Das „Hamburger Scho" «schriut täglich, außer Montag«. ®n AboniiementSprciS (inst. „Die Stcue Welt") betragt: durch die Post bezogen (Nr. de« Post» tatalogs 2965) ohne Bringegcld vierteljährlich *. 4,20; durch die «olportärc wSchentl. 36 4 (tti tu’« Hau«. Verantwortlicher Siedaktor: <£. Heilte in Hamburg. Sonntag, den 1. September 18VL. A » 1« i g « » werben die sechsgelpaltem Petitgeike ob« deren Raum atü 90 4, fsit den ArbritSmarkt, BermiethuugS- und Aamilteuauzelge« mit 20 4 berechaet. Allzeigeu-Aunahlue in der «rpedition (bi» 6 Uhr Abd».), sowie in HUuwtL «Muuuta.Vnr^ «tUhion und Spthition; »rotz« Dtzeaterstratze *4 in H«mb«» Hierzu zwei Beilagen 1111b daö illustrirtc UuterhaltnugSblatt „Die Neue Welt". Da in Hamburg, im Gegensatz zu fast dem gesanirnten übrigen Deutschland, der Sedautag zu einem bürgerliche» Feiertag gemacht worden ist, für welchen nun auch die gesetzlichen Be- stimiunugen über die Sountagsruhe gelten, kann das „Hamburger Echo" in diesem Jahre azu 3. Sctztembcr nicht erscheinen. Die nächste Nnuliuer erscheint somit am Mittwoch, 4. Sep - tember. Am Sckilltage. Nahezu zwei Monate hindurch schon mühen die Woitjührer und Trabanten der Reallivii unter Be< rnsung ans den Palriolisinns sich ab, „N a ti 0 n a l f est. lichk eiten" zur Erinnerung an Deutschlands „welt - geschichtliche Großthaten" im Kriege gegen Frankreich vor füusnndztvanzig Jahren zu veranstalten. Am 2. September, dem Seda n tage, sollen diese Festlichkeiten, die Alles in Allem nur lärmende Demonstrationen zur Verherr - lichung des Militarismus, des kriegerischen G e i st e s , überhaupt der die Nation schwer bedrückenden Macht der Reaktion sind, ihren Höhepunkt er- reichen. Man niSchte diesen Tag als „Nationalfeiertag" begangen wissen, ivaS selbstverständlich nicht mvglich ist ohne die Theilnahme deS arbeitenden Volkes. Die sich als „maßgebend" dünkenden Ele - mente versuchen deshalb mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln, durch Geltendmachung ihrer „Auto - rität", wie durch Tendenzlüge und heuchlerische ^patriotische" Phrase aus die arbeitende« Klassen einzu - wirken, daß sie am Sedantage die Statistenrolle spielen. Die S 0 z i a l d e m 0 k r a t i e ist, geleitet von den Prinzipien der Humanität, Gerechtigkeit und Freiheit, wie von Rücksichten aus die wahre Ehre und Würde der deutschen Nation, diesem Treiben mit größter Entschiedenheit entgegengetretcn. Darob ist die reaktionäre P^sse in helle Wuth gerathen ; sie erhebt gegen uiiS in Verbindung mit der Androhung neuer Ausnahmegesetze den Vorwurf des „Verrath s" am „nationalen Geiste" und an den „Interessen deS Vater- lande S". Das imponirt uns ebensowenig, wie eS uuS überrascht. Es ist ja eine alte, zumal in Deutschland -ixecht ost gemachte Erfahrung, daß di« kleine Minderzahl der in Staat und Gesellschaft Herrschenden ihren Geist als den „nationalen"Geist und ihr Sonderinter - esse als das „Interesse der Allgenieinheit" ausgiebt. Zum Trotz dieseni verächtlichen Beginnen, das auf einen groben Betrug am Volke hinausläuft, wollen wir zum Sedantage erst recht noch einmal dem Bölke die Wahrheit darüber sagen, was für „Segnungen" ihm ans den Siigen von 1870/71 erwachsen sind. Freilich, das deutsche Volk hat damals viel theures Blut geopfert auf dem „Altar deS Vaterlandes". Nahezu So OOO seiner Söhne mußten ihr Leben lasten; etwa 100 000 wurden verwundet und iniudesten- ebenso viele trugen in Folge der Strapazen des Feldzuges schweres Siechthum davon. Das Lebensglück von Millionen wurde unter dem Donner der masten- mörderischen Schlachten vernichtet und den Strömen Blutes vereinte sich ein unermeßlicher Thränenstrom. Ueberall int Vaterland« jammernde Wittwen und Waisen, lBäter und Mütter, Brüder und Schwestern I Und wofür? Volk, besinne dich, — wofür all diese surchtbaren Opfer? N i ch t s ü r d i ch hast du sie gebracht I N i ch t d i r ist Segen aus der blutigen Saat envachsen I Zum Finch ist dir geworden, war unsere Mordspatrioten dir als „Segen" preisen! Und wahrlich, ein schlechter Trost ist's für dich, daß man deine Kinder, die damals auf Kommando, einem fremden Willen folgend, in Tod und Verderben gingen, heute als „Helden" preist. Volk, trauere über diese Opfer des Mvlochkultus,aber lasfeihreblutige«Schatten nicht mißbrauchen ztir Verherrlichung dieses Kultus, der dar Menschlhum schändet! Al- Ankläger gegen den entsetzlicheu Wahnsinn deS Kriege-, wider dynastische Großmacht-politik, die Gut und Blut der Nationen für sich in Anspruch nimmt, wüsten sie dir erscheinen und flammenden Zorn in deine Seele hauchen. Schon vor einiger Zeit haben wir in einer Be - sprechung des „Jubeljahre-" darauf hingewicsen, daß jener Krieg lediglich ans die einander entgegenstchendc Politik des französischen Usurpators Napoleon III. und des preußischen Staatsmannes Bismarck znrück- zuführen ist. Jenem sollte der Krieg ein Mittel sein, seine schwer erschütterte Herrscherstellung ne» zu befestigen; dieseni war er ei» Mittel, den traditionellen Grundsätzen der p r e u ß i s ch e n Gr-bmacht-.Poli«ik, im Anschluß an di« Erfolge derselben in den Jahren 1864 nnd 1866, Rechnung zu tragen. Die deutsche Nation sah sich, vier Jahre nach dem „Bruderkriege", welcher mit der Vernichtung de- „alten Reiche- teutscher Nation" durch Preußen endete, plötzlich vor die Nothwendigkeit ge - drängt , einen „V e r t h e i d i g u » g S k r i e g" gegen Frankreich im preußisch-dynastischen Inter - esse zu führen. ES ist nebensächlich, daß den äußeren Anlaß dazu eine, das dentsch« wie daS französische V olk gar nichts angehende Thronfrage, die Knndidalur des Erbprinzen von Hohenzoller» für den spatiischeii Thron, abgab. Immerhin aber beweist dies« Thatsache das verhängnißvolle Ueber wuchern dynastischer E 0 n d e r i II t e r e s s e n p 0 l i t i k. Wie viel Schuld am Entstehen deS Kriege- auch Napoleon III. beizumessen ist, BiSmarck trägt eine weit größere; er hat den Au-bruch de- Krieges, auf den er längst vorbereitet «vor, durch diplomatische Winkelzüge provozirt, um das zu schaffen, was man jetzt fälschlich „deutsche Einheit" nennt. Wie heiß auch da- d e n t s ch e B 0 l k die nationale Einheit ersehnen nnd erstreben mochte, die deutschen Fürsten wollten sie nicht. Als da- Volk in de« „Befreiungskriegen" gegen den korsischen Eroberer zu Anfang dieses Jahrhunderts die schwersten Opfer au Gut und Blut gebracht hatte, wa- wurde ihm von seinen Fürsten als Lohn? Nicht die feierlich verheißene Frei. Helt und Einheit, sondern neue ungeheure Tyrannei, schmachvolle Unterdrückung, die brutalste Willkür ihrer „allergnädigsten Herren", die deS Volkes Sieg ansnützten, ihre absolute Herrschaft zu befestigen. „Hochverräther" war, wer an die nationale Einheit zu erinnern wagte; wer bet Pflege und Ausbreitung dieser Idee sich widmete, der wurde al- Verbrecher behandelt. Die Jnugsrau Borussia wollte nicht der deutschen Nation sich verniählen, nein, sie wollte sich die Nation unterwerfen; sie beanspruchte die Oberherr - schaft in Deutschland. Bon der deutschen Bourgeoisie wollte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die „vom Ludergeruch der Revolution befleckte" deutsche Kaiserkrone nicht annehmen; et erklärte, dieselbe sei für Preußens Könige nur aus dem S ch l a ch t f e l d e er - werbbar. Dieses Ziel hat die preußische Politik unter Bismarck erreicht, einmal durch gewaltsamen Um- stürz de- alten Reiche- im „Bruderkriege" von 1866 und sodann dadurch, daß im Jahre 1871 die deutsche Kaiserwürde der preußischen Krone erblich übertrage» wurde, aber nicht von der Nation, sondern von den im Kriege verbündeten Fürsten. Die so geschaffene „nationale Einheit" stellt in Wahrheit nichts Anderes bar, als die einheitliche Organisation der staatlichen Gewalt auf der Grundlage des M i l i t a r i - m u s » n t e r P t e n ß e n S Regiment. Diese Organisation ist nicht die Ver - wirklichung deS Prinzips der Nationalität, welche- im Rechte deS Volksgei st es wurzelt. So erklärt eS sich, daß in weilen Kreisen des Volkes, besonders in S ü d d e»t s ch l a n d, immer mehr das Bedürfniß empfunden wird, Front zu machen gegen die Berpreußung Deutschlands. Daß der Krieg von 1870/71 di« „nationale Einheit" in ihrem wahren, volkSthümlichen Sinne nicht gebracht hat, darüber kann bei keinem Verständigen ein Zweifel sein. Unsere „Patrioten" höre» von diesem Kapitel nicht gern. Umsomehr suchen sie zn krebsen mit der Phrase, daß wir »ns „glücklich" schätze« können, dem „Erbfeinde" Elfaß-Lothringen abgenommen zu haben. Aller- dingS, au« dem „Vertheidigung-kriege" von 1870/71 wurde ein Eroberungskrieg. Ein solcher aber lag nicht in der Absicht der Nation. Der Gedanke, Elsaß-Lothringe» zu amiektiren, bestand im Volke nicht. Erst mit dem Siege kam der Ehrgeiz, Er» ober» !i gen zu machet:; aber dieser Ehrgeiz blieb auf die MilitSrpariei beschränkt, die den» auch für die Ausführung entscheidend war. Die Sozialdemokratie darf sich'- zur Ehre anrechnen, daß sie von Anfang an gegen die gewaltsame Aneignung Elsaß-Lothringens p r 0 t e st i r t hat, als gegen einen Akt, welcher dem Selbstbestimmung-recht de- Volke- widerstrebt. Und ist denn diese Eroberung wirklich von Segen gewesen für Deutschland? Nein, sie hat sich als eine Quelle de- Unheils erwiesen. Ihr hauptsächlich verdanken wir das beständige, ungeheure Amvachsen der Militärlasten, die furchtbare Entwicklung des Militarismus mit alle» schlimmen Konsequenzen. Deutschland hat durch die Annexion jener Lande, welche als „Reich-lande" nach preußisch-teaktioiiärem System regiert werde», nicht an Sicherheit gewonnen. Feldmarschall Moltke erklärte «inst: „Deutschland wird fünfzig Jahre lang bi- an die Zähne bewaffnet bleiben müssen, um seine neue Eroberung zu vertheidigen." Dieses Wort verwirklicht sich vor unseren Angen. Mit jedem Jahre wächst, immer unter Hinweis auf die militärischen Anstrengungen Frankreichs und des ihm koalirteii Rußland, unser Kriegsbüdget. Innerhalb de- Zeittanme- vom 6. Januar 1872 bis jetzt sind ins - gesammt für Deutschlands Heer und Marine nahezu 13000 Millionen Mark verausgabt worden. Dazu kommen die lausenden Zinsen für die, hauptsächlich im militärischen Interesse, feit 1872 gemachten Reichs- schulden, die sich jetzt ans über 2000 Millionen Mark belaufen. Die Berzinsiing dieser Schuld erforderte im abgelaufenen Etat-jahr zirka 66 Millionen Mark. Um diese ungeheuren Summen anszubringe», zog man nicht etwa die Reichen und Wohlhabenden zu ihrem Eiiikonlinen entsprechenden Leistungen heran — nein, man nahm seine Zuflucht zu dem hauptsächlich die armen nnd unbemittelten Klaffen schwer be- lastenden System der Zölle und indirekten Steuern ans nothwendige Koiisumartikel. Di« Herr- schendeii Klassen und Parteien haben, niiterstützt von der Regierung, der sie dafür im Punkte de- MilitariSmn- uiid der Verkümmerung der Bolksfreiheit sich hülsreich bewiese», die Gesetzgebnng zu einer die Volkswohlfahrt schwer schädigenden Politik der witthschastlichen Scnder- iiitereffeil zu mißbrauchen verstauben. Jene Klaffen und Parteien wurden dasür, daß sie in den Dienst Bismaick- sich stellten, belohnt mit besonderen Privilegien, da- Volk an-zubenten. Wa« bet Militarismus übrig läßt, das nimmt der Kapitalismus. Des neuen Reiche- „Herrlichkeit" wird durch den stetigen Fortschritt bet Beraruiung und Berel«nbung bet Masse« grausam illnstrirt. Al- Wilhelm I. von Preußen bie bentsche Kaiser - würbe übernahm, verhieß er ber Nation nicht nur Wohlfahrt, sondern auch Freiheit. Der „frei- heitliche Ausbau de« Reiche-" bestand darin, daß die offizielle Reaktion sich ber Polizei und Justiz bediente zum Kampf gegen die Freiheit und ihre Bettheibiger. Staatsmännischer Scharfblick entdeckte den „inneren Feind", den unschädlich zu machen al« höchste Auf- gab« der öffentlichen Gewalten hiiigestellt wurde. Man erinnere sich deS infamen Ausnahmegesetze- gegen die Sozialdemokratie, da» doch nur den Zweck halte, dem ganzen arbeitenben Volke baS Recht des freien MeiuiingSau-druck- zu nehmen. Man denke an die „Umsturzvorlage", die erwiesener - maßen nur der Anfang eine« Attentat« gegen bie wich, tigfteii Volk-rechte, besonder- gegen da« Reich-tag-- wahlrecht, sein sollte. Ein System reaktionärster Unterdrückung, da« an - geblich dem Schutze bei Staates, ber öffentlichen Orb- iniiig ui:b ber Religion diene« soll, ist ausgestaltet worden. Und die Früchte dieser System«? Darüber giebt die amtliche Kriminalstatsttik Auffchluß. Ihr zu - folge sind in den seit 1870 verflossenen fünfundzwanzig Jahren wegen Vergehen« wider Staat, öffentliche Ord- nuug und Religion jährlich im Durchschnitt nicht weniger al« za. 60 000 ober insgesammt etwa 1 600 000 8 er. urtheil» >i gen erfolgt. Dies« Ziffern, von anderen, welche bie Kriminal- statistik sonst noch bietet, abgesehen, laffen ebenfalls er. kennen, mit welchen thatsächlichen Verhältnissen wir im neuen Reiche deutscher Herrlichkeit zu rechnen haben. Auch „moralischen Gewinn' sollen un« die Siege von 1870/71 gebracht Haden. Worin besteht der? In verächtlichem Nationaldünkel, den der edle Herder so treffend einen „täuschenden Verführer, der den Kopf mit eherner Binde umhanimetl", ge - nannt hat. Arbeitende« Volk, halte dir den Kopf von dieser Binde frei! Dein Ratioualfinn muß anderer Art sein, wie der de« privilegirten SoudetintereffeS; er muß sich richten auf die entscheidend« geschichtliche Aufgabe, di« da« deutsche Volk im Dienst« bet Menschheit, bet allgemeinen Kultur, zu vollbringen hat. Du hast bich zu bethätigen für bie Bölkerver- b r ü b e r u n g; gegen den von btineu Ausbeutern und Unterdrückern künstlich geschürten Nationalhaß, gegen den Krieg, gegen bee M i lita r i S m u S l Dein Banner ist baS der internationalen Soli - darität und Gerechtigkeit. Vor dem Triumphwagen der Reaktion ist nicht dein Platz; ließest du dich davorspannen, es würde die fürchtet- liebste Selbstvethöhuung '.ein. Du willst den Frieden und kanust deshalb dich nicht begeistern für den Molochdienst l Du willst s-re theil, als, hilf nicht, die Kelten, bie dir schon gefa. nieder sind und bie man dir noch zugedacht hat, preist» l Du willst Liebe und mußt deshalb dem Bölkerhoß fluchen! Du willst Wahrheit und kannst deshalb nicht daS Werkzeug ber patriotisch herausgepiitzten Lüg- fein. DaS sagt dir die Sozialdemokratie. Deffen sei eingedenk zur Sedanseier, du launst dem Vaterland« und der Menschheit keinen befieren Dienst erweisen, als iitbeiii du am Sedantage diesen Geist würdig bethätigst. $011 der Keltbiihse. Der Todestag Ferdinaun '.'assallcS, bei großen Vorkämpftrs für die Sache de. .'.rbettenbeu Volke«, ist gestern, bezw wirb heute von ber deutschen Sozialbemo- kratie in herkömmlicher würdiger Weise begangen. Die Gebächtnißseier gewinnt Heuer eine besondere Be - deutung durch beu Umstand, baß sie in scharfem Gegensatz zu dem KriegsverherrlichungS - Hi. mbug unserer „Patrioten" steht. Es sind da« dieselben Elemente einer im Niedergaug befindlichen Bourgeoisie, gegen die Laffalle den Arbeiterstand ansrief zum Kampfe für bie Rettung b e 8 deutschen Geiste« vom Unter - gänge. Was verstand Lassalle unter deutschem Geist? Nicht jene« elenden Geist des Nationaldünkel«, der gegenwärtig so sehr sein Unwesen treibt, son- der« jenen, des Bölkes Seele entsprungenen Geist, ber im Ringen für bie Prinzipien bet Freiheit uub Gerechtigkeit, im friedlichen Wetteifer mit anderen Kultnrnatioiien auf dem Boden vernünftiger Staats - und Gesellichaftsorduung seine höchste Ausgabe sieht; der nicht knechtisch im Staube liegt vor dynastischen Gewalten, sondern in männlich-stolzein Selbstbewußtsein, bat keine anberen Interessen als bie bet Bölkes kennt, sich äußert. Auch Lassalle strebt« «in neue« deutsches Reich, eine nationale Wiedergeburt, die nationale Einheit an. Aber nicht die für dynastische Interessen geschaffene, die wir seit 1871 haben. Mit Johann Gottlieb Fichte schrieb er dein deutschen Bolksgeiste die weltgeschichtliche Mission und Bedeutung zu, den Bürger der Freiheit zu verwirkliche«, ou8 sich selbst heraus herzustelleu „ein wahrhaftes Reich des Rechtet, wie e« noch nie in ber Welt erschiene» ist, in aller bet Be - geisterung für Freiheit ber Bürger, bie wir in ber alten Welt erblicken, ohne Aufopferung bet Mehr- zahl der Menschen al« ©Hamen; für Freiheit, gegründet auf Bleichheit alle« Dessen, was Menschenantlitz trägt". Noch immer ist dieses Reich der vollendeten Freiheit ein Postulat der Zukunft. Die Mächte der Re- aktion stemmen feinet Verwirklichung sich entgegen; sie wollen da« Volk betrüge» um die Erfüllung feiner weltgeschichtliche» Mission; sie möchten glauben machen, feine Mission bestände darin, mir nach Wunsch und Bor- schrift der herrschenden Faktoren zu denken und zu handeln und Verzicht zu leisten auf den freiheitlichen Geist und dessen innige Versöhnung mit der realen Welt. Aber sie werben bas nicht erreiche« I Wir haben bie tröstliche Gewißheit, daß mehr itnb mehr da« arbeitende Volk im Gegensatz zu ben bie Reaktion vertretenden herrfchenben Klosse« sich al« Träger und siegreicher Verfechter be« e ch t nationalen Geiste«, ber dem Prinzip bet internationalen Solidarität Rechnung trägt uub in ihm aufgeht, bewährt. Neber bie Verwerthung der Sedanseier zu parteipolitischen Zwecken bringt die Berliner „BolkS-Zeitung" eine beachten «werthe Antlaffung: „Daß bie Sedanfeier von reaktionärer Seite zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht werden würde, konnte man bei ber Natur unserer nationalliberal-konservativ- antisemitischen Staat-retter zwar mit Sicherheit an- nehmeii. Daß aber biefe« Parteigeschäft nach den Er - fahrungen der letzten Zeiten von ben Interessenten mit solcher plumpe n Offenheit betrieben werden würd«, wie sie uns jetzt überall in ber reaktionären Presse entgegentritt, bas hätten wir doch nicht für mög- li* gehalten, trotzdem wir un» von dieser Preffe der größten Thorheiten »ersehen. Mit der Benutzung be« bekannten nationalliberal-konservativ-antifeinitifchen @ e • b»rt«tag«partei manöver« im Reichstag« am 22. März b. I. zu Parteizwecken hat man gründlich Fiasko gemacht. Die forrirten Entrüstung-artikel ber reaktionären Presse Ober bie Verweigerung der Bi-marck-Hul- d i g » n g , zn ber bie biSmärckische Minorität bie anti- bismärckische Majorität be« Reich«tage« zu pressen ge- dachte, hat man im Publikum gelesen, vielleicht auch da« nicht einmal — jedensall« hat man sie verdientermaßen vergessen. Der Zweck, mit der Beugung be - deut s ch e n Reichstage - unter die nationalliberal- konservativ-antisemitischen Parteizwecke politisch zu krebsen, ist erfolgreich vereitelt worden. „Jetzt geht man, besonder« wieder in national- liberalen und agrarischen, b. h. spezifisch bi«märdi- schen Blättern, auf ein neue« Sozialisten - gesetz Io«. Wieder find e« bie im Großunternehmer, thnm der Industrie und der Latisundienwirthfchaft lebenden Anschanungen von der Wundergewalt bet Polizei und ber Staatsanwaltschaft, bie in dem lärmenden Rus nach einem neuen Ausnahmegesetz Ausdruck finden. Und wie vor einigen Monaten ben 80. Geburtstag be« Herzog- von Sauenburg, so sucht man jetzt die „Sedan- stimmung" für bie neuesten Staatsrettnngspläne zu fruktifiziren. Die „Köln. Ztg." schreibt ganz offen und unverblümt: „„Für bie übrigen politischen Parteien in Deutschland wird sich jetzt zu zeigen haben, ob sie Entsagung und vaterländische- Pflichtgesühl genug besitzen, dem Allen gemeinsamen inneren Gegner, der sich seiner Baterlanb-losigkeit rühmt, mit gemeinsamem Widerstand entgegenzutreten Wenn die« eine Frucht der ernsten Selbsteinkehr der Parteien in Folge der friedlich gemein - samen ErinneruugSfetern an die großen Tage vor 25 I a yre n sein würbe, hätte Deutschland da« Gedächtniß seiner damals gefallenen Heldeniöhne noch ganz besonder« dankbar zn verehren."" „Also da« Sedanfest wird nur von Denen würdig begangen, bie unter patriotischer Entsagung gegen - über dem bestehenden Reckt und Gesetz sich für eine neue Ausnahmegesetzgebung begeistern gegen einen erhebliche» Theil des deutschen Volkes, ber durch nahezu 2 Millionen deutscher Reichstagswähler repräsentirt wird, welchen man zwar auch vo» national- liberaler Seite großmüthig gestatten würbe, in einem etwaigen Zukunsts-Kriege sich verwunden und erschieße» zu lassen, die man aber im Frieden unbedenklich und gern rechtlos mache» würde, wenn es gelänge, für ein neues Sozialistengesetz die Anschauungen des deutschen Volkes bez. ber Mehrheit kirre zu machen. Und wo unsere Nationalliberalen tc. in ihren Organen ihre Karten so offen aiifdecken, da haben diese StaatS- retter noch die Stirn, sich zu ronnbetn und Entrüstung zu zeigen, wenn besonnene Leute die Art geißeln, wie das Sedanfest für parteipolitische Machen - schaften au-genutzt wirb?" Teil Unfug, den berechnende Politik mit dem Worte uub dem Begriff Patrioti-muS treibt, hat, speziell in Rücksickt auf Deutschland und Frank - reich, vor fünfzig Jahre» Ludwig Börne folgen, bermaß«» kritisirt: „Die Menschheit ist »m ber Menschen willen da. — Wir solle» überall, wo ein Mensch athmet, unser Vaterland sehen uub Liebe unsere Religion sein laffen Wa- bie Völker trennt, ber wechselseitige Haß, ber die Einen trennt unb schwach läßt, verbiubet bie Ande re 1: uub macht sie stark. — Die Machthaber werden Brüder bleiben und verbündet gegen die Völker, so laugt ein thörichter Haß diese auSeinaitber hält. Deutsch«, Franzosen! Ihr zumal, Schiedsrichter der Welt, laßt Euch nicht länger zum wahnsinnigen Patriotismus entflammenl Weil man Sure Bereinigung fürchtet, foll wechselseitiges Mißtrauen Euch ewig getrennt holte«. Was sie al« Vaterlandsliebe preisen, ist bie Quelle Eures Verderben-. „Run haben aber die Machthaber, welche die öffent - liche Meinung. Moral und Erziehung nur zu ihrem eigenen Bortheile lenken, die Sieb« zum Vaterland, die sich, gegen die inneren Feinde hütjreich zeigt, nie al« eine Tugend gattend zu mache», gesucht, sondern vielmehr ak das größte Laster verdammt und unter dem Samen Laube-verrätherei und Majestät-verbrechen durch ihre Gesetze mit ben härtesten Strafen bedroht. Diejenigen Bürger haben sie für die besten Patrioten erklärt, die - 6r:n unheilbringenden Gesetzen am meisten Ehrfurcht und Achtung bezeigten, indem sie nur für sich unb ihre Familie Sorge trugen, sich aber «in die Kränkungen, welche ihre Mitbürger und ihr Vaterland erlitten, nie be - kümmerten. Nur denjenigen Patriotismus, der sich äußeren Feinden des Vaterland«« entgegenfttzt, haben sie el« eine Tugend angewiesen unb belohnt, weil er ihnen nützt, weil er ihre Herrschaft sicherte. Man handelt nur schön für da- Vaterland, wenn e« da« Vaterland ist, für ba« man sich bemüht, nicht ober ein einzelner Mensch, ein Stand oder ein Jutereffe, die durch Ränke und Gewalt sich über be« Vaterland geltend zu machen wußten." Heuchler uub Lügner sind unsere Mord«patrioten. Sie wollen glauben machen, auch sie seien Freunde de« Frieden-, unb bet Militari-mu- habe nur beu Zweck, „den Frieden sicher zu stellen". In Wahrheit stehen sie aus dem Standpunkte, daß der Krieg eine Nothwendigkeit ist Al« vor zwei Jahren in Deutschland der groß« Streit über die Steigerung ber Militärlasten sich abipielte, da lasen wir in national- liberalen Blättern folgende Ergüße: „(tut steter Friede würde die Völker ernie - drigen, statt sie zu heben, eine vergiftende S t agnation würde bald überall ouftreten, und Nationen würden dem Geschick verfallen, dem da« ein- zelne Individuum anheimsällt, wenn ihm jede Gelegenheit entzogen wird zur Anspannung seiner physischen, geistigen uub moralischen Kräfte." „Der Krieg erst ermöglicht die volle Entfaltung der menschlichen Anlagen. Der Krieg ist zwischen Staaten ber natürliche Zustand. Jede Nation ist be - rechtigt, die andere zu hassen. Der Nationalhaß erhält die dauernde Mög- lichkeit der Kriege. Wer den Krieg beseitigen will, erschüttert die Fundamente der Siti- lichkeit." Dutzende ähnlicher Aeußerungen nationalliberaler unb konservativer Blätter könnten wir anführen ES sind bie Stimmen Derer, bie am Kriege ein Interesse haben. Wenn ba« Volk dumm genug wäre, ihren heuchleri - schen Friedensverfichernngen zu trauen, so verdiente e« beu Fluch be# MilitariSmn«. AIS eilten sittlichen Zuchtmcister hat dieser Tage bie „Sreiizzeitung" den Militarismus und den Krieg gepriesen. Da- haben bie Sophisten be« Militari-mu« unb be« Rationalbnnkel« zu allen Zeiten gethan. AI« ob extra für sie geschrieben, nehmen sich folgenbe Worte des früheren österreichischen Minister« S ch ä f fle au« : „Niemand kann verkennen, daß der Krieg der höheren Knltnr tausendfach schabet. Er ist dem humanen , idealen Streben feindlich und bringt einen b « ngelhaft brutalen RationalegviSmu«. der sich al# „M 0 r d P a t r i 01 i - m « s" breit macht, zur Herrschaft. Er schivächt ben Freiheit-sinn der Völker, erzieht sie für bie innere Knechtschaft. Er hätschelt einen blutdürstigen Nationalstolz voll von furchtbaren Gefahren, erschüttert bie Achtung des Rechte« nnd des Eigenthum-, erweckt bie Roubthiertriebe in zivilisirten Menschen wieder, zerrüttet den National- Wohlstand; durch ba« Schnldenwesen in feinem Befolge leistet er ber Geldoltgarchie Vorschub und wird Zuchtschule von zahllosen anderen Aenßerungen privater unb öffentlicher Unsilllichkeit. Er beugt nicht einmal den Ehauvinismu« de- besiegten Volke-, sondern macht den Rachedurst zum einzigen Hebel, um ber Zer- rflttuiig, der e« nur dem Sieger zum Nutzen verfällt, Einhalt zu thun. Bi- zur Erschöpfung aller 8 91 f er erzeugt ein Krieg den anderen, und in jedem wirb die Gesammteristenz mehr ober weniger dem Spiel be« Zufall« preisgegeben. Der Staat, ber ben Krieg zum Selbstzweck macht, negirt bie Nationalexistenz ber anberen Völker, bie er besiegt, und feine eigene, indem er diese dem Spiel be# Zufall« und ber Gewalt anheim- giebt.* E- wäre Thorheit, unseren Mord-patrioten zuzumuthen, solche Mahnungen zu beherzigen; aber ba« Volk, das sie verleiten wollen zn ihrem National- Begeisternitgs-Schwindel, mag sie sich werten! l Abschaffung ber stehende» Heere unb Frte- den zwischen den Völkern erstrebt die Sozial» bemofratie. Und hauptsächlich deshalb ist sie in ben Auge» ber Milltärfanatcker „lanbe-verräthe. r i s ch". Schon vor hundert Jahren gab e« Männer, die diesem Streben huldigteu, Männer, aus deren Geiste«, größe unsere Nation stolz ist. So Kant, der Philo - soph. Derselbe behandelte in dem berühmten Essay „Ueber da« Verhältniß bet Theorie zur Praxis" da« Problem uub die Bcbiiiguugen eine« allgemeine» Völkerbundes behussAnsrechterhallnng eine« dauernden Frieden«. I, dieser Schrift findet sich folgender Passus: „Da die fortrückende Kultur der Staaten mit dem zugleich wachsenden Hange, sich auf Losten der Vubereu durch List ober Gewalt zu vergröbern, die Kriege »er- vielfältigen und durch immer vermehrte auf stehende» Fuße uub in Disziplin erhaltene, mit stets zahlreichere» 8ricg«inftrume«teu versehene Krieg-Hecre, immer höhere Kosten verursachen muß; da die Erfindung bet Staatsschulden zwar ein sinnreiches, aber sich selbst zuletzt vernichtende« Hülfsmittel ist. so muß, wo« guter Wille thun könnte, aber nicht thut, endluh bie Ohnmacht bewirken, daß ein jeder Staat in seinem Innern so organisirt werde, daß nicht da« Steel«- Oberhaupt, dem ber ftiieg eigentlich nicht« kostet, sondern das Volk, dem er Alles kostet, die ent - scheidende Stimme habe, ob Krieg sei» solle oder nicht." Bekanntlich fordert die Sozialdemokratie die Ent- scheidnng über Krieg und Frieden durch die Bolksver- tretinig. Auch Kant als» erhob diese Förderin^ wie sich aus vorstehendem Zitat ergiebt. In seiner 1785 erschienenen Schrift „Vom eitrigen Frieden" findet sich ein Fri ede» » en t«» r f i» real-völkerrechtlichen Fragen. Es heißt ba u. A.: Art. 3. Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz anshören. Art. 4. „ES solle» keine Staa.'-fch«ldeu in Be - ziehung auf äußere Staat-händel gemacht werden." So schrieb Kant vor hundert Iahte«, al« der Mili - tarismus noch in den Windeln lag. In beu Erläute - rungen zu feinen Artikeln bemerkt er: „Die stehendeuHeere bedrohen andere Staate» unaufhörlich mit Krieg, durch bie Bereitschaft, immer bazu gerüstet zu erscheinen; reizen diese au, sich ein- ander in Menge der Gerüsteten, die keine Grenzen kennt, zu übertreffen, unb indem durch die darauf verwendeten Kosten ber Friebe endlich noch drücken der wird, als ein kurzer Krieg, so find sie selbst Ursache von Angriffskriegen, nm diese Last ko« zu werden." Mit großer Eutrüstuntz äußert sich bet Philosoph auch gegen bie Bewilligung eines Krieg«- schätze« unb er fordert, daß anderen Staaten be« Recht zuzugestehen sei, gegen eilte solche f i n an, teile Kriegsvorbereitung sich zu erklären. Weshalb, ihr patriotischen „Gebildeten" der Dcnker- Naiiou, erklärt ihr nicht »och nachträglich ben Weise» von König-berg für einen „schlechten Kerl" uub „Bate». landKv'erracher", wie chr's UN« Sozkalbemvlraten gegen - über thut ? Reißt die Monumente nieder, bie ihr ihm errichtet habt! Europa in Waffen. Seit ben Erfolgen, welche die preußische Eroberung-politik im Jahre 1866 auf- zuweiscn hatte, ist bie Entwicklung be# Militarismus iu ganz Europa eine gradezu furchtbare gewesen Vor zwei Jahren hat bet französische Geucralstab«. Major M 0 lard an ber Hand be« offiziellen Material« dar - über zahlenmäßige Angaben gemacht Es feien hier zu. nächst uur bie großen und größeren Staaten in Betracht gezogen. Es vermochte» in s Feld zu stellen im Iahte 1869: Frankreich 1350 000 Mann ; Deutsch, taub 1700 000 Mann; Rußlonb 1100000 Man»; Oesterreich. Ungar» 750 000 Mann; Italien 570 000 Mau»; £ »glaub 342 000 Manu: Spanien 300000 Mann ; Türkei 320 000 Mann; Schwebe» unb Norwegen 170 000 Manu. Im Jahre 1892 dagegen betrug bie Zahl ber für den Kriegsfall zur Beifügung stehenden Truppe» in: Frankreich 2 500 000 Mann ; Deutschla » b 2 417 000 Mann ; Rußland 2 451000 Mam»; Oesterreich. Ungarn 1050 000 Wann; Italien 1 514 000 Mann; England 450000 Wann; Spa- nie» 450 000 Diann; Türkei 700000 Ma»,; Schweden und Norwegen 270000 Man». Nach ben im Jahre 1893 zur Ausführung gelangte» neuen Rkkrutirungsplänen können in'« Feld stellen: Deutsch - land 5 000 000 Manu; Frankreich 4 350 000 Man»; Rußland 4000 000 Mann ; Italic» 2230000 Wann; Oe st erreich-Ungarn 1 960 000 Mnu»; Türkei 1500 000 Man»; Spanien 800 000 Man»; England 602 000 Mau»; Schweben nnd Nor - wegen 510 000 Manu. Auch in beu kleineren Staaten Europas hat eine Entwicklung der Militärkraft in demselben Verhältniß ftattgesuiiden. So hat B e l ß i e n seine Krieg-macht von 95 000 Mann im Jahre 1869 auf 258000 Mann ge - bracht ; Dänemark die seine von 45 000 ans 91 000; die Schweiz bie ihre von 150 000 aus 489000 Manu. Im Jahre 1870 zählte» die stehenden Heere Europa- wenig mehr el« 2 000000, heute zählen sie nahezu 3 500000 Mann. Im Jahre 1870 konnte Europa imSriegtfatte bei äußerster Anstrengung gegen 7 000 000 Soldaten stellen; heute verfügt e- über mehr al« 22000 000 Naturgemäß sind bie Militär- uub Mariue-Bübget« im entsprechenden Verhältniß gewachsen Die Ausgaben für Kriegszwecke belaufen sich gegenwärtig auf fünf Milliarden. Großartige .Kulturerrungen» schäften", nicht wahr?! Vom „srauzi'stscheu Verhäugniß" weiß die nationalliberale „Magdeb. Ztg." seltsame Dinge zu er - zählen. Sie behauptet zunächst, daß BiSmarck einen Vorwurf nicht verdiene, „weil er einen »»vermeid- lich geworbenen Zusammenstoß diplomatisch be - schleunigte, um nicht bie Zeit für seinen Gegner weiter arbeiten zu lasten". Bislang bot bie „nationale" Presse immer behauptet, BiSmarck fei ein Kriege »an 1870/71 „völlig »»schuldig", Preußen fei zn demselben wider alle« Erwarten gezwungen worden. Jetzt giebt bie ..Magdeb. Zia " zu, baß BiSmarck den Krieg „diplomatisch b e s ch l e n n i g t" hat. d h. er hat ihn, unter Umgehung aller Möglichkeiten, bie that - sächlich für die Vermeidung deffelden vorhanden waren, gradezn provozirt .... „ Da« nationalliberake Blatt fährt fort: „Die Haupt - sache war ein Verhältniß und zugleich eine Rewesir. Das f r a ii z ö s i s ch e B 0 l k haßte den p r e u ß i f ch e n st r i e g S r n h m unb drängte nach deffen militärischer Verdmitelung; da« war bie Strafe für eine französische Politik, die bei einer geistreichen Nation feit Jahrhun - derten nur die kriegerischen Instinkte großgezogeu und die von Zeit zu Zeit erfolgende Niedersäbeiung eine« Gegner« al« nationale Nothwendigkeit und unMrmeib« lichc Lebensäußerung bargestellt hat. Treffend hat im Spätherbst 1870 zu Wie» Leopolb Rauke Herrn Thier« gesagt, daß bie Deutschen nach Sedan gegen Lnbnrig XIV. Krieg führten ; man könnte den Satz auch ander« wende». Jener mächtigste der ftanzösisckeii sieben Bourbonen- Könige führten ben Krieg von 1870; ba« von ihm den Franzosen eingeflößte Gist der Selbstüberhebung entlud sich i« diesem furchtbaren Waffengang mit Deutschland, und der AnSgang diese« feierlid) angerufene« Gotte«- urtheil« sühnte die alte Schuld."