Jahrgang. Freitag, den 12. Januar 1894 Wir haben einmal einen Mucker gehört, der sich ziehung ihrer Sinder nicht besorgen sönnen. Hierzu eine Beilage^ Dieser Mißstand macht sich bei den FamUien der Wander- über die Darwin'sche „Affentheorie' lustig machte; gute Man» stellte sich den Darwini«muS so vor, al ; der arbeite? auf den Ziegeleien am bittersten geltend. In Mttchttdigtt Laisser faire, laisser aller! $on Der Weltbank hat, ein Sterbens- Di» iNüdgrtkowMission dc» Reicht>tage» hat mann gezwungen, Ueberichichten zu verfahren. V** 1 a C 4. n 99 fttvl pfTA ntfnfprn rtrhftA Cai« a.i • r> D>e« am Mittwoch, wie schon kurz telegraobisch gemeldet Di» Aushebung des Identitätsnachweises, - D • — «us vicirn umer|un;unaen ooint«; o Me Wartung und Er- vom Physiker, der keine Lechnotogie treibt I — entfernt, unter den Tntdeckung auSzu- ihn treibt eS, sein Der Antrag auf Indemnität für da» Han. delsprovisorium mit Spanien für bie Zeh Dom I. bi« 81. Januar ist vom Reichskanzler nunmehr bei dem Reichstag eingebracht warben. Bekanntlich ist diese Berlängerung des Provisoriums nöthig geworden weil die (Einberufung der spanischen Tortes zur Ratifi - kation de« Handelsvertrages im Dezember nicht mehr erfolgen kannte Während de« Provisoriums sollen gegen volle Meistbegünstigung der spanischen (Einfuhr in Deutsch- land der deutschen Einfuhr in Spanien auch alle von spanischer Seite irgend einem brüten Lande gewährten Larifkanzessionen zu Gute kommen sihl i- bod) ein kürzlich erfolgtet Amchlag auf Da würd« hen Bergleuten die Mittheilung gemacht, daß biejemgtn ... .. al« ob nach Darwin eines Tages ein AffenweidchtN mit einem Grubenbesitzer das llundchige dieser Sortierung geltend z» machen; es sei ja, so führten sie au«, kein Berg- — bie doch auf seinen Untersuchungen fußt — aus diesen lintersiichungen ableitet; desgleichen bie jetzt vom Reichskanzler in Aussicht getzelli ist, kaun Innern besorgt weide, und durch Mangel au «ter verschiedenen Formen erfolgen. Sein Wesen be-1 frästen nicht labmqelegt werden dürfe mag ja insofern richtig (ein, al« ein direkter Zwang that - sächlich nicht auSgeklbt wird, wie man aber indirekt DaS Zentrum ist in den Steuerfragen nach immer zn keinem einheitlichen Entschluß gekommen und ein solcher dürste auch säum erreicht werden. Die Zentrums- fraftioii trat am Mittwoch Abend zusammen, um zu der ersten Beratbung der Tabakfteuer-Borlnge end - gültig Stellung zu nehmen. In der Fraktion herrschte starker Widerspruch gegen das Tabakfnbrikatfteuerprojekt Um der Regierung väherzukommen und zugleich den Zentrumswählern gerecht zu werden, wird, wie die „Kreuzztg." berichtet, ein anderer Modus für die Steuer gesucht, über den die Entscheidung noch getroffen wer - ben soll. den Wohnzimmern solcher Arbeiter wurden mehrfach Säuglinge ohne jede Aufsicht schreiend an- getroffen." Man denke sich in die Gefühle einer Mutter hinein, deren Mann so schlecht bezahlt ist, daß sie ihr Kind verlaffen und mitverdienen muß, damit ihr Kind ein Stücklein Brot und eine Taffe Milch hat. Und diese Arbeiterinnen müssen sich dann von behäbigen Moral- predigern sagen taffen, daß sie „keinen Sinn, kein Geschick und keine Mittel 0) haben, um ihre Häuslich - keit angenehm zu machen 1" Wenn es wahr ist, daß man die Kulturhöhe einer Gesellschaft danach zu bemeffen hat, wie in derselben die Frauen behandelt werden, dann steht die fapita- iistijche Gesellschaft so tief, daß sie sich schämen sollte. «»zeige» werben bie sechsgefpaltene Vditjcile oder deren Raum mit 80 -4, für den Arbeitsmarkt, BermietbuugS- unb $amilicitatt.j€iflcn mit so bnccfinct. Anzeigen annahme m der Expedition (bi# 6 Uhr Abd#.), sowie tu fämmtl. «unoiicen-BureaW. Redaktion unb Expedition: Große Theatrrstraße 44 in Hamburg. Bergman „«eiben. Ans dem Ruhrkohle». Revier wir der „Frankfurter Zeitung" geschrieben r Bei allen Petgnrbefter-Äii «M itben des hiesigen Bergbau - bezirks kehrte vir Forderung auf Beseitigung der so - genannten Ueiterschtchieu, d h der (Überarbeit, regel - mäßig wieder und immer suchten bann bie Organe bet wurde, in ihrer ersten Sitzung mit der Berathung des Etats be« Reichsamte« des Innern begonnen. Der Referent bemängelte die Forderung der Regierung, toelch« eine Stellenvermehnmg verlangt Es sollen ein Direktor und ein vortragender Rath eingestellt werden, weil die Arbeitskräfte zur Bewälttgung des Arbeits - pensum» nicht ausreichen. Der Referent Abg. Graf fiimburg^Stirum, verlangte an» SParsau,keitenickfichten die Streichung einer Stelle, während der Korreferent Abg Singer sich für die Bermehrung der Arbeitskiä'ie im Reichsamt Partei" geschaffen, resp, veranlaßt Wörtchen gehört zu Haden. Aber Herr Rümelin ist weit Lorbeeren seiner epochemachenden ruhen, sein Ehrgeiz strebt höher, bie Bergleute zwingt, den Wünschen der Betriebsleiter nach Ueberschichten nachzukomtnsn, zeigt eint Rotiz be« ..Allgemeinen Beodachirr«'. Diese« Blatt schreibt über dir Zeck e „Bereinigte Pöriing«siepen' • „Trotz be# viele» Nullen« angeblich wegen unreiner Kohle ober Minder- maß, trotz der großen Wagen, bie, genau ausge,neffen Übet 124 Scheffel fnssen, werben dem Bergmann auch noch b pZt für Fülltohlen adgrtznlten Allem die Kraue Dir Zerfahrenheit der gegenwärtigen Situation wird wohl am besten gekennzeichnet durch bie widersprechenbe Haltung der Offiziösen, die sich gegen- festig bementiren Da wurde gestern von den Miquel- Offiziösen über die Gespräche bei einem vom Finanz- minister Miquel veranstalteten Diner allerlei Interessante« berichtet Herr Rliquel sollte sich im Lause de« Gespräches dahin geäußert Haden, daß in i t b em g e g e n mä r t igen Reichstage a u s bie Dauer nicht aus - zukommen sein werbe. Der Finanzminister be- zweifelte, baß bet russische Hanbelsvertrag im Sieichslage eine Mehrheit finben werbe. Wenn der Reichstag den Wei n unb ba« Bier nicht besteuern wolle, so solle man boch ben Branntwein heran - ziehen. Bon der Jnseratenfteuer unb ber Be- steuernng ber Kunst weine halte Dr. Miquel nicht«, denn die ausgiebige Besteuerung be« Kunstweines käme einer Unterbrüduug ber Kunstweintabrikation gleich, unb über bie Inseratensteuer wurden bie Zeitungen eine der - artige Preßkampagne einleiten, daß bie Steuer gewiß nicht burchgehen würbe. Gegen eine Besteuer ung bes Tabaks nach dem Gewicht sprach sich ber Minister energisch aus, iubein bie« ben Ruin ber Tabak- bauern bebeute. Letztere könnten sich schon letzt kaum halten. Flugs beantwortet die „Nordb. Allgem. Ztg." biese Mittheilungen mit solgenbem Dämpfer: Da« Depeschen- büreatt „Herold" verbreitet unterm Gestrigen eine Nach - richt über eil. beim Finanzmiiiister statlgc unbenes Diner unb läßt Herrn Dr. Miquel Aeußerungen über bie Aus- sichten bei russischen Handelsvertrages im Reichstag thun, die ben Stempel ber Ersinbung an bet Stirn tragen. Wir finb in berLage, zu versichern, baß ebenso bie Angaben des genannten Bureaus über die Theilnahme an dem Diner als auch feine Mit - theilungen über bat, was ber Herr Finanzuiinister ge - sagt haben soll, total falsch finb. Hierauf erwidert bas Bureau „Herolb": Berlin, 10. Januar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt heute Abend in offiziösem Druck ein Dementi unserer gestrigen Mittheilung über ein Gespräch bei Finanzmimster« Dr. Miquel. Demgegenüber müssen wir unsere Mittheilung als absolut authentisch aufrecht halten unb können heute noch ergänzend hinzufügeii, daß ber Herr Finanzmiiiister bas Gespräch über bie Schwierigkeiten mit dem Reichstage betreff« ber Deckungsjrage damit schloß, baß er sagte: „Jetzt heißt es eben: Tua reo agituri* (Um Dein [be* Reichstages^ Schicksal handelt es sich.) Wer hat nun Recht? Der „'jener ii»roantrag gegen heu Hanfir- li,rubel stil sie selbst in brr Zerttriimspreffe auf ent - schiedenen Widerstand Die jüngst in ber Frage schon einmal zilirte „Köln Bolksztg." bringt einen weiteren Artikel zu ber Sache, in dem es » « heißt: „Unserer Ueberzeugung nach geht bet Antrag Gröber ' und Gen , so gut er auch gemeint ist, boch thatsäch - l i ch über bie beabsichtigte unb gerecht - fertigte Beseitigung von „Auswüchsen" lueit ijinau« Er trifft nicht lediglich bie unlauteren Elemente im Hausire rftande, sondern er gefährdet bie Existenz von Tausenden ehrlicher Hausirer. Weil in manchen Gegenden Deutschlands Klagen über bas Hausirerwesen laut geworben sind, sollen in allen fflegenben Deutschlands, auch wo gar keine Klage laut geworben ist, bie Hausirer mit leiben I Da« sind Ein - würfe prinzipieller Natur, bie wir dem Antrag Gröber unb Gen. machen müssen 8 bet wir haben noch andere Bedenken prinzipieller Natur gegen ben Antrag Da« Hausirgewerbe, wenn e« in ehrlicher Weise betrieben wirb, ist vom moralischen unb naturrechtlichen Gesichts- punkte au# ein erlaubte«. Wenn eine an sich er - laubte Erwerb« thöligkrit aus bloßen Nützlichkeitsrück- sichten gegen Aobere durch Gesetzesgewalt vernichtet ober schwer geschädigt wird, so hat ein solches Gesetz u. E ben Sara her eines Ausnahmegesetze«. Aus - nahmegesetze aber finb auf jedem Gebiete, auch auf dem mirthschasllichen, hochbedenklich. Der Zweck des An- trage« Gröber unb Genoffen: Kräftigung des seßhaften Kleingewerbe« unb Handelsstaiibe«, verdient die vollste | Anerkennung. Aber dieser Zweck wird durch ben Antrag doch nur in geringem Maße erreicht; und selbst wenn er in vollem Umtange erreicht mürbe, sollen wir ihn aus Kosten der im Allgemeinen noch ungünstiger Gestellten erreichen? Sollen wir bie Existenz ber Schwächsten ge - fährden, um das Wohlergehen der Schwachen zu fördern, ober um dem Publikum in manchen Gegenden Deutsch - lands allerhand Unbequemlichkeiten zu ersparen, vor welchen es sich übrigens schon noch Lage ber bestehenden Gesetzgebung selbst schützen könnte? Wir erinnern in letzterer Beziehung daran, daß schon jetzt nach den §§t»0c und 148 bet Reichs-Gewerbeardn n ng ben Haussiern ber Eintritt in sreinde Häuser und Gehöfte zum Zweck be# Gewerbebetriebes ohne vorherige Erlaubniß bei Strafe verboten ist. Zu dem winhschastlich Schwachen wird man aber boch ben Haussier im Allgemeinen rechnen muffen.* Der Antrag bürste nur el« einer von ben vielen vom Zentrum schon ausgetiflelten aitzusehen fein, bie nur ben Zweck Haden, bem reaktionär-jünftlerifchen Kleingewerbe Sanb in bie Augen zu streuen, um al« „Retter be« Handwerks* die Zünftler ferner an ihre Fahne zu seffeln Dte Berichte au« Schleswig unb Frankfurt a. b. Ober geben bie« an anderer Stelle zu. E« heißt dort • „Ter größte Uebelffanb (für die Familie de« Arbeiter«) liegt darin, daß Mütter, die in Fabriken zu «beiten genöthigt finb, " ~ Der Exkcuizlrr unb fein „«»eschichtHschreiber* Han« Blum arbeiten sich gegenseitig in eiae immer unerquicklichere Situation hinein I, einer gegen Hau« Blum gerichteten Erwiderung schreiben bie Münchener „Neuesten Nachr *: „Ueber ben Inhalt unb be* Berth be« Buches von Han« Blum sprach sich F Ü r st Bis - marck während bet Festtage unserem Gewährsmanne gegenüber sehr abfällig au«." Fenier schreiben die „Neueste* Rache ": „Aus telegravhiiche finfrage sandte uns Blum einen langen, scharf polemische* Brief über bie Arnim-Augelegenheit weigerte sich aber ent- schieben, ber Oessentlichkeit gegenüber bie Verant - wortlichkeit für diesen Brief zu übernehmen und ihn zu zeichnen." Armer Han« Blum I Da» „Hamburger Echo" erscheint täglich, außer Montags. Der Abonnementspreis (mkl. »Die Rene Welt") betragt: durch die Poft bezogen (Nr. de, Post- kntaloqs 2846) ohne Brinqezeld vierteljährlich M. 4,20; durch die »olportöre wöchenU. 36 4 frei in'« Haus. Perantwortlicher Redaktör: C. Heine in Hamburg. Zur Revision brr Strafprozeßordnung. Mit ber geplanten Einführung ber Berufung gegen bie U r t heile der Strafkammern unb der Entschädigung unschuldig Benirtheilter soll, wie wir be - reits mit theilten, auch eine Abänderung der Bestimmungen ber deutschen Strafprozeßordnung über ba« Sieber» ausnah mev erfahren erfolgen. Hier«» wird ber „«off. Ztg." geschrieben: „Dähoend nach bem früheren preußischen Recht bie Aushebung eine« rechtskräftigen Strasurtheil« nur statt- finden konnte, wenn dieses an) eine falsche Urkunde ober auf bie Aussage eine« meineidigen Zeugen sich grünbete, ist nach ber deutschen Strafprozeßordnung die Wieder - aufnahme des «erfahren« schon dann gestattet, wenn neue Thatsachen und neue BeweiSmiliel vorgebracht werden. Da diese Besiimwung bisher wiederholt zu einer Freisprechung von BerurtheUten geführt hat, die keineswegs als unschuldig Berurtheklte anzu sehen waren, so wirb, wie wir erfahre», deren Adäiidernug dahin iieabsichtigt, daß sie nicht mehr dem Schuldigen unb mit Recht fßu urtheilten die Möglichkeit bietet, da« rechts- hastige Urtheil zu beseitigen unb sich brr verhängten Strafe insbesondere in den Fällen zu entziehen, tu denen zwischen Berurtheiliuig unb Wieberausnahiue ein größerer Zeite aum liegt, so baß bie belastenden^ Beweismittel, beispielsweise wegen inzwischen erfolgten Ablebens der Zeugen, nicht nochmal« zur Geltung gebracht werben können." 6« würde sich somit um eine Erschwerung bei Wiederaufnahmeverfahren« handeln. Daß selbst unter der Voraussetzung ber Einführung ber Berufung bie Justiz dadurch gewinnen kann, vermögen wir nicht esiizusehen. Ueber die in Aussicht genommene Regelung der Entschädigung unschuldig verurihetlter erfährt dasselbe Blatt noch Folgendes: „Während die deutsche Strafprozeßoibnuna nur besagt, daß nothwendige Auslagen eine« ulischtlblg Berurlhellten au« ber Staat«» lasse erstattet werden können 499, 606), also eine Entschädigung von überall« dürftiger Natur in da« Er - messen be« Richters stellt, soll tiinftig bem unschuldig lltei urtheilten bie volle Entfchäbigung, soweit diese überhaupt möglich, als ein Recht zugebilligt werbe*. Die Entfchäbigungspslicht ve« Staates erstreckt sich nicht auf solche im Wiebeiausnahiueversadven frei gesprochene frühere Berurtheilte, bie ihre Berurtheilung absichtlich herbeigeführt hatten, und ebenso soll eine Entschädigung nicht stattfinden, wenn in dem Wieberaufnahmever- fahren keine Freisprechung fonvern nur ein milderer Straff aß erzielt worden ist Die EntschädigunqS- frage soll nicht zum Gegenstand« einer richterlichen Entscheidung gemacht werden, ba es sich um bie Aus - gleichung eine# Konflikt« be« formellen Recht« mit einer höheren materiellen Gerechtigkeit Hanbelt, e« soll viel - mehr bie oberste Justizverwaliungsbehörde be« betrrffenben Staate« über ben Entschäbigungsanspruch entscheide», nachdem die vor! ereilenden Handlungen durch da« frei- sprechende Gericht au «geführt worben finb. Die Staats - kasse taun gegen ben Schuldigen bie Klage auf Ersatz be« Schadens erheben." * Der gute Stern ber Sozialdemokratie hat dafür gesorgt, daß ihr auch in dieser aufgeregten Zeil, wo die mit Rabieschensamen unb Sardinendüchsen haussieiide Reaktion wieder gierig nach ihrem Blute lechzt, ber Humor nicht eintrocknet. Während bi« dato alle Welt unb wir selber geglaubt haben, bie Sozialdemokratie sei ber Gegenpol beS Manchesterthuni« unb seiner Devise: „laisser faire, laisser aller!“ (Laß' Alle« gehn rote’« geht l Laß' ben Dingen ihren Laus, es wird schon Alles von selbst recht werden!), stellt es sich jetzt heran«, daß Niemand ander« al« bie Sozialdemokratie selber biefer Theorie huldigt unb — was noch schlimmer — auch da - nach handelt. Während alle Welt, vom Dorfpsarrer bl« zum Reichskanzler, sich vor ber Rührigkeit ber Sozialdemokratie ängstigt, wird ihr nun vorgeworsen, sie lege sich auf bie faule Haut, „ziehe sich bequem aus das Faulbett der Entwicklung der äußeren Thatsachen zurück" und sehe mit verschränkten Armen zu, wie bie bürgerlichen Sozialpolitiker schweißtriefend Stein um Stein für einen neuen Bau ber sozialen Orbnung herbei - schleppen. Nur daß sie ab unb zu bie Marseillaise baju pfeift. (Notabene, biefer Zusatz rührt von uns her.) Unb wer ist nun der geniale Entdecker dieser er - staunlichen Mär? Gewiß, denkt ber geneigte Leser, irgend ein schiefgewickelter Hinterwäldler, ber in feinem entlegenen Weltwinkel etwa« von ber Sozialbemokratie hat läuten hören und von ihr versteht „was bie Kuh Born Sonntag". Fehlgeschoffen 1 Die Feder, aus welcher dieser Blödsinn geflossen, gehört einem Manne an, ber an der Spitze ber Verwaltung einer mittelgroßen deutschen Residenz steht und früher die Stelle eine« Obersteuer, raths bekleidet hat: Es ist der derzeitige Ober- bürgermeister Rümelin von Stuttgart, derselbe, ber im vorigen Jahre durch bie Unterstützung ber Sozialdemokraten, aus diesen gut bolirlen Posten ge - wählt wurde und seither durch mehr ober weniger byzantinische Reden bewiesen hat, baß er au« gleichem Holze wie ber frühere Oberbürgermeister von Osnabrück und Fraiiksurt a. M. und jetzige preußische Finanz minister geschnitzt ist. Und ber Ort, roo er seine Offen - barung vom Stapel gelassen, ist die Schäffle’fche „Zeit- schrist für bie gejammte StaatSwiffeuschaft", also ein „vornehmes" Blatt, in welchem bie kathederfozialistifche „Wissenschaftlichleit" ihren hochgelehrten Laich ablagert Wie dumm muß da« Schäffle’fche Salz geworden fein, daß seine Zeitschrift solchen Albernheiten ihre Spalten öffnet I „Schon bie thatsächlichen Verhältnisse selbst könnten die Sozialdemokratie belehren, daß die gesellschaftliche Ordnung ber Dinge, die sie sich denkt, nirgend« mehr existirt. In keinem Staate ber Welt sehen wir heut - zutage bas wirthschastliche Leben dem ausschließ - lichen Spiele bei Privatinteressen mehr überlassen. Ueberall beginnt es sich zu regen 1 Theils auf bem Wege ber Arbeiterschutzgesetzgebung re re." Daß bie bürgerliche Gesetzgebung erst durch den Ansturm ber sozialbemokrati- scheu Arbeiterbewegung sich zu sozialpolitischen Maß - nahmen gezwungen sah, bauen hat bas gute Herz be« Herrn Rümelin, scheint’«, keine Ahnung, und ebenioweuig scheint er jemals von ben zahlreichen sozialdemokratischen Anträgen im Reichstage, in ben Saubtagen unb auf ben Rathhäusern, und ben vielen genossenschaftlichen Ein- rieffhingen, welche diese „laisser faire, laisser aller- O tituige Fabrikinspektoren gefallen sich darin, in Ihren alljährlichen Berichten den Arbeitern Moral zu predigen, resp, die Arbelterverhältnlffe unter dem Gesichts, winkel der „Moral" des behäbigen Spießbürgerthum« zu beurtheilen. Dies geschieht auch wieder in den Berichten ans dem Jahre 1892. So viel treffliche« Diaterial dieselben sonst enthalten, so wollen wir doch einige Stellen herausheben, welche beweisen, daß geroiffe Fabrik- Inspektoren bei Beurtheilung der Arbeiterverhältniffe sich von der hergebrachten Oberflächlichkeit noch immer nicht haben loSmachen können. In bem Kapitel, welches bie „wkrthschaft- licheu und sittlichen Zustände der Ar- beiterbevölker»ng" bespricht, glaubt man manch- mal bie Stimme eine« jener übereifrigen Pfaffen zu hören, ber mit näfelitber Stimme fein „Wehel Wehe!" über die Menschheit spricht. Der Fabrik, infpeftor sollte wissen, daß er zu solchen Dingen durchau« nicht bet Ilsen ist. Er hat zu suchen, w* Schäden vor» Hauken finb, bie durch einen Eingriff ber Behörbe be» seitigt ober gemildert werden können. Sein Gebiet ist damit ziemlich eng begrenzt, denn die Eingriffe zu Gunsten be« Arbeiters, zu betten sich ber Klassenstaat verpflichtet fühlt, reichen nicht weit. Wenn ber winhschastlich Schwache beim Klaffenstaat so wenig Schutz findet, so ist ei um so weniger angebracht, sich bem Arbeiter gegenüber auf das hohe Roß ber Spießbürger-Moral zu setzen. Fabrikiiispektoren sollten bie Erfahrung ge - wonnen haben, baß e- nicht am Platze ist, bem Arbeiter bie kärglichen Vergnügungen zu bekritteln, bie er sich erlauben sann, nachdem er feine Kräfte im Dienste ber herrschenden Klaffe gegen armseligen Lohn erschöpft hat. Die Fabrikinspektoren geben allerdings an, daß sie zu ihren Moralpredigten durch Aeußerungen von Unter - nehmern veranlaßt finb. Aber wenn man sich darum kümmert, was bie Arbeiter unb Arbeiterinnen außerhalb ber Fabrik thun unb wie sie ihren Lohn verausgaben, warum forscht man benn nicht auch bem Lebenswandel ber Herren Kapitalisten nach? Diese gebethen sich als Tugendspiegel und Sittenrichter unb bie Fabrikinspektoren führen die Aussprüche „satter Tugend" und „zahlungs - fähiger Moral" als Belege für die „sittlichen Verhält - nisse" unter ber Arbeiterklasse an. Da« ist eine Ein - seitigkeit, bie bei solchen Berichten nicht entschieden genug zurückgewiesen werden kann. So haben in Dresden und in Schleswig einzelne Industrielle voin „Niedergang des sittlichen Empfindens ber Arbeiterinnen" ge - sprochen und haben dafür bie Tanzgelegenheiten verantwortlich gemacht. Ein Großindustrieller in Dres- ben hatte sogar behauptet, seine Arbeiterinnen kämen Montags früh „meist völlig ermattet von bem langen Tanzen in ber Nacht" zur Fabrik, tränken zum Früh- stück theilweise uuverhältuißmäßig viel Schnaps unb die Anzahl der unehelichen Geburten werde eine immer größere. DaS glauben sich die Kapitalisten herausnehmen zu dürfen gegenüber den Arbeitssklawinne*, denen sie überall Löhne zahlen, von denen Niemand anständig unb meiischenwürbig existiren kann. Warum fragt man aber nicht nach ben Einwir - kungen ber Tauzvergnügungen auf bie Töchter der herrschenden Klaffen? Ob Wahl da» „fittliche Empfin- ben" ber „höheren Töchter" gehoben wirb, wenn sie halbnackt auf ben Bällen erscheinen? Sie tanzen auch durch unb können bann nach Belieben auSschlafen, während bie Arbeiterinnen, die den täglichen Bedarf der Gesellschaft mit zu decken haben, wieder an bie Arbeit müssen, mit Moralpredigten heimgesucht werben. Auch können bie „höheren Töchter" Liköre trinken, so viel sie »ollen, und Niemand tadelt sie; den Arbeite, rinnen wird jeder Schluck verübest, ben sie zur Stärkung nehmen. Was die unehelichen Geburten betrifft, so sollten unsere Bourgeois mit ihrem Geldheirathe» davon lieber schweigen. Bald schimpfen sie über zu viel uneheliche Kinder, bald über zu frühe Heirathen. Die Wahrheit ist, daß die Ausbeutung eine Höhe erreicht hat, bie es dem Arbeiter häufig unmög - lich macht, sich einen Hausstand zu be - gründen. Hören wir, was aus Schleswig ge - meldet wird: „Die junge Frau, bie meistens gleich nach ihrer Konfirmation, mitunter auch schon vorher, in ber Fabrik thätig gewesen ist, dringt in die leichtfertig (I) gegründete Ehe häufig keine andere Mitgift, als ein binnen Kurzem zu erwartende« ober bereit« vorhandene« Äinb. Die alleruothdürftigsten Möbel werben auf Ab- Sufflung angeschafft und die Frau hat meistens weder Geschick noch Sinn, noch Mittel (I), um den HauS- halt zu führen und ihrem Manne da« Leben in ben kahlen vier Wänden angenehm zu machen." Welche Bourgevisfrau e« wohl fertig brächte, ihrem fOianne da« Leben in vier kahlen Wänden angenehm zu machen? Die Moralprediger sind hier dei der völligen Sinn, lofigfeit angelangt. Bekommt ein Mädchen ein außer- Erliche« Kind, so ist das ein „Niedergang de« sittlichen empfindens" - heirathet sie dagegen, so ist die Ehe „leicht- ® ürichlosjen I Welch armselige« Ausweichen vor b* e barin besteht, daß die Ausbeutung, ° t ’ l ' ra " 4 r ^ en ber verheiratheten Frau zur Fabrik-, «best, dte elenden li^ue, kurzum da« ganze kapttalistlsche System e« ist, da, dem Arbeiter dre Gründung de« Haushalte« erschwert und seine Familie.erüörtl Der Versuch deS Reichskanzlers, bie Konser - vativen zu versöhnen, findet bei den Letzteren bisher nicht viel Gegenliebe. Die „Kreuzzlg." will von einer Annäherung der Konservativen an die Regierung in Folge der in Aussicht gestellten Aufhebung bei Identitätsnachweise« nicht« wissen Auknüpfend an eine Mittheilung der „Rat.-Lib Korrespoudenz", wonach die „$rwa: Unter - haltungen" im Reichstage ben Nndruck hinterlassen hätten, daß die „Situation sich durch den Versuch einer Annäherung zwischen der Reichsregientug unb der kon - servativen Partei einigermaßen aufgeklärt habe, so daß der russische Handelsvertrag jetzt mit etwa« befieren Aussichten auftrete, al« e« noch vor Weih nachten den Anschein hatte," schreibt ba« konservative Organ: „Hierzu ist zunächst zu bemerken, baß eine „An - näherung zwischen der Reichsregierung nitb ber konser - vativen Parier" in feiner Weise statt gefunden hat. Es handelt sich lediglich um einen Schriftwechsel zwischen dem Ausschuß des konservativen Paneiverbande« von Ostpreußen und dem Reichskanzler, die konservative Partei in ihrer Gesammtheit wird dadurch durch - aus nicht berührt. . . . Wir sehen weiteren „6nt- hüllungen" über die „Gespräche" im Reichstage gern entgegen, so wenig wir verhehlen, daß uns Derartige« in dem amtlichen Organ einer großen Partei recht dilettantenmäßig uortommt. Aber dieser Dilettantisuiu« entspricht ja bem Zuge der Zeit. „Wo Alle« liebt, kann Karl allein nicht hassen."" Roch schärfer spricht sich ba« Blatt in einem Leit - artikel an«, in welchem ba« Schreiben eine« konser- votiveu Parlamentariers bet ba« bekannte Schreiben be« Ausschüsse« ber ostprenhischen ftonieroatioen an den Reichskanzler mitunterzeichnet hatte, zum Abdruck ge - langt. welcher e« al« einen gefährlichenJrrthnm bezeichnet, wenn man an« dem Schriftwechsel bie Folge - rung ziehen wollte, „eS mache sich in unserer Provinz ba« Bestreben in konservativen Kreisen geltenb, die Abneigung, welche bisher in wachsendem Maße gegen einen den Schutz unserer Lanbwirthschaft herabsetzenden Bertrag mit Rußland, zu mit- dem und gewissermaßen Kompensationsobjekte im Boran« für die Annahme eine« solchen Vertrages zu bezeichnen" Daß die agrarischen Heißsporne den Brief be« Reichskanzler« nicht mit besonder« günstigen Blicken be- trachten, ist nur zu erklärlich. Sie vermuthen sicher nicht unrecht, wenn sie die Absicht dahinter suchen, die oft- preußischen Konservativen von ihren Gesinnungsireunden im Lande zu trennen. Die großen Worte, mit welchen sie bie Erfolglosigkeit diese« Versuch« darzuthun suchen, scheinen nur ihre Furcht bemänteln z» sollen, daß e« doch gelingen werde, einen Theil der Konservativen zum Umfall zu bringen. Die agrarischen Heißsporne halten an ber Hoffnung fest, den ruisischen Handelsvertrag unb feine» Urheber zu Fall zu bringen Sie sind trotz seine« ®riefe« nicht milder gegen ihn gestimmt, und einer ber eifrigsten Bunetallisten erklärte bie ganze Enquete für einen Unsinn Wenn bei Reichskanzler bie Initiative zu internationalen Vereinbarungen über bie Währung«, frage ergreifen wollte, mürben sie eher mit sich reden laßen. Da werben sie aber wohl lange warten können. Schwert — nicht doch, sondern seinen Beamten-Galan- teriebegen — im Blute be« Marxismus zu baden. Was die Wolff, Brentano und Konsorten in dickleibigen Bäu- den nicht fertig gebracht haben, daS gelingt ihm spielend auf ein paar Seiten, auf denen er sogar mit ber Hegel'schen Philosophie parabirt, über die er vielleicht als Tübinger Student ein Kolleg belegt hat. Belegt sagen wir, nicht gehört, denn er scheint davon genau so viel zu verstehen wie von den Marx’fchen Theorien oder von dem Satz de« Erfurter Programm-, daß „die ökonomische Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft mit Naturnothwendigkeit zum Untergang des Kleinbetrieb« rc. führt", woraus er seine Behauptung aufbaut, daß bie Sozialdemokratie gemüthlich und thottos die von selbst sich vollziehende Entwicklung der Dinge abwartet. Schon vor Jahren schrieb der Berfaffer einer Parteibroschüre: „Die Sozialdemokratie will die Dinge nicht sich von selbst machen lassen, will nicht bie theoretische Zuschauer- rolle spielen: sie will hanbeln, sie will ben natürlichen Revolntionsprozeß durch persönliches kräftige« Eingreifen beschleunigen und reguliren . . Sobald sie halbweg» ffügge war, wandte sie sich praktischen Fragen zn. Keine sozialpolitische Frage ber letzten Jahrzehnte, an deren praktische Lösung sie nicht mit Eiser und Ernst gegangen märe. Die Frage ber Fabrikinspektoren, bie Frage der Arbeitsbücher, bie Frage bei Normalarbeitstage«, die vielen anderen Fragen des Arbeiterschutzes, die Frage der Haftpflicht, die Frage der Wrbeiterfafien, die Frage der gewerkschaftlichen Organisation — alle diese und viele damit zusammenhängende Fragen wurden von der Sozialdemokratie mit begeisterung-voller Energie in die taub genommen, in sozialdemokratischen Vereinen unb erfanimlungen diskutirt, von ber sozialdemokratischen Presse behandelt, von den sozialdemokratischen Abgeord - neten im Parlament zum Gegenstand von Debatten und wo eS anging von Anträgen gemacht." Die Sozial - demokratie ist eben selbst ein Produtt der ökonomischen Entwicklung. Aber der Scharfsinn des Herrn Rümelin scheint sehr kurzsichtig, um nicht zu sagen blind, zu sein, sonst würde er nicht die ungeheuerliche Behauptung aufstellen, bie Lehren von Marx hätten keinen einzigen sozialen Seformgebanfen dervorgebracht. Zn dieser Betise »er - führt ihn ber Umftanb, daß der Marxismus sich darauf deschräntt, bie Gesetze der ökonomischen Entwicklung zu entdecken Es ist, als wollte man von bem Ehemiker, der bie stoffliche Zusammensetzung der Dinge untersucht, behaupten, er sei praktisch unfruchtbar, weil er nicht sogleich die Nutzanwendungen für bie praktische Chemie steht darin, daß für ausländisches Getreide, welche« den Zoll getragen hat, dieser zurnckgezahlt wird, falls e« zur Ausfuhr gelangt; aber e« muß nachgewiesen ivei den, durch sichere ftontrole seftstehen, daß es dasselbe Getreide ist, identisch mit bem wirklich eingeführten. Da« ist der Sin» ber Forderung be« Identitäts - nachweise«. Würde nunmehr der ZdentitäKnachwe«« ausge- hoben, so würde also der Zoll für (Betreibe nicht nnr bann zurückgezahlt bezw bliebe er unerhoben, wenn dasselbe (Betreibe wieder autzgeführt würde, sondern auch dann, wenn ganz ober theiltvefie andere« (Betreibe wieder au«geiührt würde. Betreff« ber Aus- ühruiig aber kann man fichverschiedeneFormen denken, von denen insbesondere drei zur Erörterung stehen. 1 Bei L'eber Ausfuhr be» Getreide wird der Betrag bei Zolle«, welcher der auSzuftihrendeu Gattung unb Quantität entspricht, dem (Sportireiiben gezahlt. Die ReichSkaffe würde dadurch krineu Nachtheil haben, so behaupten bie Befürworter der Maßregel, da schon feit einer Reihe von Jahren Deutschland immer mehr Getreide ein- al« au-sührt; ba also für jede« aus- zusnbrende Quantum sicher ein gleiche« Quantum ringe- führt wird, so ist die ReichSkaffe vor Verlusten bewahrt. Auf diese Form, ihre eventuellen Vartheile und Nach - theile einzngehen, erübrigt aber zunächst, ba zwei andere Formen tat Vordergründe stehen, und die Reichsregierung schon für eine dieser sich entschieden Haden soll. Es können nämlich: 2) die bei der Einfuhr von ausländischem Getreide ausgestellten Zollquittungen ben Baralter »an Einsuhrscheinen erhalten, d h dazu ermächtigen, die gleiche Quantität z. B von Weizen zollfvei ein- ziiführen, so daß also bei dieser Einfuhr der bei jener Einfuhr geplante Zoll zurückgezahlt würde; ober 3) et werden bei jeder Ausfuhr z. B. von Weizen Aussnhricheine über die betreffende Quantität ausgestellt, und diese ermächtigen zur zollfreien Einfuhr derselben Quantität Weizen. Dabei kaiiu, roa« wohl zu bemerken ist, für eine o st preußische Ausfuhr eine Einfuhr über die deutsch-belgische ober deutsch-östereichische Grenze zollfrei bleiben, ober gegen einen durch v ft - preußische AuSsuhr erlangten Einsnhrschein die Rück - zahlung des Zolle« bei ber Einsicht von Holland noch Rheinland-Westfalen, von Oesterreich nach Baiern er - folgen l Daß das Letztere in hohem Maße eintreten könne, befürchten die Getrridevroduzenteu in West- unb Süddemschland. Daher ihr Widerstand gegen die Auf- Hebung de« Identitätsnachweise«. Kadi eingehender Diskussion, an der sich alle Par. teien bet heiligten, wurde bie Stelle be« Direktor« mit 10 gegen 9 Stimmen ab gelehnt, die Stelle de« vor- tragenden Rath« dagegen eiustnumig bereinigt. Die übrigen der Büdget-Kommissiou überwiesenen Titel de« Etat« be« ReichSamt« be« Innern wurden ohne Diskussion genehmigt Die Kommsision ging daraus über zur Berathung be« Etat« be« ReichS Geiuiidhritsamt«. Auch hier wird die Schaffung von 2 Mitgliederstellen verlangt Der Direktor B. Köhler, welcher diese Segierungtforbe« rung begründete, gab eine umfassende Darlegung ber dem Reich« Gesundheitsamt obliegenden Ausgaben, welche« neben statistischen, gutachtlichen unb experimentalen Ar - beite» auch vielfach Steilen zur Untersuchung sanitärer unb hygieinischer Ucbelstände zn leisten habe. Die Forderung auf Vermehrung der dem Reich«. GefniidheitSamt zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte fand die Genehmigung ber Komniilsio», welche wegen be« Beginn« der Plenarsitzung ihre Berathung abbrechen mußte und dieselbe DonnerSlag Bormütag weiter- führen wird. b. Vin recht treffendes Urtheil findet sich bn letzten Hefte der „Gieuzboten" über die Atte* tat«. Politik. E« heißt da: „Ueber nicht« muß man sich mehr wundern, al« daß sich der Groll der Befitzlofen so selten in Attentaten Lust macht. In Deutschland liegt die Erklärung in bet vortrefflichen Or - ga n i sa ti on unb Di «ziplin b er Sozial- bemofratie, die nicht gestattet, daß mühsam er - rungene ober zu erringende soziale unb politische (Er - folge durch Thaten der Ungeduld, der Leidenschaft, de« Wahnwitze« in Frage gestellt werden. Deshalb sind auch alle Berechnungen jener „StaotSerhaltenden" eitel, die ba hoffen, ein großes iULcntal ober du großer Putsch ber Sozialdemokrateu werde ihnen den Bonoaud zu einem großen Gemetzel unter ben Arbeitern unb zu einem Staatsstreich darbieten. Was nach dieser Richtung hin möglich war, scheint unter Puttkamer versucht warben zu sein; aber bie wn uderbare Selbftbe- herrschung und Vorsicht, bie sich die Arbeiter unter dem Sozialistengesetze aiierzogen haben, hat alle jene Versuche vereitelt." — Wir können diesem Urthefl eine« konservativen Blatte« in jeder Zeile beipflichien. vollständig auSgebildeten Menschen niedergekommen wäre. Ans dem gleichen Niveau de« Verständnisses steht Herr Rümelin zu Marx. Besonder« macht ihm die Lehre von bet gesellschaftliche« Nothwendigkeit unb menschlichen Un - freiheit und von dein Widerspruch zwischen Gesellschaft und Mensch große Schmerzen. Wir haben vielleicht bald Beraulaffung, unS an dieser Stelle näher mit dieser Lehre zu besassen, und wollei: hier nur bemerken, daß nnS Herr Rümelin selbst und sein Artikel al« eine prächtige Illustration ber menschlichen Unfreiheit unb sozialen Abhängigkeit erscheint. Er kann eben nicht au« seiner Bnreaukratenhaut hinan«, und so verzerrt sich in seinem Hirn Marx unb die Sojialbemotratie wie eine prächtige Landschaft in einem Hohlspiegel. Nach der Wahl des Herrn Rümelin zum Stillt- gartet Stadtvorftand hat e« lange gedauert, bi« er den Titel Oberbürgermeister erhielt, unb in der öffentlichen Meinung wurde dies dem Umftanb zngeschrieben, daß er seine Wahl der Unterstützung der Sozialdemokratie verdankt habe. Bösartige Gemüther könnten auf den Gedanken kommen, Herr Rümelin habe mit feinem Ar - tikel feine gut bürgerliche Gesinnung in bengalischer Be - leuchtung zeigen wollen. Doch eine Note belehrt un« ausdrücklich, daß Herr Rümelin den Artikel vor be- jagtet Wahl geschrieben hat. des Innern aussprach, weil namentlich die soziale Ge-Arbeiter, die in der Nacht vom 21. zum 22 November, setzgrbung und deren Ueherwachung vvm Reichsamt bei I also in der Nacht vor dem Buß- und Betrag, sowie die- Wrbrit«' -ewigen, dte in der Nacht vom 2. bi« zum i Dezember 1 also m ber Nacht vor bem Sonntag gefeiert, bei eeewt