Polizei den •^:S: '..-1 ■a> L M > >■ ZI^SE$52 Sonntag, den 24. Juli 1892 Das „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Der AbounementSpreiS (infl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. deS Post, katalogs 2761) ohne Vringegeld viertcljährl.M. 4,20; durch die Kolportäre wöchcutl. 36 4 frei iu's Haus. Verautwortlicher Nedaktör: Emil Fischer in Hamburg. Ll « zcigeu werden die sünsgespaltene Petitzeile oder deren Naum mit 30 4, •MSHE3SP für den Arbcitömarkt, VcrmicthuugS- und Familicuanzeigc» mit 20 4 berechnet. Anzeigctt-Auuahme in der Expedition (bis 6 Uhr RbdS.), sowie in sSmmtl. Ilnnoncen.BäreauS Redaktion und Expedition: Große Thcaterstraße 44 in Hamburg. Hierzu zwei Beilagen und das illnstrirte Unterhaltungsblatt „Die Nene Welt". Mer die MtWrer. o Die französische Bourgeoisie steht in der dritten Republik ans der Höhe ihrer Macht. Sie hat die Staats- gewalt an sich gerissen, nachdem ihr das Volk in den großen Kämpfen die Kastanien aus dem Feuer geholt. Die ganze Staatsmaschine arbeitet nun im Interesse dieser Klasse, wie sie früher für den Fendaladel und die Geistlichkeit mit dem Königthum an der Spitze ge - arbeitet hat. Aber diese Bourgeoisie wird ihrer Erruugeuschaften nicht froh und fühlt sich ans einem nnsicheren Boden. Die selbstzerstörerischen Wirkungen ihres kapitalistischen Systenis machen sich schmerzlich fühlbar und den „oberen Zehntausend", die sich heute als die glücklichen Erben der Revolution von 1789 betrachten, wird unheimlich, wenn sie eines der tausend Shmptome des großen Auf - lösungsprozesses erblicken, der auf den Höhen und in den Tikfen der bürgerlichen Gesellschaft mit der Unerbittlich - keit eines vorherbestimmten Schicksals sich vollzieht. Die Bevölkernngsbewegnitg in Frankreich beginnt die dort herrschenden Klassen zu erschrecken. Man braucht iu Frankreich keine Besorgnisse vor „Ueber- vvlkernng" zu haben, lvie sie bei uns in den Köpfen fanatischer Malthusianer spukt. Aber in Frankreich ist eS ernst zn nehmen, ivcini von Abnahme der Bevölkerung die Rede ist. Zwar hatten sich im Jahre 1889 in Frankreich die Sterbefnlle gegen das Vorjahr nm etwa 50 000 vermindert, aber auch die Geburten hatten nm über 2000 gegen das Vorjahr abgeilvmmen. Die Ehe - schließungen wiesen 1889 die niedrigste Ziffer seit 1870 auf. In beii Jahren feit 1889 haben sich diese Dinge eher verschlimmert als gebessert. Die Eheschließungen verringern sich foritvährend, ebenso die Geburten und in jüngster Zeit haben sogar mehrfach die Todesfälle sich zahlreicher eingestellt, als die Geburten. Wenn mich chie Ziffern hin und her schwanken, so ist doch klar, daß die Bevölkernngsbewegnug in Frank- reich sich einer absteigenden Tendenz nähert, folueit sie nicht schon von einer solchen ergriffen ist. Die national- deutschen Tugendbolde benutzen die Verminderung der Ehen in Frankreich, um zu behaupten, daß in Frank - reich d i e bürgerliche „Moral" ans niedrigerer Stufe stehen als in Deutschland. Wenn man indessen die Zahlen der nnehelichen Geburten vergleicht, so werden dabei die Verherrlicher der bürgerlichen „Moral" in Deutschland fein Vergnügen haben. In Wahrheit liegt die Sache so, daß bei den herrschenden Klassen diesseits und jenseits des Rheins die Ehe in gleicher Weise in Verfall gerathen ist; sie ist znm großen Theil zn einem Mittel geworden, Kapitalien zu vereinigen. Die Wirkungen eines solchen Verhältnisses brauchen wir nicht erst zn schildern; die vor den Gerichten sich massen - weise abspielenden Prozesse zwischen Personen aus „höheren" Ständen beweisen genug. Die Zahl der Eheschließungen stellt sich in Frank - reich auf 272 000 (für 1889), während in Deutschland durchschnittlich 350 000 Ehen im Jahre geschlossen werden. Da wäre ja in Frankreich der Wnnsch jener malthusianischen Professoren und Pfaffen erfüllt, die alles liugliick der deutschen Arbeiter davon ableiten, daß diese zu früh heiratheu und zn viele Kinder zeugen. Bei den Franzosen wiederum scheint uns, daß die dortigen Kapitalisten über die geringe Zahl der Geburten hauptsächlich deshalb klagen, weil die industrielle Reservearmee ihnen nicht Kinder genug znm Ausbeuten liefert. Während der französische Bourgeois häufig — wie der deutsche — nicht heiralhet, um in seinen Vergnü - gungen ungebunden zu sein, denn dem Gold steht ja eine ausgedehnte feinere Prostitution zur Verfügung, so erklärt sich die Abnahme der Ehen im französischen Volke ans anderen Ursachen. Der französische Arbeiter ist im Allgemeinen etwas berechnender als der deutsche und scheut darum vor den Lasten einer Familie mehr zurück. In der That beruht in Deutschland das Weberelend zu einem guten Theil auf der übermäßig starken Nach - kommenschaft; es kann bei einem so starken Angebot von Händen der Arbeitslohn auf ein Minimum hinab - geschraubt werden, wie es ja thatsüchlich der Fall ist. Die physiologischen Fragen, die bezüglich der Ab - nahme der Geburten in Frankreich in Betracht kommen, können wir hier nicht untersuchen. Wir heben aber die interessante Thatsache heraus: Während man in Deutschland sich vor der Ueber- v ö l k e r u n g fürchtet, erschrickt man in Frankreich vor der Abnahme der Bevölkerung oder vor der zn ge - ringen Zunahme. Während man bei uns einen Nach - theil in den zu frühen und zu häufige» Heiratheu sieht, sehen die Franzosen ein nationales Unglück in der sin - kenden Zahl der Heiratheu. Ein Abgeordneter ^ivill in Frankreich sogar Prämien auf das Heiratheu setzen und andere Mittel „zur Förderung der Hei - rat h s l u ft" anwenden. Es soll uns nur wundern, wenn die französische Bourgeoisie nicht auf die Mittel verfällt, welche bi e alten Egypter und Babylonier zur Vermehrung der Be' völkernng angewendet haben und bie Henie noch bei den Kasfern üblich sind. Da muß die Sozialdemokratie kommen und durch Wiederherstellung einer wirklichen und reinen Ehe und Familie die Gesellschaft vor solcher Barbarei und Versumpfung bewahren. Aber bei allen diesen Dingen ist die Ausbeutung der Arbeitskraft in Deutschland wie in Frankreich die gleiche. Die wachsende oder sinkende oder stehen bleibende Bevölkernngszisfer hat darauf gar keinen Einfluß. Die Löhne der französischen Arbeiter sind im Sinken begriffen, genau so wie es mit den Löhnen der deutschen Arbeiter der Fall ist. Der Grund des Uebels liegt in der kapitalistischen Produktion und nicht in der Bevölkerungszahl. Utopien über die Arbeiteestlige. * Ein querköpfiger Irländer hatte sich in den Kops gesetzt, sich auf deu Sumpf von Cambridgeport ein Haus von unten bis oben mit eigenen Händen zu erbauen. Kein Handwerksmann durste helfen, er selbst wollte Alles von A. bis Z. leisten, obgleich er in keinem der ein- schlägigen Gewerbe eine Ausbildung genossen hatte. Er brauchte denn auch eine gute Reihe von Jahren, um es fertig zu bringen, und als es vollendet war, sah man dein Ding außen und innen, hinten und vorn und Überall an, daß es von einem Nichtkenner erbaut war, es war eine Pfuscharbeit. — Nu diesen schief - gewickelten Sonderling erinnern einzelne Biedermeier inner den bürgerlichen Gelehrten, die über die soziale Frage schreiben. Statt daß sie bei der Sozialdemokratie in die Schule gehen, die sozialökonomischen und sozial- historischen Theorie» eines Marx und Engels stndiren und ans diese granitnen Fundamente ihre Ansichten und Vorschläge ansbauen, lassen sie, in de» übliche» Vorur- theile» befangen, unsere Literatur links liegen nnd zim - mern sich ans eigene Fanst ein sozialreformirendes System oder Systemcheu zurecht, bei dessen Anblick man sich eines Lächelns nicht erwehren kann. Ein solcher sozialpolitisirender Kops scheint G. Pfitzer zu fein, der iu der Beilage zur „Allg. Zeitung" seine Ansichten über „Soziales Recht: Arbeitsertrag und Arbeitsvertrag" entwickelt. In dieser Abhandlung ist besonders ein Passus interessant, welcher zeigt, daß der gesunde Menschenverstand eines ehrliche» von keiner Aus - beuterparteipolitik boreingenomineneii Gelehrten zu der gleichen Ansicht über die vielgepriesene und von Kapital und Büreankratie mit so ‘ rührender Sorgfalt behütete „Freiheit" des Arbeiters gelangt, wie wir So - zialdemokraten. Ausgehend von dem Satze, daß jeder Arbeiter ein Recht ans den vollen Ertrag seiner Arbeit haben soll, wirst er die Frage auf: „Was ist die gerechte Ver- theilnng des durch die Maschinen und die geistige Thätig- keit des Fabrikanten und durch die körperliche Thätigkeit der Arbeiter geschaffenen Mehrwerlhes?" — Darauf antworte die Schulgelehrsamkeit: darüber entscheide der Arbeitsvertrag, und mit der Schulgelehrsamkeit stimmt das Gesetz überein, sofern die Gewerbeordnung in ihrer frühere» wie in ihrer neueste» Gestalt für alle Arten von gewerblichen Arbeitern verordnet: „Die Festsetzung der Verhältnisse zwischen den selbstständigen Gewerbetreibenden und den gewerblichen Arbeitern ist, vorbehaltlich der durch Reichsgesetz begründeten Be - schränkungen, Gegenstand freier 11 e 6 e r e i n t u 11 f t." Allemildtt gekettet. Amerikanischer Kriminal-Roman von Otto vo» Ellcndorf. (Nachdruck verboten.) (28. Fortsetzung.) „Das hättest Du an jenem Tage sagen sollen," er - widerte sie mit einem Blick voll Verachtung, „als Du mich Deinem Freunde stahlst, der Dein Leben rettete I Glaubst Du jenes Verbrechen ist minder groß wie das meine? Du wußtest so gut wie ich, wie so sehr Jefferson mich geliebt, 1111b daß er lieber gestorben, als daß er mich verlor." „Aber, was kann er wissen, was bemerkt habe»? Er argwöhnt nichts." „Du irrst Dich; Jefferson weiß Alles 1" „Das ist unmöglichi" „Alles — ich sage es Dir, er hat es gewußt seit dem Tage, als er von der Jagd kam. Erinnerst Du Dich nicht, daß mir sein eigenthümlicher Blick aufgefallen und ich Dir sagte, mein Gatte hegt Verdacht? Du zucktest die Achseln. Hast Du die Spuren auf dem Flur vergessen,. die Du bemerktest, als ich Dein Ztuuner ver- latseii in jener Nacht ? Er hat nns belauscht; und wenn T .“ einen stärkeren Beweis haben willst, so sieh Yier diesen Brief, den ich in einer seiner Rocktaschen fand, zerkinttert und beschmutzt." n l1n to,f$ Ur Kannte den Brief sofort. „O, welch' ein 51 überwältigt. „Aber wir können uns trennen, Annix, ich fami bie Villa verlassen." iittferMnn Glaube, Arthur, wir kämpfen um eh, ' ir ”’’ ,erc Ex-stenz, denn er ist nicht der Mann, Wenn er nichts°"zN"ns' 8 " In ^ 1L r- j un§ , gesagt hat, wenn er seine »äs -- -'»-«• „unMunr"”" SBaAnn'“' 6, luieStrt W »>'» mich über. ”>««»• f"«l- » »le -1Ä-" "" «• '-><» „Aber wie?" Dein'ei?Laü)"hören S sinke DZ Ich wollte Laß mich denn allein handeln ’ “ - «Mier 1. nun nichts. Znm Wenigsten soll er uns nicht ruiniren. Ich werde sehen — und überlegen, was zu thun ist." In diesem Augenblick pochte Jemand an der Thür Annie wurde abgerufen und Arthur blieb mit seiner Verzweiflung allein. — Am Abend, während Annie scheinbar die Glückselig - keit selbst zu sein schien und ihr süßestes Lächeln im Antlitz zeigte, blieb Arthur in sich gekehrt und schweig - sam, so daß Jefferson ihn theilnahmsvoll fragte, ob er - krank sei. „Du reibst Dich bei der Pflege und Sorge um mich noch ganz auf, guter Arthur, wie werde ich Dir Deine Liebe je vergelten können?" sagte er. Arthur besaß nicht die Geistesgegenwart, zu ant - worten. „Und das ist der Mann, der Mann der Alles weiß?" dachte er. „Weich' eine Verstellung? Was für ein Verhängniß hat er uns beschicken?" Man sollte glauben, daß Arthnr Angesichts der Verhältnisse das Projekt mit Marion fallen ließ, jedoch war das durchaus nicht der Fall. Int Gegentheil klamnierte er sich mit noch größerer Zähigkeit an das- selbe, denn Annies Drohnngen, das Verbrechen, das nun doch geschehen, nnd die Folgen, die cs einschloß, dienten nur dazu, seine Liebe zu der Tochter des Mayors zu kräftigen. Trotz seiner gefährlichen Situation glaubte er einen Strahl der Hoffnung lenchteu zn sehen, denn er sagte sich, daß Annie ihn nicht schon einen Tag nach dem Tode Jeffersons heiratheu könne, ein Jahr müsse vergehen, und er würdt dadurch Zeit geiuimien. Zur rechten Zeit wollte er dann seine Absicht erklären. Würde sie ihn hindern — ihn dann noch als Mitschuldigen ihres Verbrechens zn brandmarken wagen? Wenn sie es that — wer würde ihr glauben? Wie konnte sie be - weisen, daß er irgend welches Interesse an Jeffersons Tode gehabt? War er nicht im Begriff, eine Andere zn heiratheu? Man töbtet feine Freunde nicht ohne Grund. Würde sie die Behörden veranlassen, Jeffersons Leiche anszngraben? Sicher nicht! Ueberdies war er der Liebe Marions sicher nnd überzeugt, daß sie, wenn es nöthig sein sollte, drei Jahre ans ihn warten würde, denn er hatte sie nnanflöslich an sich gefesselt. Gegen Annie empfand er einen Abschen wie gegen ein giftiges Reptil, und er schauderte zurück bei ihrer Berührung. Am meisten setzte ihn ihr-e kalte Ruhe in Erstaunen; sie sprach in derselben liebevollen Weise, wie wenn Mchts geschehen, zu Jefferson und nahm mit einer Haarnadel die Giftkügelchen ans der Phiole, um sie in die Medizin ihres Gatten zu mischen, während sie mit ihm hinter Das findet in erster Linie Anwendung auf den A r b e i t s. lohn, wo eine reichsgesetzliche Beschränkung nur eintritt durch das Truckverbot. — „Ist aber," fragt Pfitzer, „d i e Antwort derSchulgelehrsamkeit und des Gesetzes auch die Antwort der Gerechtig - keit? Ist es (nicht blos dem Buchstaben, sondern'auch dem Geiste nach) wahr, daß der Arbeitslohn in den Großbetrieben durch Vertrag, durch „freie" Uebereinkunft bestimmt wird? — Dem Buchstaben nach ist der Satz wahr: der Arbeiter, dem der von der Fabrik gebotene Lohn zu gering ist, kann jederzeit kündigen; und wen» der Gesammtheit der Arbeiter der Lohn zu gering er - scheint, so haben sie ja auch noch die Koalitionsfreiheit und können eine» Ausstand veranstalte». Aber über den Buchstabe» geht die Wahrheit nicht hinaus. Der ein - zelne Arbeiter und die Gefammtheit können die Arbeit einstellen, so lange sie wollen nnd - s0 lange der Hunger sie nicht zwingt, sie wieder auf - zunehmen; dann wird ein neuer „Arbeitsvertrag" geschlossen, aber das neue Uebereinkommen zwischen dem Fabrikanten nnd den Hun- g et»t> e 11, durch Ar 1»uth an dieSch 0lle ge - bundenen Arbeitern ein freies zu nennen, ist doch der reine Hohn auf das Wort „Freiheit". Ans de» Arbeiter paßt, was der römische Jurist über das Opfer einer Erpressung sagt: voluit, quamois coactus voluit (Er hat gewollt, obgleich er nur durch Zwang gewollt hat)." Solche Urtheile bürgerlicher Gelehrten sind für unsere Bewegung gewiß nicht ohne Werth, namentlich sofern sie denjenigen Arbeiter», die sich von deutschsreisinnigen nnd pfäffischen Agitatoren des Kapitalismus Sand in die Ange» streuen lassen und der sozialdemokratischen Fahne fern bleiben, beweisen, daß bürgerliche Gelehrte von Namen, unbeeinflußt von nuferen Theorien, mit uns übereinstimmen. Auch noch in anderen Punkten nähert sich Pfitzer sozialdemokratifchen Anschauungen. So wenn er schreibt: „Wenn wir hören, daß in manchen von einer Aktien - gesellschaft betriebenen Fabrik- oder anderen gewerblichen Unternehmen jahraus jahrein 10, 15, 20 oder mehr Prozent Dividende vertheilt werden, dürfen wir uns da wundern, daß den in solchen Betrieben beschäf - tigten Arbeitern Zweifel aufffeigen, ob sie in ihrem Lohn den vollen Ertrag ihrer Arbeit erhalten? Wir wolleu annehmen, daß in so gedeihlichen Betrieben keine Hnngerlöhne bezahlt werde», daß die Arbeiter ein zur Lebensnothdurst reichlich genügendes Einkommen haben (l II Red.) ; wenn sie unter diesen Umständen, um eine Erhöhung ihres Lohnes zu erwirken, znm Ausstand schreiten, so wird man ein solches Vor- gehen, das gewöhnlich beide Theile schädigt, für in u t h- willig zu erklären geneigt fein, aber bie B e - rechtigung dieses Vorwurfs scheintuns doch ziemlich zweifelhaft; denn daß die Ar - beiter, wenn die Aktionäre 20 pZt. Dividende erhalten, nicht den vollen Ertrag ihrer Arbeit bekommen, das ist schwerlich zu bestreiten, und ein anderes Mittel als den Ausstand haben die Arbeiter nicht, um ihr Recht auf den vollen Arbeitsertrag durchzufetzen." Recht beachtenswerth ist auch das Urtheil Pfitzers über die offizielle Sozialreform und die Auffassung, die sie bei den Arbeitern gefunden hat. Er sagt: „Was von Reichswegen für die Arbeiter geschehen ist, das war ja durchweg wohl gemeint und wird je länger je mehr wohlthätig wirken. Aber Dank und Anerkennung haben alle diese Maßregeln bei den Ar - beitern bis jetzt nur in sehr geringem Maße gefunden. Dürfen mir fie darum ohne Weiteres undankbar schelte»? Wir glaube» das kaum. Der Grund des ansbleibenden Danks für alle die wohlthntige» Maßregeln liegt grade darin, daß sie — Wohlihaten vorstelle», Wohlthaten, die die Arbeiter nicht begehrt haben und deren Kosten sie zu einem nicht unbeträchtliche» Theil selbst aufbrüige» müsse». Für aitfgebruiigene Wohlthaten aber kann her Wohlthäter keinen Dank verlangen: beneficia non ob- truduntur (Wohlthaten werden nicht mifgebrniigt), sagt das Sprichwort Was die Arbeiter, die in ihrer großen Mehrzahl keine Anarchisten und Revolutionäre sind, vom Reich begehren, das sind nicht Wohlthaten, sondern das ist Gerechtigkeit, das ist die ihnen zukonniiende Stellung im bürgerlichen Leben, und damit ihnen diese zu Theil werde, muß das bürgerliche Recht int Sinne eines sozialen Rechts reformirt werden." In dem positiven sozialreformatorischen Vorschlag Pfitzers zeigt sich nun der Dilettant unb Utopist, der den Kapitalismus, von dem er nicht lassen mag, mit der „Gerechtigkeit" vereinbaren zu könne» glaubt. Zu diesem Äehnfe verfällt er auf folgende» kuriose» Einfall: „Das Gesetz bestimme: ans dem nach Abzug aller Auslagen bleibende» Ertrag des Aktiennuternehmens erhalten die Aktionäre vorweg de» Betrag, der dem landesüblichen Zins ans ihrem Kapital entspricht; der Uebcrschnß wird zwischen den Aktionären unb der Arbeiterschaft getheilt; können sich der Anssichtsrath der Aktionäre und bet (stets zn bildende) Ausschuß der Arbeiter über de» Theilmigsmaßstab nicht einigen, so entscheidet in jedem einzelnen Fall ein Schiedsgericht, ober entscheidet das dem Vorhang seines Krankenbettes scherzte nnd lachte. Arthur entdeckte nicht das leiseste Zucken in ihren Gesichts - muskeln, nicht das geringste Zittern ihrer Hände, und dennoch bangte ihm vor der Entdeckung. „Habe Verlraneu zn mir, Arthur," sagte sie, wenn sie seine von Furcht entstellten Züge sah, „ich werde ein Ende machen und bin auf meiner Hut." „Aber Du könntest Verdacht errege»?" „Bei wem?" „Bei den Netzte», de» ®lener»." „Dazu ist kein Grund, aber — gesetzt, man schöpfte Verdacht?" „Man würde eine Untersiichnng anstelle», Annie." Sie lächelte mit jener Ruhe, die nur die Sicherheit, das Selbstbewnßtsein verleihen. „Mögen sie untersuche» und experimentiren so viel als sie wollen," sagte sie, „siewürden nichts-finden, oder bist Du eilt solcher Narr, zu glaube», daß ich Arsenik gebrauche? Mei» Mittel läßt feine Spure» zurück." „Um des Himmelswillen sei still." „Ich habe mir ein Gift verschafft, welches noch ttn- befnnnt ist und jeder Analyse spottet — ein Gift, von dem die Aerzte — bie gelehrtesten nicht ausgeschlossen — die Symptome nicht feinten." „Aber von wem erhieltest Du dieses ?" Er wagte das Wort Gift nicht anszusprechen. „Das ist meine Sache, aber so viel fnnii ich Dir sagen, daß Derjenige, von dem ich es erhalte», die Ge- fahr mit mir theilt und — das weiß Er. Daher ist von dieser Seite nichts zu fürchten, auch habe ich einen solchen hohen Preis dafür bezahlt, daß bei dem Verab- folger die Rene ebenfalls ansgeschlosien ist." Ein Widerspruch trat auf Arthurs Lippen ; er wollte sagen: „Es ist zu langsam," aber er hatte den Muth nicht dazu. Annie las den Gedanken in seinen Angen. „Es geht langsam, weil ich das für gut befinde," sagte fie. „Vor Allem muß ich wegen des Testamentes im Klaren feilt und ersuche nun, zu erfahren, ob er es geändert hat." Sie beschäftigte sich fortwährend mit Gedanke» wegen des letzte» Willens Jeffersons und in den langen Stunden, während welcher sie an seinem Krankenbette wachte, ge - lang es ihr endlich, ihn zu Aenßerungen über ihr Lieb - lingsthema zu bringen. „Ich begreife nicht," sagte er, „warum nicht Jeder stets mit seinen weltlichen Angelegenheiten in Ordmiiig ist unb die letzten Wünsche dem Papier übergiebt, im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses? Welchen ordentliche bürgerliche Gericht nach freiem, billigem Er- messen." Dies soll von Privatbetrieben so gut wie von Aktien- gesellschasten gelten, beim: „Die rechtliche Stellung der Arbeiter ist hier und dort dieselbe, der freie Vertrag zwischen Fabrikanten und Arbeiter ist hier wie dort nicht viel mehr als eine Fik - tion ; auf die Verschiedenheit der thatsächlichen Stellung möchten wir nicht viel Gewicht legen: zwischen dein ein - zelnen Arbeiter und der Aktiengesellschaft ist eine persön - liche Beziehung unmöglich, zwischen dem Arbeitet und dem Fabrikanten ist sie möglich, aber bei der Möglichkeit hat es in vielen, vielleicht de» meiste» Fälle» sei» Be- wenden." Wir enthalten uns jeder Kritik dieser Utopie, die, auch wenn fie ausführbar wäre, von minimalem Effekte für die Hebung der Klaffenlage der Arbeiter fein würde und verglichen mit dem sozialistischen Gesellschaftsideal ebenfalls an den vorerwähnten Irländer und sein selbst- gebautes Hans erinnert. Der sterbende Sir Philipp Sidney machte einem Soldaten, der ihm Wasser brachte, den Vorwurf, so viel Wasser verschwende man nicht an einen sterbenden Men - schen. Von Vorschlägen wie der Pfitzer'sche kann man ebenfalls sagen: Schade, so viel Wasser für den sterbenden Kapitalismus zu verschwenden. Von der WelthLihllk. Mfuistcriclle ZlnSführnugöbestiutmmtgcit, be - treffend die Verlängerung der Arbeitszeit von Arbeiterinnen. In der durch das Gesetz vom 1. Juni 1891 abgeänderten Gewerbeordnung handelt bet § 138 von der Verlängerung der Arbeitszeit von Arbeiterinnen über 16 Iahten wegen anßetgewöhnlichet Hänfnng der Arbeit. Der preußische Handelsminister hat iu den zu dem Gesetze erlassenen Anssührnngs- bestimmnngen dem § 138 eine eingehende Behandlung gewidmet. Es wird darin zunächst festgestellt, daß die Voraussetzung für die Genehmigung bet Ueberarbcit so - wohl durch die untere wie durch die höhere Verwaltungs - behörde eine außergewöhnliche Häufung der Arbeit ist. Diese tritt regelmäßig ein bei den sogenannten Saison- indnstrieen, b. h. solchen, bie zwar während des ganzen Jahres betrieben werden, aber zu regelmäßig ivieder- kehrendeit Zeiten im Jahre einen verstärkten Betrieb haben. Zn ihnen gehören zunächst manche auf den Winter- ober ©ommerbebarf arbeitende Gewerbe, ins - besondere verschiedene Zweige der Textilindnstrie, Fabriken für Konfektion und Pntzmacherei 11. f. w., sodann bie für ben Bedarf an gewissen Festen arbeitenden Gewerbe. Einen verstärkten Betrieb können beispielsweise haben Zuckerwaaren-, Chokolade-, Luxuspapier-, Masken-, Spielwaaren- u. s. w. Fabriken. Dieser vermehrte Bedarf zn gewissen Jahres- und Festzeiten recht - fertigt aber die Genehmigung der lleberarbeit nur dann, wenn durch Produktion auf Vorrath ober Lager diesen! Bedarf nicht Rechnung getragen werden kann. Dies trifft ohne Weiteres zu für Waaren, die dem Verderben ausgesetzt sind, wenn sie übet eine gewisse Zeit hinaus lagern. Diese Voraussetzung kann ferner zntreffe» für Waaren, die nur auf Bestellung angefertigt werden, ober für Waaren, die von der Mode abhängen. Für die Saifonindnsttieen ist die lleberarbeit also nur zn gestatten, wen» und soweit eine verstärkte Nachfrage vorliegt, für deren Befriedigung nicht in der stillen Zeit des Jahres voransgearbeitet werbe» konnte. Nicht unter die Saifonindustrie fallen die sogenannten Kampagneindnsttieen, deren Betrieb auf bestimmte Jahres - zeiten beschränkt ist und während des übrigen Jahres ruht, wie die Rübenzucker- und andere Jndnstrieen. Hier kann anßergewöhnliche Arbeitsauhänsung zu unregelmäßig wiederkehrenben Zeiten bes Jahres ober in nicht vorher- zusehenben Fälle» vorkomme». Für alle biese Betriebe kan» die Ueberai'beit nur gestattet werden, wenn die außergewöhnliche Arbeitshänsnng nicht vorherzusehen war ober durch wichtige wirthschastliche Gründe gerechtfertigt wird. Als solche Gründe sind insbesondere hervorzn- lieben die Gefahr eines Verderbens ober einer Verschlechterung der Stoffe bei Frucht- und Fleisihkon- serve», Stärkereieu unb Brennereien u. s. w., die Rück - sicht auf bie Transportgelegenheiteu (z. B. wenn wegen plötzlich eiiitretenben Frostes ein frühzeitiger Schluß der Schifffahrt in Aussicht steht), bie Rücksicht auf öffentliche Interessen (z. B. bei großen Lieferungen für bie Militär - verwaltung), bie Unmöglichkeit der Innehaltung ber Lieferungsfristen wegen nicht vorhetznfeheiiber Hinbetniffe. Dagegen ist die Uebemahnie zn großer Bestellungen, bereu Nichtbewältignng innerhalb der vereinbarten Liefe - rungsfrist von dem Fabrikbesitzer vorhetzusehen war, nicht als Grund zur Genehmigung von lleberarbeit anzusehen. Ueberhaupt ist die Genehmigung der Regel nach dann zn versagen, wenn die anßergewöhnliche Häufung der Arbeit von dem Fabrikbesitzer selbst freiwillig herbeigesührt ober durch ungeschickte Bestimmungen verschnldet ist, unb wenn nur bie eigenen Interessen des Fabrikbesitzers, nicht auch öffentliche oder andere erhebliche Privatinteressen in Frage komme». Unterschied macht es beim da, ob Jemand krank ober gefitnb ist?" Bei diesen Worten heuchelte Annie große Nieder - geschlagenheit und sagte, daß der Gegenstand zu schmerz- lich sei, um zwischen ihnen besprochen zu werden und vergoß sogar echte Thränen, die ihr Taschentuch be - netzten und sie, als dieselben die Wangen hinabrollten, schöner und unwiderstehlicher denn je erscheinen ließen. „Du süßes, kleines Geschöpf," sagte Jefferson, „glaubst Du denn, daß das Anfsetzen des Testamentes meinen Tod beschleunigt? Doch Du weißt ja' so gut wie ich, daß ich zwei Tage nach unserer Hochzeit Dir mein ganzes Vermögen vermacht Habel Und — warte mal — hast Du nicht eine Kopie des Testamentes er- halten? Gehe doch und hole es." Sie wurde abwechselnd roth unb blaß. Warum fragte er nach ber Kopie des Testamentes? Wollte et es zerreißen? Ein plötzlicher Gedanke kant ihr, ber sie luieber rnhiger werben ließ. Jemand wird nicht öffent- lich eilt Testament vernichten, das vorher schon durch einen Federstrich geändert oder ans's Nene aufgesetzt werden kann, in welchem Falle die Kopie des ursprüng - lichen werthlos ist. Dennoch zögerte sie einen Angen - blick und sagte: „Ich weiß nicht mehr, wo ich es habe, John." „Aber ich weiß, wo es ist, Annie, in der ersten Schublade links in Deinem Glasschranke, doch, ich bitte Dich, hole es." Als sie sich entfernt halte, sagte er zu Arthur: „Das arme Kind — arme, theurr Annie l Wenn ich sterben sollte, würde sie mich nickt überleben I" Arthurs Sinne wirbelten, er konnte seine Gedanken nicht in Worte kleiden, auch hätte er dazu den Muth nicht gehabt. „Was I" dachte er, „Annie behauptet, der Mann wisse etwas? Nein, es ist nicht möglich I" Als Annie mit der Kopie zurückkan, las Jefferson es laut vor und nickte bei jedem Satze, in dem von ber Siebe zu seiner Fran bie Nebe war, mit dem Kopfe, als Zeichen seines Einverständnisses. „Nun gebt mir Feber unb Tinte," sagte er, als er geendet. Annie warf ein, daß das Schreiben ihn zu sehr anstrengen möchte, er aber bestand auf seinem Wunsche. Arthur und Annie, die am Fußende des Bettes hinter dem Vorhang standen, warfen sich ängstliche Blicke zu. Was mochte er schreiben? Bei jedem Federstrich zitterten sie. „Nimm das," sagte er zu Arthur, als er geeiibct hatte, „und lies laut, was ich hinzugesügt habe." Militaria. In den „Mainzer Nachrichten" stand vor einigen Tagen eine Notiz, daß bei der Ber ab- schieduna der Laudwehrleute bei einer Korn- Paguie die Soldaten es unterlasse» hätte», das übliche Hoch auf ihren Hauptmaiin aiiszubringe». In der vor - gestrige» Nummer des genannten Blattes befindet sich nun bie Einsendung eines Landwehrniannes, in welcher die Gründe angeführt werden, warum das fragliche „Hoch" aus den Hauptmann unterlassen worden sei Ter „Land- wehrmanu" schreibt: „Der betreffende Hauptmann hat sich durch seine wenig menschliche Behandlungsweise der znm größten Theile verheiratheten Leute recht mißliebig gemacht. Einige Beispiele mögen Ihnen dies veranschau - lichen. Am Tage des Eintritts zu den Uebuugen (Mitt - woch, den 6. Juli, Morgens 7 Uhr) trat um 3 Uhr bie erste Ruhepause ein. Es wurde hierbei ein Ukas des Hauptmannes verlesen, daß das Verlassen ber Kaserne bei Strafe verboten unb es Niemand gestattet fei, außer - halb zu essen. Bei den übrigen Kompagnien war dies nicht der Fall! Dabei war aber in ber Kaserne an biefein Tage nicht genügend Essen für bie Mannschaften vorhanden. Brot gelangte erst am zweiten Tage Nach- mittags zur Vertheilnug, ebenso wurde die Löhnung nicht rechtzeitig ansbezahlt. Handtücher wurden gleichfalls erst am zweiten Tage ausgegeben, so daß sich die Leute mit ben Heniben abtrocknen mußten. Daburch, baß Niemand ausgehen durste, wußten die Franen nicht, wo ihre Männer geblieben unb in welche Kasernen sie gekommen. Ein Landwehrmann, besten Kinb schwer krank barilieber- lag, durfte nicht einmal nach diesem Kinde sehen. Schimpfworte wie „Kasfern", „Sümmel" ec. waren an der Tagesordnung nnd noch die salonfähigste». Ein städtiscffer Lehrer, der schon längere Zeit leidend, hatte sich krank gemeldet und ivar auch vom Arzte krank geschrieben worden. Unter Schimpfworten bedeutete ihm bet Herr Hauptmann, das sei keine Krankheit, er müsse trotzdem mitmarschiren. Der Lehrer, dem Jedermann ben krankhaften Znflanb ansah, stürzte auf bem Marsche zusammen, roitrbe bann in bie Krankenstube gebracht und bermaßen krank befuiiben, daß feine Entlassung ans dem Militärverhältniß erfolgte ec. ec. Begreifen Sie nun, Herr Redaklör, warum die Landwehrlente dieser Kom - pagnie dem betreffenden Hauptmann, trotz des Ver - gnügens der Trennung, beim Abschiede kein Hoch aus - brachten ?" Zwei taubstumme Arbeiter, so berichtet die Berliner „Volks - Zeitung", die in der Dotti- schen Militäreffekten - Fabrik beschäftigt sind, be - gaben sich am Montag Nachmittag von Charlottenburg aus zu Fuß nach Saalwinkel. Als sie den Pnlverthnrin bei Spandan passirt hatte», rief ihnen der Militärposten fei» „Halt" nach, das von den Tanbstnmmen aber selbst - verständlich nicht gehört wurde. Zufällig drehte sich der eine von ihnen um und gewahrte mit Entsetzen, daß der Posten auf ihn losfeuern wollte. Zunächst dachie er an's Fliehen, als er aber vom Munde des Postens ablas, daß fie stehe» bleiben sollten, kehrte er rasch um und überreichte diesem einen Zettel mit der Aufschrift „taub - stumm". Der Posten wies die Ausflügler, die am ganze» Leibe zitterte», nun auf ben rechten Weg. — Kommen - tar überflüssig. Der deutsche Kaiser soll, wie aus Berlin mitgetheilt wirb, beabsichtigen, dieChieagoerWelt- ausstelluitg zu besuchen. Ueberfliisfigc Mühe haben sich etliche Berg- leute gemacht, bie an den preußischen Minister für Handel nnd Gewerbe eine Denkschrift gelangen ließen, in welcher anseinandergesetzt wirb, daß die Löhne der Bergleute bedeutend gesunken sind, 8000 Bergleute seien schon von der Bergarbeit entfernt worden, weitere Ent- lassungen stäuben bevor; wie vor dem Streik im Mai 1889 werbe das Strafen und Kohlennullen wieder gehandhabt. Der Schluß dieser Denkschrift lautet: „Wir hegen die bestimmte Erwartung, daß die Regierung nicht ruhig zusieht, wie durch die kapitalistischen Maß- nahmen ein großer Theil der Arbeiterschaft in Noth und Elend versetzt wird, sondern zeitig genügende Aenbernng zum Bessern schafft. . . . Ein ruhiges Zu- sehen würde ben Verbacht zeitigen, daß die Regiernng ber Arbeiterschaft nicht eben geneigt sei. Die Folgen eines solchen Verhaltens verantwortet dann die Arbeiter - schaft nicht." Die Urheber der Denkschrift sind sich jedenfalls nicht klar darüber, daß die Regierung diesen Zuständen gegen - über völlig ohnmächtig ist, selbst wenn sie geneigt wäre, zu Gunsten ber Arbeiter einzugreifen. Der Kanipf um die Beute. — „Der Vortheil des Einen ist der Schaden des Anderen", ein Satz, der im kapitalistischen Jnteressenkampf permanent seine Be - stätigung erfährt. So bedeuten hohe Kohlenpreise für die Zechenbarone Steigerung des Unter- nchmer Profits; den industriellen Unternehmern aber, welche die hohen Kohlenpreise zahlen müffen, bringen sie eine Schmälerung des Profits. Diese That - sache erfährt im Hagener Handelskammer- bericht für 1891 eine Beleuchtung. Der Bericht Mit zitternder Stimme befolgte Arthur den Wunsch seines Freundes. „Am heutigen Tage unb im Besitze meiner vollen Geisteskraft — obwohl ich sehr leidend bin — erkläre ich hiermit, daß ich nicht eine einzige Zeile des vor - stehenden Testaments zu ändern wünsche. Nie liebte ich meine Gattin inniger und nie wünschte ich ansrichtiger wie heute, sie zur Erbin meines ganzen beweglichen Eigenthnnis, im Falle ich vor ihr sterben sollte, zu machen. John Jefferson." Annie war zuviel Herrin ihrer Gefühle, um bie Befriebignng, die sie empsand, in Gegenwart ihres Gatten zu erkennen zu geben. Eine halbe Stunde darauf aber, als sie mit Arthur allein tu ar, war fie nicht mehr im Stande, ihre Freude zu zügeln. „Wir haben nichts mehr zu fürchten, Arthur," rief sie, „nichts! Uns winken Freiheit, Liebe, Reichthni» unb Vergnügungen. Denke nur, wir besitzen zum Mindesten drei Millionen Dollars! Ich werde dieses Testament gut verwahren unb keinem Agenten ober Notar den Eintritt in die Billa gestatten, so lange er lebt. Aber nun muß ich mich beeilen." Arthur empfand große Genngthunng bei dem Ge- danken, daß Annie reich sein würde, konnte er doch leichter einer Millionärin sich entledigen, wie einer armen Fran, weshalb er dnrch Jeffersons Handlungsweise sehr beruhigt wurde, und nur Annies Ausgelassenheit und Heiterkeit waren ihm zuwider. Er nahm sich vor, ihr das Unschickliche nnd Unvorsichtige solchen Betragens im rechten Lichte zu zeigen. Ihre Entgegnung bestand darin, daß sie ihm ein Bild von der Glückseligkeit ent - warf, die ihrer warte, sobald Jefferson in feinem Grabe liege. „Ich bitte Dich, unterlaß das," sagte er dann und suchte sie znm Aufgeben ihres Planes zu veranlassen. „Du siehst nun ein, daß Du Dich geirrt und Joh» Dich jetzt noch ebenso liebt, wie sonst." Annies GesichtsanSbrnck veränderte sich Plötzlich und für Augenblicke verharrte fie im ernsten Nachdenken. „Laß uns darüber kein Wort mehr verlieren," sagte fie rauh. „Vielleicht irrte ich mich, — vielleicht hegte er nur Zweifel und hofft mich wieder zu gewiuneu durch Güte. Aber siehe . . ." Sie brach den Satz jäh ab und wagte jedensalls nicht, Arthur noch mehr zu erbittern. Am anderen Tage ging er, ohne ihr ein Wort zu sagen, nach Alexandria. Es war ihm unmöglich, diese»