6. Jahrgang. Nr. 273 SommvcuS, Scn 19. November 1892 ■a-'saaaaEaarufKSMESK’ RSKtXÄi ÜKS Sozialismus fei etwas „Fremdes" und seine Bekenner begriffen ist. Der Anleihebedarf cmS der Militär. Hierzu eine Beilage. Sont Parteitage Son Ser Wettbiihne sind ge- bis an'S welchem Als sie sich niedergelegt und die Kerze anSblieS, chante sie sich noch lange, auf den Arin gestützt, jene liegende Gestalt an. Und sie starrte so lange, bis sich ihre Augenlider schloffen und sie einschlicf. Und schlafend träumte sie sich zurück in die Gesinde- iube. Jedermann schläft. Der Kutscher liegt auf der laugen Bank der Lange nach ausgcstreckt, der Diener auf den Tisch hiugeliimmelt, der Portier auf der Diele zusauimengezogeii und mit dem Kopf auf einem unige. Vortage beträgt aber schon allein für das Jahr 1893,94 61 Millionen Mark. Wird die Militärvorlage Gesetz, so werden also die Aussichten noch schöner. Boi der Wahl zum lippische» Landtag in den Städten Lemgo, Blvnibcrg, Salzuflen und Barntrup siegte der frühere Laudtagsabgeordnete Schnitger, der kürzlich offen zur Sozialdemokralie übertrat, mit 587 Stimmen über den freisinnigen Gegenkandidaten, der 531 Stimmen erhielt. Bei der Stadtverordnete» = Ersatzwahl in Gassen erzielten unsere Genossen einen schönen Ach- Jahre 1887, wo unsererseits zum ersten Male an der Stadtverordueteuwahl theilgeuommen wurde, erhielten wir nur 19 Stimmen. Das Resultat ist also für uns günstig. Es würde aber eilt noch weit besseres fein, wenn die Betheiligung au der Wahl nicht eine sehr starke Minorität gegen sich gehabt hätte, was, wie die „Bolksstimme" erklärt, unbedingt eutmuthigeud auf die Wähler gewirkt hat. Bon 2248 eingeschriebenen Wählern stimmten nur 826 ab. Gierig fielen sie über den Punsch her, sowie über den Zucker, und sanden den den Abend abschließenden Nektar herrlich. Nur Frau Sophia fand ihn nicht so. Als sie den ersten Kaffeelöffel davon gekostet, verzog sie die Nase. „Dieser Punsch hat ja einen eigenthümlichen Ge» schmack, lute 'eiter Trank, den ärgerliche Mütter für int- ruhige Kinder kochen — aus Mohukvpsen." Und es widerte sie der Geschmack so an, daß sie nicht ferner das Glas an die Lippen zu setzen vermochte. Sie gab es dem Küchcujuugen, der noch nie so etwa- getrunken und dem es also herrlich schmeckte. Sie aber sagte, daß sie von all' den Mühen be$ ganzen Tages sehr ermüdet sei. Auch sie band dem Gesiude aus die Seele, daß Jeder sich früh hinlege, vorher aber die Kammern gut inspizire, damit sich keine Katze zwischen die kostbaren Braten eiustehle; und damit eilte sie Athalia nach. Als sie in's gemeinsame Schlafzimmer gelangte, ruhte Athalia bereits. Die Bettvorhänge waren auseinander - gezogen ; sie konnte sie daher sehen, wie sie mit dem Rücken nach auSwärtS gekehrt und bis an den Kopf zu- gedeckt dalag. Auch sie eilte, sich jetzt uiederzulegen. Aber der Geruch von dem einen Löffelchen Pnusch verfolgte sie auch noch hier; sie bangte, das ganze heutige Abendbrot werde daran zu Schaden kommen. Athalia ist dort im geheimen Lauichwiukel. Schon lauge ist's her, daß sie dort weilt. Daß das Wcib so lange jenes Gebet auswendig lernt!' Schließlich macht Timea das Buch zu und seufzt tief auf. Dann nimmt sie ihren Handlenchter und untersucht die Thüren, ob sie auch gut geschloffen sind. Auch hinter die herabgelaffenen Feustervorhänge blickt sie. Die Worte ihres Bräutigams haben schon die Furcht in ihr Herz gepflanzt. Das Licht erhebend, blickt sie ring? an den Wänden herum; kann man hier nicht irgendwo hereiukommeu? Sie sieht nichts. Und blickt doch Jener grade in's Auge, die auf sie lauert . . . Jetzt geht sie an ihren Toilettentisch und löst sich die Haarflechten auf, windet sich dieselben um's Haupt und drückt sie durch eine netzförmige Haube nieder, damit sie nicht auseinander fallen. Auch etwas Eitelkeit lebt in der Frau. Damit ihr Hände und Arme weiß und zart bleiben, reibt sie die - selben mit duftender Salbe ein und zieht darüber arm - lange Handschuhe vou Hirschleder. Dann entkleidet sie sich und nimmt das Schlaf - gewand. Bevor sie sich aber legt, tritt sie an ihr Belt, öffnet ein darüber hängender Kästchen und nimmt einen Säbelgriff heraus, an dem noch ein Theil d.r abge - brochenen Klinge zu sehen ist. Das Ting schaut sie zärtlich an und drückt es an den Busen. Daun küßt sie eS. Zuletzt steckt sie es sich unter'S Kiffen. Sie pflegt damit zu schlafen. Athalia sicht alle» daS 1 Dann löscht Timea das Licht und Athalia sicht nichts mehr. Nur daS Schlagen der Nhr hört sie noch. ES schlägt 1 Uhr und drei Wertel. Sie hat Geduld und wartet . . . Sie redntet sich aus, erst wenn der erste Schlaf über die Augen kommt, daun ist die Zeit da. — Aber eine Viertelstunde ist jetzt doch eine Ewigkeit! selbst der Boden hört ihre Tritte nicht. In der Stube ist es dunkel, die Fenster schlossen, die Vorhänge Herabgelaffen. Langsam, tastend kommt sic vor. Tiuwas tiefes Alhmcn im Schlafe führt sie Bett . . . Ihre tastende Hand trifft daS Kiffen, auf A uz ci g tn werden die fäuigefpalreue Petitzeile oder deren Raum mit 30 4, für den stlrbeitSinarkt, Vcviniethnuqs- und Firurilienauzeige« mit 20 -4 berechnet. Nnzcigeu-Aunahmc in der Expedition (bis 6 ttiir SlbdS.), sowie in sämmtl. Aunoueen-BüreauS- Redaktion und Expedition: Große TPeaterstraße 44 in Hamburg, DaS „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Der NbouuemeutSprciS (iukl. „Die Neue Lvelt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post, atalogs 2761) ohne Bringegeld vierteljährl.zü4,20; durch die Kolporlöre wöcheutl. 36 4 frei in's Haus. Verantwortlicher Nedaktör: Gustav Steugcle in Hamburg. Die preustischen Fiuauzverhältnisfc malen die ossiziöseu „Berl. Pol. Nachr." Grau in Grau. Das Blatt schreibt: „Das Gesammtergebniß der Etatsverhand- lnugen ist leider insofern a's ein wenig günstiges zu bezeichnen, als sich im Verlause derselben das aus den ersten Etatsaumeldungeu gewonnene u n b e - friedigende G e s a m m t b i l d der augenblicklichen Finanzlage nicht gebessert, sondern eher verschlechtert hat. Das gilt sowohl von,den eigenen Einnahmequellen Preußens, als von dem finanziellen Verhältnisse zum Reiche. Nur durch die strengste und ausnahmelose B e - schränknng der Aiehrausgabeu auf das unabweisbar Nothwendige wird es möglich fein, das Defizit des nächsten Jahres in niedrigen Grenzen zu halten. „Wenn unter den Ursachen der rückläufigen Be- wegnng der preußischen Finanzen auch solche von vor - übergehender Nainr sind, so hat man es dabei doch im Wesentlichen mit solchen vou dauernder Art zu thun. DaS finanzielle Verhältniß zum Reiche dürfte trotzZ deS künftigen Einnahmezuwachses aus der Er - mäßigung und dem demnächstigen Fortfall der Zucker- aussuhrprämien sich Atigesichts des steigenden Bedarfs für den Reichszuschuß zur Invalidenversicherung und für die Reichsschuld schwerlich sobald bessern. Ebenso wenig ist in absehbarer Zeit wieder ans Eisenbahuüber- schüsse in ähnlicher Höhe wie vor 1890 zu rechnen, und wenn wider Erwarten solche einträten, würden sie auch nicht Mieder zur Deckung der^lausenden Ausgaben voll herangezogeu werden dürfen.„Es liegt daher aus der Hand^ daß bei dieser Lage der Dinge der Staat auf die Ertragssteuern einschließlich der Bergmerksteuer nicht ver - zichten kau», wenn ihm daiiir nicht voller Ersatz in quatito und quali geboten wird. Wer daher den Ver- zicht des Staates auf jene Steuern will, wird sich auch zur Bewilligung vollen Ersatzes bereit finden laffeu müssen." Die Beschränkung der Mehrausgabe hat sich nach der offiziösen Weisheit natürlich nicht auf das Militär zu erstrecken. Hier heißt es: Immer mehr Geld her. Wenn auch für Knlturzwecke nichts übrig bleibt, was schadet's, wenn wir nur das größte Kriegsheer haben (Nachdruck verboten.) (91. Fortsetzung.) Das Stubenmädchen kehrte dann in die Gesinde - gefellschaft zurück. „Herren sind Pfaffen!" rief der Diener in guter Laune aus. „Bald Esel und bald Mönch, so wechselt die Abt- schaft," erwiderte ihm der Portier, die heranfgebrachten Thorschllissel in die Tasche steckend. „Alles wäre schon gut, bekämen wir nur noch einen kleinen Punsch I" stichelte der Kutscher. Und wie auf Wunsch öffnete sich die Thür und es kam Fräulein Athalia, in der Hand ein Brett, auf welchem pnnschgefüllte Gläser klirrten und aneinander stießen wie ein gespenstiges Glockenspiel. Das ist eine täglich willkommene Gabe, besonders aber für den heutigen erfreulichen Abend passend. „Hoch unserem theuersten Fräulein 1" schrie das Gesinde. Athalia setzte lächelnd da? Pnnschbrett aus den Tisch nieder. Auf dem Brette stand ein Parzellaukorb, auge- t)8nft mit Zuckerstücken, welche ans übertriebener Del!- kateffe an Oraugeschalen gerieben waren, so daß sie gelb ersch,eilen und dufteten. Frau Sophia liebt den Thee so am meisten. Viel Rum dazu, und noch mehr orangeduftenden Zucker. „Und Du beiheiligst Dich nicht?" fragte ste ihre Tochter. In den Armen liegen sich Beide. Der Bochumer Krieg zwischen Fusangel und Baare hat einer wahrhaft rührenden Harmonie Platz gemacht. Nachdem, wie wir schon mittheilteu, Baare auf sein Mandat zur Stabt- verordneten-Versamniliing in der dritten Abtheilung ver - zichtet hat, um dort einem Anhänger des ZentruniS Platz zu machen, empfiehlt Fusangel jetzt in der „Wests. Bolks-Ztg." die Wiederwahl des Büreau-Chefs des Bochumer Vereins, des Herrn Generotzky, in der dritten Abtheilung. Bekanntlich ist es noch nicht sehr lauge her, daß^Fus- angel den Einfluß des Bochumer Vereins in der Siadt- verordneteii-Verfammliiug scharf tadelte; bet dieser Ge - legenheit erhielt auch Generotzky eilt so reiches Maß von Vorwürfen daß er in dem Steuerprozesse unter den Klägern figurirte. Es ist daher, wie aus Westfalen ge - schrieben wird, nicht zu venvnndern, daß man in Bochum erzählt, bei der nächsten Stadtverordnetenwahl werde Herr Fusangel als Kandidat des Bochumer Vereins auftreten. Der Kapitalismus ist eben stärker als die Pariei- feiudschast. Bor den beiderseitigen kapitalistischen Interessen muß der alte Hader schweigen. lieber die Motive deS BiSmarek'fche» ®e= ständniffes, betreffend die Emser Depesche, geht der „Köln. Volks-Zeitnug" aus Berlin eine durchaus glaubwürdige Erklärung zu: „Die „göttlichen Sauhirten", welche dem Alireichs- kanzler unberufen ihre Dienste leisten, arbeiten ganz sicher nicht nach seinem Sinn. Eben so wenig wie jener Rc- dakiör, dem Bismarck eine politische Mitlheiluug „ver - traulich" machte, und der sie auch nicht abdruckw. Woraus der Altreichskanzler, als er die Nachricht noch immer nicht in den Blättern sand, ärgerlich ausrief: „Glaubt der Esel, ich hätte ihm die Miitheilung zu dem Zweck gemacht, um ihn in politische Geheimnisse eiuzuweiheu!" So auch in diesem Falle. Taran liegt dem Fürsten sehr wenig, als diplomatischer Tugendbold ge- feiert zu werden. Wir haben ein Bischeu herum- gehorcht, wie die Sache zusammenhängt. Es sei, so hören wir, dem Altreichskanzler zu Ohren gekommen, gewisse Berliner Kreise hätten sein Verdienst als „Begründer Deutschlands" zu schmälern versucht. Man habe - ganz im Sinne der „patnotischen" Mythenbildung — geäußert, der Krieg von 1870 sei durch französische Fri- volität gegen unser Wünschen und Wollen über uns hereiugebrochen, darauf habe unsere tapfere Armee, mit König Wilhelm und Moltke au der Spitze, die frevlen Angreifer zu Boden geschlagen und nach dem Siege — jetzt kommt die Hauptsache! — wäre die Einigung Deutschlands kein Kunststück mehr gewesen, sie sei ge- wissermaßen von selbst zu Staude gekommen als nalür- liches Resultat der Entwicklung der Dinge, und wenn auch der unlähigste Staatsmann an der Spitze Prenßeits gestanden hätte, wäre es ihm kaum möglich gewesen, durch Thorheiien diese Entwicklung zu — hinter- treiben. »So ungefähr soll in manchen Kreisen eine münd- Ail GoliNkusch! Roman in fünf Bänden von Maurns Jvkai. Wie Beauitcnbeleidignugüprozesfe entstehen, dafür liefert das „Reichsblatt" einige Beiträge: Ein Bauer in der Neumark klagte den Gemeinde - vorsteher beim Amtsvorsteher an, daß et die Geiueinde- bücher nicht richtig geführt hat. Der Amtsvorsteher untersuchte die Sache aber nicht, sondern zeigte den Baiteru wegen Beanitenbeleidigung beimSipats- auwalt au. Daraus ging der Bauer zum Landraih und machte ihm die Anzeige gegen den Gemeindevorsteher. Der Landrath sagte: „Dem Gemeindevorsteher stehe ich bei." Ader schließlich untersuchte der Landrath die Sache doch, und es stellte sich heraus, daß that sächlich grobe Unregelmäßigkeiten in Pen G e - m ei n d e-B ü ch er n waren. Weshalb untersucht man solche Sache nicht gleich? Ferner: Ein AnitSanwalt zeigte einen freisinnigen Jagd - pächter wegen Jagdvergehens an. In der Gerichtsver - handlung sagte der Jagdpächter: „Er wundere sich, daß der Amtsanwalt ihn angeklagt habe, da der Amts» an Walt selber verschiedene Jagdvergehen begangen habe. Er habe u. A. einen Hirsch in der Scbonzeit ge- schossen." Was geschah nun ? Wurde der Amtsauwalt angeklagt? Nein, gegen den Jagdpächter wurde vom Staatsanwalt eine Untersuchung wegen Be - amte ubeleidigung eingeleitet. Die Untersuchung ergab aber, daß die Beschuldigung begründet und eine Bestrafung des Jagdpächters wegen Beleidigung nicht möglich war Was geschah nun? Wurde jetzt der Amtsauwalt bestraft? Nein, der Staatsamoalt schlug die Anklage nieder, „weil es nicht erwiesen sei, daß dem A m t s a niv a l t das Bewußtsein ber ©traf, borteit seines Jagdvergehens intte gewolmt habe"!! — Der Zagdvöchier mußte übrigens wegen seines Jagd - vergehens freigesprochen werden. Die Binve, welche Frau Themis vor den Augen trägt, macht sie zeitweilig nicht nur blind, sondern auch schwerhörig. Die Militärpflicht zuriitkgekehrtcr Aus - wanderer betreffend macht die „Boss. Ztg " folgende Mittheiluug: „Nach § 11 des Reichsmilitärgesetzes vom 9. Mai 1874 sind solche ehemalige" Reichsangehörige, welcke durch mehr als zehnjährige Abwtienbeit von Deuisch'aud zwar die deiiische Reichsangehörigkeit ver - loren, aber eine andere Staatsangehörigkeit noch nicht erworben ' bett, gestellungspflichtig, sobald sie ihren dauernden Aufenthalt wieder in Deut'ch- lcmd nehmen Nach der neueren Praxis der zu - ständigen Behörden ist, wie wir hören, unter dauerndem Aufenthalt nicht zu verstehen eine ohne Ausgabe des Wohnsitzes im Anslaude nach Dcuts hland erfolgte Rück- Zu den bevorsteheudcu parlsmeutarischen Verhandlungen schreibt man dem „Hannov. Cour." aus Berlin: „So kurz vor Beginn der R e i ch s t a g s s e s s i o n, wie in diesem yofjre, ist der Arbeitsstoff für den letzteren noch nie festgestellt worden. Für die letzte Entscheidung über den Etat wird der Bnudesraih noch eine Sitzung abhalieu. Wahrscheinlich wird auch die Militär- Vorlage noch im Plenum des Buudesrathes vor der Eröffnung des Reichstages für den letzteren abgeschlossen werden. Die noch ausstehende Entscheidung ist, wie mit Bestiiuiutheit versichert wird, lediglich eine Formalität. Es wird angenommen, daß die Militärvorlage schon am nächsten Dienstag, spätestens aber nach Koustituirimg des Reichstages, am Mittwoch, zur Veühetluitz komme. In diesem Falle würde möglicherweise der Reichskanzler Graf Caprivi die Einbringung der Vorlage besonders mit einer Rede begleiten. Ein solcher Vorgang war bis - lang im Reichstag nicht üblich. Es wird daher auch für wahrscheinlich gehalten, daß die einleitende stiebe des Reichskanzlers erst bei der ersten Lesung des Gesetzes erfolgt. Doch ist darüber, sicherem Vernehmeu nach, noch kein Beschluß erfolgt. Die Frage, ob die erste Lesung des Reichshaushaltsetats, der jedenfalls bereits fertiggestellt ist, der der Militärvorlage vorangehen soll, ist noch offen und dürfte wahrscheinlich vou dem Zeit - punkt des Erscheinens der beiden Gegenstände abhängig bleiben." Die Sei ft euerbo ringen sollen im Lause der nächsten Woche an den Bund esrath gelangen. Die Auwesenheit deS baierischeu Finauzministers in Berlin hängt mit der Fertigstellung dieser Vorlagen, wie offiziös mitgetheilt wird, zusammen. „Wenn schon Einigkeit über die Reichsstenervorlagen erzielt wäre," be - merkt dazu die „Freis. Ztg.", „so brauchte der baierische Finanzminister nicht erst zu Konferenzen nach Berlin zu kommen. Unmöglich wird man dem Reichstag zumuthen können, in eine erste Berathuug übet den Reichshaus - haltsetat und die Militärvorlage einzntreten, bevor mit den Reichssteuervorlagen das finanzielle Material zur Benrtheilung der Sachlage vollständig vorliegt. Vielleicht wird sich Herr Eugen Richter in dieser Annahme doch irren, denn die Reichsregierung hat es offenbar sehr eilig mit der Militärvorlage und wird sie nicht erst einer erneuten wochenlangen öffentlichen Dis - kussion aussetzen wollen, ehe die Entscheidung fällt. 149 MMioue« Mark soll nach dem nächst- jährigen Reichshaushaltsetat das Reich wieder pumpen. Wir brauchen Geld, viel Geld für nufer herrliches Kriegsheer und da legt man auf die schon vorhaiideiieu zirka 1| Milliarden Schulden mit leichtem Muthe noch anderthalb hundert Millionen daraus. Die zukünftigen ReichSbürger mögen dann sehen, wie sie mit diesem lieb - lichen Vermächtnis; fertig werden. Int vorhergehenden Etatsjahr bezifferte sich der Auleihebedarf auf 137t Millionen Mark. Grade weil der Auleihebedarf deS vorigen Jahres so außerordentlich groß wat (allein 120 Mill. Mk. entfielen davon ans die Militär- und Marineverwaltuttg) glaubten hoffnungsvolle Leute für 1893/94 einem geringeren Anleihebedarf ent- gegenfehen zu können. Es scheinen aber wiederum be - sondere außerordentliche Aufwendungen für das Militär- und Marinewesen beabsichtigt zu sein. — Und dabei muß man festhalten, daß derjenige Anleihebedarf, der im Gefolge der neuen Militär vor läge nöthig wird, in die obige Summe,noch gar nicht ein- Berlin, 17. November. O Der bürgerlichen Presse ist unser Parteiparlament nicht iiitcreffaut genug; es liefert ihr nicht genug Stoff zu persöulichett Klatschereien, Spöttereien und pikanten Witzeleien. Die Leute, welche hochnäsig in den Verhand - lungen des Kongresses „nichts von besonderem Belang" finden wollen, trachten damit nur, zu verbergen, wie dürftig ihres eigenen Geistes Acker bestellt ist. Ohnehin ist die Sozialdemokratie nicht verpflichtet, für das Amüsement des sensationslnsiigen Spießbürgerthunts zu sorgen. Sie erfüllt eine demokratische Pflicht, indem sie für ihre Verhandlungen die weiteste O e f f e it t l i ch- k e i t anordnet. In dein Sitznugssaale befinden sich eine Menge vou Journalisten, die zum Theil für die ge - hässigsten gegnerischen Blätter schreiben und bereit Be- richte weder einer Zensur unterworfen, noch sonst irgend wie beschränkt werden. Hier ist volle Freiheit! Welche andere Partei Hütte den Muth, ihre inneren Partei- aitgelegenheiten so vor den Ohren und Augen der ganzen Welt zu verhandeln 1 Die Sozialdemokratie beweist damit nicht nur ihre innere Stärke und, bürgerlich zu 'reden, ihr gutes Gewiffen; sie zeigt auch Jedermann, daß sie ihre Geschäfte ehrlich betreibt und keineswegs „lichtscheu" ist, wie es ihr gewisse Leute andichten möchten, die sich nun einmal eine Arbeiterbewegung nicht anders als nach dem Muster der Bourgeois-Ver- schwörmtgen vorstellen können. Eine solche Partei, wie die Sozialdeuiokratie, hat es noch niemals gegeben; sie ist selber ganz neu, wie sie neue gesellschaftliche Gebilde anstrebt. Wer das Wesen und beit Geist der modernen Arbeiterbewegung versteht, für den bietet dieser Partei - tag, ber dritte seit dem Falle des Sozialistengesetzes, des Interessanten genug. Ans den Reden und Anträgen ist zu vernehmen, daß der sozialistische Gedanke sich immer mehr einwurzelt in den gewaltigen Mafien des Prole - tariats, daß er immer weitere Streife in feinen Bereich zieht. Der Eiser der Vorkämpfer dieser Klasse ist uner - müdlich. Ohne Unterlaß sind, wie man ans dem Ver - lauf der Arbeiten ersieht, viele Tausende von Arbeitern bemüht, unter ihren Klaffengenosfen das erlösende Licht ber sozialistischen Aufklärung zu verbreiten, und in selbst- loser Hingabe opfern sie einen Theil ihrer sauer erwor- beiten Pfennige zu diesem Zweck, um die nothleidenden Brüder zu dem großen Vunbe der Armen und Unter- brückten heranzuzieheu. Wie kläglich stehen dem gegen - über die herrschenden Klassen da, welche dem Volke den Tempel der Wissenschaften verschließen und sich ganz und gar dein Mammonismus mit feilten Brutalitäten und feinen Orgien widmen möchten. In diesem Bestreben werden sie von ber Sozialdemokratie recht unbehaglich gestört. Wenn sie sich mit den seichten Witzeleien ihrer literarischen Dienstboten darüber trösten können, fei ihnen baS unbenommen; aber wir glauben bas nicht. Denn ihr Gelächter klingt gar sehr gezwungen und ihr Hohn ist erkünstelt. Die Verständigeren unter ihnen fühlen, baß der Sozialismus die neue Macht barstellt, welche bestinimt ist, die alte Klassenherr - schaft abzulösen. Ihnen graut vor dem „Nivelliren", o. h. sie wollen ihre Vorrechte nicht aufgeben und sie Hitler» vor einer Zukunft, welche aus den Menschen freie Wesen machen will, während sie heute nur aus Sklawen und Sklawenhaltern bestehen. Der Philister, der alle Tage in seiner Zeitung die unglaublichsten Faseleien über den von Engen Richter erfundenen angeblichen sozialdemokratischen Zwangsstaat liest, muß manchmal doch staunen, wenn er sieht, wie die „Wühler" und „Umstürzler" in nüchterner und ruhiger Weise praktische Angelegenheiten behandeln und dem - gemäß beschließen. Wo bleiben da alle die Hirngespinnste und die tollen Phantasien, die immer wieder zum Vor - schein kommen, wenn die bürgerliche Presse es für gut fiiibet, das „rothe Gespenst" heranszubefchwören und die Philister in's Bockshorn zu jagen. Das wird indessen von Jahr zu Jahr schwieriger. Deutschland ge- wöhnt sich an seine Sozialdemokraten und das bedeutet so viel wie den end- gültigen Sieg ber letzteren. Wie lange ist her, daß freche, besonders dazu gedungene literarische Lohndiener der Bourgeoisie zu behaupten wagten, ber Tische. Und vor Sebent lag bort das leere Punschglas. Nur sie hatte das ihre nicht auSgetrimken. -yllub ihr träumte, Athalia, barfuß int Nachthemde, schleiche sich hinter sie und raune ihr in's Ohr, „warum hast Du den Punsch nicht ansgetrunken, liebe Mama? Willst Du noch mehr Zucker drein? Simm, hier ist Zucker!" Und sie füllte ihr das GlaS bis an den Rand mit Zucker. Aber beständig blieb ber widerliche Ge- schmack. „Ich will nicht! Ich brauche nicht!" sagte Frau Sophia im Schlafe. Doch Athalia führte ihr mit Ge - walt bas schänmenbe Glas an bie Lippen, vor deffen Dunst ihr graute. Sie kämpft, will nicht trinken, schließ - lich stößt sie gewaltsam den Puuschbecher weg, und mit diesem Schlage schlägt sie von: Nachttisch das GlaS Wasser hinab, so daß das ganze Wasser sich über sie ergießt. Darauf erwachte sie. Sie glaubte noch Athalia vor sich zu sehen, mit jenen drohenden, schönen Augen. „Athalia! Wachst Du?" fragte sie bennrnhigt. Sie hörte keine Antwort. Sie horcht; sie hört nicht das Athmen bet im anderen Bette Schlafenden. Sie steht bangend auf und geht zu Athalias Bett. DaS Lager ist leer . . . Sie traut int Dunkel ihren Singen nicht, sie tappt mit den Händen das Bett ab. Darin ist Niemand. „Athalia! Athalia l wo bist Du?” flüsterte sie von Furcht befallen. Und bann, als ihr keine Antwort wird, durchfährt ein namenloser Schauder ihre Glieder. ES dünkt ihr, alS sei sie völlig erblindet und erstarrt. Sie vermag nicht, sich zu regen, sie kann nicht rufen. Sie spricht bloS, und dann dünkt ihr, al- sei sie taub geworden. Weder im Hause noch auf ber Straße irgend ein Geräusch. »Wo ist Athalia?' Im Kreise Arttswaide-Friedeberg gehen bie Wogen des Wahlkampfes sehr hoch. Unsere Genossen sowohl wie Freisinnige, Nationalliberale, Antisemiten und Konservative halten abwechselnd Bersammlungeu ab. Die antisemitische Agitation ist natürlich von dem üblichst Radau begleitet. Daß dieser nicht fehlt, dafür sorgen die Herren Pickenbach Berlin und Werner-Marburg. Das dritte Wort dieser biederen Deutschliuge ist: „Juden 'raus!" und das vierte: „Goldene und rothe Inter - nationale". Unsere Genossen sind den Antisemiten die saiaisteu Gegner, weil sie ihnen überall, wo es möglich, die Wahrheit sageit. So neulich in Arnswalde, wo Pickenbach in einer von 1000 Personen besuchten Ver - sammlung auf Juden, Sozialdemokraten und Freisinnige schimpfte und die Konservativen bestmöglich herausstrich. Genosse St a b e r u a ck-Berlln und der Kandidat unserer Partei, Kenoffe M i 1 l a t g - Berlin, tviderlegten die Pickenbach'sche Salbaderei treffend, was die Antisemiteu selber anerkaiiuten, indem sie Beiden die Nedefrreiheit schmälerten. In Reetz, einer kleinen Stadt, gingen unsere Genofieu in eine antisemitische Bersamnilung und vertheilten daselbst Flugblätter für Millarg, worüber die Antisemiten begreiflicher Weise äußerst ungemüthlich wurden. Zu ihrem Schmerze mußten sie bann hören, daß bie schrecklichen Rolheit auch in bett Häusern der Stadt Flugblätter vertheill hatten. In Friedeberg verübten bie Antisemiten folgenden germanischen Kottp: Unter Benutzung der wtrlhfchast- lichen Abhängigkeit der Arbeiter, Handwerker it. f. w luden sie diese ein zu einem Nachmittagskaffee nebst Kuchenefien; nachdem die Geladenen gegessen und ge - trunken hatten, kant man mit einer Liste, in welcher jeder Betheiligte sich eiuzeichiieit mußte, um Mitglied des neuen antisemitischeti Vereins zu werden. Außerdem hatte Jeder IO 4 abzuladen. Viele der solchermaßeu gepreßten Mitglieder sind schon wieder ausgetreten. Als in Friebeberg und Umgegend verlautete, baß die Sozial - demokraten eine Versammlung mit Dr. Sütgenau als Referenten abhalten wollten, geriet!) Alles in Aufruhr. Utifere Genossen hoffen, daß in Friedeberg diesmal ine^r Stimmen für den sozialdemokratischen Kandidaten abge - geben werden, als int Jahre 1890, obwohl zu befürchten ist, daß bei ber großen Abhängigkeit, in welcher bie Arbeiter jenes Wahlkreises auch in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht leben, mancher Arbeiter fürchten wird, sein Brot zu verlieren, toenn er tn ber jetzigen Zeit deS beispiellos elenden Geschäftsganges für unsere Partei stimmt. Jedenfalls werden unsere Gen offen ihre ganze Kraft einfetzett, um das Wahlresultat für uns so günstig wie möglich zu gestalten. hätten keinen Anspruch darauf, als Deutsche in Deutsch - land zu wohnen. Die Arbeiterbewegung, so international sie ist, erscheint heute als ein mächtiger Faktor des ge» fommten nationalen Lebens und sie wirkt bereits tief auf die gejammte Entwicklung Deutschlands ein. Das kann aus den Verhandlungen dieses Parteitages Jeder- mann erkennen, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören. Wie lange wird es noch dauern und Alles, was in Deutschland noch frisch, lebendig, unverfault und ent- wicklungsfähig ist, wird sich in der Sozialdemokratie konzentrireu. „Alle Zivilisation verfault und stirbt ab, die nicht ans den niederen, verachteten Schichten des Volkes ihre Nahrung empfängt," sagte 1848 ein Denker in der Paulskirche zu Frankfurt. In der That, während die herrschenden Klassen im Schlamme ber Korruption zu versinken brohen, regt sich in ber Arbeiterwelt um so frischer jener schöpferische Geist, ber bie Neuerungen in ben gesellschaftlichen Zuständen vorbereitet und an- kündigt. So hält ber Parteitag, bewußt oder unbewußt, der bürgerlichen Gesellschaft einen Spiegel vor, in dem sie bie fahlen Züge ihres eigenen abgelebten Antlitzes er- blickt. Angstvoll bebt sie davor zmück und ihr gezwun - genes Hohngelächter soll uns auch darüber täuschen. Es täuscht uns aber nicht! Die Uhr schlägt 2 nach Mitternacht . . . Das St. Georgsbild rückt von der Stelle fom'mt seinem Drachen, der noch immer nicht erstochen ist. — Athalia tritt aus ihrem Versteck. Sie geht barfuß, Kegen die Militärvorlage protestirten ferner Versammlungen in Schweinau (Referent Grillen- berget), Käferth al (Referent Webet), Rohr - bach bei Heidelberg (Referent Jordan- Mannheim) — In H e s s i i ch - O ld e n d o ts wurde eine Volks- Versammlung aufgelöst, nachdem Genosse Niehoff- Hannover über die Militärvorlage referirt hatte. — In Mülhausen i. E konnte die geplant gewesene Protcstversammlung nicht abgehalten werden, weil der Bezirkspräsident die Erlaubniß verweigerte. Ohne diese dürfen nach dem in den Neichslanden gültigen französischen Gesetz politische Verfammluitgen nicht statt - finden. ' „ Der „Segen" der Kolonialpolitik für die deutsche» Steitcrzahlcr. Die „Voss. Ztg." schreibt: „Dem Vernehme» nach werben int nächstjährigen Reichs- hanShaltsetat zum e.-ften Male Pensionen zur Er- scheimtng komtnen, welche an Offiziere und Unteroffiziere ber Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika gezahlt werden; es soll sich dabei um zwei Ofsiziece und vier Unteroffiziere handeln." „Danke, ich trank bereits Thee mit bet Herrschaft; midj schmerzt der Kopf, ich gehe schlafen." Au,u»>,>>r»grz»gc>> uuu um von «ops aus entern umge« Damit wünschte sie ber Mutter und dem ©efittbe 1 tnorfcncit Stuhl ruhend, die Köchin im Gesindebett, das gute Nacht und ordnete noch an, sie möchten sich bald Slitbeumädchen auf dem Feuerherde, von dessen Rand zur Ruhe legen, denn morgen stehe man früh auf. ' ihr Kopf herabhing, und der Küchenjunge unter dem Timea ruht. Sie greift unter das Kopfpolster; dort geräth ihr ein kalter Gegenstand in die Hand; der S"belgriff mit halber Klinge . . Ach, mit dem kalten Eisen durchglüht Höllenwärme ihre Adern. Sie faßt ben Griff in die Faust. Behutsam zieht sie sich die Klinge durch die Lippen. Sie spürt die Schätfe derselben. Aber dunkel ist es, man kann die Schlafende nicht sehen. Und jetzt schläft sie so geräuschlos, daß nicht einmal ihr Äthern zu hören ist. Der Hieb aber muß gut bemessen werden . . . Athalia neigt ben Kops nach vorn und horcht. Jetzt regt sich bie Schlatende ein wenig und im Traume seufzt sie: „O mein lieber Gott I" . In diesem Momente schlägt die Säbelklinge dort nieder, von tvo der Seufzet kam. Aber der Hieb war nicht tödllich; Timea hatte sich im Schlafe mit dem reckten Arm ben Kopf bedeckt und so geschützt, daß bet Säbelhieb nur ihr Handgelenk traf. Der scharfe Stahl durckhieb das Hirschleder der Handschuhe unb verwundete Timeas Hand. Aus diesen Hieb schrie die 'Schlaseude aus unb erhob sich aus den Kuieeu im Bette. (Fortsetzung folgt). aussitchimgetl wurden, wie der Telegraph be - tet, am Donnerstag in Berlin unb in einzelnen Vororten bei mehreren anarchistischer Teudenzcn ver - dächtigen Personen vorgeitommen. Eine Anzahl an - archistischer Schriften, Korrespondettzeit unb Sammet- listen wurden beschlagnahmt. Mehrere Personen sind verhaftet. Beschlagnahme. In ber Druckerei des „Vor- warts" wurden am Donnerstag 4000 Exemplare eines Flugblattes: Landsleute, Handwerker, Arbeiter — Verlag von Otto Autrick — aus Requisition des Landgerichts Guben durch die Krintinalpolizei beschlagnahmt. Uche Kritik gelautet haben, die man sich als Ecko ans' tungsersolg. ES wurden für uns 50 Stimmen abgegeben, die Wiener Agitationsreise Bismarcks mit ihrer Herab- während die vereinigten Gegner nicht mehr als 95 Stint- sehung des neuen Kurses zu denken hat, und ähnliche men aufbrachten. — Bei der Stodtverordnetenwahl in Gedanken sollen anch in einigen Broschüren zur Ver- Magdeburg-S udenburg bekamen wir 180 Stimmen, die Freisinnigen 605, die Nationalliberalen 41. Im theidigung deS neuen Kurses leise angebeutet sein. An - gesichts dessen wäre der Sinn der Bismarck'schen Ent - hüllung, daß er demgegenüber offen hervortritt unb fagt: „Nein, i ch bin es gewesen, ber damals den Krieg gewollt, weil ich ben Zeitpunkt für den nützlichen hielt, unb darum bin i ch auch in Wahrheit der Begründer der deutschen Einheit." BiSmarckwill lieber das Obi um auf f i ch nehmen, ben Krieg pro- vozirt zu haben, als auf bett Ruhm ver - zichten, der Gründer des Deutschen Reiches zu sein. „Das erscheint als bie Wahrheit über bie Ent - stehung dieser sonderbar verspäteten Kontroverse. Die weisen Thebaner der „Nat.-Ztg." haben es nicht begriffen, was es bedeutete, und die Leipziger Pythia in RechtSan- waltsgestalt — Herr Hans Blum — auch nickt." Diese Darstellung erscheint um so glaubwürdiger, als sie thatsächlich dem Karakter des alten Reichs - nörglers völlig entspricht, der nun einmal alles Andere eher erträgt, als zurückgedräugt zu werden. Seine unbe - grenzte Eigenliebe hätte danach ber Welt einen wirk - lichen Dienst geleistet. Die Klagen der Agrarier über bie „Noth ber Lanbwirthschaft" erfahren durch die Thatsachen oft eine ganz merkwürdige Beleuchtung. So durch folgendes Beispiel: Dem nächstens zusammentreteuden Land - tage von Sachsen-Meiningen sind bereits einige Regierungsvorlagen zugegangen, von denen die Doniäuen- und Laubeskafienrechnung auf das Jahr 1890 bie beachtenswert hefte ist. Der Domänen lasse verbleibt bei einer Einnahme von X 2 855 0^0 unb einer AnSgabe von M. 1707 000 ein Hebers chuß von JAi. 1 147 000, der zu gleichen Theilen zwischen Herzog und Land getheiU wird. Unter den Einnahmen ergaben bie Forsten M. 1 935 000, sonach ein Mehr von 510 000 gegen den Voranschlag. Unb da jammern unsere Agrarier noch uuausge über ben Schaben, ben die Herabsetzung ber G zölle von 5 auf M. 3,50 in Folge ber H träge der Landwirthschaft verursacht habe. elsver- ■ibe-