scheliilich diirch die reiche Ernte tvevDc gedeckt werde» können. Hinsichtlich des Budgets für das Finanzjahr 1896/97 führte der Minister weiter auö. daß der muthmaßliche Ucbcrschuß, der auf 23 436 219 Lire beziffert war, durch die außerordentlichen Ausgaben für Afrika rind andere Verhältnisse, sowie durch den Umstand, daß ein Theil der Operation des A»< lehens von 140 Millionen Lire das Büdget für 1896/97 belaste, eine Abänderung (sehr milder Aus - druck für ein Defizit von 39 Millionen I) erfahre. In Folge dessen erhöhe sich die Ausgabe insgesammt um 62 789 760 Lire. Was die Eingänge betreffe, so glaube er, daß sie sich nur um de» Betrag von 697 300 Lire verringern werden. Nach allen diesen Veränderungen ergebe sich für das laufende Budget ein Ueberschuß von 19 896 464 Lire. Da damit für die außerhalb des Büdgels stehenden Ausgaben, wie außerordentliche mili - tärische Ausgaben für 1896/97, Prämien der Handels - marine u. s. w. Rechnung getragen iverde, ergebe sich «in endgültiges Defizit des Staatsschatzes von 1 197 713 Lire. Die Vorsicht jedoch, die bei der Ab- saffiing des Voranschlages vorwaltetc, und die heute vor - gelegten Entwürfe gestatteten die Annahme, daß das Defizit verschwinden würde. Ans alle Fälle werde es leicht sein, entsprechend vorzuforgen. Weiter wieS der Minister daraus hin, daß das 4^prozentige Anlehe» überzeichnet worden sei, und knüpfte daran die Hoffnung, daß iveitere Pumpversuche auch gelingen würden. Solche sind denn auch bereits in Aussicht genommen. Zur rechten Zeit, um die Stimmung wieder etwas «nfziisrischen, kam ein Telegramm, daß die italienischen Truppen wohlbehalten in Adigrat eingerückt seien und die Garnison entsetzt hätten. — Der berühmte „offensive Defensivkrieg", der in den Crispi'schen Depesche», welche in den Grünbüchern von der jetzigen Regierung ver- Kffentlicht werden, eine so große Rolle spielt, soll also fortgesetzt werden. Die Besorgniß vor einem Schlage, wie er den Siurz Crispis herbeiführte, scheint dem - nach dem Ministerium Rudini fremd zn sei.'!. Deswegen kann er aber doch komnien, vielleicht sehr bald, trotz dcT Siegesnachrichten aus Afrika. Ueber die italienischen Operationen in Abessinien meldet ein Telegramm aus Massauah, 6. Mai: Gestern Nachniittag 2 Uhr lagerte das italienische OperationSkorps in Cherseber, dreiviertel Stunden von Adigrat. Die direkte Verbindung mit der Garnison von Adigrat wurde sofort wieder hergestellt; der Kommandant von Adigrat, Major Prestinari, stattete dem General Bal- dissera in dessen Lager einen Besuch ab. Die Abessinier belästigten das Operationskorps den ganzen Tag über von den Flanken ans, sowohl während des Marsches, wie im Lager. Der Feind zeigte sich niemals in Masse, sondern schwärmte überall umher und hielt die Berge Amdeila und Zeban stark besetzt. Ras Mangascha hält die die Umgebung von Adigrat beherrschenden Positionen besetzt, so daß die Räumung des Forts zur Zeit schwierig ist. Die Prozestkomödie in Boma gegen den Mörder des Händlers StokeS, die mit der Freisprechung Lothaires endete, stößt ans Widerspruch selbst in Kreisen, die sonst in Sachen der Kolonialpolitik nicht sonderlich feinfühlig sind. So hält der „Hamb. Corresp." daran fest, daß die Hinrichtung des englischen Händlers StokeS ungesetzlich war. Nach dem geltenden Straf- gesetzbuche konnte Stokes als Europäer nur von dem Appellgericht in Boma endgültig verurtheilt werden. Seine Hinrichtung auf Grund des Urtheils des Kriegs - gerichts in Lindi vor Ablauf der Berufungsfrist war ungesetzlich. Sollte das Appellgericht in Boma anders entschieden haben, so wäre die Regierung des Unabh. Kongostaates durchaus berechtigt, die an die deutsche Neichsregierung am 6. Dezember vorigen Jahres gezahlte EnIschädigungSsumnie ebenso wie die an die englische Regierung gezahlte Entschädigung der StokeS'schen Familie zurückzufordern. Sind; die englische Presse „Times", „Standard", „Daily Telegraph" und „Daily News" sprechen dem Gerichte von Boma, das Lothaire freigesprochen hat, jede Kompetenz ab, und fordern, England müsse dagegen Be - rufung einlegen. Im englischen Unterlaufe kam die Sache am Dienstag zur Sprache. ParlamentSfekretär Curzon etHärle, ein Telegramm des Vizekvnsuls in Boma melde, die Freisprechung LothaireS fei erfolgt, weil er bei der Hinrichtung Stokes keine verbrecherische Ab - sicht gezeigt habe. Ehe die Regierung endgültig ihre Ansicht äußere, müsse sie den Bericht deS Bizekonsuls und das Protokoll über die Verhandlung abwarten, welche etwa in sechs Wochen zu erwarten seien. Hmbllkker Nemsk'ltev. Hamburg, 6. Mai 1896. Arbeiter und Arbeiterinnen! Ueber die Mar - garine-Fabrikate anS der Fabrik von A. L. Mohr in Bahrenfeld ist der Boykott verhängt! Der Jahresbericht -er Fabrikinfpektion für daS Jahr 1895, unterzeichnet von dem vor einigen Tagen zu Grabe getragenen Fabrikinspektor Steinert, ist soeben erschienen. Es wird darin erwähnt, daß die im April 1895 eingetretene Ausdehnung der Sonntagsruhe aus die Gewerbe den Geschästsnnisang der Fabrikinspektion erheblich erweitert hat. Die S o ii n t a g S s p r e ch . stunde der Fabrikinspektion habe sich als überflüssig erwiesen. Die Zahl der Arbeiterinnen, welche im Vorjahre um sechs Prozent angenommen hatte, ist im Berichtsjahre um 11 Prozent gestiegen. Buch die Zahl der j u g e n d l i ch e i> A r b e i t e r hat zugenommen. Ferner wird eine Zunahme der beschäftigten Arbeiter überhaupt in allen Industriezweigen konstatirt. Das Jahr 1895 «giebt für den hiesigen Aussichtsbezirk die höchste je erreichte Zahl von beschäftigten Arbeitern, die bislang zu verzeichnen war. Die Zunahme gegen 1894 beträgt 8,2 Prozent DaS Baugewerbe und die damit zusammenhängenden Industrien stehen nach dem Bericht noch immer in schwierigen Verhältnissen. Die Zunahnie der Arbeiter ini S ch i s s b a u beträgt 12 Prozent. Ein Aufschwung wird namentlich in ter 8 i ft e n f a b r i • kation und in der Pianofortebranche konstatirt, ferner besserten sich die Verhältniffe in derZigarren > fabrifation, Gummibranche und Kakes- sabrikation. Die Gesammtzahl der beschäftigten Arbeiter im Jahre 1895 betrug 33 676 gegen 31015 im Borjahre, davon männliche 28 337 gegen 27 448 im Vorjahre. Wir werden auf den Bericht noch eingehend zurückkommen. Der Reichsfarkelverein von 1884 hat wieder einmal den Vogel abgeschosfen! Gestern Abend hatte er sich bei Sagebiel versammelt, um gegen den Acht Uhr-Ladenschluß zu protestiren. Pro - fessor Dr. Voller redete und bezeichnete — man lache nicht — gleich Dr. Semler den Acht Uhr-Ladenschluß „als einen Schritt zum sozialdemokratischen Zwangs- ftaat". Man stimmte schließlich einer langatljiuigen Re - solution zu, au? der wir nur den nachfolgenden karakte- ristischen Paffus hervorheben wollen: „Die Versammlung erklärt, daß diese von der Sozialdemokratie mit Jubel begrüßte Zwangsmaßregel in ihren unvermeidlichen Kon- sequenzen nothwendig zu einer weiteren Beschränkung der Erwerbsthätigkeit auch auf anderen Gebieten, ins- besondere im gefammten Handelsgewerbe und im Handwerk sichren würde. Die Versamm- lnng betrachtet dieselbe daher alS den ersten verhängnißvollen Schritt zur a11 maligen Einführung einer der verwerflichen Ein - richtungen des von der Sozialdemokratie an gestrebten Zukunft -st aates, nämlich der rücksichtslosen Unterdrückung der freien Bethätigung der wi r th s ch af t li ch e n , gei - stigen und sittlichen Kräfte bei Einzelnen zu Gunsten schabloneitmäßiger und unterschiedloser Zwangsarbeit aller. (!) Die Versammlung spricht daher die Erwartung ans, daß der von der Lonimissioii |5l Arbeiterstatistik vorgeschlagene allgemeine durch Zwang herbeigesührte Lavri!,^!!!^ als eine den gesunden Grundgedanken der deutschen Sozialresorm widersprechende Maßregel niemals Gesetzeskraft erlangen werde." — Reis für Friedrichsberg l Das ist das Einzige, was mau dazu sagen kann. — Der Läckerinnungsmeister Pienitz zog bann noch gegen bie „unleidlichen Bestimmungen über den Maximalarbeitstag im Bäckereigewerbe" und die „noch drohenden einschnei - denden Borschristen für daS Buchdruckereigewerbe", welch letztere erst recht den Tod grade der kleinen Betriebe herbeisühren müßten, zu Felde, der unvermeidliche Dr. Jsaakson hielt einen Schlußspeech und dann folgte mit Hoch und Hurrah daS Ende. Znr Maifeier wird uns berichtigend mitgetheilt, baß die Fahne im Zuge des zweiten Wahlkreise- am 1. Mai Morgens nicht die bet Zigarrensorlirer, foiiDcrii bie der Zigarrenarbeiter war; bie Zigarreusortirer sollen sich an der Demonstration nicht beteiligt haben. Außer - dem werden wir ersucht, davon Notiz zn nehmen daß verschiedene Liedertafeln, so ii. N. bie Liedertafel „Fidel" in BillWärder, Chemische Fabrik an der Rothen Brücke, das in der Mainummer beS „Wahren Jacob" enthaltene Lieb „Völkermai" bereits am 1 Mai zu Gehör brachte», obwohl bie Mainummer bes „Jacob" erst am 30. April verausgabt würbe. Die Liedertafel „Fidel" trug den „Völkermai" bei Vocke in Schissbek vor. Neue Straßen- und Brüikcn-Nameii. Die vom Senat beschlosseiieii Benennungen der Straße» und Brücke» im Elbpark werden im Amtsblatt solgeuderniaße» bekannt gemacht. Die von den Landungsbrücken nach dem Millernthordamiii durch den Elbpark führende neue Straße ist „Helgoländer Allee" und die Ab - zweigung von dieser Straße nach den, Millernthorplah „Cuxhavener Allee", ferner die im Zuge beS HebergangS von der Neustadt nach St. Pauli über den Elbpark belegene Brücke an bet Stablseite „K ersten M i l e s b r ii ck e" und die an der St. Pauli Seite er- richtete „Simon von Utrecht brücke" benannt worden. Bis zu letzterer Brücke reicht die 2. Bernhard- straße > St. Pauli, von ba ab bis zur Rothensoodstraße führt bie „S e e Iv a r t e u st t a ß e", bereu Abzweigung nach dem Zeughausmarkt „N e n m a v e r st r a ß e" be- naunt ist, tvähreiib bie Abzweigung der Seewartenstraße nach bem Kuhberg be» Namen „Dovestraß e" er - halten hat. Die „Platz beim grünen Sood" genannte, theilweise wesentlich veränderte Straße erhält den Kamen „Z e n g h a u s st r a ß e" und bie vom Zirkn-weg nach der Seewartenstraße führende Straße den Karne» „A m Elbpark". JuvaliditätS- und AltcrSvcrsicheruitg. An Anträgen auf Gewährung von Renten sind bei der Hanseatischen Versichcrungsanstall eiugegangen: a. an Altersrenten: im Laufe des Jahres 1891 1105, im Laufe des JahreS 1892 404, im Lause des Jahres 1893 381, im Laufe des Jahre? 1894 353, im Laufe des Jahres 1895 354, in der Zeit vom 1. Januar bi? Ende April 1896 140, Total 2737: b. an Invalidenrenten: im Lause deS Jahres 1892 181, im Lnüsc dt? Jahres 1893 301, im Laufe des Jahres 1894 550, im Laufe des Jahres 1895 895, in der Zeit voiii 1. Januar bis Ende April 1896 302, Total 2229, mithin find feit Beginn deS Jahres 1891 bei bet Hanseatischen Versicherungs - anstalt an Rentenanträgeii eingegangen 4966. Bon den Anträgen auf Altersrente entfallen auf baS Gebiet bet freien unb Hansestadt Liibek 454, Bremen 594, Hamburg 1689 und von de» auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübek 242, Bremen 711, Hamburg 1276. Von den Anträgen auf Altersrente sind bis Ende April 1896 er - ledigt 2698, und zwar 2350 durch Rentengewährung, 310 durch Ablehnung unb 38 auf sonstige Weise Bon ben Alter-rentenempfängern fiiib inzwischen ausgeschieben 483, von biesen finb verstorben 459. Bon den Anträgen auf Invalidenrente sind bis Ende April 1896 erledigt 2107 unb zwar 1538 burch Rentengewähriing, 492 bnrch Ablehnung unb 77 auf sonstige Weise. Von den Jnvalibeiirentenempfänger» finb inzwischen ausgeschieden 408, davon verstorben 385. Ans die Gebiete der drei Hansestädte vertheilen sich die noch im Bezüge der Rente befindlichen Personen folgendermaßen: Lübek 313 Altersrenten, 138 Invalidenrenten, Bremen 407 Altersrenten, 421 Invalidenrenten, Hamburg 1147 Altersrenten, 571 Invalidenrenten. Die JahreSfumnie der bis jetzt gewährten Renten macht insgesammt Jfc. 567 490,80 ans, wovon Jt. 124451,40 für bie in - zwischen ausgeschiedenen Rentenempfänger abzusetzen sind. Kach den Berufszweigen vertheilen sich bie 3888 Renten - empfänger auf folgenbe Gruppen: Lanbwirthschaft nnb Gärtnerei 253 Rentenempfänger, Industrie und Bauwesen 1633 Rentenempfänger, Handel und Verkehr 733 Renten- empsänger, sonstige Bernssarteii 326 Rentenempfänger, Dienstboten rc. 943 Rentenempfänger. An Anträgen auf Rückerstattung der Beiträge gemäß §§ 30 und 31 des JuvaliditätS- unb AltersversicherungsgesetzeS finb bis jetzt eingegangen anS dem Gebiete von Lübek 90, Bremen 224, Haniburg 731, zusammen 1045. Davon sind erledigt durch Rückzahlung 754, durch Ablehnung 163, auf sonstige Weise 22, insgesammt 939, mithin un - erledigt 106. — Am 1. April b.J. waren auf Kosten bet Hanseatischen Versicherungsanstalt (zum Theil auch mit Zuschuß von Krankenkassen) in Heilstätten für Lungen - kranke, in sonstigen Kurorten unb in Krankenhäusern untergebracht 155 Versicherte, ausgenommen würben im Lause beS Monats April 97 Versicherte, zusammen 252 Ser- sicherte. Davon wurde» im Laufe deS Monats April entlassen 39 Versicherte, mithin befanden sich am Schluffe des MoiialS in Heilbehandlung 213 Versicherte, und zwar auS bem Gebiete von Lübek 18, Bremen 33, Hamburg 162. Außerdem mußten im Laufe beS Monats 38 Anträge als ungeeignet abgelehnt werden. Am hcntigcn IS. ZiehungStagc -er 7. Klaffe -er 309. Hamburger Stadt - Lotterie wurden folgende Nummern mit nachstehenden Hauptgewinnen gezogen: Nr. 7641 mit M. 10 000. 100918 107352 108737 mit je Jtt 2000. 6861 7657 12942 16373 94949 97873 98311 98887 101841 104053 107250 110547 mit je X. 1000. Kr. 2449 4340 45675 45703 79710 80123 82568 83162 93239 93305 97132 98750 98897 19181 28118 36510 47905 65254 71543 88156 25580 50184 65093 84313 5934 23238 29992 43631 56681 66720 27136 51662 66308 87695 6591 23652 31048 44611 58690 66939 29704 52242 68143 89848 45541 59189 68371 34601 58654 71651 92042 19747 28761 37989 48518 65405 79685 91461 60811 69449 87019 62765 70537 87575 99676 21897 48921 62346 82180 6587 24493 49160 63406 84028 23108 29205 41217 55971 65640 16687 36654 61062 72042 92908 9480 11746 12535 26567 27071 27455 33577 34838 35794 Nr. 701 56394 56546 mit je M. 5000. Nr 5017 38423 44839 85066 mit je X. 3000. Nr 4492 8227 17690 26864 32398 52189 52375 19764 37129 61516 75908 93595 81288 86329 Nr. 4251 104518 106420 108798 109648 111916 mit je X. 400. Konkursverfahre». Ueber baS Nachlaßvermögen deS Zimmermeisters Hans Christian Rahlf, zuletzt Eims - büttel, Weidenallee 67, ist am 5. b. SR., Nachmittags 2>Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Buchhalter Hermann Fricke, Gänsemarkt 3, ist zum Konkursverwalter ernannt. KonkurSsorderungen sind bis znm 6. Juni 1896 bei bem Gerichte anzumelden — DaS Konkursverfahren über baS Vermöge» beS Zigarren-Fabrikante» unb -Hänblers Adolph Carl Friedrich Hintze, in Firma Adolph Hintze, ist aufgehoben. — In dem Konkurs - verfahren über baS Vermöge» des Putz- und Mobewaaren- Händlers Rudolph Bürger ist Termin bezw. Schlußtermin auf Dienstag, 2. Juni 1896, Vormittags 10| Uhr, vor bem Amtsgerichte hierfelbst, Dammthorstraße 10, 3. Stock links, Zimmer Kt. 56, bestimmt. Zoologischer Garten. Wenn Abenbs bie Däimner- stunde eintritt, wird eS in einer Ecke des neuen Känguru- hauseS lebendig, wo den Tag über alles Leben zu sehle» schien. Die Nachtthiere beginnen ihr Tagewerk ober, wenn inan lieber will, ihr Nachtwerk. Dann werben sie alle munter, bie Schläfer, bie bis bahin zusammeugekauert gelegen hatten, die sich weder durch die vielen Besucher, deren Jntereffe sie nicht erregen konnten, noch durch die munteren Gesührten in den Nebenkäfigen in ihrer Ruhe stören ließen. Die Flugbeutler kriechen langsam anS ihrem warmen Heülüger hervor, breiten bie Flughäute aus, bie sich ähnlich, wie beim Flngyörnch:»- olS schmale behaarte Hautsalteii von ben Vorbei.- bis zu den Hiuter- gliedmaßen erstrecken, unb beginnen am Gitter ober bem ausgestellten Baumstamm empor zu klettern. Die ähn - lichen, wenn ihnen auch nicht verwaubte» Fliighörnchen, ein Paar hübsche Nagethiere ans Norbamerika, zeige» ein gleiches Verhalten. Tüpselraubbeutler unb bie nord- und südamerikanischen Beutelratten halten große Wäsche: sie reiben sich bie blanken Aeuglein klar, putzen mit der Zunge die Psötcheii und kämmen mit diesen dann die Gesichts- und Kopshaare glatt; das Philander-Opossum, ein seltenes hübsches Raiibbeutelthier anS dem südlichen Theile der neuen Welt, klettert sofort uiunter an feinem Baum auf und ab und besorgt zugleich dasselbe Neiniguiigsgeschäft, Wie feine Verwandten. Die KuhuS, bie den Tag über so friedfertig schienen, fangen Die iiiuch! in der Regel mit einer kleinen Katzbalgerei an, bie aber nie ernstliche Folgen Hai. Sii Siebenschläfer, kleine Nagethiere vorn Ansehen bet Eichhörnchen unb ihnen verwandt, sind echte Schläser; sie schlafen in der Freiheit im Winter viele Monate lang und im Sommer auch noch bie lieben langen Tage; sie und bie sein- pelzigen Chinchilla- werden, wie alle Tagschiäser, munter, wenn die Sonne zur Rüste geht Daß alle genannten Thiere bald nach ihrem Erwachen ben Futterplatz auf - suchen, unb baß eS grabe bei dieser Gelegenheit, also nach Eintritt der Däninierting, Manches zu beobachte» giebt, ist selbstverständlich. Verklarung werben belegen: Schiffer H. Forme-, Dampfschiff „Dceana“, kominenb vo» Japan, China rc., am Donnerstag, 7. Mai 1896, um 4j Uhr Nachmittags; Schiffer Th. D.' Adams, Dampfschiff „Carllon", kommend von Norfolk, am Donnerstag, 7. Mai 1896, um 4j Uhr Nachmittags. Nach dcu Listen deS Gcrniauischcu Lloyd sind in der Zeit vom 22. bis 30. April 100 Seeschäden gemeldet worden. 4 Tamvfer und 12 Segelschiffe gingen total verloren unb 47 Dampfer und 37 Segelschiffe er - litten Beschäbiguiigeu. w. Zur Erleichteruug des Gcpäckverkehrs zivischcn ben Hamburg-Altouaer Bahnhöfen und Stein- Wärber finb jetzt bie betheiligte» Behörden in Unterhand - lung getreten, um auf einer bestimmten Stelle ant Vogel- reeth (Reiherstieg) eine Sammelstelle für Stückgutverkehr z» errichten, die an sämmtliche Hamburg-Altonaer Bahn- Höse angeschloffen werden soll. w. DicWcrft- undRhedcrci-Firma V.Wcucke Söhne hat heute in Berücksichtigung des guten Erfolges mit ihre» beide» eigenen Fischdampfer» „Triton" und „ProteuS", den Ban eines dritte» FischdampserS für eigene Rechnung in Angriff genommen. w. Vom Hafcu und vo» der Schifffahrt. U ii g l ü ck s f ä l l e. Von einer eisernen Leiter herab stürzte gestern Abend im Herrengrabenfleet ein Ewer- führer in feilte Schute herab und erlitt schwere Kopf - verletzungen. Wundarzt Tiemann iiahni den Man» in Behandlung. — Auf dem Dampfer „Bellona" quetschte sich der Schauermaun Kunitz beim Absetze» von Kiste» die rechte Hand. Aus der Wache wurde ihm der erste Verband angelegt und der Mann dann in's Krankenhaus gebracht. — D e r B r a s i l d a >» p s e r „B e l g r n ii o", der an die Afrikanische Dampfschiff? . Aktien - Gesellschaft (Woeriuaiin-Linie) verkauft ist. wirb auf ber Reiherstieg- Werst für die neue Tour umgebant. Der Dampfer erhält voraussichtlich ben Kanten „Adolph Woermann". — Verlängerung zweier Seefchlepper. Die Bugsirdainpfer „Centaur" unb „Cyklop", bet hiesigen bereinigten BngsirdampsschisisahrtS - Gesellschaft gehörig, sollen aus ber Werft von B. Weitste Söhne um je 11 Fnß verlängert Werben. Der Umbau bes Dampfers „Centaur" ist bereits in Angriff genommen. — Der ii e n e B a l l i n ' s ch e D a m p s e r „P r i ii z e ß H c i ii - r i ch" unb ber von betreiben Rhederei gecharterte Dampfer „Priiizessiu Elisabeth" liegen jetzt nebeneinander an der Blohm ii. Boß'sche» Werst um für bie bemnächst be - ginnenden Sommertouren nach den Nordseebädern fertig- gestellt zn werden. — Einfuhr von dänischem Vieh »ach ben Kais. Seit der Eröffnung ber neuen Biehabladestekke am Belsniannskai würben dort 4062 Rinder aus Dänemark gelandet. Diese Thiere wurden in 234 Waggons nach bem Biehhose an ber Stern- schanze besörbert. — Heute Nacht trifft eine Sendung von 402 Rinder» mit dem Dampfer „RiberhnuS" hier ein, bie ebenfalls bafelbft gelanbet wirb. — Verlobung schwerer Maschinentheile. Mit ber Bahn trafen gestern vo» ber Richarb Hartniaiin'fche» Maschinen - fabrik in Chemnitz (Sachsen) 22 große KolliS, darunter mehrere Lokomotiven rind Lokomobilen, hier ein. Die schweren Kollts werden sofort nach dem Eintreffen beS Dampfers „Greck" aus diesen znm Transport nach Afrika verladen. So bald dies geschehe», legt der Dampfer am Schuppe» 21 an, um die nach hier ge - brachte Ladung zu löschen. — AuS der Krnpp'scheii Fabrik in Essen traf z» gleicher Zeit ein 15 000 Kilo chwerer, für bie Blohm n. Boß'sche Werst bestimmter Hintersteven mit ber Bahn hier ein. Dieses Kolli würbe mittels beS Krahnes am Kaispeicher auf eine Schute übergeladen unb bann nach ber genannten Werft weiter befördert. w Eine» feltcttc» Fund machten heute Morgen die am Kai augestellteii Bahnbiamten, indem sie in einem dort vom Liibeker Bahnhof ans überführten Wagen eine Partie abgeschlachtete Kaninchen vorfanden, die vermuth, lich von einem Diebstahl herrühren und in bem Waggon versteckt worden sind. w. Das Befinde» des ISjährigcu Gast- wirthSsohueö Schlichting, von dessen Unglückssall wir gestern berichteten, giebt zu ber begründeten Hoffnung der Wiederherstellung Raum. w. Die Beerdigung des auf dem Dampfer „Carlton" tödtlich verunglückten EwersührerS H. Gödcke, bei der Firma Lütgens u. Reimers beschäftigt gewesen, and gestern unter sehr reger Betheiligung statt. Drunten in der Mulde schwimmt ein See - hund! Wir lesen in verschiedenen Blattern : Ani 5. März b. I. würbe in ber SR u 1 b e bei Dessau ein großer weiblicher Eeehunb gefangen, ber während bet Nacht twm 14. Mörz in Defstm ein Junge ¬ warf. Inzwischen find' beide Thiere gestorben; ihre Schädel wurden von Herrn Dr. H. Friedrich in Dessau präparirt und an Professor Dr. A. Nehring in Berlin zur genaueren Untersuchung geschickt. Dieser stellte fest, daß eS sich um dieGrö nlanb? robbe (Phoca grönlandica) handelt, unb es erhebt sich nun bie Frage: Wie kam eine alte, große, trächtige GrönkaiibSrobbe am 5. März dieses JahreS in bie untere Mulde? Sollte sie vielleicht ans ber Gefangenschaft von einem aus Hamburg tomnienben Elbschisfe entschlüpft unb von der Elbe auS in die Mulde geschwommen sein? Vielleicht hat einer unserer Leser von einem solchen Borkommniß etwas gehört und läßt darüber an einen bet oben genannten Herren eine kurze Mittheilung gelangen, um bie sonst schwer zu erklärende Thatsache des Vorkommens einer Grönlandsrobbe bei Dessau auszuklären. Daß der ge- meine Seehund (Ph. vitalina) zuweilen in der Elbe weit aufwärts schwimmt, steht fest; aber daß bie »otbische Grönlandsrobbe, von der nur hier unb ba einmal ein vereinzeltes Exemplar als Jrrgast in ber Norbsee beob - achtet worben ist, anS eigenem Antriebe, ohne Zuthun des Menschen, in ber Elbe aufwärts geschwommen unb schließlich in die Mulde gerathen fein sollte, erscheint vorläufig kaum glaublich. Erprobte Tichcrhcitsvorrichtung. In derNähe ber Gewerbeschule, schreibt man bem „Fremdenblatt", stand aus dem Geleise ber Hamburg-Altonaer elektrischen Bahn ein großer Huub mit bem Rücken gegen einen vo» Borgselde in schneller Fahrt herankornmenben Motor- wagen, so verliest in Anschauung eine? ihn intereffirenben Streites zwischen zwei anberen Hunden, daß er die ihm drohende Gefahr nicht bemerkte, von dem Wagen über - fahren zu werden. Plötzlich heulte er auf, die Gummi- rollen hatten ihm einen Stoß versetzt, im selben Moment gingen dieselben sammt dem ersten Netz über ihn fort unb ber Huub würbe programmmäßig von bei» jetzt auf dem Fahrdainin hinweggleitenden zweiten Fangnetz ans- genommen. Als ber Führer ben Wagen znm Stehen gebracht halte unb baS äußere Netz hob, sprang ber Hund auS bem Fangnetz unb lief eiligst bauen, ohne Schaben genommen zu haben. Der Hund Wäre in biefeni Falle unrettbar zermalmt worben, ba bet Wagen sich in voller Fahrt befanb, wenn betfelbe nicht bie neue Sicherheit?- fangvorrichtiing besessen hätte. Grabe bieser Fall mit bem geretteten Hund spricht aber in überzeugender Weise für die Vorzüglichkeit-der Altonaer Sicherheitsvorkehrung, denn erstens muß man die rasche Fahrt und bann die langen unb bünnen Gliedmaßen deS Thieres berücksichtigen, die ein theilweiseS Unterkommen unter die Vorrichtung wohl hätte erwarten lassen. Aber daß bet neue Apparat grabe in einem solchen, boppelt schwierige» Falle sich so glänzenb bewährt hat, bürste selbst Diejenige» endlich überzeugen, die bis dato immer noch zu nörgeln hatte», denii facta loquntur. Gefundener Silberschay. Einem Landmam: am Billwätdetdeich wurden am 4. Februar v. I. ver - schiedene Silbersachen gestohlen. Als des Diebstahls ver - dächtig wurde ein Dienstmädchen des Bestohlenen in Hast genommen, jedoch bald wieder entlassen, da eS an Be- weise» für ine Sktzüsd mangelte, obgleich bet Bruder deS Mädchens dieses bestimmt des DievsiuyiS ikjichÜZlr und angab, daß eS die gestohlenen Sachen bei ber Reisiiiühle ant Bullenhuserbanim vergraben habe. Alle Nachgrabungen waren bainals vergeblich. Jetzt hat man bei Umgrabungen auf der Gänseweide bei bet ReiSniühle am I. d. M. zwei silberne Theebretter, zwei silberne Suppenlöffel und eine silberne Zuckerdose aufgesunden, welche Sachen ber im Februar v. I. Bestohlene als sein Eigenthum anerkannt hat. Das Dienstmädchen, welche? bie Sachen seinerzeit entwendet haben soll, hat sich inzwischen von hier entfernt. 8. „Heiligkeit der Ehe." Z» bem Kapitel von der „Heiligkeit" der Ehe im kapitalistischen Nlassenstaate liefert folgender Vorfall eine treffliche Illustration. Der Bäckermeister H. B. in Rothenburgsort hatte nach dem Tode feiner ersten Frau, die nach einer nur kurzen Ehe bei der Geburt eines Kinde- starb, ein recht flotte? Leben geführt. Um nun der Weiteren Vernachlässigung deS Geschästs Einhalt zu thun unb um namentlich feine beraugirten Finanzen in Drbnung bringen zu können, hielt er Umschau unter ben Töchtern bes Landes nach einer wohlhabenden Maid. Er lernte ein in Ahrens - burg wohnendes tu gesetztem Alter befindliche- Mädchen kennen, die im Besitze von X. 7000 sein sollte. Da- Geschäft wurde perfekt und am Sonntage nach Ostern fanb bie Hochzeit statt. Angesicht- ber verhältnißmäßig beträchtlichen Mitgift, Welche gleich nach bet Hochzeit flüssig werde» unb dem glücklichen Ehemann zur Verfügung stehe» sollte, ließ cs sich der - selbe etwas kosten, indem er in einer benachbarten Wirth - schaft für die zahlreiche Bekanntschaft eine solenne Kneiperei veranstaltete. Die X. 7000 ließe» aber auf sich warten und stellte c? sich schließlich heraus, daß die angebliche Mitgift der jungen Fra» eitel Dunst war. Der betrogene Ehemann zögerte nicht, nachdem die sehr materiellen Voraussetzungen, unter welchen er die Ehe eiugegangen war, sich als trügerisch erwiese», die ihm erst vor drei Woche» angetrante Fran am letzten Sonn - tage vor die Thür zu setzen, und dies geschah, trotzdem auch auf diese» Ehebiind ei» Diener Gottes ben Segen bes Höchste» herabgefleht hatte. z. NiigliickSfällc. Gestern Abend stürzte an der Hornerlaudstraße ein Kutscher beim Abspringen voni Bock ans da? Stiaßenpflaster und erlitt einen Armbmch. — DaS gleiche Schicksal erlitt heute Vormittag der neun - jährige Soh» eines an der WandSdeker Chaussee woh - nenden Kaufmannes, der von einer im Galten stehenden Leiter stürzte. — In der Ohlsdorferstraße scheute heute Vormittag das Pferd eines Schlachterwagens lind jagte mit dem Gefährt tu den Seitengraben, was zur Folge halte, daß der Wagen umkippte und beide Jnsasjeu herausgeschleudert würben. Während ber eine Geselle leichtere Hautabschürfungen erlitt, hat ber anbere eilten Rippenbrnch erlitten. Unfälle. Riebernstraße 77 fiel ein Arbeiter bie Kellertreppe hinab und zog sich hierbei eine bebeutenbe Kopfverletzung zu. Er wurde tu's Kurhaus gebracht. — Falkenried 26 stellte ein kleines Mädchen sein 5 Monate altes Schwesterchen im Bette aufrecht hin, wobei daS Kindchen innfiel und mit dem Gesicht in den Bettkisseii zu liegen kam, wobei c? erstickte. Die Mutter fanb ihr Jüngstes nur noch als Leiche vor. — Gestern Morgen 9 Uhr würbe ein neunjähriger, Hoheufelderstraße 3 wohn - hafter Knabe bei ber Lombarbsbrücke von einem Geschäft?- wagen überfahren und erlitt hierbei schwere Verletzungen. Man brachte ihn in bie elterliche Wohnung. Die Leiche ci»cs »»bekannte» Mannes wurde gestern Abend bei Steiuwärber aus bet Elbe gezogen inib daun bei» Kurhause übergeben. Selbstmord. Ein am Stadtdeich togirenber, bem Trnnk ergeben gewesener Arbeiter, erhängte sich Nacht- wegen Beschäftigungslosigkeit im Treppenhaus am Stadt - deich 19. Morgens 5 Uhr fanb ein Brotlräger die Leiche, die dein Kurhause übergeben wurde. Allerlei Durchbrenner. Von Dresden aus wirb der 21jährige Schreiber Johann Greulich wegen Unter- Wägung von X. 2377 steckbrieflich verfolgt. — An? Brüx in Böhnien hat sich ein junger Mensch Karl Strache mit einer Begleiterin Namens „Miezi" nach Unter. Wägung von 5000 Gulde» verduftet. — Von Ingol - stadt Wird ei» Schlosser Osterride steckbrieflich verfolgt, der gemeinsam mit einem bereits verhaftete» Kollegen X 5000 gestohlen haben soll. Eine ganze wilde Fra»! Jin Blaiin'schen Ge- schäft an ber Englischen Planke erschien eine am Alten Wanbrahm ivohnenbe Frau, gab sich als bie Gattin eines Zollinspektors aus nnb entnahm Waaren auf Kredit im Werthe von X 574,10. Die Angabe» ber Fran stellten sich bald als Schwindel heran- und sollte die Schwindlerin verhaftet werden. Sie geberbete sich aber wie eine Wahn - sinnige und spielte fortgesetzt bie „wilde Frau", weshalb sie zur Beobachtung in's Kurhaus gebracht würbe. Kleine Brände sande» statt: Gestern Abend 7| Uhr in Barmbek am Markt 2; um 11J Uhr Heit- mannstraße 47 in Barmbek. Gestohlen wurden: an? einem Schlepper im Mundsburger Kanal acht Drellhandtücher; Hasenstraße Nr. 118 ber Inhalt eines Chvkoladenantoniaten, welch letzterer entleert auf bem St. Pauli Marktplatz anf- gefunben wurde; Schlump 36 eine silberne RemontoiriiHr Kr. 50728; Gänsemarkt 28 X 30 baareS Geld. — Rödiugsmarkt 55 wurde Nachts ein Einbrnchsversnch gemacht. Verhaftung. Al? gestern Nachiniltag ber Schlaf- baaS Nissen, Erste Erichstraße 50, ein Mittagsschläfchen hielt, schlich sich ein schwebischer Seemann bei ihm ein unb entwendete X 10 aus der Kasse. Ein Anwesender hatte den Diebstahl bemerkt unb verfolgte den Schweden. Dieser leistete, als er festgenoininen werden sollte, er - heblichen Widerstand und schlug auf seinen Verfolger ein. Herbeieilende Schutzleute uiachle» den Dieb dingfest und führten ihn in Hast ab. Ans Altona. Die Aussperrung bet tu der Zigarrenfabrik von JnstuS beschäftigten Zigarrenarbeiter wegen der Maifeier beschäftigte gestern Abend eine im „Schweizer- faal" abgehaltene Tabakarbeiterverfammlnng. Nach län - gerer Berathung wurde beschlossen, daß über die Fabrik von JnstuS bie Sperre verhängt werben soll, falls heute bie Arbeiter nicht wieder eingestellt und für die Tage, daß sie auf Geheiß des Fabrikanten feiern mußten, nicht entschädigt würden. Die Beschickung des internationalen Kongresses durch einen Delegirteu für Hamburg-Altona wurde zunächst abgelehnt, doch wurde der Beschluß in - sofern wieder aufgehoben, als beschlossen wurde, noch - mals eine öffentliche Tabakarbeiterversammlung einzu- berufen, welche sich mit der Angelegenheit beschäftigen soll. Der Streik der Kaffeevcrlescrinneu bei der Firma Stucken u. Anbrcseil hat für die wieder in Arbeit Getretenen doch gute Früchte getragen. I» ber ersten Woche haben sie je einen sich zwischen X 12 unb X 23 bewegenben Verbienst erzielt, worüber sie sich sehr zusriebenstellenb äußerten. DaS ArbeitSverhältniß ist zwischen ihnen nnb ben Firmeninhabern ein viel günstigeres auch dadurch geworden, daß sie bei Beginn der Arbeit sofort erfahren, was bafitr gezahlt wirb, nnb ihnen auch Gelegenheit gegeben wirb, Kontrole zn üben. BiS jetzt haben sie davon nichts verspüren können, daß ihnen seitens ber Arbeitgeber bie Arbeitsnieberlegnng uachgetragcn wirb, unb sie hoffen auch, daß es so bleibt. Etwa 30 bet ftreitenben Arbeiterinnen finb bis jetzt nicht wieder in Arbeit gekommen, nicht aber, weil bie Finnen- inhaber sie nicht wieder haben wollen, sondern Weil nicht so viel Arbeit vorhanden ist, um sie jetzt in Arbeit nehmen zu können. Zur Souutagsruhe. Nach einer Bekanntmachung beS Altonaer Polizeiaints vom 4. d. ist für ben Himmei- sahrtStag (14. Mai), sowie für den darauffolgenden Sonntag (17. Mai) die Geschäftszeit im HandelSgewetbe im Stadtkreise Altona aus bie Stiinben von 7 bis 9j Uhr Vormittags unb vo» 11J Uhr Vormittag? bis 6 Uhr Nachmittags sestgesetzt. — Für bie Händler mit ge - räucherten ic. Fischen bleibt es an den vorgenannten beide» Tagen bei ber gewöhnlichen Geschäftszeit: von 7 bis 9 Uhr Morgens unb von 6 bis 9 Uhr Abends. I» dem projektirteu Hafen für kleine Schiff - fahrt Westlich bet Dampfschiffsbtücke schreiten bie Erb- arbeiten rüstig vorwärts. Ans ben Kaimauern sollen zwei Krähne vo» je 1000 kg Tragfähigkeit ausgestellt werben. Der Hasen erhält eine Länge von 115,40 m, währenb bie Breite be? HasenS zwischen Kaimauer unb Ponton 56 m betragen wirb. Nach Verlegung bet DampsfchisiSbiücke wirb ber Hasen zahlreichen kleineren Fahrzeugen Platz gewähren können. Elektrischer Strasieubahubetrieb i» Altona. Nachdem die Aktionäre ber Haniburg-AItonaer Trambahn- Gesellschast in ihrer außerordentlichen Genetalversamm- lnng dem Antrag ans Einführnitg des elektrischen Be- triebeS auf den Strecken ber Gesellschaft zugestimmt, werben bie städtischen Kollegien in ihrer nächsten Sitzung über den zwischen der Gesellschaft nnb beut Magistrat bezw. ber Baukommifsion vorläufig vereinbarten Vertrag Beschluß fassen. Eventuell soll noch im Lause bieses Jahre- mit ben Arbeiten für den elektrischen Betrieb be - gonnen werben. Selbstmorde. Gestern erhängte sich ein älterer Mann ill sksner Wohnung in ber großen Marienstraße. Al? Grund werde» Nahrung«sö7g:!l angegeben. — Heute Morgen erschoß sich ans der alten Exerztertveivr Diebsteich ein gutgekleideter Mann. Die Leiche wurde in's städtische Leicheuhans transportirt. Die Persönlich - keit des Unbekannten konnte noch nicht sestgestellt werden. Diebstähle. Gestern Abend wurde bei einem in bet Wilhelinstraße wohnenden Sielausfeher von Diebe» eingebrochen unb bei bieser Gelegenheit X 172 in baarern Gelde, einige goldene Ringe, zwei Uhren unb anbere Schmucksachen erbeutet. Vorsichtshalber haben bie un- gebetenen Besucher ein über einen größere» Betrag lautendes Sparkassenbuch nicht mitgenommen, ba sie basselbe ohne Gesahr nicht würben einlösen können. Vermisst. Ei» 15jähriger Schiisterlehrling ist feil einigen Stage» verschwnnben. Sein Meister hatte ihn mit 5 Paar Stiefeln nach Neumünster geschickt, von Wo der junge Mann nicht zurückgekehrt ist. Man nimmt au, baß er eine Keine Bootsahrt auf ber Elbe unter - nommen hat unb bei bieser Gelegenheit verunglückt ist. A«S Wandsbek. z GewerbegerichtlicheS. Die Beisitzer ber Arbeitnehnierklaffe bfefe? Gericht- Wollen ben Vorsitzenbeu beffelben ersuchen, eine Sitzung be- GesammtgerichtS ein- »ubernsen, in ber über bie bekannte, vorn Gewerbegericht zu Halle gestellte Resolution abgeflimml werben soff* Die Resolution fordert, daß bie Gesindeorbnung anfzu- heben fei nnb daß Streitigkeiten zwischen brr Dienst- Herrschaft unb bereit Personal vor dem Gewerbegcricht znm Austrag gebracht werden. — Tas bereits im Jannar gewählte Gewerbegericht für Südstormarn entbehrt noch immer be? Vorsitzenden unb konnte in Folge beffen noch nicht in Funktion treten. Dies soll daraus znrückzu- führen fein, daß verschiedene Ortsvorsteher diese? Amt abgelehnt habe» und daß die definitive Besetzung des Gemeindevorsleheramt? z» Sande noch nicht erfolgt ist z. Ans polizeiliche Anordnung müssen die Musikautomaten von Richard Sell, Dresden, die in mehreren Lokalen ciuSstehen, in der Weife abgcänbetl werden, daß keine Unglück-fälle mehr vorkoinnie» können. Der MechanisniuS ber Instrumente ist ein derartiger, daß beim Einsetzen ber Nolenfcheiben sich verfchiebene Leute verletzt haben, was znr Kenntniß ber Polizeibehörde gelangt ist. z. Verhaftet wurden gestern Abend auf einer hiesigen Herberge zwei Reisende, welche Sachen znm Kaufe nuboten, von denen angenommen wird, daß sie von Diebstählen herrühren. z Ei» Eiubruchsdiebstahl wurde in bet vor - letzten Nacht bei einem in bet Lübekerstraße wohiienben Manusakturwaarenhäubler auSgesührl. Der Dieb hatte bie Scheibe der Lnflklappe herausgezogen und ist dann in den Laden gestiegen, aus beut er sich zwei Hosen im Werthe von X 9 unb X 6 aneignete. Aus Harburg. Von der bürgerliche» „Hetzpreffe". Dit „Hainb. Nachr." schreiben über den Streik bei Thörl: „Die Bürgerschaft unserer Stabt steht zum größten Theile auf Seiten bes Herrn Thörl und pflichtet ihm bei in feinen Maßnahmen. Zum ersten Male wird bet orga- nifirteii Arbeiterschaft unserer Stabt, ben Sozialdemo - kraten, bie Spitze geboten, dank dem Vorgehen des Herrn Thörl. Er giebt seinen Arbeitern einen Loh» von X 4 pro Schicht und besörbert sie frei von Hamburg hierher unb zurück, währenb bie Au-ständige» nur X 3,20 verlangen. Hier ist also nur von einem Kamps gegen Unverschämtheiten ber Sozialdemokraten bie xNede, welche s i ch nicht einmal scheuten, b e ii Arbeitgeber in eine Versammlung b-e r Streite üben zur Verhandlung el n z u> laben. Herr Thörl lehnte jebe Aussprache mit ber Kommission bet Au-ständigen ab. Er erkennt biefe als seine Arbeiter nicht mehr an, nachdem er sie, gut 400 an der Zahl, definitiv entlassen hat. Eine „gütliche B e v e i n b a r u u g", wie solche hier in ben voraus- gehenben Fällen immer zu Stande getommen ist, muß also dieses Mal ausgeschlossen fein. Sie hat hier in fast allen Fällen den Sieg der Sozial - demokratie bedeutet, und es steht zu hoffen, daß bie Energie, welche die Thörl'sche Fabrikleituiig bisher in dieser Angelegenheit entwickelt hat, nicht er - lahmen wird." Die Streikenden verlangen X 3,20, Herr Thörl verweigert das und holt sich Leute vo» Hamburg, bene» et freie Fahrt gewährt und X 4 Lohn zahlt, um ben „Unverschämtheiten" bet Streikenden entgegenzutreten, die sich nicht einmal „scheuen", den Arbeitgeber z tv e ck S Verhandlung zu einer Versain in 1 ii ng einznla den, Ivas der wackere Arbeitgeber natürlich ablehnt, weil er keine „güt - lich e V e r e i n b a r n n g" will, die „in fast allen Fällen ben Sieg bet Sojialbemolratie bebeutet 1" — Das AlleS erklärt die bürgerliche „Hetzpresse" ä. la „Hamb. Nacht.", „Hamb. Frembenbl." u. s. w. ganz offen. — Bedarf eS da noch irgend eines Beweises dasür, daß bie streikenden Arbeiter im Rechte finb?! Die Arbeiter der Aktieubrauerei finb in eine Lohnbewegung eingetreten, haben ihre Forderung der Direktion der Brauerei unterbreitet und um Antwort bis Donnerstag früh 9 Uhr ersucht. Brauer und Küper fordern im Wesentlichen lOstündige Arbeitszeit, Ver - meidung bet Sonntag-arbeit, liefanbere Bezahlung für unvermeiblicheSonntags- unbUebevftunbeitarbeit(60 bezw. 50 pro Stunde), 4 Uhr-Feierabend ohne Lohnabzug an den Tagen vor Ostern, Pfingsten, Weihnachten unb Neujahr, Freigabe beS 1. Mai, Minimalwochenlohn von X 27, für Hülfsarbeiter X 24, für Heizer X 24 bei zwölf- ftüubiger Arbeitszeit, an Soun- und Festtagen X 3,50 extra. Rus Schkeöivig-Holstcitt. Schiffbek. Eine Gemeivdevertretersitznug findet am Freilag, 8. b. M., Slbenbs 8£ Uhr, im Lokale des Herrn Seif statt. Ans der Tagesordnniig stehen u. A. bie Wahl eines Waifeuralhes und bie eines Bor- sitzenden und Stellvertreters des Gewerbegerichls, sowie die eine? Protokollführers, ferner die Gratifikation für die Feuerwehr. Preetz. Die S ch u h in a ch e r g e s e 11 e n bet denjenigen Meistern, welche Waare» nach E1 m S h o t n liefern, haben die Arbeit gekündigt. Die Zahl derselben beträgt 26. Zuzug nach Preetz ist feriiju- halten. Briese sind zn richten an H. Freiheit, KronSbnrg, Geldsendungen an C. Henschen, Kührener- straße 243, Preetz. Preetz. Hier Wat im Iahte 1895 ein Verein ge - bildet worden, ber sich beu Kamen „Arbeiterbnud" bei - legte unb im Statut Pflege beS Gesanges und Ver - anstaltung von Theatervorstellungen als Zweck bezeichnete. Der Verein sollte dem Betgnngen dienen; Politik war statutengemäß ausgeschlossen. Am 18. Jmii reichte man ber Polizei bie Statuten zur Genehmigung ein. Schon am 24. Juni, noch bevor ber Verein irgenb. wie in Aktion treten konnte, sortierte bie Polizei beu Vorstand auf, binnen drei Tagen das Mil- gliederverzeichniß ebenfalls einzureichen, In ber kurzen Zwischenzeit glaubte nämlich der Polizeiverwalter schon heranSgefniiden zu haben, daß der Verein nur ein Vergnügung-verein scheinen, thatsächlich aber dem Zwecke dienen solle, auf öffentliche Angelegen, heilen einzuwirken. Lohmann, der Vorsitzende, lehnte es indeffen ab, der Aufforderung uachzukomnten und bemerkte dabei, daß er neugierig wäre, vom Herrn Polizei- Verwalter zu erfahren, woraus er eigentlich sein Vorgehen stütze. Jetzt erging eine Versüguitg an L, zugleich wurden ihm X 10 Strafe für den Fall ber Zuwiderhandlung angedroht. Als der Widerspenstige auch diesmal der Polizei nicht zu Wille» war, wurde die angedrohte Strafe festgesetzt, die fragliche Verfügung erneuert und eine weitere Strafe angedroht. Nunmehr beschwerte Sohmann sich beim Landrath. Die Beschwerde würbe mit ber Be - grünbung zurückgewiesen, e? hätte „v e r m u t h e t" werben müssen, baß ber Verein auch auf öffentliche Angelegen - heiten einwirken Werbe, unb deshalb fei bie Mitglieder, liste mit Recht eingefordert worden. Die Verninthung einer Einwirkung ans öffentliche Angelegenheiten leitete der Sanbrath augenscheinlich ans einem polizeilichen Bericht her, wonach ber Verein „Ärbeiterbunb" von ben „Häuptern" ber Preetzcr Sozialdemokratie gegründet sein soll. Der Regiernngspräsident wies bie weitere Be- schwerde ebenfalls ab. Daraus klagte Lohman» beim Ober-Verwaltungsgericht, Wo er i» ber mündlichen Ver - handlung vor dem 1. Senat am 1. Mai durch Rechts, auwall Dr. Herzfeldt vertreten wurde. Letzterer bestritt bie in ben Bescheide:« der Beschwerde-Justanzen aufrecht erhaltene» Behauptungen des Polizeiverwalters. U. A. wandte er sich dagegen, daß eine Versammlung vom 17. September zur Rechtsertignng der polizeilichen Verfügung vom Juni heraiigezogen werde, Wie es der Regierungspräsident gethan habe. Das Urtheil des Senat? fiel z u G u n st e n be? Klä- gers auS. Die polizeiliche» Verfügungen, soweit sie die Einreichung ber Liste betrafen, würben a u f g e. habe»; bie Klage würbe jedoch insoweit al? gesetzlich unzulässtj, ;haewie[en, al? sie sich gegen bie Fest - setzung ber Exekutivstrafe riegtf!?. Präsident Persius führte zur Begründung anS: Da die Aufforderung ber Polizei zu einet Zeit ergangen sei, Wo bet Verein noch gar nicht in Thätigkeit getreten war, und ba nach den Statuten eine Einwirkung ans öffentliche Angelegenheiten nicht hätte angenommen werben können, so fei bie Ein. fotbetuiig der Mitgliederliste hier nicht an? § 2 be8 VereinSgesetze? zu rechtfertigen. Es könne dahingestellt bleiben, ob nicht etwa eine nach bet erwähnten Ver - sammlung vom 17. September 1895 erlassene Ber» fügiing eher begrüitbet gewesen wäre. — In ber be - treffenden Versammlung war angeregt aber nicht akzeptlrt worben, baß ein boykottirteS Lokal bei ber Veranstaltung eines Feste- nicht berücksichtigt werben sollte.