet sicher daraus, daß am Mittwoch «»iiilktdlitt ehirni't. Roman von Max tstretzer (Nachdruck verboten.) .15 Fortsetzung.) Er räusperte sich erst, schuiunzeUe bann, nahm eine Prise und begann schliesilich in e nem Tone, der der Würde eine» Mitarbeiter» de« .Bollwerks" angemessen fein sollte, aber diesen lachenden, rosigen Lockenköj fen gegenüber vollfteu'l z Schiffbruch litt: .Wissen Sie. ...eine Damen, ich finde da- gar nicht hüb sm von Ihnen, sich über einen alten Mann, wie ich bin, lustig zu machen — brrr —die Hand in der Tasche, mit Lei c. die Schnap-siasche berührte, war Schuld daran, daß der sonst so ernste Satz wieder ein klägliche- Fia-ko machte, denn die saure, drollige Mingp ritt der diese- .brrr —“ wieder begleitet wurde, reizte ttr LachmnSkeln der jungen Mädchen aas'« Reue .Aber, Herr Miller, was haben wir Ihnen denn 5et hau dasi Sie unr nun mit einem $ ule mit .meine >a»t«r anreden? Sonst waren wir doch immer Ihre .Kinderchen „Sagen Sie nur blo-, bester Herr Miller, was Eigentlich feit ein paar Tagen diese» gehtimnisiovllc Gist, Giit. Gist und daun brrr — bedeuten soll da- Sie Immer halblaut vor sich hinsvrechen,' fiel Milly gleich nach ihrer Schwester ein, und auch Leach.1 ries: „Ja — lieber Herr Miller, sagen Sie un» da» doch ' Herr Friedrich Miller hatte letzt die Euiptuiduüg. »1- würde er in eine Enge getrieben, au* der ein (Ent - rinnen unmöglich sei Er wußte wirklich keine Aftwort AlS- marckS ureigenste- Werk Und dieser selbe „ehrliche Politiker“ erklärt jetzt einem ihn verehrenden Zeitung-- Redaktör: ba» ganze Gesetz zeuge .von sehr geringer Menschenkenntnisi“. Co verhöhnt der „große" Mann seinen eigenen iegiSlatorische.i Bastard. Noch .größer" hat er sicherwiesen in der Ansprache, bie er dieser Tage der Depination der Stadt Siegen hielt Der Ezreichskanzler erklärte, e-sei seiner Stellung und seiner Vergangenheit angemessen, z u schweigen, jetzt nicht in den Nelch-tag zu gehen, weil bie Handels - verträge so wie so angenommen würden Ta müsse er ein Auftreten im Reichstage nutz 1 0 - halten Wenige Sätze weiter aber meinte er: er habe aller- ding» nach Berlin wollen, aber sein Leibarzt habe ihn an den Rockschößen feftge- halten!!! O, dieser gute Leibarzt I Und dieser Wider- spruch in den Aeußerungen! Ter eine Grund hebt den andern auf Weiter erklärt er: e- widerstrebe ihm, gegen den tetzigen Reichskanzler s 0 au^utreten, wie er müßte, wenn er im Reichstage überhaupt redete Aber feinen Nach, folger in den „Hamburger Nachrichten" hinterlistig anzu- prrifen, und seine Politik zu bekämpfen — das wider strebt dem Exkanzler nicht, da- hält er mit seiner Stellung und Vergangenheit vereinbarlich. Ist ja auch weit bequemer, al« offen und ehrlich Stirn gegen Stirn sich mit dem Gegner messen Bismarek- Nedc über dir Handelsverträge, bie er „binterm Lattenzaun von Friedrich-ruh" gehalten bat. begegnet einer scharfen Stnrif, weniger freilich ihres Inhalte« wegen, al« wegen der Art, in welcher der Ex - kanzler von seinen vier Piaqreu au» in die Debatte ein- gegriffen hat So schreibt z B bie „volkSztg ": .Bum ersten Male wirft Fürst Bismarck in dieser Rede offen seinem Nachfolger den Fehdehandschuh hm; und man muß einräumen, daß dies gegenüber der Bn Ich - klepperei im Dickicht der .Hamb Nacht " schon ein kleiner Fortschritt ist Aber man muß dock zugleich ver - wundert fragen: Wie kann e» Fürst Bi-marck mit den Muhten, die ihm das ReichStagsmatidat auserlegt, ver - einbaren, daß er seine Angriffe auf die Handelsverträge und die Regierung nicht im Reichstage selber vorbriiigt? Er bat ba’str eine ganze Reihe von Eiit- ichuldiguug-grüuden. Tie ärztlichen wollen wir auf sich bernheil lassen, da er sie selber nur nebenher olS Bei - werk verwerthet. Er sagt, er mußte, wenn er in den Reichstag käme, der herrschenden Pvliiit schärfer ent- gegentreten, al« er es t loher seiner Stellung und Ver - gangenheit für angemessen finde. Schärfer als in Friedrichsruh wäre aber wohl der Angriff auch im Reichstage nicht ausgefallen und was er dort als für sich angemessen findet, kann im Reichstage nicht für ihn unangemessen werden. Ebenso bleibt die Tragweite dieselbe und ebenso der Einwurf, daß er als Gutsbesitzer iutereffirt fei. gleichviel ob er im Reichs - tage ober in Friedrichsruh redet ,.Noch weniger stichhaltig, p gra ezu bodenlos ist der Einwand: Sein Auftreten im Reichstage würde doch an dem Schlußergeb liß nickt- ändern. Die Frak - tionen hätten einmal ihre Beicklüffe gefaßt und die Vor läge wurde angenommen werden. Wenn diese Log ! füi Parlamentarier zulässig wäre, baun thäte t:e Minorität überhaupt gut, zu Hause zu bleiben und sich alles Er - hitzen zu ersparen. Geioiffenhaste Parlamentarier waren bisher immer der Meinung, sie hätten — unabhängig vom Erfolge — bei allen w chti' it Entscheidungen ent dein Platze zu sein und ihrer Ueberzeugung Ausdruck u geben Nutzt die Mritil nichts für heute baun nutzt sie für morgen. Mein Politiker arbeitet blos für den Tag „Für den Fürsten B sinarck aber war cs besonders geboten, seine Ausstellungen an den Handel Verträgen im Reichstage selber auszusprecken lind z'.>ar ans dem einfachen Gefühl der 8iittcdid 'eit Er war eS sowohl dem gefammteii Agrarier! hum das auf ihn g c • rechnet hatte, schuldig, im entscheidenden Moment et nicht rin Süchc zu taffen, al» dem Htrru v. Eapnvi, die Angriffe, die er hinter dem ^anii seit Jahr und la.3 und dte er jetzt offen, aber fern vom Schuß, gegen ibn g-ricklet bat, von Aitgesickt z u A n g e s r ch t zu n-iebeiboten Da« wäre ehrenvoll und tapfer gewesen Wenn der abgedankte Randler meint, cir. scharfe Kritik gegen den jetzig!n Leite, der ^icgierutig 1. üie au Pein- lieb, so ist es merkwürdig, daß so zarte Rucksickte» ihn nur bei Angriffen im Reichstage beschleichen, während sie ihin in Friedrich, rith völlig fremd sind." Aehnlich urtheilt die „i',rkf. Ztl“: „Seine Rede ist selbst hinter unseren bescheidenen Erwartungen zurück - geblieben, und grade seine Berchrer, die sich von Bi» axxaje*aaM»reeKixx:täki -Massesae, -iJt so» Alter, der man es auf den ersten Blick .-.isah, daß sie einst bessere Tage gesehen, hatte für die ewigen Zänke teten ihrer beiden Kinder die sie zart! .1, liebte, ein fort - währende- Lächeln bereit. „Nein, Kinder,“ begann sie, „Fdr habt doch auch ewig etwas nutcinauber. Wenn Euch so Jemand uu- belauscht zuhorcn würde, der müßte Euch wirklich für unverträglich halten " Frau Miller, die jeden Abend ein Stütidchen zu Schramms heriiberkam, um über Tie-3 und Jene» zu plaudern, trat in diesem Augenblicke ein gefolgt von ihrer Tochter Marie, einem schwächlich gebauten sechs- zehniährigen Mädchen mit gropen dunklen, von langen Wimpern beschatteten Augen in dem blassen Gesicht „Mariechen — ach bitte, stecke mir doch schnell die ed leite hier an.“ — „Ach bitte, Marie — knöpfe mir doch den rechten Handschuh zu " — „Marie, sitzt mir denn das Äleib gut in bet Taille? Tu als Schneiderin mußt da- doch verstehen." Marie war etwas schwerhörig aber au- den Zeichen rind Pantomimen errieth sie sogleich die Wünsche der un- geduldigen Freundinnen Jure geschickten Hände hatten bald hier, bald dort zu ordnen und dabei that sie Alle- mit einet Bereilwill gkeit, als gehöre das zu ihrer tag. lichen Beschäftigung. Fran Miller war inzwi cken iin besten Gange, Frau Sckramm von der seltsamen Aenderung rin Keten ihre- Manne- zu erz-h„en, von der seinen Fädigkeiten an - gemessenen Stellung, die er so plötzlich erlangt habe, wa- er Alles für Pläne macke u f. w .Und die« Alles, beste Frau Schramm, hat mein Mann Herrn Flux zn verdanken Ter muß doch ein seelensguter Mensch fein * Fran Miller hatte da- etlua# laut gesagt und stark betont, so daß Millh sofort in einen Hymnus dcS Lobe« über Flu; ausbrach. „Ein so netter Mensch, sage ich Ihnen, Frau Miller, und so lieben-würdig und zuvorkommend, und dabei gar nicht stolz au* seine Stellung als Redaktor und Zeichner, trotzdem sein Name dock überall genannt wird. Und wie marcks Handel-vertrags-Ned« die völlige vernicktung, die Btrf±mrttrning de- gegenwärtigen Regime» versprochen, sie selbst muß die Siegener Probe in ihrer Bedeutung», lofigken vollend» zerschmetteN haben. Bon dem reichen Arsenal geistiger Wallen, über welche» der Reichskanzler einst genügte; von der auSzewählien Sammlung pole- milchen Schmuckwerk«. mit der er einst seine oratoniche Rüstung zierte; selbst von den giftigen Schlagworten, mit denen er bu Kämpfer zu blenden suchte — von all' der Herrlichkeit ist ihm nickt viel mehr geblieben, al« die große Fansare, die in ihren vollen Tönen im Ein- gang der Siegener Rede den Einzug eine- König- tm Reicke der bandelspoliti'chen Geister anzukündigen scheint, nach deren Klängen aber thaisächlich nur ein unwissend- bescheidene-, konstitutionell-parlamentarische-, mobenge# MäuSlein über die Bühne huscht, da# tm Staube einer großen Bergangenheit fein Dasein fristet “ „Der Widerspruch zwischen der ruhmredigen An - kündigung und der nachfolgenden Erfüllung in der Siegener Rede ist ein ganz kläglicher “ Die „Köln Zlg , der ihr Herr und Meister an - der Seele gesprochen hat, darf sich natürlich nicht kritisch über die beliebte Art de« Eingreifen# äußern Sie hält sich dafür schadlos durch folgende gallige Einleitung zur Wiedergabe der Rede: „Eine sozialdemokratische Volksversammlung hat dem Fürsten Bismarck thr fuveräneS Mißfallen darüber au#- gesprochen, daß er nicht zur Berathung der Handel-ver - träge im Reichstage erschienen fei Die Herren, die den G!e>ckheitssaiiatismu- bi» zur Geschmacklosigkeit über - treiben sind offenbar sest davon überzeugt, daß eS mit dem ersten deutschen Reichskanzler wie mit den sozial- demokroti'chen ReickSdoten stehe: daß nämlich ihrer zwölf auf ein Dutzend gehen." Jedenfalls Haden die Wähler im 19 hannoverschen Wahlkreis-- ein gute# Recht zn fordern, daß bet Abgeord - nete des Kreises, der fich ertra zum Zwecke der Opposi - tion gegen die Handelsverträge hat wählen kaffen, nun auch si-iner Pflicht genügt, seine Gründe dort zum AuS- druck bringt, wo der Play dazu ist im Reichstage Die „Rö!n *ftg.“ hat ihrem Heros einen schleckten Gc lallen erwiesen mit bet Zufan.üienstellung der beiden Dinge Auch da» beschränkteste Philistergemüth wird sich sagen, baß die Rede hätte an anderer Stelle gehalten werden sollen, wo die Gegner zugegen sind Der Muth de» neuen Abgeordneten wird ntick in ihrer Wertbickätzung nicht steigen Allerlei parlamentarische Wiukclzuge machen die Agrarier im Reichstage, um durch ihr Berhalten bei der Berathung der Handelsverträge eS weder mit der Regierung noch mit ihren zollhuugerigeit Wählern zu verderben Eie haben deshalb eine besondere Abstim- mutig über die Getreidezölle beantragt. Sie stimmen dann zuerst ihren agrarischen Freunden zu Liebe gegen die Eruiäßigutig dcr Gctreidezölle in dem sicheren De- wußtsein, in der Minorität zu bleiben. Dann aber haben sie genug Agrarierthum marfirt und stimmen der Regie - rung zu Liebe für die Handelsverträge im Gauzen Einige Äein,chtitzzöllner sollen c» ähnlich machen wollen. Ter Antrag Gras Mirbach bietet ihnen dazu Ge - legenheit Ttr Stichwahlen für dao Berliner Stadt - verordneten Kollegium haben am Tiensiag statt- gesunden. Es siegten 5 Liberale und 1 Sozial - demokrat. Die Zahl der bei den diesmaligen Wahlen von den Sotlaldeiuotraten gewonnenen Sitze hebt sich damit auf sieben gegen drei vor den Wahlen. Die Liberalen gewannen einen Sttz, bie Konservativen ber - ieten zwei Sitze Tic „fUräitung dcS sozialen iAebaudcs", wie man prahlerisch seinerzeit die Invalidität«, und Altersversicherung genannt hat, wird dem Unternehmerthnm immer unbequemer und in ihrem Groll finden sich die früheren Lobpreiset mit den luanchester- Iichcu Gegnern zusammen Tie Letzteren neh'.nen natür - lich den Bortritt im Ansturm gegen da» Gesetz Wie gemeldet wird, beabsichtigen die freisinnigen Ber- eine in Baiern eine Agitation zur Aushebung de» Invalioitäts- und AltersversickerungsgesetzeS, das . als immer oruckcudere wahre Landplage (inpfunbrn werde' Hub die Herren voiii Zentrum wollen nicht Mures! leibin. „ Ta thun wir,“ bemerkt daS ultramontaiie Bair Batet!', „mit Bergnügen auch mit und viele T a u s e ii b e im Londe, die einen Nutzen und Vortheil diese» verunglückten Gesetzes nickt einzu- sebkii t .mögen, ionbern nur deffen Last und Bürde un- angcaehm empfinden. Geben wir je eher je lieber dieses preussische Danaergeschenk den Preußen zurück!" b in neuer Mitkämpfer soll der Sozialdemokratie in W ü r 8 b u r g erstehen in einem neuen sozialdemokra - tischen Lokalblatte. Dortige streikende Buch- d r u rf e r : oben sich zn einer Genossenschaft zusammen, gethan, welche das Blatt, die „llntetfräiikische Volk» Tribüne", drucke» wird. Tas Blatt ist Eigenthum der Partei und seine Leitung untersteht einer bereit» gewählten Preßkontmission Die Parteigenoflen sammeln fleißig Abonnenten: eine namhafte Za bl Abonnement-lustiger hat fick schon gemeldet Tie Probeitummer wird zu Weihnackte« erscheinen. Wir wünschen dem reuen Parteiblatt, da» fich besonder» bie rr- iL-'"*7M?:’"n«w gar. 1 I» in~i m~r'.~ii 1111111 in 11 BekSmpfung ber Schwarzen zur Ausgabe stellen wird, gute» Gedeihen I tffine Parteikonferenz ber Sozialdemokratte des Rheinland- wird am öl Januar in stoblenz abgehalten Ler Bericht des Agitat on»komite», dessen Wahl und Organisation, sowie ber Pnnkt Partei« preffe bilden da» hauptsächlichste Material ber Verhand - lungen Wien. 16 Dezember Der Handel-ver- tragsausschuß de- «bgeorbnetenhause» nahm den Vorschlag Bilin-khs an, nach der Ledattr über die Gefammtverträge sofort Aber die Annahme ab - zustimmen, einen einzigen Referenten für bie Gesammt« vertrage zu bestellen sowie die Arbeiten jedensall# vor Weihtia ckten zu beendigen. Bern. 15 Dezember Der Rationalrath be - gann bie Berathung de» Gesttze», betreffend die Volk», initiative E« gab eine lange Debatte über bei Abstimmung-modu« für den Fall, daß d e öuube»- Versammlung gegen die Volksniitiative einen Gesetz« entwarf macht Die Session dauert bi- Weihnachten Der Bundesrath beschloß, bei btr Bundesver - sammlung den Erlaß ber Kosten ber Bunde». Intervention tm Tessin von l889/90 zu bean - tragen Part», 15 Dezember In ber Nachinittag-fitzunß oer Lepiitirtenkammer wurde ein Antrag bie in bet Stadt umherfahrenden ReNamewagen, bie bisher steuer- frei waren, mit betreiben Steuer zu belegen wie bw ständigen Maueranschläge, mit 282 gegen 160 Stimmel genehmigt öorbunet begründet einen Antrag, bie Steuer auf Mobiliarversteigerungen herabzusetzen untz den Ausfall von 9 Millionen durch eine Steuer aus bie Schlußsckeine ber vereidigten Makler zu ersetzen TN Steuer müsse stufenmäßig eingerichtet werden und werde vor Allem die Spekulation treffen Die Steuer werde 14 Millionen einbringen Der Hauptberickierstatter iß für die Berweisung bet Anträge» an den Au-fckuß unter ber Bedingung daß bei Bericht nicht vor ber Erledigung de» Büdget» verlangt werde Seinem Wunsche wird entsprochen Die Kammer setzt die Berathung de» (tiiu nahniebiidgets bei Artikel 38 fort und nimmt mit 244 gegen 230 Stimmen den Antrag Biette» an, welcher bei Aoll ans Petroleum und andere mineralische Gele auf 12 Fr für 100 Stgr ermäßigt Die flammet verwarf ein Amendement, da# die Zahl der Bischöfe aus die ftoiikordatSziffer beschränken wollte und nahm ba# Ge- fammtbübget mit 384 gegen 41 Stimmen ar Tie SHahl LafargneS in Lille betreffend oer- ofientlicht ber „Ec 0 n 0 mrste Franyaise“ au» bei Feder dc» Herrn Paul Leroy-Beaulieu einen Artikel, bet um so mehr Werth besitzt, als Herr Leroy- Beaulieu gegenwärtig unbestritten da» Haupt ber bürgerlichen Oeko nomen Frankreich# ist Der Artikel lautet in seinem Hauptinhalt: „Alle bie oberflächlichen Geister, die heute bie Preffe und das Parlament überschwemmen, betrachten — zwar in gutem Glauben, aber mit ber mangelnden Bekannt- sckast, mit der sie ihnen fern liegende Dinge anzusehe« pflegen — die Liller Wahl al« einen untergeordnete« Borgang. Wir dagegen erklären laut, daß wir wie Wahl zu Lalle alS ein Hauptereigniß anfeben, ja, vielleicht a l e ba« wichtigste politische Sreigniß da# seit 1871 sich in Frankreich ereig 11 et hat „Mit Herrn Lafargue, dem Schwiegersohn von flarl Marx, ist der Kollektivismus in das Parla ment eingetreten, ist eine bisher zurückgedrängt« Lehre, bie feit fünfundzwanzig Jahren gepredigt wurde, ohne daß eS gelang, ihr Gehör zu verschaffen, noch bi« ksfkuÜiche Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen, plötzlich durch einen unvorhergesehenen Zufall und in einer Auf - sehen machenden Weife auf bis erste Bühne Frankreich» gekommen „Man täusche sich nickt, biefet schroffe Eintritt bei Kollektivismus in ba# Parlament ist ein Ereigniß Ge - länge eS, daß JvleS GneSde, besten flanbiäatur mal aii.Vigt ebenfalls gewählt würde. Frankreich würbe eil Gegiiistück zu Liebknecht und Bebe! haben “ Beaulieu stellt jene Männer de# Studium» und bet Propaganda gegenüber den Sturmrednern ber äußersten Linken, die, innerhalb ber alten Gesellschaft mit ihren Ansprüchen und ihrer Lebensweise fich bewegend, trotz ihrer kühne» Forderungen und bramarbasirenben Haltung wenig zu sürchten feien Der Eintritt de# Kollektivismus in daS Parlament in ber Person feine« „rücksichtslosen Streit >ahnS“, ber ohne Ansprüche und weltliche Be- ziehungen kommt fei ein ganz anderer Faktor Und n hat Recht Rom, 15 Dezember Deputirtenkammer. In ber heute wiederholten Abstimmung über den Zeit - punkt der Berathung de« Anträge» Bischi stimmten von 2»>0 anwesenden Deputirten 165 zu Gunsten be» fla- binets und 95 gegen dasselbe. Der Antrag Bischi, be - treffend die Hiimusschiebung der Anwendung be# Ge- ictze« über bie Beseitigung zahlreicher Präses!uren wirb somit erst nach bet Verhandlung über die Fmanzmaß- nahmen zur Berathung kommen -r-r. einfach er sich immer kleidet lind dann — wie v.ele Menschen vergessen nickt ihre einst gen Wohlthäter l Da» kennt et gar nicht Er hat nie vergesten, tote Baler noch seine Biich- hanblung hatte und er all armer Ctipendienschüler ber Akademie Zeichnungen zu Bilderbüchern für uns an- v rt le, um sich einen kleinen Nebenverdienst zu erwerben. Lr ist wiicklich ein so netter und braver Mensch, der immer nur da« Beste will.' Milly hatte das wirklich iiitt Begeisterung gesprochen, so dag Frau Schraniiu ganz gerührt war und ihrer Tochter ihre vollste Zustimmung gab Nur Lenchen hatte lL'itbet,xi:oa# auSzujetzeu. «sic un er unr nicht so schrecklich klein wäre — “ Dieser E uwurf rief eine -twaS gereizt klingende Erlvioernng Milly» hervor , Ta» finde ich nun gar nicht daß er so lehr klein ist." „O doch, ich finde ihn nun einmal sehr klein, viel zu Nem für einen Mann Ich sann mir nicht anders Helsen " „Nun ia D u — wc# soll ich mich be.in wieder mit Dir herumpreiten, Du nullst ja immer Recht haben und Alle» besser wissen.“ Lenchen schien wirklich darauf anSgehen zu wollen, Milly heute fortwährend zu ärgern, denn sie begann sofort w eder: „Aber für Dich freilich ist er grabe groß genug, er paßt grabe zu Dir, Milly ich weiß ja schon lange, daß —" Weiter kam sie nicht, denn Milly hielt ihr sofort mit einer raschen Handbewegnng den Mund zu „Fängst Du schon wieder davon an ? Ich sage Dir, Lenchen, laß jetzt endlich Deine ewigen Zänkereien. Mutier, »erbiete ihr doch ihren losen Mund " Aber ehe Frau Schramm ihr gewohntes „Ruhig, Kinderchen, vertragt Euch wieder" laut werden ließ, halte auch Lencken sckon ihrer Schwester die Backen gestrichen Dann flüsterte sie halblaut: „Sei nur wieder gut — ich gönne ihn Dir ja. E» soll auch Keiner iva» davon wiffen." Sie machte ein« kleine Pause und fügte bann eben so leise hinzu: „Ich bin doch neugierig, ob er wieder vor dem Theater sein wird — glaubst Du? Ich glaube ganz bestimmt." Marie hatte während diese» Geplaud-r- theil- n 'imloS, bie Hände im Schooße, neben ihrer Mutter gesessen £ e hatte den ganzen Tag wieder ficißig gearbeitet und man konnte e» ihr ansehen, daß sie müde und abgespannt war Endlich aber sprach auch sie ein paar Worte: „Ich mochte doch auch gern einmal nach de n Theater geben — wie gut habt Ihr ti doch Ihr hobt so oft Freibillet» von der Zeitung.“ Frau Miller wandte sich zur Seite u. b sagte in wohlmeinendem Tone: „Cttll, Mariechen — Du kannst ja doch so schlecht hören ' Da# schwächliche Mädchen nickte mit dem flopfe und erwiderte, bald wie im Traum verloren: „Ja wohl Mutter, ich kann so schlecht hdren, Du hast Reckt." Es fleug so unendlich rührend von ihren Lippen in stiller Resignation, baß Lenchen in biefeni Angeubl ck nicht« Besseres zu thun wußte, al# zu ihr zn eilen, ihren Arm um ihren Hal» zu legen und einen fluß auf ihr« Stirn zu brücken. „Tu gute» Mädchen Du wir vergessen Dich auch jede» Mal.“ Und m nächsten Augenblick hatte sie ihren Hut vom Kops genommen und ihn bei Seite gel-gt „Schnell, Mariechen, geh', zieh' Dich an, ch bleibe hier, ick lirbe ohnedies mit einem Mal so furchtbare Kopfsckincrzen bekommen, daß ich so wie so nicht ge - gangen wäre. Aber so mach doch. Mariechen — di« Plätze sind gleich vorn an ber Bühne, do wirst Du schon ganz gut hören können " Fortsetzung folgt.)