Da« „Hamburger Echo" trfdjcint täglich, außer Montags. Der AbonnementSprriS (iuN. „Die Neue $ßeh") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. de« Post» katalog« 3248) ohne Bringegeld vierteljährlich JI. 4,20; durch die KolportSre wvchcnll. 38 frei in'« Hau«. Einzelne Stummer 6 SountagS-Nunuucr mit illustr. Sonntags-Beilage „Die Nene SBdt" 10/ij. Verantwortlicher Redaktor: C Heine in Hamburg. Sonntag, Sen 30. Juli 1899. Anzeigen werden die sechsgespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 30 4, für den Arbeite markt, Ber- miethungS- und Fantiliettanzeigen mit 20 berechnet. 21 ttzei gen Annahme in der Expedition Ibis 8 Nhr ÄbdS.), sowie in fämmtt. Unnonceu-Bstreanl- Redaktion und Expedition: Grohe Theaterstrahc 44 in Hamburg. Hierzu zwei Beilagen und das illustrirte NuterhaltnugSbiatt „Die Nene Welt". Die „rothen Geiverkvereive" m Lichte objektiver amtlicher Benrtheilvng. Im Kampfe der reaktionären Elemente gegen die Arbeilerorganisation spielt bekanntlich die Politik der Verhetzung, die Lüge und Verlenmdnng eine Hauptrolle. Unter heuchlerischer Verufuug auf das „staatserhaltcnde Prinzip" ist man bestrebt, die Arbeiterorganisation und ihre Grundlage, die Koalitionsfreiheit der Arbeiter, zu unter - drücken. Für dieses frivole, der Idee des Knltur- und Rechtsstaates Hoh» sprechende Beginnen müssen Vorwände geschaffen, Gründe konstruirt werden. Nichts leichter als das! Man lügt, die Arbeiter - organisation diene den „sozialdemokratischen Umstnrzbestrebungen", der Thätigkeit der organi- sirten und koalirten Arbeiterschaft liege die Idee der „Vernichtung des Bestehenden" zu Grunde; sie sei in erster Linie ans die „Zerrüttnug der Wirthschaftsordnnng" und deren Basis, der Prodiiktivkräft des Volkes, gerichtet; in der Arbeiter - organisation werde die Arbeiterschaft „ihres guten Karakters beraubt" und der „Umsturzpartei tribut - pflichtig gemacht"; diese Organisation sei die „Quelle des Terrorismus", unter welchem die „braven arbeitswilligen Elemente schlver zu leiden haben" und lvie dir bekannten Tendeuz-Lügen sonst noch lauten mögen. Auf diese Weise haben die ge - schworenen Feinde der Arbeiterorganisation und die ihnen verbündeten reaktionären Gewalten nun schon länger als ein Vierteljahrhnndert hindurch ihre An - griffe gegen das Koalitionsrecht der Arbeiter zu „rechtfertigen" versucht. In welchem Maße der jetzt dem Reichstage vorliegende Zuchthausgesetz- En twnrf und dessen Begründung die Anschauung vertritt, daß die Arbeiterorganisation und -Koalition „gemeingefährlich" sei und deshalb unter ein neues Ausnahmegesetz gestellt werden müsse, wissen unsere Leser. Trotz der Niederlage, welche die offizielle Reaktion und ihre Helfershelfer mit der Vorlage bei deren ersten Berathung im Reichstage erlitten haben, geben sie doch die Hoffnung auf das Zustandekommen des Gesetzes nicht auf. Unermüdlich sind die Scharfmacher-Organe am Wercke, unter steter Wiederholung aller gegen die Arbeiterorgani - sation gerichteten Lügen und Verleumdungen, Stim- nmng für die Vorlage zu machen. Sie fordern „positive Politik gegen die rothen Gewerk- dereine", und der konservative Kämpe, der dieses neueste Schlagwort kürzlich in der „Kreuzzcitung" proklamirt hat, Herr A. v. Wenckstern, will mit Erklärung des Belagerungsznstandes gegen die sozialdenidkratischen Arbeiterorganisationen nnd die Streiks vorgegaugen, und das Koalitions - recht — selbstverständlich nur das der Arbeiter — aufgehoben wissen. Kühnlich behauptet dieser Mann, die Arbeiter hätten das Koalitionsrecht und den Streik wicht nöthig, um ihre Lage zu ver - bessern! Er niuthet den Arbeitern zu, diese Ver - besserung von der Regierung und den herrschenden Klassen und 'Parteien zu erwarten! Solchem Vorgehen gegenüber darauf verweisen zu können, daß es selbst unter den behördlichen Elementen noch solche giebt, die eines gerechten und vernünfftigen Urtheils über die Arbeiterorgani - sation, chre Zwecke und ihre kulturelle Bedeutung fähig sind, gereicht uns zur Genugthuung. Unter den Gewcrbemifsichtsbeamten, die durch ihre Aufgabe darauf angewiesen sind, auch der Arbeiter - organisation ührr Aufmerksamkeit zuzuwendeu, giebt es nicht tvenige, die mit solchem Urtheil frei und offen hcrvorgetreten sind, lvie Amts- und Gewissens - pflicht es gebietet. So erkennen die vorjährigen Berichte der württembergischen Anfsichtsbeamten unumwunden an, daß die Gewerkschaften in hohem Grade erzieherisch nnd hebend auf die Arbeiter ein« wirken. Es wird da u. A. ausgeführt, eine ehr - liche gegenseitige Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern sei bei gut organi- sirten Arbeitern weit eher möglich, als mit den einzelnen Arbeitern; cs sei bedauerlich, daß die Zahl der Uuternehmcr, welche einsehen, wie zeitgemäß, nothwendig und gerecht die Forderung der Arbeiter nach unabhängigen Organisationen ist, bis jetzt noch klein sei. Die von den Gewerkschaften auf- gestellten Vertrauenspersoneu seien zumeist „ruhig nnd sachlich denkende Männer, die bemüht sind, die lvirklichcn Interessen der Arbeiter zu fordern". Der Anfsichtsbeamte für Unterfranken be - richtet: „Die Erfahrung hat auch gezeigt, daß die Ein - wirkungen der ans G e>v e r kscha f tc n ober ähn - lichen Vereinigungen hervorgegangcnen Arbeiter- Vertreter aus die Arbeitennnsseu zur ruhigen ii itb raschen Beilegung ber Differenzen im Interesse der Industrie ausschlaggebenden Erfolg hatten. „Zwischen Arbeitgebem und Arbeitnehmern sind Differenzen vorgekemmen, dach haben dieselben in keinem Falle zu einem elementaren AuLbruch, wie es ein größerer Streik ist, geführt. Dieses g ü n st i g e R e su l t a t ist zum Theil dem besonnenen Eingreifen der Gewerkschaften zu verdanken gewesen." In ber Einleitung zum vorjährigen baierischen Bericht heißt es: „Die Arbeiterbewegung ann unter be - stimmten Voraussetzungen als dienlich für den Ausgleich w i r i h s ch a f t l i ch e r (Spannungen erachtet Waden. Diese Voraussetzungen — Vermeidung tvescntlicher Jnteressenschädigung ober bauernde Beein - trächtigung des sozialen Friedens — sind auch im Berichts - jahre tu der Hauptsache erfüllt worden. Der anhaltende industrielle Aufschwung ermunterte die Arbeiter - schaft, an ber Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen thätig zu fein; die Erfolge dieser Bemühungen aber sind nicht derartig gewesen, daß hierdurch die wirthschaftliche Weiterentwicklung ber gewerblichen Unternehmungen be - hindert worden wäre. Der Verlauf der Arbeiterbewegung läßt wiederholt ein besonnenes Eingreifen der Arbeiterorganisationett erkennen." Die neuesten Berichte der grobherzoglich badi - schen Fabrikinspektoren, die sich von jeher durch Unbefangeitheit und Unparteilichkeit des Urtheils aus - gezeichnet haben und deshalb in den Streifen aller ehrlichen Sozialpolitikcr sich großen Ansehens er - freuen, eiithalten folgende Stellen: „Es hängt nicht nur der Fortschritt der ge- sam in t en Kultur von dem Fortschritt in der Lage der immer zahlreicher werdenden Arbeiterklasse ab. Auch diese kann die möglichen und die wünschenswerthen Fortschritte nicht machen, wenn sie nicht fortwährend an ihrer allseitigen Vervoll - kommnung arbeitet, und tvcnn sie nicht im Zusammen - hänge bleibt mit der a e s a m m t e n K u l t u r c n t - Wicklung. Sie lernt dabei immer mehr einschen, daß jeder Fortschritt nur ein allmäliger, durch zähe Arbeit erworbener sein kann. Jede Loslösung der Bestrebungen der Arbeiter aus diescin Zusammenhänge und jede ge - waltsame Jsoliruug der Arbeiter muß daher diesen Prozeß stören „In der Arbeiterbewegung traten seitens der Leiter von Versammlungen und der ausgetretenen Redner mehr - fach erfreuliche Anzeichen hervor. Es wurde nicht nur jedes leidenschaftliche und turbulente Vorgehen vermieden, da hierfür bei den Besuchern der Versammlungen nicht die geringste Stimmung vorhanden zu sein schien, sondern cs wurde auch bei Besprechung ausznstellender Arbeits - bedingungen besonders zur Nüchternheit und Besonnen - heit ermahnt für den Fall, daß ein Ausstand uitver- »teidbar sein sollte. Es wurde ferner darauf hingewiesen, daß der Arbeiter durch sein Verhalten ein gutes Beispiel geben und auch die Achtung der Gegner erwerben müsse, dann gerathe er auch in keinen Konflikt mit den Arbeit - gebern und den Behörden. Die Arbeiter sollten be- dcnkeit, daß die Behörden ihre Pflicht thun und jede Gesetzesübertretung ahnden müßten. Besonnenheit seiden Arbeitern nöthig, weil sie nur dann daraus rechnen könnten, mit ihren Forderungen durch- zudringeii." Der Bericht tveiidek sich direkt gegen die ge - hässige, unwahre Behauptung, daß die Ausstände durch die Gewerkschaften herbeigefuhrt werden und er giebt Aiiskttnft darüber, wie oft die Organi - sationen von unüberlegten Ausständen abge- ratheu und mäßigend auf die Arbeiter eingewirkt haben. Es heißt darüber. „Zum Theil rührt dies daher, daß die Arbeiter diese Verhältnisse in Versammlungen eingehend besprachen und trotz der mitunter von Einzelnen geführten ent - schiedenen Sprache doch keine Neigung zu einem Aus- stande zeigten, ehe alle Ptittel einer Verständigung er - schöpft waren." ' Weiter wird hervorgehoben, daß die Arbeiter- Organisationen nur langsam sich entwickelten, liege daran, daß solch ein Zusammenschluß Opfer und ein bedeutendes Maß von Selbstzucht erfordere, das vielfach noch bei den Arbeitern fehle. Es stecke eilt hohes Maß erzieherischer Thätig - keit in diesen Vereinigungen, in denen die Arbeiter vor Allem lernen, sich mit konkreten und prakti - schen Fragen zu beschäftigen. So urtheilen unparteiische, der Wahrheit die Ehre gebende amtliche Beobachter über die Arbeiter - organisationen. Und die Berichte dieser Beamten sind von denselben Negierungen, denselben Ministerien heransgegeben worden, von denen be - hauptet wird, daß sie ihre Zustimmung zur Zucht - hausvorlage, welche der Arbeiterorganisation das Lebenslicht ansblasen will, gegeben haben! Wir können dem „Vater" dieser Vorlage, dem Staatssekretär Graf v. Posadowsky ans den Jahres - berichten der Gewerbeanfsichtsbeaniten Dutzende von Urtheilen mittheilen, welche geeignet sind, zn zeigen, wie sehr die Begründung und die famose Denkschrift der Vorlage mit ihren Angriffen gegen die Arbeiter - organisation sich in schroffsten Widerspruch mit den Thatsachen stellen. Ist den Verfassern der Begründnng und der Denkschrift die hier in Rede stehende Beurtheilung der Arbeiterorganisation durch Gewerbeaufsichtsbeamte »icht bekannt gewesen? Wenn nicht, so ist das sehr schlimm; wenn doch, so ist das noch schlimmer! Jedenfalls giebt es zu denken, daß sie die betreffenden Aeußernngen, die doch gewiß einen autoritären Werth besitzen, völlig unberücksichtigt gelassen und sich auf die völlig uumaßgeblichen sogenannten „Gutachten" von untergeordneten Polizei- organen, Staatsanwälten und Unternehmer- Körperschaften, sowie auf das Material be - rufsmäßiger Scharfmacher gestützt haben. Mau hat die Gewerbeanfsichtsbeamten allerdings anfge- forbert, zur Zuchthausvorlage bezw. zur Denk - schrift Bericht zu erstatten. Jusbesonbere oder ausschließlich sollten sie sich äußern über den „Miß - brauch des Koalitionsrechts". Diese Berichte sind auch thatsächlich erstattet worden. Aber in ber Begrünbung der Vorlage und in der Denkschrift ist nichts davon znni Vorschein gekoinmen! Weshalb nicht? Weil sie Material nicht für, sondern gegen die Znchthausvorlage in reicher Fülle enthalten und die „rothen Gewerk - vereine" doch als etwas Anderes hinstellen, als was jene Aktenstücke sie erscheinen lassen. So reiht für die Urheber und Vertheidiger der Vorlage sich eine Blamage an die andere! Am Schluß der Friedenskonferenz. Der mit Posaunenschall nngefiinbigte internationale Kongreß im Haag, welcher am 18. Mai, dem Geburts - tage feines Urhebers, des russischen Selbhcrrschers zu - sammentrat, ist nach mehr als zweimonatlicher Tagung am Mschluß angelangt Eine bet seltsamsten politischen Komödien in der Weltgeschichte hat bamit ihr Ende erreicht. Ein mächtiger, absoluter Monarch, besten weites Reich die Schöpsiing einer langen kriegerischen Eroberungs - politik ist, gab die Parole aus, baß bic Völker die ungeheure, kulturschäbigenbe Militärlast, die stete Kriegs- bereilschast, den Rüstungswettcifcr ber Staaten nicht mehr ertragen können; baß es nothwendig sei, an Abrüstung und Friedensbürgschaften zu denken! Wir brauchm unseren Lesern nicht mehr : darüber zu unterrichten, was hinter dieser „humanen' Leistung steckt; daß es nichts Anderes ist, als politische Berechnung, haben wir des Oesteren bargelegt. Aber nichtsdestoweniger behält die Thatsache, daß der Zar Stellung nahm gegen den Militarismus und den Krieg ihre nicht zu unterschätzende kulturhistorische Bedeutung. Wenn Fürsten, die auf kriegerischen Lorbeeren ruhen, den Krieg und die Vorbereitungen dazu vcrurthcilen, mit weich' größerem sittlichen Rechte können dann die V ö l k c r sich b-c Ueberwindung des Molochs zur Aufgabe machen! Und daß nur bei i h n e n s e l b st die Möglichkeit liegt, dieses große Ziel zu erreichen, daS hat bet Haager Kongreß sehr beutlich bewiesen. Die Herren, die da im Haag versammelt waren, haben lediglich einen Aki konventioneller Höf - lichkeit gegen den Zaren erfüllt; sie Alle sind weit enifenit davon, um des dauernden Friedens unter den Völkern willen, die Militärherrlichkeit preisgeben zu wollen. Unter dem Eindruck der Thatsache, daß unmittelbar vor und nach der „Ftiedens"-Kundgebung des Zatm stlnßland sein Heer und seineFIotte ver - stärkte und andere Staaten, Deutsch - land, England rc., diesem Beispiele folgten, hat der Friedenskongreß seine Arbeiten er - ledigt. Und die Resultate? Sie sind ausgefallen, wie man mit Sicherheit erwarten konnte. Von prakti - schen Ergebniffen, die auf eine Verwirklichung der Friedensidee hoffen lassen könnten, nichts! Die wichtigste Fmge mar die A b rü st u ng s sr a g e. Man hat sich bamit begnügt, den „Wunsch" zu Protokoll zu geben, daß „eine Beschränkung ber militnri« schcn Lasten, welche gegenwärtig bie Welt be- brücken, in hervorragender Weise wünschenswerth ist für die Förderung des inaterieilen und mo- ralischen WohlbefinbenS der Menschheit." Wie mögen die Herren Diplomaten bei Pro- tokollirnng dieses „Wunsches" innerlich geiacht habenl Ein Brocken ideellen Futters für die Dummen. Während inan bei anderen protokollirteii „Wünschen" aus eine „spätere Konferenz" vertröstet, ist dieser Zusatz bei dem „Wunsch" nach A b r ü st u n g bezeichnender Weise nicht gemacht worden. Die Abrüsiungsibee ist damit für bic internationale Diplomatie begraben unb beten Vertreter im Haag werden erleichtert aufgeathmet haben, als sie mit diesem heiklen Punkt in solcher Weise sich glücklich abgefunden hatten. Wahrhaft „herzerhebend" wirkt bic Behandlung, welche der Kongreß der Frage „wie die Grausam - keiten des Krieges auf ein Mindestmaß zu beschränken seien", angedeihen ließ. Jst'S doch an sich schon eine Thorheit, von einer „H u m a n i f i r u n g des Krieges" zu sprechen, oessen Voraussetzung bic Vernichtung von Menschenleben und von G u t ist I Die töbtlichc Kugel, daS schaffe Schwert laffeu sich nicht „humanisircu". Sie slnb dazu ba, Tob und Verderben zn spenben. Daraus beruht ihr „Ruhm". Was hat der Kongreß für die „Humanisitung dos Krieges" gethan? Er hat sich in Erörterungen ber Genfer Konvention unb ber Anwendung der Grundsätze derselben auf den Seekrieg ergangen und drei Erklärungen bezw. >. jche" abgegeben gegen das Herabschleudern von Otefchoffe,. und (>^piostvgefchoffe:! aus Luftballons, gegen daS Verbot von Geschossen, deren einziger Zweck ist, giftige Gas« zu verbreiten, und gegen den Gebrauch solcher Kugeln, niclche im menschlichen Körper explodiern. England hat allerdings erklärt, daß es bic zweite und dritte Erklärung nicht annehmcn könne. England hat auch in Bezug auf die ausgespro - chenen „Wünsche" sich erklärt gegen die Unverletzlichkeit des Privateigenthiims zur See, gegen die Regelung der Frage des Bombarbemenis von offenen 'Orten bnrch feindliche Flotten aus weitereu Konferenzen. Nicht einmal bas schauderhafte englische D u m - D u m - G e s ch o ß konnte beseitigt werben I Außer den beiben von England abgelehnten Wünschen verweist der Kongreß auf die Tagesordnung künftiger Kongreffe die Frage der Rechte nnd Pflichten der Nen- t r a 1 e n — eine Frage, welche von Luxemburg an - geschnitten ist —, sowie ferner die auf die Art und das Kaliber ber Gewehre und der Marine - geschütze bezüglichen Fragen. Einer Spezialkonferenz soll bie allerdings nothwendige Revision der Genfer Konvention von 1864 Vorbehalten werden. Als „Hauptergebniß" soll die Schaffung eines ständigen internationalen Schiedsgerichts gelten. Obligatorisch soll diese Körperschaft nicht fein; es war von Rußland jedenfalls nicht ernst gemeint, daß eS das Obligatorium beantragte. Zur Bildung des pcrmanciiteii Schiedsgerichtshofes soll jeder der Sigiiatarmächte innerhalb der nächsten drei llllonale vier Personen benennen, welche „anerkannter Maßen für bie Bchanblnng von Fragen deö inter - nationalen Rechts kompetent, von höchster persönlicher Integrität nnb bereit sinb, bas schiebsrichterliche Amt aiiznnehmen". Aus der Liste ber so ernannten Mit- glieber bes Gerichtshofes wählen bie Staaten, welche eine schiedsrichterliche Entscheidung herbeiführen wollen, jedesmal je zwei Richter aus; diese vier Richter wählen einen Obmann; falls sic sich nicht einigen können, wählen sie einen Staat zur Ernennung des Obmannes; falls auch über diesen Staat keine Einigung ftnttfinbet, wählt jede Partei einen Staat, und diese beiden Staaten haben sich dann über die Ernennung des Obmannes zu einigen. Ein internationales permanentes Bürcau wird im Haag unter Aufsicht der dort beglaubigten Diplomaten und auf Kosten sämmtlicher Signalarmächte errichtet, um alle die Sitzungen des Schiedsgeffchtshofes betreffenden Mittheilungen zu vermitteln, die Archive zu verwalten und die VerwallmigSgeschäfte zu leiten. Das Schiedsgericht verfügt allerdings nicht über eine Exekutive zur Vollstreckung seines Urtheils, aber die Staaten, welche das Schiedsgericht anrufen, verpflichten sich damit zugleich, „in gutem Glauben ber schiedsrichterlichen Ent - scheidung sich zu unterwerfen". So wenigstens besagt das Protokoll. Wir selbst sind bekanntlich Verfechter der Idee eines internationalen Schieds - gerichtes. Unser Parteiproaramm fordeff: „Schlich - tung aller intern atton alen Streitig - keiten auf schiedsgerichtlichem Wege." Aber uns schwebt dabei eine ganz andere Orga - nisation vor, als die im Haag geschaffene, welche die schiedsrichterliche Thätigkeit zit einem Privileg der Diplomaten macht unb nicht die geringste Garantie dafür bietet, daß das Schiedsgericht seinen Zweck wirklich erfüllt. . Mit der eiaentlich wtchttgstm aller Fragen, der Frage, wie die K r i e g s u r s a ch e n zu beseitigen sind, hat sich der Kongreß nicht beschäftigt. Nicht einmal die Idee ber allgemeinen Wehrpflicht, ge - schweige denn bet der Volkswehr an Stelle der stehenden Heere, der Entscheidung über Krieg und Frieden durch dieVolksver- t r e t u n g hat Berücksichtigung erfahren. Man kann uns nicht glauben machen, daß die Be - schlüsse des Kongresses, betreffend ba6 internationale Schiedsgericht, eine Kodifikation der Völker - rechts bedeuten. Sie sind höchstens als eine theo - retische Konzession an das allgemeine FriedenSbedürfniß zu erachten. UebffgenS ist die Unterzeichnung des Schlußprotokolls bisher nicht möglich gewesen, weil Salisbury nicht zulafsen will, daß irgend eine auf der Konferenz nicht vertretene 1 Macht der Schiedsgerichts - Konvention^ beitrete, so lange nicht sämmtliche Signatarmächte! von Montenegro bis Japan ihre Zustimmung schffsUich! ertheilt haben. Dieser Widerstand Salisburys gründet sich allein auf die Befürchtung, baß Transvaal seinen ‘ Beitritt zur Konvention erklären könnte. Nigra machte einen vermittelnden Vorschlag, ber dahin lautete, daß bas Veto nur einer Signatarmacht genügen solle, um eine ncuciutrctenwoUcnbc Macht auszuschließen, was aber nicht angenommen wurde. Am Freitag haben die Deleqirten angesichts der Un - möglichkeit, sich sofort über die Form zu einigen, in welcher bie Mächte sich bet Konvention, betreffend da« Schiedsgericht, anschließenkönnen, beschlossen, diese Frage späteren Verhandlungen ber Regierun - gen zu überlassen. DaS ist also eine Vertagung der SehiebSgerichtsfrage. Die „Franks. Ztg." glaubt, dem Kongreß folgende Bedeutung beimcssm zu können: „Diese erste Weltveffammlung war einig in der 23er« urtheilung des Krieges, in der Anerkennung ber Vorzüge beS Friebens. Fortan ist die Bekämpfung des Krieges ein Pon allen Regierungen amtlich gebilligtes Beftteben." Das war im Grunde genommen, auch schon früher o. Jede Regierung hat immer ihre „Friedensliebe" betont und erklärt, daß ihre kriegerischen Rüstungen nur ber „Erhaltung bes Friebens" dienen. Was dabei herausgekornmen ist, lehrt bie Erfahrung. Beipflichten können wir ber Weiteren Bemerkung des zitirten BlatteS: „Es ist viel darüber gestritten worden, ob ber Krieg zum Wesen ber Menschennatur gehöre ober nicht. Wir sind der Ansicht, daß wohl der Kampf, nicht aber bet Krieg dem Menschen naturnothweubig ist. Thatsache ist allerbingS, daß der Krieg von jeher sich so gebet bet hat, als gehöre er zum eisernen Bestaube bet Menschheit, aber seine völlige Abschaffung ist weber eine logische nach eine historische Unmög« 1 ichkeit. Sind nicht auch nnbere ähnliche Institutionen, die zum eisernen Bestände der Menschheit zn gehören chieuen, abgeschafft worden? Die Menschcnopser, das Faustrecht, bie Hexenprozesse, bic Folter und andere historische Brutalitäten haben keine Stätte mehr in der gegenwärtigen zivilifirten Menschheit." Ohne Zweifel, der Krieg wirb einmal völlig abge - schafft werden. Aber der Weg dahin geht durch die Lösung der großen sozialen Frage unserer Zett. D e r l e tz t e K l a s s e n k a m p f Wirb auch ber letzte Rassen- unb Nationalitätenkrieg (ein. Der Geist, ber in der Jnternationalität bet Arbeiterklasse, in der Solii>arität ber Slrbeitcr aller Länder seinen Ausdruck findet, ist eine sicherere Gewähr für die Beseitigung der Kriegs - ursache nnb damit des Krieges selbst. Von ber Weltbnhne. Der Fall Arons wird noch immer in ber Presse lebhaft erörtert. Die „Köln. Ztg." schreibt: „Wir stehen grundsätzlich auf dem Boden und haben dem oft genug Ausdruck gegeben, daß wir einen öffent - lichen Dejeuner und bewußten öffeittlichen Förderer sozial - demokratischer Grunbauschauungen nicht als einen geeigneten Lehrer der Jugend an einer staat - lichen oder vom Staat abhängigen Lehranstalt, ebenso Wenig aber auch als einen geeigneten berufsmäßigen Schützer ber Staars- und Rechtsordnung in der Rechts - anwaltschaft anerkennen. Wir verstehen eS nicht, wie ein bewußter Sozialdemokrat vor feiner Zulassung zur Rechtsanwaltschaft einen E i d leisten kann, beut Könige treu und gehorsam zu fein, während er gleichzeitig die Rockschöße zu wilder Flucht unter den Arm nehmen tmtß, wenn ihm das Etttstttnitten in einen Hochruf auf den König zugemuthet werden könnte. Wir verstehen nicht, wie solche Herren ihre Eidespflichten mit ihren republikanischen Anschauungen vereinbaren können und wie sie den Anspruch ans Würdigung und Aner - kennung ihrer Gesinnungstüchsigkeit in weiteren Kreisen erhebet! können, so lange sie nicht auch äußerlich die Schlußfolgerung aus diesem Zwiespalt gezogen haben. Das Gleiche gilt für jeden Lehrer der Jugend, der an einer staatlichen Lehranstalt thätig ist; er mag lediglich einen Lehrauftrag für ein ganz besonderes, aller Politik fernliegendes wiffcnschaftlicheS Fach, Mathematik, Botanik, haben, immer muß er doch eine sichere Stütze von Thron unb Altar fein, unb immer muß man auf ihn rechnen können, daß er in hervorragenden patriotischen Augen - blicken ber Jitgenb ein leuchtendes Beispiel sein wirb." Jrgenb welche Bebeulung auf die hier in Rede stehende sogenannte „E i d c S p s l i ch t" zu legen, ist Thorheit. Ueber dem, was bic okiroyirte Eidesformel enthält, steht die verfassungsmäßig garantiric Freiheit der Ueberzeugung. Lediglich an diese hat man sich zu halten und nicht an die Formalität d e S A m i S e i d c s, die in d c m Sinne, den die „Köln. Ztg." ihr giebt, gradezu im Widerspruch zu der Verfassung steht. Das rheinische Kapitalisteublatt sollte bedenken, daß man jähr - lich viele Tausende von Sozialdemo - kraten zur Ableistung eines Fahneneides zwingt. Findet es darin auch etwas, das „n icht zu ver - stehen" ist? Dann stimmt das Blatt eine andere Melodie an: „Aber eine ganz andere Bedeutung gewinnt diese grundsätzliche Forderung, je nachdem bie Zulassung zu einer solchen staatlichen Funktion ober die nachträgliche Entfernung von derselben in Frage kommt. Hier stellen Wir als obersten Grundsatz den auf, daß jeder Versuch, eine schmähliche Gesinnungsriecherei zu verwirklichen, mit aller Entschiedenheit bekämpft und unterdrückt werden muß, auch wenn eS sich um Be- fämpfung sozialdemokratischer Gesinnung handeln sollte. Die Wiffcnschaft ber Politik, unb insbesonbere ber So - zialpolitik, ist mehr beim je in steter Währung, und ihre Lehrer können sich ebenso wenig diesen Gährnngen ent - ziehen. Wie viele hervorragende Gelehrte Haden wir gehabt, die in ihrer Jugend die überzeugtesten Re - publikaner und die schärfsten Radikalen gewesen sind, und bie an der Hand der Ereignisse und (Erfahrungen sich schnell zu begeisterten Monarchisten und Befürwortern einer starken Staatsgewalt burchgerungen haben. Das eine Jahr 1848 hat tn differ Hinsicht bie denkwürdigsten Beispiele gezeitigt ES kann unmöglich der Gerechtigkeit ent - sprechen, solche Gelehrte, die sich als Mitglieder der sozialdemokratischen Partei ehrlich bekennen, aus ihrem staatlichen Beruf zu entfernen, während man sie darin belassen würde, wenn sie ihren verkehrten Lehren irgend ein neues fadenscheiniges Mäntelchen umhängen. Unseres (Trachtens darf nicht das offene Bekennen zu einer falschen Lehre den Grund der Entlassung aus einer staatlichen Funktion abgeben, sondern lediglich die Art, wie ein solche« Bekenntniß nach außen praktische Bethättguna er - fährt. Richt die Gesinnung als solche kann Gegenstand der Besttafung fein, sondern ausschließlich bestimmte Thatsachen und Ereigniffe, welche aus dein Stoben bieser Gesinnung erwachsen, das auftreten dcS Betreffenden zu einem gemeingefährlichen, die öffentliche Ordnung toten« denden machen, ober denselben des Ansehens und beS Verttauens unwürdig effcheinen laffen, bie eine staatliche Funktion als Voraussetzung hat." Da hat die „Köln. Ztg." sich wieder einmal der Jugend des Liberalismus erinnert, dessen Anhänger vor und auch lange nach 1848 genau so behandelt wurden, wie jetzt die Sozial - demokraten behandelt werden. Ein klerikale« Blatt, die „Märkische VolkS- Zig.", zieht für ihre Partei aus der zähen Verfolgung Arons folgende beachtenswerthe Konsequenzm: „Wie steht es bann aber mit den Anarchisten, dir an den Universitäten nicht nur unbehelligt ihre Lehrm vortragen, sondern dasiir vom Staate auch noch Hoh« Gehälter beziehen — mit den Anarchisten, Welche die höchste, die göttliche Autorität zu zer - stören suchen? Werden die besorgten Verfechter der ©taatSaiitorität und der „nationalen" Jugenderziehung auch über diese sich entrüsten und deren C«iitfcrmmg aus ihren Aemtern fordern? Seit Jahren ist die Welt Zeuge, wie vom Staate augestellte und bezahlte Professoren, darunter sogar solche der protestantischen „G o 11 e S g e 1 a h r t h e i t", an den Hochschulen der deutschen Jugend spstematisch den Glauben an einen persönlichen, allmächtigen Gott aus dem Herzen reißen, die geoffenbarten GlanbcuSwahrheiten al« Menschenwerk, als Formelkram unb Ammenmärchen hinstellen, die allen - falls noch Kindern unb „Ungebildeten" vorgetragen werden könnten, für bie aber der „Gebildete" nur noch ein mit - leidiges Lächeln haben könne. Vergeblich aber wartet man darauf, daß die Blätter, die jetzt in dem Fall Arans als die berufenen Wächter der Staatsautorität sich auffpielcit, die Entfernung solcher An - archisten, gegenüber denen bie Sozialdemokraten die harmlosesten Waisenknaben sind, ans ihren Aemtern fordern." Ohne Zweifel: gelingt es dem UltramantaniSmuS int Bunde mit ber protestantischen Orthodoxie, völlig die Herrschaft zu bekontnten, so wird man den Vertretern der „verfluchten liberalen Wissenschaft" an den Unibcrfitäten genau so mitspielen, wie jetzt den Sozialdemokraten. Sehen bic Klerikalen unb Konser - vativen doch grabe in bieser Wissenschast die „Quelle alles Unheils". _ Jur Finanzlage des Reiches und der van offiziösen Federn daraus gezogenen „günstigen" Schluß - folgerungen Haden wir uns gestern geäußert. Auch die „Frank. Ztg." widmet diesen osfiziösen Leistungen eine Kritik. Sie schreibt: „Also e« soll ein günstiger Abschluß fein, wenn in drei Jahren überaus großer Einnahnt«Überschüsse mehrere Dutzend neuer Schulden gemacht werben. Da» ist der Standpunkt leichtfertigsterSchnldcn- m a ch e r e i, n i tu m e r ui e h r aber ernsthafte Finanzpolitik. Mit dieser Schuldeutilaung ist «S aber weit Weniger günstig, wenn man die auf Täuschung berechnete Zusammenstellung des OssiziosnS näher nach - prüft. Es ist richtig, daß bic Schulbeuzunahme bet letzten brei Jahre ninb 33 Millionen Mark betrug; ober diese Summe war nur deshalb verhältnißmäßig gering, Weil das Jahr 1896/97 mit einem wirklichen Uebeffchuß unb entsprechender wirklicher Schuldentilgung von 24 Millionen Mark abschlost Dies (trgebnip wurde lediglich durch bic Sparsamkeit des Reichstage« erzielt, es ist aber einzig geblieben unb bars daher, wenn man die Finanzentwicklung ruhig beurtheilen will, mit den anderen Finanzjahren gar nicht zusamutengeworfen werden. Schon das Jahr 1897/98 brachte 431 Millionen Mark, unb jetzt das Jahr 1898 weitere 13 Millionen Mark neue Schulden, so daß wir trotz günstigster Finanz- entwicklung in zwei Jahren 66!, Millionen Rlark neue ReichSschulben zu verzeichnen haben; ba« Jahr 1899 aber Wirb voraussichtlich allein mehr neue Schulden bringen, als die beiden Vorjahre znsannncit. Eine er» sreuliche Entwicklung vermögen wir darin nicht zu er - blicken, unb das wirb auch sonst Niciuand sönnen, bei die Finanzlage ehrlich prüft." Einen „Ersatz" für bett Antrag Kania, bet bekanntlich keine Aussicht hat, vom Reichstage iino den verbündeten Regierungen angenommen zu meiden, empfiehlt die „tk r c it zz e i i u n g", um den Agrariern eine neue Liebesgabe neu IS« Millionen zuznwenden. Sic verlangt in einem Leitartikel „Staat - lich e st o r it b ä u f e r in Deutschland", die Plus« peicherimg eines GetreidevorratHS für die Sicherung der Heeresverpflegung im Kriegsfall. Der Bedarf des mobilisirteu deutschen Heeres ohne Landsturin belaufe sich für ein Jahr auf rund eine Million Tonnen Getreide. ES würde bemuach ein Betrag von etwa 150 Millionen Mark zum Ankauf von einer Million Tonnen Getreide, meist Roggen, sowie zum Ban der erforderlichen staat - lichen Speicher nothwendig fein. Das Blatt versucht, diese Forderung zu „recht - fertigen" wie folgt: „In dem Juliusthurm zu Spandau verfügt da» Reich über einen Kriegsschah zur Sicherung de« ersten GelbbedürfuisseS. Wäre nicht aus denselben Gründen bic Aufspeicherung eines angemessenen GetreibevorrathS für die Sicherung bet Heeresverpflegung im Kriegsfälle noihweubig? „Tic Ausspeicherung solcher Getreidevorräthe zunächst au8 militärisch-politischen Gründen würde zu bcbeullaiuen Konsequenzen auf wirthschasisichem Gebiete führen können. . . . Staatliche Getreibemagaziue würden über - raschende Rückwirkungen auch tu wirthschasllicher Hinsicht anSüden können. Ganz von selbst drängt sich der Ge - danke aus, diese Vorräthe zu einer agrari - schen Waffe zu gestalten Schon da» bloße Vorhandensein großer Getreidevorräthe in den Händen des Staates ist geeignet, bei Bethätigung einer vorschauenden Getreidepolitik der Spekulation, bic ihrer Natur nach auf Schwankungen bedacht ist und noch immer eine oft bedenkliche Macht bekundet, heilsame Schranken zu ziehen und den Getreidcmarkl so zu beein- flussett, wie c8 das Interesse von Krzeugent und Ver - brauchern erheischt." Zutteffend bemerkt eine Korrespondenz für liberale Blätter hierzu, daß der Vergleich mit dem @ p a n b a it c r Iitli » Sthnr m doch beträchtlich hinkt. Denn: Der Getreideschatz im agrarischen Julinsthnrm kann nicht dauernd feffgclegt Werden, Wie ber Goldschatz in Spandau; er soll alljährlich erneuert und eS soll wohl der Bedarf des Heeres im Frieden daraus gedeckt werden; Letzteres geht auch aus der öemerfung hervor, daß „im Frieden der Ucberfchuß über den Be - darf des Heeres hinaus ... bei niedrigen Getreidepreisen im Auslande verkauft" werden soll. Da könnte eS doch leicht einmal Vorkommen, daß grabe im entschribendm Moment eines KricgsbeginncS die Borräthe beträchtlich verringert sind und die erwartete Wirkung nicht nur ausbleibt, sondern, da die biSheffgen Wege ber Getreide- versorgung ungangbar geworden wären, in da« Gegen- theil umschlüge Auch wäre eS mit den Kosten für An - kauf des Getreides, Speicherbau unb Getreibeeinlagerung, kaum abgethan. Denn bie für den „agrarischen Stampfe«» zweck" sehr wesentliche Bestimmung, daß nur inlän - disches Getreide angetauft, ber Uebeffchuß aber bei ntebrigen Preisen tnt AuSlanbe verkauft werden soll, würde zu einer ständigen Unterbtlanz in dem staat- lichm Getreidegeschäfte führen. Kegen den Luxus in den OfsizierkorpS wendet sich in der „Sdreuzzeitung" ein „alter Soldat". „Je höher die Wogen der sozialen Be - wegung gehen, eine beste höhere Aufgabe hat die Armee; desto fchäffer geht das Gebot an sie, sich nicht von diesen Wogen zerbröckeln zu lassen, sondern, wie ein fest gebautes Bollwerk, ihre Stellung als Schutz der Ordnung unb des Staate« zu behaupten." Die« ist der Gmndgedanke des Artikels, in dem ti dann heißt: „Dem jüngst reich gewordenen Kaufmann oder dem Geschäftsmann, der sonst in ber Welt seine Stellung nicht anerkannt sieht, dem Kommis-Voyageur, der für ein großes Haus reift, allen biefen ist eS wahr - lich nicht zu berbenfen, baß sie durch Entfaltung aller möglichen äußeren Mittel ihre er - worbene Siellmtg der Welt vor Augen führen. Der Millionär kann feinen Reichthum und feine Erfolge beim besten Willen nicht anders offenbaren, als daß er ihn in allen Farben schillern läßt, und man kann aff