Nr. 1. 14. Jahrgang. Mittwoch, den 3. Januar 1900 Hierzu eine Beilage versichert ton nicht be> anSplaudert, welche rn im rein materiellen Von der Weltbi'chne übcrniülhigen ör= horten Siegen Hinriß. Mit dieser seiner eigenen Schöpfung Seeleuten Veransiallungen getroffen werden müssen Unter führte er die deutschen Släiunie wieder zusammen und gab Betdeiligung Hamburger Schiffsahrtökreise hat sich der Deutsche Schulschiff-Verein gebildet, welcher junge Leute uns die langersehnte deutsche Einheit wieder. Ihm danken stiller Arbeit entwarf er fritb Reorganisation — unsere Armee — trotz de? Widerstandes, den Unverstand ihm setzte. Die siegreichen Feldzüge krönten jedoch sein Werk in nie geahnter Weise. Seii> Geist erfüllte die Reihen seines Heere? ebenso wie sein Goltverlrailen dasselbe zn uner- deuljchen Llatrosen und namentlich auch an Steuerleuten immer mehr fühlbar. Allseitig wird in nautischen Kreisen die Ansicht getheilt, daß zur Heranbildung eines Nachwuchses an deutschen rer sofort Zur offiziellen Jahrhundertfeier hat der Kaiser am Neuiahrsiage an die Offiziere der Berliiier Garnison folgende Ansprache gehalten: „Der erste Tag des neuen Jabrhunderls sieht unsere Armee, d. h. unser Volk in Waffen um seine Feldzeichen gcschaart vor deut Herrn der Heeresschaareu tiiieen, und wahrlich, wenn irgendwer besonderen Grund hat, sich heute vor Gott zu beugen, so ist es unser Heer. Ein Blick auf unsere Fahnen genügt als Erklärung, denn sie verkörpern unsere Ge - schichte. Wie fand das vergangene Jahrhundert bei feinem Anbruch unser Heer? Die glorreiche Armee Friedrichs des Großen war auf ihren Lorbeeren eingeschlafen, im kleinlichen Detail des Gamaschendienstes verknöchert, von altersschwachen kriegsuntüchligen Generalen geführt, ihr Offizierkorps fördenider Arbeit entwöhnt, in Luxus und Wohlleben und thörichter Selbstüberhebung verkommen. Mit einem Wort, die Armee war ihrer Aufgabe nicht nur entwachsen, sie halte sie vergeffen. Schwer war die Strafe des Himmels, die sie ereilte nnd die unser Volk traf. In den Stand ward es geworfen, Friedrichs Ruhm verblich, ihre Feldzeichen waren zerbrochen. In den sieben langen Jahren schweefter Knechtschaft lehrte Gott unser Volk, sich auf sich selbst besinnen, und unter Gesetzentwurf pudlizirt, durch welchen der § 316 Abs. 1 des Strafgesetzbuches geändert wird. Er lautet jetzt folgendermaßen: ..Wer fahrlässiger Weise durch eine der vorbezeichneten Handlungen den Transport auf einer Eisenbahn in Gefahr setzt, wird mit Gefängniß dis zu einem Jahre ober mit Geldstrafe big zu 900 Mark itnb, weiln durch die Handlung der Tod eines Menschm verursacht worden ist, mit Gefängniß von einem Monat bis zu drei Jahren bestraft." Die im Druck hervorgehobetic Stelle ist neu ein - geschoben. Beronlaffng zu dieser Milderung hat die große Ausdehnung deS KleinbahullerkehrS gegeben, die neuerdings, wo die Flottenverdoppelungsfrage akut ge - worden ist, von Offiziösen und Richtoffiziösen bestritten obercrs gebar unser Volk ans sich heraus ben hehrsten Gedanken, daß es die höchste Ehre sei, im Waffendienste seinem Vaterkunde Gut und Blut zu weiheii: die allgemeine Dienstpflicht. Meüi Urgroßvater auf in Fahrt zu setzenden Segelschiffen prakttsch auS- bilbcn will." Was im Besonderen die Steuerleute anbelangt, so haben wir schon darauf hingewiesen, daß der „Mangel", ben bte Herren Rheber beklagen, in Wirklichkeit nur im fehlenben Hebers lufe besteht, so baß bie Rheber nicht mehr ganz so souverän wie früher über bie Leute verfügen können, was sie natürlich ganz besonbers schmerzt. Mit bem Mangel an tüchtigen Matrosen hat es aber eine Richtigkeit. Unb bet stets wachsenbe Bedarf der Marine übt da ben Haupteiitfluß aus. dem Druck des Fußes eines worden. Aber von in HandelSfragen autorito*«** wird es jetzt bestätigt Im Jahresbcriebk Der Ham - burger Handelskammer für 1899 steht wörkNch fWgenbe« : „In Folge d e r st a r f en Zunahme der deutschen Kriegs- und Handels- Dio Lchwoinbnrg'schc Prostthätigkeit hat eine neue Einschräiikung erfahren. Er ist nunmehr auch in ben „Berl. Neuest. Nachr." Knipps kaltgcstellt worden. Die „Voff. Ztg." berichtet, daß nach einer am Freitag in der GeschäftSleitung bet „Betl. Neuest. Nacht." abge- Anzeigen werden die sechsgespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 30 4, für den ArbeitSmartt, Cct» miethungS- und Familieuanzeigon mit 20 berechnet. Bnzoigrn-Unnahmo in der Expedition (big 6 Uhr 9tbb#.), sowie in sämmtl. Annoncen-Büteoul Rkdaluvn und Expedition: Vroste rheaterstrast« 44 in Hamburg. Haltenen Berathung Viktor Schweiiiburg veranlaßt würbe, sein Arni als Geschäftsfüh der neue Flottenplcm für diese Session veröffentlicht. Der Reichstag in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung würde freilich für die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit Schwierigkeiten bereiten; wenn eg aber zu einer Auflösung aus Anlaß bei Flottenplanes kommt, so muß auch bie Frage der Aufrechterhaltung unb bauernden Festlegung der zweijährigen Dienstzeit scharf in ben Vorbergrunb bet Erörterung treten." Kommt es wegen der Flottenvorlage nur Auflösung, so muß der ganze Militarismus zu Waffer unb zu Lande das Kampfobjekt bilden. Und insofern ist eS gut, daß der konservative Schlag auf den Busch die Situation gekennzeichnet hat. Der Kamps wird sich barurn drehen, ob es gegen militärische Ansprüche überhaupt noch ein Halt giebt ober nicht. das Duell am offenen Grabe zwischen Kutte und Pickelhaube, wie so wohl noch nie vorkam. Der Militarismus gab der Kirche zu v«r- steheii, daß sie ihre Rolle verkennt, wenn sie ihm gegenüber eine selbststätidige Meinung vertritt und eine militärische Einrichtung unter Berufung auf ein Gottesgebot mißbilligt. Er ist der Herr unb sie ist die Dienerin. Ihre Aufgabe ist, das 53olt_ in Gehorsam und Unterwürfigkeit gegen die Klassen - staatsgewalten und vorzugsweise gegen ihn selbst, den Diilitarisinus, zu erhalten, aber nicht, seine Zirkel zu stören und ihm Moral zu predigen. „Dem Volke muß die Religion erhalten werden," den unartigen Kindern soll sie als Guvernante Respekt einflößeu und sie im Zaum halten; wie anmaßend und albern von der „Person", toeun sie sich heraus- iiimmt, der gnädigen Herrschaft die Leviten zu lesen! — Den bürgerlichen Kreisen aber, die gewiß nicht verfehlen werden, die Schale ihrer sittlichen und religiösen Entrüstung über den Major Deimling aus- zugießen, möchten wir bemerken, daß der Biajor von seinem Standpunkt genau so korrekt gehandelt hat, wie vor einigen Jahren eine Anzahl Fabrikanten einer großeii Industriestadt, die einen Pfarrer bei der Behörde auschtvärzten, weil er den Arbeitgebern das soziale Geivissen zu schärfen suchte; wie jene bürger - liche Presse, die seiner Zeit die Kathedersozialisten mit ihren giftigen Bosheiten traktirte; wie die zivile Staatsgewalt, welche die Wissenschaft bevormundet und sogar einen Physiker und Mathematiker wegen sozialdemokratischer Gesinnung maßregelt. Auch das kapitalistische und büreankralische Interesse will sich Religion und Wissenschaft uicht in die Quere kommen lasten. Der Militarismus freilich treibt's am untesten, wenn man ihn hätschelt wie in Deutsch land seit der Reichsgriiltduug, und auch in Frankreich, wo aber die Dreyfnsaffäre seinem absolutistischen Koller eine tüchtige Douche gegeben Hai. In Deutschland dagegen schwillt dem Rtililärabsolutismus der Kamm immer mehr. Sy>nptoniatisch dafür ist die freche Erklärilug der priuzlicheu Koloiiialbestie Arenberg zu einem Interviewer: „Ich habe so gehandelt, wie ich als Ehrenmann und Offizier handeln mußte!" Die preußische Ttaatseisenbahn zeigt sich wieder einmal nicht auf der Höhe. Aus D ü s s e l b o r f wirb bet „Volkszig." geschrieben: Der wirthschast- liche Verein richtete au ben Minister ber öffentlichen Arbeiten eine Denkschrift über bie Kohlennoth, die einen Still ft aub vieler Betriebe im Gefolge hat unb badnrch erhebliche Lohnaussälle für Arbeiter herbeisührt. Es wirb bie Gestellung von Güterwagen auch am Sonntag ver - langt. Die (YermanisirnngSmethode der ReichSpoft- verwaltung, welche bie mit Laub unb Leuten vertrauten polnijchen Postbeamten ans ihrer Heimath tn ent - fernte Provinzen, bereit Verhältnisse ihnen ganz unbe - kannt finb, versetzt, hat ben warmen Beifall ber „Köln. Ztg." gefunden, die in ihrer Herzensfreude über diese „durchaus berechtigte Wahrung deutscher Jntereffen" eS Die starke Kriegsfiottc, die angeblich ben Handel fördern soll, ist zunächst ein bitterböser K o n - knrrent für die Handelsflotte, ber sie bie erforderlichen Mannschaften wegfischt. DaS ist zwar in diesem Bewußtsein magst Du ruhig schlafen." Das war die militärische Apologie gegen die kirchliche Rüge, der Protest gegen ben Protest. Beide Reden waren eine Kontroverse über Major contra Pfarrer. Der auch in Deutschland aus der bürgerlichen Welt durch die neuzeitliche Entwicklung verdrängte Feudalismus hat im Militarismus ein behag - liches Asyl gefunden; ein warmes Nest, wo er frisch und fröhlich forlexistirt, als Staat im Staate. Er hat seinen eigenen Rechts- lind Ehrenkodex nnd pfeift auf die bürgerlichen Rechts - und Moral- begriffe. Und er, der Militarismus, bescheidet sich keines - wegs mit der Autonomie auf seinem eigenen Terri - torium, sondern wie ein mittelalterlicher Raubritter von seiner Felsenbnrg aus bricht er gern in die Rechtssphäre ber bürgerlichen Welt ein und sucht sie seinen Interessen zu unterwerfen. Dtit anderen Worten: er erstrebt den Militärabsolutismus. Nicht allein in die privatrechtlichen Verhältnisse greift er eigenmächtig ein, wie z. B. mit der Boykottirung von Wirthschaften unb anderen Geschäften — wie neulich wieder in flagranter Weise in Halle a. S., worüber auch mititärfromnic Philister in Harnisch gerathen sind — auch vor bem bürgerlichen Slaats- recht, der Verfassung, macht er nicht Halt, wie der neue Flottenplan eklatant zeigt. Mit dem lieben Gott, will sagen mit der Kirche, sucht er zwar auf gutem Fuße zu stehen. Das liegt schon in seiner feudalen Natur. Er komman- birt die Soldaten in die Kirche und hält daraus, daß sie zur Gottesfurcht gedrillt werden. Er hält ihnen ab und zu frinnbe Predigten. Kein Offizier darf sich beikommen lassen, sich mit der Ziviltrauung zu begnügen ober auf bie Taufe seiner Kinder zu verzichten u. s. w. Wenn aber einmal die Kirche gegen einen militärischen Mißbrauch Widerspruch wagt, dann kehrt er alsbald seinen absolutistischen Karakter auch gegen sie hervor und zeigt ihr, was eine Harke ist. Dafür liefert folgendes Stückchen eine klassische Illustration. Am 28. Dezember wurde in München der fünf Tage zuvor in Mülhausen i. E. im Zwei - kampf gefallene Leutnant Schladitz beerdigt. Der protestantische Pfarrer führte in der Grabrede aus: Trost sei an diesem Grabe besonders nöthig, da ein hoffnungsvolles Menschenleven zwar nicht durch eigene Hand, aber durch selbst unternommene Schritte vernichtet worden sei. Kein Christ könne zum Duell gezwungen werden. Btan möge über den Zwetkamps denken wie man wolle: er sei ein Zuwiderhaitdeln gegen Gottes Gebot. Der Pfarrer drückte noch den Wunsch aus, es möchte dahin kommen, „daß die Tharsache beseitigt werde, daß bie einem bevorzugten und mit Recht hoch - geachteten Stande Angehörige» dem Zrvange unter - worfen werden, durch Zweikampf eine Eulscheidung herbeizuführen". Diesen Protest war der protestantische Pfarrer seiner Kirche besonders im katholischen München schuldig, ein Unterlassen wäre von der Zeutrums- presse unfehlbar als liebedienerische Feigheit be - zeichnet worden. Von diesem „Zengnißablegeti", wie es im pastoralen Jargon lautet, wäre natürlich dem Duell-Unfug kein Härchen gefiiimmt worben. Aber sogar dieses platonische Protestsprüchleiu ging dem anwesenden Major vom Reginrent deS Erschossenen wider den Strich. Er ergriff das Wort und dankte bem Letzteren bafiir, daß er sein Leben zum Opfer gebracht habe, treu bis in den Tod den Airschauungen, in denen ihn das Re - giment erzogen. Seine Ansprache schloß mit dem Satze: ,Häs Regiment dankt Dir dafür und Sinne des Wortes ber Maßregel eigentlich zu Grunbe liegen. „Viele bicser Beamten konnten sich, thcilwcise ohne eigentliche böse Absicht, nicht leicht bem polnischen Ifanfluß eiitzichen unb schädigten il A. badnrch ba8 beutjche Element, daß sie, ber von polnischer Seite aus» gegebenen Parole folgend, ihre Einkäufe ganz ober zum großen Theil bei polnischen Geschäftsleuten vornahmen unb sich babrrrch an bem über die Deutschen verhängten BoykoU that - sächlich bethelligten." Damit ber deutsche Krämer ein paar Pfund Kaffee mehr verkaufe unb sein polnischer Konkurrent ein paar Pfund weniger, werden also zahlreiche Beamte fit entsetule Distrikte versetzt, waö nanirlich „im Interesse des Dienste»" liegt unb baS Reich nur bie Kleinigkeit kostet, welche bie UmzuaSkosteit ausmachen. Daß die aus dem Jnnent Deutschlands nach den Postämtent in der Provinz Posen versetzten Beamten die Landessprache nicht verstehn! unb barauS unendliche Scheerereien er - wachsen, kommt natürlich nicht in Bettacht. Tie Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit ist, wie wir dieser Tage berichteten, von konservativer Seite in Aussicht genommen worden, um die Kanalvorlage zurückzustellen. ^Darauf folgten ver - schiedene beschwichttgeude Auslassungen in der Presse. Mit Recht warnt aber die „Freis. Ztg." davor, sich dadurch einlullen zu lassen, indem sie schreibt: „Auch wenn osfiziös die A u s r c ch te r h a 1 1 u n g der zweijährigen Dienstzeit „für längere Zell" weit bestimmter in Aussicht genommen wäre, als die« der Fall ist, würde dies unter den gegenwärttgen Ver- hättnisien wenig beruhigend sein. Ganz plötzlich kann in dieser Frage die Parole der Wieder - einführung der dreijährigen Dienstzeit ebenso ausgegeben werben, wie eS vor wenigen Wochen hiusichtUch ber Da» „Hamburger Scho" edd)cnit täglich, außer Montag«. Der «bonnentcntspreis (inst. „Die Reu- W-"") beträgt: durch bu »oft bezogen (Nr. de« Poft. Katalog« 3334) ohne Briugcgcld vierteljährlich JC 4,üO; durch die Kotportöre wöcheiitl. 3h -4 frei in « Hau« Einzelne Nummer 6 SonntogS-Nmnmer mit illustt. Sonntagr BeUage „Die Neue Wein 10 /ij. Verantwortlicher Redaktor: Gustav Waberöky in Hamburg. Bei der Stabtvcrordurteuwahl in Strauß- berg (Cberbanitnt) errangen unsere Genossen am 28. Dezember einen -prächtigen E r s o I g. Dir am 20. November vollzogene Wahl der 3. Abtheilung war von ber Stabivervrbnettnvcrsammlung für un - gültig erklärt worben. Da auch e i n Sozialbemokrat gewählt tvorben war, suchte man nach Gründen unb 'und auch solche, welche die NngültigkeilSerllärung recht - fertigen sollten. Dies Verfahre» brachte aber die Partei - genossen auf die Beine, so baß sie, bie damals nur durch die Uneinigkeit der Gegner einen unserer Kandidaten in der Stichwahl dmchbringen konnten, jetzt gleich im ersten Wahlgang drei Mandate eroberten, während der vierte Kandidat nur mit wenigen Stimmen dem bürgerlicheii Gegner unterlag. DaS Resultat ber Wahl (bie eingeklammerten Ziffern bezeichnen bie Stimmenzahl, welche am 20. November erreicht loutbe) war folgeiibeS: Unsere Kanbibaten erhielten folgenbe Stimmen: Pöckel» mann 190 (87), Barowsky 186 (83), Schröder 166 (77), Bennewitz (Ersatzwahl) 187 (91). Für bie Gegner würben abgegeben: Fabrikant Rose 176 (161), Prawitz 163 (löl), Bellmann 154 (72, Riopier 74), Kranz 168 (140). neuen Flottenpläne ber Fall war. Am 23. Oktober war noch öfstziöS „zuverlässig" worden, daß ein Flottengesetz für bie Sessio absichtigt sei, unb bereits am 28. Oktober würbe offiziös zahllose unb zwar meist wenig schwer llcgenbe Ver - gehungen gegen ben 8 316 im Gefolge gehabt hat. Jn»- besonberi kommt im Straßenbahnverkebr eine große Zahl von Zusammenstößen u. s. w. vor, btt benot zweifellos eine Gesährbuiig bes Transports auf einer Eisenbahn vorliegt, wenn auch ber ganze Sachverhalt nicht für Anwendung einer Gefängnißstrafe spricht. Es ergaben sich daraus häufig Richtcrsprüche, die bem Ge - rechtigkeitsgefühle wibersprachen. Als eigenthümlich mußte eS z. B. gelten, wenn ein Angeklagter, ber da« Unglück ober hier vielmehr „Glück" gehabt hatte bei einem von thut verschulbeten Straßenbahnunsall einen Menschen zu verletzen, mit Gelb strafe be - straft werben konnte, ivährenb er, wenn bei bem Unfall fein Mensch zu Schaben gekommen war, utU Gefängniß bestraft werben mußte. ES beruht die» darauf, daß nach § 73 des Strafgesetzbuchs, wenn eine unb biejelbe Haiiblnng mehrere Strafgesetze verletzt, ba» Gesetz zur Anwenbung kommt, bas bie schwerste Strafe androht. Da mm fahrlässige Körperverletzung nach § 230 St.-G -B. mit Geldstrafe ober mit Gefängniß bis zu z w e i I a h r e n, fahrlässige Gefährbung eine» Eisenbahntransports aber nach § 316 mit Gefängniß b i s zu einem Jahr bebroht wirb, mußte, wenn fahrlässige Gefährbung eines Eisenbahntransports mit sahrlässiger Körperverlevung zusammentras, bet § 230 bie Strafe bestimmen, so baß also auch auf Gelb strafe erkannt werden sonnte. Wie in Afrika „zivilisirl" wird. Nach bet dem Reichstage vorgelegten Tenkschiitt über die Ent - wicklung ber beuijchcn Schutzgebiete sinb in Süb wrft- afrika im letzten Berichtsjahre nicht weniger al» 21 Personen wegen Wiberstanbes gegen bie Staatsgewalt nnb Aufwiegelung hingerichtet worben. Ferner finb 384 Personen gab ihr Form unb Leben, unb neuer Lorber krönte die neu erstandene Armee und ihre juiigni Fahnen. 3bre/igent= tiche Bedeutung jedoch gewaiin die allgemeine T ienstpfiicht _ , W. . „ erst durch unserm großen, dabingegangenen Kaiser. Jin marine und des gleichzeitigen Rückganges der Segel- “ Mchifffahrt macht sich der Dian g el an tüchtigen tten sw Gefährdung von Sifcnbahntrausportrn I" 1, 'sienb, ist am Sonnabend im „RcichSanzeiger" bet wir eS, daß traft dieser Armee ba« Deutsche Reich Achtung i gebiet enb seine ihm bestimmte Stellung im Rathe bet Völfer I roieber einnimmt. An Ihnen ist es nun, meine Herren, auch im neuen Jahrhundert bie alten Eigenschaften zu be - währen unb zu bethätigen, biirch welche unsere Vorfahren bie Armee groß gemacht haben: Einfachheit unb Anspruchs - losigkeit im täglichen Leben, unbebingte Hingabe an ben königlichen Dienst, volles Einsetzen aller Kräste bes LeibeS unb ber Seele in rastloser Arbeit an ber Ausbildung und Fortentwicklung unserer truppen. Unb wie mein Großvater für sein Lanbheer, so werbe auch ich für meine Marine unbeirrt in gleicher Weise bas Werk ber Reorgani - sation fort- unb durchführen, damit auch sie gleichberechtigt an ber Seite meiner Streitkräfte zu Lande stehen möge und durch sie - >8 Deutsche Reich auch im Anslande in der Lage sei, den noch nicht erreichten Platz zu erringen. Mit beiden vereint hoffe ich in ber Lage zu lein, mit festem Verttanen auf Gottes Führung ben Spruch Friedrich Wilhelms I. wahrznmachm: „Wenn man in der Welt etwas will dezidiren, will es bie Feber nicht machen, wenn sie nicht von ber Force beS Schwertes fouteniret wird". In demselben, ja schon aus früheren Kundgebungen deS Kaisers bekannten Gedankengange bewegt sich ein an das Heer gerichteter Erlaß des Kaisers. Hervorheben wollen wir noch folgenden an ben Zusammenbruch ber Macht Preußens im Anfang beS Jahrhunberts an- knüpsenben Satz: „Wohl hatte nach sieben' unvergessenen Leibensjahren Preußen in rounberb artt Erhebung mit ber ganzen straft eines zur Verzweiflung gebrachten Volkes die Ketten der Fremdherrlchaft zerbrochen und damit Deutschland sich selbst wiedevgegeben; wohl hatte in dem Befreinngskampfe sein ncuerstandenes Heer ungezählte Ruhmcskränzc um seine Fahne gewunden: der Höch st e Lohn für seine opfcri’- ; ie Hingebung blieb dem Vaterlande versagt, unerfüllt das unauslöschliche Sehnen nach Deutschlands Einheit. Hadernd und eil t f r emb ct gingen bie beutf djen Stämme nebeneinanbet her. Deutschland blieb gering im Rathe ber Völker." An biese historischen RevtiniSzenzen ließm sich zwar vielerlei Betrachtungm fnüpfen. Wir wollen uns jeboch hier aus ben Hinweis beschränken, baß von Haber nnb Entsrembnng unter ben brutschen Stämmen nicht eigent - lich bie Rebe sein kann. Die Nichterfüllung bes „un - auslöschlichen SehnenS" ist nicht Werk bes BolkshabcrS, sonbern ber Herrschsucht unb Eifersüchtelei ber beulschen Fürsten von bamalS, bie, als sie in Noth waren, zwar ihren Völkern alles Mögliche verhießen, aber als bte Völker sie opfennuibig herausgehalten hatten, ihre Ver - sprechungen schmählich brachen. Ter hiswrische Ge - sichtswinkel ist ja für einen Fürsten ein anbeter als für das Volk. Aber eben darum Hal das Volk auch ein Interesse, bie Ereignisse unter richtigen Gesichtspunkten betrachtet zu sehen. Dabei würde freilich auch bas Zuniaß beL Verbienstes nach ben verschiedenen I Seiten ein anderes fein. Tas Wickifigsie an brr N-dr sind jedock nicht die hifiorijchcn Mckdiickc^, r-reV .. ,cr Ausblick in bie 3u fünft, ber sprzfeil cu -e F ff» ttrNfra g . zu- geschnitten ist. Um den Say, daß ber.Kaiser für bie Marine, in gleicher Weise wie sein Großvater für das Landheer, unbeirrt baS Werf ber Reorganisation fort* unb burchführen werde, richtig zu würdigen, müßte man eine Geschichte ber Konfliftszeit in Preußen schreiben. Dazu fehlt uns ber Raum. Aber ber Satz darf auch keineswegs so wörtlich genommen werben. „In gleicher Weise" wie in ben sechsziger Jahren bie Armeereorgani - sation in Preußen, b. h. im Wiberspruch zur Volksvertretung läßt sich bie Flotten Ver - doppelung im Reich doch nicht durchführen. Dazu liegen bie Verhältnisse heute im Reiche des allgemeinen Wahlrechtes doch viel zu sehr anders als vor fast vierzig Jahren in Preußen. Immerhin ist die Auslassung des Kaisers ein neuer Beleg dasiir, baß bie Flotteiiverdovvelung mit allein Nachbruck betrieben werben soll. Plag auch daS Volk sich bazu rüsten! nieberzulegen. — Viktor Schweinburg bezog tn den „Berl. Neuest. Nachr." ein jährliches Gehalt von M 36 000 unb befaß jedenfalls einen noch auf mehrere Jahre laufenden Kontrakt. Das ist der Lohn für ben Patriotismus beS deutschen FlottengcniuS ! Herr Schweinburg Hai Darauf ber „Boss. Ztg." fol» 1 ger.be „Berichfigimg" g. chickr: „In Ihrem Slbeubnlatte vom 30. Dezember meinen Sie, baß ich veranlaßt worben bin, mein Amt als Ge- fchäfiS'ührer ber „Berl. Neuesten Nachr." nieberzulegen. Aus Gruiib beS § 11 des Preßgcsetzes ersuche ich Sie, diese Miltheilung dahin zu berichtigen, daß ich schon vor längerer Zeit die Geschäftsführerstelle der Gesellschafi mit deschräiikler Haftung „Berl. Neueste Nachr." niederlegen wollte, daß es mir aber erst nach langen Bemühungen gelungen ist, bte Zustimmung zu meinem Rücktritte zu erhalten." Die „Voss. Ztg." antwortet baraus: „Diese „Be - richtigung" ist in ber Hauptsache nichts als eine Be - stätigung unserer Mittheilungen. Herr Schweiiiburg scheibet aus seiner erst vor einigen Monaten angetretenen Stellung als Geschäftsführer ber „Berl. Neuest. Nachr." Seine Entschließung mag längere Zeit zurückliegen. Zur Ausführung gelangte seine Absicht nach einer Berathung unter ber Theilnahme bes Herrn Jcucke, Vertreters des Herrn Krupp. Nach ber Berathung theilte bet Ehef- rcbaktör Jacobi ben Nebaklören, bene» Herr Schweinburg gef ünbig i halle, mit, baß cr bie stüilbigung zurückuchme." 1] (Nachdruck verbalen.) Dragan Bratow. Ein Roman aus Bulgarien von Adolf Flachs. I. Wie stolz ber prächtige Dampfer „Orient" auf ben munteren Wellen ber Donau stromabwärts gleitet! Es ist, als wüßte er, baß er einen jungen Mann von hoch- Piegcnben Plänen mit sich führt . . . Dragan Bratow reist heimwärts, iiachLom-Palanka.*) Der Julihlmmct ist wolkenlos, schimmert herrlich in riefem Blau. Bratow sitzt, in Gedanken verloren, auf bem Verbeck nnb rauch! eine Zigarette nach ber anbeten. ES ist ihm Nfcht geglückt, was er so innig, was noch inniger sein au« Baler gewünscht — er hätte in Wien baS Gym- naftum und bie RechtSfakultäl beenben sollen, um baun ' Tt ftbönen Heimath mühelos und rasch die hicr- archffche Leiter Sprosse um Sprosse hinanklimmen zu können ni6 zu jener, die herrlichsten Ausblicke gewährenden Hochebene, wo ber behaglichen Fauteuils hoher StaaiS- toürbeiiträjer stehen . . . Er hatte E gelernt unb gearbeitet unb war auch aufgcme'-fteit (SetfW, afttm er hatte doch nur mit Mühe “ nb „ ®.?. 11 ”'afi«lfl a ffe erreicht, unb mußte vorder matuntteprüfung stehe» bleiben, wie vor einer llnübernnndfichen Fefttinq. «„ b?m 2) iiberfolfl hllfl Dragans fast unheimlicher Ha^, Vielerlei rasch kennen zu lernen, in hervorragendem V'-ß. S(tjulh @ H r fet r>* sasm dah er wie ein Neuling an der Table dhote gehandelt f;at, der von he» zahlreichen Gängen immer nur wenig nimmt, um den $!»»,.t-; t p - lr besonders wohlschmeckende Speisen auszufparen, unb sich fcMirün* hungrig von ber reichen Tafel erhebt. Sein Vater, ein Fuhrwerksbesitzer in Lom-Palauka der die Fahrten selbst unternahm, um die Entlohnung eine« Kutschers zu ersparen, konnte trotz beffcheidener Lebensweise nur erübrigen, was Dragans Anscnthalt in Wien kostete. Vattr Stojan hatte den Sohu im Aus- lande stiidiren lassen, in der festen Ueberzeugung, daß Bildung genau so viel i ne baareS Geld ist . . . baareS Geld, das leicht zu enverben ist, wenn man einmal ein gewisses Maß von Wissen besitzt. *) Ein bulgarisches Städtchen am rechten Tonauuser. So saß denn jetzt Dragan Bratow, des lebhaften Gesprächs seiner Reijegesährten nicht achtend, auf der harten Holzbank deS Verdeckes unb überliefe sich wieder — wie er eS nun feit acht Tagen, seit dem PrüftmgS- tage mit dem unglücklichen Ausgang that — still unb regungslos traurigen Betrachtungen. Mit einem Male begann seine Stimmung sich auszuheUen . . . rasch voll - zog sich bas, so wie mauchmal nach grauen Regentagen bie Wolken, von ber Hanb eines unsichtbaren Zauberers geschoben, eilig oerichiviuben, der Himmel blau wirb unb die Sonne hellleuchteiid aus dem Plan erscheint. Die überiajchciide Wendung in Dragans Seele bewerkstelligten seine zweiniidzwanzig Lebensjahre. Diesem Alter ist es nicht eigen, sich so tief in Kummer unb Sorgen zu ver - senken, in einer düsteren Stimmung lange zu verweilen .. . unerwartet bricht sich bie jugendliche Sorglosigkeit mit goldenem Strahlenglanz durch die düsteren Wolken der Schwermuth eine Bahn. Nun war Dragan geistig und körperlich älter, als die Ziffer seines Alters angab . . . eine ernst veranlagte Natur, welche auch einen unvermittelten Uebergang ans melancholischem Brüten in sonnige Heiterkeit nicht zu- liefe. So bildete sich in seinem Innern vorerst, gewisser - maßen als Brücke zwischen diesen beiden Seelenzuständcn, eine seltsame Mischung von Gefühlen, Gedanken und Stimmungen — eine Mischung, welche einen Bodensatz von Aerger und Mißmuth, eine Dosis von trotziger Er - wägung, welche etwa besagen wollte, „Holls der Geier .. . was liegt daran, wenn ich durchsiel . . ." baun einige Theilchen jugeublichen Leichtsinnes, gesunbcn Galgen - humors unb ätzciibcr Selbstpersiflage enthielt. Der Dampfer legte endlich vor Lom-Palanka an. Dragan ließ den Koffer vorläufig im Gepäckraum der Schiffsstation und begab sich an’8 Laud. In DraganS Gemüthe gingen die Wogen sehr hoch, als er die lange, steile Holztrcppc hinanstieg, die vom Donaiiufcr zur Höhe non Palaicka emvorführt. „Ja, steil ist der Weg zu meiner Vaterstadt!" murmelte er bewegt. „Ein Symbol, daß auch mein Weg zur Macht und Ruhm steil anstcigt !" Dragan erfamUc Palanka kaum wieder, so viele neue schöne Gebäude stauben ba mitten unter ben alten, häßlichen Häuschen. Eine besonbere Genugthuung empfand er, als ihn der Weg zum Elteniheim an bem Itatllidjen Bau vorbeisührte, ber daS Lyzeum beherbergte. a t " . . llUt unb recht I Mögen aiibere Völker fiajernen, Festungen ausführen, wir Bulgaren sollen unb wollen klug fein, wir bauen lieber Schulen. Denn Wissen ist Macht unb Ansehen!" Ei kam beut Ranbe bes Städtchens näher, wo das Elternhaus stand ; so sehr die Sehnsucht, den alten Vater, baS alte Gehöfte eher wiederzusehen, feine Schritte be - flügelten — die peinliche Beklemmung bei dem Gedanken an die erste Begegnung mit Vater Stojan, nach so un - günstig abgelaufeiiem Studium hemmte um so stärker leine Füße, und er ging unwillkürlich zögernd langsam, sehr langsam weiter. Da grüßte plötzlich aus einer sich um einen mächtigen Nußbaum schaareiiden Gruppe schlanker Akazien „ihr" Häuschen. Wie feflgebaiint blieb Dragan stehen; ein Leuchten huschle Über sein Gesicht, die schöne wilde Knaben - zeit, da daS gute Mütterchen noch lebte, baS ihm hinter der Schürze |o oft Schutz gegen die drohend erhobene Faust des erbosten Vaters gewährte . . . diese goldene Zeit lebte mit einem Male frisch unb hellfarbig in seiner Erinnerung wieder aus 1 Er lehnte sich an einen Baum unb staub eine geraume Zeit unbeweglich ba, in ben Anblick bet Stätte seiner Kinberjahre versunken, feine Augen schwammen in Thränen. „Mutter, Du mein gütiger Schutzengel, warum finbc ich Dich nicht mehr, toavum muß ich Dich bei meiner Heimkehr missen? Eine solche Mutter, tote Du warst, hätte nicht so jung sterben sollen, hätte lange, lange leben sollen!" Ein Kinukopf, ber ben weinenden Dragan eine Zeit lang kopfschüttelnd beobachtet hatte, fragte ihn: „Warum weinst Du, junger Mann?" „Ich weine um meine Mutter !" „Wer war Deine Mutier?" „Ich bin Stoja Bratow» Sohn. . ." „Ah, Deine Baba*) habe ich gekannt ... ja, ja, meine nur, begieße ihr Andenken mit Thränen . . . Oh, die hat» verdient . . . ba» wat eine herrliche Frau. . . weine nur, Junge, . . . unb wenn Du bis an'8 (Silbe Deiner Inge gemeint haben wirst, so hast Du um eine solche Mutter noch nicht genug geweint j" So sprach mit zitternber Stimme ber Alte, wischte sich eine Thräne au8 bem Auge unb ging. Dragan sah ihn bonfbaren Blicke» eine Weile nach: bann raffle er sich aus unb schrill langsam vorwärl». Seine Auf - merksamkeil galt wiebcr bem Häuschen. Es staub ba tote ein Wahrzeichen vergangener Tage — ein trotziger, ♦) Alte Frau, Großmutter. büftcrer Holzbau mit bem Gepräge einer Festung; in bem aus starken Pfosten gezimmerte» Erbg. schoß blos eine kleine, eisen beschlagene kräftige Thür — kein einziges Fenster ; ber weit über ben Bereich bcS Parterres hervor- springenbe, gleichfalls mit bicken Brettern belegte Oberbau hatte an jeher Seite je ein kleines, bicht vergittertes Fenster ... In ber Türkenzeit mußte man bie Häuser in solcher Weise bauen, so boten sie boch etwas Schutz gegen räuberische Ueber fälle. Auf ber Gegenseite ber Straße befaub sich ein in demselben Stile gehaltenes Häuschcn, aber ben besseren Sicherheitszustäuden ent - sprechend, enthielt selbst da« Erdgeschoß nebst einem breiten Eingang mehrere größere, sogar gitterlose Fenster. Dragan cinpfand ein merkwürdiges Durcheinander von Heller Freude und bcfkmmcnbcr Furcht, als er jeyt in ben Hos trat. Ein großer Hnnb mit langen wnfecn Zotten schlug laut an. Er kannte Dragan nicht, schien aber boch eine unbestimmte Ernpfinbimg zu haben, baß ber junge Mann zürn Hause gehöre; beim ganz gegen seine Gewohnheit beruhigte er sich halb, wedelte zwei, drei Mal träge mit bem langen Schweife unb legte sich behaglich fnurrenb im Schatten bes blnhenbcu Nuß - baumes wicber auf bie feuchte, kühle Erbe hin. Ein junge« Mädchen in bet Tracht einer Bulgarin klein - bürgerlichen Staubes erschien. „Ist Stojan Bratow zu Hause?" fragte Dragan zögerub, als wollte er bk bejahende Antwort je später, K lieber hören. „Ach, Du bist wahrscheinlich ber junge Herr? Schön willkommen I Nein, Alterchen kommt erst vor Abend zurück. Hat draußen bet einem Bauer etwas zu ver - richten ; ich glaube, '8 ist wegen HascrS für bie Pferde I Komm' in'S Hau»!" Dragan athmete erleichtert auf. Tas Mädchen musterte ihn nach Frauenart mit einigen kurzen Blicken recht gründlich und jagte sich: „Na, so schön, wie Daler Stojan ihn geschildert hat, ist er nicht; aber boch ein schlanker, hübscher Junge Diese schwarzen lebendige» Augen gefallen mir, obgleich sic etwas zu klein smd. Ter ovale Kops mit bem dunkelbraunen kurz geschorenen Haar ist interessant: die Augenbrauen find dicht, aber sie laufen zu sehr in Arader Linie und schneide» förmlich die schiiiale, g-wöldle «rtirne unten ab. Die Nase . . . nun die Nase ist voll, gut geschnitten, kräftig entwickelt, aber doch um einen Ge - danke» zu lang; der dichte Schunrrbarl niacht sich über den fleischigen Lippen ganz gut. Hat der aber ein breite» starkes Kinn! Ich hab's irgenbloo gelesen, solche Leute finb energisch." Im Finge waren ihr bicse Bettachtungen durch dm Sinn gehuscht, nun sprach sie freundlich: „Junger Herr, willst Du mü hinauskommen, von der Reise rasten?" „Nein, ich danke ... ich bleibe lieber auf ber Bank hier, unter dem allen Nußbaum. . . . Wenn Du nicht« zu thun hast, leiste mir Gesellschaft Mädchen, unb sag« mir, wie heißt Du, wer bist i)u <‘ „Ivanka heiße ich, uiid bin als Tochter eine» Freuiibes Deines Vater« nach bem Tode Deiner Mittler hierher gekommen, damit eS dem lieben Alten nicht gar zu einsam fei.'" Ivanka setzte sich neben ihm auf bie Bank, legte ben linke» Arm auf bie Lehne unb haschte mit bet rechten Hanb nach ben sich lief hcradneigenben Zweigen. (8üti|c«ung folgt.) Stadt-Theater in Altona. K. Lubwig Fu Iba, würbe neulich einmal im „Ber - liner TagUilatl" dcS Heirn Mosse von bem früherm „blutigen Oskar" Blumenthal, brr empört barüber war. baß Fulda minier mehr in sein Reich de» blutigsten Unsinn» vorbringt, gar schauerlich bie Wahrheit gegeigt. Es waren sehr harte, aber sehr jutreffeube Worte, bie Herr Fulba zu hören bekam ob seiner heuchlerischen Koketterie mit ber bramatischeu Kunst. Fulba hat in ber That für bte wfi kliche dramatische Literatur herzlich wenig Eigene» gegeben. Nach den paar Anläuse» auf dem Gebiet der iozialeii Tichlkuiist im „Verlorenen Paradies" und in d