Nr. 146. 15. Jahrgang. Da« „Hainbiliqer Sch»" tridtint täqlid), außer Monlaqs. Der «bonnemriit»vre>- (uiO. „Die Neue Welt") bftregl: durch die Post de,°,en (»lt. de« Poft- tatnloq« 3195) ahne «riiiqegkld »lericljührNch * 3,60; durch bit NolparlSre wachen«, 30 4 f«i in'« Hau, Einzelne Nummer 5 4 EonnlayB-Nunnner mit illiifiT. Eanntaq« Beilage „Die Neue Welt" 10 4. Veranlwartlrcher SHrboltör: Reinhold Ttcnzrl in Hnmbnra. Mittwoch, Den 26. Juni 1901. Anzeigen werden die lechtgespalteue Petiljeilc oder deren Raum mit 30 4. für den ArdeitSntarkt, tvermicthungS- und Familienanzcigrn mit 20 4 berechnet. Anzeigen Annahme in der Expedition (biö 6 Nhr Abends), in den Filialen, sowie in sämmtlichen -lnnoncen-Büreau« Ncdaltivn und Expedition: Aehlandstrahe 11 in Hamburg. 4 jiinlnr Süd St. Pauli bei Carl Lementzow, Kastanienallee 25, I. l. Nord 24. Pauli, (kimsbttttel, Laugeufelde, bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, Eimsbüttel. Hoheluft, (^ppeudorf, (Vroh-Borstcl nnd & »null II« Wiutcrhudebei Ernst Großkopf, Lehmmea 51, Eppendorf. Barmbek, Uhlenhorst bei Theodor Petereit, Heitmannstr. 12, Barmbek. 2t. Georg, Hohenfelde, Borgselde, Hannu, Horn und Schisfbek bei Carl Ortel, Banstr. 26, Borgfelde. Hammerbrook, Rotheubnrgsort, Billwärder und Beddel bei Rud. Fuhrmann, Schivabenstr. 33, Hammerbrook. (Kilbck, PZandsbek und Hiuschenfelde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbek. Altoua bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. 118, Altona. Ottensen, Bahreufeld bei Johannes Heine, Erdmannstr. 14, Ottensen. Flottbek, Othmarschen-Blankenese bei Max Meisner, Gr.-Flottbek. Hierzu eine Beilage. Die neue Weltmacht. Vor fünfzig Jahren schon, als die Völker Mittel - europas im blutigen Ringen nm eine Nengestaltlmg von Staat und Gesellschaft unterlegeu und die reaktionären Gewalten wieder obenauf gekommen waren, da wurde von vielen Seiten die Anffassnng ausgesprochen, die europäische Kultur sei im Nieder - gang und ihr Verfall nicht mehr aufzuhalten. Das entsprang dem damals erklärlicher Weise um sich greifenden Pessimisnins. Dian Hämmerte sich au das bekannte Wort Goethes: „Amerika, du hast c5 besser, Als unser Kontinent, der alte. Hast keine verfallenen Schlösser Und keine Basalte." Nun, die europäische Kultur hat immer noch eine Zukunft; soweit sind wir noch nicht, daß sie dem Untergang geiveiht ist. Aber wenn man damals auf das jugendkräftige Amerika hintvies, welches ganz veranlagt sei, Europa aus der alten Welt - herrschaft zu verdrängen und selbst eine Weltmacht zu werden, so hat sich diese Voraussicht bis zu einem gewissen Grade erfüllt. In der That, Nord - amerika ist eine Weltmacht geworden, die sich in aufsteigender Linie befindet, so viele innere Mängel auch diesem Gemeiuivesen sonst anhaften mögen. Wenn man von der „amerikanischen Gefahr" spricht, so meint man damit die wirthschaftliche Macht der großen Union, die rasch wächst und wahrscheinlich auch bald Europa überlegen sein wird. Die Agrarier übertreiben natürlich diese „Gefahr"; sie benutzen sie als Argument für die angebliche Nothwendigkeit einer Hochschutzzöllnerischen Politik. Darum entuchuieu sie mit Verguiigeu einem ungarischen Finanz- und Börsenblatt einen Artikel, in dem gradezu gegen die „amerikanische Gefahr" Alarm geschlagen wird. Es werden darin eine Reihe von Geschmack - losigkeiten vorgebracht, wie unter Anderem, daß Nordamerika eine „Brutstätte vou Königs - mörder «"sei. Als ob die ,^KöuigSmörder" nicht in den Miasuten der europäischen sozialen und politischen Misste ausgebriitet wurden, denn in Amerika giebt es doch keine Könige zu ermorden, wenigstens keine Könige von Gottes Gnaden. Daun heißt es, die amerikaitische Landwirthschaft habe der europäische» tiefe Wunden geschlagen und namentlich die englische „schutzlose" Landwirthschaft riitnirt, so daß sich dort der Köruerbau nicht mehr rentire. Darm s wird die schreckliche Konsequenz gezogen, daß die englische Universität Cambridge, die ihr Einkommen aus Gruudbesitz bezieht, feine genügenden Lehrmittel mehr aufbringen kann. Armes England, dessen wissenschaftliche und geistige Fortbildung durch das amerikaitische Getreide gehemmt tvird! Ob Detitschlaud, Frankreich, Oesterreich und Italien mit ihren Schutzzöllen sich gegen die amerikanische Kon - kurrenz mürben behaupten können, sei zweifelhaft, beim die Entwicklung der Verkehrsmittel paralysire die Schutzzölle. Wenn die Agrarier das Alles für richtig halten, bann mögen sic doch mit dem Geschrei nach einem Achtmarkzoll auf Getreide aufhören. Taun wird über die Verdrängung der euro - päischen Exportiitdnstrie aus Amerika und über das brutale Verfahren der amerikanischen Trusts geklagt, wobei inan natürlich absichtlich verschweigt, daß die Maßregeln der Amerikaner gegen die deutsche Exportiudustrie zum größten Theil durch die Ab - sperrung des amerikanischen Getreides und Fleisches hervorgerufen ivorden sind. In diesen Behauptungen ist Wahres mit Falschem gemengt. Aber die tvachsende Uebermacht Amerikas aus wirthschaftlichem Gebiete ist eine Thatsache, die sich nicht leugnen läßt. Sie wird auch weiter wachsen, wenn die Amerikaner nicht in die Fehler der Europäer verfallen. Europa ist in den eisernen Panzer des Militarismus eingeschnürt, der es an freier Be - wegung hindert. Amerika dagegen kann sich freier bewegen, was allerdiiigs wesentlich beeuiträchtigt würde, wenn es auf die Dauer beut „Imperialis - mus" verfallen unb sich mit einer ähnlich schweren Rüstung wie Europa belaben würde. Xie tiefgehenden Mißstände der amerikanischen Staaten, die geheuchelte politische Freiheit, die um sich fressende Korruption, der dort in seinen ab- schenlichsien Auswüchsen herrschende Kapitalisinus werden von uns nicht übersehen. Aber wenn tu dem erwähnten Artikel gefragt wird: „Kann Preußen existiren ohne seinen Gruudadel, der ihm seine Offiziere und Beamten lietert, und ohne seine brandenburgischen, preußischen und schlesischen Bauern, die seine Schlachten schlagen?" — so ist das ganz und gar aus dem Herzen unserer Junker und Agrarier gesprochen und wirb von deren Blättern freudig heworgehoben. Das größte Unglück, das die amerikanische Koii- kurreuz in Preußen aurichtet, wäre also, daß sie die Eristenz des Grnndadels bedroht. Denn die Existenz der Bauetai bedroht sie weniger; diese hat mehr mit eillheimischeu Schwierigkeiten zu kämpfen. Sonach muß der Kampf gegen Amerika hauptsächlich des preußischen Grnndadels luegen geführt werden. Wahrlich, eine schöne Ausgabe unb „des Schweißes der Edlen werth"! Die Frechheit, mit der man den preußischen (Skuiibabel wiederholt als die wichtigste Klasse der Gesellschaft hnistellt, entspringt znm guten Theil auch ans der Ignoranz. Die den Grimdabel ver- henlichen, miste» eben nicht, baß das alte Preußen im llllärz 1848 uiilergegaiigen ist, was auch der spätere Kaiser Wilhelm damals eüisah. Sie glauben, das vormärzliche Preußen bestände noch immer, während im hentigeii Preiißen der lächerliche Rest des Feudalismus, eben die gründ' ' herrliche Juukerkaste, nur mit Mühe vor dem Ver- kracheu bewahrt wirb, unb zwar aus Unkosten ber । Gesammtheit. Und als ob mau in Preußen ohne den Grnudadel keine Beamten unb Offiziere be - kommen könnte und als ob diese Privilegien des Adels nicht längst überlebt und ein Stein des An - stoßes geworben wären I Da wir in Deutschland allgemeine Wehrpflicht haben, so werden die Schlachten nicht von den brandenburgischen, preußischen unb schlesischen Bauern ausschließlich, foiibem von der gesummten Bevölkerung geschlagen. Daß die Juukerkaste von der amerikanischen Konkurrenz viel zn fürchten hat, ist sicherlich wahr. Aber das ist doch keine Gefahr in dem Sinne, als ob dadurch die Gesammtheit bedroht wäre. Denn nur die Beutepolitik der Agrarier und ihre Hochschutz - zöllnerei kann ein Hinderniß sein, mit Nordamerika entsprechende handelspolitische Verträge abzu- schließen, so daß ein Ausgleich in bett bisherigen Mißverhältnissen erzielt wird. Die Agrarier erklären natürlich solche Abmachnngen von vornherein für aussichtslos, weil sie gern im Trüben eines Zoll - krieges fischen und Bente machen möchten. Aber solche Abmachungen sind nicht nur möglich, sondern auch geboten; sie werden unausbleiblich nothwendig, wenn man erst die Bentepolitiker in ihre Schranken znrückgewiesen haben wird. Dann kann man den unnatürlichen Zustand los werden, in dem wir uns befinden, und der so tolle Konsequenzen bringt, daß cs zum Unglück des einen Landes werden saun, wenn ein anderes einen ertrags - reicheren Boden hat. Im Ganzen ist dieser Zustand freilich auch nur ein Ausfluß der Klassenherrschaft, die es einzelnen Jnteresieugruppen gestattet, die Gesammt - heit so sehr zn benachtheiligen. Wie werben die Völker einmal anfathmeu, wenn dieser Alp von ihnen genommen sein wirb! Die Zolltarifvorlage, die am Sonnabend dem Bnndesratd zugegangen ist, wird vom Bundcsratb vor - läufig mir zur Kenntiiiß genommen und zunächst den Einzelregiernngen zugestcllt werden, damit diese sich während des Sommers über ihre Stellungnahme schlüssig machen können. Nach den Ferien sollen dann die materiellen Verhandlungen derart beschleunigt werden, daß der Entwurf dem Reichstage unmittelbar nach der Wiederaufnahme seiner Siyungen vorgelegt werden kann. Selbstverständlich sind die Horcher jetzt eifrig daran, ob sie nicht irgendwo etwas über die Zollsätze erspähen können. Einige wollten schon etwas wissen, wurden aber am Montag Abend von der „Nordd. Allgem. Ztg." kategorisch dementirt. Alle Mittheilungen über den In - halt des neuen Zolliarises sollen danach auf willkür - licher Kombination beruhen. Das mag bis jetzt zutreffend sein; aber lange wird es schwerlich dauern, bis richtige Angaben in die Oeffent- lichkeit gelangen, denn bisher hat man noch immer die Erfahrung gemacht, daß, wenn sich eine Gesetzesvorlage schon in den Händen der einzelnen Regierungen befindet, alsdann auch alsbald der Inhalt derselben ganz oder theilweise an die Oeffentlichkeit gelangt. Vorlagen, die zur Kenntniß von so viel Personen gebracht sind, lasten sich nicht verheimlichen, namentlich dann nicht, wenn die öffentliche Auimerksamkeit so gespannt auf die Verlaut - barung gerichtet ist, wie eS gegenwärtig zutrifft. Dazu kommt, daß die Regierung eines Einzelstaates, um sich selbst auch in allen Einzelpunkten ein sachgemäßes Urtheil bilden zu können, des Beirathes von Sachverständigen mindestens in Spezialsragen bedarf und also zu diesem Zweck de» Tarisenlwurs weiterhin aus derHaud geben muß. Die Regierung würde deshalb richtiger gehandelt haben, wenn sie die Entwürfe im .Reichsauzeiger" voll - ständig zur Veröffentlichung gebracht hätte. Tann Wäre allen falschen Muthmaßungen der Weg verbaut worden und die Interessenten schwebten nicht länger in ber den Geschäftsgang lähmenden Ungewißheit. Mit vollem Recht macht die „Freis. Ztg." darauf aufmerksam, daß auch im Interesse der Reichstags- verhandlungen über den Zolltarif die Veröffent - lichung bringenb geboten sei. Ter Reichstag tritt ant 26. November wieder zusammen. Offenbar besteht die Absicht, dem Reichstage die Vorlage sogleich an diesem Tage vorzulegen. Bei der letzten Berathung des Semorenkonvents äußerte der Präsident Graf Ballestrem, daß alsdann alsbalddieersteLesungder Zoll - tarifvorlage stattfinden könne. Das ist aber ganz un - denkbar, wenn nicht alsbald in dieser oder jener Form ber Zolltarif zur Veröffentlichung gelangt und es dadurch ermöglicht wird, sich nicht blos in Sachen ber Getretde- zölle, sondern überhaupt auch im Uebrigett rechtzeitig zu orieutiren. Auch das eigentliche Zolltarifgesetz soll ja grundsätzliche Aenderungen in Bezug auf die Berechnung ber Zollbeträge in mehrfacher Hinsicht entfalten. Die Umgestaltung beS Zolltarifs, welche gegenwärtig be - absichtigt wirb, geht viel weiter als im Jahre 1 879. Damals mürbe bas bisherige Schema bc8 Tarifs beibehalten , währenb jetzt ein ganz neue» Schema bem Tarif zu (Srunbe liegt. Damals waren alle Tarifverträge abgelaufen unb neue Tarifverträge einzugehen würbe nicht beabsichtigt. Jetzt leugnen selbst bie Agrarier nicht bic Nothwendigkeit des Abschlusses neuer Zarifoerträge. Dadurch kompliziern sie von vorn - herein bie Erwägungen in Betreff beS Zolltarifs. Unb ks sann boch nicht bie Absicht fein, sich auf Tarifsätze fefuulegen, bie nachher sicher roieber preisgegeben werden nnifjen unb bis dahin nur dazu bienen, anbere Staaten zu reizen, ihrerseits höhere Tarife gegen Deutschlanb in Aussicht zu nehmen. .... Die agrarische „Deutsche Tageszeitung" meint, es habe keinen Zweck, jetzt noch Vermuthungen barüber au» zustellen, wie schließlich bie Entscheidung in der Getteide- zollfrage gefallen ist, aber sie hält es für ihre Pflicht, noch einmal zu untersuchen, welche Folyen es für da? Deutsche Reich haben würbe, wenn bie Regierung mit einem unzureichend«» Zollschntz an ben Reichstag herantreten unb ihn zwingen könnte, sich mit halben Maßregeln zu begnügen. „Wir glauben, baß man sich in Regierungskreisen biefe unvenneib - lichen Folgen noch nicht mit der gehörigen D e ii 11 i ch k e i t k I a r gemacht hat, unb vor allen Dingen müssen wir annehmen, daß bic Impon - derabilien noch nicht diejenige Würdigung erfahren haben, welche unseres Erachtens die nothwendige Vor - aussetzung einer gedeihlichen Erledigung des für bie beutsche Volkswirtfschast unberechenbar wichtigen Werke- finb." Weiter meint bas Blatt, man habe bie Angelegenheit „noch nicht genügenb unter bem Gesichtspunkte gewürdigt, * 1 baß es sich nicht nur darum haitbelt, bie Lanb- wirthschaft in einen einigermaßen ertrag« baren Zustand zu versetzen, sonbern baß im allgemeinen staatlichenJnteresse bie Noth - wendigkeit vorliegt, die deutsche Landwirthschaft wieder zu dem Hauptträger unserer 8 olfS« wirthschaft zu machen". Indirekt giebt das agrarische Blatt damit zu, Wa - es sonst immer hartnäckig bestritten hat, daß nämlich die Landwirthschaft in ihrer Bedeutung für bie Volkswirth - schaft von ber Industrie überflügelt worden ist. Daß sich eine solche ganz naturgemäße Entwicklung nicht durch künstliche Mittel rückgängig machen läßt, geht vielleicht über da- agrarische Begriffsvermögen. Näher liegt aber, baß man der Entwicklungsnothwendigkeit bewußt trotzen will. Dazu braucht man beim auch bie „Jmpouberabilieu", die wie folgt angebeutet werben: „Thron uit b Altar sind für den deutschen Bauern Fein leerer Schall; die damit verknüpften sittlichen Forderungen durchdringen sein ganzes Wesen unb geben ihm sein Gepräge. Wir bürfen niemals vergessen, daß diese kurz angebeuteten sittlichen Kräfte ver - loren gehen, wenn die beutsche Land- wirthschaft ihrerEristeuz Möglichkeit ent - kleidet wird, und wir hoffen, baß diese ideale Seite der großen, ber Lösung entgegengehenden wirthschastlichen Frage ihre entsprechende Würdigung finden wirb." Wer also ben Bauern (raufe heifeen ben Groß - agrariern) nicht bie „Existenzmöglichkeit" verschafft, arbeitet am Umsturz von Thron unb Altar I Zur Diskrcditirnng der „Freihändler" — das sind im agrarischen Jargon Alle, welche der Getreidezollerhöhung widerstreben — will die Berliner „Post" die in Aussicht stehende neue Militärvermehrung benutzt wissen. Sie ist dabei so gnädig, nicht gleich die 25 000 Mann zur Kompletirung der „fehlenden" dritten Bataillone zu fordern, sondern sich mit den vor zwei Jahren abgestrichenen 7006 Mann zu begnügen. Sie erklärt nämlich: „Was uns anlangt, so ist es uns aus all - gemein politischen Gründen durchaus recht, wenn für die nächste Reichstagssession lediglich bie Erhöhung ber Friebenspräsenzstärke um jene 7000 Mann geforbert wirb; bas genügt vollkommen, nach allen Richtungen hin klar zu stellen, daß eine kraftvolle nationale Politik nach außen sich nur auf bie schutzzöllnerische Mehrheit bes Reichstages stützen samt, währenb ihr das GroS ber Freihändler völlig ablehnend gegenübersieht. Im Juterejse ichnbzöllnertlchcn großen Mehrheit, mit der seiner Zeit das Flcischschaugesetz vereinbart warben ist unb mit der man auch den Zolltarif wird vereinbaren können, liegt es aber, wenn jetzt militärische Forderungen von solcher Höhe und von solcher Tragweite vermieden werden, durch welche unter llmftänbcn eine Spaltung in diese schutzzöllnerische Mehrheit hineingetragen werden könnte. Deshalb find wir durchaus damit einverstanden, daß zunächst nur mit der Verstärkung der Friedens- Präsenzstärke um 7000 Mann vorgegangen wird." Ans irgend ein, wenn auch nur vorgeschützles, Be - dürfniß kommt es also nach der „Post" bei Militär- Vorlagen nicht mehr an; cs genügt, wenn sie im partei- taktischen Sinne im gegebenen Augenblick erwünscht sind. Durch eine gleichzeitig mit dein Zolltarif zu behandelnde Militärvorlage soll die Regierung in eine schärfere Ab - hängigkeit von ber fchtttzzöllncrischen Mehrheit gebracht werden, um sie zu möglichst weitgehenden Zugesiaitditipen an die Agrarier zwingen zu können. Nach dieser so naiven Ausplanberitng der agrarisch-militärischen Intrigue müsste bie Regierung gradezu allen Verstand verloren haben, wenn sie trotzdem mit einer Militärsorberimg gleichzeitig mit dem Zolltarif käme. Die Zentrumsorgane fahren fort, sich vorläufig in Bezug auf eine neue Militärsordcrung auf s hohe Pferd zu setzen. Tie „Germania" schreibt^ „Es ist dabei aus die Dora nSfeeun gen aus - drücklich hinzuweisen, welche die Majorität des Reichs - tages im März 1899 gemacht hat. Tie betreffende Resolution des Reichstages spricht lediglich aus, ber Reichstag werbe nöthige »falls in weitere gesetzgeberische Erwägungen über Bemessung ber Friedeitspräsenzstärke eintreten, meint sich nachweis - lich bic Unmöglichkeit ergeben sollte, bie zwei - jährige Dienstzeit aufrecht zu erhalten Auch würbe barauf hingewiesen, daß Mannschaften verfügbar werden würben, wenn man bie Verwenbung von Mannschaften oerminbere zu Aufgaben, welche bie militärische Aus - bildung beschränken. Daneben wurde auch der Ersatz ber Militärpersonen durch bürgerliche Hmtdwerker bei ben Bekleibungsämtern in Aussicht genommen. Es ist nun nicht bekannt geworben, bafe ber gegen - wär t i g e Präsenzstanb ber Jnfaittcriebataillone Unzuträglichkeite» mit sich bringt, unb ebenso wenig hat man etwas erfahren von finer Be - schränkung ber Verwenbuity von Mannschaften zu Auf - gaben, bie mit bet Ansbtlbmtg für ben Krieg nicht in unmittelbarer Verbinbung stehen. Jedenfalls wird bie Regierung auch in einer Etatssorberung ohne eine formelle neue Militärvorlage bie 7000 Mamt mehr nicht verlangen oder boch nicht erreichen können, wenn sie bie Voraussetzungen dieser Reichstagsresolution nicht zuvor erfüllt hat. Dem Zenttuni ist durch die Resolution von 1899 bie Bahn ttnb ihre Grenze vor- gezeichttet — ber Regierung auch." Das ist zwar bet Sin» bes seinerzeit gefaßten Be - schlusses. Aber bas Zentrum würbe sich schon zur rechten Zeit überzeugen lassen, wenn trotz ber durchsichtigen Intrigue ber Agrarier bic Regierung auf bereu Leim gehen würde. Tie Gewcrbegcrichtsitovclle ist noch immer in bet Schwebe und bildet in ber Presse baS Streitobjekt bezüglich ber Frage, ob ber Bunbesrath ihr feine Zustimmung geben werbe ober nicht. Neuerdings schreibt man ber „Rhein -Wests. Ztg." bazu aus Berlin: „In Ergänzung ber jüngsten Andeutungen, daß die Mehrzahl der Bundesregierungen geneigt ist, dem vom Reichstage beschlossenen Gesetz zur Abänderung bc8 Gesetzes, betreffend die Gewerbegerichte, vom 29. Juli 1890 die Zustimmung zu ertheilen, erfahren wir von zuverlässiger Seite, daß bic Entscheibung hierüber vorzugsweise von ber preußischen Regierung abhängen Wird. Diese hat noch keine endgültige Stellung hierzu genommen. Die große Mehrheit der anberen Bundesregierungen will aber ihr Votum in dieser Frage von der Stellung- nähme ber preußischen Regierung ab - hängig machen. Soweit bisher bekannt geworben ist, theilt zwar bic preußische Regierung manche Bebenken, bie gegen bic vom Reichstage beschlossene Fassung ber GewerbegerichtSnovelle geltend gemacht worden sind, hält sie aber nicht für so schwerwiegend, um einen Reichstags- befchlufe abzulehnen, gegen den sich nur eine geringe Minderheit, bestehend au- einigen Mitgliedern, ber beiben konservativen Parteien unb ber nationallibcralcn Partei, erklärt hat. Man nimmt daher an, daß bie preußische Regierung in einer beranächst ober nach ben Sommer- ferien abzuhalteuben Staatsministerialsitzung bem vom Reichstage beschlossenen Gesetze boch noch zustimmen unb baß beingemäß auch ber BundeSrath, in bem Vertreter größerer Bundesstaaten heute noch Bedenken dagegen haben, schließlich das Gesetz annehinen wird." Rach dem Ansturm der scharfmacherischen Groß- inbustriellen muß es sehr fraglich erscheinen, ob biefe Er - wartungen gerechtfertigt finb. Neuerbings hat auch ber Präsident b e s Deutsche» HanbelStageS am 19. Juni an ben BunbeSrath eine Eingabe ge - richtet, worin barum gebeten wird, der Bundesrath möge dem vom Reichstage beschlossenen Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes, betreffend die Gewerbe- gerichte, vom 29. Juli 1890 bie Znstimmu » g ver - sagen unb bei ber Vorlegung eines neuen Gesetzentwurfs die von der Kommission des Teutschen Handelstages betreffs Sozialpolitik gefaßten Beschlüsse berücksichtigen. Die Stellung des HanbelStageS zu den Gewerbe- gerichten im Allgemeinen kam in der Diskussion Über diese Frage in der hierfür eingesetzten Kommission zum Ausdruck, nachdem ein Mitglied die Gewerbegerichte über - haupt für überflüssig erklärt hatte. Es wirb barüber berichtet: „Diese Ausführungen fanbeii bei den übrigen Mit- glicbem ber Kommission keinen Anklang. Viele von ihnen zollten vielmehr ber Einrichtung bet Gewerbegerichte volle Anerkennung. Zwar kämen gelegentlich wohl Entscheibungen vor, bie nicht gebilligt werben könnten, im Ganzen jeboch bilbe bas Gewerbegericht ein sehr werlhvolles Mittel bet gewerblichen Rechtspflege, das sich sowohl durch die Zuziehung von Vertretern der beteiligten Berufszweige wie durch Schnelligkeit und Billigkeit des Verfahrens auSzeichne. Den Hanptvor- Ibeil vom Gewerbegericht habe das mittlere unb das Kleingewerbe. Komme bas Großgewerbc weniger in bie Lage, von ihm Gebrauch zu niachen, so liege bieS haupt - sächlich baran, daß in ihm ber Rrbeitsvertrag genauer geregelt sei. Sofern bei Jnbustriellen bie Meinung be - stehe. baß sie vor bem (Hewcrbcgeritft kein Recht er - langen sonnten, müsse biete Meinung im Allgemeine» als unrichtig bezeichnet werde». Auch Industrielle könnten häufig Nutzen vom Gewerbegericht ziehen, indem dieses das Unberechtigte von Ausprüchett ihrer Arbeiter klar - stelle. Der Parteilichkeit zu Gunsten der Arbeiter könne man das Gewerbegericht nicht bezichtigen Zuzugeben sei, daß die durch die Wahlen zum Gewerdegericht her- borgentftne oder geförderte Agitation eine üble Beigabe dieser Einrichtung bilbe, boch habe sich mancherwärts ge - zeigt, bafe bie Agitation bereits in ruhigere Bahnen ge - kommen sei. Nothwendig erscheine es allerdings, baß die Arbeitgeber sich um bas Gewerbegericht in bemselden Maße hämmerten Wie bie Arbeiter. Wer für ben Ausbau des I «Gewerbegerichtsgesetzes eintrete, brauche sich nicht deshalb Iden Vorwurf eines doktrinären Idealismus ober politischer j ParteibcstrevuiiglU gefallen^u lasten. Liege eS doch im I rjea len Interesse ber Industrie, eine Em - ir i ch t u tt g zu fördern, die zur Besserung Ides Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeiter betragen könne. DaS thue das Gewerbegericht, indem es Gelegenheit gebe, daß An - gehörige beider Theil« in der Rechtspflege zn gemeinsamer Tbätigkeit sich zusammenfäuben. Die Grnndlage hierfür bilbe neilich bie Ueberzeugung von ber Gleichberechtigung von Arbeitgeber unb Arbeiter, eine Ueberzeugung, bet gegenüber sich ein Theil ber Jnbustriellen leider noch immer zu verschließen scheine." Gleichwohl ersucht, wie gesagt, die obenerwähnte Eingabe um AblehnungdeS Gesetzentwurls Geltend gemacht Wirb bafür, daß bas Gewerbegericht als E i n i g u n g s a m t ans Vertrauensmännern ber Arbeit - geber unb Arbeiter, die nach Ausbruch bes Streites von ben Betheiligtcn selbst zu bezeichnen seien, bestehen soll. Tas gegenwärtige Gesetz treffe durchaus das Richtige, indem es die Besetzung des EinigungS- amts, abgesehen vom Vorsitzenden, mit vier ber zu Bei - sitzern des Gewerbegerichts gewählten Personen vorschreibe unb eine Ergänzung bes Etniguttgsamis bitrch Zuziehung von Vertrauensmännein bet Arbeitgeber und Arbeiter ntlaffe. Tie im gewöhnlichen Wahlverfahren z» Beisitzern des Gewerbegerichts berufenen Persotte» feien auch für bic Thätigkeit deS Einigungsamts am meisten geeignet, da sie ohne Rücksicht auf den besonderen «Streitfall gewählt unb in ber Behandlung von Streitigkeiten zwischen Arbeit - gebern und Arbeitern erfahren feien. Dagegen würbe die vom Reichstage beschlossene Neuerung gar leicht dazu führen, bafe bic am Streitfall Betheiligtcn, zumal in ber ersten grofeen Erregung über bett Streitfall, hie schroffsten Vertreter ihrer Sache, „politische Agitatoren unb Hetzer" als Vertrauensmänner enfieu- betcu unb dadurch von vornherein eine gedeihliche Thätigkeit des EinigungSamts in Frage stellten. Die Eingabe äußert auch dagegen Bebenken, baß auch baun, wenn bas Gewerbegericht nur von einem Theil als Eiitigungsatnt angerufen wirb, ber Vorsitzende an den Streitigkeiten betheiligte Personen unter Straf - androhung vorzu lade» unb zu vernehmen befugt sein soll. Ferner erklärte sich bie Ein - gabe u. A. bagegeti, baß auch Derjenige, ber seit weniger als einem Jahr in dem Bezirk deS Geiverbc- gerichtes Wohnung ober Beschäftigung hat, zur Theil - nahme an ben Wahlen berechtigt fein soll, unb daß als Arbeitgeber im sinne ber Vorschriften über bie Wahlen auch bie selbstständigen Gewerbetreibenden gelten sollen, bic nur zu gewissen Zeiten bes Jahres einen Arbeiter beschäftigen. — Zu bet Bestimmung, baß für Gemeinben mit mehr als 20 000 Einwohnern ein Ge - werbegericht errichtet werden müsse, nimmt bie Ein - gabe die Stellung ein, bafe, wenn auch nicht für alle ber in Betracht koinmenben vielleicht 30 Gemeinben ein Bcbürfniß nach einem Gewerbegericht bestehe unb hier unb ba burch die zwangsweise Errichtung eines solchen gewisse Schwierigkeiten und gewisse Mißstänbe herbei - geführt werben könnten, boch biefe Bestimmung nicht so bebenklich sei, bafe ihretwegen ber Gesetzentwurf beS Reichstages abgelehnt werben müsse. Alle biefe Einwäubc haben wir schon bei früherer Gelegenheit in ihrer ganzen Nichtigkeit gezeigt. Es ist aber zu befürchten, daß bet BunbeSrath sich schließlich boch burch ben Ansturm ber Unlernchmcrkreisc im Sinne bet Ablehnung beeinflussen läßt. Alles nur für uns! Tas ist bekanntlich bie Parole für bie Agrarier. Sic, bie bisher gegen bie Verbilligung bet Personenfahrpreise ber Eisenbahn Waren, fangen plötzlich an, für bieselbe zu schwärmen; nur mufe sie so gestaltet werden, bafe nur bic Agrarier d e S Ostens bavon Vorthcü haben. In ber nächsten Tagung des preußischen Abgeorbnelenhauses will ein ostpreutzischer konservativer Abgeordneter, der RiUergutS- besitzer Brämer, den Sisenbahnminister interpelliren, ob ber Minister nicht ben 6 i n p f e u n i g t a r i f für bie vierte Wagenklasse einführen wolle, wie es bet Vorstanb ber ostpreufeischeu Laub- wirthschaftskammer kürzlich beantragt hat. Jetzt kostet ber Kilometer F-tfrt in ber vierten Wagen- klasse bekanntlich zwei Pfennig. Die Sache ha' aber folgenben Haken: Herr Brämer soll vom Miiü nur bas Zugeständniß forbern, baß bie Arbeit' , welche aus dem Weste» »ach Ostpreußen zurück kommen wollen, für den halben Preis fahre» könne». Für bie Fahrt von Ostpreußen nach bem Westen würben bic Herren von ber Laubwirthschaftr- fammer gegen eine Verdoppelung deS Preises nicht- einzuweuben haben. Die «ubüeiitionirten des Bundes der Land - wirthe, über welche die Agrarurorgane trotz aller Slicheleim des „Bonvärtt" »och nicht mit ber Sprache herauswollen, scheinen an Zahl nicht klein zu sein. Die „91. Bair. Lanbesztg ", das Organ des baienscheu Bauernbundes, schreibt: „Der Bund der Laudwirthe acht auch baierische Rebaktöre unb Verleger anderer Richtung mit klingenden Versprechungen zu ge - winnen, daniit sic seinen Interessen dienen. Ja sogar baierische Mitglieder des Land- unb Reichstages finb aus ber Bunbeskassc houorirt worben ober werben noch honorirt, unb barunter solche, bei beneu man eS gar nicht für möglich halten sollte." Auch Anton Mcuniiinger, der Herausgeber ber „91. Bair. LanbcSztg.", sollte, wie er seiner Zeit berichtete, ubventioiiiet werben Er lehnte aber bic ihm äuge« boteuen A 10 000 jährlich ab unb mochte ben sauberen Hanbel bekannt. Er sollte daher auch seinen Anstand nehmen, bie ihm bekannten Suboentioiiirtcn mit Wanten zu nennen. Der konservative baierische £anbtag8abgeorbnete Friebrich Beckh als Mtglieb bes Hauptvorstandes deS Bundes der Lmidwirthe verwahrt sich in einer Be - richtigung im Organ des baicrischen Bauernbundes gegen ben Vorwurf, aus ber Staffe bes Bundes ber Land- wirthe fubPentionirt zu sein. Zu denken giebt aber seine Hinzufügung: „Selbstverständlich werben baute Aus - lage» für den Bund, wenn sie liquibirt werben, ver - gütet." Da kommt eS also vielleicht nur auf bie Höhe bet „bauten Auslagen" an. Auf Hinwegen sucht man in Preußen bet „Leutcnoth" auf bem Lande abznhelfen. Wie ber .Vorwärts" bi richtet, hat blefer Tage auf bem Berliner Polizeipräsidium eine Konferenz stattgefiiuden, zu ber außer einer Anzahl gewerbsmäßiger Stellen ver mittler bic Vertreter einiger Gast- WirthSgehülfeu-Vereiue geloben waren, bereu Stellen - vermittlung aber ebenfalls nur gegen Zahlung bestimmter, ziemlich hoch bemessener Gebühren funftioiiirt, während diejenige Organisation, deren Vermittlung auch für Nicht- niitglicber vollstänbig kostenlos ist, ber Verband deutscher GasiwirthSgehülfm, nicht hinzugezogen war. Das Handels - ministerium war burch Kommissorien vertreten. Es würbe ein Entwurf vorgelegt, ber 21 Para - graphen enthält, bic sich inhaltlich vielfach mit beiicn ber baicrischen Regierung treten. Danach sollen bie Bücher, überhaupt bie ganze Art unb Weise deS Geschäftsbetriebs der Stellenvermittler einer genauen Kontrolc seitens ber Polizeibehörden unterzogen werden. D-ir Geil n o e v c r m r e t h e r n unb Stellen- vet vir tUTL.ru ist btv iä ci rieb Don tia ft« unb --chankwirth schäften untersagt. Mit dieser und noch einigen anderen Bestinunungen kann man sich einverstanden erklären, ohne sich deshalb der Hoffnung hingeben zu dürfen, baß die Vermittler nicht doch wieder andere Mittel unb Wege sinben, vertrauensselige Slellen- sucheude zu rupfen Ein Paragraph bes EiitwurfeS aber forbert ben entschiedensten Protest heraus, unb es ist be - dauerlich, bafe die anwesenden „Gehüssenvetveter" diesem keinen Widerstand entgegensetzten. Es ist § 5, welcher lautet: „Der Gesindeveruucther und Stellenvcrmiitlcr darf nur solchen Personen eine Stelle zuweisen, welch« nicht in einem Dienst- ober Arbeitsverhältnisse stehen, ober, sofern bieS ber Fall ist, cincBcschei - lt i g u u g bet Dieu stdercchtigten (Herrschaft, Arbeitgeber ii. s. lv.) nach bem anliegenden Formular C beibringen, daß ein Wechsel der Stellung zulässig ist. Kanu an solcher Schein nicht borgclcgt werden, so hat ber Gcsiudevermiether ober Stellenvermiltlet sorg- fä l t i g e E r k u n b i g u u g e» über bic Diciistverhällnisse ber siellungsuchenbeu Personen einzuziehen. Personen, welche o h n e Ei n h a l t u n g ber Künbiguiigs» frist ihre letzte Stellung verlassen habe», bars ber Gcsi»bcvermiether unb Stellen» Vermittler k e i n e D i c» st 1 e i st u n g gewähren. Dasselbe gilt für Personen, welch« sich bat Vorschriften zuwider nicht im Besitze eines ordnungSinäßtg aus» gestellten Gesiubebnchs befinden, ober welch« die zur Ver - dingung erforderliche Zustimmung des gesetzlichen Ver - treters (§ 113 des Bürgerlichen Gesetzbuchs- nicht nach - weisen können." To feaben Wir, Wie bet „Vorwärts" mit Recht bemerkt, bie Maßregelung „kontraktbrüchiger" Landatb eiter, wie sie seitens bet sozialbemokta- tischen Reichstagsabgeorbneten gelegentlich der Berathung bet Novelle vorausgesagt werben ist. Denn wie bi« ganze Aktion gegen bas allerdings gemeingefährliche Traben der Stellenveruuttler nur auf Veranlassung und zu Nutz und Frommen ber Junker unternommen worden ist, so richtet sich dieser Paragraph speziell gegen die Landarbeiter; natürlich Wirb er gegebenen Falles auch gegen anbere Arbeiterkategorien Anwenbung finden. Der Dienstbote und landwitlhschaftlichc Arbeitet bleibt so an bic Stellung gefesselt, die er inne hat, so lauge ihn die .Herrschaft' nicht frei giebt. Nicht blos dem „kontraktbrüchigen" Arbeitet, jeder Person, die eine Bescheinigung ihrer „Herrschaft"' daß ein Wechsel ber Stellung zulässig sei, nicht beibringeu sann, muß bet Vermittler bei Strafe jede ßül feiet ftuiig ab lehnen. Es ist baS eine ungeheuerliche Knebelung bes freien Willens, ja c8 bedeutet für Tausend« von Arbeitern nichts weniger als die Aufhebung detFteizügigkeit. Man versteht jetzt noch besser, warum die Re- gietung bie Ausführung des Gesetzes den Landes- regierungen überlassen wissen wollte; bet Reichstag hätte dieser Entrechtung ber Landarbeiter im Interesse ber Junker beim boch nicht zugestimmt. Selbstverständlich Wsrb der Zweck bc8 Gesetzes, wenigstens soweit die land- wirthichaftltcheu Ardener in Betracht fommen, vollständig detsehlt. a,a8 Gesetz sollte die Landarbeiter aus den Händen der „Sklaweuhäudler" befreien; die obige Be- ftimnuuig wirb bazu führen, bafe ben Arbeitern, bie den idyllischen Gefilden bet Ostelbier entfliehen möchten, noch größere Schwierigkeiten erwachsen. Tas soziale Perstäubnist prenftischer Minister tritt in einem Bescheid hervor, ben Herr v. Hammer - stein , der neue Mimster b«S Innern, auf eine Eingabe ertheilt heu. Tie Wirthe im rheinisch - westfälischen Jnbustriegcbiet fühlen sich beschwert, daß ihnen ber A . schernk deS Morgens vor 8 Uhr bei Strafe untersag, ist. In dieser Sache ist nun einer der Wirthe beim Munster vorstellig geworden Letzterer hat baun erklärt, daß er gegen bie Offenhaltung der Kneipen in früher Morgen» stuiibc sei, weil er, der Minister, aus eigener Erfahrung beobachtet habe, bafe dicBcrg- leute sich schon aus bem Wege zur Arbeit betrinken Aus bie Einwenbunz, bafe damit bet Schnaps »’ in bie Familie getragen werden würde, unb bafe in bet Kneipe Weit weniger getrunken werb«, weil ber Schankwirth schon von selbst keine Betrunkenen ut seinem Lokal dulden werbe, erwidert« bet Minister, bafe nach feinen Beobachtung«» grabe ver - sumpfte Bergleute Schanklokat« cröstneu. Cffenbar hat bet Minister bei einem Aundgaug