2E>. ! 7. Jahrgangs MmlnugerEcyo. nBlinini'?!r: --■■—Tt ZSIIWli - " ’ I nkilWnBBai^BaB^MmMaMI Das „Hamburger (£d:»“ erscheint täglich, aiißer $toniofl«. l Der »lbounrmkUtSprei» (inH. „Die Reue Wrlt-) betrügt: durch die Post bezogen (9h. bei Post. |] katnkogS 2795) ohne »ringegtld vicrteljährl. ^t.4,20; durch die Aolponvrc wSchrnkl. 36 4 frei tn’l Haus <| Bcraiilivortlicher Redaktür: iAusta» Stengele in Hamburg. . , .«xtc.-g«—mmiina »IHMIWMB—raas—waMHMM—■WM—grt Dienstag, den 31. Jnnuar 1893. I « n z e i g c u werde» die sechsgespaltene P«1it»eile oder deren Raum mit 30 4, ffit den »rbeitSmarkt. vermirthungS- und Familienauzeigr» mit JO 4 berechnet, «»zeigen «nnahme in der »ipebition (bis S llhr «bd».), sowie in sammt!. «nuoncen-Büreaul- Redaktion und Srpedition: »rohe Tbeaterftrahe 44 in Hamburg J« r 'l&eMODraHNmifl!■ .'Ä'ÄÜ- fv- wr.-UWWII'M 1 ,11 Hierzu eine Beklaire. Las Prinzip Kr ßffgcnuiiien WehrpWt ländischer e)Dienstleistungen zur schleunigen Hülse bei Unglücksfällcii oder Berheerungen durch R a t u r e r e i g n i s s e od:c zur schleunigen Beseitigung von Bericstis. oder Deiriebsstöeuugen, sofern diese Dienst, leistungen nach ihrer Art die Dauer von zwei Arbeitstagen voraussichtlich nicht iibetftt'gen werden. servaliven 29, von 111 Zentruiiisniitgliedern und Welsen 49, von 18 Frcikonservativen 8, voll 42 Naiionallibe- rakii 28, von 67 Freisinnigen 29, von 36 Sozialdemo- Ein neues Kaiserwort. — DaS Wort „Snprema lex regis voluntas“, sowie die Drohung mit dem „Zerschmettern" haben ein Pendant erhalten Berliner Blätter berichten: „Der Kaiser hat dein früheren Justizminister v. Friedberg zu seinem 80. Sie- burtStage sein Btldniß geschenkt mit der Unterschrift „Nemo me impune lacesait“, zu deutsch: „Niemand reizt (bezw. provozirt) mich ungestraft". — Ob diese Bildunterschrift mit Bezug auf irgend eine Per - sönlichkeit oder ein bestimmtes Faktum gewühlt ist, ent- zieht sich natürlich der öffentlichen Kenntniß. Es entsteht aber die Frage : worin könnten die Mittel zur Bestrafung Desjenigen bestehen, durch beiseit nach den Gesetzen strafloses Berhalten der Kaiser sich gereizt fühlt? Das Gesetz kennt nur eine Strafe wegen MajestätS- beleidigung, nicht aber wegen Majestät« r e i z u n g. Und außer beut Gesetz giebt es keinen rechtlichen Faktor für Bestrafung bei Staatsbürgers Der Rückgang der Zoll- und «teuerein- nahmen ist ein unleugbares Zeugniß wirthschastlichen Medergauges. Bei den R e i ch s e i n n a h m e n aus Zollen und Steuern ist das D e f i z i t gegen die Vorjahre durch den Monat Dezember bei den Ist-Ein - nahmen auf A 6 777 577 angewachsen. Insbesondere beträgt der ?lbgang der Einnahmen bei Zöllen A 859 895, bei der BerbranchSabgabe von Branntwein A 6 942 558, bei der Tabaksteuer X 575 819, bei bet Salzsteuer * 186 732. Bei den angeschriebenen Lmnahmen beträgt baS Defizit gegen die Borjahre bei den Zöllen schon X 11 204 940. Hier beträgt da« Defizit bei der SlerbrauchsauSgabe von Branntwein X 4 058114, bei der Salzsteuer X 501 044. In den neun ersten Monaten del Etatsjahres betragen bk Rückgänge bei den Stem - pelsteuern für Wechsel X. 239 976, für Werthpapiere X 1 164 015, für Kans- unb Anschaffunaegeichäste X 1 942 048. Ein Plus weist die Stempelsteuer bei Privatlotterien auf in Höhe von X 275 012. Die letztere Thatsache widerspricht durchaus nicht der wirthschaft- lichen Bedeutung des Rückganges der Übrigen Einnahmen, sondern verschärft sie nur »och. DaS Zuströmen von Lotteriespielern beweist, baß mehr und mehr in immer weiteren Kreisen die Hoffnung schwindet, sich durch gewerbliche Thätigkeit eine sichere soziale Po - sition zu schaffen. Als Letztes bleibt dte Hoffnung der Unvernunft, das Loiteriespisl. Unsere Regterungskreise, die durch die wahrhaftig offen genug zu Tage tretenden wirthschastlichen Mißstände nicht von dem Vorhanden- sein eines Nothstandes zu überzeugen sind, werden die nothwendige Einsicht vielleicht gewinnen, wenn sie den Druck auf den ReichSsäckel verspüren. nähren kann. Der ZentrumSpartel schreibt Dr. Sigl in seinem „Baierischen Vaterland" einen netten Denkzettel: „Bon der Zentrum-partei werden gewiß nicht mehr für die Militärvorlage stimmen, al- man zu deren Annahme braucht; die A nderen, die man nicht mehr braucht, dürfen bann alle bagegen stimmen — damit der Schwindel vom Zentrum als „Volkspartei" unentwegt fortgesetzt werden kann I Wir kennen unsere Pappenheimer vom Zentrum." Protestverfnmmkunge« gegen bie Militär- vorlage sind weiter abgehallen worden in Hall und Ilsh äsen. (Referent Hilbeubranb -Stuttgart.) Auch die Deutschfretsinnigen Dresden- hielten eine enbahnverwaltungen in Aon Her MWnk. Hu« dem Reich«tage. Berlin, 28. Januar. Gelegentlich des heute angenommenen Etats bei Reichsamts be - Innern wurde vom deutsch- freisinnigen Abgeordneten Goldschmidt eine die ganze Sitzung nnSfüllende Debatte über die Betheiligung M Reiches an der Chieagoer Weltausstellung herbei- gestlhrt. Sowohl dieser Abgeordnete wie sein Fraktion-- enosse Dr. Hirsch und der ultramontane Abgeordnete ör. Lieber waren des LobeS über die Thätigkeit der Regierung in Rücksicht auf jene «nSstelliing voll. Sie wußten in gehobener Stimmung die Bedeutung des Chicagoer Unternehmens für die deutsche Industrie und Wissenschaft nicht hoch genug anzuschlagen, und eS wurde auch die Nothwendigkeit betont, daß die von Reichswegen zu bewilligenden Mittel erhöht werden, um auch Handwerkern unb Arbeite ru Gelegenheit zu geben, die AiiSstellnua zu besuchen Nach Herrn v Böttichers Berl k'enmg g"'ck daS aber absolut Unb was stand in dieser süichterlichen Resolution? Sie lautet: „Die heute in Meinholds Sälen tagende deutsch- freisinnige Versammlung protestirt entschieden gegen jede Erhöhung des Militäretats unb beauftragt den Referenten, dies int Reichstage zum Ausdruck zu bringen.“ Wie „entschieden“ bet Freisinn „jede Erhöhung des Militüc- etats“ bekämpfen wird, wenn die Geschichte ernst wird, das haben die Dresdener durch ihre Abstimmung be - wiesen. An btt Resolution hat ihnen ganz gewiß das Wörtchen „entschieden" am meisten mißfallen. □ Die tiefgehende Bewegung der Geister, welche durch die neue Militärvorlage hervorgerufen worden ist, fördert manche recht l>eachteuswetlhe Gedanken zu Tage —, ja mehr, sie giebt auch dem Denken hier unb ba eine neue Richtung, die zu prinzipieller Klärung führt. Als einer der wichtigsten Resultate dieser Bewegung dürfen wir das Vemüheit erachten, die Frage der allge - meinen Wehrpflicht, aus welcher die Regierung ihre Vorlage basirt hat, unter prinzipiellen Ge- sichtöpunkten zu entscheiden. Bislang machte diese? Be - mühen nur auf sozialdemokratischer Seite sich geltend; unsere Partei ist bis jetzt die einzige Partei in Deutschland, welche zu der Frage der allgemeinen Wehrpflicht eine bestimmte, unzweideutige, klare prin - zipielle Stellung genommen hat; sie fordert in ihrem Programm, das für die ganze große Masse der Genossen inastgebend und bindend ist, die Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit,, als Gkündlage der allgemeinen Wehrpflicht, die im wahren BolkSheere an Stelle der stehenden Heere ihre Bethätigung finden soll. Jetzt, unter dem Eindruck der Militärvorlage, bezw. der Theorie der allgemeinen Wehrpflicht, womit die - selbe rechnet, empfindet man auch in anderen politischen Kreisen daS lebhafte Bedürfniß, dem Prinzip Rech- nuug zu tragen unb nicht lediglich unter dem Gesichts - punkte der Zweckmäßigkeit und der praktischen Möglich- keit mit dem Zahlenmaterial zu operiren. Diesem Bedürfniß trägt auch der „Ein Ossi- zier“ unterzeichnende Verfaffer eine- Aufsatzes über -das Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht" in der Harden'schen „Zukunft" Rechnung. Der Verfasser beginnt mit dem Bekenntniß, daß et einmal naiv genug gewesen sei, sich einzubilden, „die Leute wüßten wirklich etwas von den Dingen, über die sie mit der größten Selbstverständlichkeit plaudern," so daß es ihm lächerlich erschienen fei, „übet daS Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht noch heute — zwei Menschenalter nach Scharnhorst — zu reden". Heute ist der Verfasser so naiv nicht mehr; er redet darüber, aber nicht, ohne vorher seinem Unmuthe über die politische Bildung der „besseren" Gesellschaft Lust gemacht zu haben in folgenden AuS- lasjungeu: .... „ilu* heute noch giebt ei Menschen, die durch K a r a k t e r und Selbstbescheidung ersetzen, was ihnen an Kenntnissen und Ideen abgeht, die nicht mit- pflichtungen haben offenbar, z. B. schon in der Gens bet Urgesellschaft existirt; in einer Zeit, in bet von einem „Politischen" Verband noch keine Rede gewesen ist. So war in der ersten geschichtlichen Zeit der Germanen der Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht entwickelt, nicht in einseitig prinzipieller Weise, sondern als integrirender Theil eines Prinzips, welcher die volle Bolkssouveränetüt gelten läßt in dem Satze: „Jeder freie Mann soll Gesetzgeber, Richter und Wehrmann fein." Nicht im Dienste eines Herrn, nicht als willenloses Werkzeug eines Herr- scheiiden SonderintereffeS war der Germane jener Zeit wehrpflichtig, sondern im Dienste bet Gemeinsam- feit, über beten Einrichtungen er mit waltete und be - stimmte. Von höchstem Interesse ist die Bemerkung deS Bet- fassers, daß — wie wir vor längerer Zeit in unseren Mittheilungen zur Geschichte der Leibeigenschaft und Hörigkeit auch schon einmal dargelegt haben — das adlige und PfäsfischeGroßgrundbesitzet- thum, nachdem eS „zur sozial maßgebenden Macht geworden", das Schwinden der allgemeinen Wehrpflicht bewirkt hat. Ihm erlagen die kleinen Freien; sie wurden zu Unfreien gemacht; ihnen wurde das Rech t der Wehrhaftigkeit genommen; ihre Wehrpflicht wurde Sklawendienst. Mit stimmen der Erklärung des Berfaffets zu, daß, wenn jenes Prinzip thatsächlich dem Wesen der mensch - lichen Gesellschaft entstammt, es unabhängig sein muß vom Willen einer Klasse, von den Erwägungen herrschender Sonderinteresseu. Der liberale Staatsrechts - lehrer B 1 untsch 1 i meint zwar: ein Staatszwang, welcher die Individuen ohne Noth aus ihren bürgerliche» Berhältuiffeu, ans ihrer Wirthschaft, ihrem Gewerbe, ihren Studien herausreißt und denselben auf viele Jahre hin entfremdet, sei.einsehrbedenklicherEin- griff in die persönliche Freiheit". So ohne Weitere- ist diese Lehre doch nicht als die „denkbar oberflächlichste" von der Hand zu weisen, wie der Verfaffer es thut. Zwar pflichten wir ihm durchaus bei, wenn er sagt, daß diese Lehre Niemandem besser zu Statten komme, als der K l a s f e der Besitzenden, daß sie dem militärischen Repräsentativ- s y st e m entspreche — denn: wer, wenn es ihm frei - ste!) t im Militär zu dienen, wird die Last nicht ab- wälzen auf den, der Sklawe seiner Verhält- nisse ist? Aber es ist zu berücksichtigen, daß das heutige Zur Juvaliditäts- nnd AttcrSverfichrrung hat bet BiindeStath laut Bekanntmachung des Reichskanzler- vom 24. Januar unter Aufhebung der näheren Bestimmungen beschloffen, baß uachstehenbe Dienstleistungen al- „Beschäftigung" im Sinne de- fraglichen Gesetze- nicht aazusehen sind: a) Dienstleistungen von Schien ft eten aus - immer dabei waren, wenn es galt Bottsrechte zu ver - rathen, dursten sie auch nicht fehlen, wo ein durch un- erhörte Wahlbeeinfliiffungen erlangtes Mandat für einen ihrer Parteigenoffen auf dem Spiele staub Bitten Mahnruf in letzter Stunde erläßt in der „Köln. Ztg." der General z. D. v. L e s z c z » n s ki zur Militärvorlage. Die langen historisch-politisch-mili- tärischen Ausführungen interef)trcn uns nicht, wohl aber das Zugeftändniß, daß „der Grundgedanke der Berdy'schen und der heutigen Vorlage derselbe ist". Am Schluffe heißt es bann: „Die Armee hat die Kraft, bie zweijährige Dienst - zeit hinzunehinen, und es wäre schlimm mit un« bestellt, wenn der militärische und nationale Sinn nicht noch ganz andere unb schwerere Aufgaben bewältigen könnte. Man spricht ferner von unseren AIliirten und deren Macht unb behauptet, mir feien stark genug. Bisher sagte man in Deutsch- land : „Selbst ist der Manu; ich will auf meinen eigenen Beine» stehen." DaS sind Schwach- m ü t h i g e, die beim ersten Kanonenschuß nach Hülfe rufen I „Endlich spricht man von den Lasten, vom Geld! Bei einer Frage, die da- Wohl unb Wehe deS Vaterlandes berührt, kann die Geldfrage nie und nimmer entscheidend fein. „Was würden die Bewohner der Grenzprovinzen sagen, wenn der Feind sie bedrückt ? Sie würden sagen: Wir sind aufgegeben, weil das Reich kein Geld hatte I „Die deutsche Nation steht an einem Wendepunkt, eS fragt sich heute: Wollen wir unsere in heißen Kämpfen errungene Stellung behaupten ober nicht? Führen wir ein starke? Schwert, so behaupten wir uns, und führen wir ein rostiges Schwert, rostig durch die Uneinigkeit der Parteien, so behaupten wir uns nicht!" Der Herr General mag ein tüchtiger Militär fein, fein rein militärischer Standpunkt hindert ihn aber, auch nur im Geringsten über das Reich bet blanken Knöpfe ftnwegznsehen. Bei ihm mag da» Geld ja keine Rolle pielen, bei anderen Leuten, die kein Generals- gehalt zu verzehren haben, kommt eS aber um so mehr in Frage. Wenn man den Wohlstand deS Volke- schon im Frieden durch die ungeheuren Militär- ausgabcn aufzehrt, dann sann man im Kriege ein »och so „starkes Schwert" haben, der Arm, der es führen soll, wirb erlahmen, wenn man den Träger nicht er- «olkspartei 2 und 5 „Wilde“, zusammen 179 Mit - glieder zugegen. Sonach waren bie Bolkspanci ungefähr mit 20, die Freisinnigen mit 39, bie Kon - servativen mit eben so viel, bie Freikvnservativen mit 44, das Zentrum mit 48, bie Polen mit 50, bie Sozial - demokraten mit 62, die Nationalliberalen mit 66 pZt. ihrer Fraktionssjärke vertreten Volkspartei und frei - sinnige hatten also die geringste, die Nationalliberalen bie höchste Fregnenz aufzuweisen. Zur Kennzeichnung des parlamentarischen Pflichteifers der verschiedenen Parteien ist diese Zusammenstellung nicht ohne Interesse." Der „Pflichteifer“ hatte an diesem Tage seinen guten Grund. Galt eS doch eines jener Mandate zu retten, welches die Partei auf nicht ganz rechtmäßigem Wege erworben hat. Da wurden Alle hcrangeholt, die zu haben waren. Bor der Abstimmung wurde nach dem Abgeordnetenhaus telephonirt, um die dort anwesenden nationalliberalen Reichstagsabgeordiieten zur „Rettung" deS Mandats herbciznschaffen. Sie die Nationalliberalen Ueber internationale Maßregeln zur ®e« kampfting der Cholera sollte nach Mfttheilung eine- Wiener Blattes, zwischen verschiedenen enropäi- scheu Regierungen ein Meinungsaustausch statt- gesunden haben. Berliner Meldiwgen zufolge ist diese Mittheilung richtig. Eine dieser Meldungen in bet »Franks. Ztg " besagt: „Der Meinnngsinstausch hat freilich noch zu keinem Positiven Ergebniß geführt. Im Lause beffelben ist der Vorschlag aufgetaucht, bie Berathungen statt durch Noten - wechsel im Wege einer internationalen Sani- tätskonseruz zu pflegen. Dieser ModuS dürste sich in einer Angelegenheit sehr wohl empfehlen, in der es sich hauptsächlich um fachiviffenschaftliche und Verkehrs- politische Fragen handelt. Doch wird man freilich nicht vergeßen dürfen, daß auch die hohe Politik hier ein klein wenig mitspielt. Wir meinen den in den letzten Wochen so viel erörterten Fall des russischen Dampfers „Olga“, der an der Sulinamüiibitng wegen bet Qua ran- tanevorschristen mit bett rumänischen Behörden in Kon - flikt gerieth. Die Mission, die den Leiter des rumäni - schen Sanität-wesen- in diesen Tagin nach Wien geführt hat, mag auch damit zusammenhängen. Gewiß ist, daß die so wünschenswerthe Regelung der sanitären Fragen erschwert wirb, wenn hochpolitische Fragen, ins - besondere solche russischer Provenienz, dazwischenlommen. Man sagt, es handle sich bei den in Vorschlag ge - brachten Berathungen um bie Bekämpfung der Cholera. Mit nicht geringerer Berechtigung kann man auch sagen, es handle sich um bie Bekämpfung der der übertriebenen Eholeraangst entspringenden übermäßigen Beschränkungen des internationalen Verkehrs, wie sie uns der letzte Sommer gebracht bat. Man wirb sich bemühen muffen, für bie Zukunft ein richtiges Maß für die Verkehrs- beschränkungen zu finden, die Jntereffen des Verkehrs mit denen der Sanität zu versöhnen und auszngleichen." Mit dem Recht der „freie»" Meinurrgö- äußerung ist e- in Deutschland noch gar kläglich be - stellt. Der erste beste Polizeibeamte hat das Recht, dem Ertaattbürger den Mund zu verbieten. Zn Greiz sprach am 21. Januar der Reichstags-Abgeordnete Förster aus Hamburg in einer von 2000 Personen besuchten Volksversammlung über da- neue preußische Einkommensteuer-Gesetz und bie damit verbundene Be - schneidung deS Landtags-Wahlrechts. Er litlrte — wie die „Arb.-Chronik" berichtet — dabei die Erklärung bei Reickiskanzlers v. Caprivi, wonach jedes Gesetz aus seine „Wirksamkeit gegen die Sozialdemokratie" geprüft wird, unb bezeichnete es als wunderbar, daß, wo kaum ein Jahr vorüber, seitdem die Greizer Parteigenossen bt> deutende Erfolge erzielten, schon ;etzt die reußtscke Re- fierttng Maßuadi-icn ergreife, durch -eiche den Arbett:rn- das Landtags-Wahlrecht theilweife entzogen wttd. Bei diesen Worten erttärte der überwacheitde Beamte Herr tc Bart: „Ich erachte eS nicht für objektiv, die Intentionen der hohen Landes - regierung zu besprechen." Er ließ dettn auch die Abstimmung über folgende Resolution nicht zu : „Die heute im Tivoli zu Greiz tagende Volksversammlung veiurtheilt eS mit aller Entschiedenheit, daß der Landtag, indem er bie Einkommensteuer für alle Einkommen von X 600 unb darunter erließ, zugleich einen großen Theil der jetzigen Landtagswähler ihres Wahlrechtes verlustig machte. Wir forbrrn, daß dasselbe Wahlrecht, also daS allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht mit geheimer Abstimmung, wie es für das Reich gilt, auch für die Landtage der Partikular- üaaten, wie auch für die Kommunen eingeführt werde. Da- Büreau wird beauftragt, diese Resolution der Re - gierung unb dem Landtag zu übermitteln.“ Die for - mens Abstimmung war freilich gar nicht nöthig. Förster sprach nach dem Verlesen der Resolution noch einige Worte, die mit derartigen Beifallsbezeugungen ausge - nommen wurden, daß über das Einverstäudniß der Ver- fammlung mit der Resolution keinerlei Zweifel entstehen konnte, unb wenn noch ein Beweis hierfür fehlen sollte, fr ist er burch bie B e r s a m m l u n g Sa u s ll-s ung geliefert, bie Herr te Bart wegen ber dem Abgeordneten Förster gespendeten Beifallsbezeugungen vor- nahm. Schaden hat die Sozialdemokratie durch diesen Herrn also nicht erlitten. Sogar bie Philister in Greiz dürften an ihrer Zuversicht auf ben konstitutionellen ! Staat einigermaßen Einbuße erlitten haben, seitdem sie wissen, daß ein Polizeibeamter es unternehmen darf, einem „Staatsbürger“ in Bezug auf die „Intentionen ber hohen Landesregierung" zu verbieten, seine Meinung zu äußern. Wegen Majestätsbeleidigung ist in Dessau der Genosse Günther aus Köthen zu 4 Monaten Ge - fängniß venirtheilt worben. Er hat Revision angeineibet. Ans der Schweiz. In Zürich waren bi# Ende voriger Woche 10000 Franken an freiwilligen Gaben für bie Arbeitslosen eingegangen. — In Basel haben sich 700 Arbeitslose gemeldet, um Arbeit burch Vermittlung ber Regierung zu erlangen. Beim sta b t b e r ui s ch e ii Arbeitöbüreau sind 175 Männer unb 6 Frauen als arbeitslos eingeschrieben. Bei ber dortigen ArbeitSlosenkomuiisfiou waren bis Sonnabend eingegangen 3000 Frauken. Da der Stadt- rath auch 3000 Franken gegeben hat, so stehen bet Kommission 6000Frauken zur Verfügung^ DaS ist Bet- hältnißniäßig mehr, als der Züricher Kommission bi« jetzt zur Verfügung stand. . In bie Serner Kommission für bie Arbeitslosen - versicherung von sieben Mitglieberu bars die organiftrfe «ibeiterfchast nur zwei Vertreter wählen. Das ist ent - fliehen zu wenig Die Srbefterunion wählte in bie Kommission als ihre Vertreter Steck unb W a f f i l i e f f. Der Zollkrieg mit Frankreich zeitigt kuriose Blüthen. Die ganze bürgerliche Preffe hetzt bas Volk gegen bie Franzosen auf. Man verlangt mit Nachdruck, daß jeder Schweizer, jede Schweizeriii alle französischen Produkte verpöne unb nur die einheimische Industrie unterstütze. Wer da- nicht thue, habe keinen Patriotismus und keine BaterlandSliebe mehr im Selbe. Das wäre an und für ich nichts Böses, wenn bann nur bie schweizerischen KapilalislkN mit ihrem Patriotismus etwas konsequenter wären Aber ba hapert's eben. Die Erfahrung lehrt, baß unsere Bourgeoisie nur patriotisch gesinnt ist, so lange es bem Geldsack etwa- einbriugt. Sobald aber Gott Mammon in Gefahr schwebt, baun werden auf einmal bie guten „Republikaner" international. Ja, ihr Herten vom Gelde, das patriotische Geheul verfängt nicht mehr so, wie früher in ben „guten alten Zeiten" 1 Er tagt allmälig unter den Mannen ber Arbeit, welche mindestens so brave Patrioten sind, als ihre Herren. Tie Arbeiter wiffen ganz genau, daß bei ben meisten Kapitalisten, welche heute mit dem Kapitalismus Frank - reichs zu kämpfen haben, der Appell an die patriotischen Gefühle des SchweizervolkeS zum großen Theile eine Heuchelei sondergleichen ist. Finden wir doch unter den größeren Lärmmachern der schweizerischen Kapilalistenpreffe grabe solche, welchen kein Mittel zu gemein ist, die einheimische» Arbeftskräitt zu bekämpfen, sobald sie sich erlauben, für eine bessere unb menschenwürdigere Existenz einzußehen. Mil zhnt- schem llebermnihe fordert sogar bann die nämliche «reffe Eisenbahnbetrieben des Inlandes, soweit diese Bediensteten in letzteren vorübergehend beschäftigt werden. b) Dienstleistungen im Jnlande von Sebie 11 (le - ien ausländischer Betriebe, soweit diese mit einzelnen Betriebshandlungen vorübergehend in daS In - land hinübergreifen c) Dienstleistungen desPers 0 na 1 s auSländ!- scher Schiffe, die im Binneufchifffahrtsoerkehr deutsche Waffeistraßen befahren, soweit nicht diese Schiffe nach Entscheidung ber Lanbeszentralbehärde, ober, wenn mehrere Bande-staaten bet (festigt sind, des Reichskanzlers, int Jnlande einen regelmäßigen Verkehr von erheblichem Umfange unterhalten. d) Dienstleistungen von Indiern, Japanern, Chinesen, Malayen, Sausibariten, Negern unb anderen farbigen Seeleuten auf deutschen Seeschiffen bei ber Küsienschiff- ährt in asiatischen, australischen, ost- ober meftafrifa- nischen Gewässern, sowie in bem Verkehr zwischen asiatischen, australischen und ostasrikanischeu Häsen ober qegeu bie „lumpigen paar politischen Begriffe" der Herr- scheiiden Gesellschaftskreise bedeuten, — Begriffe, die kein W)ei Ideal dulden? Die höchstens mit ber teeren, albernen, täuschenden Phrase vom „Patriotismus" sich verbergen, jenes „Patriotismus", der im Scharwenzeln vor ben herrschenben Machtfaktoren sich offenbart! ®er SSerfaffer bekämpft ben in letzter Zeit öfter ge- madjteu Versuch, bie Armee als „Träger der gefammten «ultur hinzustellen, sie als eine „Schule für Gewerbe, Shinft ober gar für Religion" erscheinen zu taffen. DaS widerstrebt der Bedeittmig, welche daS Prinzip der all- gemetueu Wehrpflicht für ein Volk hat. Dem „christ- lichen Jdeah wonach bet Angegriffene sich ruhig den Stretchen des Angretfers barbieten soll, ist dieses Prinzip allerbiiigS grabe entgegengesetzt. Jenes Ideal hat nichts gemein mit bem Wesen der menschlichen Gesellschaft unb bem des Menschen überhaupt, in welchem das Prinzip ber allgemeinen Wehrpflicht begründet ist und keine ethische Rechtfertigung findet. Einer guten Emgebung folgend, weist der Verfasser daraus hin wie die menschliche Gesellschaft entstand »us der tiefsten Barbarei, ans ber absolutesten Sinnlich, kett müssen wir sie uns zu immer höherer Entwicklung sorftchrettend denken: nur mit Hülfe deS Men- scheu aber war öS bem Menschen gestattet, eine höhere , ' bfr Kultur zu erklimmen unb Sittlichkeit zu er- trt'Trl M6t "der keine Entstehung einet gesell- Wen Verbandes, fei es auch des lockersten ocicken, ohne „gegenseitige" Berpflichtimgru der Hülfe Sühne und Abwehr für erlittene Unbilden. Solche Ye,.' ' ,wischen diesen und europäischen Häsen, in letzterem Ser- ehr jedoch nur, wenn el sich um den Dienst in ben Kohlen- unb Keffelräumen ber Dampfschiffe ha »bett unb Chauvinistische Verruchtheit. Ein Parffer Revanchcschreier, P e y r e m 0 n t mit Namen, ffihlt sich burch die jüngst in der Miliiärkoiiimisfion gefallenen Aeußerungen des Abgeordneten Bebel daß Bismarck zur Zeit des Boulangertummels ein Pariser Chauvinisten- blatt mit WelfeufondSgeldern bezahlt habe, getroffen ober um für sich R e - „Temps" der Welt kund, baß Bebels Aeußerung sich nur auf seine (Peyremonis) Person beziehen könne unb baß er von Lebel tetegrapliisch Rechenschaft gefordert habe. Thatsächlich hat der heißblütige unb reklamesüchttge Herr auch an Bebel folgendes Telegramm in ben Reichs - tag geschickt: „Sie haben vor der Milftärkomiiitssion beS Reichs- tageS erklärt, Bismarck k-al-e 1887 einen Krieg mit Frankreick, hervorrufen wollen und zu diesem Zweck ein Blatt in Paris gekauft, „bas glühenbste in bem Ber langen nach Revanche". Kein Zweifel ist möglich; Niemand hier hat sich darüber getäuscht: Eie meinten die „Revanche", das einzige Blatt, das 1887 znm Krieg drängte. Ich fordere Eie auf, sofort die Beweise für Ihre Behauptung zu erbringen. Hoffen Sie nicht, «u-flnchte machen zu können. Müßte ich Sie in Berlin aufsnchen, so würde ich Sie für diese feige Verleumdung zur Rechenschaft ziehen. Loms Peyremont.“ Bebel antwortete, wie der „Vorwärts“ mfttheilt, auf dieses Telegramm, daß er über dasselbe sehr erstaunt gewesen sei; Herr Peyremont müffe über seine — Bebels — Anssührunßen in der Kommission mangelhaft unterrichtet worden sein Er müffe cs ablehnen, in Er- örterungen mit einer Person einzutreten, die er nicht einmal dem Namen nach kenne und die er folglich auch nicht habe beleidigen können. Der einzige Zweck, den er mit seiner Aeußerung in ber Kommission verfolgt habe, fei ber gewesen, zu zeigen, wie BiSmarck ge - arbeitet habe. — Die alberne Drohung deS französischen Revanche- schreicr« dürfte übrigens nur Heiterkeit erzielen. Die Gevflogeiiheit, zur „Ehrenrettung" gelegentlich einige Löcher — in bie Lust zu schießen, hat sich im deutschen Parlamentarismus unb ber Preffe glücklicherweise noch nicht einbürgern können. mehr das Unwesen großer Kneipereien unb Festivitäten sich jerbänt», wodurch die Aus - stellungen erheblich an ihrem inf nikiiveu Werth einbühen. Flugs nahm ber konservative Ac errdnete v. S eub eN biefe Bemerkung zum Anlaß, 1 in Bebauern barfiber auszusprechen, daß dem Reich.'oge der TrunksitchtS- Gesetzentwurf noch nicht miede rwrgelegt worden ist. Herr v. Kendell hätte gut gethai, zu bedenken, daß es die „bessere" Gesellschaft ist, welche aus den Ausstellungen dem Bacchus opfert, während b?r famose Trunksuchts- Gesetzen twurs bekanntlich b i e Tendenz hat, bas sogenannte „niebere" Volk zu treffen. In der Diskussion fifc-r bie chronische Be- schlntzunsa'higkcit deS Reich.-r.rgcS sucht ber „Haan. Courier" bie Nationallibera'.m -!S bie pfli-tigetreueften Abgeorbneten hinzustellen. 3r ? reibt: „Ueber die Reichstagssttzi njm 24. Januar, in welcher bei einer namentliche- sch ' n->,.. »ber bie b - y.bl a 1 'die 6 chrn-i- '-e Best' kl Unfähigkeit einmal festgestellt wurde, liegt jetzt der steno- graphische Bericht vor. Es waren danach von 66 Son- reden, wo sie nichts wissen, nur suche sie, lieber Leser, niebtin der Presse, der Trägerin der öffentlichen Meinung I „Der deutsche Jüngling, ber heute mit der soge - nannten „harmonischeil" von allen fünf Erd theilen (leider nur fünf l) angestaunten Gymnasial- und Reak- schnlcnlnldttng die Bühne des Lebens betritt, fühlt sich so ziemlich allen Ansprüchen gewachsen, namentlich „die lumpigen paar politischen Begriffe", die hat er sich bald ° US den Zeitungen herauSgelesen. Daß diese Begriffe längst versteinert sind unb in bie Rumpel- famnier für politische Alterthümer gehören — davon hat ber deutsche Jüngling keine Ahnung." Sehr treffend! Es unterliegt keinem Zweifel, der Verfasser hat dieselbe Preffe im Auge, bie vor dreißig Joh re 11 Ferd. Lassalle ^0 vernichtend kritisirt hat — die bürgerliche Preffe; denselben literarischen Mob, den unser großer Vorkämpfer so erbarmungslos gegeißelt hat; dasselbe „gebildete" Bürgerthum, von bem er sagte, es habe jedes andere Denken und Lernen, als aus ben bürgerlichen Zeitungen längst verlernt. Sluf bie sozialdemokratische Preffe hat er feine Kritik offenbar nicht mit gemünzt. Denn wenn er b’.ejc Presse kennt, was doch anzuiiehmen ist, so wird er als ehrlicher Mann zugeben müssen, daß sie gewissenhaft ihrer hohen Ausgabe genügt, Kenntnisse zu ver- breiten und großen und schönen Ideen zu neuen mit all ber Begeisterung und Treue, die eben nur durch solche Ideen erzeugt werben. DaS ist's ja was die Sozialdemokratie so wesentlich unterscheidet von allen anderen Parteien; sie ergründet an der Hand der historischen Thatsachen Ursachen, Zusammenhänge und Wirkungen der wirthschastlichen, sozialen unb politischen Einrichtungen unb zieht baraiis ihre Folgerungen; s i e hat Ideale, sie glaubt au eine Zukunft wie an daS ewige Vorrecht ber Menschheit, sich zu entwickeln zu höheren unb besseren Kulturzustäiideii. WaS wollen da- nicht an Unser Gensffe Bebel a»ß emrgeWermuths- Versammlung gegen ine Militärvorlage ab. Referentwenn bei der Anmusterung im Auslande zugleich die t-opsen in den Becher ber Freude, indem er das osten- war der Reichstags-Abgeordnete Sam Hammer au« Rückfahrt avkbedunaen ist ckive Fernbleiben deS Teuticdcu ,>-iche« vo,- den beiden Sonneberg i. Th. Die Dresdener Sozialdemokraten ------ 0 '' leisten Pariser WeltauSsteLw gen schürf kritisirte hörten sich die Rede mit an unb hatten da« Vergnügen, als eine Unterlaffung-'-ünde, bst - er deutschen Industrie , daß die von ihnen eingereichte Resolutton angenomm.n schwere Nachtheile gebracht; es fe^amal« au« politischen : wurde. Bei der Abstimmung ereignete sich etwa« Kist. Motiven durch diese Unterlassung ber Deutschenhaß in . liches. Die Resolution wurde nämlich erst einstimmig Frankreich bedenklich gesteigert werden. In einbring-, unb bann, nachdem fie bet Vorsitzende zum zweiten licher Meise führte Bebel weiter x«, daß die Reichs- . Male verlesen hatte, gegen 20 Stimmen angenommen, regicrung auch veranti.wrtlich n-achen sei für das ' - — - - - - - — Scheiten-, des Projekt«, eine WeHitsstellung in Berlin abzuhalten. Recht zutreffend in:;’ -i-.'er Fraktionsrediier daraus hin, daß die freisinnigen .n,eorbueten, welche die Entsendung von Arbeiter- und 7andwerkerdepntai,onei, befürworten, damit doch woh. nur den betreffenden Kreisen schmeicheln wollen. In der That erscheint ei bei ruhiger Uebcrlegung viel vricheilhafter, nach dem Vorschläge Bebels tüchtige rno zuverlässige Fachleute, selbstverständlich auch aus Handwerker- und Arbeiterkreisen, nach Ehii'w zwecks gründlichen Studiums unb aursührlichet lichterstattunz zu ent- senden. Gegenüber den Ausfb.'!- unzen, die über den Werth ber Weltausstellungen gemacht wurden, brachte der bcuttofreifinnige Abgeordnete Nürnberger eine Reihe höchst einseitiger Argumente zur Bekämpfung dieser Unternehmungen vor; er, dem man doch sonst scharfsinniges Urtheil nicht ahipreche, kann, über - sah vollständig, daß SBeltai:?-' fragen ben stieb- lichen Wettbewerb ber Vitter beförbem, eine Annäherung ber verschiedenen Rationen bes Erbballs aneinander bewirken und >amit der Idee des Friedens unb brs Kosmopolitismus bienen, wodurch sie in der That zu tfr^wtigen und wirkungs- vollen Kulturveranstaltungen ’.Mtbtit Die Theilnahme brt sehr -tzwoch bcfetzleu Hanse« war übrigens viel weniger der D- tatte zugewendet als dem Riesentableau der berifcen Ausstellung-bauten, welches vor beui Tisch deS Hauses ausgestellt war. Zum Schluß nahm bie Debatte ein; unvorhergesehene und überraschende Wendung. Herr Bamberger hatte unter Anderem bemerkt, daß mit de.-. Au«stellunaen immer »eit rc. C-^-bin^S, und zwar ohne Noth, ohne zwingende Gründe, in hohem Grade die per- sönliche Freiheit beeinträchtigt. Es bedarf nicht des stehenden Heeres und deS dreijährigen Drills, _ g um bie Nation wehrfähig zu machen und iu erhalten' ' h ’ fi * cn 21, von 16 Polen 8, von 10 Mitgliedern der ' u 1 '•P rtfr-xtio «hS — sir; r K -" t - ... mn ivn •«. bie Erziehung zur allgemeinen Wehr- Hastigkeit schließt stehendes .Heer und mehrjährige Entfremdung vom bürgerlichen Berufe im Interesse des militärischen Drills vollständig aus. DaS will Bluntschli allerdings nicht sagen; feine Anschauung ist ber Erwägung bes Sonberinter- esseS ber herrschenben Klassen entsprungen, das unter bem Deckmantel beS viel mißbrauchten Wortes Freiheit nur bie Besitzenden schützt, die Nicht- besitzenden aber zur Abhängigkeit, zur Unfreiheit drängt Die Besitzenden haben für ihre Söhne den Staatszwang zur Wehrpflicht erheblich gemildert, indem sie das, dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht widerstreitende In- stitut der Einjährig-Freiwilligen durch bie ihrem Interesse bienftbare Gesetzgebung schaffen ließen. Dem Unbemittelten, dem Armen sind bie schwersten militärischen Lasten aufgebürbet. Diese That- fache in SBerbinbung mit ber, daß das stehende Heer überhaupt schwer schädigend in die bürgerlichen Ver- hältniffc eingreift und die persönliche Freiheit ohne zwingende Gründe beschränkt — diese Thatsache ist's, gegen die jede Kritik, welche dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht ehrlich genügen will, in erster Linie schSrsstens sich zu richten hat. Ihre sittlicheRechtfertigung kann bie Jbee der allgemeinen Wehrpflicht nur finden unter zwei, von der Sozialdemokratie stets so nachdrücklich betonten Voraussetzungen: einmal unter ber das stehende Heer überflüssig machenden Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit, einer wirklichen Botkswehr; zum Zweiten unter der Voraussetzung, daß nicht einzelne tzNachthaber, nicht die D i p 10 m a t e n, nicht die Kabinette über Krieg und Frieden entscheiden, sondern daß diese wichtige Entscheiduiig beim Volke, bezw. bei der Volks- Vertretung liegt. Der Verfaffer des Artikel« in der „Zukunft" ist der Ansicht, daß das, „was die allgemeine Wehrpflicht zu einem echten, zu einem für alle Zeiten wahren Prinzip stempelt," ihr sozialistischer Karakter ist. Gewiß, aber die Bethätigung ber in unseren Forderungen aus - gesprochenen demokratischen Grundsätze muß hinzu- kominen, wenn jener Karakter in ganzer Vollkommenheit und Reinheit sich bewähren soll. Die konsequentest durch- geführte allgemeine Wehrpflicht würde nur die mili- "risch erganifirte Unfreiheit der Staats - bürger darstellen, wenn sie der Herrschaft irgend welcher Soiiderintereffen unterstell! wäre und al« Korrelat nicht daS B olksrecht hätte.