Nr. 105« Hamburger 13. Jahrgang. Da» „Hamburger Echo" erfi^cint täglich, außer Montag». Der AbounemeutSpreis (i»N. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. de» Post- katalog» 3248) ohne Bringegeld vierteljährlich K 4,20; durch die «olportäre wöchentl. 36 4 frei in’« Hau». Sutzelne Nummer 6 4. SonnIagS-Nummer mit illustr. SvnntagS-Brilagc „Die Neue Welt" 10 Verantwortlicher Redaktiir : Gustav Waberöky in Hamburg. Sonnabend, den 6. Mai 1899. ««zeigen werden die sech-gespaltene Petitzeil« oder deren Raum mit 80 4, für den «rbfitüniartt, Vrr- miethuugS- und Familiruaiizeigen mit 20 4 berechnet. dl «zeigen -Annahme in der Lppedition (bis 6 llhr Abdö.), sowie in sämmkl. Annoncen-Büreau». Redaktion und Expedition: Grohe Theaterstrahc 44 in Hamburg. Hierzu eine Beilage. Die geprellten Zünftler. In den Kreisen der Zunstbrüder, die früher ein so gewaltige» Geschrei zu machen verstanden, ist es mäuschenstille geworden. Wo sind alle die Lärm - macher, Schreier und Radaubrüder hiugekommen, die sonst in endlosen Reden die wuuderthätigen Wirkungen einer neuen Zunftvertretuiig anzupreisen pflegten? Dieselbe sollte befähigt sein, das Hand - werk vor der Konkurrenz des GrobkapitalisniuS zu retten und ihm seinen „goldenen Boden" wieder zu verleihen. Und die Herren verstiegen sich manch - mal so weit, der Regierung zu drohen, sie würden sich der Sozialdemokratie anschließen, wenn man ihre Forderungen nicht bewilligen wolle. Die reaktionären Elemente des Reichstages, die Konservativen und llltrainontanen, sind den Zünft - lern ein Stück entgegeugckommen und haben dem Handlverk die geforderte Gelegenheit zur „Organisa - tion" gegeben. Aber dabei sind ganz andere Er - scheinungen zu Tage getreten, als man ursprünglich erwartet hat. Die Kleinhaudwerker sind in ihrer großen Dichrzahl dem neuen Junungswesen gegen - über gleichgültig geblieben und man hat die Hand- werkerkainmern noch gar nicht errichten können, weil die dazu erforderlichen Wahl5ürperschafteu sich noch nicht gebildet haben. Das ist ein unbestreit - bares, niederschmetterndes Fiasko des mo - dernen Zünftlerthnms, das sich als die natür - liche Interessenvertretung deS Kleinhandwerkerthunts gcberdet hat, das aber, wie nian sieht, mit dem Kleinhandwerkerthum nur verhältnißmäßig geringe Fühlung besitzt. Von diesem Schlage wird sich das Ziinftlerthum niemals wieder erholen, denn es ist nichts bedenklicher für eine Sache, als wenn sie auf die Gleichgültigkeit der Massen stößt. Die Drohung, die inißvergnügten Zünftler würden in das Lager der Sozialdemokratie abschwenken, hat sich in ganz eigenartiger Weise erfüllt. Die Sozial - demokratie hat jene Ankündigung mit Gleichgültigkeit ausgenommen; sie hat nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß sich die Herren Zünftler zum Teufel scheeren möchten. Diau liebt im sozialdemokratischen Lager die Ueberläufer nicht, die nur darum solche geworden sind, weil sie nicht genug Brocken vom Tische der Regierung haben ergattern können. Nun Ist aber thatsächlich die Sozialdemokratie in die Innungen eingebrttngen und hat darin Einfluß er - langt; in einigen hat sie sogar die Aemter mit ihren Anhängern besetzt. Die „Kölnische Zeitung" stößt einen Alarmruf ans, indem sie der Befürchtung Ausdruck giebt, die Sozialdemokratie werde sich auch der Gesellenans schüs sc bemächtigen. Sie würden ihr als reife Frucht in den Schooß fallen. Das kamt schon kommen und wäre nur ganz natürlich. Die Zuuftbrüder haben also das erhebende Be - wußtsein, Organisationen geschaffen zu haben,. in denen die Sozialdemokratie, wenn sie will, einen Stützpunkt fleiuimien kann. Gewisse vorsichtige Politiker haben das allerdings vorausgesagt. Die Sozialdemokratie kann zwar auch ohne solche Orga - nisationen vortrefflich bestehen, allein wenn sie es für gut befindet, ihren Einfluß zu verstärken, iiibem sie vou denselben Besitz ergreift, warum soll sie es nicht thun? Die „Kölnische Zeitung" meint, diese Organisationen würden nicht im Stande sein, ein patrmrchalisches Verhältniß zwischen Meistern und Gesellen wiederherzustellen, wohl aber würde sie mit der Zeit zu Kampf Organisationen der Ge - sellen gegen die Meister werden. Das kann auch so konimen und die Zunftbrüder stehen da wie der betrübte Gerber, dem die Felle fortge- schwommen sind. Für Spott brauchen sie nicht zu sorgen; sie haben ihn alich reichlich verdient. Es ist dies in der That ein Schauspiel für Götter. Man schafft eine Neuorganisation mit her Absicht, einen Damm gegen die Sozialdemokratie zu er - richten, und plötzlich steht die Sozialdemokratie selbst hinter dem schnyeiiden Damm und lacht ihre ge - täuschten Feinde ans! Während die Zunftbrüder mit offenem Munde dastehen und eine solche Wendung der Dinge gar nicht begreifen können, bricht bei den „Scharfmachern" ein großer Spektakel los und wird gegen die überall eindriugende Sozialdemokratie in allen Tonarten ge - wüthet und gehetzt. Nun, die Herren werden sich daran gewöhnen müssen und nicht nur an dies, sondern anch an eine Menge ähnlicher Erscheinungen. £23] (Nachdruck verboten.) D a ck* ■glomctn von AtpHonse fandet. Bkieig autorlfUte Uebertetzung. Begünstigt von seiner kleinen Gestalt und schwarzen Farbe, hatte er überall hstieiugleiten können, und überall war cs bewohnt. Er hatte gefühlt, wie ibn das Laster mit seinen triefenden, geräuschlosen, nachtvogelgleichen Flügeln streifte; er hatte das Brot der Diebe gegessen, denn die Diebe sind zuweilen mitleidig. Er war bet den nächtlichen Theilungen und Atahlzeiten der Dtörder in hohlen- Gemäuer zugegen gewesen und hatte seinen Kinderschlaf neben dem Traum eines Räubers ge- schlummett. Aber waS that dnS ihm? Er suchte sein Sngri und ging dttrch all diese Ruchlosigkeiten, ohne sie zu sehen. In der schmutzigen Pariser Untiefe blieb der kleine König so ruhig wie in den Wäldern, wohin ihn Körika mitnahm, um dort während der großen Jagden zu lagern. Da sah er, wenn er Nachts durch da» Brüllen der Etephanten und Flußpferde aufgeweckt wurde, unter den gigantischen, unsicher beleuchteten Bäumett unge - heuerliche Gestalten um das Bivouae kreisen und fühlte die welleusSrmigen Bewegitngen der Schlangen ganz in stiuer Nähe unter den Blättern dahingleiten. Aber Paris mit seinen Ungeheuern ist weit schrecklicher als alle Wälder Afrikas; — der kleine Neger würde wohl Furcht gehabt haben, wenn er gesehen, begriffen hätte. Glücklicher Weise beschäftigte ihn der Gedanke an sein Grigri gmtz ausschließlich, und hier wie auf den ent- fkrntcu Jagden breitete sich Kürikas Schutz über ihn. „Es ist ans mit ÜJitoou I* daß Denen, die Gott von Von der Weltbnhne •triebl« der sie so sehr geliebt hatte. ömUitun» feiet.) legen die )ren und reiche Früchte in den besonders darum zu be- Langsam aber sicher Ziele, der Gewinnung und näher. ein politischer Nacht- unsällen nicht besser gestellt sein sollen, als ander« Arbeiter, die solche Beiträge nicht auszubringen haben. Genosse Tutzauer beantragte schließlich, die Petition dem Reichskanzler zur Berncksithügung zu überweisen. Nach entgehender Diskussion, in der sich noch die Abgeordnete« Euler (Z.), Thiele und Schwarz (SD ) für diesen An - trag ausspracheu, während Abg. Kramer tNL.) die Pettüo» dem Reichskanzler nur als Material überweisen wollte, wurde der Antrag Tutzcmer mit allen gegen drei Stimmen angenommen. lieben, alle Dinge zum Besten hielten müssen, gilt nicht mehr, wie man sieht, in unserer skeptischen Zeit. Die Sozialbemokratie als solche ist gar nicht fromm und bennoch arbeiten hie Zeitverhältniffe zu ihrem Besten, ob die herrschenden Klassen es nun zngebeii wollen oder nicht, rückt die Bcwegmig ihrem der politischen Macht, näher Manchmal fährt irgend richtig sagt, in der That Schooß, ohne daß sie sich mühen braucht. Der fromme Spruch, auf die versicherten Arbeiter abgewälzt. Früher bezog nun ein Bergarbeiter, fall» er einen monatlichen Verdienst Wächter empor, stößt grimmig in sein Horn und kündigt „Gefahr im Verzug" au, denn die Sozial - demokratie niache immer größere Fortschritte und wenn man nicht eingreife, so werde sie eines Tages so mächtig sein, daß man nicht mehr mit ihr fertig werden könne. Aber Niemand weiß, wie einzugreifen ist. In der That ist die Sozialdemo - kratie schon so mächtig, daß Niemand mehr mit ihr fertig werden kann. Für sie giebt es nur eine Gefahr, uitb die läge darin, daß sie Unbe - sonnenheiten begehen würde. Aber das wird sie nicht thun; davor schützt sie eine lange Erfahrung und eine wohlbewährte Taktik. Man muß wirklich über eine reichliche Portion Bornirtheit verfügen, wenn man nicht begreifen kann, daß das Eitidringen her Sozialdemokratie in immer weitere gesellschaftliche Schichten und sozialpolitische Organisationen nnvermeidlich geworden ist. Es sind über zwei Millionen Stimmen für die Sozialdemo - kratie abgegeben worden; dabei sind ihre Anhänger unter 25 Jahren und die doch auch zahlreichen weiblichen sozialistischen Elemente noch gar nicht ge - rechnet. Wenn eine solche Masse geschlossen und klaffenbewnßt nach dem gleichen Ziele strebt und die politische Macht für sich zu erobern trachtet — was ist denn da natürlicher, als daß der Sozialismus bett ganzen Gesellschaftskörper durchdringt und seine Feinde ans einer Position nach der anderen ver - treibt? Dagegen hat der Klassenstaat keine Mittel; er mag sich drehen und wenden, wie er will. Aus - nahmegesetze Helsen dagegen gar nicht; sie beschleunigen nur das Vordringen her Sozialdemokratie, weil sie deren Energie verdoppeln. Und ohne Ausnahme - gesetze findet das Vordringen auch statt; es fallen der Sozialdeinokratie, wie das rheinische Blatt ganz Die Rrichstagö-Grsatzwahl für den zweiten nkberbüicrifdjen Reichstagswahlkrels Straubing (bi«, herlger Vertreter Abg. E ß l inger) ist auf denLb. Mai anberaumt worben. KnappfchastSpensio« «nd NnfaNrente. In be 1 P e ti t i o n S k o in m ts f i o n b e 8 Reichstage» gelaugte am Mittwoch die Petition eine» Berainvauben Brüning, betr. Gewährung der Knappfchastrpension neben der Unfall reute, zur Verhaudlmig. Ein Er - kenntniß deS Reichsgerichts vom 9*2. Januar 1898 hat eit feinem $Vfannhverben, wie der Referent w der PelitionSkommifston, Abg. Euler (Z.), hervorhod, bte Bergleute im Ruhr- und Saarkohlenrevter in die grüßte Aufregiiug versetzt. Whinnltid) zahlen bte Bergleute und deren Arbettgeber Beiträge an die Knappschaft»» Jnvalidenkasien, und bezogen die im Bergbau ver - unglückten Arbeiter bisher neben der llnfallrente an» den genannten Kaffen noch eine Jnvalidenpenfion Die Bei - träge der Arbeiter zn diesen Raffen find fortgesetzt erhäht, die der Arbeitgeber aber stetig herabgesetzt worden (Meuen- wärtig zahlen die Arbeiter zirka 90 vZt. mehr au Bei - trägen, als ursprünglich der Fall war, während die Bei - träge der Unternehmer aus 20 pZt. ihrer ursprünglichen Höhe erniedrigt morden Die Unternehmer hatten also auch hier die gräßte Last der Unterstützung Verunglückter Der Herr ist so gütig, e» für .natürlich nicht moralisch verwerflich" zu erklären, wenn die Arbeiter nach Befferuug ihrer Lebenslage streben und von ihrem KoalittonSrecht, das sie angeblich voll desitzeu sollen, Gebrauch machen. Aber der „Mißbrauch" desselben fei verwerflich. Nun, nach Stumm und Genoffen ist jede Benutzung de» KoalisiouSrechts Mißbrauch beleihen, und bie Willfährigkeit deutscher Gerichte gegenüber ben Zu- nluthungen bet Scharfmacher hat bereit» Handlungen in Ausübung des Koalitionsrechtes btt Arbeiter für „Mißbrauch" erklärt, bie jeder aubere Mensch und be - sonders da» Unteruehmerthum ungestraft begehen kann. Da» Letztere inöchte der treffliche Atitarbeiter der „Hamb. Nacht." jedoch aus bet Welt lügen. Gr schreibt: „Unb wenn bie Sozialbemokratie behauptet, baS ge - schehe auch im bürgetlicheu Leben, so hat sie bisher ben Nachweis dafür nicht erbracht. Bei arten Beispielen, bie sie angeführt hat, spielt einmal ein Vertrags- verhältniß mit unb sobaim fehlt j e b e r moralische oder thätliche Zwang. Also auch mit dieser AiigriffSmethobe gegen die zu erwartende gesetzgeberische Aktion wird die Sozialdemokratie wenig Glück haben." Nun, bet Herr möge sich nur einmal die gestern zttitte Schtist des Fabrikanten Weigert zu Gemüthe fühtm. Da kann er ben UnternehmerterroriSmu» in ebenso wahrheitsgetreuer wie abschreckender Weise porträtirt finden. Die Arbeiterschuysreunde, bte am Mittwoch Abend in Berlin versammelt waren, um eine inter - nationale Vereinigung zur Förderung be» Arbeiterschutzes zu gründen, haben es be - dauert, daß die „mißverständliche Auffaffung" des Ein- ladmigSschreibenS die Theilnahme von Sozialdemokraten verhindert hat. ES sollen Versuche gemacht »erben, bie „Mßverstimbniffe" hinwegzuräumen. Die Berliiier „VolkSztg." nimmt daraus Gelegenheit, eS al» eilt erfreuliches System sozialpolitischer Emsicht zu konslatiren, daß in der Versammlung selbst so gut konservative Männer wie der ftühete Minister v. Ber - lepsch, Professor Schmollet und Wagner erklärt haben, auf die Mitarbeit sozialdemokrati - scher Sozialpolitiker an diesem Werke, da« über alle Parteigrenzm hiuauögreift, fei entschieden Werth zu legen. „Den Scharfmachern, deren ganze Gedanken - arbeit sich in dem kindlichen, oder saget, wir lieber gemeingefährlichen Bestreben erschöpft, vor dem „rothen Gespenst" bange zu machen unb die Sozialdemokraten al« außerhalb be« gejammten StaatStebeii» stehend zu ächten, ist die gestrige Versammlung eine Lehre. Sie zeigt ihnen, daß man sehr, seht „ftaatserhaltenb" fein und dennoch so viel Objektivität defitzett samt, die Mit - arbeit bet Sozialdemokraten au einer großen Kultur- frage, wie e» der Ardeitetschutz ist, int Interesse bet Arbeiter zu wünschen. „Von den prinzipiellen Auseinandersetzungen, die in btt Diskussion gemacht wutbett , ist von be - sonderem Interesse, wa« der Abgeordnete Kommerzinwath stiichard R ö s i ck e über bie Bedeutung deS Arbeiter- schutzeS für die Industrie hervorgehobett bat. Mü Recht bemerkte er: je mehr Arbeiters chutz, desto konkurrenzfähiger ist die Industrie auch bet» AttSlanbe gegenüber. Ein Satz, übet bett bet Un - verstand unserer Scharfmacher in große Entrüstung vet- Det kleine König sagte diesen Abend nichts weiter- so abgespannt war er, und sein Bettnachbar mußte ein« schlafen, ohne etwas Weiteres davon zu erfahren. Mtten in der Nacht wurde Jack plötzlich aufgeweckt. Müdon lachte, fang, sprach ganz allein mit einer außer - ordentlichen Schnelligkeit und in seiner Muttersprache. Das Delirium begann. Am Morgen erklärte Doktor Hirsch, den man eiligst hatte kommen lassen, daß Mädou sehr frans sei. „Eine kleine, gutartige Entzündung des Gehirns unb bet Gehirnhaut," sagte er, indem er seine gelben Finger an einander rieb, daß sie wie ein Knöchelspiel glänzten. Seine Brillengläser suiikelten. Er machte ein entzücktes Gesicht. Ein schrecklicher Mensch, dieser Dottor Hirsch. Den Kopf voll gepfropft voll wissenschaftlicher Lektüre, voll lauter Utopien, lauter Theorien, für eine zusammen - hängende Arbeit zu träge unb in seinen Ideen zu wenig folgerecht, hatte er sich kaum für eine ober zwei mebi-- zische Vorlesungen emschreiben lassen unb bemäntelte seine thatsächliche Unwissenheit mit einem Wust wirrer Studien über bie indische, chinesische, chalbäijche Medizin. Er beschäftigte sich sogar mit Magie, und wenn ein menschlicher Leben zufällig in feine Gewalt gerieth, so hätte man an bie Geheimnisse beS Wachsbilderunfugs, an bie finsteren und gefahrvollen Heilmittel der Hexen glauben mögen. Frau Msronval war dafür, einen wirklichen Arzt zur Unterstützung dieser toalinfinnigen Wissenschaft zu rufen, aber der Direktor, weniger mitleidsvoll unb nicht gewillt, Ausgaben zu machen, die ihm vielleicht nie wurden zurückerstattet werden, meinte, daß Doktor Hirsch vollkommen genüge, um für diese „Meerkatze" zu sorgen, unb überließ ihm den Kranken vollständig. M'. 100 hatte bei in Folge von Betriebsunfall herbei- geführter vollständiger Erwerbrnnsähigkeit auf Grund des Unsall-VersichernngSgesetzeS ein Rente von 6«’/> Mark monatlich, wozu noch bie von ber KnappschaflStaffe ge - zahlte Jnvalibenpension von ,H. 28,60 pro Monat kam. Sein Einkommen al» völlig serwerbsunfähiger Berg- invalde stellte sich auf rund JL 89. Durch bei» angeführte ReichSgerichtSerkeuiitniß wurde nun entschieden, daß eS nach tz 8 des UnfallverfichernngS-Äefetze» unstatthaft fei, neben der Unfall reute auch noch bie Knappschaft »- Jnvalibenpension zn beziehen, letztere müffe üielmetjt auf bie Nnfallrente verrechnet werden. Diese» ReichSgerichtS- Erkenntniß steht in Widerspruch mit früher ergangenen Entscheidungen desselben Gerichts. Die Pefision fordert nun, wie früher, so auch künftig den Jiwaliden neben ber Unsallrente auch ben Bezug bet tkuappfchaftS- Jnvalidenpensiou zu gestatten. Nachbem sich der Referent im Sinne der Petition geäußert, erklärte der Regierung»« fomniiffar Geh. Regierungsrath Werner, daß die Enifcheidiing deS Reichsgerichts ganz dem Smne be» § 8 des UufaltverstcherungSgesetze» entspreche, frivol fei eS, eine doppelte Reute zu beanspruchen, die eventuell dm früheren ArdeitSverdieiift de» Beninglückten Über - steigen könne. — Abg. Tutzauer (SD.) wie» ben Vor - wurf der Frivolität zttrück; frivol sei e», von den Ar - beitern iin Bergbau Beiträge zur Jnvaliden-Pcnfion»kaffe zn erheben, wenn man ihnen diese Pension bann nach Betriebsunfällen nicht zahlen wolle. E« sei dringend nöthig, in dieser Hinsicht eine Aenderung de« Un- Der Berliner Selbstvertvaltung soll t» setzt allen Ernstes au den Kragen gehen. Der Anfang wird mit dem dem Abgeorbnetmhattse vorgeleateir itzefetzeutwurf über die Polizeiverwaltung in ben Bor- orten von Berlin gemacht. Der Entwurf wirb von ben offiziösen „Berl. Pol. Nacht." bahin auSgelegt, baß bcm Berliner Polizeipräsibenten künftig da» Recht znstehe, ohne Zustimmung be» Magistrat» alle Polizeiverordnnngen, welihe über ba6 WeichbilbBerliii» hinauSgehen, al» Landes- polizcwerorbiinngett, fei es für den ganzen Umfang fern«» Geschäftsbereich» ober für Berlin unb einen ober ben anderen Vorort, zu erlassen. Er würde z. B. bau - polizeiliche Vorschriften für die Stadt - kreise Berlin, Schöneberg und Kbarlofteiiburg er - lassen können, ohne sich der Zustimmung ber Magi ft rate der drei Städte versichert zu haben. Bei dem (brlaß solcher Polizeiverordnnngen wurde bet Polizei - präsident nur an bie Zustimmung be« Oberpräfibenten gebunden sein. In dem Gesetz vom lü. Juni 1889 war biefc Möglichkeit schon dadurch artsgeschlossen, baß danach die gefaiinuie Wohlfahrtspolizei in den Vororten, darunter also anch bie Bau- und Gewerbepolizei, von der Zu - ständigkeit de» Berliner Polizeipräsidenten aitSgeschlosjen blieb. erregen, menn er, wie ein niebetschwebeudet Vogel, langsam herabsinkl aus bie umbfiüerte Sifin bet Sterben - den. Plötzlich stieß Mlldou einen langen Seufzer au» ... Die beiden Kinder sahen sich an. „Ich glaube, er schläft," murmelte Salb ganz bleich. Jack, gleichfalls sehr bestürzt, antwortete leise: „Ja, Du hast Recht, er schläft. Gehen Wit." Unb bie beiben Kinder gingen eilig von bannen unb überließen ihren Gefährten ich weiß nicht welch' schreck - lichem Schalten. Der umhüllte ihn ganz unb nahm sich noch attffallcuder ans an diesem wunderlichen Orte, wo ein grünlicher unbeschreiblicher Tag erlosch, ein Tag im tiefen Gartengrunde zur Zeit ber rtfbeubbäntmerung. Jetzt ist bie Nacht hereingebrochen. Zu bet schwei - genden und dunklen Hütte, deren Thut bit fintber beim Hinausgehen geschloffen, schmnnert baS Herdfeuer, strahlt zurück, streckt sich in alle Winkel, als ob e» Je - manden suche, dm e» nicht mehr findet. E- beleuchtet mit feinem Glanze die anfgehäuften Scheiben, taucht nieder bis zum ffitmtb der Aluuienvasen, gleitet da« alte, an die Maner gelehnte Gute: weck entlang, flackert hin unb her, läuft unablässig unb rindet nichts, immer nicht». huscht über da» eiserne Lfrttgestell, über oieft kleine rothe Uasacke, btrtn Aermel friedlich wie in der Lage be» SchlituunerS ouSgestreckl find. Ader eS scheint, daß anch bort nicht» mehr zu finden ist, denn bit Flammt fährt fort, zur Decke, zur rhür zu laufen, herumzu- flrcifett, zn zittern, bis sie mühe, erschöpft, mlmuibigt, zu ; egreifai ««fängt, baß da» Feuer hier übetftiffsig, deß Niemand mehr zu erwärmen sei und in dt» Asche zinück- kehrt nnd gl- ichiolls erlsicht wie der kleine, frostige Köiug Für die Riederlagt der Tchatsmachcr im Reichstage, welche die „Hamb. Nachrichten" durch allerlei Gerede ihre» Berliner B- r-ikorresponbenten (ber abgesagte Natioualliberale Dr. Böttcher) aus ber Welt schwätzen möchten, ba sie so schlecht in bas gewalt- politische „Programm" bes Bismarckblattes paßt, sucht sich ein anberer (ober derselbe tz) Korrespondent bc8 Blattes dadurch zu entschäbigeu, daß et sich mit voller Inbrunst an bie Hoffnung klammert, bie bielbtnifene Zuchthausvorlage werbe boch noch kommen, unb zur Nachhülfe einmal toieber etwas vom „Terrorismus" ber Arbeiter amtsicht, während, er gleichzeitig bie Unter - nehmer von allen terroristischen Gelüsten reinznwaschm sich bemüht. Er behauptet, bie Sozialbemokratie suche „bei allen möglichen Gelegenheiten, anch neulich noch im Reichstage, bie Ansicht zu Verbreiten, daß es moralisch ganz gerechtfertigt sei, wenn bit streitenben Arbeiter bit arbeitswilligen Elemente durch Dro - hungen oder B c r g e w a l t i g u u g e i» von der Arbeit abhiellen". Weshalb von ber „Umsturzpattei" recht bebeutenbe Anstrengungen in dieser Richtung ge - macht würden, sei klar. „Aan will den in - neren Werth beS noch für die laufende Tagung zu erwartenden Entwurfs übet den Schutz deS ArbeitSverhältuisseS biskredititen, nachdem bie Taktik bes Ableuzuens sozialbemofralischet Vergchen unb Berbrechen gegen Arbeitswillige Angesichts der nicht wohl zu vertuschenden Thatsachen nicht verfangen hat. Aber auch die neue Methode wird Erfolge nur fit ganz kleinen Kreisen auf« I zuweism haben." kann: Heyl ober Stumm? Zur Aussöhnung ist kein Raum mehr vorhanbeu. Stumm empstnbet bie Schläge, bie man ihm verabreicht, sehr schwer; wir haben ihn nie so gebrückt unb so kleinlaut gesehen, wie an biesen Tagen. Sekt Freunb fiarborff sprang noch einmal in bte Bresche. Aber was ist unb was kann starb orff? Sein Rebereperioir ist bath erschöpft. Er spricht über bie Silberwährung, bim hohen Schutzzoll, Verstaatlichung ber Bank unb bai Sozialistengesetz. Da eigentlich keine bon bett Reben paßte, er aber reben mußte, so hielt er bie letzte Rebe noch einmal unb, um einigen Eindruck zu machm, feierte er baS Sozialistengesetz als genialste That be» Fürsten Bismarck. Wir sind gewiß keine BiSmarck- schwännet, aber diesen nichtSnütziaen brutalen Akt der GesetzgebungSkimst als Bismarcks Meisterwerk zu preisen, heißt denn doch den alten Reichsnörgler zu tief tu bet öffentlichen Meinung herabsetzen unb so kam baS er - götzliche Schauspiel, baß unser Genoffe Molkenbuhr Bismarck vor diesem Lobe seiner Freunde in Schlttz nahm. Der geduckte Stumm nahm darauf selbst da» Wort, um Heyl förntlich anzuflehen, doch gnädig mit dem besiegten Gegner zu verfahrm. Eiitschuldiguugm unb Berichtigungen, Klarstellung von Mißvetstänbniffm usw. waren baS Gebiet, auf welchem bet sonst so streitlustige Schlotjnnker sich bewegte. So hätte Stumm nicht ge - sprochen, wenn er sicher wäre, an anberer Stelle noch Sympathie für seine Weltanschmnmg zu finben. Recht berbt fuhr ber alte Hofprebiger und Oberbemagoge Stöcker gegen seine Nachbarn los. starborff hatte versucht, sich für seine gestrig« Wetterlage mit einigen Grobheiten an Stöcker zu revanchiten. 9hm kam aber bet schlesische Gtüuber unb Ktaufiunket hi eine ver ¬ fallen wirb, ber aber gleichwohl bntch alle auf bent Ge - biete bes Arbeitetschutze» gemachten praktischen Ersahrungett bestätigt wirb. DaS unehrliche Jammern bet Scharf- macherpresfe, baß baS BiSchen sozialvolitischer Gesetz - gebung, besten sich hente bas Deutsche Reich erfreut, mit ihrer angeblich erdrückenden Belastung der Industrie diese an ben Ranb beS '-WerberbcnS iühten müsse, wirb burch ben Aufschwung schlagenb roiberltgl, ben bie deutsche Industrie sortgesetzt nimmt. Zehn bis zwanzig Prozent Dividenden bei vielen großen Indnftriegesellschasten sehen nicht danach ans, als werde die benffche Jnbusttie burch bie geringe sozialpolitische Belastung bet Unletnehmer- schaft ruinirt." Die .VolkSztg." hält eS „für sehr nützlich unb er - wünscht, wenn sichsozialbemokralischeSozial- Politiker mit ihren reichen Erfahrungen au bem Gebiete bes ArbeiterschntzeS, mit ihrer genauen Kenntniß bet einschlägigen Fragen und gestillt auf ihre enge Fühlung mit der arbeitenden Bevölkerung, den Bestrebungen der internationalen Konferenz anschlössen". Wit können ihr nur versichern, daß die Sozial - demokratie immer bereit sein wird, an der Förderung des internationalen ArbeiterschntzeS mitzuarbeiten, wo er ernst gemeint ist. Dazu ist aber erforderlich, daß man nicht zwischen der Sozialdemofrasie und einigen Partei- angehörigen unterscheidet. So etlva» giebt e» bei uns nicht. Es war einer jener halb ländlichen Räume, in denen man Gärlnergetäthschasteu, Ableger von Blumen, frostige Pflanzen aufbewahrt. Mäbous eiserne» Bettgestell stand auf fest gestampfter Erde. In ben Ecken sah matt in tiimiibet gestellte Töpfe von gelber Erbe, zerbrochenes Gtttetwerk, zertriinnnerte, blauangclaufene Scheiben. Welke Lianen, dicke Bündel abgestorbener Wurzeln ber» vollstäildigten diesen trostlosen Anblick; unb in bcm stamme, gleich als ob eine kleine, zerbrechliche, für ben Frost seht empfindliche tropische Pflanze sich dort ae- borgen habe, flackerte da» Feuer und erfüllte ba» Ge - wächshaus mit erftidenber, einschläsernbet Wärme. Mitbou schlief nicht. Seine arme, kleine, mehr unb mehr verkümmerte, trübe Gestalt hatte immer btnftlben AuSdtuck vollständiger Gleichgültigkeit. Sein« schwatzen Hände waren auf dem Linnen gefaltet. ES lag etwa- Thierisches in der Abgeschiedenheit feint« Wesen», in btt Theilnahmlofigkeit gegen seine ganze Umgebung unb in ber Art, sich nach ber Mauer nmzubtehen, al? ob sich unsichtbare Pfabe für ibn zwischen bett mit Kalk be - tünchten Steinen erschlossen hätten, lind jede Fuge be» alten GebäubeS ein glänzender AnSlug wäre in ein nur ihm allein brfannteS Land. Zack näherte sich bcm Bette: „Ich bin e», Mitdou . . . Jack." Der Andere sah ihn an, ohne zu verstehen, ohne zu antworten; er wußte fein Französisch mehr. Alle Me - thoden der Welt hätten da nicht helfen können. 9iach und nach nahm die Natur diesen kleinen Wilden wieber; unb in bem Dilirium, wo man nicht mehr bei sich selbst ist, wo bet Instinkt alle? Angelernte anSläscht, sprach SDIftbou nur noch bahomehisch. Jack sagte ihtn noch ganz leise einige Worte, während ber ältere Salb sich nach der Thür entfernte, eftchreckl unb angstvoll, burchschauert von ber Kälte, welche bie großen Flügel bes Tobe» um sich Nus dem Reichstage. Berlin, 4. Mai. Der brüte Tag in bet Schlackt gegen ben Kurs Stumm unb Blieck würbe mit einer Rebe unseres Genoffen Bebel eingeleitet. Er konnte darauf Hinweisen, daß er 1885 schon wahrgesagt habe, bie Anträge, betreffend die Organi - sation von Arbettskamntern, würden wiedetkehren. Er nahm bann bie Herren von starborff unb Kropatscheck aufs störn, um uachzmveisen, daß bie ganze sogenannte Sozialpolitik bet Konservativen auf bie Verschiebung ber Klassengegensätze hinarbeite. In bieser Debatte waren unsere Genossen in bet glücklichen Lage, bie Vernichtung ber Seguer bett Gegnern selbst überlassen zu foulten. Gleich nach Bebel erhielt bet natioualliberale Hi 1 bk bas Wort, um als Schild - knappe ber westfälischen Gtubenbatone gegen bie Sozial - politik ber Mehrheit seiner Fraktion zu polcnüfiren. Es ist ein ergötzliches Schauspiel, bie jetzt betriebene Sozialisten- tbbterei mit auzitsehen. Wie bie besoffenen Studenten in Auerbachs Keller in Goethe'« Faust sich selbst bei ber Nase haben unb so bett bösen Feind vernichten wollen, so ist in «hett Reihen unserer Gegner ein so schönes Durcheiitanber, wie es in ber parlamentarischen Geschichte ohne Beispiel ist. Nicht allein, daß Rösicke unb Heyl Stumm unb starborff bekämpfen, Stumm sieht auch in seiner Fraktion isolirt. Dasür hat er Anhänger unter ben Nationalliberalen, bie bann wieber gegen bie Mehr - heit ihrer eigenen Fraktion kämpfen. Die Politik ber Sammlung, die im vorigen Jahre baS Evangelium aller nichtsozialistischen Parteien war, ist zu einer Politik bes allgemeinen Dllrcheinanbers geworben. Die „Ge - sammelten" verzichten barauf, bie einfachsten Gesetze ber Höflichkeit zu beachten. Als nach Hilbk Stumms Antipobe Rösicke bie Rebuertribnue betrat, verließ Stumm mit seinem Getreuen bemonstrativ ben Saal, wobttrch Rösicke sich aber nicht hindern ließ, Stumm recht bethe Wahrheiten zu sagen. Im Uebrigen kehrte Rösicke ben Liberalen hervor, iiibem er es als liberale Forderung pries, bie volle Gleichberechtigung aller Nienschm hetbei- zusühten. Wie diese Gleichberechtigung innerhalb ber kapitalistischen Gesellschaft möglich ist, sagte er aber nicht. Heyl suchte sich ebenfalls z» wehren; er richtete wieber seine Pfeile gegen Sttimm. Der Großindustrielle vou Wonus scheint zu wissen, baß Stumm s Steni in ben höchsten Regionen im Erbleichen ist. Sonst ist es garnicht zu verstehen, weshalb er so scharf Front macht gegen bas Znchthansgesetz. Zur Zeit bes Februarkurses war Heyl hochangeseheu unb Würbe mit zur internationalen Konferenz hinzngezogen. Jetzt tritt Heyl so plötzlich unb so scharf gegen Stimmt auf, daß bte Frage nur lauten Daraus bebacht, seinen Pattenten ganz ungetheilt für sich zu haben, ergriff ber befrembliche Doktor bei, Vorwand einer sehr verwickelten Krankheit, welche an - steckend werden könnte, unb ließ MLbouS Bett an baS andere Ende des Garten» fit eine Art van „Gewächs - haus" bringen, baS mit Glasscheiben, Wie alle biete Gedäube bet ehemaligen photographischen Anstalt für Pferbe, reichlich bebeckt und mit einem Karnin ver - sehen war. Acht Tage lang formte er an seinem Heinen Opfer alle Arzneimittel der barbarischsten Bölfer versuchen nnd c« nach seinem Belieben quälen; er sand seinen größeren Widerstand, alS bei einem fransen Hunde. Wenn ber 5)öfter, beloben mit kleinen, schlecht verkorkten Phiolen, mit Päckchen stark tiechenbet unb vetschiebeiiarttger Pulver in baS Gewächshaus trat unb btt Thür sorgfältig hinter sich schloß, bann dachte man: „WaS wird er ihm thun? Ünb bie „kleinen warmen Länder", für welche ein Arzt stets ein halber Magier und Hexenmeister War, schüttelten bit Köpft unb rollten die Augen bei seinem Anblick. „ t r , , Aber e» war ihnen wegen ber Ansteckung verboten, näher zu kommen, und das machte ben Winkel im Hiittct. griinb beS GarltnS geheimnißvoll, umgeben von Schatten, Geheimniß, Schrecken, wo sich ein Ereigniß votzubeteiten schien, noch viel vetbotgener unb enffetzlicher als alle Drogen beS DoklotS. Jack hätte gern seinen >vremib MSbon gesehen imb diese geschloffene Thür übetschtitten, die von einet uner - müdlichen Bewachung vermauert War. Endlich, nach langem Lauern, paßte er einen Augenblick ab, wo bet Doktor, um irgend ent vergessene» Medikament zu holen, nach de« Durchgänge eilte, und betrat mit dem großen Sack die» improvisirte Krankenhaus. zweifelte Loge. Das richtige Wort weife Stöcker schon zu ftnben, unb wenn eS einmal eine Grobheit sein muß, kommt er anch nicht in Verlegenhett. So bewies Stöcker bann, baß er mit geistigem Kapital besser ausgerüstet ist, als starborff unb Stumm zusammen. Die Grobheiten, bie starborff einstecken mußte, waren von so ausgesuchter Qualität unb babei so treffenb, daß starborff bat ungleichen stampf aufgab. In seinem Schlußwort bebanfte sich Hitze für bie sreimbliche Ausnahme, bie sein Antrag gefunden hat. Die Anträge wurden dann an die Gewerbeordmiiigs- kommiffton überwiesen, wo ste voraussichtlich vorläufig begraben Werben. Was finb bie Anträge, bie zur Debatte stauben? Doch nur eine kleine Anleihe bei ben Sozialdemokraten. Wichtiger als alle Anträge war die Debatte. Hier würbe mit einem Prinzip gebrochen, welches bisher baS öffentliche Lebe» in Deutschland beherrscht hat. Dcm Unternehmetabso- lutiSmuS wurde im Reichstag der Todesstoß gegeben. Gewiß wird et sich noch in ben emzelstaatlichen unb fonnnunalen Vertretungen halten können. Et wirb sich auch uoch im Leben halten. Aber bet feine hoffähige Herr ist zum Vagabnnbm geworben unb nun, ba man ihn anS bem vornehmsten Hause Deutschlands hinaus - geworfen hat, Wirb er sich batb nicht mehr m einer Gesellschaft sehen lassen können, bie etwas auf Austanb hält. Die Pläue, ben deutsche» Arbeitern die kleinen Brocken bes KoalitionSrechtS zu rauben, werben sich in Dunst und Revel auf Ibsen. Das klaffe »bewußte Proletariat ist zu einem Faktor geworben, mit bem man rechnen muß. Vor zwei Jahrzehnten entschlossen sich bie MehrheitS- partcieii noch leichten Herzens, ein Sozialistengesetz zu erlassen. Heute Würbe sich teilte Partei mehr finben, die so etwa» wagt Nicht etwa, weil bie Parteien volks- sreundsichet geworben sind, sondern lediglich, weil das Volk ziewewußtet geworden ist Diese Niederlage der Stunuuliitge ist um so bedeutungsvoller, weil man die zur Vorbereitung der Hmidelsverträge geplaiüe Beute- politik mit einem Schlage gegen die Arbeitet einlciten wollte. Jetzt sind sie cingcfargt und begraben, die Pläne, welche die Scharfmacher so gut vorbereitet hatten. So nahe am Ziele glaubten sich die Herren Bneck und BeumerI Sehnsüchtig ermatteten sie täglich die Znchl- hausvorlage; unb ctje sie in irgenb einer Form bas Licht ber Welt erblickt, wirb sie auf beu Düngerhaufen ge - worfen. Das Proletariat ist münbig geworben. Die Debatte dieser Tage war dir feierliche Anerkennung ber Mündigkeit. So mischt man Wahrheit unb Dichtung hübsch durch- ehianber, um ben gewünschten Einbruck bei — unwiffenbtn Lesern zu erzielen. Die moralische Rechtsertigung galt nicht ben „Drohungen unb Vergewaltigungen", fonbern ben ben Arbeiter kämpfen zu Grunde liegenden Motiven. Aber berftfbe Herr, ber ber Sozialbemokratie eine Taktik bes Ableugnens unterschiebt, springt mit ben Thatsachen fit einer Weis« um, bit aller Wahrheit in s Gesicht schlägt Kühnlich behauptet er, baß in ben letztm Jahrzehnten bit Jlrbtitertinfommtn sich btträchtlich tr- h ö h t habt» u»b baß birst Erhöhungen meist, ohne baß c8 zu Arbeitseinstellungen gekommen ist, von ben Arbeitgebern gewährt tootbtn find. Thatsache ist, baß bit Unternehmer sich n i e so schäbig g< Arbeiter benommen haben wie in ben letzten Zahi baß trotz höchster GeschäftLblüth« und trotz riesiger Profite die bescheidensten Forderungen der Arbeiter meist abgelehnt wurden, Wodurch ber Streik von ben Unter - nehmern provozirt würbe. sailversichernug« - Gesetze» herbeizusühren; warum sollen bie Bergarbeiter biefc Beiträge zur Pt nsionSkassc zahlen, wenn sie btt 9Öttrit'_~ Ei« ReichswohniuigSgesetz soll In Aussicht stehen. Nach ber „Post" sollen BuudcSrath unb Reichs - tag bemnächst mit ber Fragt sich beschäftigen. Die „Poft" stützt sich bei bieser Angabe aus bie Mittheilungen, welche ber Kommissar beS Minister« be» Innern am Mniwoch >m Abgeorbneteithaust über ben Abschluß vou Verhand - lungen zwischen ben belheiligteu Ressort» bcs Reich» und Preußen» in Bezug aus bie Wohnungsfrage unk bte Beseitigung be»»SchlassttllenunwesenS machte. Danach haben bit Vtrhanblnngtn über diese Materie auf ber ganzen Linie zu einem positiven Ergeb - niß geführt. Man hat sich sowohl über «in Vorgehen im Wege bet Gesetzgebung, als über biejenigtn Maß - regeln geeinigt, welche namentlich gegen ba« Schlasstellen- uiiwesen aus polizeilichem Wege, inSbesoubete burch Erlaffe bon Polizeiverorbnungen zu treffen fein werben.