^1 Donnerstag, den 14. Juli 1892 Hierzu eine Beilage. Von Ser Weltbnhne Halb zwölf Uhr hatte eS ge - wollten, ich meine Dienerschaft l" Rosa I" rief er in be - ste, „Sie gehören mir, denn ich noch einen Schritt thun, rufe Arthur zuckte die Achseln. „Lassen Sie mich gehen, fehlendem Tone. „Sie sollen nicht gehen!" merksamkeit durchlas. Plötzlich aber zuckte er zufammen und seine Augen blickten starr auf eine Stelle in dem Blatt, wo er Folgendes las: größere gewerblichen Vereine, iusgesammt etwa 50 ein Rundschreiben gerichtet, in welchem dieselben ersucht werden, unter ihren Mitgliedern Umfragen darüber an- zustellen, ob dieselben die Weltausstellung wünschen und sich daran betheiligen würden. Zu dem Behuse sind den Vereinen Fragebogen zur Verfügung gestellt, andererseits aber ist ihnen anheim gegeben, auf anderem geeigneten Wege die Ansicht ihrer Mitglieder festzustelleii. Dem Bescheid der Vereine sieht der Minister in 14 Tagen entgegen. Die Münchener Handelskammer hat in einer am Dienstag abgehaltenen Sitzung eine Resolu- tion angenommen, in welcher sie ihre Z u st i m m u n g zum Plan einer Weltausstellung in Berlin ausspricht und die Sache in ihrem Kammerbezirk zu sördern verspricht. Die Franzosen sind freilich schon weiter in ihren Entschlüssen gediehen. Am Dienstag legte der Handels. Minister dem Atinisterrathe ein Dekret zur Unterzeichnung vor, wonach die Weltausstellung für Gegenstände der Kunst, sowie industrielle und landwirthschasiliche Erzeug- nifl'e in Paris am 5. Mai 1900 eröffnet und am 31. Oktober geschlossen werden soll. Anzeigen werden die sünfgespaltene Petitzeile oder deren Ramu mit 30 4, für ben Arbcitömarkt, Vcrmiethnngs- und Familieuanzeigc» mit 20 4 berechnet. Anzcigen-Rnnahme in der Expedition (bis 6 Nhr Zlbds.^fowie in sämmtl. Annoneen-Büreaus Redaktion und Expedition: Große Thcaterstraße 44 in Hamburg. Wien, 12. Juli. Das Abgeordnetenhaus setzte die Generaldebatte der Valutavorlage u fort. Es sprachen dafür Jaeqnes, Schuklje und Steinwender, dagegen Kramar, Fuss und Gross. Steinwender er- klärte, er und feine Parteigruppe stimme gegen das An- leihegesetz als Warnnngssignal für die Regierung wegen deren Verhältniß zu den Deutschen. schlagen, während er noch in Gedanken verloren war und jetzt war es nur noch eine Minute vor Mitternacht. Arthur verließ den Armstuhl, ergriff einen Revolver und stellte sich an das Bett, damit er nach der schrei lichen That nicht aus den Boden falle. Der erste Schlag der mitternächtigen Stunde verhallte — und doch feuerte er die Waffe nicht ab. Arthur war allgemein als muthig und entschlossen bekannt und halte mindestens zehn Duelle ausgefochten, bei denen seine nnerschütterlickie Ruhe stets Gegenstand der Bewunderung gewesen. Bei einer solchen Gelegenheit halte er feinen Gegner getödtet und die Nacht darauf ganz gut geschlafen. Und doch feuerte er jetzt die Waffe nicht ab I Es war schon zehn Minuten nach zwölf und noch hielt Arthur die Mündung derselben an seine Schläfe. „Habe ich keinen Muth?" fragte er sich und in Wahrheit, er besaß keinen, was er sich jedoch nicht ge - stehen mochte. — Er legte den Revolver auf den Tisch und kehrte auf den Sitz am Feuer zurück. Seine Armr und Beine zitterten. „Ich bin nervös," sagte er leise, „aber das wird vorübergehen." Indem er beschloß, bis um ein Uhr zu warten, suchte er sich von der unabänderlichen Nothwendigkeit, Selbstmord begehen zu müssen, zu überzeugen. That er es nicht, was wurde dann aus ihm ? Wie sollte es ihm möglich werden, zu leben? Konnte er sich entschließen, zu arbeiten? Ueberdem konnte er in New-Dark bleiben, nachdem die ganze Stadt wußte, was er am Morgen zu thnu beschlossen hatte? Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Wuth, er ergriff wiederum den Revolver. Aber nur die Berührung des kalten Stahles mit seiner Stirn ließ ihn die Waffe senken und schaudern. „Ich kann nicht — ich kann nicht I" wiederholte er enttäuscht. Die Idee, daß physische Schmerzen mit dem Er - schießen verbunden fein könnten, flößte ihm Angst ein. Warum hatte er nicht eine mildere Tvdesart gewählt? Durch Gift oder Ersticken? Mit jeder halben Stund« war et wieder entschlossen, aber immer mit demselben Resultat. Es war seine schrecklichste Nacht. Dann weinte er aus Gram und Wuth und rang die Hände. Als der Tag zu grauen begann, fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er durch ein Klopfen an der Thür geweckt wurde. Es war ein Auswärter, der sein Erscheinen machte, um Strattons Befehle für das Frühstück ent - gegen zu nehmen und welcher erschrocken zurücktaumelte, als er in das erdfahle verstörte Gesicht und auf das unordentliche Nenßere des Gastes blickte. „Ich wünsche gar nichts," sagte Arthur, »ich komme gleich hinab." Zu seinem großen Schrecken macht« er die Entdeckung, Das „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Der NbouiieiitcntSprcis (inkl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post, katalogs 2761) ohne Bringegeld Vierteljahr!. X 4,20; durch die Kolportöre wöcheutl. 36 4 frei in's Hans. Verantwortlicher Nedaktör: Emil Fischer in Hamburg. Äuch eine Nutwort! In einer Stettiner Volks- Versammlung war beschlossen worden, an die Polizei- bireftien bie Anfrage zu richten, ob sie bas Verhalten ber Polizeibeaniten am 1. Mai billige. Diese Anfrage ist auch erfolgt unb baraushin folgende Antwort ertheilt worden: „Stettin, ben 23. Mai 1892 Auf die Anfrage vom heutigen Tage erwidere ich ergebenst, daß ich mich nicht in der Lage besinde, dieselbe zu beantworten. Der Polizeidirektor. Thon." Wie bekannt, ist die — Staats - anwaltschaft inzwischen „in der Lage" gewesen, die An- frage zu beantworten, indem sie Anklage gegen einige unserer Parteigenossen erhob, welche sich an'bein Auszug am 1. Mai betheiligt hatten. Zur Weltansstclluiigöfragc. In Bezug auf das Weltausstellungsprojekt für Berlin hat der Handels- minifter von Berlepsch iinterm 9. d. M. an sämmtliche der Vergangenheit blickte, ward es ihm klar, wie so nichtig und erbärmlich die Vergnügungen gewesen, welche täglich das Ziel seines Lebens waren. Er hatte nicht für sich, sondern für Andere gelebt. „Ach, welch' ein’ Narr war ich, welch' ein großer Narr!" rief er ans. Und nun, nachdem er nur für Andere gelebt hatte, wollte er sich noch für Andere tödten! Wer würde über eine Woche noch an ihn denken? Nicht eine lebende Seele. Ja — Rosa vielleicht. Vielleicht auch nicht, denn nach wenigen Wochen würde sie sich mit einem anderen Verehrer trösten. Jetzt vernahm er das Lauten von der Fähre her. Der Abend war hereingebrochen und ein dicker Nebel ließ sich auf den Hndfonfluß nieder. Stratton verließ seinen Sitz und das Lokal und lenkte feine Schritte nach dein Dampfboote. Plötzlich erfaßte ihn Widerwille bei dem Gedanken, sich in dem Schatten eines schweigsamen Waldes in der Nähe irgend eines kleinen Städtchens zu erschießen. Er sah sich blutend und entstellt in einem Graben oder zwischen Steinen liegen. Landstreicher beraubten ihn seiner Uhr, seiner Diamanten, und daun kamen Poliee- leute, nahmen seine Leiche und beförderten sie in's Todtenhans des Ortes, wo sie dann zwecks Er- niittlung ausgestellt ward. „Rimmer I" rief er, „nein, niemals 1" Wie aber sollte er denn sterben? Ers sann nach unb beschloß, in ein Hotel zweiter Klasse zu gehen, vielleicht nach brüben nach Jersey City und sich in ber Nacht zu erschießen. Er ging bie Washington Street, bie mit bem Hudson parallel läuft, weiter hinab, um an bie Jersey City-Fähre zu gelangen. Bei seiner Ankunft in jener Stadt empfand er Schmerzen im Kopfe und Fieberfrost schüttelte ihn. „Wenn ich mich diese Nacht nicht tödte, so habe ich morgen nicht mehr die Kraft dazu," dachte er. Als er sich erinnerte, daß er noch 200 Dollars in der Tasche habe, beschloß er zu biniren. Er ging in das beste Restaurant, in bas man ihn wies. Diese Mahlzeit sollte seine letzte sein. Obwohl er währenb berselbeu brei Flaschen starken Weines trank, konnte er bie Unruhe unb Aengstlichkeit, bie ihn beherrschte, nicht verscheuchen unb ben Aufwärtern fiel es auf, baß er keine Speise anrührte. Zuletzt bot ihm einer berselbeu eine Zeitung, bereu Spalten er ohne bie geringste Auf - Den baierischcu Zeutrumsabgcorducten er- geht es augenblicklich sehr schlecht; im eigenen Lager er - fahren sie bie schlimmsten Anfechtungen. So übt bie ultramontane „Moosburger Zeitung" an bem Rechen - schaftsbericht ber Freisinger Landtagsabgeordneten v. Soden, Ostermann und Orterer nachstehende Bittere Kritik: „Man wolle in Moosburg von den ge - nannten drei Abgeordneten nichts mehr wissen, mögen sie sich wählen lassen, wo sie wollen, hier haben sie ihre Rolle ausgespielt." Man sagt allgemein: „Lieber gar keine Abgeordneten mehr, als nochmals die ge - nannten drei." Diejenigen ultramontanen Zeitungen, welche blind - lings am Strange der Herren Orterer und Doller ziehen, meinen natürlich bittere Thrcinen über diese „rohe Sprache", mit welcher man „ehrenwerthe, um die katho - lische Sache hochverdiente Männer" schmäht. In eine noch verzweifeltere Situation ist der dem Zentrum angehörende baierische Landtags-Abgeordnete und Bürgermeister von Deggendorf (Nieder-Baiern), M e n z i n g e r, gerathen. Das „Baierische Vaterland" (Nr. 155 vom 12. Juli) berichtet über ihn: „Gasthof- Besitzer Völkert in Deggendorf hatte ihm öffentlich zum Vorwurf gemacht: der Bürgermeister hat das Holz, das die Stadt gekauft, verkauft, aber nicht verrechnet, der Bürgermeister ist ein DieB, er hat das Holz g e • stöhlen I" Wohl ober übel mußte der Bürgermeister, da dies öffentlich und wiederholt gesagt worden, Belei - digungsklage erheben, vom Landgericht wurde aber der Angeklagte — freigesprochen, weil er den W a h r- heitsbeweis erbrachte. Der Bürgernieister hatte in der That ans einem Walde, den die Stadt gekauft, 21 Blöcher und 36| Klafter Holz geschlagen, die Stöcke der gif äfften Bäume mit Moos und Steinen versteckt, das geschlagene Holz theils für sich verbraucht, theils verkauft (JI. 400), aber kein Geld abgeliefert unb verrechnet. Der Kläger Menzinger mußte baffer mit seiner Klage sachfällig a b g e w i e s e n und zur Tragung der Kosten seiner Klage verurtheilt, der Beklagte freigesprochen werden. Kann aber jetzt der biedere (!) „Patriot" Menzinger noch Bürgermeister bleiben und wieder „patriotischer" Abgeordneter werden? Ersteres wohl nicht mehr, letzteres aber schon, denn die „Patrioten" nehmen ihre Abgeordneten, wo sie sie finden und kriegen können. Selbst eines Diebstahls öffentlich überwiesen werden, schändet Bei den „Patrioten" nicht, wenn Einer nur ein „echter Patriot" nach den Herzen Orterers unb Dallers ist l" ist der Preis der Arbeit sehr stark gesunken; der geringe Verdienst zwingt zu langer, die Kräfte erschöpfender Ar - beit und zwar gilt dies hauptsächlich von der hausindu- ftrieffen Nähmaschinenarbeit. Die großen Exportkonsek- tionsgeschäste von Berlin beschäftigen Tausende von Frauen und Mädchen, denen die fertig geschnittenen Theile von Mänteln, Blousen re. übergeben werden, bie sie bann zu Hanse nähen. Für bie Anfertigung eines Mantels z. B., bie viele Stunben beansprucht, wird M. 1 bezahlt. Daß die Be - köstigung bei solchen geringen Löhnen nur eine minder- werthige und keineswegs ausreichende sein tarnt, ist ohne Weiteres klar. Der schlecht genährte schwache Körper fällt bann um so leichter ben Schädlichkeiten des Maschinen - nähens zum Opfer. Was hier von den Näherinnen gesagt ist, trifft zu einem großen Theile auch auf die übrigen Arbeiterinnen zu, nur ist hervorzuheben, daß die Näherinnen nicht acht bis zehn, sondern zehn, fünfzehn, ja achtzehn Stunden täglich arbeiten." Das Alles haben sozialdemokratische Blätter feit vielen Jahren wer weiß wie oft bargelegt. Dafür hat die „Ordnungspreffe", der „Hannov. Courier" mit an der Spitze, sie angepöbelt, sie wollten die arbeitende Bevölkerung „aufhetzen" unb „unzufrieden machen". Wenn Arbeiterinnen sich versammeln, um ihre Sage und die Mittel zu deren Hebung zu berotffen, dann ist es jene selbige „Ordnungspresse", die darüber in spöttischen und höhnischen Sudeleien sich ergeht. Karakters stirbt, wenn er ruinirt ist unb — nun leben Sie wohl!" Er nahm bas Gelb wieder aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch. „Adieu!" und er war im Be - Jndeiu er sich diesen Dialog bergegentvärtigte, war ei ihm, als höre er nach jenem „aber" — ironisches denn an eine sozialistische Gestaltung der Produktion in den Kulturländern ist kaum zu denken, ohne daß das vorgeschrittene und mächtige England dabei inbegriffen ist. Mit dem Uebergang der englischen Arbeitermaffen zur Sozialdemokratie steigen die Chaneen dieser Partei gewaltig und dieser Uebergang ist nunmehr, nachdem in den Wall der Kapitalisten-Privilegien in England eine so weite Bresche geschossen, nur noch eine Frage der Zeit. Die englischen Arbeiter werden, wenn sie sich ihrer politischen Macht nur erst recht bewußt sind, nicht lange zögern, die Forderung des A ch t st u n d e n t a g e s zur Verwirklichung zu bringen. Wenn darin auch kein Sozialismus steckt, so wird doch eine solche Reform die Macht unb bie Bedeutung der Sozialdemokratie außer» ordentlich vermehren. Während die alten Parteien sich um das abgelebte Schattenbild des ehemaligen „eisernen Kanzlers" herum- streiten, regt der Sozialismus überall kräftig seine Glieder unb schickt sich an, bie alte Welt zu erobern, bie er verjüngen will. Bismarck bebeutet so recht bie ver - sinkende alte Welt mit ihrer greisenhaften Kulttir. Indem dieser Repräsentant der rückständigen Elemente ver - schwindet, verspüren wir den frischen Zug, der durch alle Lande geht und den Völkern die Lasten abnehmen will, die ihnen die oberen Zehntausend aufgeladen haben. Drum heißt's diesmal nicht für die Lords und nicht für die Bourgeois, sondern für das Volk: „Du stolzes England, freue Dich!" Hebet die Aufgabe» einer liberalen Regie - rung in England sprach am Abende des 12. d. M. Gladstone vor den Wähler von Midi o thia n. Nach einem Drahtbericht der „Vossischen Zeitung" sagte er u. A.: Sollte das Ergebniß der Wahlen der Amtsantritt einer liberalen Regierung sein, würde es deren erste Pflicht sein, die ganze Lage sorgfältig zu erwägen und sich alsdann der Lösung ihrer großen vielseitigen Aufgabe mit Energie und Muth zuzuwenden. Sobald Jr- land aus dem Wege geräumt fei, mürbe die Arbeiterfrage das Hauptproblem für die Aufmerksamkeit der Staatsmänner unb des Paria- wents bilden. Die begehrte gesetzliche E i n f ch r ä n. kung der Arbeitsstunden würde nur statthaft sein, m e n n G i n ft i m m i g t e i t unter d e n B e • theiligten darüber vorhanden fei. Nach anderen Berichten hat Gladstone anlaugenb bie letztere Frage erklärt: bie einzelnen Jnbustrieen in jedem Orte müßten über bie Zahl der Arbeitsstunden an dem betreffenden einzelnen Orte Beschluß faffen. Welche Lesart die richtige ist, können wir nicht ent - scheiden. Mag Gladstone das eine ober bas andere ge - sagt haben, in jedem Falle hat er sich eines Non - sens schuldig gemacht. Der sozialpolitische Gesetzgeber hat bei der Entscheidung so wichtiger Fragen fein Votum nicht von der Einstimmigkeit der Interessenten abhängig zu machen; denn das würde die Entscheidung überhaupt verhindern. Die Erfahrung lehrt, daß weder unter Ar - beitern noch unter Arbeitgebern eine Einstimmigkeit in Betreff wirthschaftlicher und sozialer Reformen jemals vorhanden gewesen ist. Bei dem Wirrwarr der Einzel - interessen unter den gegenwärtigen Verhältnissen erscheint das auch ganz unmöglich. Grundsatz ist stets gewefen und muß in noch viel höherem Maße auch ferner sein, daß derartige Reformen dnrchgeführt werden, wenn nöthig durch Zwang, entgegen dem Willen und den An- fichten eines Theiles der Jntereffenten. Diefem Grundsatz hat auch die englische Gesetz, gebung seither in vielen Fällen entsprochen. Als die Gesetze, betreffend die Frauen- und Kinderarbeit, ge - schaffen wurden, da haben auch, in Verkennung der Interessen ihres Standes, viele Arbeiter entschieden sich dagegen erklärt. Es war keine Einstimmigkeit unter den Betheiligten vorhanden. Gemeinschaftlich mit dem Nnternehmerthum machten Arbeiter Front gegen bie nothwendige und segensreiche Reform. Der Gesetzgeber hat auf diese Opposition keine Rücksicht genommen. Weshalb sollte et sie nehmen müssen gegenüber folchen Elementen, die mit der gesetzlichen Regelung der Arbeits- zeitfrage nicht einverstanden sind? Den Staatsmann Gladstone hat da seine vielgerühiute „Schlauheit" 'mal gründlich im Stich gelassen; jeder vernünftige Sozial Politiker wird mitleidig lächeln über seinen Appell att die Einstimmigkeit unter ben Betheiligten, an bereit Zu - standekommen er doch unmöglich fejbft glauben kann. Eben so wenig könnte eine Beschlußsaffung seitens ber einzelnen 9 n b n ft r i e e n in jedem Ort« in Betracht kommen. Eine Regierung und ein Parlament, die sich ernsthaft und ehrlich mit ber Arbeiter - frage als einem Hauptproblem beschäftigen wollen, können auf derartige unsinnige Praktiken nicht verfallen. Die Aussichten für ein liberales Regiment sind übrigens nach den letzten Nachrichten über den Ausgang griffe, sich zu entfernen. Aber Rosa hatte sich vor die Thüre gestellt und verwehrte ihm den Ausgang: „Sie sollen^nicht gehen! Ich lasse Sie so nicht fort," rief liebe Sie und wenn Sie „Es geht zu langsam." — In kapitalistischen Blättern finden wir eine Bemerkung, wonach in den Kreisen sozialdemokratischer Arbeiter die Ansicht verbreitet sein soll, es gehe „zu langsam" mit der Entwicklung zum Sozialismus. Daß cs Leute, die dieser Ansicht sind, giebt, wollen wir nicht bestreiten. Aber wir konstatiren, daß dieselbe leicht erklärlich ist. Es kommt in ihr, genau genommen, das heiße Sehnen nach besseren und gerech - teren Zuständen zum Ausdruck. Die Einsicht, daß die bestehende Ordnung der Dinge auf die Dauer unhaltbar ist, gebiert den immer lebhafter werdenden Wunsch, sie überwunden zu sehen, und zwar m ö g k i ch st bald. Diesen Wunsch tffeilt ohne Zweifel jeder wahrhafte Sozialist, wie er sich bemüht, ihm durch entsprechendes Wirken zu genügen. Aber er muß sich auch zur Er- kenntniß bringen, daß der Fortschritt einer so großartigen Sache, wie sie im Sozialismus sich begreift, nicht ledig- lich an den sogenannten „greifbaren Erfolgen", die im Verlaufe des Kampfes in die Erscheinung treten, sondern in noch weit höherem Maße an den Resultaten der G e s a m 'm tentwickluug und deren Einfluß auf den öffentlichen Geist zu ermeffen ist. Die Sozial - demokratie kann im Kampfe mit den gegnerischen Parteien, so z. B. bei öffentlichen Wahlen, Siege erringen, die ihre Parteistellniig stärken, aber für die Lösung der großen Frage nicht grabe entscheidend sind; sie kann auch Niederlagen in diesem Kampfe er - leiden, die ihre Parteistellung schwächen, aber die Macht ihrer im Bunde mit den Thatsachen wirkenden Ideen völlig unberührt lassen. Nicht vom äußeren Erfolg oder Mißerfolg im Parteikampfe ist die endgültige Entschei - dung abhängig, sondern vom öffentlichen Geist, der sich dem ihr gründlich umgestaltenden Einfluß der fozialistifchen Ideen nicht entziehen kann, der immer mehr mit diesen Ideen gesättigt wird, bis er ein neues N e ch t s b e w u ß t s ei n darstellt, das sich praktische Geltung erringt. Verkündigerin, Trägerin dieses neuen Rechtsbewnßt- seins, mit welchem die bestehenden Einrichtungen unver - einbar sind, ist die Sozialdemokratie; und all ihr Wirken und Kämpfen hat füglich nur den einen Hauptzweck, ihm die Wege zum öffentlichen Geist zu bahnen; alle Erfolge, die wir als Partei erringen, werden nothwendig zum Mittel für diesen großen Zweck, dessen Erreichung die endgültige Entscheidung bedeutet. Danach aber kann nicht die Rede davon fein, daß es „zu langsam" geht. Ganz gewiß, Lassalle hatte Recht, als er den Ausspruch that, ohne Leiden- f ch a f t werde in der Gefchichte kein Stein vom anderen gerückt. Welchen Werth die Macht edler Leidenschaft, die gegen das Schlechte sich wendet, um das Gute zu schaffen, für die Kulturentwicklung hat, dafür bietet grabe die moderne Arbeiterbewegung die überzeugendsten Be - weise. Unzerstörbare Ueberzeiigungstreue, opserfteudige Hingabe an das Ideal, flammende Siebe zu der Mensch - heit höchsten Gütern haben zusammenwirken müssen, um diese Bewegung zu dem zu machen, was sie geworden AmlNüSek gekettet. Amerikanischer K r i ui i n a l - R o m a n von Otto Voit Ellendorf. (19. Fortsetzung.) Rosa stieß einen Schreckensschrei aus. Er nahm die Revolver aus seiner Tasche, zeigte sie ihr und fuhr fort: „Sehen Sie diese Spielsachen? Nun, wenn ich Sie verlasse, gehe ich an einen abgelegenen Platz, setze den Lauf der Waffe an meine Schläfe, drücke ab und — Alles ist vorüber!" Sie sah ihn durchdringend an, während ihre Brust sich vor Erregung hob und senkte. Der Schreck, den sie empfand, paarte sich mit Bewunderung. Welch ein wunderbar erhabener Lebensabschlnß! Nachdem er fein ganzes Vermögen vergeudet, tödiete er sich ohne eine einzige Klage, eine Thräue, ober die leiseste Spur von Nene 1 Sie liebte ihn in diesem Augenblicke inniger, wie sie ihn je zuvor geliebt hatte. „Nein !" rief sie, „nein ! Das soff nicht geschehen!" und sie faßte ihn am Arme. „Sie werden sich nicht tödten! Versprechen Sie, schwören Sie mir, daß Sie es nicht thun werden, denn ich liebe Sie, Arthur, liebe Sie mehr denn mein Leben. Früher kannte ich Sie nicht so, wie ich Sie heute kenne. Kommen Sie, lassen Sie uns gtiicklich sein! Sie spielten mit Millionen, aber Sie rennen den Werth von zehn Tausend Dollars nicht. Ich kann zu dieser Summe den dreifachen Betrag fügen, auffer was der Verkauf meiner Brillanten, meiner ■ l . und Wagen einbringen würde. Wir hätten !$ 150 000 Dollars zur Verfügung und könnten glücklich damit leben 1" n Stratton schüttelte den Kopf und ein mattes Sanjeln belebte seine Züge. Er fühlte sich in der That geschmeichelt durch den Ausdruck der tiefen Empfindung tu ben Worten, der auflobernben Leidenschaft in den Augen Rosas. Wie aufrichtig sah er sich geliebt! Oef würde er betrauert werden, wenn er nicht mehr iuar! Welch einen Helden stand die Welt zu verlieren im Begriff. »Wir würden hier nicht bleiben können," fuhr Rosa fort, „wir wollen nach dem sonnigen Süden gehen, oder in meine Heimath." „Was Sie da sagen, klingt recht hübsch, aber cs ist dennoch absurd, Rosa, ein Mann meines Namens und In dein Augenblicke, als wir die Form schließen ! Lachen. n, kommt uns die Mittheilnng, daß ein in den ] Die Zeit verstrich. „Gut denn — so erschieße ich mich vor Ihren Augen," und indem er einen Revolver gegen die Schläfe setzte, fügte er hinzu: „Wenn Sie mich jetzt nicht gehen lassen, ober rufen, drücke ich ab!" Rosa erkannte, daß die Drohung im vollen Ernst gesprochen Aber sie rief nicht, ihre Kräfte verließen sie und mit einem leisen Aufschrei fiel sie auf den Teppich. „Endlich!" sagte aufathmend Stratton und steckte den Revolver zu sich; ohne die Ohnmächtige aufzuheben, verließ er das Zimmer und warf die Thür in's Schloß. Unten rief er die Dienerschaft zusammen, vertheilte hundert Dollars unter sie und eilte aus die Straße. Das Wetter war herrlich, das sashionable New-Dork im Freien und die Straßen gewährten einen festlichen Anblick. Die Blnmenverkäufer an den Ecken boten Rosin und Veilchen au. Stratton kaufte einige und steckte sie in's Knopfloch. „Ick muß die Stadt meiden, wenn ich nicht man- eher unliebsamen Begegnung mich aussetzen will," dachte er, und er war Willens, nach dem nahe bei New-Jork gelegenen Pougkepsie sich zu wenden. Aber das Boot fuhr erst in einer Stunde und er beschloß, in einem in der Nähe der Fähre befindlichen Gartenlokale, in welchem er nur wenige Gäste bemerkte, die Abfahrtzeit zu erwarten. Er ließ sich auf eine Bank 'nieder und verfiel in Nachdenken. Er rief die entschwundenen Jahre zurück, aber er erinnerte sich nicht eines einzigen Tages, den er durch eine wirklich gute That, oder eine nützliche Hand - lung ausgezeichnet hätte. Millionen waren durch seine Finger gegangen, und doch fiel ihm nicht ein, daß er durch ein Geschenk von nur zwanzig Dollars die Thräue wahren Elends und der bitteren Noth getrocknet hatte. Er, der so zahlreiche Freunde hatte, bemühte sich ver- gebens, nur einen zu nennen, von dem ihm der Abschied schwer geworden wäre und als er länger in den Spiegel ist. Aber niemals hat sie sich der Leitung der kühl und ruhig erwägenden und abwägenden Vernunft entschlagen. Das gilt besonders von der deutschen Sozialdemo - kratie. Sie weiß, daß soziale Umgestaltungen sich nicht dekretiren lassen, daß sie sich vollziehen nach dem unwandelbaren natürlichen Gesetze des Fortschritts. Der Sozialismus rechnet Alles in Allem mit der Nothwendig- teil der organifchen Entwicklung; diese verbürgt ihm den Sieg. Die Sünden des Kapitalismus machen sich gegenwärtig an allen Ecken unb Enden in schlimmster Weise fühlbar. Die Produktionsanarchie hat wieder zu einer Krise geführt, die verhängnißvoffe Folgen zumal für die Arbeiter hat. Diese müssen büßen für das, was das Kapital gesündigt hat. So erhebt der Jahres - bericht der „BergischenHandelskammer", zu deren Bezirk die Industrie-Orte Remscheid, Lennep, Langenberg, Wülfrath und Velbert gehören, folgende Klagen: „Ohne zu übertreiben, kann behauptet werden, daß nur gewisse Fabriken des Bezirkes im Jahre 1891 einen Reingewinn erzielt haben. Fast alle Betriebe b e - schränkten bie Arbeitszeit ober kürzten ben Lohn, viele haben außerdem noch zuArbeiter- e ii 11 a s s ii n g e n übergehen müssen. Für die Lenneper Textil-Jndustrie war das Jahr 1891 seit langer Zeit das fchwerste, wofür eine Reihe von Falli - menten den traurigen Beweis erbringe. Bezüglich der Handelsverträge führt der Bericht aus, daß man den - selben mit zu hoch gespannten Erwartungen entgegeiigefeljen unb gehofft habe, bas mächtige Deutsche Reich würbe mit großen Errungenschaften aus denselben hervortreten. Die Kammer sage sich aber, daß das Erreichte das Erreich - bare war, und finde sich in die unabänderlichen That- sachen, so gut es gehe. Auch scheine es, daß ber Um - stand zu wenig Beachtung finde, daß die im Jahre 1891 beschlossenen Handels - Abkommen kein fertiges Ganze darstellen, fondern nur einen Theil des großen Werkes." Die Handelskammer faßt natürlich in erster Linie nur das Verderben in's Auge, das die kapitalistische Anarchie über die Angehörigen der eigenen Klasse ver- hängt. Die weniger Widerstandsfähigen stürzen herab von der Höhe kapitalistischer Herrlichkeit, die größten ber Hechte im kapitalistischen Karpfenteich aber werben nur um so fetter. Wo aber bleibt der Arbeiter, der in guten Zeiten (die immer seltener werden) nicht so viel ver - dient, um für schlechte Zeiten einen Nothgroschen zu Kuben? Das scheint der Handelskammer viel weniger Jhmmer zu machen, als der Bankerott einiger der ha rigen. lieber die Ausbeutung der Näherinueu bringt der nationalliberale „Hannoversche Courier", ein Blatt, in welchem man sonst nur niederträchtiges und dummes Geschimpf auf die Sozialdemokratie, besonders auch auf die Arbeiterinnenbewegung findet, folgende Ausführungen: „Anhaltende Nähmaschinen-Arbeit übt auf den weib - lichen Organismus einen sehr schädlichen Einfluß aus, und ein berühmter Nervenarzt hat von ihr behauptet sie könne die kräftigste Gesundheit in 6 bis 12 Monaten untergraben, wenn sie zuni Brötenverb dient und täg - lich 8 bis 10 Stunden betrieben wird. Außer nervösen Affektionen (Ohrensausen, nervöses Herzklopfen, Krenz- und Lendenschmerzen) leiden hauptsächlich die Organe des Unterleibes, und auch Verdauungsstörungen, nervöse Störungen in den Beinen und gewisse Störungen im Rückenmark treten auf. Diese Arbeit bedingt angestrengte Thätigkeit ein und derselben Muskelgruppen. Bei langer Arbeitszeit wird eine Ueberanftrengung eintreten und dieselbe wird ihren Einfluß auch auf das Herz erstrecken, wodurch dauerndes Siechthum entstehen kann. Sehr wichtig sind auch die Störungen der Ver- dauungsthätigkeit, welche bei anhaltendem Maschinen - nähen stets auftreten und in ihrem Gefolge Rückgang der Ernährung des ganzen Körpers haben können. Be - sonders gefährlich ist die Arbeit an der Nähmaschine für jugendliche Arbeiterinnen; der Knochenbau derselben ist noch zart und einer schlechten, vornübergebeugten Hal - tung und angestrengten Muskelthätigkeit gegenüber wenig widerstandsfähig, so daß Verkrümmungen der Wirbel - säule, hohe Schultern re. keineswegs zu den feltenejt Folgen gehören. Jedenfalls müßte dafür gesorgt werden, daß bi e Nähmaschinenarbeit in nicht zu frühen Jahren begonnen wird. Auf der anderen Seite ist die Gefahr einer Ver - letzung bei der Nähmaschine geringer als bei jeder an - deren Maschine und kann bei einiger Vorsicht und Auf - merksamkeit gänzlich vermieden werden. Besonders muß auf ein etwaiges Zerbrechen der Nadel geachtet werden, da die mit ziemlicher Gewalt fortgefdjleuberten Bruch - stücke Augenverletzungen zu Staude bringen können. Der schlechte Verdienst, überhaupt die ganze un - günstige soziale Lage der Maschinennäherinnen trägt nicht wenig dazu bei, die Schädlichkeit ihrer Beschäftigung zu vermehren. Durch das große Angebot von Arbeitskräften 3ii Den enalifdjcu Wahlen. o Die Sozialdemokratie hält in diesen Tagen ihren Einzug in das mächtigste Parlament der Erde, nämlich in das englische Unterhaus. Wenn auch die Zahl der Vertreter eine geringe ist, so bedeutet ihr Erscheinen doch eine neue Phase des politischen Lebens in England und unser tapferer Kampfgenosse John Burns wird schon dafür sorgen, daß in die Debatten der Herren Lords und Bourgeois numnehr ein anderer Zug hineinkommt. Das vornehme Jgnoriren derjenigen sozialpolitischen Dinge, die sowohl den Whigs als den Tories unange - nehm sind, wird fortan im englischen Unterhause nicht mehr möglich sein. Es wird auch die große Täuschung endlich schwinden, daß die polittsche Freiheit ein Allheit- mittel auch für soziale Leiden sei, denn die englische Sozialdemokratie kann nun von der Tribüne des Par - laments aus beweisen, daß der Kapitalismus auch inner - halb der freiesten politischen Institutionen den Arbeiter in einen Sklawen verwandelt und ihn mit den gewalt - samsten Mitteln unterdrückt. Sehen wir doch, wie in dem sogenannten Lande der Freiheit, in der nord' amerikanischen Union, die Kapitalisten sich eine eigene, mit Schußwaffen versehene Privatpolizei halten, um damit die Streikbrecher zu beschützen. „Freiheit" und Privatpolizei! Mau kann sich nur wundern, daß die englischen Bourgeois nicht auch schon auf diesen herrlichen Gedanken gekommen sind. Die sozialdemokratische Strömung, die in England in so raschem Zunehmen ist, wird nunmehr auf die Er - weiterung des Wahlrechts und die Fortbildung der Fabrikgesetzgebung um so stärker einwirken, nachdem sie bei den Wahlen einen solchen Erfolg erzielt hat. Die englischen Aristokraten und Kapitalisten haben es fertig gebracht, den Arbeitern bis in die neueste Zeit das all - gemeine Wahlrecht zu verweigern und die Ueberrefte des mittelalterlichen Faulfleckensystems aufrecht zn er - halten. Aber die Mauern dieser festen Burg, in der sich die Privilegirteu verschanzt hatten, sind zerbröckelt, denn England ist trotz der vielen gespensterhaften amt - lichen Perrückenträger eben doch ein durchaus modernes Land und auf die Dauer ließ sich der Klaffe, die Eng- lands Reichthum schafft, eben doch das wichtigste poli - tische Recht nicht gänzlich vorenthalten, wie brutal man auch seiner Zeit die aus das allgemeine Wahlrecht ge - richteten Forderungen der Chartisten abgewiesen hat. Die englische Sozialdemokratie wird nicht ruhen und nicht - rasten, bis die Arbeiter ihr Wahlrecht haben, das ihnen wirklich eine Macht verleiht, denn das englische Unter - haus ist ein anderer Machtfaktor, als der schwächliche deutsche Reichstag, dessen Beschlüsse man so gemächlich in den Papierkorb werfen kann. In England wird so leicht eine Regierung den Konflikt mit dem Parlament nicht wagen und als man es zu Cromwells Zeiten ge - wagt hat, ist der Konflikt sehr übel gegen die Stuarts ausgefallen. Die englische Fabrikgesetzgebung mit ihrer berühmten Zehnstnndenbill ist bekanntlich ein Produkt der Zwistig - keiten der liberalen Industriellen und der konservativen Landlords. Die Thätigkeit der englischen Sozialisten im Unterhaus wird auch hier sördernd einwirkeu und das alberne Geschwätz widerlegen, daß die parlamentarische Thätigkeit der Sozialdemokratie „unfruchtbar" fei — ein Geschwätz, in dem die Manchestermänner L la Richter und die Anarchisten und „Unabhängigen" bekanntlich übereinstimmen. . Die Hauptsache aber ist, daß mit dem Einzuge der Sozialisten in's englische Parlament der Sozialismus seinen großen Erobernugszug über das britische Reich antritt. Er wird fortan im Vordergrund des öffent - lichen Interesses stehen, wird die parlamentarischen und anderen Debatten beherrschen und die Anhänger werden ihm zu Tausenden zuströmen. Es ist dies von unge - heurer Bedeutung für den Sozialismus der ganzen Welt, höchsten Kreisen gekannter Gentleman verschwunden sei, nachdem er den Entschluß, Selbstmord zu begehen, geäußert hatte. Wir nehmen die Mittheilnng mit Vor - sicht auf und erwarten bis morgen die Bestätigung ober den Widerruf derselben." „Diese Zeilen sind dein Todesnrtheil," sagte sich Arthur, „gejchrieben von dem Tyranueu, den ich stets hofirt, — der öffentlichen Meinnng l Sie wird niemals aufhören, von mir zu reden!" fügte er verdrießlich hinzu, dann erhob er sich schnell. „Ich will ein Ende machen I" murmelte er und verließ das Restaurant. Bald hatte er ein Hotel gefunden, in welchem man ihm, seinem Aenßern gemäß, die besten Zimmer anwies. Er befahl Feuer in dem Kamin anzuzünden und ver - langte eine Flasche Brandy nebst Zucker und Waffer, wie auch Schreibmaterialien. In diesem Augenblick war er wieder fest wie am Morgen. „Ich darf nicht zögern," sagte er, „nicht vor meinem Verhängniß erschrecken." Er ließ sich in der Nähe des Feuers nieder und schrieb folgende Erklärung, die er für die Behörde be - stimmte. „Niemand darf für meinen Tod verantwortlich ge- macht werden," begann er nnd schloß das Dokument mit dem Wunsche, daß der Wirth des Hotels entschädigt werden möge. Als er geendet, war es beinahe elf Uhr. „Ich werde mich um Mitternacht erschießen. Ich habe noch eine Stunde zu leben." Dann warf er sich in einen Armstuhl und bedeckte fein Gesicht mit den Händen. Warum tödtete er sich nicht sofort? Weshalb das Leben verlängern um eine qualvolle Stunde? Er blieb sich die Antwort schuldig. Noch einmal beschäftigte ihu die Vergangenheit, deren ricseuschnell aufeinanderfolgende Phasen ihn schließlich in dieses elende Gemach geführt. Wie so schnell war die Zeit vorbeigeeilt f Es kam ihm vor, als ob es gestern erst gewesen, als er die ersten Schulden gemacht. Bald änderte sich fein Jdeengang. Zweifelsohne war Rosa die Urheberin des Zeitungsartikels, beim als sie ihn in der Avenue nicht meffr sah, war sie wahrscheinlich in seine Wohnung geeilt, daraus in seinen Klick und später zn einigen feiner Freunde. Um diese Zeit diskutirte man in allen fashionablen Cafös sicherlich sein Verschwinden. „Hörten Sie schon die Neuigkeit? — Ah — Yes — der arme Stratton! — Welch ein Roman l Ein guter Kerl - aber -" H. Jahrgang.