11. Jahrgang. rger Echo. Da» „Hamburger <^cho" erschnrl täglich, autzcr SDlontag». Ler AbonurmrutSprriö (intt „Tic Pleite Welt") beträgt: durch btt Pest btzogtn (Nr, de« Post, laialo-i» 3108) ohne Brmgtgcld vitrttljährlich A 4,20; durch »te Kolportärt wochtnll 'Ui frei in’« Haie». 5 itlnt Rimttntr 6 Sonntag«-Nmnmtr iirit ifliiftr. Sonntoge^itfitagt „Die Neue Welt" 40 4- Vtraninwrilicher RedaktSr: Gustav WabcrSky in Hamburg. Tienstag, Ben 2. Februar 1897. Anzeigen werben die |ech«zelpattene Petit; erke »der deren Raum mit 30 4, für den Arbeitsmarkt Vee» Miethlings- und Faniiiienan,zeigen mit 80 4 berechutt. Anzeigen-Annahme in btt Expedition (biS 6 Uhr AbdS.), somit in fämmtl Snnonctn>®sitt*iij, Rtdalnvu und Expedition: Graste Theaterstrahe 44 m Hamburg. Arbeiter! Genossen! Hallet den ZnMg nach Hamdnrg feen! Hierzu eine Beilage. Ar i)it EcsGstSlcrtc. In letzt.r Zeit sind dem unterzuchneten Komite Klagen von Geschäftsleutm zuge- gcmgen, daß Streikende in aufdringlicher Weise um Lebensmittel ersuchten. Außer - dem sollen einzelne Leute um Bons für Lebensmittel rmchgesucht habm, wodurch sich Geschäftsleute belästigt fühlten. Da nun von Seiten des Zentral-Streikkomites Me- mmrd beauftragt ist, bei den Geschäftsleuten um Lebensmittel anzufragen, uird den Lohu- kommifsionen dieses verboten ist, so ersuchen wir die Geschäftsleute, sich bei solchen Nach - fragen die Strcikkarte vorzeigcn zu lasten und dann den Nauren, die Nummer der Streikkarle rnrd den Beruf deß Fragende,! zu notiren, und uns dann die Sache zu melden, damit wir solchen Leuten die Streik - karte entziehen können. Sollten Geschäftsleute gervM sein, Lebensntittel an die Streikenden zu ver - abfolgen, so bitten wir, solches an unten - stehender Adresse bekanntzugebe». Das Zcntrst-Älrcikßowte. Stubbenhuk 32, bei Wasnmth. Ar „6tfaiinkn Amu". Nicht blos wilde Vvlkerstänmie prügeln ihren Fetisch (Götzen) durch, toeitn er vermeintlich ihren Feinden hilft im Kriege, die Zivitisirten thun es auch im Klassenkampf. So lange der Gelehrte, der Beanite, der Geistliche in das Horn ihrer Interessen bläst, machen sie ihnen ihre Reverenz und muthen das auch allen Anderen zu und nwchten Jedem an den Kragen, der die „AMorftät" Jener angreift. So wie aber einmal ein aus der Art geschlagener Profestor, Pfarrer, Büreankrat im Kampfe zwischen Kapital und Arbeit für die letztere Partei ergreift, daun wird der Fetisch unbannherzig geprügelt, wie die Christlich-Sozialen von den Konservativen und den, Stunnn, und die „bekannten Männer" von dem Leiborgau des Herzogs von Lauenburg. „Sie (die Bourgeoisie) hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissen - schaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt", sagt das „Kommunistische Dianifest". Läßt sich aber ein Pfarrer, ein Gelehrter die kapftalistische Livre: nicht gefallen und redet und schreibt und handelt nach Wissen und Gewissen, unbekümmert um Gunst und Groll der herrschenden Klasse, flugs fährt der Knüppel mrs dem Sack mib tanzt auf dem Rücken des wider den Stachel der Klassen - herrschaft Lockenden. Den Rekord tu der Frechheit, Rohheit, Gemein - heit und — Wahnwitzigkeit hat auch hierin wieder das Sprachrohr aus dem Sachsenwalde erreicht. Daher der Name „verkörperte Weltvernunft". Was für Unheil 111116 bereits die zum Bersten geschwollene Wuth im Oberstübchen dieser Weltvernnnft angerichtet haben, wenn ihr Sprachrohr sich nicht schämt, von Kriegsgesetzen zu quasseln. Fürwahr, die Sozial - demokratie hat Schweineglück, wie Herr Gröber sagt, ihr Hauptfeind wird von der Nemesis so grausam heimgesucht, daß selbst die heftigste Rachsucht schier Von Gefühlen des Mitleids augewandelt wird! Gegen den Verdacht, daß wir die bürgerlichen Professoren überschätzen, brauchen wir uns nicht zu verwahren. Aber bei allen ihren Schwächen stehen sie doch durchschnittlich intellektuell und moralisch thurmhoch über jenem Troß raffgieriger Junker und Kapitalisten, deren Köpfe und Herzen von dem un - ersättlichen Heißhunger nach BUllionen und Macht dämonisch besessen sind, dermaßen, daß kein besseres Gefühl, kein höherer Gedanke barut mehr Raunt hat. Ist auch das Wort, daß die Wiffenschaft adelt, mir in sehr beschränktem Sinne zutreffend, so erhebt sie doch Diejenigen, deren Lebeusberuf sie ist, weit über den blaubliitigen und goldenen Pöbel, dessen Lakaien in Blättern vom Schlage der „Hamburger Nach - richten" ihr schmutziges Reptilhandwerk verrichten. Angesichts der Gift- und Kothbombeu, womit die „bekannten Männer" von solchen! Lakaieugesindel bombardirt werden, wollen wir unsererseits nicht mit der Anerkennung zurückhalten, daß es diesen Männern zur hohen Ehre gereicht, daß sie den Muth gchabt haben, sich offen auf Seite der Arbeiter zu stellen, ohne sich um den Bannstrahl der herrschenden Macht zu kümmern. Solcher Gesinnungsmuth steht unendlich höher als jener Nowdpmuth, der ein Leben, das oft keinen Schuß Pulver werth ist, der Mündung der Pistole Preis giebt, und lächerlicherweise den Anspruch auf „Ehre" darauf begründet, während er Hand in Hand zu geben pflegt mit verächtlicher GesiuunngSfeigheit. „®ie Ueberzeugung ist des Mannes Ehre", nämlich der Much, die Ueberzeugung, von der man durch ¬ drungen ist, auch offen zu bekennen, ohne Rücksicht auf nachtheilige Folgen. Und je seltener dieser Mnch unter den bürger - lichen Gelehrten angetroffen wird, desto mchr ehrt er Diejenigen, die ihn besitzen und bethätigen. Ach, er ist sehr selten, dieser Muth. ES ist für uns kein Zweifel, daß Hunderte von Gelehrten ebenso denken wie die „bekamtten Männer", aber es hat ihnen der Muth gefehlt, sich denselben offen anzuschließen. Man will eben die Gunst von oben, die Saniere, die Anwartschaft auf Titel und Orden, Einladungen in Hofkreise u. dgl. nicht verscherzen. Es ist für uns auch gar kein Zweifel, daß zahlreiche bürgerliche Gelehrte innerlich sozialistisch gesinnt und die lleberzeuguug gewonnen haben, daß der kapitalistische Klassenftaat für den Abbruch reif und die sozialistische Gesellschaft der einzige Aus - weg ans der heutigen Misöre ist. Aber sie ver - bergen diese Ueberzeugung sorgfältig unter dem Mantel der Klugheit und Manche gehen zum. Ueberfluß noch unter die Marxtödter, nm ihre sozial - politische Orthodoxie recht auffällig jur Schau zu tragen und ihre Gesinntmg nicht zu verrathen. Manchmal freilich könnte man glauben, sie wollten damft Propaganda für den Marxisnms machen; denn die Argumeute, die sie gegen ihn m's Feld führen, sind so oberfaul, daß jede höhere Tochter am Stick - rahmen sie widerlegen Taun. (Wie es ja auch Advokaten geben soll, die die Sache ihrer Klienten mit so schlechten Gründen vertreten — well sie nämlich von der Gegenpartei geschmiert find — daß sie den Prozeß unfehlbar verlieren müssen.) Ein wahres Kabiuetstück dieser Art ist eilt neuester Schmöker des Leipziger Privatdozenten Dr. Karl Walcker: „Karl Marx, gemeinverständlich-kritische Darlegung seines Lebens und seiner Lehren". Geiwsse Kautsky hat im 18. Heft der „Neuen Zest" diesen akademischen Marshas anf's Ergötzlichste ge- schnnden. Wohl nicht der Breslauer Professor Werner Sombart allein hat begriffen, was in seiner neuesten Schrift „Sozialismus und soziale Bewegung im 19. Jahrhundert" gesagt ist: „Wie der Sturzbach im Gebirge, wenn es gewittert hat, in die Tiefen stürzeu muß, so muß sich der Strom der sozialen Bewegimg ergießen. Das vor Mem gilt es zu begreifen, daß sich hier etwas Großes, etwas historffch Bedeutsanies vor unseren Augen abspielt; zu erkennen, daß wir Alle, mit Allem, was hier geschieht und gestrebt wird, in der Mitte eines jener großm LebenSprozeffe der Weltgeschichte stehen, die mit ihrer elementareu Gewalt die menschlichen Dinge und auch die Staaten erfassen, uub bei denen es ebenso verkehrt ist, sie in kurzsichtiger Beschränktheit zu negiren, al? sie mit zuletzt ohnmächtigen Rittteln bekämpfen zu wollen. Es giebt wahrhaftig immer noch Leute, die glauben, die soziale Bewegung sei das boshaft ausgeklügelte Werk einiger Agitatoren 2c., Leute, die bann natürlich zu dem Wahne gedrängt werden, daß irgend welche Heil- oder Zaubermittel dieses verderbliche Gift wieder aus dem sozialm Körper beseitigen könnten. Welch' eine Verblendung! Welcher Mangel an Verständniß und Einsicht in das Wesen aller sozialen Geschichte." Beiläufig: Wir empfehlen diese Schrift Som - barts angelegentlichst der Beachtung der „Hamburger Nachrichtm" und ihres Hinteruiannes; sie wird ihr reichlichen Stoff zu Wnthansbriicheu geben, der für die ganze Karnevalszeit ausreichen dürfte. Von dec Wcltbjihllk. UebcrdenstaatsrcchtlichenKonflikt, derzwischen der Ü) ü b y e t ■ » 0 in ui i j j t 0 11 des Reichstages und dem preußischen StaatS Ministerium ausyebrocheu ist, haben wir am Sonnabend berichtet. Es mar bekanntlich zur Sprache gebracht worden, daß den sogenannten NeichS-Jn validen, also denjenigen allen Soldaten von 1870/71 und 1866, welche gebrechlich und hülssbedürstig geworden sind, ohne einen direkten Zusannuenhang zwischen ihrer Erwerbsunsähigkeit und den Feldzugs.Strapazen Nachweisen zu kduueu, nicht in vollem Um'auge Dasjenige zu Theil wird, was ihnen gesetzlich bewilligt iß. Seit einem Gesetze von 1895 ist auch diesen eine jährliche Pension von Ä 120 aus dem Reichslnvalideu-Fonds bewilligt. Diese Pension ist aber nur an einen Theil derjenigen Invaliden ausgezahlt worden, welche das Gesetz im Auge hatte, au einen anderen Theil nicht; als Ursache in letzteren Fällen wurde stets die „Erschöpfung des zur Versiiguiig stehenden Fonds' angegeben. Im diesjährigen Etat ist für diesen Zwei! unter dem Titel „zur Bewährung von Beihülsen süi hülssbedilrsligc Kriegstheilnehmer' die Summe von M. 1800000 angesordcrt. Sollen alle Kriegslhciluehiuer bedach! werden, welche den vom Mesetz anerkannten An - spruch hoben, so sind JHx. 2760000 nöthig Die Kommission faßte den Beschluß, eine Summe in dieser Höh« in den Etat cinzi,stellen. Da- war am Morgen deS Diens- tagS voriger Woche. Schon um 8 Uhr an demselben Tage fand eine Staats-Ministerial-Sitzung statt, in welcher der Kaiser erschien und den Borsitz übernahm. Am Donnerstag war die „Rot-Ztg." in der Lage, zu melden, daß in dieser Sitzung der Beschluß der Büdgelkommiistvu zur Sprache gekommen war und „für staatsrechtlich unzulässig" erklärt worden sei. „Die Mitglieder des StaatSministerinmS," Io konnte die „Nat.-Ztg." hin- zusügen, „sprachen sich mit großer Schärst gegen eine solche Ueberschreitung derBcsugnisse der Büdgetkom Mission auS, die damit auch in die Rechtsverhältnisse derEinzel- st a a t e n ü b e c g r e i s e." Diele Angelegenheit wird in der Presse lebhaft er - örtert. Tie „Franks. Ztg." weist die Behanpiung, der Kommissionsbeschluß sei „staatsrechtlich unzulässig", alS haltlos zurück: „Die von der Kommission gesoßte Resvlutioii fordert den Reichskanzler aus, einen anderen Vertheilungsmaßstab der Besammlsummc unter die Einzelstaaten bei der Auf- stcllnug des nächstjährigen Eta!« anzuwenden. Wo liegt hier denn der Eingrisf in die Rechte der Eiuzelstaateu'? Tie Resolution verlangt doch gar keine Regelung ohne Besraiping und Zustimmung der Linzelstaate», sondern eine Regelung innerhalb deSReichShauShaltSetatS, an dessen Feststellung die Eiuzelstaaten mftbelheiligt find. Also auch hier hat man offene Thüren eingcstvßen. Oder soll der Reichstag nicht eintzial mehr berechtigt sein, Reso - lutionen auf Gesetzesänt erungen zu soffen? Wenn von nationalliberaler Seite der aus Betreiben bei Herrn v. Miquel gefaßte Beschluß de« StaatSministerinmS dahin ausgelegt wird, daß damit bet Absicht, den Etat nach dem freien Be - lieben de« gentium« jn gefts^TentgegtiigetTeten werden sollte, so muß di-!, NrtiviniNß schon am te4» willen einigermaßen komisch wirken, weil die verpönte Resolution, wie die „Freff. Ztg." feftstellt, gar nicht vom Zentrum, sondern vom nationalliberoleu Abg. Dr. Hammacher herrührt. Aber Herr v. Miquel in seinem Zorn kennt die eigenen Freunde nicht mehr. Man sieht an diesem Botgang wieder einmal, wie oußerordent. lich empfindlich die Regierungen gegen jede etwa« selbst - ständigere Regung des Reichstages find, dem «s der preußische Fiuanzmiuistet immer noch nicht verziehen hot, daß er durch bessere Beurtheilung der FinanzeutlmLung die Slkuerpläne der Regierung vereitelt hat." Die nationallibeiole Presse hat die Um Verschämtheit, völlig die Thatsache zu ignorirtn, daß die Resolution nationalliberalen Ursprungs ist, und daß sämmtliche n a t i e n a l li be r a le Som- missionSiitglieder dafür gestimmt haben. Stott besten zitirt diese Presse baS klerikale Gespenst. Und da« Alle«, weil der soeben mit dem schwarzen Abletvrden dekarirte Herr v Miquel bet Ansicht ist, „bie Wirthschaft, wie sie jetzt im Reichstage getrieben werde, sei nicht mehr Sache eine« deutschen Reichstage«; sie führe zum JtsnBeBt". Die ultramontane „Köln Bolköztg." meint: „Wenn Herr v. Miquel da« Bedürsniß haben sollte, für olle Fälle schon jetzt etwaS Konfliktstoff zu sammeln, so nor voran l ES giebt keine günstigere Getegeuheit, al# diese, und eine solche kommt niemals wieder I Der Reichstag und der BundeSrath haben gesetzlich den Invaliden der großen Kriege einen Rechtsanspruch gegeben; die Regierung hat bisher diesen Invaliden gegenüber ihre Pflicht, jene« Gesetz auszmühten, nur höchst mangelhaft erfüllt; der Reichstag bewilligt nun die Gelder, damst die Regierung ihrer Pflicht fortan in vollem Umfange Nachkommen kann — und Herr v. Miquel schreit darüber Zeter und Mordio 1 Der Reichstag ist ein „Lonvent" und bas Deutsche Reich muß vor diesem geschützt werden! Hert v Miqnel nimmt für sich da» „Recht" in Anspruch, die Gelder auch in Zukunft den Invaliden znm großen Theil vorzuenthalten, und wenn man ihm dieses Recht bestreitet, bann „Höri je^ ‘ eitung bei Finanzen ans", bann giebt*« finanzielles Ehaos, auuuiytuue »zustande, Umsturz, und, waS weiß ich AlleSl Fürwahr, eine beffere Kelegenheft zum Konflikt kommt so bald nicht wieder I ReichstagS-Lusloinug mit der Parole: „Den Invaliden keinen Psennig mehr, wie bisher, trotz des Gejetze« l Weg mit diesem Reichstage, bei nicht mit dem theoretischen Rechte bei Invaliden im Reichsgesetz, blatt sich begnügt, sondern bie ruchlose Berwegenheit be - sitzt, ihnen auch praktisch zu ihrem Rechte verhelsen zu wollen!" Sein Mensch von „diesem" Reichstage kommt bann wieder; nur Leute werden gewählt, welche den Invaliden keinen Pfennig mehr geben, alS Herr v Miqnel gestattet, und die Invaliden werden die besten Wahlwühler deS Herrn v. Miqnel jein DaS kann bann hübsch werden ; wir sind aber dabei. Will Herr v. Miquel . ein Tänzlein wagen, so soll er'« nur sagen; wir spielen, ihm auf." Ein Keseftentwurf riber die beffere Ver - sorgung der Wittwcu und Waise« der Veamrcn soll nach offiziöser Mittheilung dem preußischen Abgeordnetenhause noch im Lause der gegen- wärtigen Tagung vorgelegt werden. Tie „Berl. Pol. R." führen dazu au«: „Die jetzige Ordnung der Sache ist die, daß bie Wittlvenpension einen bestimmten Bruchtheil desjenigen Ruhegehalts bildet, das der Beamte verdient hat und verdient haben würde, wenn er statt dem Tode der Pensionirung tieriafien wäre; diese Regel wird aber durch Festietzung eines Mindest und Höchstgehalts der Wittwen- Pension durchbrochen. Rach dem Gesetze vom SO. Mai 1882 beträgt das Wittweiigeld ein Diittel der Pension, im Mindestbetrage X 160, im Höchstbetrage Jt 1600, und das Waisengeld ein Fünftel, bei Doppelwaisen ein Drittel deS WittwengetdeS. An diesem System zu ändern wird nicht beabsichtigt, eS hat sich, abgesehen von der Höhe der Sätze, durchaus bewährt. Die Verbesserung der Wittwenverforzung soll vielmehr dadurch erreicht werden, daß nicht nur daS Berhättniß deS Wittivengelde« zur Pension günstiger gestattet, sondern auch der Mindest- und Höchstbeirag erheblich erhöht wird. Da daS Waisen - geld einen Briichtheil des Wtttwengeldes bildet, zieht deffen Erhöhung bie der Waisengelber von selbst nach sich." Sein oder Nichtsein, das ist für beu Libera - lismus in Deutschland schon längst die Frage. Die „Poff. Ztg." versichert, daß in weiten Kreisen bei deutschen Bürgerthuuis sich immer stäiker die Ueberzeugung geltend mache, daß die nächsten ReichttagS- wählen diese Frage entscheiden werden. Da« liberale Blatt bemerkt dazu: „Nicht aus einige Mandate mehr oder weniger kommt es an. Vermag bie Linke im Zähre 1898 nicht einen entscheidenden Sieg über daS Agrarier- t b u in zu erringen, so geht bie Ration unaufhaltsam einet junkerlichen Reaktion entgegen, wie sie seit den Tagen bet Manteuffel und Westphalen nicht wieder- gekehrt ist." . Die „Boff. Ztg " verschweigt, daß der Liberalismus, ganz besonders der Nativ nalllberali-mu«, zum guten Theil für das Auskommen junkerlicher Reaktion mit verantwortlich ist. Jetzt soll der ^8» s a m m e u s ch 1 u ß aller liberalen Wähler" ernsthaft betrieben werden. Der „Fortschrittliche Lerein der Potsdamer Vorstadt" (Berlin) hat in der Reichshauptstadt ein Flugblatt ver - breiten lassen, in welchem eS heißt: „Die ernste Lage unserer inneren Politik, namentlich bet Immer heftiger weidende agrarische, reaktionäre Kn- sturm gegen da« bürgerliche Erwerbsleben, nöthigt das deutsche Bürgerlhum, sich und seine innersten Lebeus- iiiteressen mit Nachdruck zu vertheidigen . . . Nur ein kleiner Theil des BürgerthumS hat den Kampf für die Bolksrechte, für die Freiheit bei Einzelnen noch aufrecht erhalten. Biele und nicht die Schlechtesten stehen un - thätig abseits, sei es, weil sie am Erfolg verzweifeln, sei es, weil sie sich nicht entschließen sönnen, sich einer be - stimmten Fraktion aiizuschli-ßen. Eiiie Befferuug der so trübseligen Berhältuiffe ist nur möglich, wenn ein enger Zusammenschluß aller bürger - lichen Elemente erfolgt." Um eine „Klärung" der gegenwärtigen Partei- Verhältnisse mit Rücksicht auf den bevorstehenden ReichStagSwahlkampf herbeiznsühreu, hat der geschäslSsührende Ansschiiß de« Wahlverein S der liberalen in Uebereinstimmung mit den Mitgliedern der F r e i I i n n i g e n Bereinigung be« Reichstages und deS preußische« Abgeordnetenhauses folgende Er - klärung beschlossen: ..Sin Zusammenwirken der liberalen Wähler bei den im Jahre 1898 bevorstehenden Reichs tagswahlen und eine rechtzeitige Veiständiyung über die ouszufteilenden Sandidaten ist Angesichts der Aefohr, mit welcher bie extrem-agrarische Agitation unser öffentliche« Leben bedroht, ein drin gen des Gebot." Der gejchSstSsührende Ausschuß bet Wahlvereins bet Liberalen hat in Aursührung dieser Erklärung zunächst an ben geschästSsührenden Ausschuß ber Freisinnigen Bolkspartei ein Schreiben gerichtet, in welchem el „D« unterzeichnete gesLästsfnhrenbe Ausschuß bei WahlvereinS bet Liberalen (Freisinnige Bereinigung) ist bereit, feinen Gesinnungsgenossen im Reiche zu empfehlen, in ben zur Zeit durch Mitglieder bet frei - sinnigen Bolkspartei vertretenen Wahlkreisen eine 8er- ftänbigung über bie bei ben b e v o r st e he oben Reichstagswahlen a u s z u st e 11 e n d e n Kau- d i b o t e n aus bet Grundlage der Aufrechterhaltung des gegenwirtigen FraktionSbefitzstande« herbeiznsühreu und richtet bie ergebene Anfrage an ben geschästSführenben Ausschuß bet Freifinuigen Volkspartei, ob derselbe gewillt ist, feinen Parteigenossen dos gleiche Borgehen gegenüber bet Freisinnigen Vereinigung in ben Wahl - kreisen zu empfehlen, bie zur Zeit im Reichstage durch Mitglieder bet Freisinnigen Vereinigung vertreten find. Zm Fall einer bejahenden Antwort wirb sich bet unter - zeichnete Ausschuß gestatten, betreff« anderer Wahlkreise, die gegenwärtig nicht durch Freisinnige vertreten find, Borschläge zu unterbreiten." Die Berliner „Bolks-Zeitung" meint, praktisch habe die Sache ihren Haken. „Schon jetzt zeigt sich, baß eS zwischen bet Freisinnigen Bolkspartei nnb der Frei- finnigen Bereinigung zu heftigen ftämpien um den „Be sitzfianb" kommen werde, der bekanntlich nach bet Taktik bet Freisinnigen Vereinigung für etwaige Dahlabmachnngen ausschlaggebend sein loll Solche Kämpfe stehen in sicherer klnsficht in den Wahlkreisen Hirschberg. Dlogau. Rostock; andere Wahlkreise, in denen bet „Besitzstand" von der einen Seite behauptet, von bet anderen Seite bestritten wird, werden folgen. Diese nüchterne praktische Seite der Frage ist von ben Enthusiasten bet Einigkeit gar nicht gestreift worben." Das deutsche Zuckerspudikat, ein Ring gemein - gefährlichster Art, ist am Sonnabend in Berlin von 151 Zuckerfabtiken-Berttetern gegründet worden Der Ring ist eine „Gesellschaft mit beschränkter Hastpflicht". Zum Borfitzenden deS Aussichtsraths wurde der bekannte Agrarier, Borfitzenber Bet Landwitthschastskammet bet Provinz Brandenburg, v. Arnim-Güterberg, ge- oäblt. Zugleich beschloß bet Ausschuß re« Vereint bet dioiyuderiabiilanten, «ne Novelle zum Zuckersteuergeiep beim Reichstag zu beantragen, durch welche den Zucker - fabriken die bisherige ft o n t i n g en t i t u n g als ein dingliches Recht gewährt wird, so baß das Kontingent auch dann keine Berminderung erfährt, wenn dir Jahres - produktion hinter betn Kontingent zurückbleibt. Die Zurkcrpräwicuwirthschnft. Die Verhand - lungen in der französischen Deputieren- kommet über bie Zuckerprämien erfüllen begreiflicher - weise Alle, die sich zu der Urheberschaft deS deutschen Zuckersteuergesetzes bekennen müffen, mit Unbehagen und mit Besorgniß. Das in Frankreich geplante Vorgehen ist die Antwort auf die von Deutschland und von Oester- reich-Uiigarn beschloffenen Erhöhungen der Zuckerprämien. Daß unserem Zuckersteuergeietz daS entsprechende Vor- gehen Frankreichs folgen würde, ist bei der Berathung des Gesetzentwürfe« warnend, aber erfolglos vorausgesagt worden Jetzt, da eingetrofien ist und eintrifft, was von der Gesetzgebung zu erwarten war, ringen die Zucker- industriellen, die da« Zuckersteuergesetz einst so stürmisch verlangt haben, verzweifelt die Häi-de und überbieten sich iu Beschlüssen und Erklärungen daß die Zuckeriudustrie durch das Gesetz keinen Nutzen, sondern nur Schaden ge - habt habe, und daß es so, wie eS bisher ging, nicht weiter gehen könne. Die Industriellen haben auch schon offen erklärt, daß sie auf die ganzen Prämien verzichten wollen, wenn sie nur die sanstigen mißlungenen Wohl - thaten des Zuckersteuergesetzes dabei loS würden. So meint auch die „ftorr. d. Bundes d Landw * ; „Grade die deutsche Zuckerindustrie müßte von einer allgemeine» Abschaffung der Erportpränneu den größten Nutzen haben, und prinzipiell wären wir durchaus dasör; dieselbe ist aber nur auf dem Wege internationaler Vereinbarungen zu erreichen. Wenn diese jetzt bis in'« llngewiffe aufgeschoben scheinen, kann man aber keineswegs (?) der deutschen Gesetzgebung die Schuld bei- messen. Die Erhöhung unserer Ausiuhrvergütungen aus JH. 2,50 pro 100 Kg. (statt der im Entwurf geforderten X 4, — ) bildete kein Aggressivmittel in dem Wettkampf auf dem Weltzuckermarkt, sondern wurde nur als Defensio- maßiegel beschloffen, um unsere deutsche Znckerindustrie auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu erhalten." Grade so sogen da« die Franzosen auch, nur mit etwas anderen Worten. Auch die französische Re - gierung erklärt, daß Frankreich sich in der Defensive be - finde und daß fein Vorgehen nur eine Bbwehrmaßregel fei. Aber die Franzosen können sich mit Fug und Rech! daraus berufen, daß das Prämienspstem in Deutsihlaud zuerst zur Entwicklung und zur Blüthe gelangt ist. „Do« unglückselig« Prämienspstem" — bemerkt die „Sofi. Ztg." — „hat ei zu Wege gebracht, daß die Selbstständigkeit der Zucker Industrie erschlafft ist,, daß sie au Konkurrenzfähigkeit eingebüßt hat, und daß endlich der deutlche Verbraucher dauernd die Rosten dieses Kriege« zahlt, der noch keinen Sieg eingebracht hat und deffen Ende unabsehbar ist. Sollten, wie e« den Anschein hat, die vor einiger Zeit ungebahnten internationalen Ver - handlungen scheitern, io würde sich die Lage der Zucker- inbufttie und nicht nur der Deutschland« zweifellos noch weiter verschlimmeru ; aber die Industrie muß sich füglich sagen, daß sie an ihrem Unglück selbst schuld ist." Criuc Euqueir über die Wirkungen be« Maximal - Arbeitstages im B ' r l i n e r Bäckergeiverb« ist von der dortigen Organisation der Bäckergesellen veranstaltet worden. Wahrend die kürzlich veröffentlichte Statistik der Innung über denselben Gegenstand 230 Betriebe anfführt, in denen der Maximalarbeitstag innegehollen wurde, haben di« Gesellen 131 Bäckereien bezeichnet, die den biindeSräth- lichen Borschristen genügen Bon 900 abgegebenen Fragebogen wurden 375 zurückgeliefert. Neben den oben« genannten 131 Meistern die sich nach den Borschristen richteten, sind 184 Meister mit dein Maxima!>-ibeit«log nicht auSgekommen Die Frage, ob der Maximalarbeitstag den Arbeitern Vortheil gebracht bat, wird auffallender Weise von der Mehrheit der Besragten verneint. Die Gesellen beschuldigen die Meister, daß sie ihnen die Vortheile der Verkürzung der Ar - beitszeit v o r e n t h i e 11 e n. In 11 Betriebe» soll die vorgeschi iebene Ralenbertafel gefehlt haben, in 1L9 soll ihre Durchlochung trotz der Ueberzeitarbeit unter - blieben sein. In Bezug ans die Lehrling« soll die vor- gefdliiebeiie Arbeitszeit in 119 Fallen innegehalteii sein. 42 Bäckermeister sollen die Lehilinge 13—15 Stunden, 35 14—15 Stunden, 14 16-17 Stunden und 10 Weister von «acht« 9 Uhr bi« «benb« 7 Uhr ohn« Paus« arbeite» lafien. Bon 302 Schlasräumeu liegen 114 fei fteller. 8Ran bezeichnet diese vielfach al« ungetiBgenb, gesund - heitsschädlich und dergleichen Der Lohnsatz der Geselle» beträgt bei halber ftost M. 5 bi« Ä. 25 vro Woche, bet ganzer ftost zwischen X 6 bi« *. 1». In Berlin solle» regelmäßig za. 2000 Bäckergesellen auch nach Einführung de« Malimalarbeitstages arbeitslos fei». Xie Wissenschaft int Klaffe»stante ist nicht so frei, wie man ei in Festreden oft darzustejk» beliebt Sobald einmal »os ftHaiistischer Seite behmiptet wir», daß auch in den Universitäten alle Mängel de« Stoffe». finale« zum Vorschein fontmen, erheben bie liberale» und anderen Blätter der herrscheiiden Klaffen ein wüthende» Geschrei; aber e« giebt Augenblicke, in denen die Bethet» ligten offen mit bet Sprache heranSrücken. In der „ftreuzzeilung" ergreift ein außerordentlicher Professor do« WoN z»r Regelung der ProfcfforengehSlter mA schreibt n. A.: Wenn nun aber ein Ordinariat frei stirb, bau» gelten für da« Aufrücken bekanntlich nicht ettve AnriennetälSrückfichten, sondern da spielen für die Aul - wahl deffen, der nun dieses Ordinariat erstatten log, abgesehen von dem Unterschiede wirklicher Tüchtigkeit (der überdies gar nicht so leicht immer Kar zu fasse» ist), ehte Menge anderer Umstände eine Rolle: Be - ziehungen zu einflußreichen ferfSnlf ti - telten. Zugehörigkeit zu jeweils ein- flußreichen Richtungen, da« Interesse der al« Rathgeber gefragten Herren für ihre Schüler, wiffenschafkliche Freunde u. s. w — eine Menge mehr oder minder bet Zufälligkeit unterliegenden Umstände, wobei notorisch gar mancherlei Menschlichkeiten Unter - laufen. So entstehen thatsächlich bie aller - größten Ungleichheiten d«S BorwärtSkonimeuI der Einzrinett. Hier gelangt ein ganz junger Mann, selbst ohne nun immer ein ganz besondere« Licht zu sein, schnell in ein Ordinariat, dort kann ein Anderer, der ganz wohl da« Sei tilge ebenfalls leistet, 15—20 ober mehr Jahre all Extraordinarin« sitzen und nicht wenige lkrtraorbinarie» gelangen niemals zum Ordinariat Die unter Id ufenben „mancherlei Menschlichkeiten" sind aber in der ftlaffenzugehvriykeit der maßgebenden Personen begründet, ueo mer Dem gelingt «« schnell vorwärts zu kommen, der ben Anforderungen der ein» flußrefthen Persönlichkeiten entspricht. Da legt man bann oft genug dem selbstständigen Denker so viel Schwierigkeiten hi den Keg, daß nicht feiten die größte» ÄemeS zu Grunde gehen. „R»r der Irrthum tä da« Ledert nnb dal Wissen i ft der Tod" En Mir Schiller fcfe UngiuckSprophetin Kassandra sagen. Diese ftafianbra« Weisheit wird von der agrarischen „Deutsche» Tageszeitung" aus die BolkSbildnug ange - wandt. DaS Blatt läßt sich in einem längeren Herzens - erguß über die „Bildnng" au«, und ei betrachtet diese vom agrarischen Standpunkt au«. El giebt näm - lich. so stellt da« Blatt mit Schmerz fest, „noch «tue erkleckliche Anzahl wohlmeinender Männer, die für unser Boll alle« Heil von der Bildung, von der Stillung seine« angeblichen Bildungshungers, von der Mehrung (eurer Kenntnisse, von seiner sogenannten Theilnahme an den sogenannten Errungenschaften der Wissenschaft erwarten*. Die Agrarier gehören zu diesen Leuten nicht; ihr Stand - punkt ist folgender: .Thut denn solche sogenannte Bildung unserem Volke wirklich noth ? Und erreicht sie thatsächlich daS, wo« mau von ihr erhofft? Wir glauben, beide Fragen mit einem runden Nein beantworten zu können. Die heutige Znyend ist bekanntlich viel „gebildeter" al« bi« Jugend früherer Jahrzehnte Ist sie dadurch brauchbarer geworden? Richt im Geringsten I Alle Erfahrungen bekunden da« Gegen» theil. ES Mrd fast allenthalben über abnehmend« An - stelligkeit der Lehrlinge, Über Abstumpfung d«S Verständ - nisses geklagt." Da sieht man also die verderbliche Wirkung da Bildung. DaS Allerschlimmft« aber ist die Großstadt- bildung. „Man vergleiche »eiter die Großftadtbildung mit der Baucrnbildung 1 Der Großstädter lernt mehr und wird findiger; der Bauer lern! wenig nnb bleibt innerhalb der Schranken seines Gesichtskreises. Wer ist nun in Wahrheit gebildeter? Das großstädtische Volk spricht schnoddrig und nafrmri« über Alle«, aber e« fpr-cht un - geheuer selten etwa» Eigene« ; es plappert nach Entweder redet es Leitartikel ober Gemeinplätze oder Gassenhauer in Prosa. Der Bauer mag unbeholfener sprechen, er spricht aber selbst, — EigengedachteS und Eigen» empsundeneS." Heute wird Sberhanpt viel zu viel gelernt. „In bei alten, einfacheren Schulen pflegten die ftinbct wenig mehr zu lernen alS Religion, Rechnen, Schreiben und Lesen." Aber wenn die Biloung ein so furchtbare« Uebel ist, sind dann auch nicht die Anfänge der Bildung schädlich? Erzittre vor dem ersten Schritte I Wozu denn da« Rechnen, Schreiben und Lesen? Da ist der Gesinnungsgenosse der Agrarier im „Zigeunerbaron" doch folgerichtiger. Sei» „Ideal und Lebenszweck ist Borstenvieh und Schwein«, speck". Und er erklärt frei und offen; „Ja, das Schreibe» und das Lesen ist mir stet« fatal gewesen." Im Meininger Ländchen ist jetzt, wie bte „Vorwärts" berichtet wirb, die Bewegung gegen den seitens der Regierung eingebrachten Gem ei n bereit«. Gesetzentwurf in besten Zug«. Besonder« rührig ist, neben unseren Parteigenoffen, die freisinnige Partei im greife Sonneberg, von wo au« nicht nur bet liberale Wahlverein, sondern auch der Gemetnderath einen recht energischen Protest gegen ben reaktionären Gesetzentwurf an den Landtag sandte. Ebenso rührten sich bisher die Freisinnigeu in Salzungen; der „Salznuger Anzeiger^ brachte zur rechten Zeil eine Reminiszenz, wonach btm Gemeinderechtsgesetze von 1840 die Einleitung vorqedluckt war, daß die Regierung wuntche, daß sowohl die Gesammt - heit der Bürger sich an den Gemeindegefchäften betheilig« und den einzelnen Gemeinden mehr Selbstständigkeit und Bewegungtsreiheit gegeben werbt. Allgemein ist der Schluß, rritaiu sowohl der mündlichen al« schriftlichen Agitation gegen den Gesetzentwurf, daß man der „liberalen* Meininger Regierung eine solche reaktionäre That nicht zugktraut habe. Es wird jetzt unumwunden zugegeben, daß die an den Besitz sich Inüp’enbe Mehlstimmenwahl gegen die Sozialdemokratie sich richt«; man hat dabei aber die Rechnung ohne den Wirth gemacht, beim während man ui der That in den Städten die Soturldemokratie auf Grund der beabsichtigten Salti inet.vbr gänzlich ans ben Gemeindevertretungen enthalten wurde, zeigt sich für das platte Land und speziell für die ärmeren Gebirysdöiser das grabe Gegentheil. Dort kommen bie großen Einkommen, welche zur Abgabe von 15 bis 20 Stimmen berechtigen, nur vereinzelt vor, während das Proletariat brbeutenb überwiegt; hier wüide die künftige Leichtigkeit, „Nachbar" ober Bürger werden zu können, die damit verbundene neu einzntührende Mehrstim,nenwahl vollständig paralh» fireit Das Ungerechte der Mehrstimnienwahl wird t»