Sir. 304. 12. Jahrgang. i Das „Hamdurgcr (Srtjo" etfrtinnt lägt ich, außer Moulag». Der NbonncmcutSprriS (in!l. „Die Sien« tticlt“) fxtvögt: durch die Paft biogen (Nr. des Post- latologe 3172) ahne Brmgcgcld Otmrl jaljrlid) A 4,20; durch die Rol»oitört Wochen!!. 36 >4 irci tu’» VatiS. CmyUu Nuuiiuer 6 /i^ Hvnntags-Ntuumir mit ifliifh. Eouutag«-Beilage „Die Reue ttielf' lü Berautwaulicher Redaltör: Gustav Wabersky in Hamburg. Donnerstag, den 29. Dezember 1898. Anzeige« werden die iechsgelpaltene Verüzetie oder dere» Ratuu mil 30 ^J, (üt den ArbettSmarkl, ©et« mitthungS- und Familietianzrige» mit 20 berechnet. Attzeigo» Auualtute in der Lrpednian (bi» 6 Uhr Abd«.), ietute tn fäiiimtl Annancen-Bürea»«. Redaktion und Lspedttioa: Große Tbe«kerstr«ße 44 in Ha»b«rg. □ ic in i)11 iiiii —TK i i Tiiüim ra i »WIK, mr iirriTsTii u^rrn mwr • TrrxriKrirrijrwtm^'n^-«rwni©©nw»MriwmMMi Hierzu eine Beilage. AdlmemtiitS-kiiilüiiiig. An alle Leser und Freund« unseres Blattes richten wir zum bevorstehenden Quartals- und Jahreswechsel erneut die Mahnung, sich die weitere Verbreitung des „Hamburger Echo" nach Kräften angelegen sein zu lassen und neue Leser für dasselbe zu werben. Als Organ der Sozialdemokratie Ham - burgs ist das „Hamburger Echo" stets bemüht gewesen, den Ideen des Sozialismus weiteren Ein - gang im Volke zu verschaffen und die Grundsätze der Demokratie mit aller Entschiedenheit zu verkeim. Dieses Bemühen ist nicht fruchtlos gewesen; aber gleichwohl hat das „Hamburger Echo" noch immer nicht die Verbreitung, die es entfpredjenb der starken Arbeiterbevälkerung des Städtekomplexes von Hamburg- Altona-Wandsbek haben müßte, und banint auch nicht den Einfluß, den es haben könnte, weim Jeder in dieser Beziehung seine Schuldigkeit thäte. Gerade der gegenwärtige Moment muß eS jedem ehrlichen, klassenbewußten Arbeiter als dringende Noth - wendigkeit erscheinm lassen, seinem Kampforgan, dem „Hamburger Echo", das allein hierorts seine politischen und wirchschastlichen Interessen vertritt, weiteren Eingang zu verschaffen. Stehen doch in allernächster Leit wieder hochwichtige politische Fragen zur Entscheidung, btt das wirthschastliche Interesse der Arbeiter aus’s Tiefste benihrm. Man denke nur an die Zuchthausvorlage, die int Reichstage in Aussicht steht intb die das Koali- tiousrecht der Arbeiter anf's Schwerste bedroht. Man denke an die neuen Militärforderungcn, die schon in unerbittlicher Regelmäßigkeit einander folgen und das ganze Erwerbslebeit in immer unerttäglicherer Weise belasten. Der Widerstand gegen diese und ähnliche Dinge muß in atterschärsster Form geleistet werden. Nicht die Presse, nicht die Abgeordneten allein haben dm Kampf gegen die militaristische und arbeiter - feindliche Reaktion zu führen; soll er erfotgrrich zrr^.tkrMS, oMt mMijL Keten. Dazu ist aber nothwendig, baß alle .weife fort - gesetzt auf dem Lausenden sich erhalten und die Ereiguifle unter den richtige» Gefichtspunkten betrachtm lernen. Für Arbeiter kann dies nur die sozialdemokratische Auffaffung sein, die in Hamburg und Umgegmd allein vom „Hamburger Echo" vertretm wird. Im Interesse der um ihre Rechte und um ausgiebige Besse - rung ihrer Lebenslage kämpfendm Arbeiterschaft ist des - halb die Gewinnung weiterer Leserkreise für das „Hamburger Echo" ein Gebot zwingender Noth - wendigkeit. Man klagt heute so oft über politische Schlaff - heit und Trägheit und mit Recht. Man tadelt, daß der Bewegung das nöthige Feuer der Begeisterung fehlt. Aber das ist kein Wunder, wenn selbst weite Arbeiter - kreise sich mtt der saft- mib kraftlosen, Politisch ent - nervenden und verdummmden Lektüre sogenannter .unparteiischer' Blätter begnügen, die auS geschäftlichen Rücksichten nicht wagen dürfen, zu politischen Fragen entschiedene Stellung zu nehmen, und die ihre Leser durch Auftischm von allerlei Hofklatsch zu entschädigen versuchen und damit einen widerlichm Byzantinismus und Servi- liSmus groß ziehen oder doch zum Mindesten daS selbst - ständige klare demokratische Urtheil verwirren. Und warum das? Weil diese Blätter billig sind. Nirgend hat die Sucht nach Billigkeit so viel Unheil angerichtet, so korrumvirend gewirkt wie in der Preffe. Nun, ein leistnttgsfähiges, auf seine Selbstständigkeit Werth legendes, itberzeitgnttgstreues Blatt, kann nicht billig sein, zumal wenn es polittsch auf so exponirtem Standpunkt steht wie daS sozialdemokratische „Hamburger Echo". Die energische Aertrcttmg der tigerten Politischen Ueberzeugung muß doch jedem Manne die paar Pfennige werth sein, diedaS „Hamburger Echo" wöchentlich mehr kostet, als die gesinnungsloseu Anzeigen- Dlätter. Hamburger Arbeiter, die für ihre Urber- zcngung und für ihre Klaffeninteressen schon so großarttg opfermuthtg sich erwiesen haben, müssen es als ihre höchste Pflicht bewachten, nicht mur selbst daS „Hamburger Echo" zu lesen, das ihre Ueber - zeugung und ihre Julereffen verkitt und in erster Linie den Kampf gegen eine Welt von Widersachern führt, sondern auch fortgesetzt neue Leser zu werben, damit der Einfluß ihres KampforganS ein «och weit - reichenderer werde. Was an unS liegt, wird auch in Zukunst geschehen, unsere Waffen scharf zu erhalten und sie mit Wucht zu führen, im Uebrigen aber den Inhalt des „Hamburger Echo" immer reichhaltiger zu gestalten. Wir versprechen, unsere Pflicht zu thun — thue jeder Genosse auch die seine. Dem gemeinsamen Wirken wird auch der Erfolg blühen und mit neuem Muthe werden wir im konuuenden neuen Jahre den Kampf gufnehmen. Der AdonnementSpreiS für da« .Hamburger Echo' (inkl. »Neue Welt') beträgt pro Woche 36 4, wofür c8 von den Kolportören frei in'8 HauS geliefert wird. Der Postabonnementsprei» beläuft sich ohne Bringegeld auf * 4,20 pro Quartal. Dit Malrtion und SkjMton des „tzauiburgtl Echo". Ein antichristliches Weihnachts-Evangelium. In die erbaulich - süßlichen Leitartikelpredigten, s welche die bürgerliche Publizistik in iijren Weihnachts- • nummern herkömmlichermaßeit über den Text .Friede, auf Erden" zu halten pflegt —und die ziveifels-, ohne so ehrlich und aufrichtig gemeint find wie andere, Predigten auf der Kanzel — tönte Heuer wie ein' schriller Pfiff die schon behandelte Rede des Ber - liner Universitätsprofessors Staatsrechts - lehrers Kahl über richtiger gegen den ntssischtn Abrüstungsvorschlag, die, wie schon erwähnt, von der militaristischen Preffe, die sich seit diesem Vor - schlag etwas gedrückt fühlt, freudestrahlend regfftrirt wird. Dtan mag über den Zar Nikolaus II. und sein Friedensmanifest denken wie man will — und luie wir darüber denken, wissen unsere Leser — sympathischer berührt dasselbe immerhin, als wenn eine akademische Leuchte der Wissenschaft den Krieg nicht allein als ein unvermeidliches Uebel vertheidigt, sondern panegyrisch verherrlicht. „Kriege abzuschaffen ist nicht möglich und wenn möglich nicht wünschenswerth', das ist die antichristliche Weihnachtsbotschaft emes Professors an der ersten Hochschule Deutsch - lands. Man halte aber den Professor Kahl ja nicht für einen ungläubigen Freigeist. Er salbt sogar sein bluttriefendes Evangelium mit etlichen Tropfen Frömmigkeit, wie es einem preußischen Unterthan neuesten Kurses ziemt, und schreibt: „Kriege fiub auch zu begreifen als göttliche Zulassung, als die Vollzugsakte des göttlichen Weltgerichts, und unter diesem Gesichtspunkt ttttt auch die volkserzieherische Bedeutung derselben in ihr Recht.' Er fähtt fort: „Der Egoismus des Einzelnen muß zuriicktteten hinter dem großen Ganzen. Muth, Heldenmuth und andere Tugenden kommen erst im Kriege zur rechten Erscheinung. Die Völker, betten ein ewiger Frieden bescheert wäre, tuiirben entnerven und verfaulen und die Kraft verlieren, welche die Grundlage ist auch für eine gesunde geistige Kultur." Den Reiz der Neuheit haben diese Argumente nicht. Moltke hat s. Z. in einem bekannten Briefe an den Heidelberger Professor und Geheimrath BluntschU etwas AehnUcheS gtschrteben; „Der ewige Friede fei ewntiaum mb nicht rtninaj em tchonrr. Und D. F. Strauß meint in seinem „Alten und netten Glauben' ebenfalls: „Wir können uns die Entwicklmig der Menschheit, den Fortschritt ihrer Kultur, ohne das Eingreifen der Kriege nicht denken." — Zum Glück hat die Weltgeschichte schon Vieles verwirklicht, was ein Gelehrtenhirn sich nicht denken konnte. Also im Frieden würden die Menschen „ent - nerven (soll wohl heißen entnervt werden) und verfaulen". Da geht uns ein Licht auf über die Ursache der moralischen FLiilniß in der herrschenden Klasse. Wäre es darum nicht angezeigt, schleunigst einen frischen fröhlichen Krieg aitzuzettelii, etwa mittels eines diplomattschen Rtanövers ä la Emter Depesche? Es ist die höchste Zeit, wenn wir nicht ganz „entnerven mid verfaulen" sollen. Das Kahl'sche Räsotlnement ist Geschwisterkind mit der Behauptung, die seinerzeit Ludwig Bam - berger zum Besten gab, daß ohne die auri sacra fames („verwünschter Hunger nach Gold", römisches Dichterwort) die ganze Zivilisation aus Rand und Baud gehen müßte. Von der Sklawerei hat man im Alterthum wie in der Zeit des amerikanischen Abolittonskrieges Aehnliches behauptet, und wir zweifeln nicht, daß in der Aera des Kannibalismus sich ebenfalls deutsche Professoren, wen» cs damals solche ge - geben hätte, gefunden hätten, welche den Satz auf - stellten, mit der Menschenfresserei stehe und falle die ganze Kultur, ohne sie müßten die Menschen eiifiieroen und verfaulen". — Den Gefressenen freilich hätte wohl dieses Räsotmement weniger ein- geleuchtet als den Freffern, wie auch das Bam- berger'sche Räsonnement den Ausbeutern eher zu - sagt als den Ausgebeiltelen. Auch Herr Kahl würde wohl als präsumtives Kauotieufutter die Sache mit anderen Augen ansehen, wie als Univer- sttätsprofessor. Daß der Krieg den Muth und die Abhartting enttvickelt, tarnt man ohne Weiteres zttgeben; da? thut aber auch das Verbrechen. Gehött nicht zur Ausführung eines Verbrechens eine gehörige Dosis Muth? Riskirt nicht der Dieb, der Mörder, das Zuchthaus, den Galgen, das Schaffot? Ist das edle" Ränberhaudmert, wie dereuist in den böhmischen Wäldern oder Abruzzen, nicht auch eine vortreffliche Schule der Abhärtung? Giebt es über - haupt irgend eine natürliche oder soziale Rückstchtdig- keit und Kalamität, die nicht auch einige gute Seiten aufweist? Auch körperliche und seelische Leiden ent - wickeln mattche bessere Eigenschaft. Auch der Sumpf züchtet eine interessante Flora und Fmma. Sollen darum die Süntpfe nicht ausgettocknet werden? Das wäre die KottsePtenz der Kahl scheu Logik. Logar die Dummheit und der llnsinn haben ihr Gutes, und der Unsinn des ProfefforS Kahl hat minbeftenS ba§ Gute, daß er wiederum beweist, welches Blech sogar eine akademische Notabilität schwätzen kann. In seinem „Bau uild Leben des sozialen KörperS" (Band IV, S. 351) hat es Schäffle solchen Lobrednern des Krieges grnudltch besorgt. Er schreibt: „Die Sophisten des Milttarismus und des 9tationalbünfet8 haben zu jeder Zeit den Krieg als einen sittlichen Zuchtmeister gepriesen. Für innerlich schon verlotterte Völker, denen ihr Tyrann äußere Bewegung machen muß, mag diese Behaup- tmtfl wie schon Aristoteles aiibeutet, eine traurige Wahrheit fein. Da heißt e8: Gift gegen Gift! Dennoch sann Niemand verkennen, daß der Krieg der höheren Kultur tausendfach schadet. Er ist dem humanen, idealen Streben feindlich imd bringt einen bengelhaften brutalen Natioualegoismus, der sich als Mordspatriotisnuis breit macht, zur Herrschaft. Er schwächt den Freiheitssinn der Völker, erzieht sie ftir die innere Knechtschaft. Er hätschelt einen blutdürstige« Nationalstolz voll von furchtbaren Gefahren, erschüttert die Achtung des Rechts, erweckt die Raubthiertriebe im zivilisirten Menschen wieder, zerrüttet den Nattonalwohlstand. Durch das Schuldeumachen in seinem Gefolge leistet er der Geldoligarchie (Herrschaft von Wenigen) Vor - schub und wird Znchtschule von zahllosen anderen Aeußernngen privater und öffentlicher Unsittlichkeit. Er beugt nicht einmal den Chauvinismus des be - siegten Volkes, sondern macht den Rachedurst zum einzigen Hebel, um der Zerrüttung, der es nun, dem Sieger znm Nuyen, verfällt, Einhalt zu thun. Bis zur Erschöpfung der Völker erzeugt ein Krieg den anderen, und in jedem wird die Gesammt- existeuz mehr oder weniger dem Spiel des Zufalls preisgegeben. In unüberttefflicher Weise hat Aristoteles zur Zett, als der maeedonffche Krieg im Zenith des Erfolges stand, dem Krieg in seiner „Politik' (VIII, 13, 1-22) das Urtheil ge - sprochen." — Frivol nennt Schäffle au einer anderen Stelle (V, 354) das meist übliche Lob des Krieges als einer Schule erfrischender Uebung von Kraft und Muth und Sittlichkett. Her bart sagt hiergegen treffend: „Die Konsequenz wird als - dann auf die Frage leiten, ob eine ähnliche Gymnastik nicht auch zwischen den Provinzen eines Staates, ja zwischen den Familien einer Stadt ein - zuführen fei, damit die Wirkung noch sicherer und heilsamer ansfallen möchte." Mit anderen Worten: das Kahl'sche Argument müßte dahin führen, von Staats wegen periodische Prügeleien zwischen Provinzen, Stabten und Dörfern zu arraugiren, als Exerzitien Der Kraft, des Muths und der Sittlichkeit. Von der Weltbühne. Die Mißstimmung über die Reichspolitik greift in immer meiteren Kreisen um sich. Tie „Köln. Zeiwng", welche sonst jeder Zeit bereit ist, die Negierung Ui vertheidigen, beklagt sich bitter über die Art, wie die Regierung die Preffe behandelt. Die Regierung trifft allerlei unverständliche Maßnahmen, ohne die Grunde tut ihr Lduii »u vrrbsterUlicheu. 5. er Ärlütz solcher Ser« fftgiingeir ersteig k tm «verunwene, in erst roeim aN Net Auslande unangenehme Angriffe erfolgen, kommt wochen- oder monatelang hinterher eine Begründung. Den Grund für diese unliebsame Erscheinung sucht das nationailiberale Blatt in dem ungenügenden Zu - sammenhänge der Refforts untereinander und bemerkt dazu: „KeinS scheint von dem andern etwas zu missen oder wissen zu wollen, und von einer Einwirkung, die für eine einheitliche Richtung sorgte, ist oft kaum eine Spur zu entdecken. Was sind nun die Folgen dieser verhängnißvollen Lücke unserer staatlichen Organisation? Beunruhigung im Publikum und Miß - trauen gegen die Regierung, Verstimmungen und Miß- verständniffe, die bann häufig in Majestätsbeleidi - gung en ihren Ausdruck finden! Das deutsche Volk hat einRecht, zu verlangen, daß die Regierung eS in den Stand setzt, alle wichtigen Vorgänge zu beurtheilen, und zwar so rechtzeitig, daß nicht zuerst eine übel - wollende ober auch ungenügend unterrichtete Preffe unge - hinderten Spielramn hat.' Die Veröffentlichung der Gründe für die Maß - nahmen der Regierung körnte unter Umständen noch ver- hättgnitzvoller werden, alb die bisherige Praxis. Jetzt findet die Regierung immer noch Anhänger, welche an ausreichende Gründe glauben. Viele dieser Anbeter staat - licher Weisheit würden von diesem Köhlerglauben geheilt werden, wenn sie die sogenannten Gründe erfahren würden. Würde in der Verfaffung oder in einem be - sonderen Gesetz eine Bestimmung ausgenommen, nach welchem die Regierung gezwungen ist, für alle Erlasse und Verfügungen die Gründe anzugeben, bamt würde mancher Erlaß nicht das Licht der Welt erblicken, weil selbst Menschen mit der DiirchschnittSbildung gewöhnlicher Büreaukraten einsehen würden, daß ihre Gründe vor der Kritik nicht bestehen sönnen. Die wilden Männer. In einer Berliner Kor - respondenz der „Münchener Rllgcnt. Ztg.' finden sich zur .Rechtfertigung' der Ausweisungen auS Rord- schleswig folgende Enthüllungen: .In Kopenhagen spinnen gewisse Sreffe, aber nicht etwa der jetzige König, der vielletcht ein Friedensfürst genannt zu werben verdient, noch immer Fäden, die zu zerreißen eine Pflicht der deutschen Diplomatie, aber vor Allem auch des preußischen SlsateS ist. Sobald im Landtage die Sache zur Sprache gebracht werden wird, dürfte auch im Süden der Vater - landes von manchen Augen der Schleier, der zur Zeit noch über ihnen liegt, fallen, imb die nationale Nothwendigkeit von Maßnahmen als solche ersannt werden, die, s o brutal sie sich immer vom Standpunkt der Humanität ausnehmen mögen, doch mtinngänglich find. Noch beute wirb daS vreußische Wappen von zwei M ä n n . r n stankstt, die al« Milbe dazustehen scheinen. Vielleicht dankt man eS noch nach Jahren der preußffchen Krone, daß fie ebenso wenig wie dies Svmbol ihrer Kraft die letztere selbst dem Geschmack höherer Töchter angepaßt hat.' Die „Münchener Allgem. Ztg.' ist für diese offiziöse Belehrung auSnahmSiveise unzttgänglich, fie wendet sich dagegen mit folgenden Bemerkungen: „Die Kraft de« preußischen Staate« soll immer Born Geist der Menschlichkeit durchdrungen bleiben, und vor allen Dingen müffen die wilden Männer, wenn fie ihre Keulen gebrauchen, nicht Un - schuldige zwecklos niederschlag en.* »Wenn wir im« auch die Agitation in der Nordmarl so wüst wie möglich vorstellen, wenn wst annehmen, daß dort alle „Bande frommer Scheu' in der dänischen Bevölkerung zerrissen sind, können wir die Ausweyung unschuldiger Dienstboten nicht billigen. ES giebt eben Maßregeln, die a priori falsch erscheinen.' Man darf schon neugierig sein auf die „Fäden", die da im preußffchen Landtage zerrissen werden, auf ben .Schleier', der da sollen soll. Ueber „Fanatismus der Dänen' ergeht sich eine aus Hagen stauimende Notiz in der „Rheinffch- Westfälischen Zeitung" wie folgt: ..Dst Ausweisungen tn Schleswig - Holstein haben den Fanatismus der Dänen gewaltig ange - schürt. Es zeigt sich diel in dem Abbruch der Handels - beziehungen mit deutschen Finnen. So haben die Firmen Fischer in Kopenhagen und Petersen in Beile ihre hiesigen «leinetfenfabrilanten ertheilten Aufträge iw bedeutender Höhe zurückgezogen und gleichzeitig' mitgetheilt, daß fie mit deutschen Firmen so lange nicht mehr in geschäftliche Besiehinigen treten würden, als dst Ausweisungen in Schleswig anbauern. Wie die Schreiben besagen, haben die dänischm Händler sich dahin geeinigt, alle Beziehungen zu deutschen, Firmen abzubrechen." Und was für ein Mittel gegen diesen „Fimatismus" weiß daS Organ der Eisen- und Kohlenbarone anzu - geben ? „Die Antwort darauf muß Boykottirung der dänischen, vor Allem der landwirthschaftlichen Produkte durch alle Deutschen sein." Ein Vorschlag, den die Agrarier gewiß mtt Be-, geiftcrung unterstützen werden. Der preußischen Ans- weifimgSvolitik zu Licke sollen „alle Deutschen' insbefoirdere auf die Zufuhr dänischen Schlachtviehes verzichten. Die Maßregelung imbcqucmcr Kritiker scheint M einem festen Sun cm werden zu sollen. Geht Preußen in der Unterdrückn» g der freien Meinu ug S» äufeerung voran, so sann man im reaktionären Mnsterstaaie Sachsen nicht zuriickbleiben. Dr. Kurt Kuntze, Assistent an ben vereinigten staatSwiffenschasi- lieben Seminarien der Universität Leipzig, Hai ffmgst in der Zeitschrift für die gestimmte Textilindustrie eilte scharfe Kritik der handelS statistischen Zusammenstellungen deS ReichSamteS des Innern veröffentlicht. Diese rein wissen - schaftliche Arbeit hat ihrem Verfaffer eme Maß - regelung eingetragen. Zwei »hochgestellte" Persön - lichkeiten Haden fitb_ in Leipzig über Dr. Runge beschwert, worauf ihm Seine Stellung an ben staatswtssenschaftliäien Seminarien zum I. Januar 1829 gekündigt worden ist, wett er sich an parteipolitischen Kämpfen deiheiligt habe. Und wo bleibt der Protest bet Wissenschafter, von dem :tberate Plätter anläßlich der DiSziplinirnng Del- briufS schreiben? Die stehenden Heer» im Dienste de- Kapitals. Schon oft ist oon unseren Genossen betont worden, daß die Regierungen nur Diener des Kapitals stad. So oft als der Dersitch gemacht wurde, die Richligkett deffen zu beweisen, find bee nationalliberalen und konservativen Vorkämpfer deS herrschenden System- an- dem Häuscheit gerochen. Sie suchen das Volk glauben zu machen, daß die Regierungen ein Stück „höheres Wesen" find, welches hoch über allen Parteien und allen Klassengegensätzen thront. Dem Volke sucht man eine ideelle Anschauung von Staat und staatlichen Einrichtungen betpibrmgen, während man im trauten Kreise ganz ander» denkt und spricht. Wie Fürst Bismarck, — der öffenttich den alten Kaiser Wilhelm als seinen huldvollen, weisen und gütigen Herrn pries, ben er im Privatgeipräch, wie Dohm mtb Busch mittheilen, eben s» rücksichtslos beleidigt, — so machen es auch die nanoualliberatcn Vorkämpfer des Kavitals mit den staatlichen Einrichtungen. In den Reden und Schriften, die für’8 Volk bestimmt find, tst au Mwee Oer «--t^ipenge« uu» Xl»uia», uituytr du idealen (Väter vertheidigt : m den Mtttbeifungen für Me| herrschenden Klaffe» urtheilen diese Leute viel nüchterner unb richtiger. Ta erkennen sie rückltattslos an, daß die Armee ein Jnftrumevt im Dienste des Kapitals ist und daß fit, Wenn das In - teresse des Kapitals es erheischt, auch Kriege zu ftthren bot Im Handelsblatt der „Rattonal-Zettung' in der Jabresüberficht finden wir folgenden bemerkn* werthen Satz: „Wir sehen die Welt m Waffen starren, als ob schon in bet nächsten Stunde da» Singen der mächtigen Staaten irrn die Ausweitung ihres wtrthschaft- lichen Wirkungskreises — diese allein wird im kommenden Jahrhundert Inhalt undZiel nationaler Anstrengungen bilden — eine scharfe Gangart annebmen wollte." Also die „AuSweiiung des wirchschastlichen Wftkungs- kreiseS" der Kapitalisten wird im kommenden Jahrhundert allein Inhalt undZiel nationaler Anstrengungen, d. h. auch der Kriege jein. Unter wtrthschaftlichent Wirkungskreis der Staaten wird selbstverständlich das (Stbiei verstanden, welches die Kapttalfften sich für ihre ausbeuterische Thätigkeit ausgesucht haben. Würde die ErkenitMiß, daß Inhalt und Ziel „nationaler An- ftrcngimgen“ nur das kapitalistische Interesse beliebigen, in wette Volkskreisen einbringen, bann würbe daS Volk sich besinnen, ob es die Opfer, welch« es bringen muß, noch länger tragen will. Aber so geht es m der Politik der Älaffenstaaten: Alle Pflichten haben die Unterdrückten zu übernehmen, während die Frucht der AnstrenglUlgen deS gejammten Volkes von den Herrschenden allein ein« geheimst werden. Die Konservativen mtb die Milrtärvorlaqe. „Fortgesetzt jammern diese Leute über den immer größer werdenden Mangel an ländlichen Arbeitern, die nicht mehr auf dem Lande bleiben wollten, sondern m die Stadl zögen; unb sie verlangen deshalb die unbe - dingte Zulaffiing ausländischer, russisch-polnischer und galizischer Arbeiter. Und zur selben Zeit helfen sie selbst die Arbeiternoth bedeutend vergrößern, indem fte dafür eintreten, daß 28 000 junge Leute im kräftigsten Aller der produktiven Arbeit entzogen unb aus zwei Jahre in die Städte geschickt, unter das Militär gesteckt werden! Unb da» Allerichönste dabei ist, daß fie trotz alledem noch behaupten, sie seien keine Parte ost elbischer Junker, sondern — eine deutsche Volksparteil In dem letzteren Wort find offenbar bret Silben ausgelassen; es soll heißen: „Vokw bedrückungSpartei", denn fie find für Alles zu haben, waS beut Volke pmt Schaden gereicht." So tuerben bie Konservativen m nlttamon- tanen Blättern farafterifirt. Diese ffaraftertfrif soll man aufheben, meint die Berliner „Volks-Ztg.', für den lag, an welchem das — Zentrum mit Pauken und Trompeten für die neue Militärvorlage stimmt. Auch das Zentrum nennt sich ein« Solle« Partei Gegen die Fahnenflucht. Um dm Dmtfchm, die sich der Fahnettflucht oder der Verletzung der Wehr - pflicht schuldig machen, ben Aufenthalt im Ausland« $u erschweren unb fie dadurch zur Rückkehr zu bewegen, tst schon früher angeordnet worben, oaß btt Gemeinde - behörden sich der Bekanntmachung de« Aufgebot» znm Zwecke der Eheschließung für die bezeichneten Personen zu enthalten haben. Nunmehr sollen auch noch der preußische Minister de» Innern und der Kriegs - minister, wie die „Hamb. Nachr." erfahren, bestimmt haben, daß Auszüge aus demStandesregifter, welche früher im Aus lande sieb aufhalteuden Fahnen - flüchtigen und ausgetretenen Wilitärfiiichugen nachge - liefert wurden, nur bann durch ote zuständige Gemeinde unb AusfichtSbehörbe die vorgeschriebene Beglaubigung erhalten dürfen, wenn der Nachweis geführt wird, daß die Auszüge nicht zur Förderung eine» persönlichen Interesses gewöhnlicher Art der in Rede stehenden Per - sonen uachgesuchi worden find, sondern zu anderen Zweckm, insbesondere zum amtlichen Gebrauch des ausländischen StaateS vertvendet werden sollen. Nach unserem Dafürhalten ist keine staatlich« Autorität, am wenigsten ein Kriegsminister, befugt, ben Standesämtern derartige Vorschriften zu machen. HumMtisiruttg brr Mordwaffe«. Guten „prak - tischen" Vorschlag für die geplante Friedens - konferenz macht Professor von ESmarch üt dem Januarheft der «Deutschen Revue". Angesichts der fürchterlichen Verheerungen, welche die von den Eng - ländern im letzten Kriege in Dschftral attgeroenbeten so - genannten Dum-Dum-Geschosfe (Geschosse, an deren Spitze der harte Metallmantel entfernt tft) ange - richtet haben, schlägt Proseffor von ESmarch vor, daß die Friedenskonferenz durch internationale Kon - vention festsetzt, daß nur solche kleinkalibrige Blei» geschoffe verwendet werden dürfen, welch« entweder ganz oder mindestens an bet Spitze mit einem Mantel au8 hartem Metall versehen find. Proftfior von Esmarch stützt sich bei seinen Ausführungen auf die Versuche, welche Proseffor BrunS in Tübingen £U|Htyrcn. 7) Revision des SubwifsionSwesen», Ber- gebung ber ®etueinbe.arbeiten und Lieferungen nur unter vertragsmäßiger Verpflichtung der Unter- nehmer, bie Lohn- und Arbeitsbedingungen der von ihnen mit städtischen Arbeiten beschäftigten Arbeiter tn Sememschast mtt ben Fachorgautjationen der Arbeiter . festzusetzen. An Mitglieder der Gkmeinbebtrtretnng dürfen feine Arbeiten ober Lieferungen für die Getnetnde übertragen werben. Ebenso dürfen dieselben in keiner »eise et aeroerblichen Unternehmungen beteiligt sein, die in einem i Vertrags- oder Lvsermwsverhälttttß zur Gemeinde stehen. 8) Für bie t« Gemeinde - Auftrag beschäslt-ten .Arbeiter unb Beatnteuist ausreichende Bezahlung, sorote eure Arbeitszeit von ntcht länger al» 8 Stunden Ksitch herbeizttjühren; desgleichen sind PenfionS-, sowie Wittwen- uub Waisen-Uttterstütztmakasfen für die Arbeiter M errichten uub die Kranken-, Unfall-, Atter», uub I»