Rr. 50. 10. Jahrgang. AamvurgerEcho. Dns Hamburaer Echo" «rschcint täglich, auhrr Montags. Dcr Atoiinemrnt-prkis (infl. „Tic »leite Welt' > beträgt: durch btf$oft btäogen ^r^d^Po >• kaloloqs 3273) ebne Bringegcld titcrldj. A8.60; durch d>-Ko'porwr-wächcE 80 u. S Haus. Biiiielne Nuinmer 5 4. SonnlagS-Niimmer mit illuftr SoimtagSbetlagr„Dtc -( 9An7ni Jrh» Hammerbrook, Sivthenbttrasort, Billwärder und Veddel bei Rud. Fuhrmann, Schtvabenstr. 33, Hammerbrook. Etlbck, Wandsbek und Hittschenfelde bet sranz Kruger, et!«*», b-' I«. o.I-ni-n. I« H. Braunschweig, «-»dl» Hier,;»« eine Beilage. Holde Trättiue. Frühltngsahnen prickelt und wispert in den bürgerlichen Reihen, von der nationalliberale» „Natioiialzeilnng" bis zur demokratischen „Frank- fnrler Zeilung". So oft die Regierung und die Junker einen „Slnß" mit einander haben, Mißhelligkeiten, wie sie ja unter Liebesleuten ebenso wie unter Ge- schaftsfremideu vorkominen, regen sich wiederum tu dem bürgerlichen Alanerblnmchen die ach schon so oft getäuschten und eingesargten süßen Hoffnungeii, und verschämt das Schiirzchen streichelnd, flirtet es mit der Regierung und wirft ihr feurige Blicke zu, der nahen Stunde geivärtig, wo der Prinz die stolze Agraria abfahreu läßt und das Aschenbrödel zu seiner Gemahlin kürt. Die Hoffnung der Konservativen bei der Zoll- tarifkainpagne, daß die „maßgebende Stelle" vor einem Bruch mit ihnen znrückschrecken iverde, sei in der letzten Zeil stark gesunken, las mau in der Presse der Linken nach dcr Annahme des Kom- promißantrages in der Zollkominission. Was man seit dem Herbst mit vieler PHihe zu verheimlichen gesucht hat, daß nämlich die „maßgebende Stelle" den Ansprüchen der Agrarier lveuig frenndlich gegen - über stehe, breche jetzt allmälig dnrch. Eine so rosige Färbung haben die liberalen Phantasien über den Neigungswechsel der „maßgebenden Stelle" bereits angenommen, daß die „Nationalzeitnng" ver - sichert und zu beweisen sucht, daß die Regierung sich recht wohl auf eine demokratische Minderheit, resp, auf eine zum Theil demokra - tische Mehrheit stützen und eine Aenderung der politischen Lage von Grund ans versuchen könne, d. h. daß die Negierungspolitik überhaupt, nicht blos die zolltarifarische, die konservativen Bahnen verlaut und einen liberalen Kurs ein - schlägt. „Und der Augenblick scheint nahezu sein", lallt das nach Liebkosungen schmachtende Mädchen in ihren holden Träumen. Zwischen den Zeilen der bürgerlichen Blätter, auch gegen die.Lailliatze der Borlagc in -Opposition standen, kann man unschwer heraus- lescu, daß sie nicht abgeneigt wären, sich mit den - selben zu befreunden und ihnen znzustimmen, falls die Regierung zu besagter Schwenkung sich ent - schließen sollte. Diesen Preis zu zahlen für ihre Erhebung zur Regicrungsfähigkeit, dürfte den Bürger - lichen um so weniger schwer fallen, als sie die Er - höhung der Zölle vorzugsweise wegen der Gefähr - dung der Handelsverträge, also der kapita - listischen Interessen bekämpfte, die Brot- und Lebcnsmittelvcrtheuerung für die Massen nehmen sie nicht so tragisch. Wie leichtherzig diese Bürgerlichen sogar große opportunistische Opfer zu bringen bereit sind, zeigte im vorigen Jahre der Göppinger „Hohenstaufen", eines der radikalsten Blätter der süddeutschen Demo - kratie, das allen Ernstes den Vorschlag machte, seine Partei möge mit dem Militarismus und Mariuismns ihren Frieden machen, damit die Regierung das Zentrum nicht mehr nöthig habe und ihni den Lauf - paß geben könne. Das Blatt fand damit zwar keine Gegenliebe in seinen Parteikreiseu; was aber dagegeu gesagt und geschrieben tuiirbe, war so matt, daß mau deutlich merkte, falls einmal die Frage besonders aktuell werden sollte, ließe sich wohl dar - über reden. Daß bie „maßgebende Stelle" die Nothwendig - keit der Handelsverträge anerkennt, tote behauptet wird, glauben auch tvir. Daß sie aber zu einer liberal-freisinnig-demokratischen Politik sich entschließt, glauben wir so iveuig wie etwa, daß Genosse Äantsky zum Professor dcr Nationalökonomie ans die Ihiiticrfität Straßburg berufen, oder daß dem Reichstag eine Vorlage zur Abrüstnug gemacht wird. Vlerkwnrdige Käuze, diese Bürgerlichen! Wie lange ist es her, daß die Regierung vor den Kanal- rebellen den Kotau gemacht hat und diese „die Treppe hinaiifgeworfen" wurden und nach kurzer Bcivölkuug die Huld der maßgebenden Stelle den - selben in goldigem Glanze leuchtete. Noch klingt diesen bürgerlichen Utopisten das kostbare „seiner Zeit" Bülotvs in den Ohren und schon wiegen sie |89| (Nachdruck Dtrbotrn.) Hertha ld Weryan. Roma» vo» Cornetie Huygens. Autorisirtc Ilebersctzung ans dein Holländischen. -'Inna war indessen von den Ausführungen ihres Schreibens an Martalis zu sehr beherrscht, als daß in diesem Augenblick eine ruhige Auseinandersetzung ihre Begeisterung hätte mäßigen können. Sie verschloß den Brief, schrieb die Adresse und entfernte sich aus dem 3immer, um ihn sofort an Martalis besorgen zu laßen. „Collie sw denn gar nicht ahnen, was in Mar- laus vorgeht <" fragte Denners, als er Abends m't seiner Frau allein war. „Ich glaube es nick» und zwar um so weniger, wri .e Ct *' e n, ' t der Arbeiierkirche so enttäuscht hat. .Ulerdings bleibt er auch hier louseguent: Unbeugsam itm km. „ l lüc Co dem Prinzip gilt, und zu ehrlich, herhm.h« 0'''/n l>onwronnß eiuzutasien. Ich glaube sckineller^sck'lig! ' t,r $ el<5 ftir u0e " b cincn Manu ‘ glaubst Du das? Dann har der arme fünfte allerdings schlechte Anosichtenl" sagte ^L.".!'ers mit großer Ruhe und setzte mitleidig büi.ui: »«JWoqt Du ihm in dieser Beziehung bei Gelegenheit nicht anen Wink geben können? Du erspartest ihm korb ~ ei " e ^"ttäuschling und vielleicht auch einen --Ich glaube es ist besser, mich nicht eiiizumischen. gch kann mich ja auch irren. A>» Ende wirkt die sich wieder in neuen Illusionen und fabuliren von der Fata Morgana eines liberal-demokratischen Re- giermigssysteins. Aber das macht „die große Sehnsucht", mit mit Nietzsche zu reden; jene passive Sehnsucht, die nicht wie die proletarische den opfermiithigen Kampf aufnimmt nm ihre Ziele, sonder» demüthig im Winkel stehen bleibt, Hurrah schreit, wen» sie getreten und gestoßen wird und in schnöder Bäreuhäuterei dem Zeitpunkt entgegenharrt, wo ein Wunder geschieht. „Die Krone erblickt in den Elementen der allen feudalen Gesellschaft, deren höchster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimische» gesellschaftliche» Bode», während sie in der Bourgeoisie eine fremde künstliche Erde erblickt, von der sie nur getragen wird unter der Bedingung, zu verkümmern. Die berauschende Gnade Gottes verwandelt die Bourgeoisie in einen ernüchternden Rechtstitel, die Herrschaft des Blutes in die Herrschaft des Papiers, die königliche Sonne in eine bürgerliche Lampe." Klassische Worte aus der „Neuen Rheinischen Zeitung" vom No - vember 1848, die Franz Mehring vor einiger Zeit ausgrnb und dazu bemerkte: Es sind keineswegs nur diese moralischen Imponderabilien, sondern auch sehr materielle Hindernisse, die der Emauzipation der Krone vom Jnnkerthum entgegeustehen. Ein konservativer Schriftsteller schreibt einmal: Es giebt im preußischen Staate eine Macht, die mehr zu sagen hat, als der König, und diese Macht ist das preußische Offizierkorps. Woher sich aber dieses Offizierkorps rekrntirt, braucht nicht erst gesagt zn werden. Der monarchistisch-absolutistische Instinkt hat eilte gute Witterung. Als durch die Reformation die Heiligen entthront waren, sing es bald auch mit dem Glauben an den lieben Gott selbst zu hapern an. Bon der Weltbnhne. 2lus dcm Reichstage. Berlin, 6. März. Die Debatte darüber, ob der Kolonial-Gescllschast M. 30000 bewilligt werden sollen, wurde heute noch fortgesetzt. Die Summe ist auf jede» Fall ;für die Gesellschaft eine an - nehmbare Nebeneiunahnte; ob aber die Ausgabe audereu Leuten irgend welchen Stutzen bringt, kann nicht jestgesutu iverde». Die Auskünfte, mit denen Auswanderern ge - dient wäre, sind meistens so privater Natur, daß eine Riesenorganisatio» nöthig wäre, um den Anforderungen nur einigermaßen genügen zu können. Zur Schaffung einer wirklich brauchbaren Organisation wären Millionen erforderlich. Auf der ganzen Welt müßten znverlasstge Berichterstatter vorhanden sein, die einen vollständigen Bericht über die Lage der einzelnen Gewerbe in kurzen Zwisehenräiune» lieferten. Die jetzt geplante Organisation ist um so bedenklicher, wenn sie etwas Anderes würde als eine Organisation zum Verbrauche von Reichsgeldeni. Die deutsche Kolonialgesellschaft ist eine Korporation mit ganz bestimmten Interessen. In ihr wird hartnäckig die Ansicht vertrete», daß die afrikaaische» Kolonien gute Wirthschastsgebiete werde» können. Selbst die besten Leute dieser Gesellschaft halte» an dieser Ma - rotte fest und treten dafür ein, daß immer neue Millionen in die Sümpfe und die Sandhaufen hinein - geworfen werden. Gewiß ist eS schon verwerflich, daß man so mit den Geldern der Steuerzahler umgeht, aber fast verbrecherisch sann es werden, wenn den (Selbem auch noch Menschen »achgcworfen würden. Diese Ge - fahr liegt nahe, wenn man einer solchen Gesellschaft wie der Kolonialgesellschaft die anulidje Auskunft überträgt. Die Debatte bot iveuig Neues. Der bekannte baierische Bauernagitator Dr. H e i m stellt zwar Deutsch - land als eine Art Mördergrube für Landwirthe hin, aber er glaubt doch, daß es in Baiern noch bester ist als in Afrika: deshalb will er dieses Geld sparen. Sein protestantischer Freund Raab ist eistgegeugesetzter Ansicht; er meint, da die Herren von der Ltolouial- gesellschast schon viele Tausende nutzlos weggeworseu haben, könne man ihnen auch einmal de» Reichssäckel zur Verfügung stellen. Schließlich wurde die Summe bewilligt. Eine etwas längere Debatte knüpfte sich an einen Hauskauf. Eine Hohenzollentprinzessitt ist durch Tausch in den Besitz eines Hauses in der Wilhelmstraße ge - kommen. Sie ist auf jeden Fall bei der Erwerbung übervortheilt. Das sieht man daran, daß sie den Besitz für besonders werthvoll hält. Es ist ein Grundstück, welches an einer Seite LL Meter, an der andere» 19 Meter breit ist. Dieses Grundstück soll für die Unterbringung des Kolonialamts benutzt werden und deshalb wollte das Reich X 2 800 000 dafür zahlen. Da Kenner der Verhältniffe den Preis für viel zu hoch halte», wurde der Kaus von der Büdgetkommisfion abgelehnt Jetzt wurde es für 2j Millionen Mark angeboten Die Be - sitzer erklären zwar, daß sie den Werth viel höher ein - schätzen, aber da sie doch gern an das Reich verkaufe» wollen, so haben sie die * 300 000 abgerissen. In namentlicher Abstimmung wurde dann die Summe mit 126 gegen 91 Stimmen bewilligt. Entdeckung, daß ct sie liebt, wie eine Offenbarung bie unbekannte Saiten ihres Herzen? in Bewegung setzt, wer weiß! Ein junges Mädchen ist eben ein kornplizirtes Wesen, das sich selbst nicht einmal be - greift/' "Du hast Recht. Wir »vollen uns nicht einmischen, sondern die Sache den jungen Leuten allein überlasten Desto schlimmer freilich für den armen Jungen, wenn er sich vielleichl Illusionen hingiebt.' „Ich hätte sie so gern ein Paar werden sehen Sein starker.Karatter wurde zu ihrem weiblickien sen - sitiven Naturell grade ein so gutes (Siegeimcnndht bilden können." "Gewiß, allem Anscheine nach wurden sie aus - gezeichnet zu einander passen. Aber, offen gestanden habe ich doch lieber, daß keiner sie uns fortnimmt' Das ewige Heirathen ist nur Unsinn. Sie soll rubia bei uns bleiben." „Pfui, wie egoistisch Du bist I" „Entdeckst Du das jetzt erst?" gab er neckend zurück „Alle Männer sind Egoisten Verlange also nur nicht danach, unser armes Kind einem von diesen sklbstsüchiigen Wesen anzuvertrauenI" „Nun Anna, bist Du jetzt cndiich da, und luic ist es so spät geworden I" Mii diesen Worten begrüßte Frau Denners ihre rechter, die eines Abends fehr spät, fast um Mitter- nacht nach Haufe kam. Sie Ivar mit Martalis in einer 'in!. " u " 1 “ 1,11 " n Haag gewesen und grade in'ei Wohn- u> h m!. T^etrc-ien aber keineswegs lebhaft .intet, wie e« sonst ihre Gewohnheit zu sein pflegte. Sie war bleich und entstellt und ging langsam auf ihre Blutter zu, der sie sich auf einmal schluchzend um den Hals warf „Oh, Mütterchen, wie fühle ich mich so un - glücklich!" „Was ist den» geschehen, Anna? Was tmst Du nur?" fragte sie erschreckt. „Denke Dir, Martalis Hai . . . erst konnte sie nicht weiter reden Martalis bat mir ge - sagt, daß er mich liebtI" „Und Du liebst ihn also nicht?" . . . Sonst würdest Du doch nicht so betrübt seist sönnen 1" Mit diesen Worten ließ Frau Denners sie sich hinsetzen, nahm ihr den Hut ab und strich mit ihren Fingern, wie sie dies früher so oft gethan hakte, zärtlich durck) das kurze Haar. „Wie hast Du Dich aufgeregt, liebes Kind . . . . Ja, wenn Du feine Zuneigung nicht erwidern kannst, verstehe ich sehr loohl, daß dies Dich schmerzen muh. Werde aber nickst gleich so fassungslosI Mich über - rascht es nicht. Da ich wohl bemerkt habe daß er Dich liebte, war ich darauf gefaßt, daß er früher oder später es Dir sagen würde." „Hast Du cs gewußt?" fragte sie athemloS. „Jawohl, es war mir ziemlich klar." „Hattest Du es mit doch mir gesagt, Mama, dann würde ich nicht so sehr erschrocken seinI" „So ctlDaö darf man nicht sagen, liebe Anna, das begreifst Du doch wohlI Aber so entsetzlich auf« geregt brauchst Du doch nun auch nicht zu sein. Es ist ja gewiß traurig, wenn man einem Manne wie Mar- lalis gegen seinen Willen Verdruß bereiten muß . > . aber Tu hast Dir selbst ja doch nichts votzuwerfen — und damit mutz Du Dich beruhigen." „Die hätte ich das nur ahnen können!" rief Anna, ihre Hände steif gegen einander preßend. „Er war nie besonders artig und liebenswürdig gegen mich . . . niemals." „Besonders artig und liebenswürdig zu sein . . . ist nun auch nicht grabe feine Force," erwiderte ihre Mutter lächelnd. „Aber ich merkte eS ivohl an der Art und Weise, wie er Dich über viele Tinge um Deine Meiming befragte. Dich immer in Alles emweihtc und mit Dir Alles besprach . . . obschon er doch sonst recht verschlossen ist." » „Und daS habe ich an ihm auch stets so sehr ge- windigt," sagte sie schmerzlich. „Ich sand ihn so tüchtig und so gut und so vornehm " .'.Wenn Du ihn so sehr verehrst . . weißt Du denn mich bestimmt, daß Du ihn nie lieben wirst?" „Ja, das weiß ich bestimmt, ganz bestimmt!" rief Anna fast heftig, da sie fürchtete, daß der peinliche Selbstkampf, den sie vorhin an seiner Seite gekämpft batte, wieder aufs Neue heiDorbrechen würde „Nun gut, bann ist es ja entschieben. Sei baher auch nicht länger unglücklich! Niemanb wird Dich ja zwingen." „Aber er war so merkwürbig, so kühl unb so kurz angebunden ... als ob wir auf einmal einander fremd geworden wären. Und doch habe ich ihn so gern ..." Wieder begannen ihre Lippen zu zittern „Was sagte er denn, Anna, unb was hat Dich nur so heftig in Erregung gebracht?" „k o m ö b i e spielen. Tic Opposition dcr Agrarier, fei sie auch noch so scharf unb rücksichtslos, thut der Freundschaft unb Zuneigung der Regierung für sie feinet, Ab - bruch. Auch den widerhaarigsten Agrariern steht die liebevolle Hülfe der Regierung zur Verfügung. Das sann man jetzt im Wahlkreise Rastenburg - (Sf erbauen sehe». Der dortige konservative Kanbidat v. Rau t ter-Kanothen ist ein Erzagrarier und Kanal- feütb. Er erklärte in der ersten Wählerveyantmlung, in der er eine kurze Ansprache hielt, sich als G e g n e r dcr Kaitalvorlagc. Er werde auch künftig wieder dagegen stimmen. Er sprach sich ferner aus für den von der Regierung für unannehmbar erklärten soge - nannten K o m p r o m i ß a n t r a g zum Zolltarif, ebenso für die Einführung von UrsprungSzengniffett. Gleichwohl agitirt, wie die „Freis. Ztg." rntttheilt, der ganze RegieruwgSapparat für diesenMann. Die auS Regier ungssoitds fubOentionirte „Oftpreußische Ztg." in ftöiügßbcrg schickt ihren Ehesredaktör auS Königsberg in die Versammlungen zur Unterstützung des Redners. Herr v. Rautter selbst ist ein gar schwacher Redner unb erklärt deshalb, daß er den Reden im Reichstage unb Abgeorbnetenhanfe keinen Werth beimesse, denn nach seiner Ansicht würden dieselben sämmtlich zum Fenster hinaus gehalten. Mit dem Kellncrinnenschut» beschäftigte sich am Mittwoch bie Petition-kommisston de» Reichstages. ES lag ihr eine Petition de» Vereins Münchener Kelltterinnen vor, welche eine gesetzliche Regelung der Arbeits - verhältnisse b er Kellnerinnen verlangt Die Peletttinnm fordern: 1) nach beendeter Tagesarbeit eine Ruhezeit von mindestens 10 Stitt,ben; 2) obliga - torischen Fortbildungs-Schulunterricht für jugendliche Kellnerinnen; 3) daß Kellnerinnen unter 16 Jahren über - haupt nicht und solche im Alter von 16—18 Jahren in der Zeit von 10 Uhr Abends bi« 6 Uhr Morgens nicht beschäftigt werden dürfen: 4) Ausnahmen von der gefetzlichei, Ruhezeit sollen höchstens an 30 Tagen im Jahre zulässig sem; 5) gesetzliche Bestimmungen, wonach Schaiikwirthfchaften der Aussicht weiblicher Gewerbe- .Aussichtsbeamteti unterstellt werden sollen, wenn in Ihnen die Bedienung durch weibliches Personal stattfinbet. Endlich fordern die Petentinnen die Einsühnmg einer zweijährigen Lehrzeit für Kellnerinnen. — Die Kommission befchloß, über die Forderung, die Einführung der Lehr- zeit betreffend, zur Tagesordnung überziigehett, die übrigen Wünsche der Petentinnen aber dem Reichskanzler als Material zn überweise». Tic Briificlcr Zuckcrkonfercnz hielt die ursprünglich auf Doitu.rstag Vormittag anberaumte Schlußsitzung bereits am Mittwoch Abend ab, in der dann, wie schon berichtet, die Unterzeichnung der Konvention vollzogen wurde. Nach einem Brüsseler Telegramm der „Standard" drückten der Vor - sitzende der deutschen Delegation zur Zuckerkonserenz^ Baron Wallwitz, unb der der österreichischen, Gras K h e v e n h ü 11 c r, die Ueberzeugung ans, eS würde ihren Regierungen gelingen, durch Ausübung eines Druckes auf die Mitglieder des Parlanients die Voll - ziehung der Konvention durchzusetzen Der Vertreter Frankreichs dagegen sei überzeugt, daß weder der gegenwärtige Ministerpräsident noch irgend s .iner seiner Nachfolger genügenden Einfluß besitzen werde, I um der von den Set Intern der reichsten unb mächtigsten Parteien bekämpfte,, Konvention in, Parlament eine Mehrheit zu beschaffen. Die Unterzeichnung der Kon - vention dürfte deshalb, wie eine leitende Persönlichkeit der Konferenz dem „Standard"-Korrespondenten gcgcu= über äußerte, nicht das Ende, sondern de» Beginn der internationalen Schwierig - keiten in der Ziickerfrage bedeuten. Daß die Zuckerfadrikanten nicht nur Frankreich», sondern auch Deutschlands und Oesterruchs der Durch - führung der Konvention jedes mögliche Hinderniß bereiten werden, ist nicht zu bezweifeln. Aber bie Situation ist durch die Präinienwirthfchast so zugespitzt, daß sich bie Parlamente der Nothwendigkeit der Annahme der Kon - vention gar nicht werden entziehen können. Daß grabe ein englisches Blatt die pessimistische Auffassung laucirt, obwohl England am „leisten zur Aufhebung der Prämien unb zur Beseitigung der Kartellwirthschaft beigetragen bat, ist vielleicht daraus zu erklären, daß die industriellen Verbraucher des billigen ausländischen ZnckerS in England die Konvention nicht eben freundlich bett achten, weil ihnm der Verbrauch verthenert wirb, wenn deutscher und öster - reichischer Zucker nicht mehr auf de», Weltmarkt ver - schleudert werdet, kann, wenn die Ueberlasttmg deS Inland- konsums unmöglich gemacht wird. Ans Belgien. Nach der „Franks. Ztg." soll ein Antrag auf V ersass itnzSrevision von drei Liberalen, zwei Sozialisten und dem christlichen Demo - kraten Debackcr eiiigebracht werden, vermuthlich in der nächsten Woche. Ter Zusammenschluß aller Parteien der Opposition macht jetzt täglich Fortschritte. Boi, der liberaler Presse verharrt einzig „Eloile Beige" in bündnißseindlicher Haltung. Ter oberste Industrie- unb Arbettsrath sprach sich nach Monate langen Debatten im Prinzip für die gesetzliche Einführung eines wöchentichen Ruhetages aus. J?er Achtstundentag für die Bergarbeiter ist am Donnerstag im englischen Unterlaufe mit einer Stimme Majorität abgelehnt worden, nämlich mit 208 gegen 207 Stimmen. Ter Entwurf deS bett. Gesetzes wurde vor ungefähr 18 Monaten „„»gearbeitet. Am 27. Februar 1901, also vor mehr als einem Jahre, wurde die zweite Lesung beantragt und mit 212 gegen 199 Stimmen beschlösse» Nichtsdestoweniger wurde in der Session 1901 nichts zur Förderung des Entwurfs gethan. Zu bemerke,, ist noch, daß unter feinen heftigsten G c g n e r n sich auch Mr Fenwick befindet, der die Bergarbeiter von Northuuiberland im Parlament vertritt. Daß ein Bergarbeitervertreter den Ausschlag gegen das Gesetz gegeben hat, ist für englische Verhältnisse be - zeichnend unb das Ivar eben so entsetzlich. Ich ersuchte ihn, mit bod, wenigstens mit einen, Wort zu sagen, ob er mir böse fei Und er antwortete mir, daß er mir nicht böse fei, unb daß er dazu gar fein Recht habe. Aber seine Stimme klang dabei so seltsam unb so gänzlich verändert; unb als er sich bann an der < verabschiedete, gab er mir nicht einmal bie Hand . . „Im ersten Augenvlick war er jedenfalls zu sehr erschiirtert, um recht zu überlegen und zu wissen, was er that und sagte. Wabrscheiittich hat Deine ihm er - wiesene Zuneigung in ihm die Illusion hervorgerufen, daß Tu seine Liebe errat berieft . . und dann ein solches Erwachen aus dem Traum! . . Aber ttotz alledem mußt Tu Tich nicht zu sehr dem Gefühl über« lassen, denn ein Mann von großer Willenskraft wird einen solchen Schmerz wohl bald überwunden haben." „Oh, ich glaube auch nicht, daß es ein nicht- überwindliches Unglück für ihn ist . sagte Anna, indem die in ihren Thränen einen Augenblick lächelte. ,.?ch verstehe wirklich nicht, daß er mich als seine Fra« balien möchte. Es kann nur ein Irrthum von ihm sein Aber jetzt bereitet cs ihm doch augenscheinlich Verdruß, und ich möchte ihn so gern glücklich sehen und viel bei ihm fein unb mit ihm arbeiten. Und nun geht es nicht mehr. Er sagt, daß es unmöglich fei.* „Ja, daS finde ich auch recht bedauerlich, zumal er sich so schwer bei Jematch heimisch fühlt. Seine einsilbige Natur macht ihn so einsam." (Sortsthmt, Met.)