Nr. 128. 10. Jahrgang. KamvurgerEcho. Das „HamhZrrgrr Echo" erscheint täglich, außer Montag». Der Nbomicmcutspreiö (bitt. „Tic Neue Wett") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. de» Post - katalogs 3041) ohne Brittgegeld vierteljährlich M. 4/20; durch die Kolpvrtäre wöchenil. 36 4 frei iu'S Hau». Einzelne Ntunuter 6 4. Somitag«-Ni»ntner mit illustr. Sonntags-Beilage „Die Neue Welt" 10 4. Verantwortlicher Redaktör: N. Stenzel in Hamburg. Donnerstag, den 4. Jnni 1896. — .11 . .1 . IM I IUI II—IM Anzeigen werden die fechsgefpaltrne Petitzeile oder deren Raum mit 30 , für den ArbkitSmarkt, ©er» tuiethnngö- und ^aiitilicnatizeigc« mit 20 4 berechnet. Aujcigcu-Slnnahme in der Expedition (biö 6 Hf)t Abds.), sowie in (ämintl. Uunoncen-Vüre.nx. Reda'liou und Expedition: (Stoße Theaterstratze 44 in Hamburg. Hirrzn eine Beilage. Die Kanzelrebellen. Wahrhaftig, sie verdienen den Namen, den ihnen der Stuinnt'sche Schleifstein anheftet, der sie aber in unseren Augen nichts weniger als herabwürdigt; im Gegentheil. Eine unverkennbar rebellische, oder sagen wir besser eine revolutionäre Stimmung Ivar über diese Pastoren und die anderen Evangelisch-Sozialen gekommen, die in der vergangenen Pfingstwoche in der Schwabenhauptstadt ihren Kongreß abhielten. Es wehte ein Wind, der an die Zeit der stiesormation gemahnte. Lang verhaltener, kochender Ingrimm entlud sich iit wuchtigen Natnrlauten, die nichts stöckerisch SchanspielerischeS und Berechnetes an sich hatten, wie: „Wenn der Erlaß des OberkirchenratheS sagt, daß die soziale Gestnllung auf Gottes Nathschlnß beruht und daß der Drang der unteren Bolksklassen nach Besserung dem Neid und der Genußsucht entsprungen sind, daS i st schändlich, daß das gesagt ist, daS ist soziale B r u n n e n v e r g i s t n n g". Es war, als ob über die Norddeutschen in der Schwabenstadt der Geist schtväbischer Derbheit und Urwüchsigkeit gekommen wäre und als ob sie begierig die Gelegenheit ergriffen hätten, in der politisch freieren Atmosphäre des Sndeus sich ein - mal recht nach Herzenslust expekloriren zu können. Was Alles gegen daS bekannte Telegrainm pathetisch und ironisch geäußert wurde, wollen wir lieber nicht reproduziren, „die - weil" eS für ein sozialdemokratisches Blatt gefährlich sein könnte. Und das Alles unter den Auspizien des Stuttgarter Oberbürgermeisters und eines Vertreters der Königlich Wiirltembergischen Staalsregieriing. Armer Stumm I Wir Begreifen, daß die Verhandlungen des Kongresies auf das Stumm'sche Lager ähnlich gewirkt haben, wie ein rothes Tuch auf eine gewisse Thierart — wie die „Fr. Z." schreibt — und daß das Stumm'sche Leiborgan mit geblähten Nüstern und drohend gesenktem Horn zornwüthend gegen die „Kanzelrebellen" losstürmt. Wir begreifen auch, daß den Hiutermäiinern der .Nord - deutschen Allgemeinen" der Schreck in die Glieder ge - fahren ist und das würdige Blatt abzuwiegelu und die empörten Pastorengeister zu beschwichtigen und zu be - gütigen suchen muß. In der That hat dieser Kongreß bewiesen, welche Fortschritte die sozialdemokratische Idee unter den bürgerlichen Intelligenzen gemacht hat, und daneben auch, welche Indignation der Sedankurs sogar in Kreise» an- gehäuft hat, die zu den vornehmsteit Stützen des herrschenden Snstems gezählt werden. Was an diesem Kongreß besonders karakleristisch, ist seine Loslösung, ja seine unverhüllte Gegnerschaft gegen d i e konservative Partei, auf deren Boden doch der christliche Sozia- lisiuus evangelischer Observanz gewachsen war. Ein Wiener Blatt grub kürzlich eine Fabelsammlung des Dänen, Baron Holberg, vom vorigen Jahrhundert aus. Eine dieser Fabeln lautet: Als die Katze merkte, daß die Jagd auf Mäuse nicht mehr so ergiebig war wie früher, weil die Mäuse Schildwachen stellten, beschloß sie, sich in den Orden der Mönche zu begeben, um unter der Maske der Heiligkeit desto besser täuschen zu können. Sie ließ sich daraus von einem Färber schivarz färben, indeni sie sagte, sie halte als Mönch der Welt den Rücken gekehrt. Als die Mäuse daS hörten, erweckte es große Freude unter ihnen, sie zogen ihre Schildwachen ein, spazierte» in Gegenwart der Katze frei umher und leistete» ihr auch häufig Gesellschaft. Die ikatze blieb Anfangs ihrer Mönchsrolle getreu. Endlich aber, als eine große Menge vou Mänseu um sie versammelt war, zog sie die Maske ab und fraß sie alle. Der konservative christliche Sozialismus war nichts Anderes als die Katze der junkerlich, kapitalistischen Ausbeuterei in der Mönchsmaske. Die klassenbewußten Arbeiter waren freilich gescheidter als die Mäuse der Fabel und ließen sich von den süßlichen Stöckeriad»» nicht täuschen. Es versteht sich, daß ivir auch der auf dem letzte» Kongreß zu Tage getretenen Richtung fern stehen und fern bleiben, was uns aber nicht hindert, anzuerkennen, daß sie die ernste und ehrliche Absicht bekundet hat, manche sozialpolitische Forderung zu Gunsten der Arbeiterklasse zu uiiterstützeu und z» fördern. Große praktische Erfolge wird man sich ja baüon nicht versprechen können, zumal man sie von oben vermuthlich nicht gewähren lasse» wird und die Wort - führer des Kongresses beim boch schon vermöge ihrer Klassenlage die Leute nicht sind, in der Opposition un - entwegt zu verharren. Dabei ist weiter nicht zu über - sehen, daß auch diese Richtung mit allerlei reaktionären Prinzipien und Tendenzen behaftet ist, die den Werth ihrer besseren Seiten mehr als illnsvrisch macheii können. Und auch sie trägt sich mit der Illusion, die Arbeiter der sozialdemokratischen Fahne abspenstig zu machen. Immer - hin aber bars inan ihr zutraue», daß sie ein Pfahl im Fleisch deS StnmniiSinus sein und auf die öffentliche Meinung innerhalb der besitzenden Klasse und mancher unserer Agitation noch unzugänglichen Volksschichten günstig einwirken wird. Es ist schon inaiichmal dagewesen, daß Bekehrer von Denen bekehrt wurden, die sie bekehren wollten. Und so ist eS auch offenbar manchen Ehristlich-Sozialeu er» gangem Uni die sozialistische Arbeiterbewegung einzu- lullen, haben sie sich mit ihier Literatur und Presie und mit den realen sozialen Zuständen bekannt gemacht und dabei ist ihnen ein Licht um'S andere aufgegangen und ei» Vornrtheil um'- andere anigegangen, sie mußten bemerken, daß unsere Schilderungen zutreffend, unsere Bestrebungen gerecht nnb vernünftig sind Die Lügen und Verleumdungen der kapitalistischen Hetzer, denen sie früher Glauben geschenkt, wurden vou ihnen nach nnb »atb burchschaut. Unb da sie selber keine Großkapitalisten und Großbüreaukrateu, zum Theil sogar selber nicht eben auf Rosen gebettet sind, namentlich diejeuigeu mit reichem Kindersegen, kann die Wolke des Jnlereffes ihre sozial - politische Einsicht lange nicht in dem Maße verdunkel», wie es bei Jenen unb de» von ihnen Abhängigen der Fall ist. Alles in Allem können Wir bett Kongreß mit seiner ausgesprochen antibismarck-finmm'schen Richtung al» einen weiteren hübschen Ersolg unserer Beivegung registriren. Er zeigt, welche Eroberungen unsere Ideen schon in den intelligenten Schichte» der besitzenden Klasse gemacht haben. Von Der Weltbiihne. Die Physiognomie des Reichstages in der erste» Sitzung nach den Pfingstferien war nicht sehr viel - versprechend und stellt dem Plane, die Reichsboten bis in den Hochsommer hinein in Berlin festzuhalten, keine günstigen Aussichten. Kaum 30 bis 40 Abgeordnete waren anwesend und bei gähnender Leere wurde über die Nachttagsetats berathe». Es ist ein Wunder, daß die Debatte sich dabei noch einigermaßen animirt ge - staltete. Sie drehte sich säst ausschließlich um den Ver - trag mit der Neuguinea - Gesellschaft, durch welche die Hoheitsrechte an die Kolonie auf das Reich übertragen werden sollen. Selbst die enragirtesten Kolonial- eiithusiasleu mußten das Bedenkliche an dem Vertrage zugeben, der dein Reich nur Laste» bringt, der Gesellschaft aber erhebliche Vortheile gewährt. Aussicht auf An - nahme ist deshalb auch schwerlich vorhanden. Daß nicht sofortige Ablehnung erfolgte, ist wohl nur der notorischen Beschlnßnnsähigkeit zn bauten. Man wies deshalb auch diesen Nachtragsetat an die Büdgetkommission, um die Bezweiflung der Beschlußfähigkeit zu verhindern. Die Kommission wird kaum noch dazu kommen, die Vorlage durchznberathen, so daß sie dort so gut wie begraben liegt. DaS Zcutrnm will, wie der zweite Vizepräsident des Reichstages, der iiltramontane Abg. Spahn, dieser Tage bei einer Feier in Aachen mitlheilte, den Antrag auf Aushebung des Jesuiten gesetzes noch in dieser ReichstagSsession wieder einbringen. Da aber an eine Berathung des Antrages im jetzigen Stadium der Parlamentsarbeiten nicht mehr zu denken ist, so wird vermuthet, daß mit der Neiteinbringung des Antrages nur die Absicht verfolgt weide, auf die verbündeten Re- giernngen nach irgend welcher Richtung hin einen Druck auszuüben. Bei der großen Fülle an Arbeit, die noch der Erledigung durch den Reichstag harrt, würde sich hierzu mehr als eine Gelegenheit bieten. Der N-.ch- Iragseiat zum Reichshaushalt und der deutsch-japanische Handelsvertrag harren noch der ersten Lesung, das Depvtgesetz ist noch in der zweiten Berathung zu er - ledigen. Vom Börseiigesetz und der Geiverbenovelle stehen »och die dritte» Lesnngen aus lliterlebigt sind ferner das Bürgerliche Gesetzbuch, der Kommissionsantrag, betreffend das Vereins- und Versammlungsgesetz, die Militärvorlage und die Kolontalvorlage. An irgend einem Punkte bet Berathungen über diese oder jene Vorlage würde also das Zentruin einsetzen können, um auf die verbündeten Regierungen zn drücken. Die Ge - legenheit hätte es freilich schon fräßet oft haben können. vlegctt die Durchpeitschnng deS Piirgerlichcn Gesetzbuches in beu sommerlichen Hunbstageu luenbet sich jetzt auch das agrarische Organ, die „Deutsche Tages- zeitung". Sie erklärt den Versuch für umnöglich, min - destens nnthuulich, jedenfalls unwürdig. Es wäre ein unschönes, ja uieberdrückendeS Schauspiel, wenn wir sehe» müßten, daß das neue Gesetzbuch des deutschen Volkes von einem schlecht besetzten Reichstage, deut täglich durch ein Anzweifeln der Beschlußfähigkeit die Möglichkeit drohte, baß er seine Arbeiten unterbreche» müßte, durch- beratljen werben sollte Es werde auch schwerlich im Reichstage der ernstliche Versuch gemacht werde», die Be - rathung noch jetzt zu erzwiiigeu, da ein Scheitern des Versuches sieh von vornherein als nothwendig heraus - stellen würde. Fnr die Stichwahl in AuSbach-Schwabach hat die u a t i 0 n a 11 i b c r a I e Partei ihren Anhängern Stimmenthaltung empfohlen. Es darf aber wohl angenommen werden, daß trotzdem ein Theil der- selben für beu Konservativen stimmen wird. Ter LandesauSfchiiß der freisinnigen Partei hat einen Aufruf erlassen, worin aufgefordert wird, energisch für Dr. Eourad eiuzutrete». Ebenso beschloß eine in Schwa- bad) abgehaltene VertranenSmäiiner-Bersammlung der sozialdemvkralischen Partei einstimmig, Dr. Conrad zu wähle». Dcu Ziiitftlcr» im Zeittrum wird die Kandi- datur deS Freiherr» von Hertling im baierischeu Wahlkreise Illertissen nicht sonderlich erfreulich sein, denn Herr von Hertling hat vor zwei Jahren als Referent der Reichsrathskammer sich gegen die Einführung des obligatorischen Befähi- g u n g s n a ch w e i s e S für daS Handwerk ausgesprochen, und zwar, wie er jetzt in einem vou der „Köln. Volks- Ztg." veröffentlichten Schreiben an einen Handwerksober, meister erklärt, weil er der Meinung war, daß durch denselben dein Handiverkerstande wohl neue Lasten auf - erlegt, die erhoffte» Vortheile aber nicht verschafft werde», unb weil er bie allgemeine Einführung desselben für unmöglich hält, so lange es nicht gelungen ist, Handwerk unb Jnbustrie scharf zu scheiden. Dagegen würde er für bie Einführung bes Befähigungsnachweises im Baugewerbe stimmen. Melancholischen Anwandlnttgc» begegnet man gegenwärtig in bet BourgeoiSprisse sehr höiisig, und grabe jetzt, wo die .Nordd. Allg. Zeitung" wieder einmal zum Sammeln bläst und ein großes, alle „Orduungs- parteieii" unifaffendes Kartell befürwortet, ist es interessant, zu vernehmen, wie bie einzelnen bürgerliche» Parteien über die Zukunft denken. So schreibt die „Köln. VolkS-Itg." in einem langen Artikel: ,,ti 3 will Abend werden. Die Schwüle unb Nervosität in unseren uiaßgebenden Kreisen läßt auf böse Stimmungen schließen, auf Ahnungen einer „Götter- b ä in m erring* der heutigen Gesellschaft. Wenn man die jetzigen Wege nicht verläßt, so wirb auch zweifellos der „Kurs" weder links noch rechts, sondern abwärts in bie Tiefe gehen." Dann wirb allerdings die Zuversicht ausgesprochen, daß unter der Fahne des Kreuzes noch Siege möglich seien, Worauf es weiter heißt: „ES giebt aber Leute, die dem A ch t m i l l i in e t e r - Gewehr mehr zutrauen als dem Krenz. Sehr mit Anrecht I Das Achtmillimeter-Gewehr ist eine Waffe, die den Gegnern eben so gern gehorcht als uns; wenn bie Soldaten. wie einst Bebel prophezeite, erst „anderswo h i n s ch i e ß e n , als komuiaii- dirt wird", dann können iveber Roß noch fHeifige bie bestehende Ordnung schützen. . . . Mir können aber auch noch hinzufügen, daß man ebenfalls in praktischen Dingen immer bedenken soll, wie getroffene Maßnahmen aus bie Sozialdemo - kratie wirken unb ob sie geeignet sind, ihr Waffer auf die Mühle zu liefern. Da ist z. B. doch sehr zu bedauern, baß das Raifertclegramm zu einer regelrechten Polemik zwischen Sr. Majestät unb ver - schiedenen seiner Unterthanen geführt hat. Stöcker hat sich dem Kaiser nicht unterworfen, sondern Erwiderungen erfolgen laßen, die ablehnenden Karakters sind; dasselbe geschat) auf dem evangelisch-sozialen Kongreß Wie hat z. B. Pastor Naumann die kaiserliche Depesche kriiisirt l Und Prvfeffor Ad. Wagner sagt gegenüber den Worten des Kaisers: „Christlich - Sozial ist Unsinn", klipp und klar: „Christlich-Sozial hat seine Bedeutung, es hat Sinn und ist nicht Unsinn." Man täusche sich nicht darüber, daß diese Sprache des Rektor Magnisieus der ersten Universität Dent'chlands Wirkung haben wirb in der ganzen Welt, das kaiserliche Ansehen nicht erhöhen und ans eine große Gährung in Deutsch- land Schlüffe ziehen lassen wirb. Freiherr v. Stumm gilt als der Freund des Kaisers, aber der Rektor bet Berliner Universität erklärt, er Halle es für ehrenvoller, seinen Nauien mit Bebel, als mit Herrn v. Stumm unter ein Aktenstück zu setze», unb dafür lohnt ihm .anhaltender Beifall". DaS sind schlimme Zeichen, unb man wirb sich in gewissen Kreisen wohl nicht darüber täuschen, baß bei solchen Gesinnungen an die Wiederherstellung des Kartells und einen Bund der „Ordnungs - Parteien" gegen die Sozialdemokratie nicht zu denken ist Es bewegt unS eine ehrliche Sorge für bas Wohl und das Interesse des Thrones und der Dynastie, wenn wir wiederholt den Wunsch aussprechen, baß solche Debatten zwischen Kaiser und Unterthanen in Zukunft vermieden werden." AIS Stimmungsbilder sind solche Auslaffungeu immerhin beachtenswerth, wenn man ihnen allzu große Wichtigkeit auch nicht beilegen bars. Trotz Cer sehr richtigen Ahnung einer „Götterdämmerung" wird es aus dem bisherigen Wege weitcrgeheu und auch die Kreuzes- sahne wird umsonst erhoben werden, wo webet Roß noch Reisige schützen können. Lich ermannen wollen die sozialpolitischen Pa- stören, wenigstens machen sie An läuft dazu. Die Kreis- synvde von Gladbach fasste folgende Resolution: .Die Kreissynode hält es für ihre Pflicht, energisch Ver - wahrung emzulegeii gegen alle Versuche, die berechtigte soziale Thäligkeil der Geistlichen, sowie die Aus- Übung ihrer Bürgerrechte z» beschränke»." Wie lauge wirb es dauer», und auch diese „Gottes- streitet" folgen dem Beispiel unterfchiedllcher Amtsbrüdet und — fallen u in l Zur Dnellsraac bat die Kreissynode in Lievenwerda einen Beschluß gefasst, der vielleicht noch intereffaiite Kviisequeiizen haben wird. Indem sie das durch die häusigen Duelle der jüngsten Zeit dein ganzen Lande gegebene Aergerniß beklagt, beantragt sie bei der Provinzial-Synode zu Merseburg: Hochwürdige Proviuzial-Synode wolle beschließen, an beu evangelische» Oberkirch enrarh bie vertrauensvolle Bitte zu richten, daß derselbe, eventuell in Gemeinschaft mit dem Äeneralsyiiodalvorstaud, a u allerhöchster Stelle den Standpunkt der evan - gelischen Kirche hinsichtlich der Berirerslichkeit des Duells zur Sprache zu bringen und der ebenso ehrfurchtsvollen wie dringenden Erwartung der Kirche wie des ganzen Landes Ausdruck verleihen möge, daß der Kaiser als summus episcopus der Landeskirche die Initiative zur Beseitigung des Duellwejens er - greifen wolle. Ueber die Verjährung inPrcßsachen Haldas preußische K a m m er g e r i ch t am Montag ein Urtheil gefällt, das im direkten Gegensatz zn dein mehrfach besprochenen des Dresdener Oberlandesgerichts steht. In einer Klagesache des Rabbiners Dr. Hildes - heimer gegen ben Buchhändler Glöß hat daS Sfaiumtrgeridit ersannt, baß der von Herrn Glöß er - hobene Verjähr » n g S e i - waub durchgreife, weil bie Verjährungsfrist mit der ersten Ver breitu ngShanblung zu laufen i> e - ginne Dr. Hildesheimer hatte die Beleidigungsklage gegen Glöß gestellt wegen eines antisemitischen Bilder - bogens. Bo» diesem Bogen ist jedenfalls noch nicht bas letzte Exemplar verkaiift. Trotzdem hat das Kammer- gericht ben Einwand der Verjährung anerkannt. Das Raiuniergeridjt hat damit wieder derjenigen Auf - fassung zu ihrem Rechte verholsen, tv e l ch e bei Schass u u g des Preßgefetzes bestimmend gewesen ist. ES hat damit die gekünstelte Inter - pretation, durch welche die Verjährung für Schriftsteller thatsächlich anS der Welt geschasst wirb, verworfen. Die Vernrtheilung bes Schuldirektors Goerlh aber bleibt, weil bas Dresdener Oberlaiidrsgericht die Verjährung erst batirt vom Verkauf des letzten ExeniplareS eines inkriminirten Werkes, bestehen. Die fehlende Einheitlichkeit der Rechtsprechung in Deutschland wird durch diese bifferirenden Urtheile wieber scharf beleuchtet. Die Aufforderung zum Boykott ist neuerdings vom Reichsgericht für .groben Unfug" erklärt worden. Mehrere Genoffen hatten in einem Flugblatt den Beschluß des Vorstandes der sozialdemokratischen Partei zu F. mitgelbeilt, daß der Gasthof zum Burblvald boykottirt werden solle; gleichzeitig hatten sie die Partei- genossen, sowie die Arbeiter überhaupt aufgefordert, den beschloffenei! Boykott auszusnhren nud keinen Fuß in das geächtete Lokal zu setzen. Sie wurden wegen groben Unfugs angeklagt, aber i n erster Instanz frei, gesprochen. Das Reichsgericht hat daS freisvrechende Urtheil aufgehoben. In beu Gründen führt bas Reichsgericht zunächst seine bekannte Ansicht auS, baß der grobe Uiiing nicht nothwenbig in einer Störung der öffentlichen Ruhe bestehe, nnb lagt bann weiter etwa daS Folgende: Versteht man unter dem Boykott eine Art Verrufs- ober, wie das Flugblatt sich ausdrückr, AechtuugS- erklärung, durch welche das Lokal des zu boykotlirenden Gewerbetreibenden für alle Diejenigen, Welche den Boykott anssühren sollen, gesperrt und dadurch der Gewerbe - betrieb beeinträchtigt und der Umfang deffelben ge- schmälert wird, so wird der Regel nach in der öffentlichen Ansforderung eine Handlung gefunden werben müssen, welche geeignet ist, die von dem Boykott betroffenen Personen zu beunruhigen. Eie wirb aber auch nicht allein biese Persone«, sondern auch andere Gewerbe- treibende in Unruhe versetzen, indem sie in ihnen den Glauben Hervorrust, daß auch ihnen eine gleiche Beein - trächtigung ihres Gewerbes in Aussicht stehe, sobald sie den Wünschen der Partei, von bereu Angehörigen die Aufforderung zum Boykott ausgeht, entgegenhandeln. Der Fall der öffentlichen Anfsorderin-g zu« Boykott liegt ähnlich der öffentlichen Verruf-erklärung eines Ke. werbetreibeuden. Derartige öffentliche Stffärungen sind recht-verletzend; sie begründen einen Schadenersatz. Ebenso ist die öffentliche Ausforderung znm Boykott eine Recht-verletzung und daher auch eine Ungebühr. — Endlich kann e? au» keinem Zweifel unterliegen, daß die durch solche öffentliche Ansforderung verursachte Be- unrnhignng und die damit verbundene Belästigung der zunächst betroffenen Gewerbetreibenden sich sehr wohl zu tittelbarer Beunruhigung und Belästigung des Pttblikntn- anSgestalten kann. Unter dem Publllu m bat man nur den Gegensatz z u einzelnen iP e r s 0 n e n unb individuell begrenzten Pers 0 nei, kreisen zu verstehen, und würde e« nicht rechtsirrthümlich sein, die Weder ihrer Person, noch ihrer Zahl oder ihrem Gewerbe nach bestimmten Gewerbe - treibenden unter den Begriff d«s gefährdeten und be - langten Publikums zu bringen. Auf die Studeutcnverfammlungen sollen nach einer Entscheidung des preußischen Minister- de- Innern unb bei Kultus bie Bestimmungen deS preußischen Verein-gesetze- angeioenbet werden. Neben diesen Beflimmuiigen des allgemeinen Rechtes gelten für die Ctudirenden die Sondervorfchristeii, weiche der damalige Minister der geistlichen. Unterricht-- und Medizinolangelegenheiten auf Grund § 3 de- Gesetze- über die Recht-verhältniffe der Etndirenden vom 29. Mai 187» unter den, 1. Oktober 1879 erlassen hat. Die Regierungspräsidenten sind aiisgeforbert, Anweisungen ergehe» zu lassen daß in allen Fällen, in denen Anzeige» Über abzuhaltciide St»dentenversaminlungeii erstattet ober Anträge auf Genehmigung von öffentlichen Stnbenten- Derfanimliiiigen unter freiem Himmel ober Auszügen gestellt werden, dem Rektor davon unverzüglich Mit- theilung gemacht werde. Der Kultusminister hat die Uinverfilätsrektoren angewiesen, den Stubirtnben zur Kenntniß zu bringen, daß bie Unternehmer einer Studeuten- verfammiung sich zunächst an beu Rektor zu wenben unb zuvörderst besten Genehmigung einzuholcii haben, bevor sie ihre Anträge auf Befcheiniguiig der Anmeldung an btt Ortspolizeibehörbe richten. Dabei hat bet Minister ben Rektoren empfohlen, i» beu geeigneten Fällen ihre Genehmigung nur unter bet Bedingung zu ertheilen, baß bie vorgeschriebeue Bescheinigung über bie erfolgte polizeiliche Anmeldung von Versammlungen beziehungS- weise die schriftliche polizeiliche Genehmigung zu Ver- sammlungen unter freiem Himmel ober zu öffentlichen Auszügen vor Begin» berfelbe» bei» Rektor vorgelegt wird. Eiuen neuen Raubzug auf bie Taschen der Steuer - zahler und der privaten Kousuniente» hat da» Kohlen- Syndikat eingeleitet. Zunächst hat es beim preußi- jchen Eisenbahn minister die Erhöhung deS Preises für Ruhr-Lokomotivkohlen von JL 8.50 auf X. 9 pro Tonne burchgesetzt Natürlich hat die Presse der Kohlenbarone auch Gründe für bie Erhöhung bei Preises angeführt, hauptsächlich die gesteigerte» Produltiouskoste». Das ist aber purer Schwindel, wie bie Geschäftsberichte bet Griibengesellfchaften beweisen, beispielsweise jener bet Bergwerk-gesellschaft Ser. Bonifatius bei Kray, worin bet Vorstand erklärt, baß im Jahre 1895 bie Selbstkosten von K 67,11 bie zehn Tonnen auf X 63,99 er - mäßigt (I) worben fiiib. I» diesem Satze sind bie Abgabe» für bas Syndikat mit einbegriffen, so daß die Wirklichen Selbstkosten aus etwa X 60 sich stellen; dabei ist zu berücksichtige», daß in der ersten Hälfte des Geschästsjahres der Betrieb unter der Un - gunst der Verhältniße stark zu leiben hatte. Ji» zweiten Halbjahr feie» bessere Ergebnisse erzielt worben ; ebenso fei iu ben ersten Monate» bes laufende» Ge- fchäst-jahres wachsende Besserung sestznstellen. Und Angesichts solcher Zahlen wagt mau von einer Steigerung der Bestehungskosieu der Zechen zu reden, nachdem noch dazu die neuesten Geschäftsberichte auch anderer Kohlenzechen ein Nachlassen dieser Ge - stehungskosten ebenfalls feftgestellt haben I Natürlich begnügt sich da- Kohlen.Syndikat nicht mit der Ausbeutung des Staates, auch die privaten Konsumenten müssen etusprechenb bluten, und der Ring ist sich feiner Macht so bewußt, daß ej mit dem Minister nur auf ein Jahr abschließt, um sich die Möglichkeit zu sicher», im nächsten Jayre abermals eine Prei-erhöhnug dnrchziidrücken. Da- Syndikat ist im Jahre 1895 auf zehn Jadre verlängert worden, und innerhalb dieser zehn Jahre hofft man mit de» kleineren Zechen so weit auf - geräumt zn habe», daß es bann nicht mehr schwer (ein wirb, eine neue Verlängerung zu erreichen. Seit Be. stehen bes Kohlen-Syndikat- sind eben schon mehrere Zechen mit anbereu großen Bergwerks-Gesellschaften Jufionirt“ — verschmölze» — worben, unb fast täglich tauchen neue .FufiouS '-Gerüchte aus. Mau sagt dabei offen heraus, eS sei für das Kohlen-Syndikat von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wenn größere Ver - bände sich bilden, mit denen dann später viel leichter eiue Verlängerung des Syudikalo abgeschioffen werden köuue. Indessen muß dabei im Ange behalten werden, baß damit derKohlcn-Bergbau immer mehr in die IGewalt bei Börse, bezw. der großen Banken gebracht wirb, welche die bestehenden großen Bergwerk--Gefellf»asten schon jetzt so ziemlich beherrschen, und deren Einfluß auch nach dieser Seite hin täglich wächst. Crine Jesuiteiidebatte gab eS am 2 Juni im hessischen Landtage. Es lag ihm ein Antrag von Wasserburg und Genoßen vor, das Jefuitengesetz a»szu< heben. Zur Begründung führte Wasserburg das Prinzip de« gleichen Rechts für Alle vor; man hätte die früher schon verhandelte Frage ruhig ihrer weiteren Entwicklung überlaßen können, wenn nicht die hessische Laudessynode ei» Gesuch an daS Staat-ministerium gerichtet habe, daß der bessifche Vertreter im Bunde-rath« inftruirt werbe, gegen die Aushebung deS Jesnitengesetze- zu wirken. Sofort habe das O b e r k 0 n s i st 0 r i u m erklärt, baß bas Konsistorium bereits bei bein «taats- ininifterium im Sinne b«s Ersuchens vorstellig geworben unb eine berußigtiibe Erklärung erhalte» habe. (Die Helle Angst der Gescheitelten vor der größeren Intelligenz und Schlauheit der Geschoreue« ist höchst ergötzlich für den Unbeteiligten. Red.) Staat-minister Fniger bekämpfte den Antrag. Daß protestantische Körperschaften eine gewisse Scheu vor den Jesuiten haben, erkläre sich auS der Geschichte diese- Orden-. Bor 84 Jahren sei die Jesuiten, frage im Reich-tage unter Zustimmung de- ganzen Volke- (?) dauernd gelöst worden; glänzend habe mau dargethan, daß dieser Orden die Negation des Reiches unb der Staatsgewalt darflelle. Die Jesuiten feien eine Macht, die zurückgekehrt, gesährlirb werden könne. Jöst für die Sozialdemokraten und Metz- Gießen für die Freisinnigen gaben die Erklärung ab, daß sie dem Antrag auf Aushebung des Jcftiitengcsetze- znstimmen würden. Natürlich erwachten tu den Nationalliberalen die alten kultulkämpserische» Neigungen und ihr Wortführer Osann sprach gegen den Antrag. Da die Rational - liberalen auch geschloffen dagegen stimmten, wurde der Antrag mit 24 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Die geängstigten Synodalen und Konfistorialräthe können also auch sürderhin, ohne Furcht vor der Einuitschung der Jesuiten, in Heffeu das Wort Gottes nach ihrer Fayon predigen. Im englische» Unterlaufe richtete am Dienstag der Abgeordnete Bowle? folgende Fragen an die Re. gstreng: 1) ob sie dem italienischen Grüiibuche Anfmerk- samkeit geschenkt, 2) ob die britische Regierung am 19. Februar 1896 dem italienischen Botschafter den Ent - wurf einer Depesche Roseberys an Ras Mangascha unter - breitet habe, 3) ob die Regierung auf Ersuchen des Bot - schafters den Entwurf der Depesche forrigirt und Letzterem am 28 Februar einen anderen, vorn ersten abweichenden Entwurf unterbreitet habe, der die ErNärung enthielt, daß Italien Freund und Alliirter Englands sei; 4) ob die italienische Regierung die Zustiminung der britischen Regierung zur Beröffentlichuiig ihrer Depeschen und Depefcheiientrvürfe vor deren Herausgabe uachgefncht und erlangt habe und 5) ob die Regierung beabsichtige, dem Hanse den Echristwewkel über die italienische» Operationen in Afrika einschließlich der zwischen der italienischen Re - gierung nnd dem Kabinet Rosebery gewechselten Depeschen vorznlegcii. Curzon erwiderte, seine Antwort ans die erste und zweite Frage laute Ja. Bezüglich der dritten Frage müsse er bemerken, daß die dritflche Regierung mit der italienischen und mit der Regierung von Abessinien ans freundschaftlichem Fuße stehe, doch fei cs nicht angebracht, bei der gegenwärtigen Konjunktur dem Hause Mit- theilung von der Sprache zu machen, deren sich die britische Negierung bei Versuchen bedient, bie sie in der Absicht gemacht habe, die Beziehungen zwischen jenen zwei Mächler, z» beßern. Seine Antwort auf die vierte Frage sei Nein nud aus die fünfte Frage erwidere er, baß bie gegenwärtige Gelegenheit nicht geeignet sei zur Bor- legnng von Schriftstücken, bie „och schwebenbe Operationen behandeln. Wenn der Friede hergestellt sei, werde die Regierung in Erwägung ziehen, welche Echriststücke sich zur Vorlegung im Hanse eigneten. Ferner gab Cnrzon die Erklärnng ab, einige Zeit vor der am 10 März er - folgte« Mittheilung des italienischen Botschafter-, daß in der Gegend von Kaffala sich 10 000 Derwische auf- hielten, sei die Frage de» Vormärsche- gegen die Derwische mit der egyplischei, Regierung erörtert worden, die getvünscht habe, daß solche Opera. Honen im Interesse der Sicherheit Egypten- vor - genommen würden. Die britische Regierung habe diese Aktion gebilligt, doch sei sie in Bezug auf Zeit und Umfang ohne Zweifel durch die Vorstellungen der italie - nischen Regierung über die Gesahr beeinflußt worden, der die italienische Stellung iu Kaffala au«gesetzt sei. Der Fall von Kasfala zu jener Zeit würde eine ernste Bedroh,ing der Sicherheit de- egyptischen Gebiete- mit sich gebracht haben. Die Regieriing habe prinzipiell dem Ersuchen Italiens um gewisse Erleichkermigen zugestimmt. baruiiter dem Durchmarsch bur» das Somali-Protektorat, jeboch sich Beschränkungen Vorbehalten, um eine Ver - letzung bet Rechte anderer Mächte zu verhindern. Di« Verhailblungeii über die Streitfragen mit Italien und Frankreich über Harrar seien noch nicht abgeschloßen. Minister Balfour theilte fobann mit, die auf Donnerstag angesetzte Debatte über die Kosten der nach Sualim gesandte,, indischen Truppen werde bis zuin Ein- trfßen der Ansichten der indischen Regierung vertagt werden. — DaS Haus lehnte schließlich mit 199 gegen 58 Stimmen bei, Antrag Muutz ab, am Derbytage die Sitzung auSsalleii zn lassen. Bei der Einzelberathuug der Biehseuchenbill wurde ein Amendement Tryce, wonach isländische Schafe von den Bestimmungen der Vorlage ausgejchloffeu werden sollen, mit 105 gegen 42 Stimmen abgelehnt, nachdem der Generalanivalt Webster erklärte, die Regierung könne da- Amenbement nicht annehnwu, weit es eine Ver. letzung der mit anderen Mächte» abgeschlossenen Verträge enthalte unb kein Grnnb zur Annahme bestehe, daß die Mächte eine derartige Vertragsverletzung zulafsen würden. Die belgische» Fortschrittler haben am Sonntag in Brüssel eineu Kongreß abgehalten, um ihr Pro- grantm für die kommenden Parlament-wahlen anszi,stelle«. Es wurden folgende Forderuugeu ausgestellt: „1) Sofortige Durchsicht der da- allgemeine Stimmrecht einschränkenden Wahlgesetze, Ocrtjältnißmäßige Vertretung, Wahl der Bürgermeister durch die Gemeiiiderälhe; 2) Durchsicht des Schulgesetzes, obligatorischer Unterricht,- 3) sofortige Abschaffnug der mititäiifcheii Koirfkriptio«; 4) Zurück- ziehnng der Schutzzollgefetze und demokratische Hinge* staltuiig der Stenern; 5) demokratische Gestaltung des koiiiinerziellen, industrielle,, und landwirthschastlichea Kredites, Beförderung der Rohstoffe der Industrie und Landwirthschast durch die Staaisbahne» zum Seivst» koftenpreise; 6) Ergänzung der die Arbeit beschützenden Gesetzgebung; 7) Verweigerung jedes Zuschußes sür die Kongounter,lehmnugen.' Mit dem Ruse: „Nieder mit der Konskription", „'Hieber mit dem Kongo!" soll zur Wahlschlacht überall geschritten werde«. Wie besannt, haben Sozialisten und Fortfchiililer ein gtmeiu|auic< Vorgehen bei den Wahlen beschloßen. Dic Lage der Jtalicurr iu Erythräa muß eine sehr schlimme fei«. Der „(Sortiere della Sera" ver - öffentlicht ein Telegramm deS Generals Batdißern, wonach eS bei dem außerordentlich großen Mangel au Trinkwasser dringend geboten sei, so schteruiig Wie möglich größeren Truppeuabtheilungen die Rück - kehr iu die Heimath zu ermögliche», da es unter den jetzt obwaltenden Znsiäiiden unmöglich fei, eilte größere Trnppenmacht i» Afrika zu unterhalten. Die Regierung soll sofort Anstalteu gefloßen habe», um die Truppen in Afrika ausreichend mit Trinkwaßet zu versorge». Das dürfte jedoch ein sehr schwieriges Unternehmen sein. gambnrßtr NeuiM». Hamburg, 3. Juni 1896. Die NnSfperrmig der Metallarbeiter der Firuia A. Fleck Söhne dauert fort Am Freitag unb Sonnabend wurde je einer der AuSgefperilen zur Wache ß flirt. Ihr Vergehe» bestand darf», daß sie ie der Amsinckstraße hin und her gingen, wobei sie der Fabrik der Herren Fleck Söhne wohl etwa» zu nahe ge - kommen sind. Welche Anffiiffnng die Behörde von bet Aii-fperriing hat, erhellt barau?, baß brr wachlbabende Beamte zu bem am Freilag Verhafteten sagte: Die AnSgesperrteii hätten keine Lust zu arbeiten, sollten des - halb aber Andere nicht von der Arbeit abhalten. Am Montag halte die Polizei ein starke» Aufgebot erlaßen, um zu vetbindeni, daß die An-gciperrtrn mit den bei Fleck in Arbeit getretenen Streilbrechern in Berührnng käme». Den Ansgcfperrteu läßt die Polizei übrigen» in jeder Weise eine zarte Fürsorge angedeihen. So wird ihiiei, zngemiithet, nicht in der Amsinckstraße zu geben und bie ganze Gegend daselbst zu meiden. Am Montag Abend forderte eia Schutzmann einige im HanSflur des Streiklokal» Stehende auf, in'- Gastzimmer zu gehen. Ebenso beschuldigte derselbe kurz vorher einen Aii-ge- sperrten, eine vorübergehende, ihm (dem Au-gesperrfe«) bekannte Fran angeiempeft zu haben. Ob der Schutz, mann dazu ein Recht hat, möchtni tost doch sehr be - zweifeln. SkuShrbungS Mcskftäft im AuShrbiingSbezirk Hamburg. Im Au'chluß an beu unter dem 15. Mai d.J. veröffentlichten Äefchäst»plan für da- diesjährige AuS» hebuiig-gefchöft im Hamburgische» Staatsgebiet wird bekannt gemacht, daß die Aushebung der Mililärpflichtigeic de» AushebiingSbezirks Hamburg in den MnsterungS» lokalen iu der Carolinenstraße, ehemalige ZollvereiirS- Niederlage, und zwar für diejenigen Militärpflichtigen, deren Zunamen mit A bi- L anfaiige«, daselbst Wilhelm- straße Nr. 30, in der Zeit vorn 12. Juni bi- Inklusive 2. Juli d. I, für diejenigen Militärpflichtigen, deren Zu - namen mit M bi- Z aufongen, daselbst SchSiistraße Nr 6, in der Zeit vom 22 bi- 27. Juni und vom 3. bi- ins!. 7. Juli d. I statlsindeii wird. Zu derselben haben sich, außer den von den Truppentheilen al? nntanglich abge- wiejenen Einjährig-Freiwilligen, alle diejenigen zur Zeit im Aushebung» - Bezirk Hamburg gestrllungSpflichtigs» Militärpflichtigen persönlich einzufinden, Welche bei der Musterung in diesem Jahre von einer Ersatz Kom- Mission für tauglich erklärt ober zur Ersatz Reserve oder zum Landsturm I in Vorschlag gebracht oder für dauern» untauglich erklärt worden find, eine BesiäHgirng dieser Elitsweidiing abseiten einer Ober-Ersatz-Kv,»Mission aber noch nicht erhalten, sowie ferner diejenigen Militär, pflichtigen, welche die Musterung in diesem Jahre ver» säumt haben. Jnsoseru die jur persönlichen Gestellung vor der Ober-Erfatz-Kommistion verpflichteten Ttilftär- pflichtigen ihre Wohnungen dem zuständigen Büreau der Militär - Ersatz - Behörden ordnungsmäßig aufgegeben haben, werden densklben noch besondere Sorlubniigen für einen bestimmten Tag zugehen und ist diesen Spezial. Vorladungen pänkifich Folge zu leisten Wer noch keine Spezial-Vorladung erhalten haben sollte, hat sich un - verzüglich an dem zuständigen Sfliean der Militär-Ersatz. Behörden behus» Lmpsangnahmc einer solchen zu melden. Wer dieser Ausfordernng nicht nadjfomml und beiAusrnsnng seiner Namen« im AnShebungslokale sehlt, hat nicht nur eint Geldstrafe bi» zn X 30 ober Haststrase bi» zu drei Tagen, sowie die gesetzliche« Zwaug-iiwßregtln zur so« fortfgen Gestellung, sondern auch die sonstigen Nachtheile de» § 26 1 der Deutsche» Wehrordmmg vom 22. No- Beniber 1888 zn gewärtige». $» wird schließlich noch znr Kenntniß gebracht, daß alle diejenigen Militärpflichtige«, welche bei der diesjährigen Musterung brauchbar unb einstellnng»fähig befunden worden find und hier zur Vor. I stcNung beim Ober-Ersatz Geschäft gelangen, wenn sie außerhalb Hamburg» geboren sind, aber al» Hamburgische ' Staatsangehörige die Vergünstigung de» § 14, Abs. 1 f bei zwischen Hamburg «ub Preußen bestehenden Militär» l konvention für sich in Anspruch nehine» wollen, in dem