Nr. 98. 6. Jahrgang. Hamburger Echo. Das „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Der RbonncmentSprciS (inkl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post- katalogs 2761) ohne Bringegeld Vierteljahr!.^.4,20; durch die Kolportöre wöchentl. 36 4 frei in's Haus. Verantwortlicher Redaktor i. V.: Emil Fischer in Hamburg. Mttwoch, aett 27. April 1892. T-—re——iwiiniifi’inf wM—■a——t—— Auzeigeu werden die fünsgespalteue Petitzeile oder deren Raum mit 30 4, für den Nrbeitsmarkt, VeruiiethungS- und Familieuanzeigeu mit 20 4 berechnet, «nzeigeu Aunahme in der Expedition (bis 6 Uhr AbdS.), sowie in sämmtl. Annonceu-BüreauS Redaktion und Expedition: Grohe Tbeaterstrahe 44 in Hamburg. Hierzu eine Beilage. StmtsttlMer. O Wer kennt nicht die schöne Sage von Münch - hausens Horn, in welchem die Töne eingefroren waren? Als inan es dem Ofen nahs brachte, thauten die Töne auf und erschollen Plötzlich wieder, Fanfaren aus einer längst verklungenen Zeit. Dies wunderbare Instrument scheint man in Friedrichsruh zu besitzen und dem Ofen zu nahe gebracht zu haben, denn was zu uns herüberschallt, er° innert uns gar anheimelnd an die Zeit des Sozia - listengesetzes. Fürst Bismarck erklärt in den „Hamburger Nach - richten", daß er im Jahre 1890 den Herrn von Caprivi selber als preußischen Ministerpräsidenten vorgeschlagen habe, tveil er bei „inneren Schwierigkeiten", resp. „Ge- waltthntigkeiten" au der Spitze des Ministeriums einen „Haudegen" haben wollte, wie es der Graf Bran - denburg in den Jahren 1848 und 1849 gewesen. Damit giebt der ehemalige Reichskanzler einmal selber zu, was mau so oft von ihm gesagt hat, daß er nämlich hoffte, das Sozialistengesetz werde es in Deutschland so weit bringen, daß eine Erhebung der verzweifelnden Sozialdemokratie kommen müsse. Diese Erhebung wollte er dann kräftig niederschlagen und hoffte offenbar, von der bei dieser Gelegenheit durch das rothe Gespenst aus's Aeußerste erschreckten Philisterschast die außerordent - lichsten Vollmachten zu erlangen. In einem solchen Moment war es ein Leichtes, die Bourgeoisie zu einer abermaligen Selbstkastration zu bewegen. Ohne Be - denken hätte sie Alles, was das Sozialistengesetz an politischen Rechten und Freiheiten nachgelassen, freiwillig geopfert; das allgemeine Wahlrecht wäre verschwunden und der Reichstag wäre zu einer vollkommenen Null geworden. Wir haben immer betont, Fürst Bismarck habe sich des Liberalismus nur bedient, um seine Ziele zn erreichen; nach der Schaffung des Reiches steuerte er wieder auf seinen fendalen und konservativen Standpunkt "los, den er schon 1848 unter den preußischen Junkern eingenommen. Deutlicher kann er uns dies nicht bezeu - gen, als indem er sich den Grafen Brandenburg, den Parlamentssprenger und Staatsstreichs- Mi n i st e r von 1848, zurückwünscht. Eine reaktionäre Bewegung kann, wie eine revolutionäre, nicht stille stehen, bis sie ihren Höhepunkt überschritten hat; die Bis- marck'sche Reaktion wäre nicht stille gestanden, bis sie wieder bei den vormärzlichen Zuständen ange - langt gewesen wäre. WaS Herr von Caprivi von der ihm zugemutheteu Rolle gedacht hat, wissen wir nicht. Wohl aber be - greifen wir nun, woher es kam, wenn er im Reichstage manchmal in ganz unmotivtrter Weise von bevorstehenden , S t r a ß e n k ä in p f e n " sprach. Dies war offenbar ein Nachklang aus jenen Tagen, da die „alte Raketen- kiste" glaubte, auf „gewaltthätige Ausbrüche" sich vor - bereiten zn müssen, grade wie Bismarck, nach dem Zeugniß des Generals Gerlach, schon 1848 immer darauf hoffte, es werde „zu etwas kommen ", damit man gegen das preußische Parlament einschreiten könne. Wir haben niemals daran geglaubt, daß die Staats, kunit des Herrn von Caprivi auf neue Ideen gegründet sei. Daß er aber auch die Bismarck'scheu Illusionen von bevorstehenden „Straßenkümpfen" mit in feinen neuen Wirkungskreis herübernahm, beweist nur, wieweit die preußischen Staatsmänner überhaupt noch unter dem Einfluß der alten bundestäglichen und Bismarck'scheu Schule stehen. Denn wenn Bismarck auch den Bundestag gesprengt hat, so hat er doch im Ganzen dessen Re- gierungsgrundsätze behalten. Er hat nur die Frage gelöst, wer in Deutschland die Vorherrschaft haben solle, Preußen oder Oesterreich. Doch, was Herr von Caprivi und Fürst Bismarck mit einander auszumachen haben, geht uns weiter nichts an. Aber aus der neuesten Bismarck'scheu Kundgebung erhellt für uns mit unumstößlicher Wahrheit, welchen Dienst di e S 0 z i a ld e m 0 kr a tie derReaktion geleistet haben würde, wenn sie sich zu einem g e tv a l t t h ä t i g e n A n s b r n ch hätte h i n r e i ß e n l a s s e ii. Es gab eine Zeit, da die Ver- solgiingen und Drangsalirungen mit dem Soziajistengesetz eine Höhe erreicht hatten, wo es auch besonnenen-Leuten schwül zu werden begann. Die Vismarck-Puttkamer'sche Politik ging dahin, diese Bedrängnisse immer noch zn Fräulein Kapitän. Eine Eismeer-Geschichte von Max Lay. (Nachdruck verboten.) (14. Fortsetzung.) Sie warf ihm einen fürchterlichen Blick zn, bei - chten minder verstockten Sünder als Gaston jedenfalls zu Boden geschmettert hätte und drehte sich heftig um, die Kajntstreppe hinabznsteigen. Er vertrat ihr ent - schlossen den Weg. „Margot I" rief er, ohne in der Erregung seiner Stimme Zwang anznthuii — „verlangst Du vou einem Manne, der sich ehrlich weiß, daß er sich von einem Mädchen, _ das er seine Brant genannt, auf so schmach - volle Weise behandeln laßt — willst Dn mir jetzt er - klären ..." Weiter kam er nicht, denn Etienne, der bis jetzt unentschlossen, ob er sich in die Unterhaltung mischen sollte oder nicht, aus der Ferne zugehört hatte, kam bei den letzten Worten Gastons, die seine Eifersucht auf - stachelten, wie ein wüthender Eber heraugeschossen und schrie dem Ueberraschteu in's Gesicht: „Was soll das hier mit der Brant? Aieinen Sie, wir wären nach Spitzbergen gesegelt, um Ihnen Gelegen- heit zu Licbeserklarungeu zu geben?" Zitternd, mit drohend geballten Fäusten stand er vor seinem Nebeubnhler und starrte ihn zähneknirschend n *-’ wolle er ihn mit Haut und Haaren ver - schlingen. Gnstoii kannte die heftige Art seiner Landsleute und wnßie, daß sie trotz Zähnefletschen sich wohl hüten zu veitzen, wenn |te sich einem überlegenen Feinde gegenüber befinden. Spöttisch lächelnd blickte er ans den Wnthen- i und erwiderte, die Hände gleichmüthig auf dem Rucken zusammengelegt: L "8u -Liebeserklärungen? Nein, das wäre nicht! wohr nöthig. Ich wollte Ihrem Kapitän — denn das. t(t Margot ja doch wohl — nur meine Glückwünsche vemiehren; man denke nur an die Verschärfungen, die Puttkarner verlangt hatte, und an die ungeheuerliche Idee der gewaltsamen E xp a triiru ug, au die „Aus - weisung" und „Einweisung". Aber allzu scharf macht schartig; schließlich wurde das Sozialistengesetz auch seinen Urhebern unheimlich. Daß Caprivi es schwinden ließ, war seine beste That. Die Enthüllung des Fürsten Bismarck beleuchtet blitzartig die gefahrvolle Lage, in der sich die Sozial - demokratie damals befand. Auch andere Parteien werden fein behagliches Gefühl empfinden, wenn sie die ganzen Konsequenzen der Sache ziehen. Der Sozialdemokralie aber wird man, trotz allem Geschrei sogenannter unabhängiger Sozialisten und ver- rückter Anarchisten, das Lob zollen müssen, daß sie weise gehandelt Hai, als sie sich von keinen Provokationen ver' locken ließ, ihres Feindes geheime Wünsche zu erfüllen- LmllgogW-SlenttpMWeö ans Friesrilhsruh. □ Für die Erhaltung der „Besitzfreudigkeit", über die zn urtheilen Niemand kompetenter ist, als der Chesredaktör der „Hamburger tziachrichten", Exkanzler Fürst Bismarck, tritt derselbe in seinem Organ ein, indem er Stellung nimmt gegen die für Preußen projek- tirte Vermögenssteuer. Es wird vor der Be - schreitung dieses Weges eindringlich gewarnt, da den Vortheilen dieser Steuer „größere Nachtheile" gegenüber - stehen. Es sei nicht richtig, was zu ihren Gunsten an - geführt werde, „man laufe in der Form des Zuschlags Gefahr, die wirthschaftliche Thätigkeit doppelt zu be - steuern, die geringere Tüchtigkeit aber steuerlich zu prä- miiren, während man durch die Verniögenssteiier auch diejenigen Leute „fassen" könne, die wegen Trägheit oder Ungeschick aus ihrem Besitz nicht die gehörige Rente herausschlügen, ferner Diejenigen, die einen großen Theil ihres Vermögens in unproduktive Anlagen steckten (in Paläste, Parks, Kunstsammlungen) und endlich auch Sie» jenigen, die von langer Hand spekulirten, also die In - haber von städtischen oder vorortlichen Grundstücken, die von Jahr zu Jahr ihrem Inhaber durch Werthsteigerung einen Vermögenszuwachs, aber noch kein Renten - Ein - kommen brächten." Das Bismarck-Organ macht demgegenüber geltend, „daß umgekehrt die Vermögenssteuer Diejenigen unge - recht und hart treffen würde, die durch natürliche Un - fähigkeit, durch Krankheit, Invalidität und burcti anbere Grttnbe an ber gehörigen Ausnutzung ihres Besitzes ver- ljiitbcrt finb, die unter gleichem Besitz an ertraglosen Vermögensobjekteu da vielleicht nur 2 pZt. Gewinn zu erzielen vermögen, wo ein Anderer 10 PZt. und mehr herausschlägt. Ihnen gegenüber liefe dieser Besteuerungs- modus auf den alten Satz hinaus: Wer hat, dem soll gegeben werden, wer nichts hat, dem soll genommen werden I Es wäre dies eine gesetzliche Belastung ber Schwachen, eine Umkehrung der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881, nach welcher ber Staat ben wirthschastlich Schwachen helfenb zur Seite treten, nicht aber sie stärker belasten soll als bic Geschickteren, Kräfti - geren unb Tüchtigeren. Namentlich auf bent Laube würbe eine solche Vermögenssteuer sehr schädliche Folgen haben, indem der kränkliche, schwächliche oder ungeschickte Bauer, der ohnehin weniger erwirbt als sein gesunder, tüchtiger Nachbar, schwer von ber Vermögenssteuer ge - troffen unb in Feiubschaft gegen den Staat getrieben werden würde, der ihn für körperliche, intellektuelle ober sonstige Schwächen, bie ihm anhaften unb ihm Schaden bringen, auch mit einer Steuer belegt. Die Vermögens - steuer ist eine Steuer, die allen Denjenigen, die nicht das Zeug und das Geschick zum lukrativen Betriebe haben, znruft: „Ihr seid dumme unbrauchbare Kerle und müßt folglich für die Klugen mitbezahlen!"" — Das sind demagogische Unwahrheiten, die sich in dem Organ des „Staatsmannes", ber es als eine ber hauptsächlichsten Aufgaben seiner Wirthschafts- unb Steuerpolitik erachtete, Millionäre zu züchten, recht sonberbar ausnehmen. Der „kleine Mann" müßte in ber That ein sehr „bummer Kerl" fein, wenn er an bicfeit demagogischen Köder aubeißen wollte. Der „große Staatsinami" Hatjes ja von jeher außerordent- lich gut verstanden, dem Satze: „Wer hat, dem soll ge - geben werden, wer nichts hat, dem soll genommen werden", eine unerhörte praktische Oieltuiig zu verleihen. Wie war denn seine Millionär-Züchtung anders mög - lich, als dadurch, daß die nothleidende Armuth dem Reichthum immer mehr tributpflichtig gemacht wurde? Die Bismarck'sche sogenannte „Schntzzoll"-Politik hat einige Reiche reicher und die Masse der Besitzlosen ärmer gemacht; s e i n S y st e m d e r i n d i r e k t e n Steuern und Zölle lastet mit vernichtender Wucht auf dem arbeitenden Volke. Es giebt kein ungerech - teres, kein ben Wohlstaub ber Volksmaffe zerrütten- beres System als bieses; es ist bic höchste Blüthe ber staatsmännischen Kunst, bie Lasten zur Bestreitung ber öffentlichen Ausgaben hauptsächlich ber Masse ber Unbemittelten unb Armen anfzitbürden, wie bas früher selbst einmal von einer p r e u ß i s ch e n Re- gierung (unter beni im klebrigen erzreaktionären Ministerium Manteuffel im Jahre 1849) unumwunben über bie glückliche Ankunft barbringen unb ihr, wie es unter Norblaubsjägern Sitte ist, Kompagnieschaft bieten." Margot, an bie biefe Worte zumeist gerichtet waren, brehtc sich um unb verschwanb in ber Kajütsthiir. Etienne, ber auch von dem frembeii Kapitän seine Führerschaft nicht anerkannt sah, würbe blauroth vor Wuth. „Was — liier ist Kapitän — mit Ihnen Kanterab- schaft machen? — Zum Teufel bannt. Wenn Sie uns nicht bestohlen hätten, konnten wir Ihnen schon in Boulogne Kompagnieschaft nitbieten. Wenn wir roieber zurückkommen, sollen die Tribunale entscheiden, denn daß Roussy ein Spitzbube ist, beweist Ihre Anwesenheit in dieser Bucht I" Damit trat Etienne heftig mit dem Fuße auf das hohlklingende Verdeck, als wollte er „diese Bucht" nach - drücklich bezeichnen. Mit- zweifelndem Blick schüttelte Gaston den Kopf. „Lieber Herr — wenn hier Unredlichkeit im Werke ist, liegt es wohl an Ihrem Benehmen, indem Sie, von ber heimathlichen Küste' ans in meinem Fahrwasser segelitb, bas Ziel meiner Reise ausspionirteu. Ich kam aber, wie schon bemerkt, zn Ihrem Kapitän. Mit Ihnen selbst ist schon beshalb nicht zu unterhanbeln, weil bie Eispressungen vorhin auch auf Ihren Schübel unheilvoll eingewirkt zu haben schienen!" Sprach's unb drehte sich auf dem Absatz herum und ging langsam zum Fallreep. Ohne sich mehr umzublicken, ließ er sich nach seinem Schiff hinüberrudern. „Hört, Cockney," fragte er seinen Eismeister, „wie lange können wir noch auf offenes Wasser rechnen?". Der Mann blickte auf die Sonne, die ihren höchsten Stand schon überschritten hatte und sagte bann nach einigem Besinnen: „In 14 Tagen bis 3 Wochen ist das Landeis wieder so stark, daß wir hier im Fjord festfrieren 1" „Dann werden bie da drüben auch nicht mehr allzu - viel Speck machen." „Die Robben bleiben stets an ber Wasserkante und zugegeben worden ist. In einer den Kammern zu- gestellten königlichen Botschaft vom 21. September 1849 wird gradezu erklärt, daß das System der indirekten Steuern die ärmere Bevölkerung überlaste und daß ein solcher Zustand mit den Grundsätzen eines geregelten Staatshaushaltes und einer der Gerechtigkeit entsprechen - den Steuergesetzgebung unvereinbar sei. Der große Bismarck aber hat's hinterher verstanden, aus dem Unrecht bie „Gerechtigkeit" zu konstruiren. Unb bieses Monstrum vertheidigt er nun gegen ben Versuch, ein gerechteres Steuersystem einzuführen. Unter den bestehenben Verhältnissen ist bie stufenweis steigende Einkommen- unb Vermögens - steuer zur Bestreitung aller öffentlichen Ausgaben bie einzig gerechte Steuer. Deshalb wirb sie auch im sozialdemokratischen Programm ge - fordert, nebst Abschaffung aller indirekten Steuern, Zölle und sonstigen wirthschaftspolitischen Maßnahmen, welche bie Interessen ber Allgemeinheit einer bevorzugten Minberheit opfern. Mit einem wahren Cyiüsnius vertheibigen bie „Hamburger Nachrichten" bas Bestreben der Besitzenden, sich von ben Beiträgen zur Erhaltung bes öffentlichen Wesens möglichst zu entlasten: „Daß mittels ber Vermögenssteuer bie Besitzer von Palästen, Parks unb Gemäldcgallerieu getroffen werben können, ist unbestreitbar. Aber wir fragen, wer wirb unrentables Besitzthum überhaupt haben wollen, wenn er alljährlich noch eilte hohe Abgabe barauf bezahlen soll ? Es würbe baburch auf bie reichen Leute ein Druck in ber Richtung ausgeübt werben, baß sie sich in Erwerb unb Herrichtung von Luxusbesitz, mag er in Palästen, Parks, Gemäldesammlungen oder sonsügen Kunst- ober kunstgewerblichen Werthobjckten bestehen, erheblich ein- schränken. Auf diese Weise würde dem gejammten Er - werbsleben des Volkes ein schwerer Schade durch die Steuer zugesügt und die Besitzsreudigkeit ge - stört. Es wird sogar Leute geben, die lieber ihre Parks niederhauen und ihre Gallerien verkaufen, ehe sie sie einer solchen Steuer unterwerfen lassen." Ja, dazu ist der mammonisiische Anarchismus im Stande! Was braucht der Rücksichten zu nehmen aus das Gemeinwohl! Wird seine „Besitzsrendigkeit" gestört, b. h. sein Bemühen der Bereicherung, dann wirft er der von ihm sonst so fanatisch vertheidigteii heiligen „Ordnung" den Fehdehandschuh hin. Was würden die „Hamburger Nachrichten" für sittliche Entrüstung äußern, wenn wir den Arbeitern zu verstehen geben würden, es fei besser, sie schlügen sich Arm und Bein ab, statt sich ber kapitalistischen Aus - beutung zu unterwerfen?! Grabezu aller Vernunft unb aller Gerechtigkeit Hohn sprechend ist's, wenn bas Bismarck-Organ schließlich erklärt: „baß die Vermögenssteuer unter allen Umständen ein brutales, rohes, vexato risches Gesetz sein und bie Tenbenz aufiveifeit würde, den reichen Mann in gehässiger Weise zu treffen". Offenbar kommt es dem „Heros" nur darauf an, aus dem Vermögenssteuer-Projekt für feine srondistischen Zwecke Kapital zu schlag«, indem er den niederen Leiden - schaften des Reichthums, der Habsucht, der „Besitzfreudig- keit", in wahrhaft demagogischer Weise schmeichelt. Und dieser Unfug sei hiermit gebührend an den Pranger gestellt I Von Ser Weltbühne. Heber bie Einnahmen des Reiches an göl - ten, Verbrauchssteuern unb Stempelabgaben für das Jahr 1891/92 liegt jetzt bie vorläufige Uebersicht vor. Danach soll sich die gesammte Ist-Einnahme auf ^t. 512 265 000 belaufen. Davon entfallen auf Zölle A 376 680 000; Sfabat ft euer All 541 000; Verbrauchs-Abgabe auf Branntwein A 99 999 000; Stempel ic. A 24 045 000. Die Ge< sammtcinnahme übersteigt bett Voranschlag (A.461325 000) um rnnb 50 000 000 Mark. Das ist ein neuer unwider - leglicher Beweis dafür, daß der Import der Haupt- Einsuhrkategorten Deutschlands, der unentbehrlichsten Nahrnngsmittel, nicht auf bloße Händlerspekulationeit zurückzuführen ist, wie die fanatischen Gegner des Ge- treibeterminhandels meinen, sondern auf die absolute Einfuhr-Nothweudigkeit. Der neue preußische Kultusminister fängt an, sich zu „bewähren" gegen d i e B e k e n n t n i ß- f reih eit. Ueber den Religionsunterricht der Kinder von Dissidenten hat er im Ein- verstandniß mit dem Justizminister auf den Bericht eines Oberpräsidenteu eine Verfügung getroffen, die zur Nachachtuug sämmtlichen Regierungen mitgetheilt worden ist. Darin heißt es: „Ich trete Euer Exzellenz Ansicht bei, daß der Vater eines schulpflichtigen Kindes selbst dann, wenn er für feine Person einer staatlich aner - kannten Neligionsgesellschaft nicht angehört, gleichwohl v e r p s l i ch t e t ist, das Kind am Religionsunterricht in ber öffentlichen Volksschule theilnehmen zu lassen, sofern er nicht ben Nachweis erbringt, baß für den religiösen Unterricht des Kindes anderweit nach behördlichem Ermessen (vergleicheAllgemeines Landrechtll. § 13) in ausreichender Weise gesorgt ist. Ein gleiches gilt von solchen Kindern, welche sich nicht in väterlicher Erziehung befinden, sondern bent Er - ziehungsrecht ber Mutter, eines Vormunbes oder bis dahin ist jetzt schon eine halbe Tagereise, wie Sie wissen." „Dann müßte man am Ende noch hier über - wintern ?" „Wir nicht — mit unserer letzten Jagd machen wir den Raum voll, in acht Tagen fünneii wir in See gehen!" Gaston ließ den Mann, ohne eine weitere Bemer - kung zu machen, wieder an feine Arbeit gehen. Mit bedenklicher Miene schritt er das Verdeck auf und ab. Drüben auf dein anderen Schiff war man sofort an's Werk gegangen, die nöthigen Geräthschafteii zur Jagd an Land zu bringen. Deutlich hörte man, wie sie ein - ander zuriefen. Die kalte Polarluft trug jedes Wort herüber, darunter auch allerlei Verwünschungen gegen Gaston, der gar nicht begreifen konnte, was bie Dibelots ihm eigentlich vorzuwerfen hatten. Waren sie beshalb so wüthenb, weil er ihre Begleitung an ber norwegischen Küste burch List vou sich abgeschüttelt hatte? „Ich würbe viel darum geben," dachte er bei sich, „wenn Ihr nicht zu Anfang der tobten Saison hier eingetroffen wäret, unb wenn ein Anberer als Fräulein Kapitän bei Euch an Bord befehligte." 10. Auseinandersetzungen. Die Dibelots schienen allen Ernstes nachholcn zu wollen, was sie burch ihre verspätete Ankunft versäumt. Um gar keine Zeit zu verlieren, tieranftalteteii sie Jagd über Jagd, so daß sie trotz fieberhaft hastiger Arbeit die Speckmassen kaum bewältige» konnten. Gaston beobachtete sie täglich von seinem Schiffe aus mit einer Aufmerksamkeit, als sei er selber an dem Unternehmen ber Konkurrenten stark beteiligt. „Wir können bald unsere Takelage wieder feefertig machen und die Segel anschlagen," sagte ihm eines Tages der Steuermann beim Mittagessen unb ber Eis- meister setzte mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit hinzu: „In fünf Tagen habe ich ben Raum voll bis an bie Deckbalken, bann schließe ich die Luken." Pflegers unterstehen. Sofern jedoch derjenige Eltern- theil, dessen religiöses Bekenntniß über bie Konsessio- nalität bes bem ffiinbe zu ertheilenben Religionsunter - richts entscheibet, zu bem für biefe Entscheibung maßgebenden Zeitpunkte einer staatlich anerkannten Religionsgesellschaft angehört hat, darf auch der religiöse Unterricht des Mndes, gleichviel, ob derselbe in der öffentlichen Volksschule ober als anberweiter Ersatz- Religionsunterricht ftattfinbet, nur in einer bem De- keuntnißstanbe jener Religionsgesellschaft entsprechenden Weise erfolgen. Der Ersatzunterricht ist wie jeber Privatunterricht von der Schulaufsichtsbehörde zu b e- aufsichtigen . . ." Wenn das ein Minister ohne Weiteres verfügen kann, was braucht es bann noch einer gesetzlichen Bestimmung, wie sie in bem „fallen gelassenen" Volks- schulgesetzentwurf vorgesehen War, baß Dissibentenkinder dem Religionsunterricht zu unterwerfen finb ? Gegen bie ministerielle Verfügung ist e n t schie - be n st e r P r 0 t e st zu erheben; sie verletzt bie in der Verfassung gewährte Bekenntnißfreiheit und bas Recht der Eltern, ihre Kinder in ihren Ansichten erziehen zu lassen. Der Judustriekönig Stumm in Neunkirchen hat den Besuch des deutschen Kaisers, welcher ihm bekanntlich schon länger in Aussicht gestellt war, empfangen. Der Telegraph blitzt folgende Nachricht in die Welt: „Bei ber Prämienvertheilung an 130 Arbeiter mit 25jähriger Dienstzeit brachte Frhr. v. Stumm ein Hoch auf ben Kaiser aus. Der Kaiser antwortete, inbent er feiner hoheu Befriedigung über die Ein - drücke, die er hier gewonnen, Ausdruck gab. Die hiesigen Verhältniffe zwischen Arbeitgeber und -Nehmer seien, wie sich der Kaiser persönlich überzeugt habe, die denkbar besten, unb es sei fein sehn - lichster Wunsch, baß derartige segensreiche, glückliche Ver - hältnisse überall in ber beutschen Jnbustrie herrschen mögen. Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf ben Frhrn. v. Stumm." Ueber Verhältniffe zwischen Arbeitgeber unb Arbeiter, bie sich auf eine nahezu absolute Selb st Herr- s ch a s t ber elfteren gründen, bie sogar ausschließen, baß Arbeiter von ihrer gesetzlichen Koalitionsfreiheit Gebrauch machen, bie sie zwingen, selbst ihre politische Ueberzengung bei Wahlen rc. bem Arbeits- Herrn zu opfern, was Herr v. Stumm nach bem „Recht bes wirthschastlich Stärkeren" als ganz selbst- verstänblich einmal im Reichstage erklärt hat, — über solche Verhältnisse haben wir bekanntlich ein anberes Urtheil. Herr v. Stumm versteht es übrigens, ben Kaiser - besuch für sich entspreche 11b zu verwerthen. Er hat an „seine" Arbeiter folgenden Kabinets-Erlaß gerichtet: „An meine Arbeiter l Se. Majestät ber Kaiser haben bie Gnabe gehabt, mich zn beauftragen, ber gejammten Arbeiterschaft des Neunkirchener Werkes Allerhöchst Ihren Dank für ihre loyale Haltung und da? Verständniß, welches sie den aus bas Wohl der arbeitenben Klassen zielenden gerechten Bestrebungen Seiner Majestät ent - gegenbringen, aitsznsprechen. Es ist mein höchster Stolz, euch dieses Allerhöchste Anerkennen übermitteln zu können." Herr Stumm, Herr Stumm!» Geben Sie sich nicht trügerischen Hoffnungen hin. Schon mancher Stolz hat feinen Zweck verfehlt! Moralische Anivandlunge« betrejjenb die Diätenzahlung äußert ein Parlamentarier in den „Hamburger Nachrichten". Er nimmt Anstoß daran, daß die Mitglieder des preußischen Abge - ordnetenhauses auch während der langen Ferien Diäten beziehen. „Mit Recht" — so schreibt er — „verlangen die Volksvertreter in der Staatsver - waltung die gewissenhafteste Sparsamkeit, die Vermeidung aller unnöthigen Ausgaben. Seltjamcrweije aber scheinen sie nie daran zu denken, daß das Abgeordnetenhaus selbst eine ganz ansehnliche Quelle unnöthiger und in sich un - berechtigter Ausgaben ist. Nach der bestehenden Obser - vanz werden während der Ferien die Diäten an die Mitglieder des Abgeordnetenhauses weiter gezahlt. Die Summe der Diäten beläuft sich, Wenn alle Mandate besetzt sind, auf A 6495 täglich. Für die diesmaligen Osterferien, 18 Tage, sind also A 116 900 Diäten zu zahlen, ohne daß irgendwie Sitzung des Abgeordnetenhauses stattgefunden hat, und ohne daß bie Abgeorbueten in Berlin anwefenb zu fein brauchten. Im vorigen Jahre kamen zu ben Oster - ferien noch Weihnachts- unb Pfingstferien, so daß bie Ferienbiäten sich insgefammt auf minbesteus » Million Mark beliefen Das ist eine 11 n g e h ö r ig k e i t, von ber man schlechterbings nicht begreift, Wie sie sich über - haupt hat einbürgern können. Das Minima non curat praetor hat für ben Abgeordneten in Finanzjachen keine Berechtigung, und soll sie am wenigsten haben, wenn es sich um Ausgaben zu seinen eigenen Gunsten handelt. Auch kommt es darauf gar nicht an, daß die Summe, welche hier in Frage steht, in der Gesamnitmaffe der preußischen Staatsausgaben nur eine verschwindende Rolle spielt. Die Hauptsache ist das moralische Unrecht, als welche bie Diätenzahlung während der Ferien vom Volke verstanden wird, eine Empfindung, die dem An - sehen des Abgeordnetenhauses nicht förderlich fein kann." Weshalb so prüde moralisch? Wenn das Volk 'mal anfangen will, über unnöthige unb^un&e* rechtigte Ausgaben unb bas barm liegenbe mora- Gaston antwortete nicht und schien in tiefes Nach - finnen versunken. „Dann werben Wir nächste Woche wohl unter Segel gehen, nicht so, Kapitän?" fragte ber Offizier. „Wenn wir einigermaßen guten Wind bekommen, finb wir dieses Jahr zeitig wieder in Frankreich." Den Mann erfreuten offenbar bie guten Aussichten auf balbige Heimkehr. Mit verboppeltem Eifer machte er sich über ein großes Stück Salzfleisch her. Cockney nickte stillschweigend mit dem Kopfe und ließ seine Eß- werkzeuge ruhen. Er berechnete im Stillen seinen ®e- winnanttjeil unb überlegte, ob er ben nächsten Minter Liverpool ober Lonbon zu feiner Resibenz erheben sollte. „Werden unsere Nachbarn noch mit uns auslaufen könne» ?" fragte Gaston Plötzlich den Heimathlosen. „Ich denke, sie haben brav gearbeitet und bringen reichere Beute von ber Jagb als wir." Cockney zuckte verächtlich bie Achseln. „Sie müssen bessere Chance haben, ober bie Thiere finb bummer ge - worben, sonst wüßte ich nicht, wie sie ohne einen rechten Robbenschläger so viel Speck mache» könnten I" „Das lasse» Sie gut fein, mein Lieber, bic Mann - schaft ist beffer geschult, als bie unsere. Die Meisten kenne» bie Norblanbsjagb a»s eigener Erfahrung unb der nahe Winter macht ihnen flinke Füße." „Hilft Alles nichts, sie müssen überwintern. In ben paar Wochen, bie ihnen noch bleiben, füllen sie ihr Schiff nicht" „Vielleicht segeln sie vorher ab mit bem, was sie haben." „Daran denken sie nicht," lachte Cockney etwas höhnisch; „es gefällt ihnen hier gar zu gut!" „Woher wissen Sie das?" „Ich habe heute Morgen drüben am Strande Treib- Holz gesucht zum Festlegen ber Fässer. Da kam der kleine Kapitän und machte ein wüthendeS Gesicht. Wir sollten keinen Vortheil von unserer Arbeit haben, sagte er; ber Rheder wäre reich genug, der sollte schon be - zahlen, wenn wir auch ein Jahr früher heim kämen, als er selbst " lischt Unrecht abzuurtheilen, dann dürsten doch wohl erst noch andere Ausgaben als die Ferienbiäten an die Reihe kommest. Die Buchdrilckereihesitzer nutzen die durch ben für fte Gehiilfen unglücklich verlaufene» Streik geschaffene .Situation nach Kräften aus. Der Prinzipals-Vorsitzende ber Tarif - Kommission für Deutschlanbs Buchdrucker, Herr Bruno Klinkhardt in Leipzig, erläßt folgende Be- kanutmachung: ,Es ist wünschenswerth, daß die Tarif- Kommission zur Berathinig unb Beschlußfassung über bie künftige Gestaltung ber Tarifverhältnisse demnächst zu - sammentritt. Nachdem der Gehülfen-Vorsitzeube unb die Gehülsen-Mitglieder ber Tarif-Kommission, sowie bereu Stellvertreter sämmtlich ihre Aemter niedergelegt haben, ist ein Zustaub geschaffen, ber im Tarife selbst nicht vor - gesehen ist. Um georbnete Verhältnisse in ber Tarif- Kommission wieber herzustellen, hat daher bie Mehrzahl ber Prinzipals - Mitglieder ber Tarif - Kommission be - schlossen, sich an bie Gesammtheit ber in ben tariszahlen- ben Buchdruckereien beschäftigten Gehiilfen zu wendei' unb dieselben aufzufordern, innerhalb der einzelnen Kreise die Ersatzwahlen der Gehülfen-Mitglieder der Tarif Kommission und deren Stellvertreter vorzunehmen. Nach § 44 des Tarifs finden die Wahlen durch Urabstimmung statt ; bie absolute Majorität entscheidet. Die tarifmäßig arbeitenden Gehülfen wollen daher in ihren Kreisen für bie Vornahme ber Ersatzwahlen zur Tarif-Kommission besorgt sein unb bas Ergebniß berjelbeti bis spätestens ben 15. Mai an den Priiizipals-Vorsitzenben ber Tarif kommission mittheilen." In Gehülfenkreisen wirb nur bie Stellungnahme zu diesem Erlaß eifrig besprochen Nur wenige Gehülfen können sich für Wiederherstellung resp. Fortbestehcnlaffen ber Tarifgemeinschaft ev wärmen. Für bie große Mehrzahl liegt bi* Frage so, ob ein vorläufiges Eingehen auf bi» Sortierung ber Prinzipale sich aus taktischen Grünben empfiehlt, ober ob man einfach verzichten soll. Die Ber liitcr Buchdrucker haben sich für letzteres entschieden. I» einer großen Versammlung des Vereins Berliner Buch drucket- wurde folgende Resolution angenommen: „Jt Erwägung, daß bic Prinzipale in ihrer Mehrheit burd ihr ben Gehülfen gegenüber gezeigtes Verhalten nach ben Streik bewiesen, baß sie ein friebliches Zusammenarbeitet nicht wollen; in fernerer Erwägung, baß die letzte Tarif kommissions-Sitzitng ben Beweis geliefert, baß an eil Entgegenkommen ber Prinzipale auf Grunb ber von bet Gehülfen geforberten Verkürzung ber Arbeitszeit au neun Stunben nicht zu benten; in enblicher Erwägung baß bie bisher bestehenben Tarife stets nur burch bi Gehülfenschaft mit schweren Opfern burchgesührt werbet mußten, während die Prinzipalität auch nicht bie ge ringfte Garantie für bie Durchführung resp. Einhaltung auch nur einer Bestimmung des Tarifs zu übernehmet in ber Lage war: erklärt bie Versammlung, baß sie ei ablehut, au ber vou Leipziger Prinzipalen ausgeschrie beiten Wahl von Vertretern zu einer angeblichen Tarif koinmission sich zu betheiligen, und beschließt demgemäß keine Kanbibaten aufzustellen. — Gleichzeitig erwarte! bic Versammlung von allen Bnchbruckergehülfen Berlit» unb bet Provinz Brandenburg, daß sie jede ihnen vot Seiten einer gewissen Prinzipalität ober ihren Helfer- Helfern aufgebrttngene Wahl entschieben zurückweisen." Die Landcsversammlunge» der Sozialdemo kralic, welche ihren Anfang genommen haben, bereiten ber gegnerischen Presse einige Kopfschmerzen. Die „Magbeb. Ztg." läßt sich dazu folgendermaßen aus: „Der Versamntlung für Meklenburg ist bie für Sachsen nachgefolgt. Beachtenswerth ist, wie auf allen diesen Tage», obwohl die neuen Wahlen für ben Reichstag noch in weiter Ferne stehen, jetzt bereits bie Vorberei - tungen für sie getroffen werben. Ein besonderer Werth ist für bie Agitation der Presse beigemeffen worden. Das neueste Verzeichniß der sozialdemokratischen Zei- hingen weist bereits eine Vermehrung ber täglich er» fdjeinenben Blätter auf; boch ist von bem Ungestüm, mit bent kurz vor unb nach bem Erlöschen des So - zialistengesetzes zur Gründung neuer Zeitungsunter- nehmnngen geschritten wurde, nichts mehr wahtzunehinen. Nur wenn das Unternehmen finanziell gesichert erscheint, soll die Gründung neuer Druckereien und Zeitungen vor- genominen werde». Auf dem sächsischen Tage in Hohen - stein-Ernstthal wurde besonders die Pflege des lokalen Theiles zur Pflicht gemacht. Die Presse als Haupt - kampfmittel der Partei müsse auf alle Fälle hochgehalten werden. Wo bie Massen mit ber Zeitung nicht oder nur schwer gefaßt werben können, da soll das Flug - blatt an bereit Stelle treten. Die Verkeilung alter Zeitungen, bie erst als Agitatiousmittel in Aussicht ge - nommen war, hat sich als werthlos erwiesen. In Flug - blättern unb Kalendern, deren Vertheilung zu Beginn der Winterzeit in Szene gesetzt werden müßte, sollten auch die bürgerlichen Parteien versuchen, der sozia- listischen Agitation zu begegnen. Diese will in Flug - blättern nicht sozialistische Fragen, sondern das Kapitel „Soldatenmißhandlungen" behandeln lassen. Man müßte z u r G e g e n w e h r in knapper, volksthümlicher Sprache bie sozialistischen Theorien über Eigenthum und Ehe erörtern. Das finb bie Punkte, Wo sich der sozia - listischen Propagauba ernstliche Schwierigkeiten bereiten könnten, unter ber ländlichen Bevölkerung vor Allem." Die bürgerlichen Parteien mögen nur diesem Rathe des nationalliberalen Organs folgen. Um so ausgiebi - geren Stoff zur Agitation Werden wir haben. Nicht „Was Wollte er denn damit sagen?" „Das - riß ich nicht. Ich glaube, dem Mann ist nicht ganz richtig int Kopf." „Schon möglich," brummte Gaston und erhob sich Die beiden Anderen thaten desgleichen. Die nächsten Tage brachten unzweiselhaft Anzeichen des Winters. Die Sonne hatte sich bereits wieder bem Horizont genähert unb beleuchtete bie aus ber See auf- fteigenben Nebel in büfterer Gluth. Die Bögel zogen in ungeheuren Schwärmen nach Süben, bie Schneestürnie wurden häufiger und ber eisige Winb schnitt ben Leuten fast bie Nase ans bem Gesicht. Trotzdem herrschte auf Gastons Schiff allgemeine Freude, denn das Sckiwerste War gethan, bald sollte es ja wieder hinausgehen auf bie offene See, wo bie steife Brise hohe Wellen zusammen trieb, bie sich bonnernb unb krachenb an ben Felsen brachen unb selbst bas Wasser bes Fjorbs in Bewegung brachten, baß es bie beiben Schiffe in ihren Aiikerketten schaukeln machte. Was bic Matrose» GastonS erfreute, brachte bie Dibelots in Wuth. Sie hatten ihre geringen Mittel in die Unternehmung gesteckt, womöglich noch Schulden gemacht. Gingen sie mit halber Ladung in See, so hatten sie im günstigsten Fall umsonst ge - arbeitet, eine Polarreise zum Vergnügen gemacht. Blieben sie ben Winter über im Eise liegen, so mußten sie den thenren Proviant verzehren, den sie ja vorsichtshalber mit sich führten. Abgesehen von den Schreckniffen und Gesahren des Polarwinters, verringerte sich der Gewinn durch die vermehrten Unkosten und ben Verlust an Zeit, beim auch die nächste Saison ging ihnen ganz ober theil- weise verloren. So war es beim weiter nicht zu »er« wunbern, wenn bie vom Mißgeschick Verfolgten Dibelots ihrer Erbitterung bic Zügel schießen ließen, wenn sie zu - fällig mit der Mannschaft Gastons zusamnientrafen. Es blieb aber auch nickt bei bloßen Worten. (Fortsetzung folgt)