Rr. 154» 15» Jahrgang. Da« „Hambiirarr -r!ch«ni tägbd), °»ßer Siontaq«. ©er «beimrmcntStii ei» (uikl. „Die Neue Well") beträgt: durch die Pofl bezogen (M. de- Post. k-Italogs .3195) ohne Bnngegelb viertetjährtich M. 3,60; durch die «olportore wochentl. 30 4 frei in'« Hon- Einzelne Hummer 5 4 ' SonntagS-Nnminer mit iHnfir. Sonnlag- Beilage „Die Reue WeU" 10 4. Verantwortlicher RedaktSr: Reinhold Ttcnzcl in Hatnlittt st. Freitag, Den 5. Juli 11)01. Anzeigen werden die fech-gefpaltene Petitzeile oder deren Rainn mit 30 für den ArbeitSmarkt, VcrmicthmtgS- und Familirnauzeigen mit 20 nj berechnet. Anzeigen-Annahme in der Expedition (6td 6 Nhr AbrndS), in den Filialen, sowie in sämmtlichen Annonern-Büreau» Redaltion und Expedition: Fehlandstrahe 11 in Hambnrg. iTtlt i| am ♦ Süd Lt. Pauli bei Carl Lementzow, Kastanienallee 25, I. I. Nord Lt. Pauli, Eiiusbüttel, Langeuselde, bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, Eimsbüttel. Hoheluft, Eppendorf, Eroh-Borstel tmd »llinirn . Wiuterhudebei Ernst Großkopf, Lehmlvea 51, Eppendorf. Barmbek, llhleuhorst bei Theodor Petereit, Heitmannstr. 12, Barmbek. St. Georg, Hohenfelde, Borgfelde, Hamm, Horu und Schiffbek bei Carl Ortel, Baustr. 26, Borgfelde. Hammerbrook, Rothenburgsort, Billwärder und Veddel bei Rud. Fuhrmann, Schwubenstr. 33, Hammerbrook. Eilbek, Wandsbek und Hinschenfelde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbek. Altona bei Friedrich Ludwig, Vürgerstr. 118, Altona. Ottensen, Bahrenfeld bei Johannes Heine, Erdmanuftr. 14, Ottensen. Flottbek, Othmarscheu-Blankenese bei Max Meisner, Gr.-Flottbek. Hierzu eine Beilage. „Vernunft wird Unsinn — Wohlthat Plage!" So oft die Gesetzgebung in Anspruch genommen . worden ist zu Gunsten der Arbeiterklasse in einer den Ailsbentuitgs- und Herrschaftsinleressen des Kapitalismus lvidersprecheiideil Weise, haben die Vertreter dieser Interessen geltend gemacht, daß solche Inanspruchnahme die Arbeiter selbst schädigen werde. Als das Fabrikeninspektorat geschaffen merbeii sollte, verkündeten kapitalistische Organe, diese Einrichtung, eine „behördliche Vor - mundschaft", die der „Deniiuziatioii" gegen Arbeit - geber Thür und Thor öffne, müsse das „Wohl - wollen" der Letzteren für ihre Arbeiter „erheblich beeinträchtigen; die Arbeiter würden die „Scheerereien", welche die Inspektion den Unter- uehmern bereite, zuzeutgelteu haben. Die Opposition des Arbciisherreiithums gegen seine finanzielle Be - lastung für die Zwecke der gesetzlichen Arbeiter- versicherung stellte zu ihrer Rechtfertigung die Behauptung auf: daß die Judustrie diese Belastung nicht ertragen sönne, ohne darauf Bedacht zu nehmen, „die Arbeitsbedingungen entsprechend zu verschlechtern", die Lohne zu kürzen und die Arbeitszeit zu verlängeru, resp. Lohu- erhohnug und Arbeitszeitverkürzung zu ver - hindern. Auf diese Weise würden die Vortheile, welche die Versicherung dein Arbeiter gewähren wolle, durch schwere Nachtheile für ihn über - wogen werden. Thatsächlich war das Unternehmer- thuui ja auch stets bemüht, sich für die Belastung schadlos zu halte» an den Arbeitern. Da - bei haben ihm allerdings die Konsegnenzeu der wirthschaftlicheu Entwicklung und die Arbeiter - organisationen einen Strich durch die Rechuiuig gemacht. Wurdeu behördliche Verordnungen zum Schutze der Arbeiter bestimmter Gewerbe — z. B. die Bäckereiverordunug — erlassen oder projektirt, so waren die davon in ihren Ausbeutnngsinteressen betroffenen Unternehmer immer sofort mit den aus vorgeblichem „Wohlwollen" für ihre Arbeiter re- snltirenden „Bedenken" bei der Hand, daß sie den betreffenden, ihre finanziellen Verpflichtungen er - höhenden Bestimmnugen nur dann genügen konnten, wenn die Arbeiter sich Lohnabzüge gefallen lassen und ans die Forderung der Lohuerhohnng Ver - zicht leisten würden; daran sei nicht zu denken; ergo möge man die Unternehmer mit den neuen Verpflichtungen verschonen. Ihren Unmuts) über das Gewerbegerichts - gesetz, das mmmefjr zehn Jahre in Kraft gewesen ist, ließen großiudustrielle und ziinstlerische Unter« nehmerkreise von vornherein in allerlei versteckte ititö offene Drohungen gegen die Arbeiter aus- kliitgen. Da hieß es, das Unteruehiiierthum werde seine „Autorität" gegenüber dem in der Gewerbe - gerichtsbarkeit zur Geltung kommeitden „sozial- demokratischen Terrorismus" der Arbeiterver- treter schon zu wahren wissen. Und es hat diese „Wahrung", d. h. die Prätension unbedingter Willkürherrschaft über die Arbeiter auch in's Werk gesetzt, indem sie „ihre" Arbeiter provozirt, vertragsmäßig Verzicht zu leisten auf das Recht der Anrufung des Gewerbegerichts. Unternehiner-Organisationeu stellten als „leitenden Grundsatz" für ihre Mitglieder den Abschluß solcher Verträge ans und sie verpflichteten ihre Mit - glieder förmlich, sich auf Verhandlungen mit de» Arbeitern vor dem Einigungsamt nicht einznlasfen. In ähnlicher Weise hat die Unternehmerschaft sich verschworen gegen den § 616 des Bürger - lichen Gesetzbuches, der dem Arbeiter die Rechts - wohlthat gewährt, vom Arbeitgeber Vergütung (Fortzahlmig des Lohnes zc.) „für eine verhältniß- mäßig nicht erhebliche Zeit", während welcher er „durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird" (z. B. wenn er eine vierzehntägige militärische Uebung durchzumachcil hat) zu beanspruchen. Die Uiitcruehmer nöthigen ihre Arbeiter, vertragsmäßig auf die Gelteudmachuiig dieses Anspruches zu verzichten, oder sie helfen sich damit, daß sie vertragsmäßig die sofortige Kündigung bezw. Entlassung des betreffenden Arbeiters eintreten lasse». So ist das Uuteriiehmerthtt!» immerfort be - flisse», das, was nach der Absicht des Gesetzgebers dem Arbeiter eine Wohlthat und ein Segen fein soll, für ihn zur Plage und zum Fluch zu machen. Das zeigt sich auch jetzt wieder anläßlich der vom Bnudesrath gegen den Willen der Fabrik- feudalen aiigenopimeuen Gewerbegerichtsuovelle. Die Scharfmacher-Organe drohen, speziell rücksichtlich des in der Novelle foiiftruirtcn Zwanges z»m Erscheine» vor dem Einigiiugsamt, in frivolster Weise mit terroristische» Repressalie» gegen die Arbeiter. Diese solle» »ach der Ankiiiidigmig der „Berliner Neuesten Nachrichten" reichlich dafür büßen, daß der Bnudesrath so „unbe - greiflich schwach" war, durch Annahme der No - velle „einen weiteren Schritt in der staat - liche» Orgaiiisatio» der Sozialdemokratie" zu thu». Das Blatt der grobindustriellen Autokratie hat schon kürzlich einmal behauptet: „daß der Er- scheimmgszwaug beim Eiuigungsamt für die Arbeiterschaft leicht höchst schädliche Folgen habe» könne, da die Arbeitgeber, statt sich der ihnen widerstrebenden Vorladung vor das Gewerbe- gericht auszusctze», vorziehe» wurde», sich auf Streitigkeiten mit ihren Arbeiter» gar nicht einzulassen, sondern beim Beginne solcher sofort von ihrem Küudiguugsrechte Gebrauch zu machen". Das Blatt kommt auf diese Drohung zurück; um zu zeigen, daß sie keine fingirte, glaubt es in folgender Weise auf eine „analoge Erscheinung aufmerksam machen zu müssen: „Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist das Retentionsrecht beS Vernüethers an den ein« gebrachten Sachen des Miethers erheblich eingeschränkt worden. Obgleich Preußen im Jahre 1894 bereits in gleicher Weise vorangegangen war, erhoben sich gegen die Zweckmäßigkeit des betreffenden Vorschlages doch ernste Zweifel. Nicht als ob das Pfnndrechlprivilegium des Vermiethers von irgend einer Seite als ein selbst - verständliches Postulat der Gerechtigkeit dargestellt worden wäre; sondern matt befürchtete, daß durch seine Auf - hebung den Interessen, besonders der ärmeren Miether, schlecht gedient werden würde. Auch damals war es die S o z i a l d e tu o k r a t i e, welche diese Befürchtuttgen verlachen zu dürfen meinte. Die Beschränkung des Reteittionsrechts, wie sie vom Regieruiigsentwurf vor - geschlagen wurde, tvar ihr bei Weitem nicht genug. Sie beantragte die vollständige Aufhebung des Retentions - rechts, und der Abg. Frohme führte in der Begründung dieses Antrages u. A. aus: „Tas Pfandrecht des Ser« Miethers kann nicht damit gerechtfertigt werden, daß man sagt, die Wegräumttng desselben würde die Wohttuugs- gelegenheit für die arbeitenden Klassen verschlechtern und die Beziehungett zwischen Dermieiher und Miether noch mehr verschlimuiern, als es thatsächlich schon der Fall ist. Insbesondere würde man dadurch die Woh- nuugsprcise in die Höhe schrauben. Es sind das Ein - wände, die von interessirter Seite, von Seiten der Haus- wirthe selbst im Laufe der Jahre sehr oft erhoben worden sind; aber es ist auch stets gelungen, den Nachweis zu führen, daß diese Einwendungen durchaus haltlos sind." Dem gegenüber verblieb indeß die Regierung bei ihrer bereits in der Begründung des Entwurfs ausgesprochenen Ansicht, daß die völlige Beseitigung des Retentionsrechts voraussichtlich eine Vertheuerimg der Miethswohnungeii, insbesondere für die weniger bemittelten Streife der Be - völkerung herbeiführen würde, und auch die große Mehrheit des Reichstages verließ sich nicht auf die Versicherung des Herrn Frohme, sondern akzeptirte die vom Entwurf gewählte mittlere Linie. Wie wenig günstig aber selbst diese gewirkt hat, das erfährt man soeben durch die Charlottenburger A r m e n d i r e k l i o n, welche in einer Darstellung des herrschenden Wohiumgsmangels ausdrücklich erklärt: „Die Aufhebung des Kahlpsändiingsrechts" — das heißt, die Einschränkung des Retentionsrechts — „hat d i c Verhältnisse verschlimmert. Im Interesse der Miether eingesührt, hat das Gesetz nahezu den Karakier eines Gesetzes angenommen, das vom Bauen von Häusern mit kleinen Wohnungen abhält." Wohin wäre es nun wohl gekommen, wenn der Volksbeglückungs - gedanke der Sozialdemokratie durchgedrungen und die völlige Aufhebung des Retentionsrechts angenommen worden wäre? Genau mit derselben apodiktischen Sicher - heit, wie damals Herr Frohme, erklären heute die sozial - demokratische» Blätter, daß an eine arbeiterschädliche Wirkung der Gewerbegerichtsnovelle nicht zu denken sei. Wir wollen hoffen, daß die Arbeiter nicht in die Lage kommen, die Richtigkeit dieser Versicherung praktisch er - proben zu müssen." Es war nicht nur die Sozialdemokratie, die der Behauptung widersprach, daß die völlige ^Beseitigung des Retentionsrechtes eine Verschlechte - rung der Wohnungsverhältnisse für die arbeitenden Klassen zur Folge hiben werde oder müsse. Auch bürgerliche Sozialp llitiker (wir neunen nur den Stadlrath Dr. Flesch-Frankfurt a. M.) bekämpften diese Behauptung als eine haltlose, zumal das geltende Recht beii Hausagrariern genug andere Mittel an die Hand giebt, sich vor Beiiachtheiligung durch den Miether z» schützen. (Beschränkung der Kündigungs - frist auf Tage ober Wochen; sofortige Aufhebung des Miethverhältnisses, Wenn der Miether mit Eut- richtnug des Ntiethzinses ganz ober theilweise in Verzug gercith rc.) Ueberbem ist bie im § 559 des Bürgerlichen Gesetzbuches konstruirte Einschrän - kung des Kahlpfändungsrechtes nur eine verhältniß- rniißig geringe. Der Vermiether hat für feine Fordenmgen aus dem Miethverhältniß ein Pfand - recht an ben eingebrachteu Sachen des Miethers. Ansgenommen von biefem Pfaubrecht sind lediglich die Sachen der Ehefrau, der Kinder, der Unter« Miether u. s. iv., sowie die nach § 811 ff. der Zivil-Prozeß-Orbumig, die der Pfändung nicht unter« worfelte» Sache». Es ist absurd, zu behaupte», daß diese geringe Eiiischräukiiug des Retentionsrechtes eine Stockung im Wohnungsbau bewirkt hat. Für diese Erscheinung kommen ganz andere, in der Ungunst der allgemeinen wirthschaftlicheu Lage, hauptsächlich in der Knappheit des Bau - kapitals und der Hohe des Zinsfußes liegende Gründe in Betracht. Aber angenommen einmal, die Behauptung der Eharlottenburger Armendirektion sei zutreffend, tvaS würde daraus folgen? Daß die öffentlichen Ge - walten, das Reich, der Staat, die Gemeinde, um so mehr verpflichtet wären, durch ent - sprechende Maßnahmen und Einrichtungen dem Wohnungsbedürfnib der arbeitenden Klassen zu genügen! Es ist eine unsere kultur- staatlichen Verhältnisse scharf ironifirenbe Ungeheuer - lichkeit, baß man sagt: das Uebel des Kahl- pfäubungsrechtes muß im Interesse ber Hausagrarier aufrecht erhalten werben, um eine Verschlimmerung bes Uebels der Woh- nnngsnoth zu verhüten! Als ob es unmöglich wäre, ja, als ob es nicht eine unabweisbare Pflicht bet Humanität und Gerechtigkeit sei, beide Uebel zu beseitigen! Die von dem Berliner Scharfmacher-Orga» her - angezogene „Analogie" ist also eine sehr unglücklich gewählte. Aber wir glauben ihm, daß die kapita - listische Autokratie nichts unversucht lassen wirb, sich an ben Arbeitern bafür zu rächen, daß der BundeSrath die Gewerbegerichts-Novelle angenommen hat. Wir sind jedoch auch überzeugt, daß die Arbeiter dieser Rache in gebührender Weise zu begegnen wissen werden. Die Verantwortung für die neuen schweren Kämpfe, die daraus mit Noth - wendigkeit sicher geben, werben lediglich der Fabrik- feudalismus und das Scharfmacherthum zu tragen haben. Von der Weltbnhne. Eine lex Trimborn nennt die „Münch. Allgem. Ztg." das neue Gesetz, betr. die Gewerbegerichte. Herr Trimborn ist der Zentrum s ab g c ordnete, deffen Namen die mit dem sozialdemokratischen Anträge zusammen verhandelten Vorschläge der ZentrumS- f ras ti on trugen. Die „Köln. Volks-Ztg." akzeptirt mit Vergnügen die Bezeichnung „lex Trimborn", weil dieser Herr sich um das neue Gesetz die „größte n Verdienste" erworben habe. Uebrigens sei Alles in Allem das Gesetz ein Erfolg des Zentrums. Für uns aber steht fest, daß ohne die Mitwirkung der Sozialdemokratie die beschlossene Reform nicht erzielt worden wäre und daß eine gründliche Reform (die Herabsetzung des Asters der Wahlberechti - gung von 25 auf 21 und die der Wählbarkeit von 30 auf 25 Jahre; die Ausdehnung des Wahlrechts und der Wählbarkeit auf die Frauen; die Aufhebung der Jnuungsschiedsgerichte; das unbeschränkte Obligatorium rc.) durch die kleinliche Kompromißsucht des Zentrums verhindert worden ist. Das Zentrumsorgan schreibt toeiter: „Die Zustimmung des Bundesrathes zu der No - velle ist namentlich um deswillen von Bedeutung, weil sie dargethau hat, daß die verbündeten Regierungen denn doch nicht gewillt sind, sich in Abhängigkeit vom Zentralverband der deutschen Jndu- striellen zu begeben. „Freund Möller" ist vergebens angerufen worden, daß Gesetz zu Fall zu bringen. Er hat nicht gekonnt, oder, was wir lieber annehmen wollen, er hat nicht gewollt. Tie Annahme der Novelle belebt die Hoffnung, daß die Regierungeii in dem Bestreben fortfahrm werden, die Stellung der arbeitenden Klaffen in unserem Wirthschaftslcben zu verbessern und durch eine verständige Sozialpolitik den Ausgleich der sozialen Gegensätze zu fördern." Von einem Zentrums- Organ kann man eine andere Auffassung der Sache nicht erwarten. Wir sind überzeugt, daß der Bundesrath mit seinem Beschluß weit davon entfernt gewesen ist, d e n G r o ß i n d u - striellen eine demonstrative Absage zu ertheilen. Ans rein politischen Gründen habe, so ver - kündete die Münchener ..Ullaem. Ztg." vorgestern, bet' Bundesrath der Geweroegeriu» »Novelle zugestinmu. Heule aber weiß dieses Statt zu versichern, der Bnudesrath habe sich von „rein sachliche n" Erwägungen leiten lassen. Sein Berliner Ofsiziöser schreibt ihm: „Tie verbündeten Regierungen haben durch Amtahnte der Gewerbegerichtsuovelle bett Beweis geliefert, daß von einem Stillstand der S o z i a l r e f o r m nicht die Rede fein kamt. Mau ist vielmehr bereit, im Interesse der arbeitenden Bevölkerung zu jedem ver - ständigen sozialpolitischen Fortschritt die Hand zu bieten. Die ÄrbeiterauSstände haben in unserer Zeit einen Um - fang gewonnen, der mtheilvolle Rücktvirkungen auf unser gesämmtes Erwerbsleben äußerl; es müssen deshalb Mittel und Wege gesucht werden, um eine Annähe - rung zwischen de» kämpfenden „Parteien' zu er - möglichen und eilte Versöhnung ber wider - streitenden Interessen wenigstens zu versuchen. Etwas Anderes stellt aber der so viel angefochtene Bc- sprechungszwang nicht bar. Es kann feine Rede davon sein, jemals eine der beiden Parteien zu nöthigen, sich einem Schiedsspruch des Einignngsamts Wider Willen zu unterwerfen. Dagegen kann es segensreich wirken, wenn eilt int Auftrag des Staates handelnder Beamter unter Zuziehung von Bertraueusmännerit ber Parteien ben Versuch macht, eine thatsächliche Einigung herbei - zuführen. Hierzu ist aber bas geeignetste Mittel bie Klarlegung bes Streitfalls unb die mündliche Aussprache. Die Stellung der Arbeit - geber kamt hierdurch um so weniger berührt werden, als sie sich bei diesen Verhandlungen vertreten lassen können, was bisher nicht der Fall war." Wenn der Bundesrath sich von brfen Erwägungen wirklich hätte leiten lassen, so würde er damit in der Hauptsache (möglichste Verhinderung der Aussperrungen ttud der Streiks) durch - aus im Einklang mit bet Sozialdemo - kratie gehandelt haben. Ter wahre Schuldige hinter den Konliffen. Herr Dr. v. W o e b t f e, bisher Direktor im Reichsamt bes Innern, ist nunmehr thatsächlich, wie die „Kreuzztg." erfährt, znin Präsidenten des R e i ch s a ii s se ch t s- amteS für das Privatversichernngswesen ernannt worden. In welchem Zusamutenhang diese Ber- setzmig mit der 12000 Mark-A ffäre steht, wissen nnsere Leser. Offiziös wurde er als Derjenige hin - gestellt, der die 12000 Mark vom Zentralverband ber Industriellen erbeten habe. Am 25. Oktober 1900 brachte bie ministerielle .Berl. Korresp." eine Erklärung, in der eS hieß: .Auf Anregung und durch Vermittlung deS Direktors im Reichsam.t deS Innern, Dr. v. Woedtke, hat der Generalsekretär Bneck eine Summe von 12000 Mark zur Verfügung gestellt." Jetzt tritt mit immer größerer Bestimmtheit bie Be - hauptung auf, baß Herr v. Woedtke unschuldig sei. Die „Breslauer Zeitung" schreibt: Richt Herr von Woedtke habe auf eigene Faust ge - handelt, sondernGrafPosadowSky selbst habe die Verbindung mit demZeniralverband deutscher Industrieller ei »geleitet bezw. c i n l e i t e n lassen. Herr v. Woedtke nehme schweigend die Schuld seines Borgesetzten auf sich. Wenn man ihn von denSitznngen desReichs- tages ferngehalten, so sei es um deswillen, da - mit er nicht doch zur Enthüllung der vollen Wahrheit provozirt werde. Unter diesem Ge - sichtswinkel gewinnt auch seine Ernennung zum Prä - sidenten des neuen Reichsamtes ein eigenartiges Gepräge; seine neue Stellung ist eine unpolitische und ent - rückt ihn für immer ber Theilnahme an den Verhandlungen des Reichstages. Er wäre damit auch für immer gefährlichenProvo- fationen entrückt. Ilm so nachdnicklicher wird der Reichstag dem - nächst mit dem Grasen PosadowSkY Abrechnung halten. Die Aufstellung einer polnische» Sondcr- fflitbibnhtr für bie Reichstagsersatzwahl in Duisburg, die bas Polenorgan .Praca empfohlen hat, wird von der ultramontanen „Köln. Volks-Ztg." dahin beurtheilt: sie würbe eine „maßlose Ver - bi e n b n n g" sein unb nur bieInteressenberNational- liberalen fördern. Di« nationalltbcralcn Blätter aber sehen in dem im Kreise ansässigen Polenthum „eine große unmittelbare Gc'ahr für bie nationalen Parteien bes Kreises". Der .Praea" rechnet aus, baß unter ben neuesten 45 000 Wählern 5—6000 Polen sich befinden. Tic Bilanz des Bnndcö der Landlvirthc wird in einer Korrespondenz für ZentrumSblätter wie folgt gezogen: „Weß' Geistes Kind der Bund ist, sagt uns besser als das Statut ein Blick in seine Geschichte. Die nähere Veranlassung zu seiner Gründnng am 18. Februar 1893 in der Tivolibranerei zu Berlin ist ein Aufruf des schlesischen Rittergutspächters Ruprecht in R unsern vom 21. Dezember 1892 gewesen. Darin heißt eS: „Wir müssen schreien, daß cs das ganze Volk hört; wir muffen schreien, daß es bis in die Parla- mentSsäle unb Ministerien bringt — wir müssen schreien, daß es bis an die Stufen des Thrones vernommen wird. Aber wir müssen, damit unser Geschrei nicht auch wieder unbeachtet verhallt, gleichzeitig handeln .. Ich schlage nichts mehr und nichts weniger vor, als daß wir unter bie Sozialdemo - kraten gehen und ernstlich gegen die Re - gierung Front machen, ihr zeigen, daß wir nicht gewillt sind, uns weiter so schlecht behandeln zu lassen, wie bisher, unb sie unsere Macht fühlen zu lassen . . . Darum müssen wir aufhören, liberal, uitramontau ober konservativ zu fein und zu wählen, vielmehr müssen wir uns zu einer einzigen großen agrarischen Partei zufuinmenschließen und dadurch mehr Einfluß auf die Parlamente unb bie Gesetzgebung zu gewinnen suchen." „Wer," sagt die Zentr umskorrespondenz, „bie Geschichte unserer Agrarbewegung in den letzten acht Jahren ftubirt, wird zu beul Geständniß kommen, daß er bie Arbeit, welche ber Buub ber Landwirlhe gethan hat, im Großen und Ganzen zusanuuenfasseiid nicht Ircffcnbcr beschreiben kann, als es der Pächter von Ransern mit ben Worten gethan Hal: „Wir müssen schreien, unter bie Sozialbemokraten gehen, aufhören, liberal, ultramontan unb konservativ zu sein unb eine einzige große agrarische Partei bilden." Treffender läßt sich aber auch nicht kennzeichnen, was der Bund der Landwirthc Verkehrtes in seiner Organisation unb feiner Agitation gehabt hat und noch hat. „W i r t h s ch a f t l i ch e L e i st u n g e n, wie sie bie Bauernvereine und die großen Geiiossenschaftsverbände aufzuweisen haben, find ihm Nebensache. Um ihretwillen ist er nicht gegründet worden. .Das Wesen des Bundes liegt grabe barin, daß er die kleinen Mittel geringschätzig bei Seite schiebt unb es mit ben Worten Ruprechts von Ransern thut. Bis heute hat das Millionen verschlungen und noch ist für bie Beiträge zahlenden Bauern kein brauch - bares großes Mittel dabei h"rauSgesprnngen. Tie Aus - gaben für die Bundesleitung in Bertin betrugen 1893/94 -tt 326 000, im folgenden Rechnungsjahre ,tt 493 000 und 1895/96 noch .H 1000 mehr. Nach des damaligen Direktors Dr. Suchslands Bericht konnte „diese, eine halbe Million beinahe erreichende Summe nicht niedriger gestellt werben, da jeder Bundesstaat, jede Provinz in ihrer Eigenart berücksichtigt werden will durch eigene Zeitungen, eigene große Versammlungen re.". „Leider haben wir keine neueren näheren Angaben über die Verwaltungskosten des Bundes erhalten können. Es wird aber auch heute noch so hergehen, wie früher, wenn nicht noch kostspieliger. Werden doch in ber Ber - liner Zentrale allein — bie Provinzen nicht eingerechnet — 125 Beamte besolbet, Unb bie 9000 Versammlungen unb die 23 Wahlen des vorigen Jahres sind auch nicht gc= macht worden, ohne daß es Thaler kostete. „Und was ist bei dem „Schreien" herausgekommen? Nun, für die Bauern nichts, nichts, dreimal nichts. Für eine Handvoll Großgrundbesitzer sind ja agrarische „Errungenschaften" zeitweise ein Vortheil; für die mitt - leren und kleinen Landwirthe find sie stets ein Nachtheil. Was ber Bund erzielt und was er verhindert, immer dient es zum Schaden der Bauern. Das ist die wahre Buitdes-Bilanz!" Allerdings, das ist sie. Aber das Zentrum hat im Reichstage und im preußischen Landtage oft genug gemeinsame Sache mit den Bündlern gemacht unb so beten Unfug gefördert. Tie Perlängernng ber Gültigkeitsdauer der Rückfahrkarten wirb alsbald eine allgemeine sein. In bet am Mittwoch in München stattgehabten Kon - ferenz ber Vertreter ber badischen, io ü r 11 c m = bergischen und väterlichen Eisenbahn- verwaltungen wurde beschlossen, bei ihren Re - gierungen balbrnöglichste Einführung ber 45tägigen Rück - fahrkarten im preußisch-süddeutschen Wechselvcrkehr, im süddeutschen Wechselverkehr und im internen Verkehr der süddeutschen Einzelstaatcn zu beankagen. Daß beut An - trag entsprochen wird, ist nicht zu bezweifeln und die volle Ausführung ist dann binnen wenigen Tagen zu erwarten. Für Baiern tuirb dem Prinzregenten der ent - sprechende Auttag zur Sanktionirung sofort unterbreitet. Wenn die Sanktionirung durch deu Prinzregentm voll - zogen ist, so erfolgt d i e Einführung um - gehend. Meklenburg und die Main-Neckar-Bahn find auch bereits dem preußischen Beispiele gefolgt unb bie übrigen Bahnen werden bald das Gleiche thun müssen, weil sich sonst der Verkehr von ihre» Strecken wegwenden wird. Tic badische Fabrikiuspektiou hat sich unter der Leitung des Geh. Regierungsrathes Wörishosfer den Rus ganz besonderer Tüchtigkeit unb objektiver Be - handlung der Tinge erworben. Aber eben darum ist sie seit Jahren schon von dem Untentehtnetthuui oft in niedrigster Weise angefeindet worden, ohne daß es ben Edlen gelungen wäre, den Gehaßten loszuwerden. Jetzt scheütt in die Hetze ein förmliches System gebracht werden zu sollen. Unseren Schwarzwälder Partei - genossen ist ein „vertrauliches" Schreiben in die Hände gefallen, das die H a nbe I i ta m m er in Spillingen an bie Fabrikanten beS Bezirks gerichtet hat. Tasselbe hat folgeuben Wortlaut: Viltingen, im Juni 1901. P. P. AuS Fabrikat, tenkreisen unseres Bezirks sind seit längerer Zeit Klagen über das Verfahren der Beamten ber großh. F a b r i k i n s p e k t i o tt in Ausübung ihres Berufes zu unserer Kenntniß ge - kommen — über Auftreten berseiben in Fabrikräumlich - keiten, Auslagen bezüglich Schutzvorrichtungen, Abhaltung von Arbeiterversammlnngen unb ^geheimen Sprechstunden für die Arbeiter x. Um ein umfassendes Urtheil über ben Umfang unb die Berechtigung solcher Klagen zu gewinnen, beschloß die Handelskammer in ihrer letzten Plenar - sitzung, bei den hauptsächlich in Betracht kotumenden Firmen geeignete Umfrage zu halten. Wir bitten Sie, demgemäß uns innerhalb vier Wochen gest, mittheilen zu wollen, ob Sie ebensalls Klage zu äußern haben und bejahenden Falles uns dieselbe möglichst ausführlich nach jeder Richtung hin mitcheile» zu wollen. Wir sichern Ihnen bezüglich Namensnennung strengste Diskretion zu und bitten auch Sie, die Angelegenheit vorläufig als eine vertraulich« behandeln zu wollen. Die Handelskammer. Der Präsident: SSenz. Dr. für. Knorz. Damit Wäre also eine beritable Jnquisivonsbehörde eschaffen, bie bie Scheiter zusammen trägt, auf denen ber Fabrikinspektor Wörishosfer unb seine Beamten verbrannt werden sollen. Bezeichnend für bie vielgeruhmte „Arbeiter- renndlichkeit" ber Schwarzwälber Fabrikauienkliaue ist bie Thatsache, daß selbst bie Forderung von Schutz - vorrichtungen gegen Unfälle ihren Unwillen erregt; ebenso find ihnen auch die geheimen Sprechstunden der Aussichts - beamten für die Arbeiter ein Dorn im Auge. Warum giebt man ben Herren aber auch keine Gelegenheit, ihre Kulis kennen zu lernen, bie über bie Zustände in den Betrieben zu klagen haben '<■ Durch bie Entlassmtg wäre diesen Klagen ja am einfachsten abgeholfen. Wie schon nimmt sich unsere vielgerühmte Arbeiterschutzgcsetzgebung doch auf dein Papier aus! Wehe Dem aber, der sich unterstehen sollte, ihr praftische Geltmig zu verschaffenl Wieder eine Kolonialaffäre! Der Zufall ver - hilft uns zur Kenntniß einer ganz mit ben früheren Leistungen unserer Rolonialpolititcr harmonirenben Ge - schichte, bie in Kamern n spielt unb scharfe Schlag - lichter auf die dort herrschenden Zustände wirft. Wir bemerken im Voraus, baß uns einstweilen nur die An - gaben der einen Partei vorliegeu, die vielleicht in dem einen oder anderen Punkt berichtigt werden. Da indessen die Darstellmtg im Ganzen den Eindruck ber Wahrheit macht, wollen wir sie mittheilen. Der englische Staatsangehörige George William 6 h r i ft i a n (in Liverpool als Sohn eines westindischen Negers und einer weißen Mutter geboten) ist durch Verfügung des Guvernörs Puttkamer aus dem deutschen Schutzgebiet Kamerun auSgewiesett worden. Seit 12 oder 13 Jahren lebte Ehristiau in Kamerun als Händler und hatte viele Verbindungen mit ben Eingebornen im Hinterlande. Da er sich mit ben Schwarzen sehr gut steht und per - sönlich iii'8 Innere zu reisen pflegte, war er ein ge - fährlicher Konkurrent für bie Gesell - schaft „R o r d w e st - K a ni e r u n" (Haupttheilhaber Graf Sholto Douglas, Dr. Scharlach, äßcirmaim, Jantzen u. Thormählen); er kaufte persönlich an Ort und Stelle, natürlich billiger als die Vertreter ber Ge - sellschaft, welche nur ungern ihre Faktoreien berlaffett Generalbevollmächtigter ber Gesellschaft Nordwest-Kanterun ist ber ehemalige Hauptmann der Schutztruppe Ramsay; dieser hat Ehnstian für seine Firma engagireu wollen, indessen ohne Erfolg. Bemerkt sei, baß Ramsay mit bem Guveruör Puttkamer intim befreundet ist. Als Christian die Ausweisung bekannt gegeben war und er wegen der Grunde anjragte, antwortete ihm Assessor Diehl am 18. Januar 1901, ber Grund sei fein „persistent passive and active resistence against the regulations and dispositions of the Govern - ment“, also sein „fortdauernder passiver und aktiver Widerstand gegen die Verfügungen und Anordiumgen des Guverneuients". Wie Christian nun behauptet, können nur zwei Umstände den Guvernör zu dem AuSwetfungS- beskhl veranlaßt haben. Der eine Umstand wäre EhristianS geschäftliches Verhalten gegenüber einem bei ihm be - schäftigten Dänen Harald Mhnster (Differenzen über KontraktSbestimniungeu); dieser Punkt kann füglich un- erörtert bleiben, da er des öffentlichen Interesses entbehrt. Ganz anders steht es mit dem weiteren Punkt, den wir nach Christians Darstellung ausführlich wiedergeben. Im Dezentber 1900 war Christian in seiner Busch- faktorei im Dors Ikiliwindi, ungefähr eine Tagereise von Station Johann Aldrechtshöhe bei Mundaine. Dortiger Stationsvorsteher ist bei aus Ostpreußen stammende Unteroffizier August K u m m i tz (gegenwärtig in Dentschlanb). Eines Nachmittags — eS war wahr - scheinlich am 12. Dezember 1900 — kanten drei Soldaten (Schwarze), wovon zwei zur Sttafexpedition des Haupt - manns Besser, einer zur Station Johann Albrechtsböhe gehörten, hi das Dorf Ikiliwindi. Die ersten beiden Soldaten waren betrunken; einer von ihnen mischte sich in einen unter zwei Torsbewohitern ansgebrochenen Streit unb nahm beide Bctheiligte fest. Tie Mutter eines der Arretirten, bie Frau beS DorfhäuptlingS (KiugS), wollte ihren Sohn befreien, würbe aber eben - falls fistgenommen, und zwar soll der Soldat bestimmt^, hier nicht wiederzngebende Absichten auf sie gehabt Habern Christian, der ben Spektakel Hötte, ersuchte die Soldaten, bie Frau loszulaffen, wurde aber nur in gröblichster Weise beschimpft. 9htn ging er in seine Faktorei, während inzwischen bie Fran sich losgerissen hatte und entkommen war. Ettva eine Stunbe nach dem Vorfall kam ber Häuptling zu Christian, um über ein Geschäft zu sprechen Sofort kam auch ber eine betrunkene Soldat, wurde aber von Christian weggewiesen. Trotzdem ging btt Schwarze nicht, sondern packte Christian; inbeffen überwältigte biefer ben tapferen Krieger. Auch der zweite Soldat, der nun angriff, wurde überwältigt und Beide gefesselt. Nach einigen Stunden ließ ment bie Soldaten wieder frei, behielt jedoch Gewehre und Mimition zurück. Ant nächsten Morgen kamen Leutnant Stümpel und Stationsvorsteher K n m m i tz mit 20 bis 30 Soldaten nach Ikiliwindi und nahmeii Christian fest. Er wollte dem Leutnant den Vorfall erzählen, Dieser liefe ti jedoch nicht zu, sondern steckte Christian auf drei Stunden in Arrest. Tann wurde der Mann freigelassen und auf« gefordert, nach Johann Albrechtshöhe zu gehen. Der (nnbetheiligte) Polizeisoldat Joe wollte dort die Tar- stcllmig Christians bestätigen; Stümpel drohte ihm aber „Fünfundzwanzig" an, wenn er sich in die Sache mische. Da - von Stümpel in Deutscher Sprache angenommene Protokoll unterzeichnete Ehnstian nicht, weil er eS nicht verstand. Später, Ende DeMiber, kam Assessor Diehl auS Kamerun-Stadt nach Ikiliwindi, um die Sache zu untersuchen; doch traf er Christian, der weiter iu’8 Innere gegangen war, nicht an; er lud ihn also nach Kamerun- Stadt, um sich dort gegen die Anklage zu vcrantworteitz Soldaten und Güter festgehalten zu haben. Die Fak- torei in Ikiliwindi wurde sofort g«» chlossen unb Christians Hanbelslizenz bis auf Weiteres suspendirt. Unter grofem Schwierigkeiten und Kosten folgte Christian der Vor - ladung und erhielt bann — die Ausweisung. Tie Gesellschaft Nordwest-Kamerun ist vor läufig ihren Konkurrenten lo«, beim Christian mußte das Land verlassen. Er hat sich jetzt an bie oberste Instanz in Berlin gewendet, und ti bleibt abzuwarlen, was geschehen wird. Nnn aber noch ein Punkt. Als Christian das Land verlassen utiifete, bedurfte er natürlich aO’ seines baaren Geldes; ans diesem Grunde konnte er den fälligen Zoll für eine Quantität Waaren nicht pünftlich befahlen. Nun wurde seine Barkasse, die er für ,M 12000 gekauft und für die er erst kurz vorher noch *. 1300 Reparatur- kosten an die Regierung bezahlt halte, öffentlich ver - steigert; sie erzielte den Preis von * 1100! Da diese Summe zur Deckmig des Zolles noch nicht auSreichte, wurdeii Chnstians Waaren versteigett. Der Schade», den er dadurch erlitten hat, ist natürlich groß. Wir enthalten uns vorläufig jeder Bemerkung zu dem oben gegebenen Genrebild au# Kamerun. Wohl ober übel wird die Regierung sich zu der Sache äiifecrn müssen. Das wollen wir erst abwarten.