Nr. 60. 7. Jahrgang. Hamburger Echo. । -• ' w<8^.:-amiMJ i WMT IF aMHMMBMma—M—I Dar „Hamburger Echo" erscheint täglich, auher Montag-. Der AbonnemrntiiprciS (inst. „Die Nene todt“) beträgt: durch die Post bezogen (Nr. de- Post. atalogS X795) ohne Bringegrid oitrtcliäbrl. A4.20; durch die Kotpvrtdre wöchentl. 36 4 frei iu's Haue Bcraiilwortlicher Siedaktvr: Gustav Steugrle in Hamburg. IIITIII-I rann mm» ni ■■■■■■—m—»rwn'iwii»i—»iiminom gfrancis HSret Karts. Autorisirte llebersetznng au« dem Englischen von Auguste Scheibe. (Nachdruck verboten.) 1. Der Morgen brach über der nach San Jos« in Kalifornien führende» Landstraße an. Die langen Linien der staubigen Ebene traten mit der zunehmenden Helle immer deutlicher hervor. Zu beide» Seiten breiteten sich Weizen- und Haserselder aus und dampsien erwachend zum Himmel. Im Osten und Süden erloschen die Sterne vor dem aubrechende» Tage ; nur am westlichen Horizonte, zwischen den bewaldeten Hügeln der Canada del Raimondo, über welchen die Nacht noch zu lagern schien, blitzten und blinkten »och einige der Himmelslichter Dorthin richteten mehrere niedrig fliegend« Nachtvögel ihre» schwersälligen Flug, dorthin eilte auch hinkenden Schritte- ein grauer Coyote*), welchen der Morgen überrascht hatte, und nach derselbe» Richtung hin ging — gleich dem grauen Gesellen den Schutz der ferne» Hügel suchend — ein einsamer Wanderer, unter dessen Füßen der tiefe, von der thaulvsen Nacht iticht gebändigte Slraßenstaub hoch auswirselte. Eine Weil« hielten die Beiden — Mensch und Thier — welch« in Haltung und Antdruck ein« muiiderlich« Berwandlschast zeigten, gleichen Schritt. Der Coyote hatte dieselbe Aehnlichkeit mit seinem zivilisirle», harmlosen Bruder, dem Hunde, welche der Tramp—) mit einem gewöhnlicheti Fnßgätiger hatte; aber Beide zeigten die karakteristischen Nlerkmale müßiger, halb und halb außer dem Gesetze stehender Landstreicher. Der schlottrige Paßgang und die scheue Art und Weise de- Cuyvleu wiederholte sich in dem schleppenden Schlitte und den vorfichligen Seitenblicken des Menschen. Beide waren jung und kräftig, aber Beide trugen dasselbe *) Coyote = Präriewolf (Canis Utrana). Aiim. d. Hebers. —) Tramp könnte etwa mit Bummler, Slrolch, Landstreicher, wie mit Fußgänger und Wanderer Übersetzt werden Da aber keine dieser Bezeichnungen der Beden- tuug de« Worte« ganz und unter allen Umständen ent- ; spricht, so behalten wir daflelbe hin und wieder bei. i Anm d. Hebers dann di« Wähler beschwichtigen zu können, die darüber grollen, daß immer neue Millionen in den bodenlose» Schlund de« Militarirmu« geworfen werben. Daß man die Verhandlungen so lange hinau« zögert, beweist, daß den alten Parteien bei dem Gedanken an eine Reichstagsauslösung gor nicht wohl ist. Zum Anderen aber sieht man, wie bk politischen Grundsätze immer mehr an« dem parlamentarischen Leben verschwinden und der Handel mit „Kompensation«, objekten" an deren Stelle tritt. Die Junker haben die Gelegenheit ebenso ergriffe«, wie das Zentrum. Indem sie sich fühlen, weil die Regierung ihre Stimmen für die Militärvorlage braucht, erheben sie daS alte Geschrei von der „nothleidenden Laudwirthschast" und glauben der Regierung gewiffe Zugeständnisse abknöpfen zu können. Wir sind gewiß entschiedene Gegner der gegen - wärtige» Regierung, aber wir könne» eS ihr nicht ver - denken, wenn ihr alle dies« Parteien wenig Respekt ein - flößen, und wir wiffen, warum sie auf ihrem Schein be - steht. Sie weiß ganz genau, daß die bürger - lichen Parteien nicht mehr widerstand«, fähig sind. Für den, der sich durch Prahlerei und durch geschwollene Phrasen nicht täuschen läßt, war die« schon lange kein Geheimniß mehr. Wir können es nicht genug bedauern, wenn da« deutsche Bolk mit neuen Lasten heimgesucht wird in einem Augenblick, da e« unter dem schrecklichen Drucke schwerer wirthschastlicher Kalamitäten seufzt, die sich von Jahr zu Jahr verschlimmern. Aber es vollzieht sich damit zugleich noch etwas Andere«, nämlich die vollständige und definitive A b w i r t h s ch a s t u ng der alten Parteien, die bisher eS verstanden haben, das Bolk über seine eigenen Jntereffen zu täuschen. Sie wußten es zu verbergen, daß fit nur zu ihrem eigenen Vortheil handelten; sie verwischten die Begriffe vom Volksintereffe und von ihrem. Klaffeninteresse. Sie heuchelten, ihre Privilegien bedeuteten die Wohlfahrt der Gesammcheit. Dies frevelhafte Spiel muß einmal ein Ende nehmen und dem Bölke muß klar werden, was diese Spiegelfechterei zu bedeuten hat. Die Annahme der Militärvorlage, mag sie nun jetzt gleich oder »ach neuen Wahlen vor sich gehen, wird dem Volke zeigen, daß die alten Parteien nicht fähig sind, die Wohlfahrt der Gesammtheit als Richtschnur sür ihre Thätigkeit zu betrachten. Millionen von guten Deutschen, die dies bisher nicht begriffen haben, wird es wie Schuppen von den Augen fallen, wenn sie erst die neuen Lasten verspüren. Darum mag die Militärkommission die Sache so „dilatorisch" behandeln, wie sie will — die bürgerlichen Parteien werden ihrem Schicksal nicht entgehen. Die Sozialdemokratie wird ans all' diesen Dingen frische Lebenskräfte ziehen und wird in neuer Stärke vor den Prahlhänsen stehen, welche glaubten, in der Debatte über den „Zukunftsstaat" den Sozialismus kritisch vernichtet zu haben. Wir begreifen auch ganz gut, warum gewisse Kraut- und Schlotjunker zur Zeit so ganz besonders gegen die Sozialdemokratie toben. Sie sehen auch ein gut Theil von dem ein, waS wir oben gesagt haben, und sie sind außer sich darüber, daß sie nichts dagegen machen können. Di« Einen rufen die „irdische", die Anderen die „himmlische" Polizei gegen die Sozialdemokratie an. Sie mögen thun, WaS sie wollen. Reine dieser beiden Kategorien von Polizei wird die zerfallende bürgerliche Gesellschaft zufammeiileimen können. Sen der Ntltbshue. Sind dem Reichstage. Berlin, S. März. Mit der heute begonnenen Berathung des Militär- etots wurde wieder die Reihe der großen und iiiler- essante» Debatten eröffnet. Der nationalliberale Abg Dr. Buhl macht« den Ansang mit einer Beschwerde darüber, daß die O s f i z i« r k 0 »s u m v « r e i n e sich einer ungehörigen Protektion erfreuen, indem die Offiziere schlaffe Wesen, dieselbe Abneigung gegen wirklich energische körperliche Anstrengungen zur Schau. So mochten sie, ohne es zu wiffen, vielleicht eine Vierlelstmide hinierein- ander hergegangen fein, aü die schärferen Instinkte deS Thieres e« vor der Berührung mit einer gewaltthätig«-: Zivilisation warnten und eS bestimmten, im scharfen Winkel rechts abzubiegen, waS grabe fünf Minuten vor den: Augenblicke geschah, da das Gebell von Hunden den Meuschen veranlaßte, nach link« auSzuweichen, um nicht in eilte bewohnte Ansiedelung zu gerathen, welche dicht vor ihm lag. Der Pfad, den er einschlug, führte ihn gradeswegS zu einem der kleinen Bäche, welche auf der Canada Hervorbrechen, um unter der Junihitze der Ebene zu ver- schwinden. Die Ufer des Rinnsals waren dicht mit Weiden und Erlen bestanden und machten daffelbe zu einem laubcuartig überdachten gangbaren Pfade, welcher sich durch den dichten Wald und das Unterholz hinzog. Der Mann verfolgte ihn, allem Anschein nach ohne Ziel und Zweck, blieb zwar von Zeit zu Zeit stehen, um de» einen oder anderen Gegenstand zu betrachten, ober er that dieS gleichsam n:echanisch, alS käme eS ihm eigentlich nur daraus au, seine müßigen Stunden hinznbringen, und wenn er eine Brotrinde, die er aus der Tasche gezogen hatte, dann »::d wann in eine der vielen kleinen Kaiser- tümpel tauchle, so schien auch diese Handlung mehr aus der hergebrachten Zusammengehörigkeit von Brot und Waffer hervorzugehen, al« au» dem Bedürft,isse, seinen Hunger zn stillen. Endlich erreichte er eine kleine muldensörmige Bodeneinsenkung am Abhänge deS Hügel«, welche mit köstlich duftendem, wildem Klee bewachsen war Hier legte er sich im Schatten eine« Maganitastrauche« znm Schlaft,, nieder, und die Art und Weise, wie er feine Vorbereitungen dazu traf, verrieth deutlich, daß ihm die Gewohuheitrn jener Mcnschenklaffe, welche trockene, sternenhelle Nächte zu ihre,: Wanderungen zu wähle» pflegt, um die heiße» Tagesstunden fchlasend, oder wenigstens seitab von der Straße int Schatten liegend, zuzudringeii, seit lange vertraut waren. Inzwischen war eS Helle: geworden, und nach und nach tratet, die Formen und llniriffe der erwähnten Be- sitzung deutlich hervor. Eine Straße, welche mau durch den parkähnlichen Wald gehauen und sorgfältig von den ungeheuren Farnkraulbüscheln gereinigt hatte, die eine Eigenthümlichkeit der Gegend find, führte nach dem Ein - gänge zu der Canada. Bon hier aus stieg sanft eine breite Terrasse empor, deren Rafengrund nur biird) un - geheure Blumenbeete von unbeschreiblicher Farbenpracht und Ueppigkeit uiiterbrocheu wurde, hinter denen wiederum höhere «üjche und Schlingpflanzen die Säulen, die Veranda, ja so ziemlich die ganze Imiggeftreckt« $a0 insbesondere, baß von der Se- fchäfrigung in diesen Werkstätten solch« Arbeiter ausg«. schloffen werden, die man im Verdacht fozialdemvkra tifcher Gesinnung hat. Diese Maßregel stutzt sich auf ein Spionir- und Denunziationssvstem, welchem bekannt - lich auch Polizeibehörden dienen, indem sie förmlich« schwarze Listen über alle diejenigen 5 jun gen Leute führen, die ihnen al« Sozialdemokraten besannt werden, und diese Listen alsdann den Diilitir- beworben einliefern. Unser Genosse war wohl befugt, die Frage auszuwerje»: ob e« denn nicht konsegnenter fei, statt fti so heimtückischer Werse zu ver- sahren, ein Gesetz zu erlegen, welches jeden L ozia!- demokraten von der Pflicht. Soldat zu werden, ausschließt. Der toilbliberale Abg. Brauereibirektor Rösicke ver- trat auch einen Rechlsstanbpnnkt gegenüber bem Mili - tarismus ; er brachte bie Verhängung be« Boykott« über Gostwrrthschasten seitens ber Militärbehörben zur Sprache unb richtete an den Kriegsminister die ganz „ergebene Bitte", doch dahin zu wirken, daß „nicht so schroff" bovkotftrt werde, denn mittlere und Heine Brauereien müßten schwer darunter leiden. Wenn da« nicht wäre, so würde Herr Rösicke 011 dem militärischen Boykott wohl nicht» auSzusetzen haben; er erklärte jo ganz offen, daß er den Militärbehörden „das Recht", mißliebige Wirthschaften zu boykottireii, nicht bestreite. In seiner Entgegnung bemerkte der Kriegsminister aus die Beschwerden Bebel», daß die -erwähnten Mit- thcilnngcn von den Polizeibehörden allervii^s gemacht werden; da« sei n 0 t h w e n d i g , um die „gefähr - lichen Elemente" im Heer kennen zu lernen Weiter stellte der Kriegsminister die weirheitkvolle Behauptung aus: in den Militärwerkstätten sei nicht die Sesinnang selbü, sondern nur die , B e t h S t i g u n g " derselben verboten. Die Thatsachen widersprechen aller - dings dieser Behauptung, aber der Kriegsminister hat ja nicht nöthig, die Thatsachen znzugeben; er ignarirt sie einsach, giebt eine ausweichende Erklärung, und damit ist für ihn die Sache erledigt. Genoffe Ulrich konstatirte ii, drastischer Weise, daß jvnge Leute an« Orten, wo die Sojialbemotrarie stark vertreten ist, wenn sie zum Militär kommen, oft von ihren Borgefetzten In pöbelhafter Weise wegen ihrer vor- ausgesetzten sozialdemokratischen Gesinnung mit Schimpf - worten insullirt werden. Während die „nnverdächligen" Rekruten sich der schönen Bezeichnung „Saukerle" zu erfreuen haben, genießen jene Anderen die schöne An - rede : „Ihr infamen sozialdemokratischen Sau- kerle". Da« ist der Militarismus al# „BildnngSanstaft". Der deutschkonservative Abg. Freiherr, Kammerberr, Major a. D. unb Majorats Herr v. Friesen kam dem schwer bedrängten Kriegsminister zu Hülse, indem er ouSeinandersetzte, bie Solbate» hätten ben Beruf, da« Vaterland zu vertheidigen uid desh>:ib müßte: sie allerdings im Allgemeinen unparteiisch betw^lsi. bell werden, aber den Sozialdemokraten „.g-.i- über je: lUwarteilichkeft nicht am Platze, et sei ganz recht, daß die Hecreeverwattung gegen dieselben in der Weife verführe, wie die sozialdemokratischen Redner e« gerügt haben. Dann kam der „große" A h l w a r d t an die Reih«, um die bekannte „Iubeuflint«n*.Aiigelegenheit klar zn legen und jein« dieibezüglichen Behauptungen, wegen welcher er verurtheilt worden, zu tediifertigtn. Der Kriegsminister hatte lei.te Antwort für ihn. Betreffend den militärischen Boykott nrachie der Ge - noffe Grille u berget noch einige beachtenswert he Mittheilungen. Danach find in Nürnberg bi« vor Kurzem den Soldaten 147 Wirthschaften verbitten gewesen, toeldie Zahl jetzt auf etwa 30 hcrabgegangen ist. Redner gab zu bedenken : wenn man fortsädrt, die sozialdemokratischen Arbeiter im Heer und iu den Militänoerkstätten so, wie es jetzt geschieht, zu behandeln, so müßte mau sich auch bie Frage corleges, ob diese Arbeiter im Falle eine« Krieges marschiren werden. Nachdem der uolioualliberale Abg. Dr. v. Mar- q u 0 r d s c n auf die im vorigen Jahre gefaßte Resolu - tion, betr. die Oeffenllichkeit de« Militärgerichlsverfahrcu«, hingewiesen und betont hatte, daß da« geheime Verfahren mit dem Gerste be« Jahrhunderts im Widerspruch stehe, brachte unser Genoffe Abg. R u n e r t in anderthalb- stündiger Rede zahlreiche Beweise dafür bei in ivelch unerhörtem Maße militärisebe Vorgesetzte oft ihre Unter - gebenen malträtireu, unb welches M-ßverhällmß bestehe zwischen der Bestrafung von Unierosfizieren und Offizieren eiueticit# und gemeiv-n Soldaten andererseits für mili - tärische Vergehen. Wir werden aus diese hochintercffauten, ans Aktenmaterial gestützten Mittheümrgcn zurückkommei: müssen, umjomehr, als der Vertreter der Wililärverwal- tuug die Wucht der erhobenen Anklagen durch allerlei, mehr oder wenixer haltlose tzwwäiibe abzuschrsächen versuchte. Tie morgige Debatte wird au das :rbrächte Material anknüpfen und ficher noch intereffanter Werbe» als bie heutige. lieber die Verschleppung der Mililärvor- lage in ber flommiffion Haden die Nationallrberalen nicht znm Wenigsten gejammert. Daß das Geheule nur eitel Heuchelei war, darüber waren verständige Meuscheu nicht im Zweifel. Jetzt aber tritt es mit voller Klar - heit zu Tage. Kaum nimmt die Kommiffion ei neu An- lauf, endlich einmal zur Abstimmung zu schreiten, so siud es tue Rattonalliberalen, welche durch den Mund de» Herrn Buhl dagegen Einspruch erheben, weil sie noch einige Zeit brauchten, um ihre Kompronußvor- schlüge zu formuliern. Die Komnnfsionsmrhrheil ließ sich vernünftiger Weise daraus nicht ein und di« National- liberalen blieben utit ihrem Anfrage allein Nicht ein - mal der „Umsallmajor" Hinz« stimmt mit ihnen und Herr Rickert, der .Freifinnige" mit bem national- liberalen Herzen war nicht zugegen. Schleunigst wurde darum der oberste Führer dee Nafioualliberoteu, Herr von Bennigsen, per Telegraph au6 Hannover herbergeruferi, um Hedainmenbrenfte bei der Kompromiß- gebürt zu leisten. Da« Kind ber gemeinsame» Be - mühungen wird wohl bald bas Licht ber Welt erblicken. Die Wnchergesetz-Kommission hat ihre Arbeiten beenbet und schriftlichen Bericht erstattet. Die Vorlage ber Regierung ist danach im Weseuttichen unverändert angenommen Nur ber Artikel 4 hat folgenbe neue Ge - statt erhalten: „Wer gewerbsmäßig Geld- ober Krebit- geichäste betreibt, hat sür Jeden, mit welchem er baran* in Geschäftsverbindung steht, nach Schluß de« Kalenderjahres die Rechnung abzu - schließen und da« Ergebniß dem Schuld ¬ ner binnen drei Monaten schriftlich mit » nthei1en, sofern nicht vorher schon eine schristliche Abrechnung ftattgefunben hat. Ein Schulb Anerkennlniß ober eine Echuldver- roonblnng ersetzt nicht eine solche schriftliche Abrechnung. Wer fich bieser Verpflichtung vorsätzlich entzieht, reite mit Gelbst rase bin zu Jt 500 ober mit Hast bestraft unb verliert den Anspruch auf die Zinsen für da« verflossene Jnbl hiusichflich der Geschäfte, welche in dem Rechnung«, abschluß nicht enthalten sind. Ti« vorftehendeii Beflim- ninngen finden keine Anwendung: 1) aus öffentliche Banken, Nvieiilranken, Bodenkrediiinstitute unb Hqpo- tbekenbanken auf Aktien, 2) auf Kaufleute Im GeschSsl«- verkrhr mit Raiflcuten, bereu Firma in ba» Hanbcl«- register eingetragen ist." Bei der ReichötagScrsatzlvahl in tlmbcrg, die am 8. d. M ftattsand, um an Stelle de« verstorbenen Zeiitrumsabgecrdneten Hilpert einen neuen Abgecroneten zu bestellen, wurden nach bisheriger Zählung für de» Zentrumskanbidatc» R f ß 6723, für den Liberalen Heindl 1109, für den Sozialdemokraten Sieben» bürget 594, für einen zweiten Zeiitrumsmaiin Siigler 122 unb für Dr. Eigl 40 Stimmen abgegeben. Zirka 600 Stimmen zersplitterten sich. Riß ist somit gewählt Bei ber Wahl 1890 hat ber sozialbeinokrofische Kanbibat nur 228 Stimmen erhalten, obgleich bie Wahl- bet Heiligung im Ganzen eine stärkere war, wie biejc« Mal. Bei brr Nachwahl im 17. wiirtirmbrr- gischrn Mohlkrri'r steht ber Wählerschaft eine reich - haltige Kandidatenliste zur Verfügung. Es sind aus - gestellt: Sozialdemokrat Tauscher, Dent oh fit Sauter, ZeutruniSmann Rembold , Denischparteiler (rofirttem- bergischer Nationalttberaler) Dr. Müller au» Machen- trangen. Da» Zentrum weiß seinen Kandidaten nicht Heffer zu empfehlen, alS durch die Bemerkung, daß er ein „Freund der Gelreidezölle" sei. Nette „Bolksfteundr", die Schwarzen I Dir PolizriwriShril im „grutiithlichru" Tach» scnlande bat dieser Tage einen ihrer „schön stcti Triumph«" gefeiert. Im Rathskeller zu Hartha sollte am 4. d. M eine öffentliche Versammlung der sozifildemokratischen Pattei ftattßiiden, in welcher der Redaklör R 0 s e :i 0 » einen Vortrag über „Die bürgerliche Gesell - schaft, die Sozialdemokratie und der Zukiinstsstaat" zu halten beabsichtigte. Die königliche Amtshauptmann schaff zitTö- bei» aber erließ ans Grund des § 6 des sächsischen Verein«- und Versammlui^sgesetze« vom 22 März 1860 ein Verbot dieser Versammlung, das solgendermaß«» motivirt ist: ..Dieses Verbot Hai seinen Grund in bem nlö Vuuft 3 ber Tagesorbnuiig beabsichtigten Vortrage des Redaklör« Emil R • i e n 0 10 über „Die bürgerlich« Geftllschait. bi« Soziale-» niokrat»e und der Aukunsfsstaat". Für di« Herbti'uhrung de« van drr Sozial drmokratte angtjtrebten Zukuustsftaates ist innerhalb der bestehend«« Rechtsordnung «ill gesetzmäßiger Weg nicht gegeben; e# sei in itvftr Beziehung nur an die von der sozialdemokratischen Partei geforberte Abschaffung derPrlvateigenthums recht« an den Arbeitsmitteln und der monarchische» Rechte erinnert, welche mit dem Willen Derjenigen, denen diese Rechte znstchen, nicht zu crretdieu, reidei de« W llc» derselbe:: aber ohne gewaltsamen Ein - griff in dir bestehende Rechtsordnung unb ohne Be - gehung nach dieser Rechtsordnung strafbarer Handlungen nicht möglich ist. „Ter al« Referent für den betreffenden Punkt der Tagesordnung angemeibete Redattör Rosenow au« Ehomnitz würbe daher, ft,den: er den Theilnehmern be* Vermmmlung den angestrebten Zukunftsstaat schildert, und dieselben aufforbert, an ber balbmöglichsten VetreirtUdiuug desselben mnzuarbeiten, nothwen - diger Weise dicselb«: zur Begehung von Gesetze«. Übertretungen aussvrdern oder zum Mindeste» sie hierzu geneigt zu machen suchen." Beim Lest» dieser Verfügung kann man in bi« Zeiten der rigorosesten behördlichen Handbobung be« gewesene» Sozialistengesetzes sich zmückoerjetzt glaubt«. Offenbar Hal unser Chemnitzer Genosse doch gar nicht« Andere« beabsichtigt, al« au dem von den Gegner» der Sozialdemokratie kürzlich im Reichstag: und danach in der „ordnnngsparteilichea" Presse in Szene gesetzten, ebenso medttttächlige» wie dunlmen ZukunftSstnat«. Unfug Kritik zu über Unsere Vertreter im Reich«, tage und unsere Presse hoben i» denkbar deutlichster unb entschicbenster Weise bargelegt, baß die Gegner sich eines lenbenziösen Schwindel« ersrechen, wen» sie sür ihre Zukunftsstaat Bilder bi« Sozialdemokratie verantwortlich machen. Doch da« «rschefttl uns im vor - liegenden Falle nur nebensächlich DaS Hmchtgewicht haben wir daraus zu legen, daß bie Döbelner Amt«- eines großen Gebäudes verhüllten. Aber btt Zartheit des blumimdurchflochtenen Laubwerke», ba« sich baran empor- raufte und hier uitb da selbst bis unter ba# Dach hinaus- kletterte, die blendende Pracht ber Farben unb bie Massenhaftigkeit be« tropischen Pflauzenwuchses beein - trächtigten keineswegs be» Einbrnck ber Größe und Würde de« Bauwerkes. Dieser Eindruck beruhte zum Theil darauf, baß bie ursprüngliche Gaia — ein umfang- ftcheS, mit einem dicken Mantel von dunklem Rolhholz umkleidete» Backsteingebäude, welches noch auS der Zeit der ersten Besitzergreifung be# LanbeS burch bie Spanier herstannnte — unberührt geblieben war, unb noch feine« Patio, d. h. ben_ von niedrigen Gallerten umgebeucn inneren Hof, besaß. Allerdings hatte man später neue Theile, viel umfäitglidier als der ursprüngliche Kern, angebaut, aber man hatte dieselben nicht als Flügel an- gefügt, sondern das Gebäude an jeder Seite, der Länge nach vergrößert, so daß an« beut anfängliche» streng geschlossenen Qnabrat ein langes Viereck von etwas ttu- bestimmten Linien entstauben war. Hielt nun aber ber Patio den Laroktcr der alten spanischen Abgejäiloffeff heft fest, so war dagegen die breite ffiHleitgärngenc Veranda an der südlichen Seite de» Ge - bäude« eine Konzession an den amerikanischen Geschmack. Ihre Breite verlieh den lütteren Zimmern dieser Ab - teilung die Rühle unb bei: tiefen Schatten, welch« bei den dünneren Umfassungsmauern des neuen Anbaues verloren gegangen wären, utib hüllte sie in eine Dämmerung, ix welche nur die brennend rothen, vom Dache herabhängeudeu Kardinalblumen, der gelbe Sonnenscheln ber an den Säulen emporrankeuden JaSininblüthen »nd bie wellenartigen Hügel ber Helft,- trope». bie den Fuß der Beranda wie ein Purpurite» Meer umgaben, Licht und Farbe brachten. An keiner anderen Stell« zrigt« fick ber Blülhenreichthum diese« Himmelsstriches in so überqueDentet Fülle wie hier. Selbst die kastilianilchen Rosen, welche wie Weinranken ott der Ostfcit« «mpoiklefterten, die Fuchsias, die im Patio eine baumartige Größe erreichte«, und bie riefen- hosten Passionsblumen, welche bie niedrige westltche Waue* Überzogen und aus tausend Munden ihre gr- heimnißvolle Geschichte erzählten, verblichen gegen die Gluth und Pracht der südlichen Veranda. Äl» bie Sonne am Himmel emporstieg, schien ber jMCtfl von ihrem Strahle berührte östliche Theil beä Hanse« zu «wachen. Einige fich dehnende Arbeiter und Diener zeigten sich am Eingänge des Patio, unb im «arten unb in den Ställen war es schon früher lebendig geworben. Di« Südstauf schien sich überhaupt gar nicht zur Ruh« brgebtu zu hoben, denn ix dem großen Saale traust«: noch bie Lichter — «iu Präsen'irbrett mit Gläsern staub in ber Veranda in ber Nähe einer der weiten, offenen Glasthüren, und etwa« weiterhin lag, wie ein welke« Blatt, ein halb geöffneter gelber Facher. Bon der mit Kie« bestreuten Terrasse her schallte, vermischt mit den Tönen sprechender und lachender Stimmen, doS Geräusch rollender Räder und ein Char-a-baiics mit verhüllten Gestalten, die sich, um den direkten Strahlen de# heranssteigenden Tage«, gestirnel au-zuweiche», tief nie verbeugte», entfernte sich schnell. AU der Wagen davonrolltc, träte« vier Männer, die Augen mit den Händen beschattend, ans enter der GlaSfhüren auf die Veranda. Der Eine war noch ftn Äbendanzuge, der Zwette trug die Uniform eint« Kapitäns der Artillerie; die beide» Anderen hatten bereit» die Gesellschaftskleider abgelegt, unb der ältere von ihnen hatte sie gegen ein Kostüm aus jenem groben, geköperten Stoffe vertauscht, bett englische Touristen im Auslande — mit Rücksicht auf dessen vielleicht blähende, ihrer Meinung nach aber doch zurückgebliebene Industrie — zu tragen pflegen. Letzterer blickte der Sonne herzhaft in'« Gesicht und bemerkt: mit stark schottischem Akzent, daß der Morgen außerorbentlfch Har unb auch nicht eine Spur von Rebel oder Dunst zn entdecken sei. Der junge Mann im Gesell- schaftSanzuge stimmte ibn: lebhaft bei und sprach in sehr marfirt französisch^nglischern Idiom die Bemerkung an«, daß man hier begreifen lerne, wie ba# Bett eine Be - leidigung für jede höhere Natur, gleichzeitig aber eine Unbaufbarteit gegen bie liebenswürbige Wtrthia sei, welche ihre» Gästen diesen entzückenden ©arten und diese Promenadenwege zur Verfügung stelle, »ud daß es sicher - lich nichts Schönere« in der Welt geben könne, als den aus Pflanze» »ud Gräsern blitzenden Thau und den SRorgoigefaitg der Vögel. Bei diesem Punkte hielt der andere junge Man» es für seine Pflicht, den Sprecher auf die Thatsache auf - merksam zu machen, daß in Kalifornien niemals Thau falle unb baß in diesen: Theile des Ldndes kein Vogel singe. Der junge Fremde nahm diese Belehrung mit ebenso großem Bebaue«: über bie Thatsache, wie über eine eigene Unwissenheit aus — ober er sand ben Morgen dessenungeachtet so wunderschön, daß sei:: lieben«-! würdiger Freund, ber Herr Kapitän, vielleicht ntcht obge- : neigt war, einen weiteren Spaziergang zu Fuße mit ihn: zu machen Unglücklicherweise war ber liebenswürdige Herr Kapitän dazu nicht geneigt, sonder« behauptete, daß — selbst wem: er be: Gefahr entginge, durch die über- feeifdjen Jäger, welche die Gegend unsicher machten, al« seltener kalifornischer Bogel angesehen und todlgeschoffen ,.Karum gehen sie bau» aber auseinander," fragt« drr Schott«. „Reine Sviegelftchterei. ®anver beobachtet Carroll durch sein Fenster und Carroll weiß da» recht gut." „Ab I" rief der Schotte in gutmüthigem Tone. „8« wird also Händel geben? Hoffentlich wird di« Sache nicht ernst unb wir haben es nicht noch vor dem Frühstück mit Revolver und Bowiemesser zu thun?" „Rein," lachte der Andere, „nein. Um Maruja Ge- rechtigkrit widerfahren zu lassen, muß ich sagen, daß sie ihren Anbeters, gewöhnlich den Kopf viel zu sehr Der- dreht, um sie besonder« kampflustig zu machen. Ich sehe, Sie verstehen mich nicht, denn Sie sind hier noch sremd. und so will ich, der ich stehender Gast des Hauses bin, Ihnen die Sache erklär«! Die Beiden sind in Maruja verliebt, oder, was eigentlich noch schlimmer ist, sie sind Beide sest überzeugt, von ihr geliebt zu werden." „Aber Miß Maruja ist ja wohl die älteste Tochter unjercr Wttthin," sagte der Sckiotte, „unb soviel ich aus den Reden einer der jungen Damen verstanden habe, ist ber Kapitän in ber entschiedene» Absicht von feinem Fort hierher gekommen, der jüngeren Schwester bet Schönheit Miß Autüc. tat Hvf zu mach«» " zu werben, er boch, fall« er sich in Uniform auf bet Straße sehen ließe, von allen Vorübergehend«» ange - halten und gefragt werden würde, zu welcher Runst- reitergefellschast er gehöre und wo sich sein Zirkus be - finde — und daß er sich unter diese» Umstände» daraus beschränktti müsse, um das Haus herum zu schlendern und zu warten, bi» sein Wagen bereit fei. So schwer e« nun auch Monfiör Garnier fiel, sich von so angenehmer Gejelljchast zu trennen, so sah er doch rin, daß ti auch für ihn netbroenbig sei, sich zurück- ziiztcheii, um bie Kleiber z» wechseln, und so glitt er in demselben Augenblicke durch die GlaSthür in ba« Hau« zurück, al« drr junge Offizirr, anscheinend unbefangen, bie öeranba verließ unb sich ben buschige» Anlagen bei Garten- zuwendete. „Sie beobachteten einander feit einigen Stunden, und ich bin wirklich neugierig, zu erfahren, was ft« vorhaben," sagte ber junge Mann, welcher zurück - geblieben war. „Was meinen Sie damit?' fragt« d«r Schotte be- bächtig. „Nun, das ist doch Har wie Sonnenschein," ent - gegnete der Jüngere. „Kapitän Carroll und Garnier sind Siner so gespannt wie der Andere, zn wissen, wa« sein Nebenbuhler diesen Morgen thut oder zu thun be - absichtigt."