■Poligy <>. Jahrgang. Das „Hamburger Echo" erscheint tSglich, außer Montags. Der Abonnemcutspreiö (intl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post, katalogs 2761) ohne Bringegeld vierteljShrl.^.4,20; durch die Kolportöre wiichenil. 36 4 frei iu'S HauS. Verantwortlicher Redaktör: Emil Fischer in Hamburg. Sonnavend, den S. Juli 1892. Anzeige» werden die fünsgespalteue Petitzeilc oder deren Raum mit 30 4, für den Arbeitsmarkt, Vcrmicthungs- und Familieuauzeige» mit 20 4 berechnet. Auzcigeu-Attnahme in der Expedition (biS 6 Uhr Abds.), sowie in säinxnti^liuionc^Süreaus Redaktion und Expedition: Große Tbcaterftraßc 44 in Hamburgs S zieht keine Meiihiig- * Macaulay hat einmal gesagt: „Wenn einflußreiche Klassen ein Interesse daran hätten, die Schwerkraft zu leugnen, so würde sie von ihnen geleugnet werden." Ganz gewiß, wir haben es erlebt und erleben cs tagtäglich. Wenn die Agrarier die Stirn haben, die Ver- theuernng des Brotes durch Kornzälle abzuleugnen, so ist das keine minder freche Verleugnung handgreiflicher Thatsacheu als die Leugnung der Schwerkraft. Als im vorigen Winter in den Großstädten die Arbeitslosigkeit einen hochgradigen Nothstand viel« Tausende herbei- gefnhrt hatte, wurde das Verlangen um Abhiilfe von Staats, und Kommunalbehörden mit dem geflügelten Wort: „Es gießt keinen Nothstand", abgeschlagen. Es wäre merkwürdig, wenn sich nicht auch Advokaten des Kapitalisinus fänden, welche den Satz aufstellen: „Es gießt keine Ausßeuterei". Ein solcher hat sich nun wirk- lich gefunden. Denn darauf läuft es hinaus, wenn er schreißt: „Die sogenannte „Ausbeutung" ift eine con - ditio sine qua non (unabweisbare Bedingung) aller menschlichen Gemeinschaft, die in alle Ewigkeit bleiben wird. Wenn ich einen Schornsteinfeger in meinen Kamin kriechen lasse, weil ich für meine Person die Befleckung mit Ruß scheue, auch die Reinigung eines Kamins nicht genügend verstehe, so ist das gewissermaßen schon eine Ausbeutung. Jede Arbeit, jeder Dienst, den der Arme dem Reichen, der Geschicktere dem Ungeschickteren, der Gesunde dem Kranken leistet, ist, wenn er gegen Lohn geleistet wird, eine Ausbeutung, aber eine Ausbeutung' die sich der Arme, der Geschicktere, der Gesundere herzlich gern gefallen läßt, ja, die er freiwillig aufsucht und über - nimmt, denn sonst wurde er eben keine lohnende Arbeit haben und verhungern müssen; ohne Arbeit soll der Mensch, nach einem alten Schriftwort, auch nicht essen. In dem Worte Ausbeutnng liegt also schon die Er. schleichuug eines Nebeubegriffs, die Eiuschmuggelung von etwas ganz Anderem, das der Entlvicklung späterer Sätze geschickt Vorschub leisten soll." Der Leser faßt sich an den Kopf, es wird ihm ganz schwindelig beim Anblick dieses Rattenkönigs von Al - bernheit. Und wo, meinen die Leser, steht dieser Blödsinn? Vielleicht in irgend einem Provinzialwinkelblättcheii, und der Versasser ist wohl ein innungszöpfiger Kleinmeister, der sich in seinen Mußestundeu mit Sozialpolitik und Sozialistentödterei abgiebt? Fehlgeschossen, er fleht in dem großen Kapitalisten- blatt, der „ K ö l n i s ch e n Z e i t u n g ", Nr. 470, und stammt aus der Feder eines großen, sogar sehr großen Lichtes, sein Verfasser heißt Gerhard von A m y n t 0 r. Unsere Gegner sind verschnupft, wenn wir von der geistigen Dekadenze der herrschenden Klasse reden. An - gesichts solcher Sätze ist aber wahrhaftig diese Diagnose der kapitalistischen Intelligenz noch viel zu gelind, da müßte man schon von Versimpelung und Gehirnerweichung sprechen. Hätte der Herr wenigstens geschrieben: „Auch der Kapitalist, der M. 50 000 bis 100 000 jährlich verdient, ist ein Ausgebeuteter der Konsumenten seiner Fabrikate und Handelsartikel; auch der Minister mit einem Gehalt von jtt. 20 000 bis 50 000 ist ein Ausgebeuteter, denn er ist auch ein Lohnarbeiter," so hätte der Wahnsinn doch wenigstens Methode gehabt. Komm, junger Setzer - lehrling, verlaß Deinen Setzkasten einen Augenblick und belehre den „großen" Dagobert v. Gerhard in Potsdam (so heißt dieser Herr eigentlich), daß die Ausbeutung nicht darin besteht, daß der Eine für den Anderen ar- beitet. Belehre ihn, daß wir in einem wirklich geord> neten Gemeinwesen, in einem sozialistischen nämlich, alle für einander arbeiten werden, ohne daß es einem ver- nünftigen Menschen einfallen wird, das Ausbeutung zu heißen. Belehre ihn, daß wir Sozialdemokraten den Satz: „Wer nickst arbeitet, soll auch nicht essen" gern unterschreiben (soweit er sich auf Arbeitsfähige bezieht), und wir nicht das Geringste dagegen einzuwenden haben, wenn er schon heute auf die Drohnen des Klassenstaates, die sekttrinkenden Arbeitslosen, die Privatiers, Rentiers, Bummler, Pflastertreter, Tagdiebe Anwendung finden würde. Belehre ihn, daß die Ausbeutung darin besteht, AllmMer gekettet. Amerikanischer Kriminal.Roman von Otto von Ellcndorf. (Nachdruck verboten.) (15. Fortsetzung.) „Sein Durst nach Blut und Rache ist schon gestillt und nun beginnt der Schreck sein Regiment. Alle dunklen Ecken füllen sich mit Zuschauern — er fürchtet sich vor sich selbst und beeilt sich. Bald ist er wieder oben, in der Hand das Beil, jenes, das ich im zweiten Stock ge- fundeu und beginnt nun wie ein Wahnsinniger das Werk der Zerstörung, während welcher Zeit er aber seinen Zweck, das Papier zu suchen, nicht aus dem Auge läßt. Zuletzt geht er in sein Privatzimmer und setzt den Van- dalismus fort. Er zerschmettert das Schreibpult, das, wie er sich erinnert, Jefferson gehörte — ihrem ersten Gatten, hoffend, daß er das Dokument hier in einem geheimen Fache entdecke. Aber er findet wieder nichts 1 Die Bibliothek liefert auch kein besseres Resultat — das höllische Papier findet er nirgends. Seine Erbitterung ist nun zu groß, um nach einem Plane zu handeln und seine Vernunft hat ihn verlassen, er schwankt ohne lieber- legniig von einem Gegenstand zum andern und wühlt in denselben Fächern, die er schon zehn Mal durchsucht, während er andere übersieht, die er noch nicht ungerührt. Daran i fallt sein Blick auf die Sophas, die Stühle, die er ebensallS demolirt, mit demselben Erfolg." _ Skerretts Ton und Bewegungen verliehen seiner Schilderung derart das Gepräge der Wahrheit, daß mau sich geneigt fand, zu glauben, er sei ein Zeuge jener Vorgänge gewesen. „In diesem Moment," fuhr er fort, während seine beiden Gesellschafter mit offenem Munde außer Athen, lanschten, „erreichten Strattons Wuth und Schrecken ihren Höhepunkt I Als er den Plan zur Eriuordiiug seiner Frau gemacht, beschloß er auch, sie zu tödteu, von dem Dokumente Besitz zu ergreifen, und nachdem er Spuren hinterlassen, die den Verdacht von ihm auf andere wälzen daß der ausbeutende Kapitalist dem Arbeiter nicht das volle Aequivalent seiner Arbeit bezahlt, sondern blos eine minimale Quote und den Löwenantheil in seinen eigenen unersättlichen Sack schiebt. Belehre ihn, daß eßen darin, daß der Arßeiter sich das gefallen lassen muß — „denn sonst würde er eßen keine lohnende Arbeit haben und verhungern müssen" — das Ausbeuterische des Kapitalismus liegt, der Rechtsordnung, welche alle Arbeitsmittel den Kapitalisten überantwortet und die Nichtkapitalisten davon ausschließt, so daß diese sich auf Gnade und Ungnade dem Kapital zur Verfügung stellen müssen. Und frag’ ihn, ob er sich's vielleicht „herzlich gern" gefallen ließe, wenn er tagtäglich 10 und mehr Stunden in der Fabrik stehen und eine monotone für ihn gänzlich interesselose Arbeit anhaltend verrichten müßte, bei einer Bezahlung, die knapp zum nackten Leben reicht und einer sklawischen Behandlung mit dem Da- mokles ° Schwert der 14tügigen Kündigung über dem Kopf, während der Chef als Fabrikpascha wirthschaftet, sich Villen baut und Millionen häuft! Sag' ihm auch noch nebenbei, daß es keine ge - schwollenere Dummheit gießt als der Schluß: „So war es bisher, ergo wird es auch in alle Ewigkeit so bleiben", und erinnere ihn blos an die Menschenfresserei. Schade wirklich, daß der Gerhard von Amyntor nicht zu jenen Zeiten gelebt und geschrieben hat; er hätte ohne Zweifel erklärt: „Die „sogenannte" Menschenfresserei ist eine conditio sine qua non aller menschlichen Gemeinschaft und wird es in alle Ewigkeit bleiben. Der Gefressene läßt sich „herzlich gern" aufessen, denn er wird aller irdischen Leiden entrückt und erhält noch dazu ein vor - nehmes Grab." Wir gratulireu der „Köln. Zeitung" zur Akquisition dieses Mitarbeiters. Vvv öet WelWne. Der Bundcsrath hat in seiner Plenarsitzung am Donnerstag, nachdem er den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothringen über die Erhöhung der Weiusteuer dem Ausschuß überwiesen, beschlossen, der Resolution des Reichstages, betreffend die Bewilligung von Diäten und Reisekosten aus Reichsmitteln an die Mit- glieber des Reichstages, keine Folge zu geben. Das ist die alte Praxis aus Bismarck'scher Zeit und Diejenigen, welche vom „neuen Kurs" in dieser brennenden Frage auf ein Entgegenkommen gehofft haben, werden fehr enttäuscht sein. Mit Unrecht. Die Staatsmänner des „neuen Kurses" sind, genau wie Bismarck, groß im Fordern, aber sehr zähe int Geben. Der Reichstag wird darum auch schwerlich eher zu Diäten kommen, bis er es dem Bundesrath nachmacht und zu den Regierungsforderuiigen „Nein" sagt. Das allein wird helfen. Zwei derbe offizielle Ohrfeige» läßt die Re - gierung dem nörgelnden Exkanzler zu Theil werden, indem sie folgende Erlasse im „flieichsanzeiger" zur Ver - öffentlichung bringt: 1) E r l a ß vom 23. M a i 1890 a n f 3 m m t • liche kaiserlich deutsche und königlich preußische Missionen: Euer (Titel) wird nicht entgangen sein, daß gegen - wärtige Stimmungen und Anschauungen des Fürsten von Bismarck, Herzogs von Lauenburg, mehrfach durch die Presse an die Oeffentlichkeit gebracht worden sind. Wenn die Regierung Seiner Majestät in vollster Anerkennung der unsterblichen Verdienste dieses großen Staatsmannes hierzu unbedenklich schweigen konnte, so lange jene Aenße- rungen sich auf persönliche Verhältnisse und innere Politik beschränkten, mußte sie sich, seit auch die aus- wärtige Politik davon berührt wird, die Frage verlegen, ob solche Zurückhaltung auch ferner zu rechtfertigen sei, ob sie nicht im Auslände schädlichen Mißdeutungen unterliegen könnte. Seine Majestät der Kaiser sind indeß der Ueberzeugung, daß entweder von selbst eine ruhigere Stimmung eintreten oder aber der thatsächliche Werth des von der Presse Wiedergegebenen mit der Zeit auch im Auslande immer richtiger werde gewürdigt werden. Es sei nicht zu befürchten, daß aus der Verbreitung subjektiver, mehr oder weniger richtig aufgefaßter, hier und da zweifellos absichtlich ent- stelltet: und zum Theil zu Personen von an- erkannter Feindschaft gegen Deutsch, land gethaner Aeußerungen ein dauernder Schaden entstehen könnte. Seine Majestät unterscheiden zwischen dem Fürsten Bismarck früher und jetzt und wollen seitens Allerhöchstihrer Regierung Alles vermieden sehen, Ivas dazu beitragen könnte, der deutschen Nation das Bild ihres größten Staatsmannes zu trüben. Indem ich Euer (Titel) hiervon mit der Ermächti - gung, erforderlichen Falls demgemäß sich zu äußern, in Kenntniß setze, füge ich ergebens! hinzu, daß ich mich der mußten, zu fliehen. Und nun war sein ganzes Projekt gescheitert! Zeit, viel Zeit war verloren und jede Minute konnte die Chancen zur Flucht vermindern. Gesetzt, ein Freund würde plötzlich kommen, seine Gast - freundschaft in Anspruch zu nehmen, wie das ja mehr beim zwanzig Mal ber Fall gewesen. Wie, wenn ein später Wanberer ihn mit dem flackernden Licht von Zim - mer zu Zimmer eilen sah ? Und weiter, konnte nicht einer der Diener zurückkehren? Während er im Empfangszimmer sich befindet, glaubt er ein Geräusch zu vernehmen, die Klingel ertönen zu hören und so faßt ihn ber jähe Schreck, baß er das Licht fallen läßt, denn ich fand Spuren von Stearin auf dem Teppich Er hört ein be - fremdendes Geräusch, wie wenn Jemand im anstoßenden Zimmer herum gehe. Ist feine Frau wirklich tobt? Wird sie sich nicht erheben, an das Fenster treten und um Hülfe rufen ? Von diesem Schrecke» gefoltert, kehrt er in's Schlafzimmer zurück, ergreift den Dolch und wieder senkt er den Stahl in den tobten Körper. Aber feine Hand zittert uub bie Wunden, obgleich zahlreich, sind nur leicht. Sie, Doktor, werden bemerkt haben, baß alle biefe Wunden dieselbe Richtung nehmen. Sie bilden rechte Winkel mit den Körpertheilen und das beweist, daß das Opfer lag, als ihm dieselben beigebracht wurden. Dann, in der höchsten Extase, dem Paroxismus seiner unsagbaren Wuth und Verzweiflung, tritt Stratton die Leiche mit Füßen und die Absätze seiner Stiefel hinter - ließen die Male, die Sie gesehen." Skerrett holte tief Äthern. „Ich habe Ihnen nun den ersten Akt des Dramas aufgesührt, lassen Sie uns den zweiten beginnen. Es ist häufig bemerkt worden, baß ber Mörber, inichbem er bie entsetzliche That verübt, von einem fürchterlichen Hasse gegen sein Opfer erfüllt ist, so baß er, obgleich es längst tobt ist, dasselbe noch verstümmelt. Aber bald nachher überkommt ihn ein Gefühl ber Schwäche, eine Reaktion tritt ein, eine unwiderstehliche Erschlaffung. In vielen Fällen wirkt dieselbe so überwältigend, daß man Mörder thatsächlich neben ihren Opfern und in deren Blute, das sie erst eben vergossen, eiugeschlafeu fand. „Mr. Stratton, nachdem er seine Frau durch Ver - stümmelung fast unkenntlich gemacht, wirft sich erschöpft in einen Sessel — ich bemerkte an dem einzigen, ber Hoffnung hingeße, es werbe auch seitens ber Regierung, bei welcher Sie akkreditirt finb, ben Aeußerungen ber Presse in Bezug auf die Anschauungen des Fürsten Bis- marck ein aktueller Werth nicht beigelegt werden. von Caprivi. 2) Depesche vom 9. Juni 1892 an ben kaiserlichen Botschafter in Wien, Prinzen Reuß: Im Hinblick aus bie bevorstehenbe Vermählung des Grafen Herbert Bismarck in Wien theile ich Euer rc. nach Vortrag bei Sr. Majestät Folgendes ergebenft mit: Für die Gerüchte über eine Annäherung des Fürsten Bismarck an Seine Majestät ben Kaiser fehlt es vor Allem an ber unentbehrlichen Voraussetzung eines ersten Schrittes seitens bes früheren Reichskanzlers. Die An- Näherung würbe aber, selbst wenn ein solcher Schritt geschähe, niemals soweit gehen können, baß bie öffentliche Meinung bas Recht zur Annahme erhielte, Für st Bismarck hätte wieber auf die Leitung ber Geschäfte irgeubwelchen Einfluß gewonnen. Falls ber Fürst ober seine Familie sich Eurer Durch - laucht Hause nähern sollte, ersuche ich Sie, sich auf bie Erwiberung ber konventionellen Formen zu beschränken, einer etwaigen Einlabung zur Hochzeit jeboch auszu- weichen. Diese Verhaltungsmaßregeln gelten auch für bas BotschafiMrsonal. Ich füge hinzu, baß Seine Majestät von ber Hochzeit keine Notiz nehmen werben. Euer rc. finb beauftragt, in ber Ihnen geeignet scheiuenben Weise sofort hiervon bem Grafen Kalnoky Mittheilung zu machen. Graf von Caprivi. Der trotz aller Ableugnungen offenbar bisher noch beftanbenen Hoffnung Bismarcks, wieder an's Ruder zu kommen, wird damit gründlich ein Ende gemacht. Wir sind gespannt, wie der alte Reichsnörgler sich damit ab- finden wird. Die „Hamb. Nachrichten" machen zu den beiden Erlassen vorläufig nur bie Bemerkung: „Wir bezweifeln, baß bie nach Wien ergangenen Mittheilungen hiermit erschöpft finb." Bismarck als Beschützer der Preßfreiheit, bas ist die neueste Pose, in welcher sein Münchener Leib - organ den Exheros auftreten läßt. Die „Allgem. Ztg." schreibt nämlich zur Rechtfertigung des endgültig kalt gestellten Exstaatsmannes: „Das Argument, daß fortgesetzte Angriffe gegen höchste Beamte t>a§ Ansehen und die Straft ber Staats - gewalt schwächen, ist ja allerbings für jeden höchsten Beamten außerordentlich bequem, um ihm die Immunität und die büreaukratische Unfehlbarkeit zu sichern, aber wenn es dazu benutzt wird, jede, wenn auch gemäßigte Kritik und Meinungsverschiedenheit als staats- gefährlich zu bezeichnen, so liegt darin ein Bekenntniß nicht zum monarchischen, sondern zum büreautra • tischen Absolutismus und eine Verurth ei- lung unserer verfassungsmäßigen Ein- richtungen. Solchen hochtrabenden Phrasen wie „gewaltsam erregtes Mißtrauen" und „Gesährdnng der Führung ber Staatsgewalt" fehlt einfachen Zei - tungsartikeln gegenüber jede Berech - tig u n g." Unb doch waren es „einfache Zeitungsartikel", welche dem Kaltgestellten, als er noch sm Amte saß, in tausenden von Fällen den Anlaß gaben, mit einem ber bekannten gebrückten Strafantragsformulare gegen sie vorzugehen. Der „Säkularmensch" scheint nun einmal für sich das Recht in Anspruch zu nehmen, feine eigene Vergangen - heit absolut zu ignoriren unb bei seinem Nachfolger zu tabeln, was er selbst als Regierungsmaxime befolgt hat. Die Bemühungen der Sozialdemokratie, sich einen Einfluß in ben Gemeindevertretungen zu sichern, um der oft schmählich genug ausseheuden pllitokratischen Wirthschaft der Besitzenden in den Ge - meinden einen Riegel vorzuschießen, erregt natürlich ben furchtbarsten Grimm aller' Klopffechter des Kapitalismus, dessen empfindlichste Stelle bekanntlich das materielle In - teresse ist, welches durch bas kraftvolle Vorgehen ber So= zialbemokraten gefährbet erscheint. Daß nun gar bie Sozialbemokratie bie Führung in Gemeinbeangelegenheiten zu gewinnen sucht, bringt Jene ganz aus bem Häuschen. So schreibt ein bieberer „Orbmtngs "manu ausChernnitz, anknüpfenb an ben sächsischen Gerneinbever- treterta g in Hohenstein-Ernstthal, an die „Köln. Ztg.": „Das Wölkenkuckucksheim, zu bem bie Sozialdemo - kraten ben Staat umschaffen wollen, fängt an, seinen Reiz für die Massen zu verlieren; haben biefe doch ohne- hin aus die Zukunstspläne stets minderen Werth gelegt als auf den kleinen Krieg gegen „bie Großen" unb die persönlichen Vortheile, die ihnen für die Gegenwart ans ihm erwachse» sollten. Daher versuchen bie Sozialbemo- kraten neuerdings ihr Heil mit näherliegenden Zielen unb wollen bie Verfassungen der kleineren städtischen und ber läubliche» Gemeinden einer gründlichen demokratischen Umgestaltung unterziehen. In anscheinend harmloser Form war deshalb an sämmtliche Gemeindevertreter Sachsens die Einladung zu einem „Gemeindevertretertag" ergangen, und wenn nicht von ben Regierungsbehörden daraus aufmerksam gemacht worden wäre, daß es sich um ein sozialdemokratisches Unternehmen handle, so würde mancher Gemeindevertreter vom Lande in aller Unschuld ben Umstürzlern Gefolgschaft geleistet haben. So aber nicht umgestürzt war, Spuren, bie mir bewiesen, daß erst kürzlich Jemand darauf gesessen, vollstäiibig er- schöpft. Er denkt an die vielen Stunden, die verstrichen, und an die wenigen, die ihm noch verbleiben. Er gesteht sich, daß er nichts erreicht, nichts gefunden und kaum Zeit haben werde, ehe der Tag anbricht, seinen Plan gänzlich zur Ausführung zu bringen, nämlich den Ver - dacht zu erregen, daß er ebenfalls, wie seine Gattin, ermordet worden sei. Aber er muß fliehen unb zwar ohne bas Dokument. Er nimmt seine ganze Kraft zu - sammen unb appellirt an feine Energie. Er erhebt sich, nimmt eine Scheere unb schneidet ben wohlgepflegten, langen Bart ab." „Ah, rief Mr. Blaut, „nun begreife ich, weshalb Sic bas Porträt über bem Bette so aufmerksam betrachteten." „Nun," fuhr Skerrett, bie Unterbrechung gar nicht beachtenb, fort, „beiden Sie sich Stratton, besubelt mit bem Blute seiner grau, vor einem Spiegel stehenb unb das entstellte bleiche Gesicht einfeifeub uub rafirenb, währenb bie Leiche feines Opfers — noch warm — kaum drei Schritte von ihm entfernt am Boden liegt, und die er deutlich im Spiegel sehen muß I „Glauben Sie mir, es zeugt von großer Selbstbeherr - schung, sich im Spiegel anznblicken, nachdem man einen Mord begangen uub zwar unter Umständen, wie ihn wenig Verbrecher tierübt! Strattons Hände mußten jedenfalls dermaßen gezittert haben, daß er kaum im Stande sein konnte, das Rasirmesser zu halten, ohne sich häufig zu verletzen." „Glauben Sie wirklich, baß Stratton sich bie Zeit nahm, seinen Bart zu entfernen ?" fragte ber Doktor. „Ich bin dessen sicher, durchaus sicher. Ich fand ein Handtuch, an dem ein Rasirmesser abgewischt worden, wie auch eine Schachtel, worin sich sechs solcher befanben und von denen eins feucht, ein Zeichen, baß es erst vor wenigen Stunden benutzt worden war. Ich habe Beides, das Handtuch wie bie Schachtel, sorgfältig geborgen. Sollten biefe Beweise noch nicht genügen, so werbe ich nach Washington telegraphiren unb zwei meiner Leute kommen lassen, bie ohne titel Mühe Theile von Strattons Bart im Haufe ober im Garte» finde» werde». Der Umstand befremdet Sie, Doktor, obwohl er mir ganz I natürlich erscheint, den» Stratton trug immer einen' waren die Herren aus ihrem „©emcinbebertretertage", den sie am Sonntag in dem nahe unserer Stabt ge - legenen Hohenstein-Ernstthal abgehalten haben, unter fich, doch zählte bie Versammlung immerhin 140 Theil - nehmer. Die bort ausgestellten unb angenommenen Forderungen finb s 0 maßlos, baß sie sich selbst richten unb ben Beweis liefern, wie wenig geeignet bie sozialdemokratischen Schreier zur Mitarbeit an ber Gemeinbeverwaltung finb. Vor allen Dingen Verlangte man gleiches unb allgemeines Wahlrecht für bie ßonbgemeiubeii, bannt alle Bevorzugung ber feßhasten unb gruubbesitzenben Bevölkerung aufhöre, foroie voll staubige Selbftftänbigfeit ber Gemeinden, sodaß bie StoatSregierung Weber in bie Verwaltung derselben noch in bie Wahlen etwas hineinzureden habe. Während man so bem Staat alles Recht absprach, sich in bie Angelegenheiten ber Gemeinben zu mischen, verlangte man anbererseits von ihm, er solle die Gemeindelasten, nämlich sämmtliche Ausgaben für bie Schule, für bas Armenwesen unb für bie Unter - haltung aller Wege, auf sich nehmen. Man beule sich bie heillosen Zustänbe, bie von solchen Kurpfuschern, wenn mau sie frei gewähren ließe, herbeigeführt werben würben I In unseren zahlreichen Jnbustrie-Orten würden die sozialdemokratischen Zuzügler bie in ber Minderheit befindlichen Gutsbesitzer von ber Verwaltung ber Ge- meinbe mit Leichtigkeit bollftänbig verbrängen unb Niernaub würbe sie mehr hinberu, ben Gemeinbe- besitz an Wald unb Felb unb baarem Vermögen zu verwirthsch af te» oder zu vertheilen, wie es ihnen gut dünkt, wenn ber Regierung das Recht ber Einsprache genommen wäre, unb sie würben, wenn bie eine Gemeinbe abgegraft ist, sich in ber nächsten ansiebeln können, um bort bas Zerstörungswerk von Neuem zu be• ginnen unb weiter „auf THeilung" zu arbeiten. Für solche Weltverbesserungspläne ist unsere Zeit benn boch noch nicht reif 1 Bei den Ver - handlungen über bie Schule wurde das alte Kunststück wiederholt, baß man bie Ausgaben bes Staates für bie höheren Schulen mit beffen Ausgaben für bie Volksschule zufammenstellte uub ber Entrüstung Ausdruck gab, baß bie elfteren größer seien. Diese Zahlenzusammenstellungen verfehlen ihre aufreizenbe Wirkung auf bie Menge nie, weil biefe nicht baran bentt, baß nur bas höhere Schul - wesen Sache bes Staates, bie Unterhaltung ber Volks- fchnlen aber Sache ber Gemeinben ist, unb bie Herren Wühler unterlassen wohlweislich, an diesen einfachen Sach - verhalt zu erinnern." Der gereizte Ordnungsmensch muß in seinem Aerger alle Besinnung verloren haben, sonst hätte er sich er - innert, baß bie von ihm als „maßlos" bezeichneten „so- zialbemokratischen" Forberungen in Betreff ber Gemeinde - verwaltung einst von ben bürgerlichen Parteien ernstlich vertreten würben unb noch heute zum Theil bereu Programme schmücken, sreilich ohne baß man sich nur im Geringsten bemüht, etwas für bie Verwirklichung zu thun. Die eigenartige Geschichte Deutschlanbs mit ihrer vorzeitigen Entnervung ber Bourgeoisie hat bie politische Situation so cigenthümlich gestaltet, baß in Deutschlaub erst bie Sozialbemokratie Dinge er - kämpfen muß, bie in anderen Ländern zu den errungen» fchaften der bürgerlichen Parteien gehören. Allgemeines gleiches Wahlrecht unb Selbstverwaltungsrecht ber Ge- meinben sind thatsächlich bürgerliche Forbe - rungen. Sie von bürgerliche» Preßsölblingen als maßlos bezeichnen zu hören unb mit Koth beworfen zu fehen, ist ein Zeugniß für bie elende Geistesverfassung, in welche unsere Bourgeoisie herabgesunken ist. Die verrückten Absichten, welche ber Chemnitzer Feder- Held der „Köln. Zeitung" ben Sozialdemokraten in ben Gemeinbevertretungen unterschiebt, finb zu albern, um barüber viel Worte zu verliere». Sie zeigen aber auch, baß ein echter Bourgeois niemals aus feiner Haut her - auskann. Weil bie bürgerlichen Parteien in ber Praxis stets ihre Theorie verrathe» unb bas Gegentheil von bem thun, was sie angeblich wollen, meinen sie, bie So - zialbemokratie müsse es ebenso machen. Die Herren Bourgeois in ben Gemeinbeverwaltungen arbeiten nur zu oft „auf Theilung"; ihnen liegt es darum nahe, zu tier- niuthen, baß Anbere es ebenso machen. Die deutsche» Handelsbeziehunge» mit Serbien betreffenb, macht ber „Reichsanzeiger" Fol- genbeS bekannt: Die nachstehend verzeichneten Verträge zwischen Deutschland und Serbien, nämlich 1. ber Hanbelsvertrag vom 6. Januar 1883, 2. der Konsular - tiertrag vom gleichen Tage, 3. Abkommen über ben gegenseitigen Markenschutz vom 30. Juni 1886, 4. lieber- einkunst betreffend gegenseitigen Schutz von gewerblichen Mustern unb Modellen vom 3. Juli 1887 sind von der serbischen Regierung gekündigt worden. Die beiden erstgedachten Verträge treten am 25. Juni 1893, bie beiden anderen am 16. Mai 1893 außer Kraft. Die beiderseitige» Regierungen werden zum Abschluß neuer Verträge in Verhandlungen eintreten. Wie», 7. Juli. Im Abgeordnetenhause wurde »ach einer längeren Debatte »och bie Thier- seuchenvorlagc mit einigen von ber Regierung ge - nehmigten Aenberungen angenommen. »»»II Vollbart unb nachbem er ihn abgenommen, mußte er so verändert sein, daß ihn kaum einer seiner Freunde, ber ihm zufällig auf ber Flucht begegnet wäre, roieberertannt hätte. Nachbem biefer Theil seines Programms erlebigt war, beginnt Stratton bie Sachen derartig zu arran- giren, daß man glauben muß, auch er fei ermordet worben. „Er sucht nun nach einem Rock John Hoobs, aus dem er in ber Nähe einer ber Taschen ein Stück reißt, krümmt bann bie Finger seiner Frau, bamit jene das Stück halten, um zu der Ansicht zu verleiten, Mrs. Stratton habe im Kampfe mit dein Mörder dasselbe ab- gerissen. Darauf trägt er die Leiche, bie in feinen beiben Armen quer unb ausgestreckt liegt, bie Treppe hinab, währenb das Blut unaufhaltsam aus ben vielen Wunden auf die Treppen und ben Flur tröpfelt. Al§ er die untere Halle erreicht, sieht er sich genöthigt, ben Körper ttieberjulegcn, um bie Thür nach bem Garten zu öffnen. Dort angenommen, trägt er sie nicht inehr, fonbern schleift sie bei ben Schultern ober ben Haare» über bas Gras, wobei er rückwärts geht, um bie Vermuthung auf- tauchen zu lassen, baß es seine Leiche gewesen, bie man hierher geschleift, um sie barauf in ben Potomac zu werfe». Aber ber Schuft vergaß in ber schreckeusvolle» Nacht mit zwei Faktoren zu rechne», nämlich, baß bie schweren Kleider feiner Frau breite Spuren auf bem Grase, welches burch das Gewicht niedergedrückt ward, zurückgelasse» und die hohen schmalen Absätze ihrer Stiefelche» in dem weichen, feuchten Boden zwei beut» liehe Furchen ziehen würben." „Ah —", unterbrach ihn Mr. Blank, „Sie berührten biefe Punkte vorhin gor nicht." „Unb mehrere andere ebenso wenig, indessen — jetzt, nachdem ich die Situation vollständig beherrsche, werde ich auf sie zurückkommen. Ich hatte aber die lieber- zengung gewonnen, daß Sie bester iuformirt waren, als ich selbst unb wollte eine kleine Revanche nehmen für Ihr geheininißtiolles Schweigen." „Well — haben Sie dieselbe genommen ?“ fragte der Doktor lächelnd. „AIS Stratton an'S Ende der GraSflächen des Parkes gelangt, nahm er die Leiche wieder in die Arme. Aber, da er nicht überlegte, daß, wenn es scheinen sollte, Zum fchwcizerischcu Sluslicferungdgefetz, bas jetzt in Kraft getreten ist, hat der Bundesrath den Kantonsregierungen in einem Rundschreiben besondere Anweisungen für bie Anwendung bes Gesetzes ertheilt. Es heißt barin, daß für bas Verhältniß bet Schweiz zu ben auswärtigen Staaten, mit denen sie Anslieferungs - verträge besitzt, bie in biefen Verträgen vereinbarten Grunbfätze in Geltung bleiben. Ansliefernngsbegehren an auswärtige Staaten finb demnach stets, begleitet von ben vertragsmäßigen Belegen, burch bie Kantonsregietun, gen bem Bunbesrath vorzulegen, der sie auf diplomati - schem Wege bei der Regierung des Zufluchtsstaates an - hängig machen wirb. Betreffs des Verfahrens bei Aus - lieferungen von ber Schweiz wirb gesagt, bie provisorische Verhaftung könne burch bie kantonalen Behörden ent - weder auf Grund eines Steckbriefes ober eines bireiten Ansuchens ausländischer Behörben ober aus Weisung des Bunbesraths vollzogen werben. „Die Verhaftung", heißt es, „auf birettes Ansuchen muß vorgeuonimen werden nach ben Auslieferungsverträgen mit Deutsch. Ianb, Luxemburg unb Großbritannien; nach ben Verträgen mit allen anbereit Staaten ist bie provisorische Verhaftung auf birektes Ansuchen fakultativ. Der Verhaftete ist in Freiheit zu setzen, wenn bas Auslieserungsbegehren unb bie Belege binnen einer gewissen Frist nicht vorgelegt worben finb. Das AuS. lieferungsbegehren wird vom Bunbesrath formell ge- prüft unb je nach Umftäiiben entweder von vornherein abgewiesen ober bem Znfluchtskanton übermittelt werben. Dem Verfolgten soll auf feinen Wunsch ermöglicht werben, binnen einer angemeffenen Frist einen schrift - lichen Einspruch einzureiche». Geschieht letzteres — ge - stützt auf das Gesetz, auf den StaatsBertrag ober aus eine Gegenrechtserkläruug — fo hat bos Bundesgericht zu entscheiden. Das letztere wird seinen Entscheid dem Bundesrath so rasch als möglich zustelle». Von einem die Auslieferung verweigernden Entscheid giebt daS Buudesgericht auf dem kürzesten Wege schon vor ber Ausfertigung des Urtheils dem Bundesrath Kenntniß, welcher daraufhin sogleich den Verhafteten in Freiheit setzen kann." Das Gesetz hat bekanntlich das bisherige politische Asylrecht der Schweiz nur auf dem Papier bestehen lasse», denn bei findiger Anwendung des Gesetzes ist es möglich, auch politische Flüchtlinge ihren Verfolgern in bk Hände zu liefern. Christi auia, 6. Juli. Auf der Tagesordnung deS Storthing stand heute die Beraihung des BüdgetS des Auswärtigen und des Zolltarifs. Ein Antrag der Linken, die Verhandlungen auf Sonnabend zu vertagen, wurde mit 62 gegen 50 Stimmen genehmigt. Die Linke begründete den Antrag mit ber Hoffnung auf eine baldige Beendigung ber Ministerkrife. Die Rechte protestirte bagegen, ba bie Krise am Sonnabenb voraussichtlich noch nicht gelöst fein werbe. Bei den englischen Wahlen macht sich in Arbeiterkreisen ein bebeuteiiber Fortschritt des sozia - listischen Gedankens bemerkbar. Die Zahl ber für die Sozialbemokraten abgegebenen Stimmen ist eine über Erwarten große. Keir Hardie, der sozialistische Gewerkschaftler, hat glänzend gesiegt, und Broad - hurst, der Vertreter des alten Zunft-Trades-UnioniS. nms, ist durchgefallen — das find für uns bk zwei wichtigsten unb hervorspringenbsten Thatsachen der ersten Tage des Wahlkampfs. Die „neue" sozialistische Gewerkschaftsbewegung, bie ben politischen Kampf nicht ignorirt, hat über ben quietistischen Gewerkschaftszopf gesiegt. Das ist ein wichtigeres Ereigniß als der Sieg oder bie Rieberlage ber einen ober anberen der jroet kämpfenden Bonrgeoisparteien, deren Kampf nur ein Konkurrenzkampf ist mit im Ganzen gleichen Zielen und Mitteln. Auch die Aussichten Cunniughame GrahamS sollen sich erheblich gebessert habe», so daß das nächste Unterhaus aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens drei Sozialdemokraten enthalten wird: Keir Hardie, Cnuning- hame Graham und Burns — merkwürdiger Weise alle Drei Schotten. — Der Sozialist Burns, der Organisator ber nichtgelernten Arbeiter, Leiter bes Londoner Dock- arbeiterstreiks, Mitglied des Londoner GrasschaftsrathS, an dessen Sieg von vornherein nicht gezweifelt ward, ist in SBatterfea (London) mit 5616 gegen 4057 Stimmen gewählt worden, Keir Hardie besiegte feinen konservativen Gegner mit 5268 gegen 4036 Stimmen. Der Einfluß ber Arbeiter macht sich in so scharfer Weise bemerkbar, daß selbst ber alte Gladstone sich in letzter Stunbe zum Achtstundentag bekennen mußte, wollte er bie Chancen seiner Partei nicht ganz bebeutenb verringern. Er erklärte beu Bergleuten von Miblothian, daß sie ben gesetzlichen Achtstundentag erreichen würben, wenn auch noch viele Schwierigkeiten zu überwinben seien. Seine biesbezüglichen, allerdings sehr orakelhaften Aeußerungen lauten wie folgt: „Das Riefenmeeting im Hyde Park hat sich für den gesetzlichen achtstündigen Arbeitstag ausgesprochen. Mir scheint das der Ausdruck eines unbeftimmten, ich möchte sagen, unartifulirten Gefühls zu sein, welches solide unb gerecht ist. Der Arbeiter hat bie Empfindung, daß bisher die Vertheilung zwischen Arbeit unb Kapital, bie Vertheilung bes Nutzens ber Probuktio» nicht ganz nach Billigkeit erfolgte. Das Kapital hat zu viel gehabt, bie Arbeit zn wenig. Wenn eine als ob seine grau nach einer Gegenwehr getöbtet unb barauf in ben Teich geworfen, bas Waffer nach allen Richtmigen spritzen würbe, ober — wer weiß, et ver- meibeit wollte, seinen Anzug zu beschmutzen — wirst er sie nicht mit Gewalt in den Teich, sondern legt sie be - hutsam in's Wasser. Darauf wünscht er doch, daß es den Anschein habe, als hätte ein Kampf stattgefunden, unb er wühlt daher mit seinen Fußspitzen ben Sanb auf, in ber Meinung, baß biefe Vorsicht die Beamten irrt führen würbe." „Ja, ja, ganz richtig, benn ich sah biefe Spuren beutlich," bemerkte Mr. Vlant. „Seiner Last ledig, kehrt Stratton in's Haus zurück Die Zeit drängt mehr und mehr, aber wieder bemüht er sich jenes Dokument zu finden. In Eile trifft er nun weitere Anstalten für seine Sicherheit. Er besudeft seine Morgenschuhe, fein Halstuch mit Blut, das letztere und einen Schuh wirft er in den Garten unb ben andere» in ben Potomac. Seine Eile unb bie Furcht erklären, weshalb ein fo gut überdachter Plan fo unvollkommen zur Ausführung gelangte. Unter Anderem bebenft er nicht, daß sein Kammerdiener Über die auf dem Tische befindlichen Gläser unb Flaschen Auskunft geben kann. Er glaubt, baß er Wein in bie Gläser schüttet unb es ist Essig und liefert also selbst ben Beweis, baß Niemand daraus getrunken. Er geht bann hinauf unb verrückt bie Uhr, vergißt inbeffen, baß, wenn eine Unterbrechung bcrfelben stattfinbet, sie nicht in Uebereinftimmung mit den Zeigern schlagen wirb. Er wühlt bas Bett ans in einer Weise, baß Niemand sich täuschen, babitrdj täuschen lassen kann, beim unmög - lich läßt sich ber Zustand des Bettes mit ber Uhr, bk zwanzig Minuten nach brei zeigt, sowie ber vollstänbige» Toilette ber Mrs. Stratton reimen. Darauf bejubelt er bas Bett, die Vorhänge, die Möbel mit Blut unb hinter- läßt an der Thür den Abdruck einer blutigen Hand, bet nur zu deutlich zeigt, daß er absichtlich unb durchaus nicht zufällig gemacht roorben. In bet That, ich fiube nicht ein einziges Atom, welches nicht ben Verbacht, Stratton fei der Mörber, bestätigt." (Fortsetzung folgt.)