-.s I . AX ‘xz Lonnavend, den L3. Februar 1897 AMtlMMMslMk! ♦ Anzeigen werden die iech»gcspalkne Petitzeile oder deren Raum mit 30 4, füt den BrbeitSmarkt, ®et» mirthuags- and Aamiliruanzrigcn mit 20 4 berechnet. Anzclgcn-Annahmc in der Expedition (bi« 6 11 bt Abd«.), somit in iämmtl «mtoncrn-vkreeinx, Redaktion und Expedition: (Krohe Tbeaterstrahe 44 in Hamburg. —.TT’ v'r—«»KrsTnw««asnuB«B ■ Da« „Hamburger er(Lt,nt täglich, außer Montag». Ler NbonuementSpreiS (inO. „Die Neue Weit") betragt: durch dic Post bezogen (Nr. bto P, fb tntnLjt» 31(»ft) ohne Bnngegeld viertel jabrüch X4^!0; durch die Äotportän roödicntl 3« 4 frei in'« Hau». E.nutne Nummer 6 4 Sountagr-Nummer mit illustr Lonntagr Beilage „Tie Nene Weit" 10 4 Beraiitrnortlicher Redaltür: ®ustatt Waber«ky in Hamburg. Hierzu eine Beilage. Mr haben dm wucherischen Karakter des Kapitalismus schon bei vielen Gelegenheiten hervor- gehoben, aber kaum jemals ist er schärfer hervor - getreten als bei dem verflossenen Streik. Ein klassisches Beispiel war das berüchtigte „Eingesandt" in den „Hamburger Nachrichten" unter der Spitz - marke „Zum 1. Febniar 97", worin klar und deutlich ausgesprochen war, daß man auf die bitterste Noth der Arbeiter spekulirte, um sie zu zwingen, sich un - erhörten Zumuthungm zu unterwerfen. Ein wesent - liches Merkmal des Wuchers ist ja die Ausbeutung der Nothlage Anderer, um sich Vermögens - vortheile zu verschaffen, die im Mißveif- hältniß zu den eigenen Leistungen stehen. Der Kapitalismus ist Wucher, Jnduftriewucher, Arbeitswucher, Wucher mit Arbeit statt mit Geld, aber ökonomisch und moralisch dasselbe. Die Ka - pitalisten spekuliren auf die Nothlage der Besitzlosen, den Hunger, den Fwst und die sonstigen vielen Be - drängnisse der Armuth, und niitzm diese Nothlage aus, um die Arbeitskraft der Besitzlosen gegen äußerst geringe Gegenleistungen zu erhalten. Ihre Nothlage soll die Arbeiter zwingen, dem Kopttalisten für niedrige Löhne langzeitige Arbeit zu leisten. Was beim Geldgeschäft zwischm Gläubiger und Schuldner der ztM Darlehen im Dtißverhältniß stehmde hohe Zins, das ist im Arbeitsvertrag zwischen Kapitalisten und Proletariern die mit dem Lohn und auch der Behandlung im Mißverhältuiß stehende große Arbeitsleistung. Die Analogie ist eine so vollkommene, daß in der That schon von kapüalistisch unbefangenen Ju - risten die Forderung aufgestellt wurde, den Industrie- wucher ebenso wie dm Geldwucher unter Strafe zu stellen; so von dem durch seinen Prozeß bekannt getoordenen schwäbischen Landgerichtsrach Gustav Pfizer. Die Erfüllung dieser Forderung taun freilich nur ein Utopist und Ideolog für möglich haltm, der nicht weiß oder zugiebt, daß die Gesetzgebungs - maschine einstiveilen noch im Dienste der herrschmden Klasse sunkttonirt und die Mederhaltung und Unter« driickimg der Besitzlosen zu bereu vornehmsten Auf - gaben gehört. Den kapitalistischen Wucher unter Strafe stellen — damit würde ja der Kapitalis - mus sich selber den Bauch ausichlitzm, das Harakiri an sich vollziehen. Umgekehrt war es vielmehr konsequent, daß in der Blüthezeit des Liberalismus die Bestrafung des Wuchers gänzlich aufgehoben wurde. Wmn sich die Gesetzgebung 1880 wieder dazu verstand, den Geldwncher straftechllich zu verfolgen, so geschah es, well die herrschende Klasse selber in der Wucherfreiheit ein Haar gefunden hat, also ähnlich wie in der Konkurrenzfreiheit, die neuerdings durch das Gesetz über den unlauteren Wetchewerb eingeschränkt werden soll. In einem Gesellschaftssystem, wie dem kaplla- listischen, dessen breiteste Basis die Ausbeutung der Slothlage der Besitzlosen bildet, muß die Auffassung, daß dir Bewuchening der Pillmeuscheu moralisch verwerflich sei, gradezu kindisch erscheinen. Die Zeiten sind vorbei, wo in der honneten Gesellschaft der Wucherer als solcher verachtet war und von vornehmen Vereinen hinausballotirt wurde, wenn er Mitglied werden wollte. Der Groß- kapitalismits hat „alle Bande frommer Scheu" gelöst, der Millionär, der das Zuchthaus mit dem Aennel gestreift hat, gilt als vollwerthiger Gentleman, so lange er sich nicht erwischen ließ, seine „Ehre" strahlt im Bollglauz auch dann noch, wenn er die Frau seines Freundes »erführt und den Freund niedergeknM hat; ja dann erst recht. Die Moral ist eben auch, wie der ökonomische Materialismus lehrt, ein Reflex der jeweiligen Wirth- schafts- und Sozialzustände und ändert sich mit ihnen, und die Moral der herrschenden Klasse ist eine aridere als die der beherrschten. Der Staat, als das Organ der auf Privateigen- tijum sich gründenden Gesellschaft, mußte nothwendig jeoen Eingriff in das Privateigeuthum mit Strafe bedrohen. Der Schutz des Privateigenthums war ja (neben dem Schutz des Lebens) seine Hauptaufgabe. Staub, Diebstahl, Betrug verfielen dem Straf - richter. Neben diesen offenen Eingriffen in das Privateigenthum giebt es aber verkappte, schwer nachweisbare nnb also vom Gesetz nicht leicht faß - bare: die geschäftliche Plusmacherei oder Ansbert- tung. Der Wucher und der Handelsprofit sind die ältesten Forme» derselben. Bekanntlich verbietet die mosaische Gesetzgebung den Wucher resp, das Ziitsnehmen überhaupt von den Mitbürgern ein - schließlich des im. Lande ansässigen Fremdlings, der ja den Einheimischen vollständig gleich gestellt war. Nur vom Ausländer war das Zinsnehmen gestattet. In jener frühen Geschichtsperiode hatte sich eben der Materialismus noch nirgends zum Menschheitsbegriff erweitert. Innerhalb des nationalen Gefellfchafts- rahmenS war der Wucher als Berletzung des PrivateigenthiimS verpönt (wie ja auch die Sklawerei, also die Ausdeutung der Arbeit Anderer, ^^bürgern gegenüber mir in besonderen Füllen zu - lässig und eine äußerst humane Behandlung solcher Sklawen eingeschärst war). Wo aber das Staats- gefef} nicht ausreicht, greifen Religion und Moral ein. Ebenso haben antike -schriftsteller, die Kirüten- otfter, Luther ?c., über den Wucher ihr Anatdem JH W«.t i, JEZ ausgesprochen. — Sogar der Handelsprofit galt in alten Zeiten als Plündemng, als gewaltsamer Ein - griff in das Privateigenthum, und nicht umsonst ist llllerkur in der Mythologie der Gott der Kaufleute und der Diebe. Die öffentliche Meinung gestand wohl dem Kaufmann einen mäßigen Gewinn zu für seine Thätigkeit als Vermittler des Waarenaus- tausches; aber man wußte auch, daß die Kaufleute sich nicht damit begnügen, sondern, wie Engels sagt, als Lohn für geringe wirkliche Leistungen, sowohl von der heimischen wie von der fremden Produktion den Rahm abschöpfen und rasch enorme Reichthümer und entsprechenden gesellschaftlichen Einfluß erwerben. In den moralischen Anschauungen, auch de? Bürgerthnms, erhielt sich die Unterscheidung zwischen anständigem der Leistung entsprechenden Gewinn und Plusmacherei, ebenso wie zwischen Zins und Wucher, bis auf die neueste Zeit, wo ihn der Großkapitalismus verwischte, der alle Fesseln sprengte und seine ungezügelten Orgien feierte und Alles in dem eiskalten Wasser egoisttscher Berechnung ertränkte und in Tauschwerth auflöste, wie das Kommnnisfische Manifest sagt. Wie sollte er also vor der Be - wucherung der Arbeiter zmückscheuen, a« dem Jnduftriewucher Anstoß nehmen? Mag man das Verhalten der Unternehmer als Micher brand - marken, das sicht sie nicht an, Name ist Schall und Ranch, die Hauptsache ist, „daß das Geld im Kasten klingt". Und ebensowenig sckeeren sie sich darum, daß dieser Wucher einen flagranten Eingriff in das „heilige Privateigenthum" bedeutet, dessen Erhaltting ihnen so sehr am Herzen liegt Was liegt am Prinzip? Wenn nur der Profit blüht! Boy Her WeMhne. AiiS dem Reichstage. Berlin, ll. Febniar. Der SldnftunDeiitag raubt schon manchem Anhänger der gcgcnwänigen Pivdullionsioeise den Schink. Diese Forderung, welche von den Arbei:ern nur gestellt ist, nm die krassesten Schäden der kapitalistischen Ausbeutung zu uiildern, wird von unsere» „Politiker»" süc ein Stück sozialer Revolution gehalten. Die einstchtsvolle» Kenner der modernen Entwicklung kommen aber fast zu der ent- gegengesctzlen Anfichr. Sie behaupten nicht mit Unrecht, daß die heutige Gesellschaft nur noch für «ine längere Periode existenziäbig ist, ivenn sie sich zu ernstbaiten Reformen eiiischließt In Deutschland bat man sich jedoch daran gewShnl. nicht-sageude Worte für Reformen nnb wirkliche Reformen für die soziale Revolution zu halten. Bet der heute fortgesetzten Debatte über unseren Antrag, betreffend die Einführung des Achtstundentage-, ergriff al» erster Redner Herr von Pnitkamer- P l a u t h das Wort. Er führte da- alte Familiencrbstnck, wonach hinter jedem Streik die Hydra der sozialen Revotntion lauert, vor und kam dabei auf den Streik der Seeleute und Hafenarbeiter in Hamburg zu sprechen, der nach Pnttkamers Ansicht ein Produkt sozialdemokratischer Hetzereien ist und seine revolutionäre Seite bei den Polizeikrawalleii gezeigt hat. Diese Krawalle sind nach seiner Ansicht durch die Artikel hervorgerufen, welche die sozialistischen Zeitungen nach Beendigung des Streiks veräffentlicht haben Nun konnten doch weder die Polizei, noch die Streikenden am Soniiabeud unmöglich wiffen, welch« Artikel am Sonntag oder Dienstag in den Zeitungen stehen werden, und vor Sonntag Morgen ist doch kein« sozialistische Zeitung erschienen welche die Frage be. handelte. Hat nun Pnttkamer Recht, daß die Krawalle auf Zeitung-artikel zuriickzmuhren sind, bann hab«» andere als sozialistische Blätter den Kraivall hervor- g«rufen, da es in Hamburg kein sozialistisches Abendblatt giebt. Zur Sache selbst war Redner der Meinung, daß nach Einiührnng einer gesetzlich geregelten Arbeitszeit nur noch die fähigsten Arbeiter Arbeit finden würden. Er glaubt also an eine so große Arbeil-Ivfigkeit, daß Die - selbe nicht einmal durch den Achtstundentag beseitigt werde» kann. Run, wen» die Sachen so stehen, bann mußte mau mit seinen Forderungen noch weiter gehen, und zwar so weit, daß schließlich auch die schwächeren Arbeiter unterkommen können. Der national-soziale Abgeordnete H ü p eben zeigte, daß fei» Herz viel besser ist als seine Einsicht. Haupt- sächlich benutzte er seine Redezeit zur Bertheidigung Rau - mann-. Dem Zentrumsman» Freiherrn v. .p e r 11 i n g hat man früher wegen seiner Haltung aus sozialpolitischem Gebiet den Borwurs gemacht, daß er sich der Sozial - demokratie zuneige. Dieser Borwurf scheint ihn lehr ge. kränkt zu haben. Jetzt, nach sehr langer Zeil des Schweigens, liefert er den Beweis, daß er sich gründlich gemausert hat. Gradezu klassisch war der Einwurf, daß im Interesse der 8a»6roirtbf«1>aft bi« Lage der industriellen Arbeiter nicht zu sehr verbessert werden dürfe. Erfolgerle: Wenn die Lage der Industriearbeiter zu nxit gehoben wirb, baun strömen die Landarbeiter noch mehr al« bis jetzt in die Jndnstrieorte und schließlich fehlt dem Grund - besitzer die billige Arbeitskraft. Auch glaubt er, daß wir an der Grenze des zulässig«» gesetzlichen Zwange« äuge-; kommen sind, und bezeugte dadurch, daß der von ihm und Hitze gestellte Antrag, ivelcher die Einiührung einer 83fliinbigen Arbeitswoche für die Fabriken verlangt, praktisch ohne Bedeutung ist. Auch do n Rarborff hielt den Achtstundentag für die leibhaftige soziale Revolution. Er hat auch den Grund entdeckt, weshalb wir den Antrag ei »gebracht habe». Der Grund ist folgender: Durch die Niederlage des Hasenarbeiterstreike ist das Ansehen der Sozial- bemutrcitie erheblich geschädigt und nun soll diese« An- sehen durch die Wirkung diese« Anträge« gehoben werben Weich' sonderbare Leichtgläubigkeit uiuß dieser Silber- mann bei seinem Publikum vorau«setzeii I Rach feiner Ansicht bringen die Sozialdemokraten int Dezember 1895 einen Antrag ein, um mit diesem Antrag die Folgen eine« Ereignisse- zu verwischen, welches im Februar 1897 et»getreten ist Wenn es gilt, die Aibeiler zu bekämpfen, bann werde» alle Sprünge gemacht, die, wenn auch nur ichetiibar, zum Ziele führen. Als treuer Bisniärcker wie« Rarborff auf bie blutige Revolution hin und kam so zu dem nicht mehr ungewShitlichen Schluffe, daß Aiisuatzniegefetz« gegen die Arbeiter gemacht werde» müßten. Schade, daß der kachjeuwald nicht mit Papageien bevölkert ist. diesen Theil der „hohen Politik" würden jene bunt gefiederten Pögel auch schon Der- treten können Der Paiiernbündler Hilpert bebauen«, baß bet । Tug nur *J4 Stundeii habe; er versichert«, die Bauern rnn।ben ihre L-ute im Sommer gern noch länger arbeiten lasse», wenn die boshafte Ratnr nicht die Tage so kurz gemacht hätte Im Winter soll es in seiner .Heimakh Vorkommen, daß die Lapdarbetter nicht diel länger al- 8 Stunden arbeiten. Nachdem Rösick« dos alte Lieb von ter Konkurrenz, fähigkett, die durch die Arbriterschntzgesetze verloren gehe» könne, gesungen, (Bros Stolberg ein Wort für bi« iiothleideiide Landwirthichiiil eingelegt und Schall feine übliche Rachmiitag-prediqt gehalten hatte, ergriff unser Genosse Legien das Wort Die Ausgabe, welche ihm zufiel, war insofern kein leichte, weil eine unendliche Zahl von Einiveiiduugen gemacht sind, die sich aber zum größten Theil auf einem Niveau bewegten, wo man nicht mehr diskutiren, so ; rn einfach den Vertreter solch' „naiver" Grundsätze veihöhnen tuöchte. Da aber bie „Gegengründe" mit solch' scheinbarem Ernst vorgetragen sind, so mußte unser Genosse sie auch als «rufthaste Entgegniivgen behandeln. ' Im Uebrigen brachte er noch eine Reihe neuer Argumente für unseren Antrag vor. Daun wurde die Debatte noch einmal vertagt. Wenn bie Gegner des Antrages es selbst glaubten, daß bie Debatte nur zum Zwecke der Agitation hervorgernfen ist, dann würden sie doch selbst kaum beju beitragen, bie Wirkung so z» verstärken. Zum Schluffe wurde »och ein« persönliche Ange - legenheit des @ raten Mirbach erledigt. Als dieser Herr in voriger Woche einen unter gesitteten Menschen »ich: üblichen persönlichen Angriff auf den Präsidenten de« Reichstage- gemacht, hatt« er sich verpflichtet, bie Aeußerungen zurückznnehmen Dieses Versprechen hatte er aber nur halb «nullt. Darüber war er von Lieber scharf angegriffen worden. Jetzt wollte er das Versäumte nachhvleu, aber junkerlicher Hochmuth und Mangel un Geschick ließe» ihn nicht z»m Ziele kommen. Er mußte abermals von bem Zenlruwsfnhrer einige Ohtfeigen ein- stecken. Der edle Gras wußte schließlich gar keine Er - widerung mehr zu finden und es hatte den Auscheiu, als halte et den Grunewald für ein Gebiet, wo er mehr Probe» seiner Geichicklichkeit geben kaun als im Reichs- tage. Aber die Katholiken schieße» nicht. „(Bruttfl dcS SrgettS," ruft die „Freis. Ztg.' mit vollem Recht Angeficht« der ungeheure» Fülle des Be- rathungsstosfs, der dem Reichstage vorliegt und der sich noch immer zu vermehren droht, so daß nicht abzu - sehen ist, wann alle diese Vorlagen erledigt werden sollen. Tas Maß ist bei eit« voll, meint da- fteisiuuige Älatt. Ein Mehr als die gegenwärtigen Borlageu kann »nwög- lich in dieser Reichstag-session noch zur Erledigung ge - langen. Borau-sichtlick! wird nicht einmal da- jeyt vor - liegende Penfnm abgewickelt werben können, auch wenn die Berhandlungen bis in den Juli hinein buttern. Ander- wäre es, wenn bie Borlagen von vornherein im sinne eiltet Reich-tag-niehiheit gemacht würden. Aber da ist zunächst bet Reichsguushatteetat, uisoejondere mit den neuen großen und streitigen Anfor - derungen für die Marine. Dazu bei Be- soldungsverbeffetiingsplait. über dessen Schicksal im Ein. zeluen und im Ganzen sich heute noch durchaus nichts voraussagen läßt. Dazu soll nun noch ein RachtlUgsetat kommen, vielleicht sogar ein Gesetz mit einer Novelle zum Servisgesetz Tie Novell« zum Unfallversichkrung-. gefctz macht weitschichtige ekonimiffiottsberathiiugeu und Plenarvethaudlungen ertorderlich. Zu bet neuen S tt b- hastation-ordnung und der Grundbuch- ordnung ist jetzt das neue H a n d e l s g e setz b u ch gekommen Solche Borlageu, wrlche in erster Reihe die Juristen interejiireu, pflegen besonders viel Zett tu der Behandlung zu beavspruchen Ueberaui teftriiten ist auch die Poftbampseroorlage. Dieselbe wirb jedensalls zu sehr langwierigen Lomiiiifsivusverhoud- lungen Anlaß geben. Schon jetzt haben bie Parteien Schwierigkeiten, bie erforderlichen Kommissionen zu be - setzen. Erfolgen »och weitere Borlagen, so tritt die Rothwendigkeit hervor, Mitglieder in mehrere gleichzeitig tagende Scmmifiioueu zu belegireu. Tie Erschwerungen bet lkommissionsarbeit, welche daraus folget: insbesondere auch in Bezug ans die Tageszeit bet Louiniissi»usfitzunge:t, bedürfen keiner näheren Darlegung. ES ist daher ganz undenkbar, daß bie Borlageu, welche gegenwärtig noch im Luiibesrath stecken, die Novelle zur Znvalibitätsverficheruug und bie Haiidwerkervorlage, in dieser Session noch iu irgend einer Forni zur Berabschiedung gelangen können. Schon der Umftanb, daß der BuudeSrath uieh. ter« Monate zur Berathung dieser Botlagen bedarf, be - kundet, welche Gegensätze hierbei sich geltend mache» und wie langwierig erst die späteren Berhairdlungeu im Reichstage im Ganzen und in: Einzelnen sich gestalten werde». Die Militär st rafprozeßresorm scheint im Bundcsraih noch so weil tu der Berathung zurück zu jein, daß sie schon deshalb nicht an den Reichstag gelangen wirb. Je mehr dem diätenlvsen Parluutent aufgepackt wirb und je weniger übersichtlich dadurch der Geschästsploii des Reichstages sich gestaltet, nnb je mehr dadurch da- Ende der Session in unbestimmte Ferne gerückt wird, desto weniger ist auf eine Erhöhung der Präsenz in absehbarer Zeit zu rechnen. Auch dieser Umstand erschwert schon in mannigfacher Beziehung tue Bei Handlungen über ! die dem Reichstage unterbreiteten Borlagen. Die Darlegungen find durchaus zutreffend. Die immer länger sich hinzieheiide Dauer der Reichstags- fessioneu ist in erster Linie darauf ziirückznsühren, daß die Regierungen bei ihren Vorlagen allerlei reaktionäre Rebeuabsichten verfolgen, für welch« im Reich-lage auf eine Mehrheit nicht z» rechnen ist. Man beute »irr an das abschreckende Beispiel der I u st i z u o v e l l e. Es gewinnt »achgrade den Eindruck, als ob System in der Sache liege nach der Richtung, den Parlamentarismu« durch den ParlamenlanSntu- todt machen zu wollen Freilich trifft die Schuld bie bürgerlichen Porteiro, bie sich da- bieten lasse» Dom Marino Kartell. Wie bie „Dauziaer Zig." „von zuverlässiger Seite* (Rickert?) erfahren haben will, soll der Kaiser die ihm i» den Mund gelegten Worte über das Zusammengehen der konservativen, freitonfero atieeu und national liberalen Partei gar nicht gethan hoben. Der #aijir habe nicht speziell von diesen drei Parteien gesprochen, sonder» nur ganz allgemein eine Berwischung der Fra ktion «grenze» im nationalen Iuteiesse al« wünschenSwerlh bezeichnet. Richtig ist, daß er sich entschieden f ü r eine Bermehrung der Flotte ausge- sprocheu ha:. Auch bie „Liberale storrefp.* schreibt, wohl um do- Zentrum zu beirbwiärt gen : „Rach unseren Erkundigungen hat der Kaiser in dir Rachtisch Unterhaltung bei teilt Fiuaiiziniuister kein Wort von der Rothweiidigkeit des Zusammengehens der „nationalen Par - teien*, d. h. der konservativen, Freikonservativeu und der Ratioualliberalen gesagt. Es ist auch keine Aeuße - rung umioiiiiiieii worden, welche in diesem Sinne ver - standen oder iiiißverstauden werden konnte. Eine der - artige Auslassung wärt eine Biüskirnng derjenigen Parteien gewesen, ohne deren Miiwirkung auch die nur lheilieeife Bewilligung der für neue Schiff-bauten im Etat geseiberten Mittel ausgeschlossen ist.* ?i< klerikale „Köln. Bolkszlg * meint, - sei bekannt. daß der Äaifer «8 gern sähe, wenn sich ein nette« Barten zur Durchiührung der großen Marinepläne bilde. Da aber auf dar Zentrum hierbei nicht zu rtebnen fei, liege ein Znrückgreifeu auf die alten Kartellparteie» nahe. Da-Zentrum fei nun einmal füt uferlose Flottenpläne nicht z » haben. „R e tiwa bien mit der Parole: Rene Schiffe nnb »tue Steuern! wären nicht sehr aussichtsreich für di Rarleübtüber. Danach werden sie vorsichtig genug sein, sich nicht zu weit zu verpflichten. Sollte es der Mariuesoiberrtiig«» wegen zu einer Auslösung de« Reich-tage- kommen, so könnte da« Niemand un - bequemer fein, all uujrten Tiittelparteien. Znr Zeit aber hoben sie im Reichstage nicht entfernt die Mehrheit; e« nutzt ihnen daher auch alle« .Zujammeiifchließen* nicht«. Und wett» man ihnen bie Mehrheit verschaffen will, so iiiiiß man ihnen auch eine andere Wahlparole mitgeben Die zu finden wird nicht leicht sein, und darum macht un« das neue Bartell vorläufig auch keine Bopsschmerzen.* Selbst die Satio nalliberalen haben Be- denken, sich ans die Dnichsührung der Marineforderungen ohne Ke, leres zu verpflichten Der .Hannov. Courier* schreibt: „Daß die nationalliberale Partei gegenwärtig cinmüthig für die Floitenvertnehrung — auch nur im Rahmet, ter Etat-forderungen — eintreten würde, läßt sich nach den Debatten bei der ersten Lesung des Etats bis jetzt ebenfall« nicht annehmen. Unb daß au« anderen Pat leien bie Mehrheit für eine größere Flotlenvermehrnng Tomaletirt Wirt, ist mehr als unwahr- icheiulich Ohne Abstriche wird der Marineetat von diesem Reichstage nicht bewilligt werden; man mag da« bedauern, aber - ist doch wohl zweckmäßig, sich darüber k e i » e r T ä n f ch u n g h i n z u g « b e n. So wird denn auch hier und da int Anschluß an jene angeblich« Mahnung des Sailer« der Gedanke der Reichstag-auflösung mit folgenden Neuwahlen unter der Parole Flottenvermehrung erörtert Wir können nicht annehiue», daß man in RegierungSkreisen glaubt, mit solcher Wahlparole einen Reichstag zu erhalten, der den Dünsche» der Regierung sich in höherem Maße anpo.ßt als der gegenwärtige. Die Erinnerung an 1887 ist nicht angebracht. Die Verhältnisse lagen damals in jeder Beziehung ander«, fachlich und peisönlich. Auch solcher Streik, die vor zehn Jahren ohne Wanken zur Regierung standen, bat sich heute ein kritische? Mßtranen bemächtigt, das selbst vor den brsti'miuteslen @i klärnnge» militärischer Autoritäten nicht Holt macht. Es ist eben der Glaube an einen konsequenten Kitts iu der Regierung verschwunden, und dieser Glaube ist bie erste und nothwendige Vorbedingung für ein opfer - williges Vertrauen. DaS Unbehagen, bas au- der Un- sicherheit entspringt, mit der wir dem politischen morgen entgegeusehen, macht es auch dem noch so wenig opposi- tio. ell veranlagte» Politiker schwer und oft unmöglich, sich heule im Sinne der Regierung zu binden.' Die Natioiialliberalen wütbeu sich trotz dieser schönen SrmägiiBflen schließlich doch zum Umfall bereit finde, lasse». Tas kennen wir. Wenn nur die Neuwahlen nicht wären I Die vergleichende Darstellung der Flotten- stärke» der einzelnen Länder in Zeichnungen, welche der Kaiser der NeichStagsbibliothek überwiesen hat unb bie om Donnerstag in der Wandelhalle des Reichstage« an-gtsiellt waren, bedarf nach einer Mittheilung der Ber- liuet „DolkSztg * einer Ergänzung. Aus den Zeichnungen ergitbt sich, wie das genannte Blatt bemerkt, bie That - sache, daß bie Flotten Frankreich« und Rußlands erbeb- lich stäiker sind, als bie des Deutsche» Reiche-, Eine graphische Darstellung der Rüftencntwidlung der eiuzelueu Länder, die als Maßstab für ihre Marinebedürfnisfe zu dienen hat, ist bett Zeichnungen nicht beigegeben. Die Küstenausdekmnng Frankreichs beträgt 3120, diejenige Rußland« 50000 Kilo - meter, wohingegen Deutschland eine Küitenau-dehiiung von nur 1665 Äilouietcr hat. Für Frankreichs Be - dürfniß nach einer stärkeren Flotte spricht übrigens noch ein ausgedehnter Kolonialbesitz. Dir „Fre:f. Zig.* meint — nnb Wohl mit Recht — dos Reichsmarineamt Hobe btt Tafeln anfstelleo lassen, um eine Einwirkung zu üben aus bie Bewilligung der Forderungen neuer Kriegsschiffe in dem grabe in den nächsten Togen zur Berathung stehende» Marineetat für 1807.98 „Das Reichsmarineanit hat es aber unter - lassen, diese Toselu seinerzeit« zu zeichnen und damit die Pera n Iwo rtlichkeit für dieselben vor dem Reichs - tage z» Übernehmen In Folge der mangelnden Gegenzeichnung ist es daher nicht möglich, diese vor dem Sitzungssaal ouigestellteu Staffeleien in den parlamentari - schen Perhandlnngen einer Kruck z» unterziehen.* Wir holten da« Lryteie iür durchaus falsch. Stellt man bem Reichstage solche Darstellungen, die doch ganz natürlich al« Grundlage für bie Meinungsbildung bet Reichsbote» gedacht find, in fein eigenes Heim, so muß bie kritische Würdigung derselben ziigelassen werde». Der Entwurf der Militär-Strafprozeß - ordnung, wie er gegenwärtig bem Bunte-rothe »erliegt, unterscheidet sich der „Franks Ztg.* zufolge von bem vor zwei Jahren ansgearbeiteten nur durch per- hältnrßmäßig ganz unbedeutende Berbeffernngen. Für jede Divisioii, für Festungen und größere Städte ist nur je ein Auditor vorgesehen, Der im Perhinderungsfalle in Uutersuchttug unb Aburtbeiluiig durch einen Offizier ersetzt wird. Äur die Divisioiisgerichte also die höheren Gerichte, habe« einen Auditör. Die Standgerichte, die niedrigeren Gerichte, bie bis zu einem Jahre Freiheit«, strafe verhängen können, habe» gar keinen Auditör Untersuchungen und 'S’-urlbtiluiigen werben hier nur durch Llfiziere bestätigt. Beim Divisionsgericht könnte e« also Vorkommen daß ein Tode«nrtheil ohne Mit- Wirkung eine« Juristen zu Stande käme. Da« Be - st a t, g u n g s r e ch t ist beibehalte», die Münd - lichkeit »liier einigen silausetn und die Oeffent- lichkeit unter be» bereit« bekannte» Beschrän - kungen angenommen. Segen die Bärkereiverordnnng deck BundeS- ratheS bat ber Borftaub bet Berliner Säcferiuming „Äonfortia* »ach der „Germania* säinmtlichen Reichsiags- Abgeordiieten burch den Obermeister Gemeiiihardt eine Petition überreichen lassen, worin die Abgeordneten ersucht werden, für Aushebung ber Bnubesraths. Beiordnung über ben Betrieb im Bäckereigetoerbe einzu - treten. Sri die Auibebuiig der Verordnung nicht möglich, so wirb um die Festsetzung einer Mimmal-Rirhezeit von 70—74 Stunden pro Woche ersucht. Sollte uuch die« nicht zu erreiche» sein, jo ersucht die Petitivii den Reichstag die Nachtarbeit im Bäckereibetriebe durch Gesetz zu verbieten. Die Bäckermeister müssen sich beruhige», ihr Schreien Hilst vorläufig nicht. Wir haben Übrigens gegen rin Bei bot der Nachtarbeit nicht« eiuinwende». Da« Publikum Wird sich danach rinzurichten wissen. Bei der S tichivahl znm Reichstage im zweite» badiichen Wahlkreise Donoueschingen-Billingeu erhielt nach der .Bad. Landeszlg.* ber Wationeflibrrale Dr. Maerz 10269, ber Zentriim«kanbidot Schüler 10256 Stimmen. Der Erstere wäre banach gewählt. Der »ationalliberale DcrroriSmuS im hessi - schen Landtage ist niedergeworfen. Die neugeivählte zweite Sammer zeigte beim Wiederzusammentritt am 9. b. M. rin gänzlich verändertes Gesicht Die fett langen Jahren bominirtnbe nationalliberale Parteiherr» fchaft ist durch bie letzten Wahlen gebrochen worden und die Mehrheit ber einst allmächtigen Partei beschränkt sich nur noch auf eine Stimme, 26 gegen 24 der Opposi - tion. Unb obwohl heterogen, ist dies« an« Freisinniges Antisemiten, Zentrum-leuten unb Sozialdemokraten be - stehende Opposition einig darin, die nationalliberale Suprematie zu brechen, unb fie that e«. Nebenbei be - merkt waren bie zusammengeschrumpsten Terroristen, welche ber Opposition seither sogar jede Mitarbeit an ben tkvmmijfion-arbriten prinzipiell verweigert hatte», ziemlich riegffch gestimmt nnb bie« zeigte sich schon bei bet Piäsidentenwabl. Gewählt wurde an Stelle be« von unserem Genossen Ulrich in Offenbach verdrängten lang, lährigen Präsidenten der Kammer, Jnstizrath Weber, bet nationalliberale Sreisrath Haas - Offenbach. Zweiter Präsident wurde der freisinnige Rechtsanwalt Metz- Gießen, Schriftführer ber Nationalliberale Hechler und der tleritole Freiherr Dael von Löth. Nach den getroffenen Vereinbarungen wirb unsere Partei auch vertreten sein im Finanz. Au-fchuß burch Ulrich, im Gesetzgebung«.Aus schuß burch Dr. David und im WahlprüsungS-Aii «schuß durch Eramet, und nur im Petition« - Ausschuß bleibt fie unvertreten. Da ba« Staatsdüdget in Folge bet Verstaatlichung bet Ludwigsbahn erst im Herbst berathen werde» soll, bürste bie Session nur wenige Tage währen. Unterm neueste» Änr8. Der Januar wat für bie gerichtliche Ernte ans dem Gebiete der Bestrafung politischer und Streit beliht ein besonder« au«giebtget Monat. Nach den Zusamuieiiftellungen be« geschäitS- führenden AnSichufies unserer Partei wurde in#gefammt erkannt ans X 2516 Geld- und 26 Jahre 4 Monate 3 Wochen und 1 Tag Sesänguißstrafe. Eia nicht un - erheblicher Theil davon entfällt ans Hamburg wegen sog. Streikvergehen. Die lnxetnburgischc Kammer verwarf am Donnerstag mit 28 gegen 11 Stimmen eine gegen ben Slaai-miuister Eyschen gerichtete Tage«orbnung, in bet die Einsetzung einer Kommission verlangt wurde, die eine Untersuchung über die Acker bauverwaltung an stelle» sollte. Im englischen Unterlaufe erklärte am Donner-- tag Der Minister Balfour, die Kommission für die finanziellen Beziehungen Irland« solle untersuchen. Wie viel von den Total-Staat«au«gaben al« zu den gemeinsamen Ausgaben England«, Schottlands unb Irlands gehörig zu betrachten lei, welchen Antheil zu den gemeinsamen Ausgaben jede« Land abzüglich bei für ben Lvkaldieuft angegebenen Betrage« beitrage; wie sich die Ausgabe» für den irischen Lokaldienft, die der Staat ganz ober theilweise beschaffe, im vergleiche z» ben entsprechende» Ausgaben Englands unb Schottland- stellen. Ferner solle die stomniitfiou untersuchen, ob die Ausgaben Irlands neu organisirt ober herabgesetzt werden können; ob unter Berücksichtigung ber Art der jetzt bestehenden Steuern die Steuerbefreiung, sowie die Staat-ausgaben für den Lokaldienst und Bestimmungen der Unioii«atte, bett, die Steuererlasse, eine Abänderung be« Finanz- tyftems be« vereinigten stönigreiches erfordern. Da« Hau« nahm sodann mit 255 gegen 117 Stimmen ben Antrag Balsour« an, daß die Uiiterrichtsbill, wenn fie auf ber Tage-ordnung stehe, heu Borrang vor anderen Anträgen haben soll. Hierauf begann bie zweite Lesung der U n t er ri d; t 3bi 11. Mar Anna brachte dazu einen Unter-Antrag ein, ber besagt, eine Borlage, die nicht in gleichem Maße für bie Schulrathsschulen wie für bie Freiwilligenschulen sorge, befriedige nicht die Wünsche bei Hanse«. Dcr militärische Drill ist nicht nach bem Ge - schmack der Engländer. Zm englischen Unter« hause hat am 8. Februar der Parlantentssekretär int ffriegsminiflerinm, John Brobrick, im Lause ber Debatte über die Heeresreform Folgendes zum Lobe bei britischen Soldaten bemerkt: „Der britische Soldat wäre 8 Jahre bei ber Fahne und 4 ober 5 Jahre in bet Reserve. Sei es nun ver - nünftig, aujunedmcu, daß ein Mann daS, was er in 8 Jahren aktiveit Dienstes gelernt habe, in 4 Jahren vergessen werbe ? In der deutschen Infanterie fei der Soldat 20 Monate bei ber Fahne und 2 ober 3 Jahr« in ber Reserve, allein bie Leute würben un« unterbrochen gedrillt. Morgen«, Mit - tags und Abend», unb er möchte nun fragen, wo - für eine Sorte Rekruten man in diesem Lande (England) erholten wüibe, wenn eine« Manne« Leben thatsächlich zurSklawerei gemacht würbe, wie bie» mit dem deutschen Soldaten im ersten Dien st jähre ber Fall fei? (Hört, hört I) Da- wate ein tob »er Kriegsminister, bet dem Hanse ei» ähnliches Drill stzstem für beu britischen Soldaten Vor - schlägen würbe.* Die „nationale" deutsche Presse ist in ungeheurer Aufregung darüber, daß ein englischer Staatsmann ei gewa ,t hol, in dieser Weife feinet Ansicht übet ba« deunchc militärische Shflem An-druck zu geben. Wir finden bie Aufregung ganz begreiflich; bei dem Mangel an Rede- und Preßfreiheit in Deutschland mußte die Jtruil unsere« milttärncheu System« immer in sehr eng gezogenen Grenzen bleiben. Und weil kein Tadel aus. gesprochen werden konnte, ist natürlich Alles gut nnb schön. Nun wird einmal anderswo, wo men sprechen darf Wie men denkt, ein absolltges Urtheil geäußert, unb da» genügt, die gejammten „Patrioten* au« dem Häuschen zu bringe». Die Httngerönoth in Indien gab «ttlaß z» einem grossen, pon den Soztoldemokroten rin. berufenen Meeting in London, ba« am 10 Fe, briiai stattfand. Professor Bee « 1 h, ber den Borfitz führte, brachte eine Resolution ein, die besagt, daß England auihöre» solle, jährlich zwanzig üiiOloneu Pinuö Sterling für Gehälter, Pensionen und Zinsen au« Judie» z» ziehen. Diese Resoluiio» solle burch eine Deputation Lord Salisbury und Lord G Hamilton mit» getheilt weihen Der Sozialist Hyndman, ber von der den großen Saal füllenden Versammln,ig, unter bet sich auch viele Indier befanden, mit lautem Beifall be - grüßt wurde, suchte daun die Resolution in sachlicher Weise zu begründen. Später redete Tom Man». Die Reiolutivn wurde unter großem Beisall gefaßt. Da« Meeting verlies ohne Störung. In Ungarn bereitet sich bie „liberale* Muster, regierung ans eine staaisrriterische Aktion vor. Zn der Gegend von Anina, wo d e Gen-darmerie kürzlich ei» Dutzend Arbeiter und Arbeiterfrauen erschossen hat, steht ein Streck in Aussicht, an dem sich etwa zehntausend Bergarbeiter beteiligen würden. Um nun sofort tbatkäfttg rinqreifeu unb dem Streik mittel« der «kleinkalibrige» rin schnelle« Ende be - reiten zu können, bat die Regierung bereit« am 10. d M. eine große Mil-tärabtHeilung abgejchickt. Trotzdem ist bi« jetzt noch Alle« ruhig.