Nr  240.  M  10.  Aahrgauft. 
KamburgerEcha 
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®ie  „t»ambtirfltr  Echo"  erfdjetnt  täqkch,  aug.-r 
Btt  XfrtnnicmctitSprci»  (intt  „Die  Neur  Welt")  benagt:  durch  6ie  ßo,l  oepgtn  t 7?t.  bei  pofl» 
fataton»  3041)  ohne  Bniigegcld  v'ertrlj-ihrltch  JL  4/20;  durch  die  Solpoilörc  wöchentl  36  4  frei  tn'e  $aue. 
Cirnelne  Nummer  6  £onntag8>'Jiunimcr  mit  ifluflr.  Sonntags  Beilage  „Tic  Neue  IWelt"  10  aj. 
Verantwortlicher  Redaktdr:  R.  Strnzcl  in  Hamburg. 
Dienstag,  den  13.  Oktober  18M 
«nzetgr» 
werben  die  sech-gespaltene  Petitzeile  ober  bereu  Raum  mit  30  4,  für  den  Kt6ett8matft,  Bet« 
miethung».  und  ^amiltcnanzrtgcn  mit  20  4  berechnet. 
«nzcigrn-Amtahmc  in  bet  Expedition  (bi»  «  Uhr  tlbb».),  sowie  in  fämmtl  ilnnoncetv8ütt<m$. 
Redaktion  und  Expedition:  Große  Theaterstratz«  44  in  Hamburg. 
Hierzu  eine  Beilage. 
Lill  Plirtti-Kespenß. 
,Willst  Du  losgesprochen  sein 
Boi,  Verdruß  und  Händeln, 
Stets  laß  zwischen  Ja  und  Rein 
Deine  Worte  pendeln.' 
Diese  Maxime  beherrschte  den  Delegirientag  der 
Rationalliberalen  und  damit  haben  sie  den  drohenden 
Krach  vorläufig  abgewendet.  Sie  beherrschte  auch  die 
beschlossene»  Resolutionen ,  mit  welchen  die  national -
liberale  Presie  jetzt  Staat  macht  und  woraus  sie  so  stolz 
ist  wie  —  bet  Schuljunge,  der  wegen  Faulheit  in  eine 
untere  Klaffe  zurückversetzt  wurde,  wo  er  unter  den 
Ersten  saß,  während  er  früher  einer  der  Letzten  war. 
Sie  haben  in  der  That  Recht,  die  natioiialliberalen 
Blätter,  wenn  sie  den  Delegirientag  als  eine  bedeutsame 
Wendung  in  der  Geschichte  der  Partei  bezeichnen.  Nur 
daß  es  feine  Wendung  nach  vorn  und  aufwärts,  son -
der«  eine  Wendung  nach  hinten  und  rückwärts  gewesen 
ist.  Bei  aller  politischen  Karakterlosigfeit  der  Partei, 
drehscheibe  wahrte  sie  bisher  doch  wenigstens  noch 
programmatisch  ihren  liberalen  Karakter.  Verleugnete 
sie  in  ihren  Thaten  die  Prinzipien  des  Liberalismus, 
so  trieb  sie  den  Abfall  doch  nicht  ganz  so  weit,  das 
liberale  B  e  k  e  n  n  t  n  i  ß  selbst  abzuschwören  und  ließ  es 
auf  deni  geduldigen  Papier  stehen,  und  das  war,  wie 
man  von  der  Heuchelei  sagt,  immer  noch  ein  Tribut  des 
Lasters  an  die  Tugend.  Jetzt  aber  hat  sie  sich  auch 
von  dem  liberale»  Veke»»tniß  offen  loSgesagt  und  wenn 
fie  auch  nicht  den  letzte»  Schritt  gethan  und  sörntlich 
konvertirt  hat,  so  hat  sie  doch  den  vorletzten  gethan  und 
jede  bestimmte  Stellungnahme  tut  liberalen  Sin»  zu  de» 
Tagessrage»,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  Zwangs- 
inniing  und  Doppelwährung,  ängstlich  vermieden  und 
somit  auch  theoretisch  der  reaktionärste»  Politik  daS  volle 
Bürgerrecht  innerhalb  der  Partei  verliehe».  Zwar  lautet 
eine  Stelle  in  beit  angenommenen  Resolutionen :  .Be -
kämpfung  jedes  Rückschritts  und  beharrliches  Strebe» 
nach  stetiger  Fortentwickinng  aller  Einrichtungen  des 
öffentlichen  Lebens."  Aber  wer  auf  diese  allgemein  ge -
haltene  Phrase  auch  nur  einen  Pfennig  giebt,  wäre  ein 
großer  Naivling,  denn  sie  verträgt  sich  aus'S  Beste  mit 
der  krassesten  Reaktion.  Wie  das?  Sehr  einfach:  man 
erklärt  den  Rückschritt,  reaktionäre  Gesetze  und  Maß -
nahme»  ganz  einfach  als  Fortschritt,  wie  wir  das  ja  oft 
genug  erlebt  haben. 
Man  mnß  überhaupt  gestehen,  daß  der  Delegirientag 
in  der  Forrnulirung  solcher  „so  allgemein  tote  möglich" 
gehaltene»  Phrasen,  die  ein  bestechendes  Gesicht  zur 
Schau  tragen  und  den  Pferdefuß  sorgfältig  verstecke», 
ein  ziemliches  Geschick  bewiesen  hat.  Das  gilt  besonders 
von  der  Krone  der  langathmigen  Resolutionen,  welche  die 
nationalliberale  Presse  schmunzelnd  und  prahlerisch  in's 
Schaufenster  stellt:  „DaS  Vaterland  über  der  Partei; 
das  allgemeine  Wohl  über  alle  Sonderintereffen."  Wie 
hochherzig  das  klingt,  politische  Backfische  müssen  ganz 
andächtig  davon  gestimmt  werde»  und  den  national- 
liberalen  Blättern  zustimme»,  meint  sie  schreiben  „Neben -
dinge"  —  so  bezeichnen  sie  die  wichtigsten  Fragen,  welche 
die  Zeit  bewegen  —  brauchen  nicht  entscheidend  zu  sein 
für  eine  Partei,  „welche  die  höchsten  Ziele  aus  ihr  Banner 
geschrieben  hat".  Bunt  Bum  I  Aber  der  koloffale 
Humbug,  der  in  diesem  schöne»  Satze  liegt,  ist  doch 
durchsichtig  genug. 
„Das  Vaterland  über  der  Partei",  das  heißt,  wir 
stimmen  den  reaktionärsten,  volksfeindlichsten,  kultur. 
widrigiten  Vorlagen  zn,  wen»  sie  unter  der  Flagge  des 
uationalen  Interesses  aufmarjchiren ,  wenn  am  Re- 
gierungstisch  versichert  wird,  da-  Wohl  des  Vaterlandes 
stehe  auf  dem  Spiel.  Neue  Maffenntillionen  für  den 
Militarismus  —  die  Partei  ist  eigeullich  dagegen,  aber 
—  „das  Vaterland  über  der  Partei  l"  Uferlose  Flotten- 
pläne  —  wir  sind  im  Grunde  nicht  damit  einverstanden, 
aber  —  „das  Vaterland  über  der  Partei  l"  Umsturz- 
gefetze,  Ausnahmegesetze  —  das  Vaterland  erheischt  sie  I 
Zeitgemäße  Resorut  des  Militärftrasprozesses  —  wir 
verlangen  sie,  aber  die  Sachverständigen  in  der  Militär -
verwaltung  erklären,  die  Wehrsähigkeit  des  Vaterlandes 
müsse  dabei  Noth  leiden  und  refignirt  beugen  mir  unser 
Haupt  vor  ihrer  höheren  Eiusicht.  Wiedereinführung 
der  dreijührigeti  Dienstzeit  bei  der  Infanterie  —  dito  l 
Rene  Stenern ,  direkte  und  indirekte  —  ditois  Rück- 
wärtsrevidirung  des  Wahlrechts  —  dito  I  Und  so  weiter. 
Die  Formel  ertheilt  zum  Voraus  Absolution  für  jeden 
politischen  Verrath  an  Freiheit  und  Bvlkswohl. 
Und  nicht  anders  verhält  eS  sich  mit  der  anderen 
Satzhälste:  „Das  allgenteine  Wohl  über  alle  Sonder- 
interessen. "  Als  ob  nicht  immer  das  kapitalistische 
Sonderiuteresse  im  wallende»  Catoniantel  des  Gemein- 
Wohls  aus  der  Parlanientsbühne  erschiene»  wärel  Zum 
Beste»  des  Gemeinwohls,  ihres  kapitalistischen  Pseudo- 
gemeinwohls,  wird  die  Partei  allezeit  zu  jeder  politischen 
Niedertracht  gegen  die  Arbeiterklaffe  bereit  sein.  Mit 
dieser  Devise  wird  sie  eventuell  leichten  Herzens  und 
reinen  Gewissens  das  Koalitionsrecht  der  Arbeiter  ver -
kümmern  lassen,  die  Bäckereiverordnung  und  den  Acht -
uhrladenschluß  bekämpfen,  kurz  alles  sozialpolitische  Gute 
niederstimmen  und  alles  Schlechte  nuterstütze».  Ein 
antiliberales  Blatt  hat  eS  ihr  Anfangs  dieses  Jahres 
rund  heraus  erklärt:  Sie  hat  unter  dem  Vorwande, 
einem  sabelhasten  Gesanimtinteresse  zu  dieueu,  die  deutsche 
Welt  sacht  ihrem  eigenen  Klassenintereffe  dienstbar  ge -
macht.  Der  Boden,  auf  dein  die  nationalliberale  Partei 
steht,  ist  von  Heuchelei  und  Uuwahrhaftigkeit  bis  aus 
den  Grund  zerhöhlt.  Richt  für  die  sogenannte  Gejammt- 
heit  habe»  die  liberale»  Herren  gesorgt,  sondern  für  sich 
selbst.  Nicht  für  die  Kulturideale  habe»  sie  sich  bemüht, 
sondern  für  ihre  Interessen;  nicht  das  Volk  haben  sie 
bereichert,  sondern  sich  selbst  habe»  sie  ihre  Taschen  ge- 
füllt  Die  Herren ,  die  ihrem  kapilalistischeu  Appetit 
.eitt  Treibhaus  gebaut  haben,  sollen  uns  nicht  länger 
chre  humanen  Verdienste  um  da-  allgemeine  Wohl  »er- 
ffnnfern. 
Was  sie,  die  stdationalliberale»,  praktisch  längst 
ewesen  sind,  politische  Schlangenmenschen,  ohne 
Knochen,  die  sich  in  jede  Richtung  hineinwinden,  sind  sie 
nun  auch  programmatisch.  Damit  aber  haben  sie 
aufgehört,  eine  Partei  zu  sein  und  können  als  solche 
nicht  mehr  ernst  genommen  werden.  Denn  zum  Begriff 
„Partei"  gehört  eben  die  bestimmte,  unzweideutig  um- 
riffene  Stellungnahme  zu  den  schwebenden  Tagessragen. 
Vaterland,  allgemeines  Wohl  —  das  schreiben  Alle  auf 
ihre  Fahne ;  erst  die  Definition  Dessen,  was  man  für 
Vaterland  und  Gemeinwohl  ersprießlich  erachtet,  karakte- 
rifirt  die  Partei.  Drückt  sich  eine  Partei  daran  herum 
und  nimmt  ihre  Zuflucht  zu  verschwommenen  Phrasen, 
so  hat  sie  als  Partei  liquidirt,  wenn  sie  auch  ihren  Kon- 
kurz  nicht  osfiziell  angemeldet  hat. 
„Hei  lebet  noch,  hei  lebet  »och  I"  jubelt  eS  gegen- 
roartig  aus  der  nationalliberalen  Preffe,  die  glücklich 
darüber  ist,  daß  die  Partei  in  Berlin  nicht  ganz  aus 
dem  Leim  ging.  Aber  eS  ist  nicht  wahr.  Die  Partei 
lebt  nicht  mehr.  Sie  ist  gewesen.  Sie  ist  lobt.  Und 
was  noch  als  nationalliberale  Partei  umgeht,  ist  nur  ein 
Schatten,  ein  Schemen,  ein  Gespenst.  Gespenster  können 
nur  in  der  Nacht  spnken,  in  der  alle  Katzen  grau  und 
keine  Farben  zu  unterscheiden  sind,  wie  eben  —  in  den 
beschlossenen  Resolutionen. 
Von  Her  MltbDe. 
Der  Parteitag  in  Gotha  bietet  auch  der  bürger- 
lieben  Preffe  schon  im  Voraus  Stoff  zu  allerlei  Be- 
trachtuugeu,  die  erneut  den  erfreulichen  Beweis  liefern, 
daß  die  Sozialdemokratie  heute  im  Brennpunkt  des 
politischen  Interesses  steht.  Nichts  kamt  die  gewaltige 
Aenderung  der  Situation  für  unsere  Partei,  feit  sie  vor 
21  Jahre»  in  Gotha  den  Einigmigskongreß  zwischen 
Eisknacherii  und  Lassalleaner»  abhielt,  besser  keniizeichiie» 
als  der  Unterschied  in  der  öffentlichen  Beachtung,  die  ihr 
zu  Theil  wirb.  Zwar  wütheten  auch  damals  bereits 
Polizei  und  Staatsanwälte  gegen  uns,  unsere  Organisa -
tionen  wurde»  verfolgt  und  aufgelöst  und  die  Justiz  gab 
ihre»  ©ege»  dazu,  aber  die  „öffentliche  Meinung",  die 
in  der  gegnerischen  Preffe  gemacht  wurde,  wurde  mit 
diese»  Dinge»  nicht  viel  behelligt  und  wo  einmal  von 
der  Sozialdemokratie  die  Rede  war,  da  glaubte  man  mit 
verächtlicher  Geringschätzung  und  spöttischem  Lächeln  auf 
diese  „Narren  und  Tollhäusler"  herabzusehen,  die  sich 
vermaßen,  die  „beste  der  Welten"  aus  den  Angeln  zu 
heben  und  die  Herrlichkeit  des  Kapitalismus  durch  eine 
„alle  Kultur  vernichtende"  sozialistische  WirthschaftS- 
Organisation  zu  ersetzen. 
Wie  and.rs  beutel  Das  Lachen  ist  den  Leutchen 
längst  vergangen  und  dasür  hat  sie  die  Ichlotterude 
Augst  vor  der  Sozialdemokratie  gepackt.  Der  erste  Aus -
bruch  dieser  Augst  zeitigte  das  S  0  z  i  a  l  i  st  e  ri  g  e  j  e  tz. 
Mit  brutaler  Gewalt  wollte  mau  den  Gegner  nieder -
schlagen,  über  den  nm»  nicht  mehr  zu  lächeln  wagte. 
Und  man  schlug  mit  wahrer  Berserkerwuth  uni  sich; 
Veiivundete  gab  es  genug,  aber  die  tödtlichk  Verletzung 
konnte  mail  dem  verhaßten  Gegner,  der  Sozialdenio- 
kratie,  nicht  beibriiigen;  sie  wuchs  trotz  aller  Unter- 
drückuugsmaßiiahinen  riesengroß  empor,  den  Gegnerit 
zum  Schrecken,  allen  klassenbewußteit  Arbeitern  zur 
Freude.  Was  thun?  Das  Fiasko  der  BrntalitätSpolitik 
war  so  augenfällig,  daß  man  sie  fallen  lassen  mußte, 
wollte  man  sich  nicht  immer  gewaltigere,  vernichtendere 
Blamage»  zuziehe».  Aber  die  Hoffnung,  daß  sich  die 
Sozialdemokratie  nach  der  wiedererlaugten  größeren  Be -
wegungsfreiheit  selbst  aussreffen  werde,  erfüllte  sich 
auch  nicht.  Und  bald  kehrte  man  zu  der  alten  Liebe 
zurück;  die  Umsturzvorlage  sollte  eine  neue  Aera 
der  Uiiterdrnckungsniaßregeln  einleiten  in  nur  etwas 
veränderter  Gestalt.  Die  Rechnung  war  jedoch  ohne 
Berücksichtigung  der  Zersetzung  der  bürgerlichen  Parteien 
gemacht.  Das  Fiasko  war  womöglich  noch  schimpflicher 
als  beim  Sozialistengesetz.  Es  zeigte  sich,  daß  der  So -
zialdemokratie  nicht  mehr  beizukommen  fei,  ohne  gleich -
zeitig  die  bürgerlichen  Parteien  zu  gefährde». 
Dann  fom  der  Seda  »  kurs.  Die  schärfste,  ost 
genug  offen  tendenziöse  Auslegung  bestehender  Straf -
gesetze  sollte  den  bisher  vergeblich  erstrebten  Erfolg 
bringen.  Opfer  sind  in  schwerer  Menge  gefallen;  aber 
die  Partei  steht  ebenso  unerschüttert  da  wie  zuvor.  Die 
Köller  ei,  die  folgte,  der  vereiusgesetzliche  Angriff  aus 
die  Parteiorganisation  war  ebenso  ein  Schlag  in's  Wasser, 
soweit  er  die  Aktionsfähigkeit  der  Sozialdemokratie  treffen 
sollte.  Er  brachte  aber  auf  der  anderen  Seite  die 
gegnerischen  Parteien  auf  die  Beine,  die  für  ihre  eigenen 
Organisationen  zu  fürchten  begannen.  Und  so  war  die 
weitere  Folge,  daß  schließlich  unter  dem  Drange  der  Um -
stände  das  Zugeständuiß  gemacht  werden  niußle,  das 
schlimmste  Hinderniß  der  politischen  Vereinsthätigkeit,  das 
Verbot  des  Jnverbindungtretens  der  Vereine,  fallen  zn 
lassen.  Was  man  einer  kleinen  Partei  ungestraft  anthun 
kau»,  das  rächt  sich  eben  sofort,  wenn  es  gegen  eine  nach 
Millionen  zählende  Partei  aiigewenbet  wird,  deren  pein -
lichste  Befolgung  der  gesetzlichen  Vorschriften,  soweit  diese 
überhaupt  möglich  ist,  allgemein  anerkannt  wird. 
Diese  geänderte  Situation  spiegelt  sich  auch  deutlich 
in  den  Betrachtungen,  welche  die  bürgerliche  Presse  dem 
Parteitag  widmet.  So  schreibt  die  iilttamontone  „Köln. 
Volksztg."  II.  A.: 
„Vergleicht  man  die  dünnen  Kongreßprotokolle  der 
70er  Jahre  mit  den  jetzigen,  so  zeigt  sich  schon  äußerlich 
der  große  Fortschritt,  den  die  sozialdemokratische 
Partei  seitdem  gemacht  hat.  Aus  dem  Kongreß,  der 
1876,  also  vor  20  Jahre»,  in  Gotha  abgehalten  wurde, 
ergab  die  Parteikasfe  noch  ein  Defizit  von  M.  458,  heute 
verfügt  die  Sozialdemokratie  über  reiche  Mittel.  Damals 
hatte  die  Partei  23  politische  kleinere  Zeitungen,  heute 
besitzt  sie  119  politische  und  gewerkschasUiche  Organe,  von 
denen  39  täglich  erscheine».  Damals  faße»  neu»  Sozial -
demokraten  im  Reichstage  und  die  Partei  hatte  bei  ben 
Wähle»  von  1874  351  670  Stimme»  erzielt,  heute  ver -
fügt  die  Partei  im  Reichstage  über  48  Stimmen  und 
erzielte  bei  den  letzten  Reichstagswahle»  von  1893  rund 
1|  Millionen  Stimmen  Damals  war  Gotha  »och  nicht 
ei«  Mal  in  daS  sozialdemokratische  Berzeichniß.  der 
offiziellen  ReichstagSwahlkreife,  die  als  besonders  auS- 
fichisvoll  galten,  ausgenommen,  heute  ist  eS  im  Reichstage 
sozialdemokratisch  vertreten  und  im  Landtage  deS  kleinen 
Herzogthnms  sitze»  acht  Sozialdemokraten. 
„Die  neuerlichen  Erfolge  der  Partei  bei  den  Land -
tagswahlen  i  11  Gotha  und  Hessen  dürsten 
beim  auch  die  bevorstehenden  Verhandlungen  des  Partei -
tages  in  versöhnendem  Sinne  b  iah  stuften.  An  einer 
scharfen  Kritik  der  Parteipresse,  insbesondere  des 
„Vorwärts",  und  der  ReichStagS-Fraktio»,  mit  der  man 
an  manchen  Stellen  nicht  zufrieden  zu  fein  scheint,  dürfte 
es  zwar  auch  dieses  Mal  nicht  fehlen,  und  auch  sonst 
werden  allerhand  Streitigkeiten  nicht  ausbleiben.  Aber 
es  wäre  sehr  verfehlt,  wenu  man  derartige»  Vorgängen 
allzu  viel  Gewicht  beilege»  wollte.  So  lange  ii  Sozial -
demokraten  giebt,  wirb  eS  unter  benfelben  auch  Streit 
geben,  weil  sie  gewohnt  sind,  sich  gegenseitig 
rücksichtslos  die  Meinung  zu  sagen.  Zank 
und  Streit  durchziehen  die  ältesten  wie  die  neuesten 
Kougreßproiokolle,  stet«  wurde  aber  der  Friede  mit  Rück -
sicht  auf  die  Gegner,  die  geschlossen  bekämpft  werden 
wüßten,  wieder  hergestellt.  Lichterloh  würde  der  Kampf 
erst  entbrennen,  wenn  die  Partei  vorübergehend  zur 
Herrichalt  kommen  sollte  Vorläufig  sorgt  auch  die  in 
mauche»  Kreisen  beliebte  eigenartige  Bekämpfung 
der  Sozialdemokratie  dafür,  daß  die  S  e  f  ch  l  0  s  se  n  » 
heil  der  Partei  nicht  erschüttert  wird, 
und  nicht  zuletzt  hat  die  letztere  ihre  Erfolge  den  Fehlern 
ihrer  Gegner  mit  zu  verdanken." 
So  sehr  das  Blatt  offenbar  bemüht  ist,  hier  einmal 
der  Sozialdemokratie  Gerechtigkeit  widerfahren  zu  laffen, 
zeigen  die  Ausführungen  doch  eine  falsche  Aussaffung 
bc8  Karakter»  unserer  Partei.  Was  al»  „Zank  und 
Streit"  bezeichnet  wird,  ist  nur  der  lebhaste  Meinung». 
auStausch  über  die  Partei  bewegende  Fragen.  Wir  üben 
nicht  blos  Kritik  an  unseren  Gegnern,  sondern  anch 
an  unS  selbst  und  find  dabei,  wie  da»  rheinische  Blatt 
richtig  bemerkt,  gewohnt,  ttn»  gegenseitig  rücksichtslos  die 
Meinung  zu  sagen.  Ist  da»  geschehen,  bann  ist  der 
„Streit"  vorbei  und  geschlossener  als  je  stehen  wir  dem 
Feinde  gegenüber.  DaS  ist's  grabe,  was  bte  Sozial- 
bemofretie  vor  allen  anderen  Parteien  auSzeichnet.  In 
unserer  Selbstkritik  liegt  unsere  Stärke.  Darin  eine 
Gefahr  für  die  Geschloffenheit  der  Partei  zu  erblicken, 
zeugt  von  vollster  Berkennuug  einer  lebendigen  Partei. 
Eine  große  Partei  ohne  Meinnng»verschiedenheiten  ist 
tobt;  die  Meinnngsbifferenzen  sind  das  Zeichen 
poienzirter  Lebenskräfte  wo  sie  sich  im  Rahmen  fester, 
allgemein  anerkannter  Parteigritnbsätze  bewegen.  Wir 
wollen  aber  nicht  tobt  fein,  wir  wallen  leben  unseren 
Gegnern  zum  Trotze,  ber  Menschheit  zum  Heile!  Deshalb 
lebe  bie  Selbstkritik!  Sie  ist  bet  Weg  zum  Fortschritt. 
DIc  Vorlage  über  die  Zwaugsorgauisation 
deS  Handwerks  ist  im  BuibeSrath  noch  keines -
wegs  vor  Fährlichkeiten  gesichert  Die  „Post"  gesteht  zu, 
daß  sich  daS  Schicksal  bet  Vorlage  im  Bundesrath  im 
Augenblick  noch  nicht  übersehenlasse  E»  habe 
den  Anschein,  al»  ob  Preuße»  auf  bie  Unterstützung 
Baiern»  werbe  rechne»  können.  Im  Gegensatz  dazu 
wird  e»  jedoch  von  den  „Münch.  91.  N."  als  sehr 
wahrscheinlich  bezeichnet,  daß  Baiern  im  Bundes- 
rath  unter  den  Freunden  der  gwnng» Organisation  sich 
nicht  befinden  werde.  Einstweilen  ist  bie  von  bet 
baierische»  Regierung  eingeleitcte  Enquete  noch  nicht  zum 
Abschluß  gelangt.  Dagegen  bezeichnet  auch  bie  „Post" 
eS  als  absolut  sicher,  daß  Württemberg 
unter  allen  Umständen  auf  seiner  ablehnenden 
Stellung  beharren  wird.  Weiter  aber  wird  sogar  be -
zweifelt,  daß  Preuße»  selbst  iui  Verein  mit  Baier» 
bereit  sein  werde,  die  Verantwortung  für 
eine  ba»  gefammte  WüthschastSlebeii  des  Hand -
werkerstandes  in  so  tief  einschneidender  Welse  berührende 
Maßregel  z»  übernehme»,  wenn  es  nicht 
»och  auf  erhebliche»  weitere»  Sulfur  3 
zähle»  könne.  Ma»  halte  es  in  preußischen  Regierungs- 
kreise»  nicht  für  ausgeschlossen,  daß  die  Stellungnahme 
einer  größeren  Anzahl  norddeutscher 
Regierungen  gegen  b  i  c  Vorlage,  bte  man 
prenßischerseits  bisher  wohl  als  Freunde  des  EnlWutsS 
betrachtet  habe,  nicht  ohne  Einfluß  bleiben  wirb.  Es 
gilt  als  sicher,  baß  im  Bundesrath  von  de»  Gegiteri: 
der  neuen  Vorlage  ber  Vorschlag  gemacht  werben  wird, 
diese  zurstckz  »  l egen  unb  dem  Reichstag  nochmals 
ben  ersten  sogenannten  Boetticher'schen  Ent -
wurf  zu  unterbreiten,  um  an  ber  Hand  dieser  Maß- 
regel  später  in  den  HandweikSkammern  sestzustelle»,  w  i  e 
weit  bie  Handwerker  ’e’bf!  für  die  ZwangS- 
organisatio»  eintreten.  Wie  weit  dieser  Vorschlag  inner -
halb  der  verbündeten  Regierungen  auf  Unteistützung 
rechnen  kann,  bleibt  abzuwarteu. 
Da  die  Zünftler  s  e  f  6  ft  —  bie  jo  freilich  nur 
eine  geringfügige  Minderheit  der  Handwerker  sind  —  in 
Einzelfragen  sehr  verschiedener  Meinung  über  die  Vorlage 
sind,  wäre  eS  schließlich  »och  das  Gescheidteste,  die  Sache 
salleu  zu  laffen. 
Int  „mittelparteilichen"  Lager  kaucheit  auch  p  0  - 
litische  Bedenken  gegen  die  Vorlage  auf,  die  ber 
„Hamb.  Corresp  "  wie  folgt  vertritt: 
„Es  verstärken  sich  die  Gründe  für  die  Auffassung, 
daß  die  Freunde  der  Vorlage  in  Handwerker- 
kreisen  nicht  sowohl  auf  die  Ziele  der  Vorlage  selbst 
großen  Werth  legen,  al»  ein  Mittel  zur  Erlau- 
g  n  n  g  politischer  Macht  wünsche».  Daß  die 
Berussorgaiiisation  von  über  zwei  Millionen  Mähler» 
diese»  eine  P  0  l  i  t  i  s  ch  e  M  a  ch  t  gewähren  kann,  und 
daß  eine  solche  Organisation  einen  beträchtliche»  Einfluß 
auf  bie  Wahlen  auSznüben  in  der  Lage  sein  würde,  ist 
klar.  W  i  e  dieser  Einfluß  sich  geltend  machen  würde, 
dürste  sehr  wesentlich  davon  abhäiigen,  wie  die  Zwangs. 
Organisation  wirkt  Wo  man  von  ihr  bie  Durch -
setzung  des  Befähigungsnachweises  ober  andere  Beschrän -
kungen  lästiger  Konkurrenz  erhofft,  wirb  ber  Einfluß  sich 
nach  rechts,  wo  ber  Zwang  mit  feilten  persönlichen  und 
finanziellen  Lasten  drückend  empsmideit  wird,  nach  links 
geltend  machen.  Alle  Erfahrungen,  bie  in  Bezug  auf 
solche  einseitig  ans  den  Mitgliedern  eines  Berufes  und 
einet  sozialen  Mittelklasse znsaiumengesetzteit  Organisationen 
gemacht  sind,  spreche»  aber  für  die  Annahme,  baß,  ntögen 
die  Stimmen  »ach  rechts  ober  »ach  links  sollen,  sie 
wenigstens  zunächst  den  extremen  unb  nicht  ben  ge -
mäßigten  Richtungen  zusalle»  Würben.  Antisemiten,  Hoch- 
konservative,  Zentrum  würden  aus  der  einen,  die  freisinnige 
Bolkspartei,  gegebenen  Falls  a  u  ch  die  Sozial -
demokraten  auf  der  anderen  Seite  den  Vortheil  da -
von  haben.  Insoweit  giebt  !  i  ch  die  preußische 
Regierung  einer  Illusion  hin,  wenn  sie  vo» 
ihrer  Organisation  eine  S  t  ä  r  f  11  n  g  der  im  guten  Sinne 
des  Worte»  konservativen  Kräfte  im  Volke  erwartet. 
Das  Programm  betSamntlitng  der  staats -
erhalten  den  Elemente  wird  sicher  nicht 
gefördert,  wenn  man  die  Extreme  auf  beiden  Seiten 
verstärkt.  Wenn  bie  vo»  der  Zwa»gsorganifation  bei 
Hanbwerk»  z»  erwartenden  politische»  Wirkungen  daher 
schon  vom  Standpunkte  ber  Regierung»- 
Politik  ernsten  Bedenken  unterliegen, 
um  wie  viel  mehr  von  teinjenigeii  politischen  Stand -
punkte,  der  in  ber  Stärke  der  Mittelparteien  unb  bem 
vorwiegenden  Einflüsse  der  gemäßigten  liberalen  und 
konservativen  Richtung  die  Vorbedingung  für  die  gedeih- 
liche  innere  Entwicklung  des  Reiches  erkennt  i" 
Die  Bedenken  sind  durchaus  nicht  ungerechtfertigt, 
wie  wir  demnächst  noch  eingehend  erörtern  werden.  Sie 
lehren  wieberuui,  daß  es  heute  feine  Maßnahmen  mehr 
giebt,  die  nicht  in  ber  einen  ober  aiibereu  Form  ber 
Sozialdemokratie  zum  Nutzen  gereichen  müssen. 
Neue  Postbampfersnbvontionen  sollen  vom 
Reichstage  verlangt  werden.  An,  Donnerstag  ist  dem 
Bundesrath  der  Entwurf  eines  Gesetzes  zugegangen  zur 
Ergänzung  der  Gesetze  über  Postdainpsschiffsverbiiidungen 
mit  überseeischen  Ländern.  Anscheiiieub  handelt  eS  sich 
um  Erhöhung  der  Dampfersubventionen 
zur  Einführung  von  14  tägigen  Dampfer- 
säurte»  an  Stelle  der  jetzigen  vierwöchentlichen  nach 
Ostasien.  Irgend  ein  postalisches  Interesse  in  dieser 
Richtung  liegt  unseres  Erachten»  nicht  vor,  da  auch  in 
dem  Zwischenraum  von  vier  Wochen  die  Post  durch 
andere  Dampferlinien  befördert  wirb.  ES  handelt  sich 
hier  einfach  um  bie  Frage,  ob  da»  Subventionssystem 
für  Dampserlinie»  ans  Kosten  der  Steuerzahler  noch 
weiter  ausgedehnt  soll,  al#  e#  schon  bet  Fall  ist. 
Für  Wittwen  und  Waisen  zu  sorgen,  hat 
sich  ber  preußische  Staat  zur  Ausgabe  gemacht.  Zwar 
ist  e#  nicht  angängig,  Wittwen  und  Waisen  verstorbener 
Arbeiter  irgend  eine  andere  Hülfe  zu  bieten,  al#  die 
Armenpflege  sie  leistet,  zwar  sann  nach  Ueberzeugung 
aller  „Fachmänner"  die  Rente  für  Wittwen  und  Waisen 
im  Beruf  verunglückter  Arbeiter  auf  keinen  Fall  erhöht 
werden;  aber  dennoch  hat  man  „da  Oben"  ein  warme» 
Herz  für  die  Wittwen  und  Waisen  —  von  Beamten 
unb  Offizieren. 
Der  preußische  Staat  hat  ganz  bedentende  Schulden 
gemacht,  bie  er  mit  vier  Prozent  verzinsen  mußte,  welche 
Zinsen  wiederum  durch  die  Steuerzahler  aufgebracht 
werden.  Die  Lage  be»  GelbmarktS  ist  nun  so,  daß  bet 
Staat  bas  Gelb  erheblich  billiger,  zu  pZt.,  ja  zu 
8  pZt.,  haben  kann,  unb  so  ist  benn  angeregt  worben, 
bie  Anleihe  zu  konvertiren,  b.  h.  auf  3|  pZt.  nutz», 
chreiben  und  Diejenige»  auSzuzahlen,  welche  bamit  nicht 
zufrieden  find.  Eine  einfache  und  ganz  gerechtfertigte 
Finanzoperation,  vollständig  im  Interesse  der  Steuer- 
zahler.  Aber  nicht  int  Interesse  der  K  a  p  i  t  a  1  i  st  e  u  , 
weiche  ihr  Geld  in  sicheren  Staatepapieren  mit  Pier« 
projentiger  Verzinsung  natürlich  weit  lieber  anlegen,  al» 
auf  Hypotheken  ic.  zu  3  bi»  3j  pZt.  mit  bem  Risiko,  ba» 
Kapital  zu  verlieren.  Debhatb  entstaub  sofort  ein  wüthenbe» 
Geschrei  gegen  bie  Konvertirung  und  e»  wurde  al»  Haupt -
grund  dagegen  angesühtt,  daß  Wittwen  und  Waisen 
einen  Theil  ihre»  Einkommen»  einbüpten,  Wenn  derZinSsuß 
herabgesetzt  werde  Diesen  Grund  zu  entträften,  theilt 
nun  die  „Kreuz-Ztg."  mit,  daß  ein  Di»position»sond» 
geschaffen  werden  soll,  um  den  Wittwen  und  Waisen 
von  Beamten  unb  Ossizieren  bie  Verluste,  bie 
ihnen  eventuell  au»  ber  konvertirung  nachweislich  ent. 
stehen,  einigermaßen  zu  ersetzen.  Achnlich  lautet  eine 
allerdings  unbestimmter  gehaltene  Meldung  ber  „Berl. 
Pol  Nachr  ",  welche  baraitf  hinweist,  baß  jetzt  schon 
FonbS  bestehen,  welche  zur  Beseitigung  von  Nothftänben 
unb  zur  Erleichterung  in  Bebrängniß  auf  Grunb  in. 
bivibueller  Prüfung  bei  Falle»  bestimmt  sinb. 
In  Wirklichkeit  werben  „Wittwen  unb  Waisen" 
natürlich  nur  vorgeschoben,  um  bem  Rentier,  bem 
Kapitalisten,  ben  mühelosen  Erwerb  in  bisheriger  Höhe 
zn  sichern.  Die  „Wittwen  unb  Waisen"  —  auch  ber 
Beamten  unb  Offiziere  —  kümmern  im  Grunde  unsere 
staatSerhalteuben  Parteien  verteuselt  wenig;  aber  al» 
Vorwand  sind  sie  sehr  bequem  und  darum  wirb,  um  ben 
Borwanb  nicht  zu  verlieren,  von  ben  Kapitalisten  aller 
politischen  Schattiruugen  gegen  ben  DiSpositionSfonb». 
ber  ihnen,  wenn  sie  ehrlich  wären,  al»  AuSkunft-mittei 
ganz  erwünscht  fei»  müßte,  mächtig  gedonnert  Sogar 
die  Antisemiten,  „monarchisch  di»  auf  die  Knochen", 
wehren  sich  mit  Händen  und  Füßen  dagegen. 
Den  Einweudungen  gegen  die  Konvertirung  tritt  die 
„Zeit",  das  Organ  ber  jüngeren  Christlich-Sozialen 
treffenb  entgegen.  Sie  fragt,  welche  Volfsmaffen  benn 
an  bem  hohen  Zinsfüße  ein  Interesse  haben: 
„Die  L  0  h  n  a  r  b  e  i  t  e  r  ?  Gewiß  nicht.  Sie  leben 
ja  von  der  Hand  in  ben  Mnnb,  unb  wenn  sie  es  zu 
etwas  Eigenthum  bringen,  so  ist  e»  in  den  meisten  Fällen 
Hausrath  und  allenfalls  ein  Häuschen,  in  ben  seltensten 
Fälle»  ei»  irgenbwie  in's  Gewicht  salleube#  Kapital  in 
baarem  Gelde.  Die  Bauern?  Ihr  Kapital  steckt  in 
Grund  und  Bode»  und  Inventar.  Die  ganz  über -
wiegende  Mehrzahl  hat  fein  baare«  Geld,  sondern 
Schulden,  und  hat  natürlich  das  größte  Interesse  daran, 
diese  Schulden  niedrig  zu  verzinse».  Und  die  Hand- 
werter?  die  Kaufleute?  die  Fabrifanten? 
Sie  alle  brauche»  Kredit,  und  daß  ihnen  billiger  Kredit 
lieber  ist  als  theurer,  bedarf  vielleicht  feiner  weiteren 
Ausführung 
„Ernsthafter  scheint  der  Einwand,  daß  der  Sparsin» 
unter  der  Herabsetzung  des  Zinsfußes  leiden  töimte 
scheint,  sage  ich,  den»  ber  einfache  Hinweis  aus 
Franfreich  widerlegt  ihn.  Die  französische  Rente  beträgt 
nur  3  pZt.  Trotzdem  ist  da»  französische  Volk  iwtorifch 
da»  fparfaniste,  das  e»  giebt.  Rügend#  ist  bie  Zahl  ber 
kleine»  Rentner  größer  alb  bei  unseren  Westlichen  9iad)- 
6 am.  Und  selbst  weint  bie  Sparlust  etwas  abnehmen 
sollte  —  ist  denn  ba#  Sparen  ber  Volks- 
wirthschaftlichenWeiSheitletzter  Schluß? 
Ausreichender  Lohn,  ausreichende  Gehälter,  au#reichenbe 
Fürsorge  für  Wittwen  unb  Waisen,  für  Alte  unb  Arbeits -
lose,  das  ist  viel  wichtiger." 
Unb  ganz  befonbec»  wichtig  erscheint  bie  Frage,  ob 
benu  bie  Allerärmften,  bie  von  ber  Haub  in  ben  Mund 
leben,  dazu  da  sind,  mittels  der  inbireften  Steuern  ihren 
Beitrag  zu  leisten  zur  Existenz  Jener,  welchen  vermöge 
ihrer  Staatipapiere  ein  müssiges  Leben  ermöglicht  ist, 
unb  welchen  die  Herabsetzung  der  Bezüge  au»  ber 
Staatskasse  ein  Eingriff  in  ihre  Rechte  scheint,  so  baß 
sie  gegen  Minderung  ihre#  arbeitslosen  Eiufommen»  alle 
Hebel  in  Bewegung  setzen. 
«legen  den  fozialbomokratischen  Wahlsieg 
in  Offenbach  scheinen  noch  allerlei  gegnerische  Mogeleien 
in'»  Werk  gesetzt  zu  werben.  Das  „Offeitb.  Abendblatt" 
fragt  unterm  10.  Oktober: 
„W  a  #  geht  vor?  Bis  zur  Stunde,  wo  wir 
diese  Zeilen  schreiben,  sind  bie  am  Montag  gewählten 
Wahlmänner  ber  sozialbemofratischen  Partei  durch  bie 
Wahlkommissioii  von  ihrer  Wahl  noch  nicht  in  Kenntniß 
gesetzt  worden,  wie  dies  Artikel  29  de»  Wahlgesetzes  vor- 
schreibt  Wir  höre»  nun,  baß  bie  Herren  der  Wahl- 
kommission  sich  krampfhast  abmühen,  b  le  Wahl  vom 
Montag  in  ihr  Gegentheil  umzukehren, 
d.  h.  auf  Grund  einer  ganz  nagelneuen  An#- 
legung  be#  Artikels  9  de»  Wahlgesetzes  bie  Wahl- 
männer  ihrer  Partei  a  l  s  gewählt  zu 
protlamiren.  Es  genügt  biefen  Herren  nicht,  daß 
bie  Wahlniänner,  wie  ba»  bisher  stets  gegolten  hat,  den 
ersorderlichen  Steuersatz  zahlen,  nein,  sie  »et langen,  daß 
dieser  Steuersatz  für  „eigenthümliche»  ober  nutznießliche# 
Vermöge  n",  als  welches  sie  den  Arbeit»- 
verbienst  nicht  anerkennen  wollen,  zu  zahle» 
fei.  Wie  gezwungen  diese  Auslegung  ist,  zeigt 
schon  die  Thatsache,  daß  bie  jetzt  plötzlich 
als  Wahlmänuer  beanffanbete  Kategorie  von  Per -
sonen  seit  bet  Gültigkeit  be#  Stenergesetze#  vom  Jahre 
1872  unbestritten  al»  Wahlniänner  in  ben  offi -
zielle»  Wahlmäiiiterliste»  geführt  würben  unb  auch 
die#mal  wieder  darin  stauben.  Ja,  in  Mainz  hat 
dieselbe  Kategorie  von  Wahlmäuuern  schon  zwei  Mal 
anstandslos  die  Abgeordneten  gewählt. 
Auf  diese  juristische  Tiftelei  ist  auch  eine  Brieskastenuotiz 
ber  gestrigen  „Offenb  Ztg."  zurückzuführe»,  welche  zwei 
Abonnenten,  bie  sich  zum  Wahlaiissall  vernehmen  lassen 
wollten,  erstatt:  „Im  Uebrigen  ist  e»  wahrscheinlich,  daß 
bie  ganze  Angelegenheit  noch  eine  sehr  überraschenbe 
Wendung  nimmt,  durch  welche  die  Diskussion  überflüssig 
werben  bürste.”  Jawohl,  jede  Diskussion  wäre  ja  über -
flüssig,  wenn  die  Herten  von  ber  WahlkommiffioN  nach 
ihren  Wünsche»  endgültig  entscheide»  könnten,  und 
bie  „überraschende  Wendung"  würde  um  so  überraschender 
fein,  al»  die  Wähler  mit  erdrückender  Mehrheit  erklärt 
hätten,  wir  wollen  von  den  iiationalliberalen  Wahl- 
männer»  nicht»  mehr  wissen.  Nun,  wir  können  auch 
diesen  Streich  abwarten,  denn  da»  letzte  Wort  dazu 
spricht  die  Kammer  selbst." 
ZurVcmcittderathSwahl  iuMaitnhcim  schreibt 
unser  dortige»  Parteiorgan,  die  „Bolksstirnme":  „Die 
erste  Schlacht  ist  geschlagen  und  sie  hat,  wie  vorauSzusehea 
war,  mit  einem  glänzende»  Siege  der  Sozialdemokratie 
geendet.  Jn-gesammt  gaben  von  9766  Wahlberechtigten 
6061  Wähler,  also  62  pZt.,  ihre  Stimme  ab.  Davon 
erhielt  die  Sozialdeniokratle  3728,  der  sogenannte  „Ver -
band  nichtsozialdemokralifcher  Arbeitervereine"  1921  unb 
bie  Freisinnige»  402  Stimmen.  Die  Sozialbemokratie  hat 
demnach  mit  einer  absoluten  Mehrheit  vo»  1405  Stimmen 
über  bie  beiben  Gegner  gesiegt.  Sie  hat  3728,  die  beiden 
Gegner  zusammen  2323  Stimmen  erhalten.  ES  wat  ein 
schwerer,  aber  schöner  Sieg,  der  bett  Natioualliberaleu 
wohl  aus  immer  bie  Lust  beiiehmeu  wird,  die  dritte 
Wählerklaffe  der  Sozialdemokratie  streitig  zu  mache».  Er 
hat  gezeigt,  daß  bie  Natioiialliberalen  abgehaust  haben, 
unter  welchem  Name»  sie  auch  immer  aiiszntreten  Der- 
suche»  Da»  größere  Stück  Arbeit  steht  uu<  aber  noch 
bevor;  jetzt  gilt  el,  f»  ber  zweiten  «lasse  zu  vollenden, 
wa#  die  dritte  begonnen  hat.  „Ruinier  müsse  se"  auch 
in  ber  zweiten  unb  ersten  Klasse,  unb  bie  Sozialdemokratie 
wird  dazu  auch  in  diesen  beiden  Wahlgäugen  ihre»  letzten 
Mann  an  die  Urne  senden." 
Die  „Franks.  Zig."  schreibt  zu  dem  Sieg  nuferer 
Genossen  unb  bet  Nieberlage  ber  Nationalliberalen : 
„Wohl  hatte  man  allgemein  erwartet,  daß  auch  diesmal 
bie  Sozialdemokratie  über  bie  unter  bet  Flagge  deS 
„Verbände#  nichtsozialdemokratischer  Arbeiter-Vereine" 
operirenben  Ralionalliberalen  siegen  würbe,  baß  dieser 
Sieg  aber  grabe»  ■  glänzend  an#gesallen  ist,  hat 
doch  weite  Kreise  überrascht.  Demi  bteSozialbemo. 
kratie  hat  gegenüber  dem  vor  drei  Jahren  erjletten 
Resultat  mit  3800  Stimmen  einen  Zuwachs  von  fast 
1400  Stimmen,  bie  nationalliberale  Partei 
dagegen  mit  1900  Stimmen  einen  Rückgang  vou 
zirka  100  Stimmen  zu  verzeichnen.  Renn  ba#  Organ 
ber  Nationalliberalen  sich  Angesicht#  dessen  darüber  auf» 
hält,  daß  bie  Freisinnigen  nur  400  Stimmen  erhielten, 
währenb  bie  demokratische  Partei,  bie  durch  zwei  Namen 
auf  bet  sozialdemokratischen  Liste  vertreten  war,  sich  an 
bem  Mahlgang  Überhaupt  nicht  betheiligte,  so  ist  barix 
nichts  Anbere#  al»  ein  nur  zu  erklärlicher  Galgen -
humor  zu  erblicken.  Denn  ber  „Generalanzeiger"  weist 
genau,  baß  Demokratie  unb  Freisinn  auf  bie  britte  Klasse 
gar  nicht  gerechnet,  dagegen  in  bet  zweiten  Klasse 
gute  A»#ficht  haben,  ihre  Liste  zum  Sieg  zu  führen. 
Wit  wollen  abwarten,  ob  man  im  uatlonalliberalen  Lager 
»ach  ber  zunächst  fallenben  Enlscheibung  in  der  zweiten 
Wählerklasse  auch  noch  znm  Scherzen  aufgelegt  sein  wirb." 
Die  deutsche  DolkSpartei  hat  e*  für  angebracht 
gehalten,  wichet  einmal  ein  Lebenszeichen  vou  sich  zu 
geben,  unb  hat  in  Ulm  einen  Parteitag  vetaustaUet,  ber 
am  Sonnabenb  feinen  Anfang  nahm 
ReichStagSabgeordneter  E  h  n  i,  der  den  Parteibericht 
erstattete,  hat  e#  seltsamer  Weife  für  nöthig  gehalten,  bet 
Vertiefung  de#  sozialpolitischen  Pro- 
gram  msderPartei  zu  gedenken.  Diese»  Programm 
habe  sich  durchaus  bewährt.  Er  bespricht  ferner  bie  vor -
genommenen  Wahlen,  bei  bene»  die  Partei  betheiligt  war, 
unb  empfahl  Stärkung  und  Ausbreitung  der  Organisation 
al»  unerläßliche  Bedingung  künftiger  Erfolge.  Zum 
Schluffe  erwähnte  er  die  in  letzter  Zeit  hervorgetretenen 
unerfreulichen  Erscheinungen  im  politischen  Leben,  ins -
besondere  das  Austreten  be  8  Militarismus, 
unb  mahnte  znm  Wiberstand  gegen  biefen. 
Reichstagsabgeordneter  Galler  verbreitete  sich  über 
die  M  a  r  i  n  e  p  I  ä  n  t.  Er  schilderte  die  Entwicklung  bet 
Flotte  unb  tadelte,  daß  die  Marine  vorzugsweise  zn 
Paraden  und  Manövern  verwendet  werde  Serner  legte 
et  bar,  daß  dem  Plane,  nach  bem  Deutschlanb  neben 
feinem  Landheer  auch  noch  eine  Schlachtflotte  ersten 
Range#  halte»  solle,  energisch  entgegengetreten  werben 
müsse  nnb  baß  nur  da#  (flr  die  Vertheidigung  be#  Vater -
landes  Nothwendige  zn  bewilligen  sei.  (Die  Regierung 
begründet  ja  auch  alle  ihre  Fordentngen  mit  bet  „Noth, 
wenbigfeit  be#  Schuhe»  be»  Batrrlande#",  woburch 
Zugeständnisse  seitens  der  Demokraten  schon  sehr 
erleichtert  sind.)  Eine  dahin  gehende  SRefolntion  wurde 
einstimmig  angenommen 
Nach  längerer  Geschästsorbuungtdebatte  und  nach 
Annahme  eine»  Anträge#  Sonnemann,  betreffend  bie 
Behaublung  bet  beim  engeren  Ausschuß  eingelaufeneu 
Anträge,  svrach  Rechtsanwalt  Muser-Offenburg  zur 
Srauenfrage.  Er  legte  kurz  ben  demokratischen 
Standpunkt  bar  und  begründete  eine  Resolution,  bie  sich 
für  Verbesserung  der  Sage  der  Frauen  binsichtlich  ihrer 
Bildung  und  Existenzmiltel  auSfpricht.  In  der  Debatte 
wurde  noch  mehrfach  herporgehobeu,  daß  eine  spätere, 
eingehendere  Behandlun-i  der  Ftauensrage  anzuftrebeu 
sei.  Dr.  S  r  a  e  tz  e  t-Berlin  sprach  übet  Zwangs -
organisation  des  Handwerks  unb  schlug  eine 
Resolution  nor,  bie  in  bet  Form  angenommen  würbe, 
daß  bie  Partei  entschieden  bie  Ablehuug  be» 
ZwaugSgesetzes,  bagegen  bie  Vorlegung  eine# 
Entwürfe»  über  HanbwerkSotgauifatiou  „auf 
freiheitlicher  Grunblage"  verlangt.  Die 
weitere  Debatte  würbe  vertagt 
Dein  direkt  au»  ber  Gefängnihhast  eingetroffenen 
Dr.  Quibbe  würbe  ein  warmer  Empfang  bereitet. 
Sozialpolitische  ffrfjcbuugcu  sollen  In  Vater» 
aus  Anordnung  des  Ministerium«  stattfinden,  um  übet 
die  Klage»  be»  „Mittelstandes"  Klarheit  zu  schaffen.  ES 
sollen  solche  Erhebungen  nach  drei  Richtungen  hin  vor- 
genommen  werben.  Erstens  darüber,  ob  bte  Klagen  übet 
die  neuen  Vorschriften,  betreffend  den  Betrieb  der 
Bäckereien  und  Konditoreien,  berechtigt  sind. 
Die  zweite  betrifft  die  LerfteigetungS-  und 
Filialgefchäfte.  Da»  Ministerium  hat  den  Be- 
zirkSregieruuge»  mitgetheilt,  welche  Klage»  über  Aus -
wüchse  unb  Mißstände  bei  diesen  Geschäften  laut  ge -
worben  sind,  und  diese  Behörden  beauftragt,  nach  all" 
diesen  Richtungen  eingehende  Srmittlungcii  anzustellen 
über  die  Zahl,  ben  Umfang  ber  VersteigeriuigSgeschäite, 
insbesondere  in  ben  größere»  Städte»,  bie  Art  des  Ge -
schäftsbetriebe»  unb  bie  hierbei  beobachtete»,  auf  Täuschung 
be»  Publikum»  berechneten  Manipulationen  ic.  zu  berichten 
unb  über  die  gegen  die  hiernach  bestehenden  Mißstände 
zu  ergreiseudeu  Maßttahtue»  sich  gutachtlich  zu  äußern. 
Dabei  ist  in’»  Auge  zu  fassen,  ob  etwa  ein  Verbot  bet 
Versteigerung  neuer  Waaren  allgemein  (abgesehen  von 
ZwangSverstetgerungeu)  veranlaßt  erscheint,  ob  ber  Ge -
schäftsbetrieb  ber  Auktionatoren  unter  Konzessionspflicht  zu 
stellen  wäre,  ober  ob  durch  strenge  polizeiliche  Vorschriften 
für  ben  Betrieb  betartiger  Geschäfte  ben  Mißständen  erfolg« 
reich  begegnet  werben  könnte.  Bezüglich  ber  Filial- 
geschäste  haben  sich  die  Erhebungen  auf  bie  Zahl  unb  Art 
berfelben,  beten  Umsatz  unb  bte  butch  diese  Filialen  be» 
sonder»  ben  mittleren  unb  kleineren  Geschäst#leuteu  und 
(Sewerbetreibenben  erwachsenden  Nachtheile  zu  erstrecken. 
Auch  hier  ist  sich,  abgesehen  von  bet  höhere»  Besteuerung 
derartiger  Geschäfte,  über  bie  zur  Abwenbung  ber  be -
stehende»  Schäden  taugliche»  Maßregel»,  insbesondere 
über  eine  gesetzliche  Einsihtäiikuug  derselben,  gutachtlich  zu 
äußern.  Die  Berichterstattung  »ach  beiden  Richtungen 
hat  nach  Einvetnahine  ber  Handel»-  und  Getverbekammern, 
sowie  bet  betheiligteii  gewerblichen  Kreise  binnen  vier 
Monate»  zu  erfolge».  —  Die  dritte  Erhebung  betrifft 
den  Verkehr  mitöutter,  »äse, Schmalz  unb 
deren  Ersatzmittel.  Der  in  der  letzten  Reichstag», 
session  vorgelegte  Gesetzentwurf  ist  an  den  Übertriebenen 
Forderungen  ver  Agrarier  gescheitert.  Die  Margarine  ist, 
bas  wurde  schon  hundert  Mal  nachgewieseu,  ein  gesunde» 
und  billiges  Nahrungsmittel,  das  auch  durchaus  nicht 
ohne  Nutzen  für  die  Landwirthschast  hergestellt  wirb.  Aber 
dar  agrarische  Geschrei  übet  die  Benachtheiligung  der 
Butterproduzeuten  hört  nicht  aus.  Ob  man  durch  bte  Er- 
pebungen  Handhabe»  zu  neuen  Maßnahmen  gegen  dir 
Margarine  gewinnt,  muß  abgemattet  werden. 
Zweifel  au  ber  Nützlichkeit  ber  Ausstellungen 
scheinen  der  Direktiou  bei  baierische»  Gewerbemuseuni» 
in  Nürnberg  aufgestiegen  zu  sein.  Dieselbe  wird  eine 
Enquete  veranstalten,  tun  den  Praktischen  Werth  fest- 
zustellen,  ben  bie  Theilnahme  au  unseren  modernen  Aus -
stellungen  hat,  indem  erhoben  werden  soll,  »el4e  ge» 
schästlicheu  Vortheile  bie  Au-steller  au#  bet  Beschickung 
bee  baierische»  Landesausstellung  gezogen 
haben.  Zu  diesem  Zwecke  ist  eine  Umfrage  ergangen, 
welche  Beträge  die  Aussteller  in  Folge  und  au«  Ver -
anlassung  ihrer  Betheiligung  an  ber  Ausstellung  uiuge- 
fetzt  haben,  gleichviel  ob  die  Abschlüsse  ober  Bestellungen 
innerhalb  ober  außerhalb  ber  Ausstellung  gemacht 
wurden.  Seldstverstäublich  werden  bie  einzelnen  Aus -
künfte  streng  diskret  gehasten  und  wird  nur  da»  zu- 
sammengeftellte  Aesammtergebniß  publizirt  werden  Ein 
abschließende»  Gejauimtbild  ber  wirthschaftlichen  Ruch- 
Wirkungen  einer  Ausstellung  wirb  durch  die  Erhebungen 
keineswegs  gewonnen  werbettßlönneu,  dazu  ist  ja  die  Zeil 
viel  zu  kurz,  al»  daß  sich  die  Wirkungen  jetzt  schon,  wo 
bie  Ausstellung  noch  nicht  einmal  beendet  ist,  vollständig