Das Thalia-Thcatcr wird am 1. (septembet mit einet Novität, dem Schauspiel „Das Hohe Lied" von F. Cavallotti, dem bekaniiteiilitalieiitscheu Abgeordnete», eröffnet. Ludwig Fulda hat de» Einakter in's Deutsche übertrage». Die zweite Pisce der erste» Vorstellung ist Scribes Lustspiel „Frauettkaiups". Beide Stücke werde» von bem arlistische» Direktor Herr» Adols Steinert tuszeuirt. Die erste Vorstellung wird dadurch an Interesse gewinne», daß verschiedene Debüts von Künstlern und Künstlerinnen, welche das Personal des Thalia-Theaters koinpletiren sollen, schon am erste» Abend stattfinden werde». Billette zur EröffuungS-Vorstellung werden von Donnerstag ab au bet Tageskasse zur Ausgabe gelange». Aus der Reihe von Novitäten, welche für die nächste Saison ooii der Direktion erworben wurden, sitid zunächst, außer dem Cavallotti'schen Schauspiel, der vieraktige Schwank „Die fünfte Schwadron" von P. Langenscheid, „Eine Seifenblase", Lustspiel in 3 Akten nach dem Italienischen von Fr. Otto, „Der Mustergatte", Schwank in 1 Akt von Ad. Rvsee, und „Renaissanee", Lustspiel in 3 Akten von Fr. v. Schönthau und Fr. Koppel-Ellseld zu neunen. Außerdem wird das Schauspiel „Die ossizielle Frau" von H. Olden gleich im Ansang des September wieder zur Darstellung gelange». Grotzc Beleuchtung im Zoologische« Garten. Ani Freitag dieser Woche wird der Garte» zu Ebre» der zur Zeit hier versannnelten Direktore» deutscher Zoologischer Gärten festlich durch bengalisches Feuer und Lampions beleuchtet werden. Der nordische ForschuugSreisende Nansen und sein Begleiter Hansen werden bei» Vernehmen nach bemuächst nach Hamburg koniuten uiib zwar in erster Reihe, um bem Direktor ber beutschen Seewarte, Professor Dr. Neumayer, einen Besuch abzustatten. Letzterer ist, wie bie „Alt. N." erfahren, überzeugt, baß die von seinem Freunde, deut Direktor des meteorologischen Instituts in Christiania, Professor Henrik Mohn, gegebene Darstellung über die wissenschastlichen Ergebnisse der Forschungen Nansens richtig ist. Dr. Neumayer erklärt, daß die Resultate, welche Nattsen erzielt, uttzweifelhast großartige seien; ausführlichere Mittheilungen zu machen, sei er jedoch erst int Stative, sobald er Nattsen, sowie Scott Hausen, deren Besuch er ehestens erwarte, ge - sprochen habe. Die gestrige Abschiedsvorstellung ',im Zirkus Nenz, die vor ausverkauftein Hause vor sich ging, ge - staltete sich, wie immer, zu einer großartigen Ovation für Direktor Renz nnd fein Küustlerpersonal. Es fehlte nicht an reichen Blumenfpeiidett für die Lieblinge des Publikums. Gleich nach Schlttß bet Vorstellung würben noch bie letzten Pferde, Requisite» und Garderobenstücke nach dein Sternschanzeiibahnhof gebracht und um 1| Uhr dampfte der aus 45 Wagen bestehende Extrazug feiner Bestimmung, Amsterdam, entgegen, wo er um 6 Uhr 20 Minnien heute Abend anlangt. Die Zeil der Ncise der Nachtschatteubeereu hat jetzt begonnen. Es seien daher alle Eltern und sonstigen Personen, denen die Beaussichtigung von Kindern obliegt, dringend krmahiit, bei Spaziergängen u. s. w. mit Letzteren ein wachsames Auge darauf zu haben, daß die Kinder nicht die gefährlichen Giftbeeren pflücken und essen. In ©arten, aus Schutthaufen, an Wegen und Hecken, überall finbet tu an den unseren so nützlichen Kartoffeln auf's Engste verwandten, tief dunkelgrünen schwarzen Nachtschatten in großen Mengen wachsen. Die Pflanze fällt deti Kiitdern durch ihre den Bickbeeren sehr ähiilichen Beeren in die Augen, und die Beeren werden leicht auch für eßbar gehalten. Es genügt aber schon der Gentiß von nur 10 bis 15 solcher Beere», um beii Tod herbeizuführen Man sollte daher aus's Dring - lichste den schwarzen Nachtschatten soviel wie irgend möglich vertilgen, vor Allent jedoch die Kinder vor dem Genuß seiner verlockenden heimtückischen Giftbeeren warnen und streng behüten. Maltonweiu. Der Berliner Polizeipräsident hat folgende Verfügung erlassen, die gleichzeitig an die Apotheker versandt wurde: „Der Herr Minister der Medizinal • Angelegenheiten hat durch Erlaß vom 14. Juli 1896 M Nr. 11 355 ans Grund eines Gut - achtens der wissenschastlichen Deputation für das Medizinalwesen den Verkauf des von der deutschen Malton-Gesellschaft Helbing u. Ko. (in Wandsbek) vertriebenen „Maltouweines" in Apotheken unter dem Namen „Medizinal-Kinder- ober Krankenwein" für un. zulässig erklärt. Verklarung. Schiffer S. Cobb, Dampfschiff „City of Dottniunb", wirb am Freitag, 28. August 1896, um lt Uhr Nachmittags, seine Verklarung belegen, über eine am 25. d. M. im hiesige» Hasen stattgehabte Kollision. Answandernng nach Brasilien. Nachdem durch Verfügung der preußischen Regierung das Reskript des Ministers v. d. Heydt, welches die Auswanderung preußischer Unterthanen nach Brasilien verbot, vor Kurzem, soweit die drei südlichen Provinzen Brasiliens in Betracht kommen, aufgehoben wurde, hat der Handels- miuister die Beförderung solcher Auswanderer nach Rio Grande do Sul und Parana mittels der Dampfer der Hamburg-Südamerikanifchen Dampffchiffs-Gefellfchast ge- stattet. Arbeiterrisiko. Aus der dänischen Bark „Laura" stürzte gestern Nachmittag dem daselbst beschäftigten Schanermann Larsen, wohnhaft in der Marienstraße, ein Block auf den Kopf, wodurch L. eine lebensgefährliche Kopfverletzung erlitt. Man brachte den Verunglückten in’S Seemannskrankenhaus, wo er an der erlittenen Ver- letznng verstarb. Die Leiche wurde dein Kurhause über - geben. w. Der neue Kirsten-Dampfer „Alster", in Geestemünde erbaut, hat heute feine erste Reife nach Antwerpen und London angetreten. w. In Folge einer Kollision gesunken. I» ber letzten Nacht stieß in der Nähe von Schulau der ab - gehende Petroleiimtankdampser „Zar Nicolai II." mit einer aufkommenden Tjalk zusammen. Die Letztere wurde in der Mitte durchschnitten und sank sofort. Die Be- satzung wurde vom Dampfer aus gerettet. Die Hebung ber in gefährlicher Sage (iegenben Tjalk ist vom Taucher Harmstorff in Angriff genommen worben. w. Selbstmord. Die Frau beS in bet Hopfen- straße wohnenden Heuerbaases Behrens hat in der letzten Nacht während der Abwesenheit des Mannes ihrem Leben durch Erschießen ein Ende gemacht. DaS Motiv zu der unseligen That soll in Eifersucht zu suchen sein. w. Diebstähle uud Vcrhaftuugeu. Ein Kessel - schmied hatte auf der „Augnsta Viktoria" die zu den Kajüten I. Klasse gehörige Küche erbrochen, um etwas zu entwenden , weshalb er in Hast kam. — Bei der Revision des Steuerhauses des gleichen DampserS ver - mißte der Quartermeister Flaggen int Gesammtwerthe von Jt. 560. Die Diebe sind noch nicht ermittelt. — Einer der Stewards deS Schiffes hatte einem Schneider A 30 übergeben, damit dieser Schulde» des Stewards bezahlen sollte. Da ber Schneider dies unterließ und das Geld in seinem Nutzen verwendete, kam er ebenfalls in Hast. — Nicht wenig erstaunt waren heute Morgen die Beamten am Schuppen 3, als sie aus einem eben von Oesterreich kommenden Wagen Kisten mit Eiern entladen wollten und dabei entdeckten, daß die Zwischenwand zwischen bem Bremserhäuschen und beut Wagen bemolirt worben unb ein Theil ber Kisten ihres Inhalte- beraubt war. Wer ber Thäter ist, wird die eingeleitete Unter - suchung ergeben. Beim Spiele« veruugliiikt u«d ertrunken ist gestern Abend 7 Uhr bei bett Vorsetzen, gegenüber dem Neustädter Neuenweg, der 4jährige Georg Giebert, dessen Eltern am Kraienkauip 22 wohnen. Er fiel in die Elbe und konnte leider nicht gerettet werden. Die Leiche wurde bisher nicht gefunden. Sclbstmorbc. Der 20jährige Karl Schneider, Sohn eines Eisenhändlers in der Kiebitzstraße, wurde in letzter Nacht in der Hasselbrovkstraße an einem Bannt erhängt gefunden. Die Leiche brachte man in’s Kurhaus. — Die Leiche des unbekannten Mannes, der auf dem Hosplatz Heimhuderstraße 42—44 — nicht Haffelbrook- ftrnfie, wie es in der ersten Notiz hierüber hieß — er- gangt aufgefunden wurde, ist noch nicht agnoszirt worden. Der Mann kann etwa 45 Jahre alt gewesen (ein, hat blondes Haar und gleichen Schnurrbart und war ^e• sterbet mit gestreiftem Hemde, weihleinenem Hemde, blauem Flanellhemd, schwarzem Kaniinqarurock, Weste, Schaftstiefel und weichem Filzhut. Diejenigen, welche Auskunft über bett Todten geben können, werden ersucht, sich im Stadthaiise, Zimmer 80, zu melden. Vermißt werden: seit 19 d. M. der pensionirte Eisenbahnaisistent Hermann Kunkel, 47 Jahre alt, Aus- schlägerallee 25, 3 Etage wohnhaft; seit 24. d. M. der Knticher Fritz Alberty, Große Reichenstraße 67; der Schifferknecht Wilhelm v Thien, 24 Jahre alt, vom Ewer „Martha" am St. Pauli Markt; seit 24. d. M. die 15jährige Adele Warncke, Schaarsteinweg 60. Fertermelduugen. Durch Ueberkochen von Fett fand gestern Nachmittag Grabenstraße 11 ein siebtel Feuer statt; Kastanienallee 40, Abends 8 Uhr, ein Schoriistcinbrand und ebenso Reeperbahn 79/80. Heute Vormittag IkH Uhr geriet!) in der Gärtnerei von Drittel, Dorotheenstraße 124, Buschwerk in Braud. Wegen Körperverletzung ist gegen einen Maler- gebülfen eine Untersuchung eingeleitet worden. Der Maler soll einen Gelegenheitsarbeiter, mit bem zusammen er auf ber „Augusta Viktoria" bei Brunshausen arbeitete, im Verlause eines Streite- mit einem Hammer auf ben Kops geschlagen habe», so baß der Geschlagene schwer verletzt wurde. Großer Spektakel wurde in einet der letzten Nächte in einer in der Bundesstraße belegenen Wirthschaft durch den Schwager des Wirthes verursacht, der die Fenster der Wirthschast einschlug und in die WirthSräume ein- drang und daselbst verschiedene Sachen deuiolirte. Er wurde dann mit Hülse eines Schlachters durch einen Schutzmann verhastet. Wie es heißt, ist dem Schwager des Wirthes die Frau, des Wirthes Schwester, weg- gelaufen und der verlassene Ehemann glaubte, daß sein Schwager die Schuld daran trage, weshalb er in dessen Wohnung einbtniig und Rache üben wollte. Zigeuuerkuiffc. Bei einem Gastwirth in Rothen - burgsort erschien gestern eiueüOjShrlgeZigeuueriit von einer ans der Veddel lagernden Zigeuuerbande und ersuchte darum, ihr eine Münze gegen eine andere, von ihr näher be- zeichnete, unizittauschen. Sie hals baun bie bezeichnete Münze ans dein auf einen Tisch geschütteten Gelbe suchen, wobei sie ein Zehnmarkstück verschwinben ließ. Als ein Polizeibeamter bie alte Zigeunerin festnehmeu wollte, flüchtete^ biefc über ein Kornfeld und versteckte sich, wurde indeß ermittelt und in Hast abgeführt. Jugendliche Taugenichtse. Ein Lausbursche hat in Gemeinschaft mit vier Schulknaben vor dem ZirknS Renz unb auf bem Spielbndeuplatz Taschenbiebstähle ausgeführt uud da? erbeutete Geld bau» beim Renne» unb auf Vergnügungstoureu »ach Blankenese burch- gebracht. Er wurde gestern verhaftet, während man die vier Schuljungen auf freien Füßen ließ. Gin falsches Markstück A 1881 wurde bei der Polizeibehörde eingeliefett. Wegen Hehlerei verhaftet wurde der Zimmer - mann Feddersen, in dessen Wohnung in der Glashütteu - straße die wegen des Einbruchs in der Bergakademie in Freiberg in Sachsen hier kürzlich verhafteten Einbrecher Saugetier unb Kretzschmar eine Zeit lang logirten, unb ber bann, als bie Verhaftung bet Beiben erfolgt war, mit seiner Ehefrau nach Hollanb flüchtete unb deshalb steckbrieflich verfolgt wurde. Feddersen ist hierher zurück- gekehrt, wurde gestern ermittelt unb sofort verhaftet Er giebt an, er habe seine Frau nach Amsterbam begleitet, von wo aus bieselbe nach Amerika abgereift fei, unb fei bann nach Hamburg zurückgekehrt, um sich »ach bem Besinbeu feiner zitrückgelaffeite» Kinber zu ertuiibigeii und ausstehende Löhne einzukassiren. Bon den Juwelen, die er von den beiden Einbrechern zum Verkauf erhalten hot, fand man nichts bei ihm. Man nimmt an, daß feine Fran sich nicht nach Amerika begeben hat, sondern noch in Amsterdam weilt, um dort die Juwelen zn veräußern. Diebstähle. Gestohlen wurden: Ans einem Vor - garten am Mittelweg 121 in Harvestehude ein Gartentisch im Werthe von A 10; in letzter Nacht mittels Einbruchs in der Liibekerstraße in Wandsbek bei Oberschatzky für A 640 Herrengarderobenstücke; dem Kochsmaat Soltau vom Dampfer „Patria" eine Taschenuhr unb bem Schiffs - jungen Riege eine amerikanische Uhr; Dovenfleet 34 auS ber Ladenkasse A 3; gestern Nachmittag Grindelberg 3 A beim Kausmann H. Stahmer ein Fahrrad von Hengsten- berg u. Ko., Werth A. 350; vor dem ZirknS Renz einer Fran ans ber Tasche ein Portemonnaie mit A 24 In- halt; Rutschbahn 33 aus einem erbrochenen Behälter A 1300 in Gold unb A 100 in Silber; von einer Weide bei Groß-Borstel eine Fuchsstute im Werthe von A 1000; Anisinckstraße 4 eine goldene Brosche; Ernst Merckstraße 6 ein Portemonnaie mit A 7,50; in letzter Nacht in St. Pauli dem Zigarrenfabrikanten Dähne aus Boston eine goldene Uhr Nr. 173249 und 1240412, sowie ein Portemonnaie mit Inhalt; gestern Nachmittag Klosterallee 10 fünf silberne Eßlöffel im Werthe von A 30 und ein Hausschlüssel; mittels Eiusteigeus durch bie Luftklappe, Rappstraße 21, sechs Kisten Zigarren; dem Kaufmannslehrling P. Toberg gestern Abend in der Hartwicusstraße 4 ein Fahrrad im Werthe von A. 30. In Haft kamen: ein Kaufmannslehrling, der aus den Namen seines früheren Prinzipals in einer Papier - handlung Geschäftsbücher erschwindelt hat; ein in der Herberge zur Heimath angetroffener Steward, der bei bet Einbruchsasfäre Schleuer und Genossen in Altona beteiligt sei» soll. Aus Altona. NnglückSfälle. Beim Kreuzweg fiel heute Morgen ein Kutscher von feinem mit Holz beladenen Wagen her - unter und zog sich innere Verletzungen zu. Er wurde in’s Krankenhaus gebracht. — In der Sanunstraße stürzte gestern Abend eine Fran eine Treppe hinunter und erlitt einen Schädelbruch. Sie wurde in ihre Wohnung ge- bracht. Ein gefährlicher Mensch ist der angebliche Artist Kühne, der das unsaubere Metier eines „Louis" betreiben soll. Eines Abends hat er in der Großen Marienstraße einen Mann, den er, wie man annimmt, für einen Polizeibeaniten gehalten hat, Überfällen und mit feinem Messer schwer verwundet. Kühne entfloh »ach dieser Heldenthat, wurde aber bald gefaßt und vom Schöffen - gericht zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Seine gegen dieses Urtheil eingelegte Berufung wurde heute Boni Landgericht verworfen. Zwei Fahrradmarder, welche vom Hamburger Landgericht zu 4 Jahren Zuchthaus resp 18 Monaten Gesängniß verurtheilt worden sind, sollten sich heute vor bem hiesigen Lanbgericht ebenfalls wegen Fahrrabbieb- stähle verantworten. Da sich aber auS den Akten ergab, baß sie wegen biefer Diebstähle bereits abgeurtheilt sind, so mußte selbstverständlich das Verfahren eingestellt werden. Die zur Einstellung des Versahlens führende Thatsache hätte man auch schon vorher wissen können. Einen eigeuthiiinlichc» Ilcbcrfall will ein EiseubahnhülsSschaffner nach ber von ihm erstatteten An - zeige am letzten Sonntag fflbenb erlebt haben. Als er mit einem Zuge von Bahrenfeld nach dem hiesige» Haupt- bahnhof fuhr und aus einem Trittbrett stehend mit der Revision der Fahrkarten beschäftigt war, "will erfl tio» einem Mann, der mit drei anderen Männern in einem Graben in der Nahe ber Glashütten gelegen hatte unb auf ihn zukam, mit einem Hakenstock vom Trittbrett heruntergerissen sein. Was baun weiter mit ihm passirt sei, bavon will er nichts wissen, ba er bie Besinnung verloren habe. AIS er letztere roieber erlangt, habe er sich in dem Graben, wo vorher die Männer gelegen, mit geschundenen Gliedmaßen befunden. Die Polizei hat in der Angelegenheit eine Untersuchung eingeleitet. Gin Messerheld staub heute in der Person eines älteren Schiihmachergesellen vor bem Lanbgericht. Er hatte eines Abenbs beim Skatspiel Streit bekommen unb erhielt eine Ohrfeige. Er ging bann hinaus, kehrte aber bald zurück und richtete nun seinen Gegner sürchterlich mit feinem Taschenmesser zu. Die Wunden, die er dem - selben im Gesicht beibrachte sind noch nicht vernarbt. In Rücksicht darauf, daß er noch nicht vorbestraft unb erheblich gereizt worben ist, erkannte bas Gericht auf bie verhältnißniäßig niedrige Strafe von 9 Monaten Gefängniß. Der Staatsanwalt hatte 1 Jahr Gefängniß beantragt. Einen stillen Kompagnon hatte ein Tischler- meister in Mölln in einem seiner Gesellen. Dieser hat ihm nach und nach auS feinem Eckfchrank A 800 ge - stohlen unb attßerbem hat berfelbe einem Kollegen bie Legitimationspapiere entivenbet. Das hiesige Landgericht vemitheilte ihn heute zu 18 Monate» Gefängniß unb 2 Jahre» Ehrverlust. Kurz war die Freude, die der fcho» mehrfach bestrafte Kommis Kruse über feine vor 4 Woche» erfolgte Entlassung aus bem Zuchthauje empfinden konnte, benn gestern würbe er bereits roieber hinter schwebische Gar - dinen gebracht. Gleich nach Wiedererlangung feinet Freiheit betrat er wieder die Verbrecherlausbahn, fertigte sich selbst Empfehlungen von Kaufleuten an und brand- schätzte mit Hülse derselben verschiedene Firmen. Nament - lich hatte er es auf Kognakfabrikaiiteii und Großhändler mit Kognak abgesehen, denen er sich als Reisender anbot. Dieselben schickten ihm Proben über Proben, die er sich zum Theil gut schmecken ließ, größtentheils aber ver - kaufte. Er trat, nachdem er sich fein equipirt hatte, sehr nobel auf, sprach bei seiner Logiswirthin davon, daß er viele Tausende im Besitz habe und machte der Tochter derselben einen Heirathsantrag. Doch ehe seine Ange- betete sich auf den Antrag besinnen konnte, hatte ihn die Polizei schon beim Äragen und verhastete ihn wegen der von ihm verübten Fälschungen und Schwindeleien DicbcSgut. Bei einem Produklenhändler in der Großen Gärtnerstraße versuchte vorgestern ein Mann feine Damengarderobe zu verkaufen Da dem Händler die Sache verdächtig vorkam, bestellte er den Mann zum anderen Tage wieder, behielt aber die ihm angebotene Garderobe zurück. Der Manu ließ sich nicht wieder sehen, worauf der Händler die Garderobe der Polizei überlieferte. Der Eigenthümer derselbe» kann sie auf dem Polizeiamt, Zimmer 10, in Empfang nehme». Verhaftet wurde gestern in der Peterstraße eine Frauensperson, die einem Seemann A 50 gestohlen haben soll und seit längerer Zeit gesucht wurde. — In der Lamm- und Unzerstraße wurden mehrere Frauenspersonen verhaftet, die sich der gewerbsmäßigen Unzucht schuldig gemacht haben sollen, unb 4 Frauen wegen Kuppelei. AuS WandSbck. 7-. AuS dem Schöffengericht. Recht eigen- artige Vorgänge waren es, welche sich am 26. Juni in einem Hanse in Hinschenfelbe abspielten unb welche dazu geführt haben, daß heute der Händler B. und dessen Haushälterin Sp., sowie der Händler L. die Anklagebank zieren. Die Angeklagten zu 1 uud 2 sollen in der Wohnung deS L gemeinschaftlich Hanssriedensbrnch verübt nno den S mittels eines Schlüssels und eines Besens schwer mißhandelt habe», während dem L. zur Last gelegt wird, nach seinen Peinigern einen Kessel mit heißem Inhalt geworfen zu haben, so daß B. erhebliche Brand - wunden erlitten haben soll. In der sich sehr komplizirt gestaltenden BeweiSausuahnie bestreiten beide Parteien, daS Karnickel gewesen zn sein, welches augefangen hat. Die einzige am Thatort gewesene Zeugin ist so zurück- haltend mit ihren Aussagen und verwickelt sich derartig in Widersprüche, daß das Gericht zu der Ueberzeugung gelangt, daß sie von einer Seite beeinflußt worden sei. Da andere Zeugen gehört haben, daß L. in seiner Woh- uuiig Hülferufe auSgeftosien hat, so werden hieraus die Aussagen der ersteren Zeugin, die nur den L. belastet hat, protokollirt. Das Gericht verurtheilt die Angeklagten B. und Sp. wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung und Hausfriedensbruchs zu 2 Monaten und 5 Tagen bezw. 10 Tagen Gefängniß, während L. freigesprochen wird. — Der versuchtenGesangenen- besreiung unb bes Wiberstanbs gegen die Staatsgewalt ist der Gastwirth G. angeklagt. Die Strasthaten soll er begangen Haden, als bet Hamburger Kriminaloffiziant Vogt unb der hiesige Polizeisergeant Korn einen in seiner Wirthschaft sich aufhaltenden Schlächtermeister ans Hamburg, ber wegen Betrug- steck- brieflich verfolgt würbe, verhaften wollten. G. soll die Papiere des Schlachters zu sich genommen, den Vogt am Arm gepackt und zu ihm gesagt haben, daß in seiner Wirthichast Niemand verhaftet werde und daß jeder Gast austreten könne. Der Schlachter versuchte hieraus, sich zu entfernen G. stellte die ganze Angelegenheit harmlos hin uud will die Beamteneigenschaft des Vogt nicht ge - kannt haben, worauf dieser erklärt, daß er dem Ange - klagten fein Schild gezeigt habe. Die unüberlegte Hand- InngSweise trägt bem G. 3 Tage Gefängniß ein. z. Zunr „Pflaumenmarkt", der am Sonntag, 30. August, eröffnet wird, macht die Polizeibehörde be- konnt, daß au diesem Tage außer der bisher zngelassenen noch eine weitere Beschäftigungszeit für die Angestellten im Handelsgewerbe gestattet ist, und - zwar in dec Zeit von 2 bis 6 Uhr Nachmittags. z, Ei« bedenkender EinbruchSdicbftahl wurde in ber letzten Nacht bei dem in bet Lübekerstraße woh- nenbeit Kaufmann Oberschützky ansgeführt. Die Diebe äeritflmnierteil eine Schaufensterscheibe unb entroenbeten für za. A 200 Herrenstoffe unb -Garberoben. Die Ein - brecher müssen mit ihrem Raube ben Weg nach Horn eingeschlageii haben, benn man sand auf bem Promeuabeii- weg in bet Rennbahnstraße ein Zacket liegen, welches als eines ber gestohlenen ermittelt wurde z. Ans frischer That ertappt wurden heute Morgen zwei junge Burschen, welche in Ermangelung einer besseren Beschäftigung eine bem Kaufmann Karstadt, Lübekerstraße, gehörige Schanfeufter-Marquife zertrüm - merten. Die Beiden geriethen in Haft. Ans Harburg. Polizeilich gesucht wird ein unbekannter Mann, ber einem ans ber Wanderschaft befindlichen Müllergeselleu auf dem Sande eine Uhr abschwiudelte. Jugendliche Taugenichtse. Fünf Schnlknaben wurden der Polizei zugesührt, die in dem Schuppen des Restanratörs Kietzmann an der Krenzstraße nächtigend betroffen waren. In diesem Schuppen, in welchem sie sich durch Eindrücken einer Fensterscheibe Eingang ver - schafften, hatten sie schon mehrere Nächte geschlafen. Tags Über haben sie sich Ijerumgetrieben unb gebettelt, auch finb sie gestänbig, in eine Baubnbe an ber Kienz- straße eingebrochen zu sein unb aus berseiben ein Messet, einen Riemen und eine Flasche eiitroeubet zu hoben. Die jugendlichen Uebelthäter wurden ihren Eltern übergeben. — In Wilhelmsburg wurde ein noch nicht 14 Iahte alter Junge, der schon wiederholt sich Vergehungen hat zn Schulden koinmen lasten, verhaftet, ba er verschiebene Diebstähle begangen hat. Aus SchleSwig-Holstei». Neumünster. Wahlkreiskonferenz des siebenten Wahlkreises. Vertreten waren 11 Orte durch 14 Selegirte und der Reichstag-abgeordnete Legien In’s Bürean wurden gewählt Breconr-Kiel, Mehrens- Neiiiuünster und BluukKiel. Den Bericht über die Thätigkeit der Wahlkreisleitung gab der Vorsitzende, Genosse Brecour. Die im Frühjahr auf beut Laude vorgenomuiene gfugblatfoerbreitung habe sicher ihren Zweck erreicht. Dem Beschluß bet letzten Konferenz, auf dem Londe mehr wie seither durch Verbreitung von Flug - schriften zu agitiren, fei die Wahlkreisleitung dadurch nochgekommen, daß erst kürzlich ein Flugblatt herauS- gegebeu und verbreitet worden fei. DieHalbjahresrechmmg deckt sich in Einnahme unb Ausgabe unb betragen beibe Posten A 693,70. Eingesandt waten von Kiel A 443,46, Gaarden A 75, Neumünster A 50, Hohenwestedt A 3, Wintetbek A 5. Der Vorsitzende berichtete dann über die Pr0Viiizialporteikonserenz in Neumünster vom 19. Juli b. I. Die von ben Vertrauensleuten bes Wahlkreises eingesandten Sitiiationsberichte sind immer noch ziemlich mangelhaft und zu schematisch, namentlich wird darin vermißt die Mittheilung der praktischen Er- sahrttngen der Vertrauensleute. Außer den von der Wahlkreisleitung veranstalteten Agitationstouren wurde von den Orten Kiel unb Rendsburg selbstständig eine Flugblattverbreituug in der Stadt vorgenommen, während Gaarden eine selbstständige Laudagitation unternahm. Die Organisation im Wahlkreise läßt noch viel zu wünschen Übrig unb steht bie Mitgliederzahl der politischen Vereine in keinem Verhältniß jur abgegebenen sozialdemokratischen Stimmenzahl. So hat z. B Kiel 500, Neumünster 360, Gaarden 150, Hohenwestedt 36, Preetz 55 unb Ellerbek- W-llingborf 50 politisch organifirte Genossen. Ueber ba- in Kiel erscheineube Parteiorgan sind während des halben Jadres 4 Monate Gefängniß und M>. 50 Gelbstrose verhängt worden. Während sonst im Allgemeinen die Behörde» ziemlich tolerant sind, macht der Landrath deS Kreises Plön eine Ausnahme. Mit alle» möglichen Mitteln unb insbesondere durch die Baupolizei - Verordnung, bie der Herr Laudrath nach seinem Sinn ouslegt, sucht derselbe die sozialdeiuo- kratischen Versammlungen zu verhindern und auszulösen. Grade im Bezirke des Landraths Plön ist es auch, wo bei einer Flugblattvertheilung Amts- und Gemeinde- Vorsteher, Pastoren und Gntsinspektoren mobil gemacht wurden, um das verbreitete Material wieder etnznsammeln. Wie aus dem Bericht hervorgcht, giebt eS noch viel zu arbeiten im Wahlkreise und ist zu wünschen, daß auf der nächsten Konferenz ein guter Fortschritt zu verzeichnen ist. — Zwei Anträge sind eiiigelaufeii, der eine fordert Formulare, die seitens der Wahlkreisleitung an die ein - zelnen Vertrauen-leute gesandt werden sollen, die diese zur Berichterstattung verwenden nnd ein Antrag Preetz will verhindern, daß in Zukunft die Landagitationen vorher besannt gemacht werden, um die Behörde nicht darauf hinzuweifen und zu verhüten, daß da- Material sofort wieder eingesommelt werden kann. Der erste Antrag wird znrückgenommen. Ueber Organisation unb Agitation referirt Regensnß - Retibsburg. Rebner begründet eingehend die Nothwendigkeit einer unaushör- liehen Agitation und zeigt an einigen Beispielen, wie hierin vortheilhaster gearbeitet werden saun. Die Orga - nisation unsere- Wahlkreise- dürste wohl kaum einer Aenderung bedürfen, doch muß für Stärkung der örtlichen Organisationen mit größter Energie eingetreten werden. — In der Diskussion kommt die Sprache nochmals auf die kleinliche Kampsesweife de- Plöner Landroths. Die Vertreter von Gaarden und Preetz zeigen an einigen drastischen und heiteren Vorfällen, wie man im Plöner Landkreise bie Sozialdemokratie bekämpft. Genosse Legien geht eingehend auf die Kampfesweise des Landraths ein und giebt Mittel und Wege an, wie man bem begegnen sann. Die Sozialbemo- kratie sei schon mit ganz anderen Leuten fertig ge - worben al- mit einem Plöner Lanbrath. Beschlossen wird, die Wahlkreisleitung soll bie Angelegenheit in bie Haub nehmen, hauptsächlich wegen der Versantmlungs- auflöfungen auf Sophieichöhe. — Die Bedeutung des Gothaer Parteitages schildert der Genoffe Mehrens. Eine eingehende Diskussion entspinnt sich darüber, ob die Wahl ber Delegirten burch bie Konserenz ober durch Urabstimmung im Wahlkreise stattfinden soll. Beschloffen wirb, seitens deS Wahlkreises nur einen Delegirten zu entsenden. Vorgeschlagen al» Kandidaten werden seitens der Konferenz B rec o u r-Kiel, Re gen s u ß-ReudS- bürg und Mehren«. Neumünster, doch soll durch diese Vorschläge den einzelnen Orten das Vorschlag-recht nicht genommen werden. Die Wahlkreisleitung soll möglichst bald die Vorbereitungen für die Wahl treffen, die durch Urabstimmung stattfindet. Einer Anregung, die Konferenz einmal an einem anderen Orte al- Neumünster abzu- halten, wurde nicht ffattgegebeii, da die Konferenzen kaum eine agitatorische Wirkung auSüben, in Neumünster sich jedoch am billigste» stellen. Zur besseren und exakteren Laudagitation soll die Wahlkreisleitung ver - suchen, für die einzelnen Agitation-bezirke genaue Karten zu verschaffen und den einzelnen Orten ein Verzeichniß der von ihnen zu belegenden Orte zustellen. Nachdem der Vorsitzende die Anwesenden aufgefordert, in ihren Orten für Durchführung der Kouferenzbefchlüffe zu sorgen und in immer weitere Kreise unsere Ideen zu verbreiten, wird die Konferenz mit einem Hoch auf da- zielbewußte, kämpfende und vorwärt-strebende Proletariat geschloffen. Aus sei» ScridjtsjoaL Gcwcrbcgericht. Vorsitzender: Dr. Droege. Beisitzer: Wist und Leibrock. Der Malergehülfe B. klagte gegen ben Malermeister T. auf Bezahlung eine- restlichen StundenlohneS von A34,35, sowie auf Herausgabe seiner Effekten, ober Zahlung weiterer A 86,50. Der Beklagte machte geltenb, ein - mal, baß gar fein festes Arbeit-verhältniß Vorgelegen habe, bann, baß der Kläger felbftftäubiger Meister fei unb im Besitze eines eigenen Gewerbescheine- Derselbe habe ihn gebeten, gegen Gewährung freier Wohnung sich (hm im Geschäst nützlich machen zu dürfen. Darum habe er ihn auch gar nicht bei ber Krankenkasse ober Alters - versicherung angemelbet. Der Kläger normirt in seiner Älagetediiiung in summa 305 Stunden zn 50, 60 und 75 (Tagesstunden, Ueberstunben und Nachtstunden) zum Werthe von 3L 169,35, wovon er für Kost und Logis für zehn Wochen A 100 und baar erhaltene K 35 in Abzug bringt, wogegen der Beklagte zu den letzteren Jt 135 noch fernere M 20 für zweimonatliche Miethe und A 15 mehr für Bankgeld unb Auslagen dem Kläger berechnet, znsamiueu .H, 170, wovon et bie Arbeiten befjelbeit nur mit A 100 in Abgang stellt, in Anbetracht bavon, baß ber Kläger sich vor Anderen gerühmt, er arbeite nur aus Gefälligkeit für ihn. In Bezug aui feinen Gewerbeschein, erwiderte ber Kläger, baß et früher wohl als Meister hier gearbeitet habe, aber schon feit 1 8 7 9 nur a l s Geselle thätig sei. Das Gericht wies ben Kläger mit seiner Klage wegen Unzuständigkeit des Gewerbe- geeichtes kosteupflichtig ab. Derselbe (ei unbestrittener- maßen im Besitze eines GewetbejcheineS, wie er sich auch bem Beklagten gegenüber, als cr um Be - schäftigung nachsnchte, als Meister ansgegeben habe. Ferner habe ber Kläger nicht barauf gedrungen, daß Beklagter ihn bei bet AlterS- unb Invalidität-- Versicherung anmelde. Auf Grund dieser Thatsachen sei das Geroerbegericht zu der Ueberzeugung gelangt, daß der Kläger nicht als Arbeiter im Sinne des § 2 des Gewerbegerichtsgesetzes gelten könne, Vorsitzender: Dr. v. Seesen. Beisitzer: Buchecker und Mehnert. Auf Bezahlung von A 2,50 Lohn für j Woche, 30. Jnli bis 2. August, sowie auf Herausgabe seiner Zeugnisse uud Legitimatioiispapiere uud Zahlung einet Entschädigung von A 3 täglich von: 3. August an für die Vorenthaltnng klagte ber Hausbiener M gegen ben Kaufmann I. Der Beklagte schilberte ben Sachverhalt wie folgt: Er habe ben Kläger am 30. Juli zunächst aus eine 14tägige Probezeit fest in Dienst genommen, trotz - dem habe dieser am 2 Angnst während seiner, des Be - klagten, Abwesenheit die Stelle verlassen und sei bamit kontraktbrüchig geworben, wofür er, Beklagter, A 10 al- Entschädigung verlange, somit noch A 7,50 vom Kläger zu erhalten habe. Die Papiere seien diesem inzwischen geworden Der Kläger hielt sich zum s o ■ fertigen Verlassen deS Dienstes für berechtigt, weil et nicht fest, sondern nur auf Probe eingestellt gewesen sei. Ueber diese Frage wurde BeweiSethebnng beschloffen unb bestätigte im zweiten Termine bie Kontoristin des Beklagten, Fräulein R, welche bei der Siigagiriiug des Klägers zugegen gewesen, daß der Beklagte diesen mit den Worten angenommen habe: „Ich e n g a g i r e S i e z u n ä ch st auf 14 tage fest auf Probe" zum Wochenlohn von A 20; wenn er ihn nach Ablauf dieser Zeit behielte, würbe er Zulage erhalten. An- dieser Zeugenan-sage entnahm das Gericht, daß ber Kläger zunächst für 14 Tage fest engngirt worden ; daß diese Zeit zugleich al- Probezeit für eine etwaige spätere Verlängerung des Engagements bezeichn,t worden, ändere daran nichts. Der Kläger habe seinen Dienst vor Ablauf dieser 14 Tage verlassen und sei darum dem Beklagten entschädignngS- pflichtig. Demgemäß wurde der Kläger zur Zahlung ven A 7,50 an den Beklagten und in die Kosten verurtheilt eiircdiiaiiL A« die Gewerkschaften, sowie die gcfanttute Arbeiterschaft Hamburgs! Seit Wochen befinden sich bie Werftarbeiter Flens- fcitrgS im Ausstand. Das Unternehmerthum hat 1500 M- beiter ans’s Pflaster geworfen unb bem Hunger preis- gegeben. Damit bie Arbeiter den Sieg erringen, ist es nothivenbig, baß bie Ausgesperrten geiiügeub mit Geld- mitteln unterstützt werben. Auf bas Ersuchen ber be- treffenben Arbeiter hat bas Hamburger Geweikschafts- kartell in ber Sitzung vom 18. August einstimmig ben Streik für berechtigt anerkannt unb ebenfalls einstimmig beschloffen, bie Mittel jur Durchführung bes Streiks burch Sammellisten aufjubriugeii. Da erfahrungsgemäß daS Eingeheir ber Gelder auf Sammellisten immer einige Zeit erfordert und ba eS nothwenbig ist, baß Gelber immer genügend vorhanden sind, richten wir au bie Gewerkschaften baS Ersuchen, ber Kartevkommifsioii sofort Gelder zur Verfügung zu stellen, die von den Summen, welche auf den Sammellisten eingehen, Wieder in Abzug gebracht werben sönnen. Wir glauben, daß eS nur biefer Anregung bebatf, um bie Arbeiterschaft an ihre Pflicht nub bte Opferniüthlgkeit, welche sich stets so glänzenb bewährt hat, zu erinnern. Arbeiter, Genossen I Thue Jeber seine Pflicht, unb wir verhelsen unseren käinpfenben Brüdern znm Siegel Die Kommission dcö Hamburger Gewerkschaftskartells. NB. Wir ersuchen, bie eingegangene» Gelber jebe Woche a» E. Montag, Kuhberg 5, 4. Etage, ab- zulieser». VttmM. Unklare Familienverhältniffe. In der „Jugend" erzählt O. E. H. solgende hübsche Geschichte. Auf einem Hofball läßt sich Serenissimus daS neue in die Gelellschaft eingesührte Fräulein vom Storch vorstellen und beehrt sie mit einet huldreichen Ansprache. Serenissimus: „M .. m .. mein gnädiges Fräulein, ich .. ä . . bin außerordentlich erfreut, in Ihnen die Tochter eine- so alten und hoch - angesehenen Geschlechtes, wie derer vorn Storch zu begiüßeu. Danke Ihnen, danke Ihnen sehr. — Und sagen Sie mir noch eins, mein gnädiges Fräulein, Wie . . ä .. wie viel, wenn ich fragen darf, wie viel Geschwister find Sie?" — Frl. vom Storch: „Drei, Durchlaucht, ich habe noch zwei Brüder." — Serenissimus: „Zwei Brüder. So, so. Sehr schön. — Und wo . . wenn ich fragen darf. . wo befinden sich Ihre beiden Herren Brüder?" — Frl. vom Storch: „Der eine ist hier anwesend, Dnrch- laucht, der andere steht in Potsdam " — Serenissi - mus : „So, so. $1.3.. id) danke Ihnen sehr, mein gnädiger Fräulein, ich danke Ihnen." — Er ent - läßt sie huldreichst. Im weiteren Verlaus deS Festes wird ihm dann auch der eine Bruder, Lieutenant vom Storch, vorgestellt, — Serenissiunis : „Aeh, äh . . freut mich sehr. Ich hatte schon vorhin Gelegenheit, mit Fräulein Schwester zu plauder» Weiß ganz genau Be - scheid, habe mich immer lebhast für Ihre Familie Inter- effirt. Nicht Wahr: Sie sind drei Geschwister?" — Lieutenant vom Storch: „Jawohl, Dncchlaucht." — Serenissimus: „Und haben noch zwei Brüder?" — Lieu- teiiaiit Born Storch: „Nein . . Verzeihung, Durchlaucht: nur einen Bruder." — Serenissimus: „$l . . ä . , wie? — Ihre Fräulein Schwester hat mir doch erst Borhin gesagt, daß Sie zwei Brüder wären." — Lieutenant vom Storch: „Ja, gewiß, Durchlaucht: mein Bruder in Potsdam und ich." — Serenissimus (ungnädig): „Wie? — Nun, jedenfalls Herr Lieutenant, ich hätte nicht ge - dacht, daß in einem so alten und hochangesehenen Ge - schlechte, wie derer Boni Storch, derartige.. 3 . . unklare Familienverhältniffe herrschen könnten. Ich danke Ihnen." Ntlikste^alüriAen. Berlin, 27. August. (81. T ) Laut telegraphischer Meldung an das Oberkommando der Marine ist der „Cviidor", Kommandant KorBettenkapitän Bleyer, am 26. d. M. in Kapstadt angekommen. Ersatzschiff „Loreley" Kommandant Kapitäulieutenaiit B. Krosigk, ist am 27 d M Bon Gibraltar nach Palermo iii See gegangen. Hannover, 27. August. (H. C) Das Gebäude der HannoBerschen Gummikaniiu - Kompagnie stellt in Flammen. Dortmund, 27. Augnst. (R. T.) Die General. Versammlung der Katholiken Deutschlands beschloß bie Gründung freier katholischer Hochschulen in Deutschland unb Oesterreich. Ferner wurde ein konfessionelles Volks» schulgesetz, sowie die gesetzliche Regelung deä Lehrling-, wesens und die gesetzliche Anerkennung de- $ieiftertitel8 gefordert. In der öffentlichen Versammlung sprach Ab. geordneter Prinz Arenberg über da- Mifsiouswese» in ben Kolonien. Redner betonte nutet stürmischem Beifall der Versa ilung, daß das Zentrum stets für bie Kolonialforderungen stimmen werbe, zumal eine gefuube Kolonialpolitik die von Gott voigefchriebene Heideumisfion fördere. Abg Dr. Göitz-Triei sprach über das Jubiläum-. >ahr. Abg. Dr. Lieber forderte im Interesse des Welt» frieden- die volle weltliche Freiheit de- Papste-, Abg. Gröber schloß al-daun die Generalversammlung mit dem Wunsche, daß e- nur einen Hirten und eine Heerde aus Erden geben möge. SÜii'ii, 27. August. (91. T) Gestern Nachmittag iviithete hierein heftiger Sturmwind. Durch einen herab, gestürzten schweren Bauiuast wurde eilte alte Frau ge. töbiet. Durch herabfalleube Steine unb Dachziegel ro ne - ben mehrere Personen verletzt. London, 27. August. (R. T.) Die „Tinte-" melden au- Rio de Janeiro von gestern: die Ordnung in Sao Paulo ist wieder hergestellt. In Rio selbst dauer» die Unruhen noch fort. Pöbelhaufe» suchen bie Italiener aiijiigreifen, Letztere gingen »liessen ben Streitigkeiten au- bem Wege. London, 27. Augnst. (R. T.) Gerüchtweise ver» lautet in den Abendblättern, daß Said Kalid, der sich des Throne- von Sansibar bemächtigt hatte, von den Sugläiibein gefangen genommen sei Loudon, 27 August. (R T.) Tine amtliche Depesche aus Sansibar bestätigt bas Telegramm bes Renter’schen Bürean- unb sügt hinzu, ein Offizier sei auf englischer Seite Benvunbet Würben. E- sei die- ber einzige Ver» lüft, ben bie Englänber erlitten hätten. Der Verlust der Anhänger Said Kalids fei bebeuteub. Der Vetter des verstorbeueu Snltan- Hauiond fei Bon ben Eng» säubern znm Sultan aiisgernfen worden. Paris, 27. August. (9t. $ ) Die hiesige Direktion der Ottomaiibank bestätigt, daß unter den Opfern der gestrigen Unruhen in Konstantinopel sich Niemand von dein Personal der Dttomanbaiil befindet. Diebstähle feien nicht vorgekommen. Der Aufruhr fei nicht gegen bie Bank gerichtet gewesen, saubern habe einen politischen Kn ratter gehabt; er scheint ba- Werk armenischer Au- archiste» zu fein. — Die französische Regierung hat be - schlossen, bas ziveite zur Zeit in ben kretischen Gewässern befindliche Station-schiff nach Konstantinopel zurück, znveriisen. Aus Anvrbiiuiig des französischen Geschäft-, tiägers hat bas französische Station-schiff „Flöche" 12 Matrose» gelanbet; sie fiitb zur Sicherheit der französischen Botschaft in letzterer unteraebracht. Madrid, 27. Aiignst. (R. T.) Die Kamiiier hat bie Vorlage, betressenb die Tabakpacht unb die Plineu von Almaden angenommen. Konstantinopel, 27. August (91. $ ) Die Armenier griffen gestern Nachmittag die Otlomanbank an, wobei einige Beamte nub Wärter grtöbtet würben. Hierdurch entstauben Unruhen unb Plüuberungen in Galata uud Tvphane. Die Polizei nub Militär würben aufgeboten. Es herrscht große Panik. Alle Geschäste finb geschloffen. Viele Tobte unb Verwundete sind zu verzeichneit. Abends 8 Uhr herrschte Ruhe. Konftauttnopel, 27. August. (R. T.) (Meldung des Reuter’scheii BüreauS) Eine Aiizahl armenischer Revoliitioiiäre bemächtigte sich gestern Nachmittag ui» 14 Uhr bei Gebäude- ber Ottomanbank unb töbtete bie @eu