Da« „Hambnrger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Ler Abo»»eme»tspreiS (inkl. „Die Neue Wett") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post, kataloas »761) ohne Vringegeld vierteljährl.^.4,20; durch die Kolportöre wöchentl. 36 4 frei in'S Haus. Verantwortlicher Redaktör i. V.: Emil Fischer in Hamburg. Dienstag, Sen AH. April 1892. ■—■MEagaH—aBBrrh in 11n -, - mu , Anzeige» werden die fünsgespalte^e Petitzeile oder deren Raun, mit 30 4, für den ArbeitSmarkt, VermiethuugS- und Familienauzeigc» mit 20 4 berechnet. Anzeigen-Annahme in der Expedition (bis 6 Uhr AbdS.), sowie in sämmtl. Annoncen-Bürcau» Redaktion und Expedition: Große Theaterstraße 44 in Hamburg. 111 nm iiMW~iriTc je Hierzu eine Beilage. Sachlicher Hmkz. * „Name ist Schall und Rauch," sagt Faust. Das ist richtig, sofern der Name die Qualität eines Dinges nicht ändert. Im llebrigen spielt derselbe im Klassenstaat, dessen Mechanismus mit derLüge immer und überall tüchtig geölt werden muß, eine sehr große Rolle, im Geschäfts - leben wie in der Politik und allenthalben. Wir haben einen Älpotheker gekannt, der alle möglichen und un - möglichen Sorten von Fett feilhielt, sogar Armensünder- fett, es war aber Attes nichts als gewöhnliches Schweine - fett. Der Name mußte es thun. Ein frommer Katholik ließ sich am Charfreitag zum Genuß eines Entenbratens verleiten, als ihm Jemand sagte, eine Ente sei eigentlich ein Fisch, denn sic schwimmt im Wasser; und ebenso überwand ein Jude seinen dlbscheu gegen das Schwein, indem er, auf den appetitlichen Schinken eines Gastes deutend, zum Wirth sagte: „Geben Sie mir auch so ein Stückchen Fisch." Wie oft hat nicht schon Herr Bam - berger im Reichstag solchen mittels der Sprache hervor - gerufenen Illusionen ad majorem gloriam der Göttin Geschäft das Wort geredet, z. B. beim Gesetz über Mar - garine und erst kürzlich bei der Berathung des Wein - gesetzes. Die meisten Menschen sind hypnotischen Suggestionen in gewissem Grade zugänglich und lassen sich durch verschiedene Namen und Etiketten eine ver - schiedene Meinung von einer und derselben Sache bei- bringen, wie der Hypnotisirte ein Stück verschimmeltes Brot als Leckerbissen genießt, wenn ihm der Hhpnotisör sagt, es wäre Kuchen. Der Arbeiterbewegung gegenüber wird von dieser sprachlichen Taschenspielerei der ausgiebigste Gebrauch gemacht. Welcher Humbug ist nicht schon mit dem Wort „Freiheit" getrieben worden. Die schlimmste Versklawung der Arbeiterklasse wird von den Manchesterleuten „Frei - heit" titulirt, im Namen der „Freiheit" kämpft man gegen den Sozialismus, der allein die echte Freiheit schaffen kann, und Bollblutrcaktionäre wie Stumm, denen sonst das Wort Freiheit Bauchgrimmen verursacht, bekämpfen Arbeiterschntzgesetze, speziell den Maximal- arbeitstag, um die „Freiheit" der Zlrbeiter nicht zu schmälern. Im Interesse der Freiheit-der Soldaten — wer lacht da? — hat der Konservative v. Manteuffel die Beschwerdepflicht bekämpft. — Der Kampf der Arbeiter um soziale Besserstellung wird als „Begehrlich - keit" von denselben Leuten verdonnert, deren eigene Begehrlichkeit, die aber anders genannt wird, keine Grenzen kennt. — Mit dem Gruselwort „Umsturz" ctikettirt man das Streben der Sozialdemokratie nach sozialer Ordnung und Harmonie, wogegen die Parteien, welche die soziale Unordnung, das wirthschaft- liche Chaos, petrifiziren wollen, wie Diejenigen, welche die Gewerbefreiheit, Freizügigkeit, Religionsfreiheit u. s. f. umstürzen wollen, „Ordnnngsparteien" auf ihre Visiten - karte schreiben. Im Namen des „Konstitutionalismus" bekämpfte der Reichstagsabgeordnete v. Meyer-Arnswalde die geheime Wahl und erklärte, die öffentliche Wahl sei uothwendig, damit der Wähler im Wahlakt den Muth der Meinung an den Tag lege. Der Mann ist doch gewiß nicht so beschränkt, nicht einzusehen, daß Tausende von Wählern bei öffentlicher Stimmabgabe gegen ihre Ueberzeugung wählen würden. — Minister Zedlitz erklärte, es sei nicht Zwang, sondern „Wohlthat", wenn Dissidenten ihre Kinder in den konfessionellen Religionsunterricht schicken müssen 1 — Die Beispiele ließen sich in's Unendliche ver- mehren. Was uns heute darauf bringt, ist die Auslassung der „Norddeutschen Allgemeinen" gegen den Antiscmitis- mns, worin der Begriff „konservativ" wie folgt definirt wird: „Der Konservatismus dringt seiner Natur nach überall auf das Wesen der Dinge; — zeigen sich irgendwo im öffentlichen Leben Schäden oder ungesunde Er - scheinungen, so erbost er sich nicht gegen zu Tage tretende Symptome; am Allerwenigsten glaubt er, soziale Krank - heiten heilen zu können, indem er gegen die Personen loszieht oder schlügt, welche damit behaftet sind. Es liegt im Wesen des Konservatismus, daß er sich gewissen - hafter als andere Geistesrichtungen auf die Ursachen der Erscheinungen besinnt." — Als weiteres Merkmal wird namhaft gemacht: „Das Wesen des Konservatismus er - heischt Wahrheit. Die konservativ gerichtete Denkungsart Frättltin KHltiill. Eine Eismeer-Geschichte von Max Lay. (Nachdruck verboten.) (13. Fortsetzung.) 9. Wen das Treibeis brachte. Die Schneewolken hatten sich wieder einmal gründ - lichst ausgeschüttet, die Sonne bemühte sich, die weiße Decke wenigstens an einigen bevorzugten Stellen so weit wcgzklschmelzeu, daß die trübselige Vegetation von Moos und Flechten zum Vorschein kam. In das Pfeifen der noch frisch wehenden Brise, die alle Nasen blau färbte, mischte sich ein seltsames Geräusch, wie der ferne Donner eines Gewitters. Die Leute schüttelten die Köpfe und blickten in die freie See hinaus, aber der Himmel blieb klar, kein Wölkchen zeigte sich, das Rollen und Brausen mußte also von der See kommen, die in schäumendem Wellenschlag von Nord - westen hcrantricb. äc/gte sich am Horizont in der Windrichtung eine helllchlmmernde Masse, die stündlich an Höhe und Breite wuchs. Aus den ilncrschöpslichcn Eiskellern int Jcorben trieb wieder ein Heer von Eisbergen heran und I;*« am Eingänge des Fjords vorbei, daß die stillen Wasser der Bucht sich aufstautcn, in heftige Be - wegung geriethen und die „Margot" auf- und nieder - schwankend an der rasselnden Ankerkette zerrte. Draußen in der See schoben sich die treibenden Eis - massen in fortwährend wechselnden Wandlungen vorbei und veranstalteten durch die ungeheuren Pressungen Icharrend, klirrend und krachend ein Höllenkonzert. Die geschäftigen Seeleute ließen sich durch das großartige Naturschauspiel nur wenig in ihrer Arbeit stören. Tapfer schlugen sie auf ihre Fässer und leisteten sich ab und zu emen schlechten Witz über das ununterbrochene Donnern draußen, das das Geräusch ihrer Küferarbett über- tönte, ihnen aber weiter keinen Schaden bringen konnte. ieht die Dinge wie sie sind, verspricht nicht, was nicht gehalten werden kann, steckt sich klare Ziele u. s. f." Das Gesicht des Autors möchten wir gern gesehen haben, als er das niederschrieb, denn das glaubt der stärkste Mann nicht, daß diese Definition aus den Kon' servatismus paßt; im Gegentheil, würde man dieselbe in's Negative nmkehren und ein Räthsel daraus machen, so würde gewiß jeder Unbefangene als Lösung rathen: Die Konservativen. Haben sich dieselben nicht stets zu jeder reaktionären Maßregel bereit finden lassen, die auf die Symptome loskurpfuscht, statt die Ursachen zu be- fettigen? Waren sie nicht bereit, das verschärfte Sozia - listengesetz zu bewilligen? Schreien sie nicht nach ver - schärften Strafgesetzen, Prügelstrafe re. re. ? So erfreulich die offiziöse Philippika gegen den Antisemitismus ist — gleichviel welches Spczialinteresse dieselbe Herrn Pindter inspirirt hat — so müssen wir doch sagen, daß die antisemitischen Konservativen das Wesen des Konservatismus besser begreifen als dieser philosemitische Artikel. Ohne den Antisemitismus würde in der konservativen Garnitur: Feudalismus, Zünftlerei^ Geburtsprivilegien, Pfaffenregiment rc., ein wichtiges Stück fehlen. Wir können uns den philosemitischen An - fall des Pindterblatts nur daraus erklären, daß es eben auch unter den Feudalen zwei Jntereffenströntungen hat, eine börsenfcindliche und eine börsenfreundliche. Sollten wir uns aber täuschen und der Artikel aus der Feder eines weißen Raben unter den Konservativen stammen, der sich einen idealen Konservatismus zurecht macht, wie er konkret nirgends existirt, so erwidern wir mit Lessings Nathan: Was in Euren Augen zum Konservativen macht, das macht in den unsern zum Sozialdemokraten. Von der Weltbuhne. Die Reform der Militärftrafprozcsiorduung soll nach einem vielfach verbreiteten Gerücht demnächst wieder energisch in Angriff genommen werden. That- sächlich sind, so wird der „Magd. Ztg." gemeldet, die Befchlüsfe der letzten Jmmediat-Kommission, die bezüg - lich dieser Angelegenheit im Reichs-Justizamt tagte, genau vor Jahresfrist dem Kaiser unterbreitet worden. Seitdem hat diese Angelegenheit geruht. Ungenau ist den „Berl. Politischen Nachr." zu - folge die Angabe, es solle ein neues Gesetz über den Verkehr mit Sprengstoffen ausgearbettet werden; „es handelt sich nm eine Umgestaltung der Vor - schriften über den Verkehr mit Sprengstoffen, wie sie sich nach dem jetzigen Stande der Technik als noth- wendig heransgestellt hat. Einzelne Bestimmitngen haben sich außerdem nicht bewährt und bedürfen einer den An - forderungen des Verkehrs entsprechenden Acnderung. Die Vorschriften sind bereits unter Mitwirkung von Sachverständigen, insbesondere auch von Vertretern der betheiligteu Industriezweige, einer Umarbeitung unter - zogen worden. Es würde sich nun darum handeln, daß der Vundesrath die Umarbeitung einer Berathmig und Beschlußfassung unterzieht, damit die Bundesregierungen ersucht werden können, den Verkehr mit Sprengstoffen in ihren Gebieten gleichmäßig nach diesen Bestimmungen zu regeln." Die „Reform" der direkten Staatsfteucrn sowie der K 0 m m u n a l b e st e u e r u n g , welche die preußische Regierung in Angriff genommen hat, erfährt int „Reichsanzeiger" eine offizielle Recht - fertigung, wohl um die bösen Stimmen zum Schweigen zu bringen, die den „Segen" dieser Reform so stark bezweifeln. Dieselbe soll, nach dem offiziellen Organ, folgende Ziele verfolgen: 1) Eine gerechtere und gleichmäßigere Veranlagung der Einkommensteuer und der Gewerbesteuer unter gleich - zeitiger Entlastung der geringeren Vermögen und kleineren Gewerbebetriebe. ' 2) Die Verwendung der Mehrerträge aus der Ein - kommensteuer sowie der bisherigen Ueberweisung ans den Getreide- und Biehzöllcn zur Verminderung bezw. Be - seitigung der staatlichen Doppelbestenerung des Grund - besitzes und der Gewerbebetriebe und zu diesem Behufe 3) Ueberweisung zuerst von Grund- und Gebände- steuer, demnächst von Geiverbestcner an kommunale Ver - bände bezw. Außerhebungsetzung dieser Steuern oder Theile derselben nach Maßgabe der Finanzlage. 4) Anderweite durchgreifende Regelung des Kom- munalsteuerwesens auf der so gewonnenen Grundlage, insbesondere wesentliche Begründung der Kommunal - steuern auf den mit der Gemeinde unzertrennlich ver - bundenen Objekten und Verminderung der unsicheren und übermäßigen Zuschläge zu der zum Hauptträger staatlicher Besteuerung gewordenen Einkommenstetter ittp gleichmäßigen Interesse des Staates und der GcmeindKki? 5) Endlich weitere Umgestaltung der Einkommen - steuer insbesondere zum Zwecke einer besonderen Heran - ziehung des fnnbirtcn Einkommens im Verhältniß zu dem eigentlichen Arbeitseinkommen. Gaston stand auf dem Hinterdeck und beobachtete aufmerksam die in Aufruhr gerathene Natur. Das früh - zeitige Erscheincit des Packeises deutete auf das nahe Ende der guten Jahreszeit und ermahnte ihn, sich zur rechten Zeit wieder segelfertig zu machen. Ein jäher Schreck durchrieselte seine Glieder, als er inmitten der wandernden Eismassen die hochaufragcnden Stangen und Raaen eines Schiffes erkannte, dessen Körper vorläufig noch unsichtbar blieb. Jetzt staut sich .das Eis an einer weit vor - stehenden Landspitze. Die Massen drängen zusammen und steigen hoch in die Lust. Heulend, brüllend, mit entsetzlichem Krachen zerreiben sich berghohe Eisriesen und zersplittern wie Glas unter dem ungeheuren Druck, die herrlichsten Farbenspiele in die sonnige Luft werfend. Ans den Spalten steigen weiße Dampfwolken, haushohe Wassersäulen, die unter den Sonnenstrahlen wie flüssiges Silber glänzen, treiben aus der schäumenden See empor und sprühen niedcrfallend weit in das flache Borland hinein. Durch die Drehung der Eisblöckc wurde jetzt auch der Körper des willeulos mitgcschlepptcu Schiffes sreigelegt, und Gaston erkannte aus den ersten Blick das Schwesterschisf seiner „Margot", das zweifellos der Ver - nichtung anheimgefallen schien. Er hatte nicht so bald die unglückliche Lage des Schiffes bemerkt, als er auch schon zum langseits liegenden Boote lief und nach der Mannschaft schrie. „Schnell Anker und Taue herbei und hinüber zur Landspitze — wir müssen sie losbringen i" Damit feuerte er die Leute an, die in schneller Er - fassung der Sachlage zwei kleine Warparkcr und ganze Haufen von Tauwerk herbeischleppteu, und nach wenigen Minuten ächzten die langen Ruder in den Gabeln und trieben das Boot pfeilgeschwind über das Fjord. Unterdessen preßte das Eis fort und fort und heulte und schrillte, als sei eine Hölle von Dämonen losge- lassen. Behende erkletterten die Matrosen mit den Ankern das Landeis. Andere liefen mit den abgewickelten Tauen trotz der klaffendenden Spalten auf den beweg - lichen Schöllen bis zu dem eingeklemmten Schooncr. Seeleute verstehen sich bei derartigen Gelegenheiten auch Der Artikel fährt fort: „Man nahm bisher an, daß es gelingen werde, auf Grund des Mehraufkommens der neuen Einkommensteuer unter Hinzurechnung der obenerwähnten Ueberweisungen auf die Hälfte der Grund- und Gebäudesteuer zu Gunsten der Kommunalbesteuerung verzichten zu können. Das über Erwarten günstige Ergebniß der neuen Veranlagung der Einkommensteuer läßt nunmehr aber hoffen, nach dieser Richtung weiter gehen zu können, da die Staats - regierung in Uebereinstimmung mit dem Landtage daran fcsthült, die Mehrergebnisse der neuen Einkommensteuer lediglich zur weiteren Durchführung der Reform und zur Entlastung der Steuerpflichtigen zu verwenden. „Obwohl dies gegenwärtig noch nicht mit Sicherheit übersehen werden kann, ist doch anzunehmen, daß die neue Einkommensteuer für 1892 93 ein Aufkommen von etwa 120 Mill. Mark bringen dürfte, |o daß in diesem Falle 40 Mill. Mark zu weiteren Entlastungen verwendet werden können. Die Ueberweisungen an die Kommunal- verbände aus den Getreide- und Viehzöllen haben in den letzten Jahren rund 47 Millionen Mark betragen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß dieser hohe Betrag wesentlich Folge geringer Ernten in Deutschland war. Die neuen Handelsverträge dürften unter der Annahme der Fortdauer einer Einfuhr in bisheriger Höhe diese Ueberweisungen auf etwa 30 Millionen Mark vermindern; man wird daher für die Zukunft, namentlich int Falle des Eintretens besserer Ernten, den durchschnittlichen Be - trag dieser Ueberweisilngen, so lange die Korn- und Vieh - zölle in dem jetzigen Betrage erhoben werden, kaum auf höher als 20—25 Millionen Mark schätzen dürfen. In diesem Falle würde der zur Verwendung für die Steuer - reform zur Disposition stehende Gesammtbetrag sich auf rund 60 Millionen Mark erhöhen. Der Etat für 1892, 93 veranschlagt die Grundsteuer auf M. 39 907 000 die Gebäudesteuer auf „ 35 086 000 insgesammt also auf rund .... JI. 75 000 000 „Gelangte der obige volle Gesammtbetrag von 60 Millionen Mark zur Verwendung, so würde der Staat auf Vs der Grund- und Gebäudesteuer verzichten können. Verblieben dagegen den Kreisen die bis - herigen Ueberweisungen etwa in fixirten Beträgen und unter einem reformirten Vertheilungsmaßstabe, fo wäre der Staat immer noch in der Lage, reichlich die Hälfte der Gmnd- und Gebäudesteuer außer Hebung setzen zu können, und es würde auch hierin schon eine wesentliche Erleichterimg für eine planmäßige Reform der Kommunalsteuern liegen. Unter diesen Vor - aussetzungen würde die gegenwärtig in der ersten Ver - anlagung begriffene neue Gewerbesteuer, welche mit höchstens 1 Prozent des Bruttoertrages erhoben wird, vorerst bestehen bleiben, so lange nicht die Fiitauzlage es gestattet, mit Ueberweisungen von Grund- und Gebäudc- steuer weiterzugehen oder in der staatlichen Besteuerung auf die Realsteuern ganz zu verzichten. Dabei würde dann die Frage in Betreff einer der Belastung des Grund und Bodens und der Gewerbe entsprechenden Heranziehung des Rentkapitals in einer angemessenen Form wieder in den Vordergrund treten. „Es kann aber auch in ernste Erwägung kommen, das letzte Ziel der staatlichen Steuerreform schon jetzt unmittelbar in Angriff zu nehmen und zugleich auf diese Weise eine angemessene Unterscheidung des fundirten und nichtfnndirten Einkommens durchzuführen. Diese letztere Aufgabe stößt innerhalb der Einkommensteuer auf große finaitztechuische Schwierigkeiten, insbesondere in Betreff desjenigen Einkommens aus Grundbesitz und gewerb - lichen Betrieben, welches ungetrennt aus fundirten und nichtfnndirten Einkommen besteht. Biel leichter läßt sich da§ unbedingt anzu st redende und bei einer hoch entwickelten Einkommensteuer fast unerläßliche Ziel einer stärkeren Heranziehung des fun- bitten Einkommens in ber Form einer Er- g ä n z u n g s st e u e r zur Einkommensteuer erreichen, welche bie Werthobjekte nach Abzug ber Schulben mit einer int Verhältniß zum ermittelten Werthe nur sehr geringen Quote birekt trifft. „In anberen Länbern, namentlich in ber Schweiz uttb in Amerika, hat man bamit sehr gute Erfolge er - reicht. Schlüge man biesen Weg ein, so würbe ber Staat auf bie Hebung ber gesammten Grunb- ttnb Ge- bätibesteuer uttb ber gesammten Gewerbesteuer verzichten, sowie bie Bergwerkssteuer miiibestens vollstänbig umge - stalten bezw. wesentlich ermäßigen können unb bamit eine Einnahme von rund hunbert Millionen Mark auf- geben." Der offizielle Artikel, bessen Verfasser offenbar Finanz- minister Dr. Miquel selbst ist, stellt in Aussicht, baß bie belreffenben Vorlagen zum „Abschluß ber Steuerreform für ben Staat unb die Kommünen" zeitig dem nächsten Landtage zugehen werden. Herr Miquel sollte sich doch keine vergebliche Mühe machen. Nun und nimmer wird der aus Vertretern der kapitalistischen Interessen zusammengesetzte preußische Landtag feinem Projekt ber Vermögens st euer zu- stimmen. Betreffend das Verbot sozialdemokratischer Versammlungen hat das GothaischeStaats- Ministerium eine Verfügutig erlassen, in der cs nach der „Goth. Ztg." heißt: „Die sozialdemokratische Partei hat öffentlich unb mit Nachbruck ausgesprochen, baß es ihre Absicht sei, ihre Agitation auf bas Laub zu tragen. Wenn in Aus- ohne lauge Auseinanbersetzun.aen. Geschickt würbe ben Helfern bas Eube eines Taues entgegengeworfen unb von biesen mit ben herangeschleppten Seilen burch einen Knoten verbunden. Gespannt erwartete man bas An- straffen ber Seile. Es fchnelltc empor unb erklang wie eine Darmsaite. Im nächsten Augenblick flog es burch - gerissen nach beibeit Seiten. Ein freubiger Zuruf vom Schiffe her belehrte bie auf bent Eise, daß ber plötzliche Ruck boch etwas genützt, bas Schiff drehte sich in seinem Kerker unb schob langsam bem offenen Wasser zu. Da würben bie Eistrümmer von einem thurmhohen Eisberg, der schneller vor dem Winde segelte, als die anderen, gewaltsam zusammen- geschobeu. Eine mächtige Scholle ivurde unter den Schoouer niedergedrückt. Im Auftaucheu hob sie den Rumpf federleicht in die Höhe. Einen Moment lag er auf der Seite, daß die Raaspitzen fast das Eis berührten, dann kippte die Scholle von der ungleichen Belastung und ließ das seinem Element entfremdete Fahrzeug mit gewaltigem Rutsch vom Stapel laufen. Brausend und donnernd sank es in die hochanfspritzende Fluth. Der Schreckensruf Gastons vermischte sich mit dem Angst - schrei der Leute auf dem Deck des gefährdeten Schooners. Aber das wackere Schiff richtete sich wieder auf den Kiel und flog, vom Schwünge getrieben, in den Fjord hinein. Ehe es auf den Strand laufen konnte, fiel der Anker. Als das Klirren unb Rassen ber Kette verstummte, lag bie „Margot", wie durch ein Wunder aus den Klauen der Eisdämonen befreit, auf der flachen Ufer - seite, ihrer Namensschwester gegenüber, int Schutzhafen. Die Didelots wußten kaum, wie ihnen geschah, als sie int Augenblicke, wo sie meinten, vom Eise erdrückt wie eine Eierschale, mit Mann und Mans auf den Boden des Meeres niederzufahren, durch eine zufällige Bewegung der drohenden Massen in sicheres Wasser hin - ausgeschleudert wurden. Doch der Seemann ist es gewohnt, auch beim schnellsten Schicksalswechsel, sei es zum Guten, sei eS zum Bösen, sich nicht lange unnöthig zu besinnen. Die merkwürdigen Sprünge deS Schiffes hatten die führnng dieses Vorhabens außerhalb der Reichstagswahl' zelten Versammlungen angekündigt werden, in denen be - kannte sozialdemokratische Redner unb Agitatoren auf - zutreten beabsichtigen, so liegt Grunb zu ber Annahme vor, baß ein berartiges ausgesprochenes agitatorisches Verhalten schließlich uicht ohneGefährbung der öffentlichenRuheundOrdnung bleiben werde. Das Ministerium vermag es daher nicht zu mißbilligen, wenn aus dieser Besorgniß heraus auch be - reits im einzelnen Orte, dessen Verhältnisse je nach Lage des Falles zu beurtheilen den Lokal- und Bezirkspolizei - behörden in erster und zweiter Instanz überlassen bleiben muß, durch entsprechendes Verbot geeignete Vor - sorge getroffen werde." Kanu es eine schlimmere Satire aus den Begriff „Rechtsstaat" geben? Nach dem für das Vereins- und Versammlungswesen im Herzogthum Sachfen - Koburg- Gotha maßgebenden Staatsgruudgesetz vom 3. Mai 1852 hat eine Polizeibehörde lediglich die Be- fugniß, Versammlungen unter freiem Himmel, „welche der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung gefährlich werden können," zu verbieten. Das „ausgesprochene agitatorische Verhalten" deckt sich durchaus mit dem ver- fassungsmäßigen Recht. Und jedes „ent - sprechende Verbot" einer Versammlung ist eine Ver - letzung dieses Rechtes. Der Kampf für die Errichtung von Gewerbe- aerichtcn wird von der sozialdemokratischen Arbeiter - schaft überall, wo es nöthig ist, wacker fortgesetzt. Aus Gießen wird berichtet: „Die Stadtverordneten be - schlossen, in Folge einer von dem hiesigen sozialdemo - kratischen Wahlverein au sie gerichteten Eingabe, bei dem Kreisamte zu beantragen, daß ein gemeinschaftliches Gewerbegericht für den Amtsgerichtsbezirk Gießen errichtet werden möge. In der Provinz Oberheffen besteht zur Zeit ein Gewerbegericht nicht. Die bisher borge- fontmenen (wenigen) Gewerbestreitigkeiten wurden bis auf vereinzelte, vor den ordentlichen Gerichten verhandelte Fälle, durch die Bürgermeistereieil geschlichtet." Der konfessionelle Unfug des Ultramoutauis- mus in statistischer Beleuchtung. Die ultramontane „Schles. Volkszeitung" schreibt: „In den neun katholischen Pfarreien Breslaus wurden 1891 Ehen geschlossen: 574, bei welchen Mann und Fran katholisch sind, 232, bei welchen die Frau katholisch ist, 186, bei welchen der Mann katholisch ist. Im Ganzen wurden sonach 574 katholische und 418 Mischehen, zusammen 962 Ehen in den neun katholischen Pfarrkirchen geschloffen. Standesamtlich wurden geschlossen: 653 Ehen, bei welchen Mann und Frau katholisch sind, 520 Ehen, bei welchen die Frau katholisch ist, 594 Ehen, bei welchen der Mann katholisch ist. Im Ganzen wurden sonach standesamtlich 653 ka - tholische unb 1114 Mischehen geschlossen. Auf hunbert katholische Ehen kommen also h u n d e r t n n d - siebzig Mischehenl Katholisch kirchlich nicht getraut blieben: 1) von 653 rein katholischen Ehen 79, b. i. 12,01 Prozent; 2) von 520 Mischehen mit katholischer Fran 288, b. i. 55,38 Prozent; 3) von 594 Mischehen mit katholischem Manne 408, b. i. 68,68 Prozent. Die „Schles. Bolksztg." bemerkt bazu : „Diese Zahlen rebeit eine ernste unb beschämende Sprache." Nein, beschämend für eine große Kulturnation am Ende des neunzehnten Jahrhunderts ist nur solch elende Tirade darüber, daß die Vernunft mehr und mehr Herrin wird über ein die Menschen^ntzweiendes theologisches Dogma, das so viel Unheil angerichtet hat. lieber die Möglichkeit des Maximalarbcits- tages für die deutsche Industrie bemerkt das „Sozialpolitische Zentralblatt", daß immer mehr sich auch die Stimmen aus Unternehmerkreisen häufen, die für eine gesetzliche Beschränkung der Arbeits - zeit in den Fabriken plädiren. So theilt der württem- bergische Fabrikinspektor für den Donau- und Schwarz - waldkreis in seinem neuen Jahresbericht für 1891 Fol- gendes mit: „Von Interesse dürfte auch die mir von einigen einsichtsvollen und tüchtigen Fabrikanten mitgetheilte Beobachtung sein, daß bei verkürzter Arbeitszeit, beson - ders bei Akkordarbeit, verhältnißmäßig mehr und keines - wegs geringere Waare gefertigt wurde, als bei der früheren längeren; nach deren Ansicht wäre z. B. bei Baumwollwebereien eine lOstündige Arbeitszeit nicht von so nachtheiligem Einfluß auf die Produktion, wie von vielen Fabrikanten befürchtet wird. Bemerkcnswerthe Aenßermigen über die Arbeitszeit enthält u. A. auch der V. Jahresbericht (1890/91) des Wohlfahrts-Vereins der Württembergifchen Metallwaarenfabrik Geislingen. Diese Fabrik beschäftigt gegenwärtig za. 1750 Personen, wo - runter za. 1430 männliche und za. 320 weibliche, unb hat genannten Verein zum Wohl ihrer Arbeiter vor 5 Jahren in's Leben gerufen. Da in bent aus 20 Mit- gliebern bestehenben Vorstanb 5 Vertreter ber Firma, barunter 2 Prokuristen, sich befinben, so barf biesen Aenßerungen Gewicht bcigelegt werben, iveshalb von bem auf bie Arbeitsverhältnisse sich beziehenbcn In - halt berfelben Nachstehenbes angeführt wirb: Unsere gewöhnliche Arbeitszeit ist von Morgens 7 bis Abenbs Uhr mit einer Pause von |12 Uhr bis 1 Uhr. Die Matrosen zu Verschiebenen Malen zu Boben geschleubert. Mit geschnnbenen Gliedern unb Beulen am Kops erhoben sie sich wiebcr unb folgten willig jebent Befehl; sie wußten, baß von bessen schneller Ausführung bas Leben Aller abhing. Nun sie vor Anker lagen, gingen sie gleich- müthig boran, bie Orbuung auf bem Verbeck wiebcr her - zustellen, wie wenn sie nach gewöhnlicher Reise in irgenb einen Hafen eingelaufen wären. Fräulein Kapitän Margot staub mit ihrem Vetter Etienne auf bem Hiuterbeck. Ist bie Gefahr vorbei, fo beschwert sic bes Seemanns Herz nicht mehr. So er - freuten sie sich ber allerbesten Laune unb frohlockten An - gesichts bes roiebergefunbenen Ausreißers von ben Lofoten, nun doch am Ziel ber Reise angenommen zu sein. Gaston hatte mit seinen Leuten wieder das Boot bestiegen. „Wir wollen erst dort einmal an Bord gehen," sagte er und steuerte auf das gerettete Schiff zu. Seine Augen wurden immer größer, immer starrer fein Blick, als er die weibliche Gestalt auf dem Verdeck erblickte. Jeder Ruderschlag brachte ihn näher, unb heftiger klopfte ihm bas Herz, als jeber Zweifel schwand, daß die Frau mit dem graziös um den Kops geschlungenen weißwollenen Ueberrourf Niemand anders sei als Margot, die er weit weg von hier in ihrem Heimathborfe ver- muthete. Sie war in einen bunteifarbigen, enganliegenden Mantel gehüllt, dessen weiße Pelzsülterung an dem vom Winde aufgeschlagenen Zipfel sichtbar wurde. Die Arme unter dem Busen verschränkt, drehte sie dem Boote ben Rücken zu, so baß sie dessen Annäherung mit oder ohne Absicht nicht bemerkte. Gaston legt an und steigt auf der niederhSngenden Fallreepsleiter empor, langsam und zögernd, um die Aufregung zu bemeiftern. Er steckt den Kopf über die Brüstung und bemerkt, daß Etienne, ihm ebenfalls den Rücken kehrend, eifrigst bei den Pumpen beschäftigt ist, ben Wasserstand im Schiffe zu messen. Gaston toenbet sich sogleich zum Hinterdeck, wo ihn das kühne Mädchen in stolzer Haltung mit einem Blick offener Feindseligkeit erwartet. Ueberrascht von seiner durchschnittliche Arbeitszeit in der Glashütte ist acht Stunden. Eine eigentliche Vesperzeit haben wir nicht, aber es steht Jedem frei, während der Arbeitszeit ein Vesperbrot einzunehmen. Nur in einzelnen Be - trieben, wie in der Metall- und Glasschleiserei, wird Vormittags (9 Uhr unb Nachmittags 14 Uhr je eine viertelstünbige Pause gemacht. Die Arbeitszeit wechselt mit ber Jahres- bezw. Geschäftszeit. Im An - fang bes Jahres 1890 bis Mitte Februar war bie Arbeitszeit 9£ Stunben, bann bis Enbe Juni 10 Stuuben, vom Juli bis September 11 Stunben, Oktober und No- tiember 11| Stunben unb im Dezember 10£ Stunben. Es ist in unferem Betriebe nicht möglich, alle Werk - stätten stets gleich lang zu beschäftigen. Einerseits tech - nische Umstänbe, anbererseits ber wechselnde Geschmack unb bie Mobe führen Schwankungen im Bebarf herbei, welche man hin unb ioieber ausgleichen muß burch Ab - kürzungen unb Verlängerungen ber Arbeitszeit ein - zelner Werkstätten. Schon nu5 dieser Erfahrung und Nothwenbigkeit in einem einzelnen Geschäftsbetrieb er« giebt sich, daß bie Forberung eines allgemeinen und gleichen gesetzlichen Normalarbeitstages unburchsührbar ist. Wenn z. B. unsere Flaschnerei unb Gürtlerei ans- nahmsweise nicht langer arbeiten bürste, bann müßte die Arbeitszeit der Versilberung und des Polirsaales je nach Umständen um mehrere Stunden verkürzt werden. D a - gegen halten wir es in Uebereinstimmung mit unserer Geschäftsleitung in Anbetracht der in vielen Industriezweigen herrschenden Ueber- Produktion unb bes Ueberflusses an Ar - beitskräften wie auch gesunbheitlicher unb sittlicher Verpflichtungen für ein bringen- bes Gebot ber Zeit, baß eine gesetzliche Regelung ber Arbeitszeit angeftrebt werbe. Nach ben Bedürfnissen der einzelnen Arbeitszweige sollte die Tagesarbeit be - grenzt werden (Maximalarbeitstag) derart, baß z. B. Gruben- unb schwere geu erarbeit nicht ü b er 8 u. f. n>., leichtere Arbeit nicht über 10 unb 11 Stunben in der Regel dauern darf. Ausnahmen müßten in begrenzter Weise behördlich ge- stattet werden können." Bekanntlich hat aber bie preußi- fche Berggesetznovelle noch nicht einmal für Bergleute einen Maximalarbeitstag vorgesehen. Hier zeigen sich Privatunternehmer einsichtsvoller als ber Staat. Uuteruehmcrschulerzen. In bem Unternehmer- blatt „Compaß" ärgert sich ein Kapitalist barüber, baß bie Arbeiter noch immer nicht umsonst zu haben sind. Er macht seinen Gefühlen in folgender Berechnniig Luft: „Die Umlage für 1891 betrug bei ber Kiiappschafts- Berufsgenofsenschaft Jtt. 6 495 909. An Kosten für bie Jnvalibitäts- unb Altersversicherung ist für jeben Berg - arbeiter nach ber brüten Lohnklasse berechnet für ein Jahr M>. 12,72, im Ganzen Jt. 5 356 862 zu zahlen. Die Hälfte ober Ji. 2 678 431 haben bie Werkbesitzer zu tragen. An Knappfchaftsbeiträgen waren im vorigen Jahre JI. 12186 508, für bie Unfallversicherung Jt. 6 495 909 und für bie Jnvalibitäts- unb Alters - versicherung M. 2 678 431 zu zahlen. Das macht zu- fammen auf einen Arbeiter jährlich Ji. 50,72. Das Blatt rechnet jeboch aus, daß in Wirklichkeit auch ber weitaus größte Theil ber übrigen Beiträge von ben Werkbesitzern geleistet würbe, so baß bie für jeben Ar - beiter im Laufe eines Jahres zu entrichtenbe Summe Jt. 90,78 betrage. Ja, wenn bie Arbeiter erst einmal berechnen wollten, wie thener ihnen die Aktionäre werden, bann bürsten ganz aitbere Summen zum Vorschein kommen, unb doch kann man sich wohl denken, daß ein Unternehmen ohne Kapitalisten besteht, aber ein Bergwerk ohne Arbeiter wird selbst für den „Com - paß" zu ben Unmöglichkeiten gehören. Die Zünftler. Ein rheinischer Hand- w c r k e r t a g (Zünftlertag wäre richtiger), welcher zu Ostern in Neuß abgehalten würbe, hat in Betreff ber Hanbwerkerkammern folgenbe Resolution an - genommen : „Der siebente rheinische Hanbwerkertag er - klärt, eine Hanbwerkerkammer, in welcher bie Groß- i n b u ft r i e Sitz unb Stimme hat, kann den Interessen bes Hanbwerks nicht bienen. Wir bestehen auf ber Forberung ber Hanbwerkerkammern, in welchen ben Innungen gebührenbe Stellung gewährt wirb." Was sotten benn aber die Innungen, in denen die Herren Meister ausschlaggebend Sitz und Stimme haben, den Arbeiter» nutzen? Aus der Schweiz. Nachdem der Handelsvertrag mit Italien zu Stande gekommen, nimmt man an, daß die Einberufung ber Bundesversammlung auf den 30. Mai erfolgen werde. Auf dem eibg. Justizbepartement soll mau an Maßregeln gegen bie Anarchisten herum- ftubiren unb bie Ausnahme eines Artikels in's Bundes- strafrecht planen, nach welchem der „widerrechtliche Besitz von Dynamit" unb bie Aufreizung zu ober bie Begehung von Verbrechen iviber bie „soziale Orbuung" bestraft werben sollen. Wir finb der unmaßgeblichen Meinung, daß das Schweizervolk mit den Anarchisten fertig wirb ohne eine Erweiterung bes Bunbesstrafrechts unb baß Angesichts ber Affäre Beffaz unb anberer Vorkommnisse in höheren Kreisen bie staatliche Aufsicht gegen bie „Anarchisten im Frack" dringlicher wäre als das besagte „Studium". Die Zahl der im letzten Jahre zmz Anzeige |ge» brachten Haftpflichtuuscille beträgt 2143 gegen- r'iiiii 1 ii -inir'ii unm Gegenwart war sie jedenfalls nicht. Er trat näher und begrüßte sie mit vollendeter Höflichkeit. Ein kurzes Kopf - nicken war der Dank. Ihr kleiner Mund blieb fest ver - schlossen, obgleich ihr eine keineswegs freundliche Ant - wort auf ben Lippen zu schweben schien. Gaston ließ sich baburch nicht anfechten. „Mille tonnerres, Fräulein Kapitän," sagte er er - zwungen ruhig lächelnb, „bas hat mir wahrlich nicht ge - träumt, daß Du meinen Doppelgänger befehligst, aber gleichviel, ich mache Dir mein Kompliment, Ihr habt Euch brav gehalten!" Sie zuckte ungcbulbig die Achseln. „Weshalb?" „Nun, meiner Treu, Du bist wohl die erste Frau, die ben achtunbsiebzigsteu Breitengrad überschritten hat, denn wie ich vermuthe, habt Ihr die ganze Insel um« egett, bis Ihr mit dem Packeise hier den Fjord anliefet, und dann habe ich als Kapitän der „Margot" bisher nur Deinen Vetter Etienne kennen gelernt, bem ich übrigens für die Hülfe an den Orkney-Inseln noch z« Dank verpflichtet bin." „Bist Du zufrieden, wenn wir das Tau, das Du uns zugeworfen hast, als Gegenleistung annehmen, beim baranf willst Du boch wohl hinaus mit Deiner Be - merkung?" „Da bist Du int Jrrthum, ich dachte nicht einmal mehr daran. Sag mir nur, Margot, was habe ich Dir gethau?" fuhr er mit langsamer Betonung und ein- dringlicher Stimme fort, „als ich im vorigen Jahre ab- segelte, ließ ich Dich zurück als meine liebe Braut, unb nun seit meiner Wiederkehr behandelst Du mich so schnöde abweifend, wie einen lästigen Aufdringling und ..." „Du fragst mich noch?" unterbrach sie ihn mit schneidendem Hohn. „Hältst Du und Dein sauberer Patron uns wirklich Alle für blind, so sollst Du Dich wenigstens an dem unerfahrenen Mädchen getäuscht finden, das Eure schändliche Tücke durchschaute — geh — ich mag Deine Siebe nicht mehr, mit der Du mich be - trügst, wie Roufsy unsere ganze Familie — geh, ich verachte Dich!" (Fortsetzung folgt.)