Rr. 141. 7. Jahrgang. Sonntag, den 18. Juni 18t)3 übrigens bie despotische Wenn das sind Eure Herrschaft läßt zu gewissen Jahreszeiten ave Von der Wcltbnliue aus dem Joche der Leibeigeuscha^ immer unabweisbarer wolle: die Znnker und Vnner ung des Fürsten den« Junker fuhren fort, die Bauern auszuraube» unterdrücken. In Urbindeu jener Zeit wird Hektar« 70 000 60 000 40 000 39 000 35 000 84 000 31000 24 000 23 000 Hektar« 23 000 23 000 22000 22 000 22 000 22 000 19 000 19 000 18 000 16 030 11 000 10 000 Gras Henckel Dounersmarl Prinz Friedrich Karl von Preußen Herzog von Dessau Prinz Biron von Lnrlaud Gras Brühl Die und zu geklagt: Die das. Verziehen ohne Entlassungsschein deS Gutsherrn, ja sogar der Ankauf von Grundstücken in anderen Gemeinden den Bauern untersagt wird. Das hatte nun freilich noch einen anderen Gnind. Mehr Land fordert mehr Hände, und die mußten des Bauern Kinder hergeben, da der Alte doch nur zwei Fäuste hatte. Zuerst wurden sie th atsSchlich beschäftigt, dann forderte man ihre Dienste und endlich erkannten die Kurfürsten von 1527 bis 1572 wiederholt an, daß die Gntsherrschaft ein Recht dazu habe. Da nun die Rittergutsbesitzer schon ftüher vielfach die Besilgniss« der Landesherren — Polizei, Gericht und Patronat — diesen abgenouunen oder ab- gekanst halten, so war damit die fast unums chränkte Stellung der „Herren" ihren „hörigen" Bauer» gegenüber hergcstellt, und wir zweifeln nicht, daß eS da - mals Pfaffen genug gegeben hat, die diese thatsächliche Sklawerei den Urenkeln jener freie» deutschen Bauern als „Gottes Ordnung" angepriesen habe». In jener „guten alten Zeit" bedienten sich adligen Herren mit Vorliebe des schönen Spruches: „Der Bauer ist an Ochsen statt, nur daß er keine Hörner hat", Hektaren besitzen. Es gehört an Bodenstäche in runder Summe „ Soluis-Banlth Fürst Wernigerode „ Putbus Gras Hatzfeld Fürst Radziwill „ Bismarck Prinz Reuß Seht, Ihr Bauern, Fürst von Pleß „ Hoheuzollern-Sigmaringen Herzog von Brannschweig Fürst Hohenlohe.Oehringcn .... Prinz der Niederlande Herzog von Nalibor Graf Schasfgotsch Fürst Thurn und Taxis Herzog von Sagan Herrschaft, so einige Gutsherren über ihre armen Unterthanen ohne Scheu einer höheren Gewalt auSüben, nicht eingeschränkt und solcher Ziel und Maß gesetzet wird, kann nimmermehr seiner Majestät r ü h m e n s w ü r d i g e Intention erreicht werden, wenngleich die Edikt» noch so vollständig und heilsam ab- gefasset werden. ES bleibt allemal res publica platonica, so gut auf dem Papier, aber impr acticabile in der Ausführung ist!" Ja allerdings, eS blieb impracticabilol Den» als Friedrich »ach dem siebenjährigen Kriege die endliche Ans- Hebung der Leibeigenschaft aus den Rittergütern sehr energisch forderte, da antwortete» ihm die getreue» Stände in bandwurmartigen Vorstellungen (dem Sinne »ach ungefähr): Ja, König, das ist ganz was Anderesl „Nachdem es neun Jahre lang als eine kurze, aber deutliche Kennzeichnung der AuffaP Anzeige» werden die sechsgespallene Petitzeilc oder bereu Raum mit 10 4, für den ArbeitSmarkt, Pertuiethuugs- und Fnmilieiinnzeigru mit 20 4 berechnet. Auzeigen-Annadme in der Expedition (bid 6 Uhr AbdS.), sowie iu sSmmtl. Aunoucen-Büreau« Redaktion und Erpedition: tKroste Theaterftraße 44 in Haiubtirg. Nlüi1wiii.schc Vom Auslande sind beim „Vor- wärls" folgende eiugegaugen: Die Wiener Genossen begrüßend jubelnd die großartige» und Lberralchenden Siege der deutschen Sozialdemokratie. Hurrah I es geht vorwärts I Adler. Popp. Die belgische Arbeiterpartei begrüßt den Sieg der dentscheu sozialdemokratischen Partei und wünscht ihr eine» vollständigen Triumph, der auch der Triuuiph der gesaminlen internationalen Sozialdemokratie sein wird. Die belgische Arbeiterpartei grüßt. VolderS. Für die Ttichwahleu giebt das führende Organ der Z e n t r u m s p a r t e i, die „Germania", ihren Be - treuen folgende Wahlparole: „In Stichwahlkreisc», in denen das Zentrnm selbst nicht betheiligt ist, muß nach der Rücksicht verfahren werden, daß die Z e n t r n m S - ziele möglichst erreicht, d. h. bei diese» Wahlen in erster Linie der Stnrz der Militärvorlage, und daß ferner dasZeirtruin das Zünglein in der Waag« im Parlament bleibt. Bei dem ungünstigen Stande der Wahl für die L i ii k s l i d e r a I e n (in tbesondere die frei- sinnigeVotkspartei)erfordern beide Rücksichten die U nter- stütz»ng Liuksli'beraler in der Stichwahl gegen jede andere Partei, eS sei den», die Person des linksliberalen Kandidaten mache daS unmöglich. Mittel - patteiler, b. h. Nationalliberale und Freikonservative, und die Sozialdemokraten können unter keinen Umständen unterstützt werden, und wo also dieses nter sich zur Stichwahl stehen, müssen sie allein gelogen werden und die Zentrumswähler sich der Stimmen ciithallcn. Konservative können, wenn die Person nicht als besonderer Kultiirkämpfer, Zeiilrunisseind u dgl. bekannt ist, da unterstützt werden, >vo ihr Seguer zweifellos das größere Uebel ist So ist die richtige Zeutrumsparole für die Stichwahlen l" DaS Zentrum scheint danach feine Wahlparole für die Hauplwahlen „Gegen ~bie Militärvorlage und den Niitrag Hnene" für die Stichwahlen fallen lassen zu wolle», denn daß Koiiservative, welche daS Zeiitrum nnlerstützen will, Anhänger der Militärveriiiehrnng siiid, ist doch sicher iiiibestritten. Ob die katholischen Ar- bciter der Parole, soweit sie sich gegen die Sozialdemo - kratie richtet, folgen werden, erscheint u»S fraglich. Der StichwahlanSfall in Dortmund bürste darüber Auf - klärung geben. Hierzu zwei Beilage» tiitb daS illnstrirte Ilutcrhaltuugsblatt „Die Nene Welt". Natioualliberalcr ßlcschäftSpatriotidmnS Mit anerkennenSwerlher Uiitierblfiuitbeit tritt der GeschästS- patriotiSmuS in einem Flugblatt zu Tage, welches „dar nation (illiberale Wahlk 0 mite" an die „Wähler der Stadt Butzbach" richtet. ES lautet: „lliilerthaueit"-Kinber antreten und nimmt daraus die tauglichste». Die Kost ist 5—8 Mal im Jahre Fleisch, sonst Graupe» und Hirse. Ost sagt ein Widerspänstiger: lieber zehn Jahre Zuchthaus, als zwei Jahre Euer Gnaden Unterthan! Tas Material, das diese Zustände beleuchtet, ist überreich und in den Akten beglaubigt; wir wollen hier noch dem Anfang einer Schilderung aus dem Jahre 1799 Raunt geben: „Wer ist glücklicher baran: die Kuh eines BaudenbewohnerS im Riesen- gebirge, welche sorgfältig« Wartung und Pflege genießt, oder jener Last- thier, adliger Unterthan genannt? Dieser windet sich unter bet Peitsche seiner VoigtS und keucht unter der Bürde nutzloser Frohnen:c." Als die Nothwendigkeit der Befreiung der Bauern Behördliche „Vorsicht^. Eine Dählerversantrn- Imig in Clausthal, in welcher der freisinnige Kandidat Ouensel und der RechtSanwalt Flatau sprechen ollten, wurde polizeilich inhibtrt, da der Mauer- chwamin im Gebäude auftrete! Eine solch» „Vorsicht" der Aufsichtsbehörde ist wohl noch nicht da- gewesen. So wuchsen denn die Latifundien der Junker immer riesiger an; immer mehr Güter der Bauern eignen die „Herren" durch List, Betrug uud Gewalt sich an. Wie weit dieser Fideikommiß-Hunger schon um sich gefressen hat, läßt sich augenblicklich nicht genau fest- stellen, weil — wie Professor Conrad in seiner Abhandlung: „Die Fideikommiffe in den östlichen Pro - vinzen Preußens" (Festgabe für G. Hausen. 1889. Seite 262) sagt — „eS gradezu den Eindruck erweckt, als ob die Regierungen nicht geneigt seien den Schleier zu lüften, der über diesen Verhältnissen ruht, aus Furcht, dadurch zu unliebsamen Reformen ge - nöthigt z u werden." Die einzigen amtlichen Angaben hierüber findet man in Meitzens Werk (Der Boden und die landwirth- schaftlichen Verhältiiiffe des preußischen Staates nach den» Umfang von 1866) au5 1869. Dem wollen wir hier nur folgend« Ziffern entnehmen: Da in als waren in den sechs östlichen Provinzen bereits 7 pZt. des Gc- sammln real# als Fideikommiffe «., lOpZt. als Domänen, 6 pZt. im Besitz von Gemeinden, Stiftungen, Korpo - rationen, zusammen also 23 pZt. deS Landes dem freien Verkehr entzogen. Wohl zu merken aber: unter den verbleibende» 77 pZt. befand sich der gesantmte ritterschaslliche Allodialbesitz, und dieser wird roeun auch nichr gesetzlich, doch thatsächlich mit eiserner Zähigkeit znsamuieiigehalten, und jeder «bverkattf ist durch die Jsolirung von den Gemeinden künstlich er- schwort. Meitzeu berechnete das Gesammtareal der Ritter - güter aus 46 pZt. der Bodeiifläche. Da der Besitz der „todten Hand" ztoar zum Theil, aber nicht ausschließlich anS Rittergütern besteht, so wird man in der Annahme nicht fehl gehen, daß schon damals, vor zirka dreißig Jahren, mehr als die Hälft« alles Kultur - landes in den sechs östlichen Provinzen unver - käuflich war. Seitdem nun sind bie Fideikommiffe in steigender Zunahm« begriffen. Professor Conrad hat ermittelt, daß unter den bis vor fünf Jahren errichteten 547 Fidei - kommissen mir 153 vor diesem Jahrhundert entstanden sind; dann folgen 72 au» 1800/50, 40 anS 1851/60, 63 au# 1861/70, 84 auS 1871/80 und 135 anS 1881/88 I Unter den 529 Besitzern der 547 preußischen Fidei kommisse befinden sich nur 20 bürgerliche Namen mit 14 040 Hektare», während die „hochwohlgeborenen" Herre» vom Adel 1 394 820 Hektare besitzen. Endlich: 15 Souveräne, 89 Herzöge, Fürsten und Grafen, 40 sonstige Adelige und 10 Bürgerliche — zu- fantmen 154 Herren giebt es unter unserem Groß - grundbesitz, von denen jeder Einzelne mehr al» 5000 Hektaren, alle zusammen ober 1761 Güter mit 1 637 963 Zur neuesten Leistung der Straßburger Polizei. Den KonfiSlationen sozialistischer W o h l f l ti g b l ä 11 e t soll sich nun noch ein Sozialisten- Prozeß aitreihen Wie der „Wes.-Ztg." aus Straßburg gemeldet wird, hat die Staatsanwaltschaft gegen Bebel wegen seines Wahlaufriis# ein Strafverfahren eiugeleifet. Die Preße spricht sich insgesammt verurtheileiid übet das polizeiliche Eingreifen in die Wahlbewegung aus. Die ausländische Preffe über die deutschen ReichStagSwahle». AuS Paris, 16. Jn»i, meldet der Telegraph: Die „Sibert«" sieht in den deutschen Wahlen den Beweis dafür, daß das Gefühl in Deutschland immer mehr dem bewaffneten Frieden entgegen fei, der bie moderne» Völker rit i n ire. Sine besondere Kraft aber habe der Wider - stand der deutschen Völker gezogen ans den Drohungen, die man gegen die parlamentarischen Freiheiten verlaut- bart habe. Der „Temps" sagt, bie historische Bedeutung der gestrigen Wahl gehe über die Grenzen Deutschland# hinaus. Das Resultat fei noch undeutlich, doch fei eS möglich, daß ein zu eklatanter Sieg der Sozialisten da» Zentrum und die Fortschrittler einem Vergleiche zu Gunsten deS Militärgesetzes gutreibe. „BiStnarek nud die Sozialdemokratie." Zn diesem Kapitel bringt die „Frankfurter Zeitung" eine AuSlaffnng, die dein „Heros des Jahrhundert#" Anlaß geben dürfte zu einer „Richtigstellung" in seinen „Ham - burger Nachrichten". Die Auslassung lautet: PackiMsstll! Die Hauptwahl ist vorüber und hat, wie sich jetzt schon übersehen läßt, unserer Partei einen über Erwarten großen Stimmenzuwachs nicht blos aus den Industrie, städtcn, sonder» auch ans den ländlichen Kreisen gebracht — ein erfreulicher Beweis, daß der Sozialismus von Tag zu Tag mehr Herz und Kops des Volkes in Teutsch- land erobert. Aber die Zerfahrenheit, die int Lager unserer Gegner herrscht und ihren Ausdruck in den bei - spiellos zahlreichen Kandidaturen der einzelnen Wahl - kreise fand, hat für unsere Partei auch eine hohe Zahl von Stichwahlen zur Folge gehabt, in denen unsere Genossen den Sieg gegen bie bereinig - ten Gegner nur erringen können, lucitlt sie ihre Begeisterung, ihre Kampfeslust nud Opscrwilligkeit im Dienste unserer großen Sache verdoppel» nud alle Kraft darauf richten, daß im zweiten Wahlgang der letzte Mann an die llrttc tritt. Bor Allein ist zu den Stichtvahlkämpfe» auch Geld nothwendig. Wir richten deshalb an unsere Parteigenossen die dringende Bitte, alle verfüg, baren Gelder au die Zentralkasse einzusenden, damit wir dort, wo es nothwendig ist, mit pekuniärer Hülfe ein - greifen sönnen. Thut jeder Genosse, jeder klasseubewitßte Arbeiter feine Schuldigkeit, dann wird der gestern errungene Sieg durch die bevorstehenden engeren Wahlen ein voll- ständiger werde» I Bon den Genossen der Wahlkreise, in denen die Wahlschlacht beendigt ist, erwarte» wir, daß sie de» Ge - nossen, die in Stichwahlen zu käinpsen haben, kräftigsten Beistand leisten. Die Wahlagitation muß sofort wieder ausgenommen werden, da die Stichwahlen schon in kürzester Frist stattfinden sollen. In einer großen Zahl anderer Kreise ist die Sozial- demokratie durch den Ausfall der Wahl des 15. Juni i« die Lage gekommen, bei den engeren Wahle» de» Ausschlag zwischen zwei gegnerischen Kandidaten zu geben. Der Berliner Parteitag hat bekanntlich insofern Stellung zur Frage der Stichwahlen zwischen gegnerischen Kandidaten genommen, als er sich gegen die ab - solute und prinzipielle Wahleuthaltung aussprach. Unmittelbar vor der Auflösung deS Reichs - tages beschäftigte die sozialdemokratische Fraktion nebst dem Parteivorstand sich mit dieser Frage, und ein - stimmig wurde dahin entschieden, unseren Genossen zu empfehlen, daß sie, wo daS Interesse der Partei eS er - fordert, sich an den Stichwahlen zwischen gegnerischen Kandidaten betheiligen; jedoch nur dann, wenn der gegnerische Kandidat, der um unsere Stimmen wirbt, sich in klaren, nicht mißzudeuteuden Worten verpflichtet, falls er gewählt wirb, im Reichstag rückhaltlos entgegenzu treten: 1) jeder Vermehrung de- stehenden Heeres über den gegenwärtigen Präsenz- stand hinaus; 2) jeder Vermehrung der Steuerlast; 3)jeder Beschränkung derVolksrechte, naiuentlich jedem Angriff auf das allge - meine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht. Wer sich diesen Mindest-Bediiigungeu nicht unter - wirft, kann feine sozialdemokratische Stimme erhalte». Und die Ehre und das Interesse der Partei gebieten unseren Genossen, in allen denjenigen Fällen, Wo unsere Bedingungen nicht klipp und klar angenommen werden, sich der Wahl zu enthalten und mit allein Nachdruck für Wahlenthaltung thätig zu sein. Das Prinzip der Partei darf in keinem Falle ört- lichen ober persönlichen Rücksichten geopfert werden. Die Parteipreffe wird um Abdruck dieser Mittheilung gebeten. B erlin, den 16. Juni 1893. DerParteivorstand. Ein Bravo beu wackeren sozialdemokratische» Frauen I „Freunde", dieNachkommendeSräiiberischeii JunkerthnmS, welches auf mehr a 18 400 Quadratmeilen Landes de» Bauern - stand vernichtet hat! Das sind die Männer, biedern „Bruder Bauer" die Hand drücken und ihn zum Stimm - vieh für sich machen wollen, indem sie vorgeben, den Bauernstand „vor der Vernichtung beschütze» zu wollen." Ihr Bauer», merkt Euch diese Thatsachen am lagt der Stichwahlen I Kehret stolz dem Junker und seinem Anhang, der ganzen Ion- ervativen Partei den RückenI Euer chlimmster Feind ist der Junker, der KonservatismuSl Euer wahre>1Freund ist nur der Sozialdemokrat! Eine Warnung für die Bauern. Der land- wirthschaftliche Verein in Baier», dessen Organisation tu landwirthschaftlichen Kreisen alt muster - haft bezeichnet Wirb, nimmt wiederholt Veranlassung, feine Mitglieder vor dem Bund der L a ii d w i r t h e zu warnen. So tritt er in der neuesten Rnmmer de» BereinsorganS den Agitationen entgegen, all wäre die Landwirthschaft nicht schon vertreten oder al» fehle eS an der Vertheidigung ihrer Jntereffeu. Der verein weist auf seine eigene Thätigkeit in Sachen der Handels - verträge hin und man darf ihm zugestehen, daß er di« 5olgen_ eine» Verträge» mit Rußlaud kaum weniger pessimistisch geschildert hat, als der Bund, so daß er sich zu dem Urtheil atiderer Sachkenner in scharfen Gegensatz stellt. Zutreffetid ist es aber, daß die wirthschastlichen Jntereffeu bet Laudwirthe ollenthalben ihre orgauisirte Vertretung finde», daß also ein neuer „Bund" zi, diesem Zivecke überflüssig ist. Der „Bund" verfolgt ja auch weit mehr politische Partei- als wirthschaftliche Gesammt- Jntereffen. mau nah m wie denn in „Wir glauben nicht nöthig zu haben, unsere gut deutsch und friedlich gesinnte» Burger auf die große Be - deutung der Militärvorlage für die Sicherheit unsere» Vaterlandes nochmals hinzuweisen. In letzter Stunde Wollen wir aber »och Alle daran erinnern, daß die Militärvorlage auch von einet nicht zu bestreitenden totalen Wichtigkeit für uni ist. Wir Alle wisse», daß die Erhaltung n u s e t e t G a t n i s 0 u in Frage steht, daß die Aushebung derselben noch immer ernstlich seitens der Militärbehörde besonders iu'S Auge gefaßt ist. Nnn fragen wir einen jeden Unbe - fangene», werden durch Annahme der Militärvorlage, Welche zugleich die Herstellnug neuer KasernementS in großem Umfange iu sich begreift, die Ehoirren für die Erhaltung unserer Stadt alSGatnisonS- ort vermehrt oder vermindert? Ganz ztveifellos werden unsere Aussichten günstigere mit An - nahme der Vorlage. Jeder Bürger also, der das Wohl seiner Vaterstadt über halsstarrige und eigensinnige Parteipolitik stellt, der kann am 15. Juni nur seine Stimme für einen Anhänger der Militärvorlage ab - geben. ES fain sonach nur Herr Graf Ori 01a aus Büdesheim Euer Manu [ein, znmal derselbe sich ausdrücklich verpflichtet hat, für die Erhaltung unserer Garnison mit aller Entschiedenheit ehqutreten." Wenn daS den Herr» Grase» nicht in den Reichs - tag bringt, dann verdienen die Butzbacher allerdings keine Garnison. tri« antisemitisches Wahlmanöver. Der „Reichsbote" druckt das kürzlich von Dr. Sigl im „Baier. Vaterl." veröffentlichte „Glaubensbekenntuiß" mit der Behauptung ab, dasselbe werbe mit einein Ausruf« zu Gunsten Stadthagens im Kreise Nieder- bar n i ui verbreitet. Wie das Wahlkomite und Stadthagen mittheilen, ist dieses alberne Druck - werk selbstverständlich nicht von ihrer Seite ausgegangeii, auch nirgends im Niederbarnimer Kreise verbreitet worden. Da der in Allem unwissende „Reichsbote" gar als Verfasser auf Stadthagen hiiiweist, so dürste die Vermuthung nicht unberechtigt sein, daß das „Klaubens- bekcnntniß" u f. w ein plumpe» Wahlniauöver von konservativ-antisemitifcheu Ehrenmänner» ist. Welcher Unsinn es ist, daS „Glanbeusbekennlniß" unserem Genoffen Stadthagen zuzuschreiben, ergiebl sich aus dem Inhalt desselben. Es lautet: „Ich glaube an Kaiser W'lhelm, den allmächtigen Schöpfer des neuen Kurse- und an General Caprivi, seinen gehorsamen Diener, unseren Herrn Kanzler, der empfangen hat den @rafentitel, ohne Macht und Herr - lichkeit, der gelitten hat unter Bismarck und den „Ham - burger Nachrichten", der hinabgestiegen ist zur „Nord- deutschen Allgemeinen", von wannen «r wiederkommen Wird, zu richten die Nörgler und BiSmarcksreunde. Ich glaube an den heiligen Geist deS geheimen Propheten Hinzveter und seiner Frau, an die Gemeinschaft bet Negiernngs- und Zentrumspreußen, an die alleinselig - machende Pickelhaube, an eine steigende Vermehrung der Abgaben und Steuern, an bi« Einführung neuer Maul - körb« unb Judeufliutrn unb an «in ewige* Solbaten- leben. Amen." Znm Berliner Wahlergebniß bemerkt die „Germania": „Die Hauptstadt des Deutsche» Reiches, Berlin, zählt nach den vorliegende» Wahlberichten 373 930 Wähler. Von diesen haben 268 495 gleich 73 pZt. ihrer Wahlpflicht genügt. Ans die Sozial - demokratie sind in allen sechs Wahlkreise» ins - gesammt 150 951 Stimmen gleich 43 pZt. der Wahlberechtigten und 56 pZt. derjenigen, welche in Wirklichkeit gewählt haben, entfallen. Die Sozialdemo, fratie hat also die Mehrheit der abgegebenen Stimme» um 6 pZt. überschritte», während ihr zu derjenigen sämmtlicher eingetragener Wähler nur noch 7 pZt. fehlen. Bei der letzten ReichStagswahl im Jahre 1890 betrugen die bei der Haitpttvahl ans die Sozial- demokratie abgegebenen Stimmen 126 315. Sie hat demnach einen Zuwachs von 24 636 Stimmen oder rund 16 pZt. erhalten. Dagegen beträgt die Zahl her au de» Freisinn abgegebenen Stimme» 57 085 Stimmen gegen 75 015 bei der Hanptwahl 1890, wat einen Rück - gang der freisinnigen Stimmen nm za. 24 pZt be - brütet. Betreffs der übrigen hier weniger in Betracht kommenden Parteien fei nur erwähnt, daß der Anti- semitismus einige »ennenswerthe Erfolge seiner äußerst eifrigen Agitation zu verzeichnen hat." Tozialdrinokratische Frauen im Wahlkampfe. — In liberalen Blättern lesen wir folgende Notiz anS Berlin: „Die Wahlurnen sind geschiossen; noch nie oder wenigstens feit langen Jahren nicht ist dieser Tag so still und friedlich dahingegangen wie heute; von jenem wüsten Lärm, von jenem widerwärtigen Geschimpfe vor den Wahllokalen, das nnS früher so in die Ohren gellte, haben mir diesmal nichts vernommen; und doch ist heiß gestritten worden. Eins aber wies der heutige Wahltag auf, waS früher nicht vorhanden war; die sozialdemo - kratischen Frauen traten bei der Wahlarbeit in sehr starker Weise in den Vordergrund ; da saßen junge Mäd - chen und führten voller Cnnsigkeit die Wahllisten, und wieder andere eilten treppauf, treppab, um die Säumigen zit mahnen und au ihre Pflinft zn erinnern. Eigen- thümllch sah es au#, wenn so ein junger Arbeiter unter der Eskorte von zwei Frane» in den Saal trat, um sozialdemokratisch zu wählen. Die Sache hat, so leicht sie zu Scherzeit reizen könnte, | doch eilte sehr ernste Seite; bi# fetzt schienen die Frauen von den sozialdemokratischen liefticbitugen : wenig wissen zu wollen; aber mit einem Male hat sich da# Blatt gewandt; hie sozialdemokratischen Frauen- Versammlungen auf Bildstock int Saargebiet gaben schon zu erkennen, daß eine Wandlung eingetreten; und heute haben hier die Hunderte im Dienste der Partei thätigen I Frauen die# Urtheil bestätigt; die Sozialdemokratie hatte 1 schließlich so viel HülsSmannschasten, daß sie dieselbe» bei 1 Weitem nicht alle verwenden konnte." auf den dann das Volk mit wehmüthigem Ernst erwiderte: „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?" Mit rücksichtslosester Entschiedenheit lehnte das Junkerthnm, besonders in de» preußischen Lande», sich gegen die Absicht der ^Regierungen, bie Leibeigen - schaft zit beseitigen, auf, zugleich sortfahrend in der Beraubung unb Unterbrückung bet Bauern. Nicht besser läßt sich biefer latente Kampf erkennen, alS aus einem jener Berichte au beu König Friebrich I., Wie beut uachstehenben vorn 14. Oktober 1710 des Herrn v. Luden: „fSie Verwaltungsbehörden sind keineswegs geneigt, bie königliche Absicht, daß die Unterthanen geschont werden sollen, zu verwirkliche», daher pflegen die Vornehmste» im Lande die besten Aecker, Wiesen unb Holzungen in ihren Rittergütern und Bortverken «i n z u z i e h e n, unb bas Laud sogar frei von der darauf ruhenden Kontribution (Grundsteuer) zu machen, was ihnen oft gelingt, tvenn sie selbst in der Verwaltung Stellen haben. (!) Auch besetzen sie wüste Feldmarken nicht mit Unter- thaue», sondern machen Vorwerke daraus unb legen die nöthiget. Dien st e den übrig g e- bliebe uen Bauern aus z u bereu ewigem unb vollkommenem Ruin. Ober wenn ja einmal neue Unterthanen daranfgesetzt werde», so werden diesen hohe Pachte, Dienste, Zinse», Ein- scher Bauern" im sechSzehiiten Jahrhundert, der „zwölf Artikel", in denen es hieß: „Es ist bisher Brauch gewesen, baß kein „armer Mann" (Bauer) Gewalt gehabt hat, das Wildpret, Geflügel oder Fische im fließenden Wasser, zu sangen. Auch hegt in etlichen Orten die Obrigkeit das Wild, uns zttm Trotz und mächtigen Schaden, weil wir leiden müssen, daß uns das Unsere, tvas Gott dem Menschen zu Nutz hat wachsen lassen, die unvernünf - tigen Thiere muthwillig verfressen, und wir müssen dazu stille schweigen. Wir sind auch beschwert der Beholzung halb, denn unsere Herrschaften haben sich die Hölzer alle allein zugeeignet, unb wenn bet arme Mann etwas bebarf, muß er's um’# boppelte Geld kaufen." Unb baun weiter über den Gutsherrn selbst: „Es ist unsere harte Beschwerung ber Dienste halb, die von Tag zu Tag zunehmen. Wir begehren, baß man barin ein ziemlich Einsehen thue, nttb uns dermaßen nicht so hart beschwere .... sondern wie es eine Herrschaft ziemlicher Weise einem verleiht, also soll er eS besitzen laut ber Bereinigung des Herrn und des Bauern." Im Jahre 1525 brach in Ostpreußen ein Bauernaufstand gegen das Jnnkerthum aus. Nachdem derselbe niedergeworfen worden war, wurden die „Herre n" natürlich dreister. Zuerst „besetzte" man verlassene Hufen ober kaufte solche einem Bauern ab (— wofür? I). Endlich „setzte man wider- spenstige Bauern ab" und Kurfürst Joachim IL von Brandenburg gestaltete 1540 dies ausdrücklich „denen vorn Adel" gegen „m un - willige" Bauern, ober solche, bereu Güter sie selbst bewohnen wollten, ebenso wie I 0 h a n n Georg 1572. Ein Staatsintereffe lag hier nicht vor, aber bet Ritter war bereits „Obrigkeit" und deshalb erfanden die kurfürstliche» Juristen für solche Zwangs- enteigmuig de» Namen „Relegation". Das klang gelehrt, und der Battet konnte gehen — oder auch nicht! Den» man fand nun, daß es zweckmäßig sei, ihn zwar vertreiben zu können, wenn cs der Herrschaft beliebe, aber nicht, ihu ziehe» zu lassen, wenn er Bismarck von ber taktischen Verwendung der Sozialdemokratie zur Bekämpfung bei bürger - lichen Liberalismus unwidersprochen bestanden hat, soll jetzt plötzlich das berühmte „Fürst wünschtSubor" nicht wahr fein. Es ist ja begreiflich, daß bet ehemalige Reichskanzler in einem Augenblick, wo er die voraus- ichtlichen Wahlerfolge der Sozialdemokratie als ein neues Aignment für die Unfähigkeit feines Nachfolgers polemisch zu Vetnverlheti sich attschickt, gern die Erinnc- rung daran beseitigen möchte, was er in Ueberschätzuug einer eigenen Kraft unb in Unterschätzung der sozialisti- che» Bewegung zum Anwachsen derselben beigelrageu hat. ES steht historisch genügend fest, daß et bie fozialdcmo Italischen Geister zur Bekämpsnug ber Fortschrittspartei, ganz ähnlich wie später die antisemitischen benutzt und dadurch gefährdet hat, so daß an diesem allgemeinen Urtheil bie Ableugnung einzelner Thatsache», selbst wenn ie begründet wäre, nichts ändern kaun. Die BiSmatck- che» Parteien haben AnsaagS der 80er Jahre, nament - lich bei ber Wahl von 1884 nicht nur in Frankfurt a M., onbem auch in anderen Orte», mehrfach in den Stich wählen den Sieg sozialdemokratischer Kandidaten gegen die der bürgerlichen Demokratie und deS Fortschrittes herbeigejührt. So ist eS in BreS 1 au gewesen, so in Magdeburg, dort unter der Aegibe des Polizei- guarlierungslast und dergleichen anserlegt, daß die Leute kaum ihr Leben erhalten können, bie vorher schon arm waren, noch ärmer werden unb endlich davon gehen." Dieser Bericht beleuchtet die Bauernfreunb- lichkeit und die „staatserhaltende Ge- f t n n u n g • „Derer vom Adel", und zugleich die Art der Vergrößerung der Rittergüter bis in nie ersten Jahrzehnte des vorige» Jahrhunderts vor - reff,ich : 1 z 0 Iv, schrieb ihm in einem Gutachten: Das Hamburger Scho" erscheint täglich, außer MontagS. »er fllbon«einentSpre"iS (lull. „Die Neue Welt") beträgt: durch bie Post bezogen (Nr de« Post, katalvgs 2795) ohne Briugeg'lb vierteljähri g4,20; durch bie Kolportöre wöchenll. 36 4 frei in S Hau«. Verantwortlicher Redaktör: C. Hein« in Hamburg. □ Das an ber Spitze der konservativen Partei marschirende Juukerthunt offenbart seine von altersher bekannte Unversrorenheit u A. besonders auch darin, baß es die große Lüge austischt, „der be - rufene Bundesgenosse unb Beschützer des Bauernstandes" zu fein. Heuchlerisch hat bie hochwohlgeborene Klique biefer „Edelsten ber Nation" auch jefet Wieder im Wahlkampfe alle erdenklichen An - strengungen gemacht, bie Stimme» ber Bauern z» er - langen. Anläßlich bet nahe bevorsteheiiben Stich. Wahlen werden die Herren diese Anstrengungen ver- doppeln. Deshalb gilt es für uns, ben Bauern noch einmal in's Gewissen zu reden uitb ihnen zu zeige» was es mit ber .Freundschaft" des Junkerthums für sie auf sich hat. Das JuttkerthttM, der von ihm be- herrschte und birigirte Konservatismus 'st der schlimmste Feind d e s B a 1, e r 11 st a 1, d e s, sein UuterdrSeker, fein Vernichter! Seiber feinten bie Bauer» die Geschichte ihres eigene» Standes nicht, sonst müßten sie wissen, welch schmachvolle» Frevel das Junke'rthum an diesem Stande feit Jahrhunderten verübt hat. Es gab Zeile», wo ber Bauer mit ben Waffen i» ber Hand seine Rechte und seine Freiheit gegen den raiibluftige» brutalen «bei — die Vorfahren der heutige» Junker — in blutige» Kämpfen vertheidigen mußte. Mehr als einmal habe» die derbe» Fäuste ber fBaiter» erlauchte Adelsschäbel eingeschlage». Ma» denke an die Niederlagen, welche die Bauern der Dith- marsch öfter de» adelige» Ranbgcsiudel bereitete». Auf die Dauer vermochte der Bauer,istaud dem Andräuge» der mit der Königs- unb Pfaffe,iu,acht ver ¬ bündeten JunkerthnmS nicht zu wiberstehen. Der Junker^ Die Landräthe seien für Anzeige wüst liegender setzte sich aus dem Grund und Boden fest, de» einst Höfe zu belohnen, beim da sie öfter gute Freunde, selbstständige freie Bauern besessen hatten; und auS , »e r w a 11 b t e ober H ö h e r st e h e n t> e anzuzeigeu diesen Bauern machte der Junker Leibeigene, Hörige, hätten, sei zu fürchte», daß sie es anS Furcht oder Liebe Hintersassen und ländliche Tagelöhner. | unterließen - unb der gewissenhafte Man» schließt fein Mo» erinnere sich der berühmten „Wehklage beut- j Gutachten mit ben bezeichnenden Worten: ihm die Freizügig- 1 - - _ be» märkischen Landtags-1 wurde, da stellte der preußische «del in einer Reihe I mellen von 1536, 1538, 1539, 1582 und 1602 von Denkschriften an die Regierung die Forderung auf: - .. . . 1 befl Bauer« Laud — der Preis für seine Freiheit!