<>♦ Jahr-aua. M 1 < Freitag, de» S Dezember 1893 Anzeigen werden die sünsgespaltene Petitzeile oder deren Nanni mit 30 4, für de» Arbcitsmnrkt, BermiethungS- itnb Fainilienanzeigcn mit 20 berechnet. Auzeigcu-Anirahmc in der Expedition (bis 6 llhr ülbds.), sowie in säinintl. Annoncen-Büreau-^ Siedaktiou und Expedition: Grone Ttreaterstrahe 44 in Hamburg. Dai „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer MontagS. Der AbonnementSprcis (infl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. der Post, katalogs 2761) ohne Bringegeld vierteljShrl.lt. 4.20; durch die Kolpvrtöre wöchcntl. 36 4 frei in's HauS Verantwortlicher Nedaktör: Gustav Steugele in Hamburg. ätoäeasätiäsa -nr .w.r.-- i. h. , nrnt —, Hierzu eine Beilage. ssleiNk unb großer AnMeslh. • „Wer glaubt, der Mittelstand sei zu erhalten, den schlagen die Erfahrungen in's Gesicht. Auch in der Laiidmirthschast vernichtet der Großbetrieb den kleinen." So sagte Liebknecht in seiner Etatsrede am 1. Dezember, wozu der Bericht verzeichnet: „Widerspruch rechts". Sie spielen sich ja bei jeder Gelegenheit als Vertreter der „Laiidmirthschast" auf, die großen Grund - besitzer im Reichstage, wie die Großkapitalisten als Ver. treter der „Industrie"; und wie diese ihr Wohlgefallen haben an den Harinonieduslern, die den Interessen» gegensatz zwischen Kapital und Arbeit nicht kapiren, aber empört sind über die Sozialdemokratie, welche diesen Jnteresseugegeusatz in seiner ganzen Schürfe und Tiefe aufdeckt und beleuchtet, so möchten auch Jene diesen Gegensatz vertuschen, damit die einfältigen Kleiitbauern in ihnen ihre Juteresseilvertreter erblicken. Die Erkenntniß dieser Jnteressen- undKlassengegensätzlichkeit ist die noth- wendige Voraussetzung jedes Klassen- kampses, über dieses ABC der Arbeiterbewegung die ländliche Bevölkerung aufzuklären, ist Hauptaufgabe der Laudagitatiou. Wir müssen den Bauern sagen: In der Nacht sind alle Katzen grau und in der geistigen Nacht Eurer Köpfe sehet Ihr den schroffen Gegensatz innerhalb der „Laiidwirthschast" nicht, Wisset Ihr nicht, daß Vieles, was den Großen nützt, die Kleinen schädigt. In dieser Eurer Uttiviffenheit schicket Ihr Laudjunker als Eure Interessen. Vertreter in den Reichstag, was ungefähr ebbeuso ge- scheidt ist, wie wenn die Hühner die Füchse zu ihren Jntercssenvertreteril ausersehen. Gewiß, Großbauer und Kleinbauer gehören unter de» einen Hut „Laiidmirthschast", aber das Verhiiltniß Beider ist wie bei dem Gauljudeu, der zu dem Bauern sagte: „Eine Stunde reite ich und Du gehst, die andere Stunde gehst Du und ich reite." Ein süddeutscher Querkopf und Manchestermann, der in Malthus den sozialen Heiland erblickt und vor einiger Zeit als dessen Apostel ein Blatt gegründet hat, im Uebrigen als Zahlenmensch schon manchen werth- vollen Beitrag zur Kritik der fozialeu Mißstände leistete, hat kürzlich über die Lage der kleinen Bauern Folgendes ausgeführt: Nach der Erntestatistik des Deutschen Reiches beträgt der Ertrag eines Hektars Ackerland rund 1000 Kilo Bi otgetreide. Zieht man die nöthige Saatfrucht ab, so bleiben ungefähr 860 Kilo. Das ist genau so viel, als eine Familie von 41 bis 5 Köpfe» zuin uothwendigen Verbrauch bedarf. Da aber eine Familie nicht allein von Brot leben kann, sondern auch Kartosselu, Garten - gewächse, Fleisch, Milch rc. bedarf, so ist für den Anbau dieser Dinge und die Erzeugung des nöthigen Viehfutters noch ein weiteres Feld von 1—1| Hektar nöthig. Damit sind aber erst die Lebensmittel erlangt, die der Bauer selber produzireu kann. Er muß aber noch Allerlei kaufen und bezahlen: Leibwäsche, Kleider, Schuhe und Stiefel, Salz, Zucker, Kaffee re., Haus- und landwirth» schastliche Grräthschasteu, Steuern, Versicherung, Zinsen rc. Um das Alles zu bestreiten, ist miudestens noch eine Weitere ebenso große Fläche nöthig. Um einiger - maßen ordentlich zu leben, müßte also eine B auernsamilie mindestens 5 Hektar Land haben. Wie steht e5 damit aber in Wirklichkeit? Die landwirthschastliche Statistik bei Deutschen Reiches vom Jahr 1882 ergab folgende Besitzverhültniffe: Von 5 276 344 laudwirthschaftlichen Betrieben hatten rund 262 000 —za. 5pZt. unter 5 Ar 656 000= „ 12 „ 1 405 000 = „ 27 „ 738 000= „ 14 „ 981 000 = „ 19 „ 554 000= „ 10 „ 372 000= „ 7 „ 240000= „ 5 „ 41000= „ 1 „ 11000= „ V» „ 10 000 = „ >/ s „ 4 000= „ V13 „ 6-20 Ar 20 Ar bis 1 Hektar 1 Hekt. bis 2 Hckt. 2 „ „ 5 , 5 , „ 10 , 10 „ , 20 „ 20 „ „ 50 „ 50 „ . „ 100 „ 100 „ „ 200 „ 200 „ „ 500 „ über 500 Hektar. Sieht man von den 262 000 Betrieben von weniger als 5 Ar ab — da man diese gar nicht als eigentlichen landwirthschaftlichen Betrieb ansehen kann, sondern nur als bagatellmüßige Nebenbeschäftigung — so bleiben unter den restirenden za. 5 Millionen Betrieben über 2 Millionen (oder 40pZt.) von unter 1 Hektar, 738 000 (oder 15 pZt.) von unter 2 Hektar. Weit über die Hälfte Derer, die Land- wirthschaft treiben, haben somit viel zu wenig Land, um einigermaßen ordentlich existiren zu können. Aber auch die za. 600 000 Besitzer von 2 bis 4 Hektar, die unter den 981 000 Besitzern von 2 bis 6 Hektar inbegriffen sind, haben effektiv nur eine land- wirthschastlich nutzbare Flüche von 1,6 bis 3,2 Hektar, weil nämlich nur80pZt. des in die Statistik eingereihteii Bodens für eigentliche Anbauzwecke verwendbar sind, indem außer dem eigentlichen Wald 20pZt von der landwirthschastlich verzeichneten Flüche für kleine Wald- Parzellen, Holznutzungen, Haus, Hof, Plätze rc. abgchen. Es ergiebt sich somit, daß unter den 5 Millionen Landwirthen nicht weniger als za. 3£ Millionen (3399000) Besitzer, oder 67 pZt., viel zu wenig Land haben, nm annähernd menschenwürdig leben zu können. Dazu kommt, daß sich seit 1882 die Verhältnisse noch mehr zu Gunsten der Großgrundbesitzer verschoben und für die Kleinbauern verschlechtert haben. Weiter kommt noch hinzu die Verschuldung, auf welches Kapitel ein andermal näher eingegangen werden soll. Angesichts dieser Ziffern muß Jeder, der ein wenig Grütze im Kopf hat, unterschreiben, was Bebel dem Herrn v. Frege erwiderte, daß die konservativen Agrarier ihre Mandate nur der ländlichen Duminheit verdanken. In- dessen werden die „grünen Jungen", wie der v. Frege die sozialdeniokratischen Arbeiter nnverschäniterwrise ge - nannt hat, dafür sorgen, daß auch die Bauern immer röther werden und die frechen Landjunkcr bei den Wahlen ihr blaues Wunder erleben werden. Bon der Weltbilhue. Aus dem Reichstage. Berlin, 7. Dezember. Heute war der erste sogenannte „Schwerinstag" in dieser Session, d. h. ein Tag, an welchem Initiativanträge aus dem Hanse zur Verhandlung kommen. Zunächst wurde der Antrag H i r s ch und Genoffen verhandelt, wonach der Termin, welcher den freien Hnlfskaflen für Umänderung ihrer Statuten gesetzt ist, bis zuin 1. Juli 1893 ver - längert wird. Der Mitantragsteller, Abgeordneter Möller, begründete kurz den Antrag, der dann ohne weitere Debatte in erster und zweiter Lesung angenommen wurde. Etwas lebhafter gestaltete sich die Debatte Über den zweiten Punkt der Tagesordnung, den Antrag Rintele n, betreffend die Abänderung und Ergänzung der Bor- schrislen der Strasprozeßorduung über die Wiedcrauf- uahnie des Verfahrens, sowie die Entschädigung für um schuldig erlittene Strafen. Es ist dieses derselbe Antrag, welcher bereits im Februar d. I. zur Debatte stand. Der Antragsteller brachte in seiner Begründung keinerlei neue Gesichtspunkte vor; er vertrat auch heute wieder, wie schon früher, den Standpunkt: Nicht Jedem, der im Wiederaufnahmeverfahren frcigesprochen werde, sei für die verbüßte Strafhaft Entschädigung zu ge - währen, sonder» die Entschädigung solle nur bann eintreten, wenn bet Freigesprochene seine wirkliche Unschuld uiizweiselhast habe Nachweisen können. Seitens des Vertreters der verbündeten Regierungen, Staatssekretär des Reichsjustizamts Hanauer, wurde die Erklärung abgegeben: Der Reichskanzler habe ange - ordnet, daß ein dem Reichstage vorzulegender Entwurf, betreffend die Enifchädigung unschuldig Verurtheilter, im Sinne des Rintelen'schen Antrages ausgearbeitet werde. Ob dieser Erklärung bekundeten der konservative Abge - ordnete Oberstaatsanwalt Hartmann und der frei - sinnige Abgeordnete Kauffmann große Freude. Letzterer meinte gar: er werde den heutigen Tag in seinem Kalender roth anstreichen. • Aber diese Freude sollte nicht ungetrübt bleiben. Unser Gcnoffe FroHine vertrat gegenüber dem Antrag Mittelen und der Er - klärung des Regieruiigsvettreters den Standpunkt, daß der Gerechtigkeit nicht genügt werde, wenn man die Entschädigung auf unschuldig Verurtheilte beschränke und dabei noch geltend mache, daß die Freisprechung im Wiederaufnahmeverfahren allein nicht genüge, vielmehr der Frcigesprochene feine Unschuld nachweisen solle, um Entfchädignng zu erhalten. Der Staat sei verpflichtet nicht nur jeden im Wiederaufnahmeverfahren freige- Die Jesuiten. (Der Großvater Lebigre.) Von Erkmaun-Chatrian. Uebeisetzt von Ludwig Pfau. (Nachdruck verboten.) (13. Fortsetzung.) Ich war bewegt und von jenem frommen Gefühl erfüllt, mit dein Chaktas an Atala denkt. Unter diesen angenehinen Gedanken schlief ich endlich ein. Als ich erwachte, waren meine Nachbarn schon ans- gegangen. Da kam mir die Idee, nach den Champs- Elysees zu gehen und meinem neuen Freunde zu applau- diren, wodurch ich unfehlbar in feiner Achtung gestiegen wäre; aber die Mui ter Jacqueline Hütte der Sache gewiß nicht ganz getraut; sie hätte schwerlich ge - glaubt, daß mich nur die Siebe zu den Marionetten herbeigeführt habe. Diese Erwägung mäßigte meine Hitze, Was mich nicht abhielt, gleich »ach dein Dejeuner den elhseeischeu Feldern zuzuwaiideru; halbwegs jedoch, auf dem Karouffelplatz, gewann die Klugheit die Oberhand, und ich beschloß, einen Gang durch das Autikeu-Kabiiiet des Louvre zu machen und mir die römifcheu Kaiser anzil- seheu: Tiberius, Nero, Domitian, die würdigen Söhne der Wölfin, und die griechischen Philosophen, deren sinnende Gesichter jedoch keineswegs int Stande waren, meinen Gedanken eine andere Richtung zu geben. Mochten sie die Stirne ruiizelii und mir Weisheit predigen, ich sagte mir: Alte Schäker, man weiß, Wie ihr's getrieben habt; ihr habt dereinst bei der Lais und der Phrhite nicht so mürrisch dieiitgesehen; jetzt, da ihr von Marmor seid, habt ihr's leicht, eure Leidenschaften zu besieget!. Selbst Herr Poirier hatte mir umsonst Moral gepredigt. Ich ging in den Sälen des Louvre auf und ab, Begab mich bann in die Galleriee» des Palais Royal und betrachtete mir den Schmuck und die Kni-stgegen- stände in den Glaskästen, ohne etwas Anderes als Gretchen zu sehen, wobei ich mir all' das Vergnügen ausmalte, wenn ich nun bald mit ihr persönlich sprechen sollte: ad personam 1 wie Vater Durautou sich ans- drückte. Ich kann mich kaum eutsiiiuen, daß ich an diesem Tage zu Mittag gegessen habe, so ganz war ich mit geistigen, ätherischen und seelischen Dingen beschäftigt. Die Zeit verging mir trotzdem unendlich langsam, und um acht Uhr befand ich mich scholl wieder auf meiner Stube, wo ich bei aiigelehnler Thür aus die Heim - kehr meiner Nachbarin lauerte. Ich hielt das für den besten Standort, um die alte Jacqueline nicht scheu zu machen, und jeden Augen - blick sagte ich mir: „Sie kommen . . . das sind sie I . ." Endlich nach zwei langen Stunden erschienen sie unten an der Treppe; ich sah beim Gaslicht den großen Bolivar langsam die Stufen heraufsteigen. Diesmal waren sie's wirklich, und in mein Zimmer zurücktretend, wartete ich mit Herzklopfen, bis sie auf den fünften Stock kamen. Nun öffnete ich, Wie zufällig, das Licht in der Hand tue Thiire und rief mit dein Ausdruck der Ueber- raschung: „So! Sie siud's, Herr Bolivar'? Sie kommeu heim?" Die Mutter Jacqueline hatte ihren Korb vor der Thiire abgestellt und suchte ungeduldig den Manfarden- schlüssel in ihren großen Taschen; cs war ihr, scheint'S, nicht um eine Unterredung mit mir zu thuu, während der alte Biedermann, ganz ermüdet mit seinen Stangen aus der Schulter, in gleichgültigem Tone und ohne mich nur anzusehen, zur Antwort gab: „Ja, ja . . . wir haben Feierabend!" Ich verwandte kein Ange von der Kleinen; sie hatte ihren Strohhut und ihre neue Stiefelchen; nie war sie mir |o hübsch vorgekommen I Ich hatte be - werft, daß sie bei meinem Erscheinen ganz bleich ge - worben Ivar, und ont liebsten hätte ich mich ihr zu Füßen gestürzt. „Ich hoffe, Sie haben einen guten Tag gehabt," Hub ich wieder an; „sind Sie zufrieden, Herr Bolivar?" „Einen sehr guten Tag! Das Wetter war Herr- sich . . . wie man es braucht." Endlich hatte die Mutter Jacqueline ihren Schlüssel sprocheuen Verurtheilte», sondern auch jedem un-j schuldig in Untersuchungshaft Gehaltenen zu : entschädigen. Für alle Jrrthümer und Mißgriffe seiner Justiz niüffe der Staat haftbar gemacht, Überbein muffe die persönliche Verantwortlichkeit der Justizbeamten geschaffen werben. Rebner zeigte am Falle Romen und ähnlichen Füllen, wie leicht die Justiz von politischer Tendenz beeinflußt werben könne, und in welch großem Umfange danach die Gefahr bestehe, baß Unschnldige an- geklagt, in Untersuchungshaft gebracht und verurtheilt werben. Als Redner den Ausspruch that, die Justiz sei offenbar in vielen Fällen beeinflußt von einer dem An- geklagten und selbst den Zeugen feindlichen politischen Tendenz, glaubte ihn der erste Vizepräsident, der Ultra - montane Graf Ballestrem, „zur Ordnung" rufen zu mtiffen Frohme replizirfe darauf — was den Herr» Grafen und seine Parteigenoffen sichtlich in Verlegenheit setzte — daß zur Zeit des Kulturkampfes aus dem Reihen des Zentrums dieselben Vor - würfe gegen die Justiz erhoben worben seien. Die Herren Uüramontanen sind daran nicht gern erinnert. Die Sitzung sand ein unerwartetes Ende Als Red - ner war noch unser Genosse, Abgeordneter Stadt- Hagen, eiugezeichnet. Da kam aus den Reihen der Konservativen ein Schlußantrag, welchen die Ultra- montanen unterstützten. Um dieser gewaltsamen Be- enbigung ber Debatte vorznbeugen, bezweifelte Stadt- Hagen die Beschlußfähigkeit des Hanfes. Geschästs- orbuungsmäßig mußte darauf die Auszählung erfolgen und diese ergab denn auch die Beschlußuuiähigkeit, worauf die Sitzung geschloffen werden mußte. Daß das von Sladthageii ergriffene Mittel durchaus zulässig ist, um dem Mißbrauch ber Majorität entgegen zu treten, bedarf wohl nicht näherer Ausführung. Die Abäudcrung des Brattutweinstencr- qesetzcutwurfs, die zu Gunsten der agrarischen Groß- brenner voi» Bnudesrath au ber Regierungsvorlage vorgenomineu ist, fiubet in der unabhängigen Presse durchweg eine scharfe Verurtheilung. So schreibt die „Franks. Ztg.": , „Also auch bet dieser Steuer haben wir das rein mechanische Einp o r s ch r a u b en ohne Berück - sichtigung der besonderen Verhältnisse. Die Erhöhung wird auch hier auf den Konsum wirken und vermuihlich die Lust zu Defraudationen mehren, die zu erzielenden Einnahmen werden aber schwerlich mit dem Rechen- exempel des Reichsschatzamtes übereinftimmeii. Auch die Krise in der Spiritusinbustrie wird nicht beseitigt werden, denn selbst wenn die Herabsetzung der Kontingente auf die Ueberprodnktion etwas einwirken kann, Wird doch die Beibehaltung bei Liebesgabe die jetzigen ungesunden Zustände konserviren. Das hat auch ein Theil ber Spiritusbrenner nunmehr eingeseheu. Die Versainmlung in Dortmund, in ber 100 Brenner aus Rheinland, Westfalen, Hannover und Oldenburg sich als entschiedene Gegner derKontiuge u - t i r u n g erklärten, ist bisher in der Oeffeutlichkeit nur noch nicht genügend beachtet worden. Ihr haben sich viele kleinen Kartoffelbrenner des Ostens und ein sehr erheblicher Theil der dortigen Dick- maifcher angeschlossen, die ganz richtig erkannt haben, daß die ffouiiugentinnig nicht nur die freie uub gesunde Entwicklung ihres Gewerbes stört, sondern auch die ohnehin schon vor - handene Uebermacht der kapitalkräftigen Großindustrie noch weiter fördert. Auf die Hülfe- rufe dieser Brenner hört die Reichsregieruug nicht, die Beschwerden ber agrarischen Großbrenuer aber haben bei ihr das gewohnte willfährige Ohr ge - sunden und damit ist ausgesprochen, daß wir vorerst aus eine gesündere Steuerpolitik im Reich verzichten müssen, wenn nicht der Reichstag ganz energisch anstritt. Das Eutgegenkommen der Regierultg erklärt sich als eine Konzession an bie Konservativen, deren Freunde uub Schützlinge die ländlichen Großbrenner mm einmal sind, deren Stimmen aber die Reichsregierung bei der bevorstehenden Entscheidung über die Militär- Vorlage haben möchte. Ob sie sich darin nicht ver - rechnet hat, muß sich zeigen; ob der Reichstag schließlich den Großbrenneru das vierzig Millionen-Gescheuk noch - mals bescheert, bleibt gleichfalls abzmvarten. Wir meinen, die ganze Steuerpolitik der Reichsregierung ist uicht dazu angethan, die Stellung der Parteien zur Militärvorlage zu erleichtern, im Gegentheil muß der häßliche sozial- politische Zug, der in ihr hervortritt, die Bedenken vor jeder Mehrbelastung entschiede» und nachhaltig steigern." Gegen die Militärvorlage fanden am Mittwoch Abend in B e r l i n neun Protestversammliingen stakt, welche die vom Parteitage beschloffene Protest- resolution sich zu eigen machten. In Leopolds Hafen bei Karlsruhe, einem stock- konservativen Orte, fand am 27. November eine sozial - demokratische Versammlung statt, in welcher Apotheker Lutz aus Baden-Baden über die Militärvorlage referirte. Vor wenigen Jahren noch wäre in diesem Orte das öffentliche Auftreten für unsere Genoffen im wahren Sinne des Wortes mit Lebensgefahr verbunden gewesen. Am gleichen Tage fand, wie kürzlich schon berichtet wurde, in dem ganz „schwarzen" Dorfe Zenthern bei Bruchsal eine von 200 Personen besuchte Versamm - lung statt, deren Verlauf ein gradezu begeisternder war. Genosse Suskops referirte über das Thema: „Was will die Sozialdemokratie?" Genosse Kal ubach sprach über die Militärvorlage. Drei Woche» vorher hatte der Bürgermeister dieses Ortes unsere Genoffen an der SSer- kheilung eines Flugblattes noch mit der „Begründung" gehindert, der Herr Pfarrer hätte sich darüber beschwert. Die in Karlsruhe am 23. November gegen die Militärvorlage abgehaltene Protestverfammluug mar. wie nachträglich bemerkt fein mag, von ungefähr 2000 Per - sonen besucht. Im Königsbergsaal zu Pyrmont fand am 4. De - zember die erste, von fozialdeinokratifcher Seite einbe - rufene Volksverfantmluitg statt. Dieselbe war von zirka 600 Personen besucht und nahm nach dem Referate des Genoffen H. Dröge-Hannover eine Resolution gegen bie Militärvorlage an, worin der Reichstag ersucht wird, für den Militarismus keinen Mann und keinen Groschen niehr zu bewilligen. In B i e b r i ch a. Rh. faßte eine Parteiversammluug nach einem Vortrage desGeiiosseu Fleischmann über die Militärvorlage eine'Resolution folgenden Inhalts: „Die Versammlitng erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstandeu. Sie ist mit ihm der Meiuitng, daß der moderne Kapitalismus und fein politischer Schützer, der Staat, des Militarismus bebürfen zur Sicherung ber Interessen des crstere»; daß die Klasse ber ivirthschaftlich schon maßlos ansgebetiteten Proletarier wohl zum Tragen des größeren Theiles seiner Kosten verpflichtet wird, daß sie aber durchaus kein Interesse am Bestehen des Militarismus hat. Im Gegeniheil hält die SSetfammluitg den Militarismus für das größte Hiuderuiß einer friedliche» Kulturentwicklung und ver - wirft ihn deshalb. Sie hält es für selbstverständlich, daß die Vertretung der Sozialdemokratie im Reichstage auch ber neuen Militärvorlage gegenüber die bekannte Stellung einnimmt: „Keinen Manu und keinen Groschen I" Eine Volksversammlung in A u s b a ch , die außer - ordentlich stark besucht war, wurde Während des Referats des Genosseii Hoch-Frankfurt vom überwacheuden (SenSbarmen aufgelöst. Weiter würben Prolestversanimlungen gegen die Militärvorlage abgehalten in Heigenbach und Dam in (Res. O p i f i c i u s - Bockenheii»), Nieder- Florstadt (Referent Brand- Frankfurt a. M.), Weidenberg (Ref. Oehme- Nürnberg), H e ß - heim (Nef. Körner- Ludwigshafen). Der Gesetzentwurf über das Auswaude- rungswesen fordert den Widerspruch weiter Kreise her - aus. Die Mannheimer H a n d e l s k a m m e r hat eine auf be» Entwurf bezügliche ausführliche Vorstellung, bie zunächst für bie badische Regierung bestimmt war, den anberen Handelskammern zugehen lassen. Diesem Gutachten haben sich zu weiterer Geltendmachung ange- schloffen die Handelskammern von Köln, Mainz, Gießen, Darm stabt, Stuttgart, Heilbronn, Ravensburg, München, Straßburg, Mei - ningen, bie Bremer unbedingt und bie Ham - burger in bett »triften Punkten. Am Schluffe des Gutachtens heißt es: „Das Verlangen nach einer einheitlichen Gesetz- gebuttg über bas Auswauderungsweseu ist so alt wie bie Verfassung des Deutschen Reiches; wiederholt ist im deutschen Reichstag von Seiten ber Vertreter ber hohen verbündeten Regierungen der Erlaß eines solchen Ge- setzes zugesagt. Um so bedauerlicher ist es, daß derselbe nach so langer Zeit so wenig den allgetneinen Bedürf - nissen genügend erscheinen muß. Weber das national ja recht schön gedachte, aber thatsächlich zu grabe ent- gegengefetzten Wirkungen führende System, lediglich deutsche Reichsaugehörige als lluteruehmer fiir die Äus- wanberuiig anzuerkeuueu, noch bie Absicht, lediglich Expedienten ber Schiffsahrtsgesellschafleu anzuerlettnen luit Unterdrückung einer kouzeutrirteu Verwaltung des Auswanderungswesens seitens ber Unternehmer, noch eublich die polizeiliche Beschränkung ber Auswanderung sind geeignet, eine solche deutsche Gesetzgebung möglich zu machen, wie sie bie heutigen Vlnforberungen des Ver - kehrs und der Wirthschastlichen Entwicklung räthlich und überhaupt nur ausführbar zu machen gestatten. Diese drei von uns gerügten Punkte sind aber so prinzipielle Theile des ganzen Gesetzes, daß wir nur dringend ge - beten haben möchten, das ganze Gesetz, wie cs vorliegt, zurückzuziehen, da es wohl kaum möglich ist, bei solch prinzipiellen Gegensätzen auf dem Wege ber Nmendirung die Vorlage selbst annehmbar zu machen." Das Wahlergebnis; in stzrtcdebcrg - Arns- ivalde soll nach ber „Staatsburger-Ztg." folgende Schliißziffern anfweisen: Ahlwarbt 11206, Drawe 3306. Die äußerst beschleunigte Anberaumung der Stich - wahl durch den Lanbrath und Wahlkommiffar v. Born - stedt dürste übrigens Handhabe zur BiifechMng der Wahl bieten, denn nu5 einer Bekanntmachung des Wahl- kommiffars im „Friedeberger Kreisblatt" erzieht sich, daß in den meisten Fällen die Geineindevorstänbe nicht in der Sage gewesen find, zn bescheinigen, daß die Be- gefundeu, öffnete, nahm hastig den Korb auf und trat ein. Herr Bolivar folgte ihr, und, als Gretchen vorbei- ging, drückte ich ihr die Hand. Sic blickte mich zärtlich au, und ihr Blick versetzte mich in die größte Aufregung. „Boran, Margreth, voran!" rief die Alte ans der dunklen Stube. Die kleine trat ein, und die Thüre wurde zitge- schlagen. So enbele dieser denkwürdige Tag Ich zweifelte nicht mehr an Margarethens Liebe und träumte die ganze Nacht von nichts Anderem, bald hochbeglückt, bald unbeschreiblich unruhig. Ich mußte mich fragen, wohin mich diese Leidenschaft noch fiihren werbe, und gedachte der Worte des Postkonduktörs: „Oh! Ich habe viele so unschuldige, harmlose, junge Leute gekannt, die anszogen, frisch wie die Pausbackenengel, und dann . . . und dann . . . und bann I . . ." Auch erinnerte ich mich eines eigenthümlicheu Vorfalls, der sich wenige Monate vorher bei dem Großvater äugelragen hatte, und der mir zu beuten gab. Eines schönes Morgens plauderten wir wie gewöhn - lich in ber kleinen Leihbibliothek, als eine bekannte Per - sönlichkeit von Sainte-Suzanue uorübergiug, ein reicher, gutfituirter Mann, ber sich's im ersten Hotel der Stabt, im Schwanen, wohl sein ließ unb sich keinen Genuß versagte. Damals sagte der Großvater zn mir: „Schau, der Mann mit dem runden Bäuchlein und den rothen Ohren, der da vorbeigeht, hat mehrere Kinder in der Stadt, welche ihm anffallend ähnlich sehen: 6er- lumpte kleine Dinger, die von ihren armen Müttern kümmerlich niitcrhalten werden. „Man braucht sie mir anzusehcn, um zu wissen: sie gehören dem Herrn so und so, der nicht an sie denkt und sich beii Teufel um sic schcert. „Und dieser Herr, der im Winter, gut warm au - gezogen, in einem besonderen kleinen Salon im Erd - geschosse an einer stets reich gedeckten Tafel sitzt, die feinsten Weine schlürft und mit Behagen den Dust des Rebhühucheus einzieht, das er zerlegt, ber sieht durch bie hohen rcifbcbeifteu Fenster fein eigenes Fleisch unb Blut, baS, ganz roth und zitternd vor Kälte, die üppigen Gerichte auf feinem Teller mit bett Augen verschlingt und fleht: „Ein Stück Brot, lieber Herr." „Er tbut, als höre er nichts, und ißt mit bei» besten Appetit weiter. „Und dann macht er seine Verdauungsfahrt: in einen warmen Pelzmantel gehüllt, steigt er in den Wagen, berührt das Psexd mit ber Peitsche und fährt dahin, weich wie auf Sammet, während seine Kinder barfuß im Schnee hinter ihm herlanfen und ihm ihre Händchen Hinstrecken. „Er thut, als kenne er sie nicht! . . . „Die ganze Stadt weiß das, und doch verbeugt man sich vor dem Herrn! Man schützt sich's zur Ehre, von ihm zu Tische geladen zu werden, denn er führt einen seinen Tisch i" So sprach der Großvater mit scharfem, beißendem Ton, indem er mich mit feinen schwarzen Augen von Der Seite aitsah; mir schauderte, ich sagte mir, daß ein solches Wesen den Fluch ber Menschheit verdiene. Und jetzt handelte cs sich um die Frage, ob ich mich zur Philosophie dieses Herrn bekennen wolle. Der Fall war sehr einfach: die Liebe Margarethens erwidern, mit ihr fingen, lachen und tanzen, sie von Zeit zu Zeit unbekümmert um die armen Alten in's Palais Royal führen, und dann, mit dem Versprechen wieder- zukominen, in die Vakanz gehen und der Gesellfchasi überlaffen, für alles Weitere zu sorgen; denn die Gesell- schast, das weiß man ja, ist für Alles verantwortlich, der Gnzelne ist an nichts schuldig; die armen Kinder, bie keinen Vater haben, bie Hunger leiben und dem Elend verfallen sind, mögen sich dafür an die Gesell - schaft halten Das also konnte ich thun, cs war sehr bequem, und der Herr in Sainte-Snzanne hätte es nicht anders geinacht. Oder aber konnte ich die Kleine heiralhen, meinen Studien, meiner Zukunft entsagen unb mir den Vater Bolivar und die Mutter Jacqueline auf den Hals laben. Da ich immer meinen klaren Verstaub hatte, und mein Gewissen niemals mit sich handeln ließ, so stellte ich mir kurz und deutlich die Alternative und sagte mir: „Wähle!" kauttlmachung des Termins für die engere Wahl in ortsüblicher Weise erfolgt ist. Der Herr Lanbrath hat, wie gestern telegraphisch genielbet, wegen bet Unterzeichnung des Wahlaufrufs für Ahlwarbt einen Rüffel bekommen. Dieselbe hätte gleich auch auf die bei der Wahl bewiesene Gesetzesimkenntuiß des Herrn ausgedehnt werben sollen. Das „Friede- berget Kreisblatt" brachte nämlich vor der Wahl eine amtliche Bekanntmachung, welche unter Berufung auf allerlei ältere Gesetzesbestimmungen bie Ortspolizei- behördeu auffordert, überall ber Verbreitung von Flugblättern an öffentlichen Orten entgegen zutreten, Wenn ber Verbreiter zu der- selben nicht bieErlaubniß der Ortspolizei- behörde» erlangt hat Dieser Lanbrath hat also noch keine Kenntuiß davon erhalten, daß durch reichsgesetzliche Bestim - mung von 1883 ausdrücklich bestimint ist, daß grabe zur Wahlzeit es zur Verbreitung von Flug, schristeu an öffenllichert Orten keiner polizei - lichen Erlaubniß bedarf. Die Gesetzeskenntniß des Herrn etwas atifzufrischen. Wäre nothwendiges Er - forderniß. Nur keine Klarheit über die VerutögenS- verhältnisfe, das ist die Losung aller Vertreter des Besitzes. Mit Händen unb Füßen wehren sich dieselben gegen die im preußischen Gesetzentwurf über die Ver - mögenssteuer enthaltenen Ziimuthungen, den Besitz- staub bes Einzelnen offen darzulegcn. In diesem Sinne hat auch der Verein zur Wahrung der wirth- schastlichen Interessen von Handel und Gewerbe an das preußische Abgeordneten - haus eine Eingabe gerichtet, in welcher er sich zu den in dem Ergänzungsstenergesetzcntwurf enthaltenen Bestimmungen über die Vermögeiisveran- lagitng, die Vermögensanzeige und das Veranlagungs- Verfahren äußert unb erklärt, daß durch die darauf be - züglichen Bestimmitngen die Handel- und Gewerbe - treibenden vor eine „unerfüllbare Ausgabe" gestellt Werben. Der Verein richtet deshalb an das Abgeordneten - haus die Bitte, „mit Rücksicht auf das Gedeihen bau Handel und Gewerbe" alle Vorschläge abzulehnen, welche ben Steuerpflichtigen mit ber Werthbestiminung und An- zeige seines Vermögens belasten, auch jebes inquisitorische und vexatorische Eindringen in die privaten Verhältnisse ber Zensiten znrückzuivrisen, dagegen aber, für den Fall der Annahme einer Vermögens- bezw. Ergünzuiigssteiier, die Eiiifchätzung den für die Einkommensteuer durch Gesetz vom 24 Juni 1891 gebildeten VeranlagungS- kommtssionen zu überweifen. Die Veranlaguiigskoininissionen können natürlich nicht mit so positiver Sicherheit das Vermögen des Eiu- zelnen feststellen und manches Stenerobjekt wird ber Be - steuerung entzogen bleiben. Das ist's, worauf es den Geängsteten zumeist ankommt. Die Stcuerkommissiou des preußischen Abgeordnetenhauses Begann am Mittwoch bie Berathuiig des von der Veranlagung handelnden Ab - schnitts des Ergäuzungssteiiergesetzes. Im Verlause ber Generaldebatte erklärte bet Generalstencrbirektor Dr. Burchard Namens des Finauzntiuisters, die Staatsregie - rung könne übet die volle Beseitigung der Verntögensanzeige noch keine bestimmte Erklä - rung abgeben. Nach längerer Debatte würbe § 21, be- treffend Vennögensauzeige, einstimmig ab gelehnt. Damit werden bie §§ 22—27 gegenstandslos. § 21, welcher dem §28 der Vorlage entspricht, wird nach dem natioiialliberalen Anträge wie folgt angenommen. Die Veranlagung ber Steuerpflichtigen erfolgt gleichzeitig mit der Einkommensteuer durch die nach den Bestim - mungen des Einkommensteuergesetzes gebildete Beran- laguiigskomntission. Eine Voreiufchätziing durch die Voreinschätzungskouimission findet nicht statt. Auch die übrigen Paragraphen bis § 28 (§ 33 des Entwurfs) wurden angenommen. Gemeindewahle«. Bei bet am 3. Dezember in Franken Hausen am Kyffhäuser vollzogenen Stadt- vetordnetenwahl wntdeu die Parteigenoffen Kuopfmacher Franz Winter mit 442 Stimmen, Kuopssabrikaiit Ang. Ehrenberg mit 417 und Landwirth Wilh. Hoffniann mit 402 Stimmen gewählt. Die beiden anberen ffanbibaten nuferer Liste blieben mit 382 resp. 309 Stimmen des - halb in der Minorität, weil bei dem elfteren, dem Kuopsfabrikanten Wilh. Bauet, auf vielen Zetteln ber Vorname verwechselt worben war, ferner weil bei letzterem, dem Genossen Ang. Böttcher II, eine erheb - liche Anzahl Wählet bie II mitzntheilen vergessen hatten. Allein 69 solcher Zettel würben für ungültig erklärt. Die gegnerischen Parteien hatten sich fäinmtlich zu einem Kartell bereinigt unb leisteten an Verdächtigungen iinferet Kandidaten das Menschenmögliche. Wie das Ergebniß ber Wahl zeigt, War ihre Mühe umsonst. In Döhlen bei DreSbeu würbe in ber Klasse ber Uuanfäjfigen bet sozialbem akratische Kandidat mit 144 Stimmen in den Gemeindcrath gewählt. Der Gegenkandidat erhielt 65 Stimmen. Den Dresdener Parteigenoffen ist eS, wie bie „Sachs. Arbeiterzeitung" meldet, nicht möglich gewesen, bie Zahl bet auf unsere Kandidaten gefallenen Stimmen festzu- i« >»ii hup Bei der Uneutfchloffenheit, in der ich mich befand, hätte ich am besten gethan, auszureißen, mich anderswo einzumiethen und nicht mehr auf dem Klapphorn zu blasen, um meine Nachbarn zu entzücken . . . Gewiß! Aber der Gedanke fortzugehen, brachte mich von Sinnen; ich wollte nicht. Ich sagte mit, ein anderer werbe die Gelegenheit benutzen, die Kleine niüffe mich für einen Dummkopf halten, werde sich aus Trotz dem nächste» besten Lebe - mann an den Hals werfen, bet sich erbiete, sic in bie Chanmiste zu führen; einem Herrn wie bem von Sai tue«Suzanne, der sich durchaus keine Skrupel machen und eintrefenben Falls den Appetit nicht ver - lieren würde. Nachdem bie Geschichte so schön begonnen hatte, fielen jetzt düstere Schatten drein: ich habe feite» eine schlechtere Nacht durchgemacht, und als ich am anderen Morgen um neun Uhr aufwachte, reichte es kaum noch in das Zivilrechtskolleg. Der gute Vater Duranio» erklärte eben im größten Eifer Titel VII, über bie Paternität; et hatte schon feilte halbe Dose ausgeschnupft unb mit förmlichem Jubel mehr als zwanzignial wiederholt, daß seine Ansicht über diese Materie vom KaffaiionShof angenommen worden fei. Ich kritzelte einige Bemerkungen in mein Manuskript, aber meine Gedanken waren ganz wo anders. Glücklich die Duniinköpfe, die sich um keine Zukunft kümmern, und glücklich auch die Schurken, welche, immer selbstzufrieden, die Last jeder Verantwortlichkeit auf die Gesellschaft Wälzen, während die Welt ihnen Achtung und Ehre erweift, weil sie Geld haben. Herr Poirier hätte gesagt, sie leben wie das Vieh und ihre unsterbliche Seele müsse cs büßen; da aber diese Leute an feilte Seele glauben und in der Regel sehr positive Ausichtcu habe», so spielen die anberen in ihren Augen bie Rolle der Dummköpfe, und sie genießen nicht allein alle Freuden ber Welt, sondern sind auch noch des höchsten GlückeS theilhastig, sich für Geister zu halten, bie über das gemeine Vorurtheil erhaben find. (Fortsetzung folgt,)