Nr. 25. 12. Jahrqang, Siaxxi tmrger Echo. Da« „Hamburacr Echo" erscheint täglich, außer Montag». Der Rl-oilncmcntSprciö (inkl. „Die Neue Well") behagt : durch die Post bezogen (Nr. de» Post - katalogs 3172) ohne Bringegcld vierteljährlich 4,20; durch die Kolportöre wochentl. 36 4 frei in'» Hau«. Einzelne Nttinuier 6 /£. Sonntags-Nummer mit illustr. Sonntags-Beilage „Die Neue Welt^' 10 4. Bcrantwortlichcr Rcdaktör: Gustav WabcrSky in Hamburg. ■ 1 11 irr r in uw im— wm—■■—in i PiMiMiiiiiBiininwiiTsiwwirniimiii— Sonntag, den 30. Jammr 1898. A » zeigeu werden die scchrgespaltene Petitzeile oder deren Rautn mit 80 4, für den Arbeitsmarkt, ®er» micthuugS- und Familieuauzcisten mit 20 34 berechnet. «luzclgcu Aunabmc in der Expedition (biü 6 lll,r AbdS.), sowie in sammt, «nnoncen-BUceau». Redaktion und Expedition: «roste Thcaterstrahe 44 in Hamburg. Hierzu zwei Beilagen und daS illnstrirte Unierhaltungsblatt „Die Reue Jit Thclläiig Her We. Vor einiger Zeit sah e8 im Orient schr kriegerisch aus und es schien, als ob der lange gefürchtete große Zusammenstoß zwischen England und Rußland nun so ziemlich un - vermeidlich geworden sei. Die im Deutschen Reiche erscheinenden Kosakenblätter nahmen dies mit einer gewissen Freudigkeit auf und verlangten, daß Deutschland als getreuester Bundesgenosse Ruß - lands zu fnngiren habe, wenn es irgendwie in die große Verlvicklung hineingezerrt werden sollte. Es ist wirklich wieder so weit gekommen bei uns, daß das deutsche Kosakenthum ganz ungenirt dem deutschen Volke seine Freudentusche darüber, daß die deutsche Politik im Schlepptau der russischen läuft, ganz ungenirt in das Gesicht blasen darf. Jnzlvischen haben sich die drohenden Wolken doch einigermaßen verzogen und die englische Presse ist an der Arbeit, abzuwiegeln. Vorläufig handelt es sich um die chinesische Anleihe. Das Ge - schäft niöchte natürlich die russische Regierung eben so gerne machen wie die englische, und beide rückten der chinesischen Regierung auf den Leib. Diese kann sich aber nur schwer entscheiden und sie ist in Gefahr, daß es ihr wegen der schlveren Wahl so geht, wie Buridans Esel, der bekanntlich -wischen zwei Bündeln Heu verhungert ist. Man glaubte schon, die Anleihefrage würde zu einem casus belli (Kriegsfall) werden — und da sage uns noch einmal Jemand, daß Militarismus und Kapitalismus nicht auf's Engste zusammen hängen 1 Die englische Regierung hat inzwischen erklären lassen, daß.sie China die Anleihe nicht aufdrängen werde, und ferner ist die englische Presse so ziemlich einstimmig in der Auffassung, daß der Hafen von Talienwang, in dem auch ein casus belli zu stecken schien, da England seinen Besitz beanspruchte, für England keine Bedeutung habe. Diese als offiziös geltenden Erklärungen sollen offenbar die Befürchtungen beseitigen, die durch die etwas energischeren Aussprüche englischer Minister erweckt worden waren, Man steht, wie vorsichtig die englische Regierung ist. Sie weicht stellenweise langsam zurück, um dann wieder ein Stück vorwärts zu gehen. Daß sie kriegs - lustig sei, können ihr auch ihre entschiedensten Feinde nicht nachsagen. England will einen Bruch so lauge wie nur irgend möglich vermeiden. Das erregt den Spott des politischen Kannegießer - thums in Deutschland. Unablässig spotten dessen Blätter über die angebliche Feigheit Englands, während doch jeder vemUuftige Mensch es nur loben kann, daß die englischen Staatsmänner es mit einem Kriege nicht so leicht nehmen. Unsere Spießbürger sind un - glaublich bornirte Menschen. Ihnen scheint der Uuter- haltungsstoff auf der Bierbank wichtiger zu sein, als der europäische Friede. Vom Kriege mit England reden sie, als ob dabei gar nichts zu verlieren wäre und als ob ihnen ganz unbekannt wäre, daß bei einem solchen Kriege der Export Deutschlands zum größten Theile auf dem Spiele steht. Wir habe», wie wir wiederholt erklären, gewiß keinen Grund, die Sache der englischen Großbourgeois zu führen. Indessen sei daran erinnert, daß vor wenigen Jahren beim deutschen Bürgerthum eine große Feindschaft gegen Rußland bemerkbar war wegen des Zweibundes. Nun ist diese Stimmung umgeschlagen und an die Stelle des Nussenhasses tritt der Britenhaß. Warum? Nun, da braucht man nicht lange zu fragen. Die deutschen Kapitalisten hoffen, durch die russische Freundschaft neue Absatzgebiete erschlossen zu bekommen. Das erklärt auch, warum Leute, die man sonst als ruhig und nüchtern gekannt hat, mit einem Male vom Flotten rausch befallen worden sind. Was kümmern sich diese Menschen, die sonst so viel von ihrem angeblichen Patriotismus zur Schau tragen, auch darum, ob das deutsche Vater - land durch russische Einflüsse nach anderer Seite Schaden leidet oder nicht? Wenn sie nur neuen Profit einheimsen können, dann mag die ganze abend - ländische Kultur von Russen und Chinesen oder vom Teufel geholt werden; das ist dieser Sorte von „Patrioten" ganz gleichgültig. Unsere Kapitalisten sind auch die eigentlichen Urheber des ostafintischen Beutezuges. Denn nur ihrem unablässigen Drängen ist es zuzuschreiben, daß das Deutsche Reich chinesisches Gebiet besetzt hat. Sie haben eiugesehen, daß sie mit den afrikanischen Kolonien kein großes Geschäft machen können. Wilde Negervölker können der deutschen Industrie den Absatz nicht bieten, den sie sucht. Die neueste amt - liche Denkschrift über die afrikanischen Kolonien be - stätigt nur wieder deren Bedeutungslosigkeit. Diese Ansiedlungen haben keine Zukunft und die Steuer - zahler sind es schon längst satt, jedes Jahr so und so viel Millionen für dieselben aufzubringen. Grade in der Sucht, der deutschen Handelswelt neue Absatzgebiete um jeden Preis auch durch Gewalt zu erringen, liegt aber auch die Gefahr, die uns in kriegerische Verwicklungen stürzen kann. Denn in Bezug auf die handelspolitischen Umgestaltungen in China ist die englische Auffassung eine sehr be - stimmte und die englische Kaufmannschaft wird auf ihren chinesischen Handel nicht so leicht verzichten, wie die englische Regierung auf die chinesische An - leihe. Die Interessen der englischen Handelswelt sind leicht zu verletzen, wenn dieselbe wirklich, wie Balfour behauptet hat, 80 pZt. des chinesischen Außenhandels in ihren Händen hat. England verlangt Handelsfreiheit, eine Forde - rung, die zu weitgehenden Differenzen führen kaun. England will sich nirgends ausschließen lassen; es will den freien Wettbewerb auf dem chinesischen Markte auftecht erhalten wissen. Wird das der Egoisnms der russischen und deutschen Kaufmann - schaft auf die Dauer zugeben? Gesetzt auch, es gelänge, alle diese Schwierig - keiten zu umgehen, was nicht unmöglich ist, und sich über die Handelssphären der betheiligten Mächte vorläufig zu verständigen, so ist dansit die Zukunft durchaus nicht sichergestellt. Wir gehen wahr - scheinlich einer Episode entgegen, in der die Ge - fahr eines nur mühsani und künstlich hinaus- geschobcnen Krieges unaufhörlich über unseren Häuptern hängt. Die unaufhörlich bohrende und wühlende Politik Rußlands, seine Intriguen, seine Perfidien werden einen normalen und vollkommen friedlichen Zustand nicht so leicht wieder aufkommen lassen. In allen Ländem mit Industrie und Export regt es sich; Gelüste nach Gewinn sind erweckt worden, die sich nicht so leicht unterdrücken lassen. Die Lust an Abenteuern spielt in der ganzen Sache nur eine untergeordnete Rolle; man darf sich nur die Physio - gnomie unseres mammonistischen Zeitalters genau ausehen und man weiß, um was es sich handelt. Profit! Profit! Und abermals Profit! Mitgerissen von der russischen Weltmachtspolitik wird Deutschland immer mehr zum Exportland. Seine wirthschaftliche Existenz wird ohne einen un - geheuren Export bald nicht mehr denkbar sein. Ob diese Enttvicklung unter den heutigen Umständen eine glückliche genannt werden kann, muß sich erst zeigen. Jedenfalls setzt sie, wenn sie zu einigermaßen ge - deihlichen Resultaten führen soll, eine friedliche Aera voraus und ob wir eine Mdjc noch vor uns haben, das ist sehr, sehr frß ; ( Die neue Theilung der Erde, welche die Welt - mächte jetzt begonnen haben, kann noch längere Zeit in allen Welttheilen einen friedlichen Verlauf nehmen. Aber sie muß an gewissen Punkten an - langen, wo es sich für diesen oder jenen Theil um Sein oder Nichtsein handelt, und dann kommt es zum Kampfe, denn kampflos scheidet kein Theil aus seinem Besitz. Hätte Deutschland sich nicht in daS russische Schlepptau nehmen und sich zur Besetzung chinesischen Gebiets drängen lassen, dann wäre bei einem Kampfe zwischen Englaich und fltußlaud eine neutrale Siellung Des Deutschen Reiches mit gutem Willen durchzuführen gewesen. Nun ist dies kaum mehr möglich. Bricht der Kampf aus, so wird Deutsch - land um seiner „chinesischen Interessen" willen hineingezerrt. So kann uns die famose Kiaotschau-Bucht sammt den zwei Missionären noch theuer zu stehen kommen! Von der Weltbühne. Aus dem Reichstage. Berlin, 28. Januar. Genosse Oertel hat die Erbschaft Grillenbergers über- nommen und ist nun verpflichtet, der Reichsregierung von Zeit zu Zeit einen Rippenstoß zu geben, daniit sie nicht einschlätt und die seit einem Jahrzehnt in Aussicht ge - stellten Schutzbestimniungen für Arbeiter endlich erläßt. Zahlreiche Arbeiter der Bürsten- und Piuselfabriken werden alljährlich durch Milzbrand hinweggerafft. Diese tückische Krankheit wird auf Menschen übertragen, sobald dieselben Felle oder Haare von an dieser Krankheit gefallenem Vieh verarbeiten. Nürnberg hat bedeutende Bürsten- und Pinselfabrikm und daher gehört die Krankheit unter den dortigen Arbeitern nicht zu den Seltenheiten. Freilich hat die Wissenschaft längst brauchbare Desinfektionsmittel entdeckt, aber dieselben werden nicht oder mangelhaft an - gewandt, weil deren vorschriftsmäßige Anwendung mft Unkosten verknüpft ist. In der heutigen Sitzung brachte Genosse Oertel die Frage beim Titel Reichsgesundheitsaint zur Sprache. Er tvies die Schädigungen der Arbeiter nach und brachte auch gleichzeitig den Nachweis, daß die Schutzmaßregeln hauptsächlich wegen der Habgier der Unternehmer nicht zur Amveudnng kommen. Der Direktor des Neichsgesundhcitsamts Dr. Köhler versicherte, daß man schon seit zehn Jahren mit der Frage beschäftigt, aber zum Abschluß noch nicht gekommen sei. Diese Darstellung lvar eine herbe Kritik für die Arbeiter - schutzpolitik im Reiche. Bei Gesetzen, welche gegen die Arbeiter gerichtet sind, prüft die Regierung keine zehn Jahre. Auch dann nicht, wenn die Sache viel weniger aufgeklärt ist, als in vorliegendem Fall. Bei keiner Art von Gesetzm sollte man mit mehr Eile an's Werk gehen, als bei den Schutzgesetzen. Hier konimt Leben und Gesundheit von Menschen in Fra^e. Und manche Bestiinmung wird erst dann vollständig ihren Zweck erreichen, wenn durch lange praktische Amvendung ihre Mängel bekannt geworden und abgeäudert sind. Unser Abgeordneter für Mnlbcrg hat seit langer Zeit seinen Schatten. Wie schon bei ftüheren Gelegen - heiten nach dem Abgeordneten Grillenberger sich stets der in Nürnberg wohnhafte Rechtsanwalt Beckh zum Wort ineldeie, um die Nürnberger Fabrikanten zu vertheidigen, so geschah es auch heute. Beckh weiß bei seiner Wort - meldung noch nicht, was er sagen will; wenn aber unser Genosse gesprochen hat, dann weiß Jeder, was Beckh sagt. Er nimmt die Rede unseies Genossen und sagt Satz für Satz das Gegentheil. Genosse Blos brachte die Verilureinigung der Fluß- läufe durch Abwässer mrs Fabriken zur Sprache, wobei die Kalamität herrscht, daß die Fabriken eines Staates die Flüsse des and-ren StaateS verunreinigen, ohne daß die Geschädigten ein Mittel zur Abhülse haben. Auch die Anuvort des Negierungskommissars läßt solche nicht so bald erwarten. Eine fast endlose Debatte riefen die Maßregeln gegen Viehseuchen hervor. Das ist bezeichnend für den deutschen Reichstag. Den Schutzmaßregeln für Arbeiter gegenüber verhielten sich fast alle Parteien passiv, aber für das liebe Vieh hat bet Reichstag ein Herz. Aber man muß nicht glauben, daß hier die Mitglieder der Thierschutz- vereinc so großen Einfluß haben. Die Frage berührt das Junkerinteresse und unter dem Vorwande der Be- kämpsllng der Viehseuchen werden agrarische Maßnahmen schliumister Art durchgeführt. Fast von allen Ver- tretern der Agrariern wird strenge Slbsperrung gegen das Ausland verlangt; dahingegen will man im Julande auch dann Bewegmcgssreiheit haben, wenn einzelne Gegenden total verseucht sind. Herbert BiS- uiarck will England nachahmcn und die Einfuhr von lebendem Vieh gänzlich verbieten. Aber die Einfuhr von frischem Fleisch will man auch nicht gestatten. Da der Großherzog von Oldenburg sich in der Hof - loge befand, meldeieu alle im Großherzogthum oder in dessen Nähe wohnhaften Abgeordneten sich zum Worte, und der nasionalliberake Kruse hielt eine große Lobrede über daS ostfriesische Nindv>eh. Mit Recht niachten unsere Genossen Haase und Wurm darauf nuf- mcrffam, daß alle Absperrungen die Seuche nicht be - seitigen werden, weil der Ittaukheitsstoff so leicht von Ort zu Ort getragen wird. Wer kann cö den Krähen und anderen Vögeln verbieten, aus verseuchten ab- aesperrten Ländern über imsere Grenze ;n fliegen? Will man die Seuche bekämpfen, bann möge man eine obligatorische Viehversicherimg einführen und die Kontrole durch wirklich Sachverständig omchsühren lassen. Heute, wo vielfach das Vieh nicht versichert ist, hat der Besitzer ein Interesse, die Krankheiten seines Viehs so lange wie möglich zu verheimlu' m. Nachdem noch Genosse R e i ß h a u L die Jmpssrage zur Sprache gebracht hatte, wurden die Verhandlungen vertagt. Der (Oesehentwurf über die Abänderung der KonknrSordnnna ist dem Reichstage zugegangen. Ebenso daS Einführungsgesetz dazu. Der Entwurf ent - hält eine größere Anzahl Abänderungen der jetzigen Konkursorduung, die zum größten Theil mit der Ein - führung des Bürgerlichen Gesetzbuches zusammenhSugen. Nach Artikel I des EinsnhrmiqsgesetzeS soll das Gesetz gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft treten. Nach Artikel IV bleiben unberührt die landes- gesetzlichen Vorschriften, welche die Zulässigkeit deS Kon - kursverfahrens über das Vermögen der im tz lö Nr. 3 des Einsübrunasgesetzes zur Zivilprozeßordnung be - zeichneten juristischen Personen beschränken oder aus- schließm. Geaen die DiSziplininma der Privatdozenten, wie sie her Kultusminister Bosse tn der „lex Arons" verlangt, wenden sich verschiedene Professoren in ziemlich entschiedener Form. Die „Berl. Wisscnsch. Korrcsp." veröffentlicht ein Schreiben deS Professors Gierke, in dem eS u. A. heißt: „Die geplanten Einrichtungen sind zwar geeignet, dem Herrn Kultusminister die Verantwort - lichkeit und daS Odium einer einseitigen Ent - scheidung a b z u n e h m e n, bieten aber meines Erachtens feine Gewähr für eine von jeweiligen politischen Strömungen und administrativen Erwägungm unabhängige Handhabung der Disziplin. Im Wesenllichen werden die Privat - dozenten dem Beamtenrcchte unterworfen, damit aber würde das Institut der Privatdozenvir in seinem Kerne verändert n rdcn. Nach dem geschichtlich entwickelten deutschen Nntversitätsrecht sind die Privat - dozenten keine Beamten, sondern freit Lehrer der Wissenschaft, die aus Grund nachgewiesener wissenschaft - licher Leistungen die Ermächftgung empfangen haben, ihre liberale Profession in einer staatlichen Universität und unter Benutzung 'fentlicher Hülfsmittel anszu - üben. Daß es neben den als Beamte angestellten Professoren Dozenten i. solcher Stellung giebt, ist ein wesentlicher Vorzug der deutschen Utuberfilätcn und hat sich oft schon .>,» Segen erwiesen. Will man einerseits da« H.-.utvtecht auf die Prwat- dozenten ausdehnen und so wiederum mit einem Reste des körperschaftlichen Wesens unserer Universitäten aufräumen, anderseits aber mit dem Grundsatz unserer Verfassung, daß die Wissenschaft und ihre Lchre frei sein soll, nicht brechen, so wird man schließlich das staatliche Universitätsmouopol aufgeben und, wie in Belgien oder der Schweiz, freie Universitäten zulassen müssen. Eine solche Entwicklung aber wäre sehr zu beklagen. Nteiues Erachtens liegt ein Bedürfniß zu einer Neu - regelung des Disziplinarverfahrens gegen Privatdozeiiten überhaupt nicht vor. Soll aber mit Rücksicht auf die jetzt an den verschiedenen preußischen Universitäten bestehende Rechtsungleichheit eine einheitliche Rege - lung erfolgen, so wäre eine Verallgemeine - rung d e s in Berlin geltenden Rechts, wo - nach die Misterialinstanz den Dozenten zwar gegen un - berechtigtes Vorgehen der Fakultät schütze», nicht aber gegen den Willen der Fakultät entferne« sann, am meisten zu wünschen. Zum Mindesten jedenfalls müßte, wenn über der Fakultät als erste Instanz eine auch zur reformatio in pejus befugte zweite Instanz für unentbehrlich ge - halten wird, hierzu eine rein richterliche Behörde, bei - spielsweise das Oberverwaltungsgericht, bestellt werden." Ein zweiter Ordinarius der Berliner juristischen Fakultät erklärt: „Es ist ungehörig und unrechtmäßig, Leute, welche die Fakultät zuließ, unter staatliche Kontrole zu stellen. Bian toenbet ein, baß die Fakultät ihr Recht mißbraiichen kann, und beruft sich dabei auf den Fall Beckhaus, Schaumburg und Dühring. Nun ist es richtig, ein Mißbrauch der Disziplinargewalt kann auch einmal durch die Fakultät Vorkommen. Hier könnte, wie eS nach den Berliner Statuten ist, der Minister dem Dozenten gegen die Fakultät Schutz gewähren. Aber sicher ist, daß eine Disziplinargewalt des Ministeriums, wie sie der Entwurf will, un - säglich mehr gemißbraucht werden kann. Die Berliner philosophische Fakultät hat seiner Zeit sich gesträubt, gegen den Privatdozenten Arons vorzugehen, weil sie sich sagte, daß dieser Fall nicht der emzige bleiben würde, in dem ans politischen Gründm ciuge- schritten würde; heute wäre es die und Morgen jene Partei, deren Angehörige mißliebig erscheinen; dann würden politische Meinungen wieder vogelfrei Welche Ausnahmen sind es, die heute die Fakultäten veranlassen, gegen Privat - dozenten einzuschreiteuI DaS würde anders werden, wenn erst der Enttvurf angcnommai ist, nach dem der Minister die Untersuchung erzwingen samt. Die Regie - rung würde natürlich immer nur in staatlichen, in politi - schen Angelegenheiten einschreiten, und grabe das ist eine sehr zweischneidige Waffe, das grade macht die Sache sehr bedenklich. Durch dm Entwurf sollten Alle schabloni- sirt werden, es sollen eben keine selbstständigen Menschen außerhalb des StaateS mehr geduldet werden. Uebrigms ist der ganze Ent - wurf in erster Linie auf di e Sozialdemokratie zu geschnitten; doch scheint es mir unerhört, daß die Regierung eine politische Partei vogel - frei erklärt, mit deren Hülse sie Gesetze zu Stande gebracht hat." Auch Professor Hans Delbrück erklärt in den „Preuß. Jahrbüchern" den Entwurf für unannehmbar; auch er fürchtet die parteiische Handhabung der Disziplinar- geroalt seitens irgend eines Ministers. Er sagt dies- ezüglich: „Das Staatsministerium aber ist eine politische Behörde und kann einmal ein reiner Parteiausschuß fein. Wird der Laus der Dinge nicht dazu führen, daß wir in dieser oder jener Kombina - tion einmal eine scharf konservativ-klerikale Regierung haben? Kann nicht ein ander Mal wieder eilte kuUurkämpferisch-liberale am Ruder fein ? Soll der freie Betrieb der Wissenschaft der wechselnden Leidenschaft der Parteien ansgelieserl werden ? Sehen sich die Parteien vor, die jetzt im Landtag diesen Entwurf annehmen sollen: der wechselnde Mond bringt wechselnde Tage, wer heute an der Rigieruitg ist, sann morgen in der Opposition fein." Sehr gekränkt ist Herr Delbrück darüber, daß die Negierung dm .deutschen Gelehrten" es so schlecht dankt, daß sie sich um die Flottenpropaganda so viele Mühe gegeben haben. Er erklärt daraufhin: „Und das ist Der Dank? Daß jetzt, blos weil einige Großkapitalisten Angst vor den Sozial- bem ofraten haben, die Axt an die Wurzel unserer Umversitäisverfaffuna gelegt werden soll? Ueberlegm es sich namentlich die N a t i 0 n a [ 1 i b e t a 1 e n wohl, ob ': sie dazu mitwirken wollen, der Wissenschaft Fessel anzu- . legen. Es in einmal wieder eine Gelegenheit, nicht blos 11 materielle Interessen zu vertreten, fonbem Ansehen im Volke zu gewinnen. Ober sollen wir erleben, baß das Zentrum als Vorkämpfer für die Freiheit der deut - schen Universitätsverfassung auf ben Plan tritt und sich einmal höhnisch rühmen bars, aus den Krallen des büreankratifchenDeSpotismuS ritter« sich selbst seinen Todfeind, die Wissenschaft gerettet zu haben." Die Ablösung brr Apothrkruwerihe soll die preußische Regierung jetzt ernsthaft planen. Die „Pharniaceutische Zeinmg" erfährt, daß sänuntlichen preu - ßischen Apothekern durch die ReaierungS-Medizinalräthe Ablösungs-Vorschläge, wie sie fettens des Ministeriums geplant sind, zur Meinungsäußerung unterbreitet werden sollen. Das Fachorgan spricht von einem Ankauf der Apotheken mittels 4 prozentiger Papiere, wovon 3 pZt. für Verzinsung und 1 pZt. für Amortisation gerechnet werden sollen. In einem Zeitraum von 50 Jahren soll Alles abgelöst fein. Die „Pharm. Zig." ftigt hinzu, daß ihre Mittheilung vollkommen zuverlässig sei. Politische Prostitution. Im „Neudammer Land- wirthschaftl. Anzeiger vom 20 Januar d. I findet sich folgende Anzeige: „Welcher Edeldenkende irgend einer Parteirichtung hilft unverschuldet in eine Lage kommendem Land- wirth bald, wenn erste Hypothek von jK. 100 000 zu geben und vollste Sicherheit vorh. ist? Dauernde Stimmabgabe für betr. Partei jngefagt. Offerten Reelldenkender unter K. W. 911 befördert die Expedition d. Bl." Wie die Dirne ihren Leib, bietet der vermuthlich pCMe* Landwirth sein Stimmrecht zum Kauf aus. DaS tst die Konsequettz der agrarischen Moral Ist der Unter - schied gar so groß, ob einer seine Stimme zum Kaus anSbietet oder ob die Junker erklären, mit der Regierung gehen zu wollen, wenn diese ihnen Liebesgaben in unerschöpflicher Menge zuwendet, bngegen in die Oppo - sition zu gehen, wenn es nicht geschieht? UebrigenS setzt sich der öffentliche Schnorrer mit seinem Appell an den „Edelmuth" in krassem Widerspruch mit dem Strafgesetzbuch, worauf ein Jurist in bet „VolkLztg." wie folgt aufmerksam macht: „Soeben lese ich in der „VolkSztg." die gemüthvollen Worte des reelldenkenden Agrariers. Vielleicht weiß er und irgend ein „Edeldenkender irgend einer Partei- richtung" Ihnen Dank, wenn Sie ihn rechtzeitig auf eine, das beabsichtigte Geschäft vielleicht störende Insti - tution aufmerksam machen: dieses störende Etwas heißt „Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich". In diesem seltsamen und, wie man sieht, auf dem Standpunkt einer veralteten Sittlichkeitsanschammg bafirten Buche lautet der § 109: „Wer in einer öffentlichen Angelegenheit eine Wahlstimme kauft ober verkauft, wird mit Ge - fängniß von einem Dionat bis zu zwei Jahren bestraft; auch kann aus Verlust der bürgerlichen Ehren - rechte erkannt werden." Also: erst fort mit dem ver - alteten § 109; dann an'S Geschäft!" Und Leute, die sich selbst so aller Moral begeben, jedenfalls rui'i- sie Grund haben, bei ihren Klassengciwssen die gleichen Moralanschauungen zu finden, erdreisten sich, den Arbeitern Moral predigen zu wollen, sich über deren „Sittenlosigkeit" zu entrüsten 1 Die masurische Volkspartei Hai, tote die „Posener Zig." berichtet, dieser Tage in einer Partei- versammlung folgendes Programm aufgestellt: 1) Vereinigung bet Gemeinde mit dem Gute. 2) Ge - rechtere Vertheilung der Schullasten auf die Güter. 3) Gerechtere Vertheilung der Kosten für Ehansseebauten. 4) Bessere Vertheilung der Armenlasten in den Gemeinden. f>) Ucbcrtragiing der Polizeigewalt auf die Gemeindevor - steher. 6) Wahlen der AmlSvorsteher durch die Gemeinden. 7) Verstärkte Betheiligung der Bauern an den Kreis - tagen und den Landwirthschaftskammern. 8) Zugänglich - machung des Meliorationsfonds für die Bauern. 9) Ver - pachtung der königl. Domänen an Bauern (d. h. mittels Parzellining derselben.) 10) Aufhebung der Majorate. 11) Ermäßigung der Eisenbahntarife für chemische Dünger. 12) Wahrung der Religion und der Muttersprache. 13) Einführung des Kleingewerbes zwecks Seßhaft- machung der masurischen Arbeiter. 14) Kanalbauten. Ferner verlangt die Volkspartei ein gleiches Recht für Alle, ohne Unterschied deS Standes und bcc Person, Festlegung bes Vereins- unb Versammlungsrechts, Be - willigung von Diäten an bie Reichstagsabaeordnetm, Festhalten an beut allgemeinen, gleichen unb geheimen Reichstags-Wahlrecht, Einsührnng gleicher Wahlen für ben Lanbtag. Die vorbezeichneten Forbentngen sollen ben Parlamenten in Schrift unb Wort mitgetheiit werben. Es hanbelt sich also um eine antijunkerliche, bento- kratisch attgehauchte kleinbäuerliche Bewegung. Da sie geeignet scheint, dort im Osten ben Junkern unangenehm zu tocrben, sucht man behördlicherseits ihr das Leben mit den alten Mitteln schwer zu macheit. Nach der „Gazetta ßubotoa" war im Landkreis Lyck für eine Volks- berfammlimg der masurischen Volkspartei bereits ein Saal gemiethet gewesen. Der Amtsvorsteher Herr Proeck habe auch die Erlaubniß zur Versanimlung gegeben. Die Versammlung konnte aber nicht stattsinden, da der Gast- wirth Kttklenski in letzter Stunde den Saal verweigert habe. Knklenski erklärte, es seien zwei Beamte zu ihm gekommen, bie bem Restaurator mittheilten, bie masurtscheu Volkspartefler seien sämmtlich Sozial - demokraten. Aus diesem Grunde verweigerte Kuk- lenski den Saal. Wie die „Gazetta Ludowa" mittheilt, wollen die Masuren nunmehr die beiden Beamten ver - klagen. Eine kleine Sozialistendebatte entspann sich dieser Tage im Landtag b e 8 Großherzog - thum s Weimar. Der fozialbeinokralische Abgeord - nete Bändert prodiizirte eine Verfügung eines Bürger - meisters aus bem Neustädter Kreis, wonach jede Ver- satmnlung, in welcher Baudert über bie Landtagswahlen sprechen wolle, verboten sei, da von ihm als einem bezahlten gewerbsmäßigen Agitator die Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu befürchten sei. Der als Ab - geordneter anwesende Bezirksdirektor Stichling aus Neustadt a. d. Orla brüstete sich darauf förmlich, diese Art StaatSrettung veranlaßt zu haben, indem er kon- ftatirte, er habe die Bürgermeister seines Verwaltungsbezirks sämmtlich ange - wiesen, so zu handeln. Ist es schon bezeichnend für Weimarer Verhältnisse, daß ein solch junger über - eifriger Bezirksdirektor als Abgeordneter erscheint, so ist noch bezeichnender, daß dieser BezirkSdirettor und Ab - geordneter ganz nach preußischem Rezept k la Puttkamer und Köller über ben Umsturz und die Sozialdemokratie redet. Baudert kritisirte diese ungerecht« Art der Handhabung des VersammImtgsrechtS und wies die Be- hanpNing, er sei ein bezahlter gewerbsmäßiger Agitator, als eine Verleumdung auf’8 Schärfste zurück. Nur ein volksparteilicher Abgeordneter, Kühner, hatte ben Muth, als Einziger von ber bürgerlichen „Opposition" dein schneidigen Bezirksdirektor entaeaenzutreten, unb auch er nur mit der Motivirung, mit solcher Handhabung des Versammlungsrechts werde natürlich der Sozial - demokrane mehr genützt als geschadet. Tic Lebcitslättftlichkeit der Ort^Vorsteher in öiirttemberg, zu bereit Abschaffung bie Regierung h endlich nach vielem Drängen entschlossen hat, scheint otzdeut noch weiter bestehen bleiben zu sollen. Die »mmiffion bes Abgeordnetenhauses hat die r ü ck - trtenbe Kraft des neuen Ortsvorstehergesetze» (Ersetzung der lebenslänglichen AmtSdaner durch perio- dtsche Wahl) mit 9 gegen 6 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmte nur die Volkspartei. Die übrigen Mitglieder wachten geltend, es sei unmöglich, für die Frage ber Eutschäbiguitg der unter ber Voraussetzung bet Lebens- länglichkett gewählten Schultheißen alten Systems eine gerechte, alle Theile befriebigenbe Lösung zu finden, und so würbe die rückwirkende Kraft ausgeschlossen. Ohne rückwirkettde Kraft nimmt bie Volkspartei daS Gesetz aller Voranssicht nach nicht au, unb wahrscheinlich wird auch die Negierung nicht zustimmen, beim thatsächlich verliert baS Gesetz damit fast allen Werth, weil erst da» .luSfierben der jetzigen OrtSvorsteher abgetoartet werben wußte, ehe eS Geltung erlangte. Die Volkspartei ent - saftet beShalb im ganzen Lande eine rege Agitation Bm ben Kommissionöbeschfttß unb eS ist zu hoffen. sie nicht ohne Einbruck bleiben wird. Der ChanviniSmuS im Schulunterricht bildete am 28. Januar bas Verhanblnngöihema ber bairischen zweiten Kammer. Zur Berathung stanh bie Petition ber FriebeuSgesellschaften in Mannheim, Pforzheim, Offenburg, Konstanz unb Lörrach wegen Reform be» Schulunterrichts. Die Petenten verlangen, wie schon mitgetheiit, baß in dem Unterricht an ben Volks- unb Mittelschulen alles chauvinistische Beiwerk beseitigt, bie Geschichte ber Kriege nur in ihren allgemeinen Umrissen, dagegen bie Kulturgeschichte ber Völker in verstärktem Maße^ gepflegt, daß namentlich auch bie GeschichtS- unb Lesebücher einer sorgfältigen Sichtung unb Prüfung be» Stoffes in diesem Sinne unterzogen werden. Der Re - ferent führte aus, daß die von ihm aus bem Lesebuch zitirten Stellen ber Regierung ans pädagogischen Gründen, nicht aus chauvinistischen, die Ausmerzung nahe - legen möchten. Er stehe auf dem Standpunkt;, c» möchten die kriegerischen Ereignisse in der Beschreibung etwas zurücktreten im Interesse der Kulturgeschichte. Der Antrag geht auf Ueberweisung ber Petition an bie Re - gierung. Namens der Regierung erklärte der Oberschulrath Arnsberger, der Chauvinismus sei im deutschen Gemüth nicht begründet. In der Schule sei vielmehr darauf zu scheu, daß nicht das Gegentheil überhand nehme. Der Zweck des Geschichtsunterrichts fei, den Schülern bie Kenntniß der historischen Thatsachen beizu - bringen. Dazu gehörten auch die kriegerischen Ereignisse. Er möchte aber bie Schulverwaltung gegen die etwaige Zimmthung verwahren, die poetischen (Erzeugnisse abzu- äiibent, ober entsprechend herzurichten. (Das literarische Gewissen der Schulleitung regt sich merkwürdigerweise nur bann, wenn Hurrah-Gedichte in Frage stehen: wenn e» sich um wirkliche Poesie handelt, so waltet der Zensor faltblütig seines Amtes; man denke an da« in einen Onkel metamorphosirte Liedchen. — Red. d. „E.".) Dazu habe die UnterridjtSbertoaltung zu großen Respekt vor diesen (Erzeugnissen. Er müsse aber auch bestreiten, daß die Kulturgeschichte im Volksunterricht zu kurz käme. Die Regienmg hatte aus diesen Gründen die Annahme des Antrages der Kommission nicht für geboten. Mit den üblichen patriotischen Phrasen gingen einige Nationalliberale gegen den Antrag in'S Zeug und be - stritten rundweg, daß in Deutschland ,0 etwas tot» Chauvinismus brstche, unb einer dieser Patrioten, Ab - geordneter Greiff, ging in seiner Eigenschaft al» alter Solbat gegen den Kommissionsantrag Io«. Sehr schwachmüthig erwies sich ber volksparteiliche Ab - geordnete Heimburger, ber erklärte, baß die an - geführten Stellen vom pädagogischen Standpunkt ihm irgendwie bedenklich nicht erschienen, wie er auch bie schönen Gedichte nicht beseitigt wissen wollte. Es handle sich nur darum daß mau im Unterricht darauf Hinweise, tvelcher geschichtlichen Er - scheinung diese Gedichte ihre Entstehung verdankten. In dieser Richtung sei also der Berichterstatter viel zu wett gegangen. Wenn er trotzdem dem KommissiouSantraa ziistiinme, so thue er dies, um die Aufmerksamkeit darauf zu lensen, die angeführten Lesestücke im richtigen historischen Zilsanimeiihang vorzusühren. Iedenfall« steh« er auf dem Staiidpunkt, daß den kriegerischen Großthaten auch die kulturellen Großthaten unserer Vor - fahren an die Seite gestellt werden sollten. Die Weiterberathung wurde schließlich auf Sonn - abend vertagt. Nach berühmten Mustern hat nun auch der Statthalter von Elsaß-Lothringen seine Flottenrede gehalten, unb zwar bei einer dieser Tage stattgehabten Geburtstagsfeier. Der Statthalter sagte u. A: »Weit jenseits der Meere wohnende Völker glaubten ungestraft Deutsche hinschlachten und berauben zu können, wie wir daS zur Zeit unseliger deutscher Zerrissenheit so manchmal nugerächt haben er - dulden müssen. Unser Kaiser, der jederzeit bereit tst, für des Reiches Ehre und für den Schutz seiner Angehörigen einzutreten, hat in raschem Entschluß trotz der Schwäche unserer maritimen Ausrüstung emgegriffeu unb bc8 Vaterlandes Ansehen glänzend getvahrt. Schwer hat er'8 sicherlich dabei empfunden unb mit ihm ein großer Theil der Nation, daß uns nicht die Rüstung zur See zu Gebote steht, bereu wir so dringend bedürfen, um die Interessen der Nation nach allen Seiten voll- werthig zu vertheidigen. Wir dürfen bestimmt hoffen, daß hier Wandel geschaffen wird l" Der Herr Statthalter würde in arge Verlegenheit kommen, wenn er die Völker nennen müßte, die unge - straft Deutsche abgeschlachtet Haden. Ist etwa das einzige chinesische „Volk" gemeint ? Für die Er - mordung bet Missionare in China ist doch nicht da» ganze chinesische Volk verantwortlich zu machen, fonbem nur ein kleiner räuberischer Theil der Bevölkerung, der die eigenen Landsleute auch nicht verschont. Im böhmischen Landtage ist von ffchechisch« Seite eine Interpellation eingebracht wegen her Be - ch ftisse deS niederösterreichischen Landtage«, betreffenb hie nationalen Schulen, welche ben Statthalter auf» orbert, er möge seinen Einfluß bahin geltenb machen, daß bas von bem Ndg. Kotts ko int itiederösterreichischen Landtag eingebrachte Gesetz, wonach in Niederöstcrreich die deutsche Sprache die einzige Unterrichtssprache sein oll, ber kaiserlichen Sanktion nicht unterbreitet werde. — 16g. Herbst interpelllirte ben Statthalter wegen bet Gewaltthätigkeiten bei ben Budweiser Gemeindewahlen, und fragte an, wie dauernder Friede und die Sicherheit der Personen und deS Eigenthunis im Lande wieder hergestellt werden sollen. Von ffchechischer Seite intet» pelttrte Abg. Zatzka in derselben Angelegenheit. Im weiteren Verläufe der Freitags-Sitzung würbe die Wahl der Kommission zur Berathung des Boiionoy- chen Sprachenantrages vorgenommen. Aba. Sch Ücker erklärte Namens der Deutschen, baß diese weder an de r Wah 1 noch an 6ert Slrbeiten der Kommission sich betheiltgen würden mit Rücksicht auf die Haftung der Majorität gegenüber dem Anträge Schlesinger auf Aufhebung ber Sprachen- verordnuiigen. Abg. Lippert interpelltrte hierauf wegen Wiederaufnahme der Thätigkeit der Komniifsion, die in der Angelegenheit ber nationalen Abgrenzung ein« zesetzt worden fei. Er verlangte Unterbreitung ber bereits ertigen Arbeiten der Kommission zur Begutachtung be» Landtages. Die französische Kammer nahm am Freitag da» Heeresbüdget, sowie einstimmig den Gesetzentwun an, durch den ein Rationalamt für ben au»« toärtigen Handel geschaffen werden soll.