Nr. 71. - 10. Jahrgang. KamburgerEc-o. Das „Hamburger Sch»" rrschmit laglich- au^rr Moi l. Der «bonnemcntSprriS (mW. „Tie Rene Welt ) betragt: durch die Poft bergengh. M Mt katalogS 3273) ohne Brmgegeld viertelt. M.3,60; durch die Kolportvre wSchmtl. 30 ginictne Nummer f> 4. SonntagS-Nummn mit illuftr. SountagSbetlagc^Tie Reue Kilt 10 4. Lerantwortlicher Redaktor: Gustav Waberetky m Hamburg. Dienstag, Seu 25. März 1002. «NjrigcM rotrbtn die sech-gespaltene Petit^iie oder deren Armm mit 30 für den «r deitsmarkt, BermiethnugS- und Familienan,eigen utit 20 4 berechnet. Anzeigen Annahme In der Expedition (bi* • Uhr Abc»»«), tn den Filialen (bi* 4 Uhr Nachmittag*), sowie in sSmmtlichen «nnoncen-BÜreau». Redaktion und Expedition: Aehlandftraste 11 m Hautburg. . Süb zt. Pauli bei Carl Lementzow, Seilerftr. 39, Hochprt. Nord-Zt. Paul,. Etmsbuttel, Langenfelde, bet Carl Dreyer. Margarethenstr. 48, Eimsbüttel. Hoheluft, (»ppcudorf, ««roh-Porstel und IlllÜlkV. Wittterhndebei Ernst Großkopf, Lehmwea 51, Eppendorf. Barmbek, Uhleuhorft bei Theodor Petere.t, Heitmannstr. 13, Barmbek. Zt. (»eorq, Hohenfelde, Borqfelde, Hamm, Horn und Schiffbe» bei Carl Ortel Baustr. 26, Borgfelde. Hammerbrook, Rothenburgsort, «illwärder und Beddel bei Rud. Auhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbroak. Eilbek, Wandsbek und Hiuscheufelde bei Franz Krügech Sternstr. 36, Wandsbek Altona bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. 118, Altona. Ltteuseu, Bahreufeld bet Johannes Heine, Erdmamistr. 14, Ottensen. Flottbek, Othmarscheu Blankeucse bei H. Braunschweig, Nienstedten Hierzu eine Beilage. Kapitalistische Anständigkeit. Wenn im Mürz der Frühling seine Wimpern aufschlügt, die ersten grünen Schöffen sich schüchtent hervorwagen und schon ab und zu ein munter gaukelnder Zitronenfalter sichtbar wird und die Drossel auf hohen Gipfeln ihr Solo übt, pochen auch in den Menschetcherzen frohe Regungen dem uahcnden Lenz entgegen. In Kapitalistenherzen aber lösen diese Vorboten des Fiühlings andere Empfindtmgen aus, und da? Erste, woran sie denken, ist — mit terroristischen Maßregeln gegen die proletarische Maifeier vorzugehen. Auf der Generolverjauiinluttg der Borslände der Beieinigtrn Verbünde der Berliner Holz- industriellen wurde kürzlich beschlossen, den 1. Mai als Feiertag der Arbeiter nicht anzuerkeuueu und diesen Beschluß der einzuberufenden General- versainmlnng der einzelnen Verbünde zur Annahnte zu unterbreiten. Die am 1. Mai feiernden Arbeiter seien zu entlassen und dürfe» vor einer gewiffen Frist nicht wieder eingestellt werden. Nichts ist widerlicher, moralisch ekelhafter, als tuetitt ein Starker seine Uebennacht gegm einen Schtvachen ausnützt, um ihn zu tyrannisiren. Jedes gesunde Empfinden empört sich über einen Soldaten - schinder, der im Bewußtsein, daß der arme Rekrut nicht gegen ihn aufmucken darf, ihn seine iiber- imilhige Rohheit fühlen läßt. Schon allein etwas Anständigkeit, sollte man denken, müßte dem Unternehmerthnm verbieten, solche Beschlüsse zu faffcn. Seit einem Jahrdntzend ist der 1. Mai als Fest der Arbeit vom internationalen Proletariat eingesetzt und wird allenthalben als solches begangen. Niemals hat dar Unlernehmerthum, wenn es ihm beliebt, wegen irgend einer bMntinischeu Bcranstallung die Arbeit ruhen zu lasten, sich darum bekümmert, ob das den Arbeitern, die ihren Tages - verdienst einbüßen, auch paßt. Ueber die Arbeiter aber verhängt es die Acht, wenn sie ihr Klassen - fest, das sie in's Herz geschloffen haben, mitfeiern Die Herren wissen überdies, daß ihr Ukas keines - wegs die Wirkung hat, daß ihr Betrieb seinen nii- unterbrochenen Fortgang nimmt. Zahlreiche Arbeiter pfeifen darauf und lassen sich ebenso wenig abhalten, ihr Fest zu begehen, wie weiland die Juden von Antiochus Epiphanes und die Christen von römischen Cäsaren, ihren Sabbath resp. Sonntag zu feiern. Es giebt also nur Mißhelligkeiten, Reibereien und Konflikte und die sind gewiß nicht im Interesse ihrer Betriebe. Aber die Unternehmer-Autokratie, der kapitalistische Despotismus kann sich nun einmal nicht darein finden, daß die Arbeiter selbst - ständig, ohne bei der herrschenden Klaffe gehorsamst zu petitiouiren, ein Fest beschließen und feiern. Sind wir aber nicht sonderbare Käuze, daß wir an die kapitalistische Anständigkeit gegenüber der Arbeiterklaffe appelliren? Wäre diese nicht längst in der Profitwuth ersäuft, wie viel und vielerlei müßte vom Uiüernehmerthnm freiwillig geschehen in Bezug auf Lohnhöhe, Arbeitszeit, Behandlung, Ein - richtung u. s. w., ohne daß erst die Gesetzgebungs- Maschinerie unter heißen Kämpfen und harten Wider - stünden in Bewegung gesetzt werden müßte. Anstündigkeitl — Kam uns neulich, anläßlich der in den ersten Monaten des Jahres stattfiudenden Generalversammlungen der Aktionäre ver - schiedener Unternehmungen, der Ausschnitt einer koiiservativen Zeitung ans einer früheren Periode (wo die Konservativen noch um die arbeiterstimmen warben) in die Hand, rooriit es hieß: .Das ganze Verhältniß der Arbeiter zur Fabrik ist ein Geld- verhäüuiß, das härteste und herzloseste Band, das sich denken läßt. Wie der Arbeiter lebt, wo und wie er wohnt, wie eS feiner Frau, seinen Kindern ergeht, was seine Gedanken, sein Gemüth bewegt, das Alles geht die Fabrik nichts an Da ist die Generalversammlung bet Aktionäre. Da« einzige, was da und im Jahresbericht über die Arbeiter ver - lautet, ist allenfalls die Angabe ihrer Zahl und des GesammtlohneS, den sie verschlungen und der am Reingewinn abgeht. Um diesen allein, den Profit, die Dividende, dreht sich die ganze Verhandlung. Richt als Menschen kommen die Arbeiter in Frage, sondern als Produktionskosten, wie die Maschinen und die Kohlen u. f. to.* Toch nein. Uns ist dieser Tage der Brief eines Aktionärs an seinen Bankier zu Gesicht ge - kommen, worin derselbe schreibt: .Ich ersuche Sie ganz besonders, nicht blos, wie eS in Ihrem Werthen heißt, die Juteressen der Aktionäre zu wahren, sondern auch und ebenso nach - drücklich, die Interessen sämmtlicher Arbeiter, Angestellten und Bediensteten, sowie diejenigen der VerkehrSsicherhest. (Es handelte sich um ein Eisettbahnunternehmen.) Ich erwarte, daß die Ar - beiter und Angestellten ausreichende Lohne und Be - soldungen erhalten, wie eS einer kulturgemäßen Lebens - haltung entspricht. Ich erwarte ferner, daß dieselben nicht durch übermäßige Arbeits- resp. Dienstzeit be - lastet werden und daß ihnen ihre politischen Rechte — Koalitionsrecht, Maifeier u. s. f. — in keiner Weise verkümmert werden. Ich erwarte, daß die Verwaltung nicht in der Absicht, Ueberschüsse resp, hohe Dividendeii um jeden Preis zu erzielen, die Bezahlung der Arbeiter und Angestellteu knapper bemißt, als es sich mit honetten und humanen Grund- sützen verträgt; desgleichen auch, daß sie nichts unter - läßt, waß zur ausreichenden Sicherheit der Passagiere wie des Personals erforderlich ist. Und ich lege Werth daraus, daß im künftigen Jahresbericht hierüber Ausschluß gegeben wird." WaS sagen die Leser zu diesem Brief s Richt wahr, es giebt doch noch sehr honette Kapitalisten. Leider aber macht eine Schwalbe keinen Sommer, namentlich wenn diese Schwalbe eine — sozial - demokratische ist, was wir hiermit wahrheitsgemäß konstatiren. Wir missen nicht, wie dieser Brief in jener General - versammlung ausgenommen worden ist, vermuthlich mit Grinsen, Kichern oder Hohngelächter. Der Kapitalist durchschnittlichen Schlages ist eine Maschine. Alle feine Kräfte werden von der Profitmacherei auf gesogen. Sie ist im Grunde eine Krankheit wie die Fettleber der ge- itubelfen Gans. Von der Weltbühne. In der Zolltariffrage scheint Himer den Konttsseu eifrig geschachert zu werden, um eine .Verständigung" zwischen der Regierung und den Agrariern zu erzielen. Besonders die .regierende Partei", das Zentrum, hat dabei offenbar die Hände eifrig im Spiel. Die .Köln. Bolksztg." deutete zunächst an, es seien .begründete An - haltspunkte dafür vorhanden, daß die Regierung und eine Mehrheit der Reichstages bezüglich der Minimalzölle weniger entfernt von ein - ander sind, als dies tn weiten Kreisen angenommen wird". Tie Berliner .Germania" erklärt nun ausdrücklich, das stimme mit ihren Informationen überein, und bemerkt weiter: .ES kommen dabei hauptsächlich die Mtnimalzölle für Weizen itnb Gerste in Betracht Die Aussichten der Zollwriwotlage sind daher nicht ganz so schlecht, wie sie vielfach geschildert werden. Auch ist das „Un - annehmbar", wie wir wiederhoU betont haben, nicht für jede Abweisung der Zolltanfvorlage aufrecht zu erhalten, zumal nicht bei Den Sätzen deS Generaltari'S. In Bettest der Getreidezölle ist eine Verständi - gung noch keineswegs ausgeschlossen, aber eS ist unbedingt nothwendig, daß eine solche Verständigung unter der Reichstagsmehrheit und mit bet Regierung möglichst bald erfolgt, um zu einer .geschlossenen Phalanx" zu gelangen." Die bündlerische .Deutsche TageSztg." ist von diesen Andeutungen überrascht, ober sic stellt sich wenigstens so. Sie entgegnet: .Bekanntlich besteht zwischen den im Entwürfe vorgeschlagenen und den von der Mehrheit der Kommission angenommenen Mindestsätzen für Weizen, Roggen und H a s e r nur ein Unterschied von 50 4, gröber ist der Unterschied bei der Gerste. Run wurde schon vor geraunter Zeit die Möglichkeit erörtert, daß in diesem Punkte eine Verständigung zwischen der Mehrheit der Komnnsfion und b'r Regierung gesucht und gesunken werde. Wir halten eme solche Verständigung für unmöglich, schon deshalb, weil die baierischen ZenttmnSabgeordnettn entschlossen zu fein kleinen, m der Frage des Kerstenzolle» nicht tm Msttdeften nachzu. geben * Wenn den Andeutungen Posstives zu Grunde liege, so könne es sich nur darum haiweln, daß «er» ständigungSversuche zwischen gewissen Regierungsstellen und gewissen Zentrum», abgeorbneten über die Köpfe der Konservasiven und anderer Zenttnmsabgeordneten hinweg fkthgefnnben haben. .Ob das der Fall gewesen sei, können wir natürlich nicht wissen. DaS aber glauben wir zu wissen und bestimmt verfichern zu können, daß die lenser- batlben Mitglieder der Zolltariffommissieu an solchen Besprechungen nicht betheiltgt waren. Ueber« raschen würde daS ja mcht, da schon trüber manchmal die Regierung über die Köpfe der Sanier Vati ven hinweg sich mit dem Zentrum verständigt Hut. Sollte ein solche» Vorgehen beliebt worden sein, so intchten urir sehr be» zweifeln, ob e» sachdienlich und zweckmäßig gewesen fei. Im Uebrigen brauchen wir wohl nicht zu wieder - holen, daß nach 'nuferer festen Ueberzeugung eine Ser« ständigung unterhalb der KomproMiß- kinie ganz ausgeschlossen erseheint" ES sann teuietn Zweifel unterliegen, hast das Zentrum in der Zolktarifftage cm schlimmsten Baratt ist, da eS zwischen Bauern imb Arbeitern in der Zwick - mühle sitzt Tantm will eS eine „Verständigung" auf jeden Fall, eine Verständigung, bei der eS sich gleich - zeitig nach beide» Seiten salvireu samt, indem es bett Bauern sagt, es set nicht mehr herauSzuschlagen ge - wesen, den Arbeitern gegenüber aber sich als Schutz - engel gegen noch höhere Belastuitg aufiyieteu kann. DaS ist eine Politik der Un au s r i ch ti gket t, wie sie schlimmer nicht gedacht werden kann Da» Zentrum betrügt beibe Theile zugleich, indem eS sich als Beider Retter präfenlht. Ob nicht die Betrogenen das ekle Spiel durchschauen werden? Besonder» von den kothost- schen Arbeitern sollte matt daS erwarten körnten, beim sie sind doch die am schwersten Betrogenen dabei: sie sollen zahlen, während die Zentrumsagrarier doch einen Vortheil davon haben, wenn auch nicht so hoch, wie sie ihn fotbern. Die Zollbiäte» sind auch nicht nach oem Geschmacke oeS Zentrums. Das jührende Organ bet rhnmjcheu Zentrum-kreise, die .Köln. Volkszlg.", erfährt au8 parla - mentarischen, d. h ZenlrumStteisen, daß am 12. b. M thatsächlich seilen» de» BuudesratheS ein Beschluß gefaßt worden war, nach welchem deu Mit - gliedern der Zolltariskommiision eme Pauschalsumme von 2400 für die außerordentliche Tagung gewährt werden IfiUe. itoa au». Blau u>.- in Rotterdam oeleitrt hatte, war fein Vattr, wie Baby erzählte, darüber in eine so heftige Aufregung gerathen, daß fein t., chm die« in Wiesbaden crzähÜc. hatte er es al« tuten Fingerzeig bettachtel Daß sein Vater, etnpei ortet in feinen Toflwen, in seinem Alter mxb den "feist einer junge reit ltzeneraltun in frdi aufneInnen wurde, hielt er selbst mehr und mehr für unmöglich Er wußte wrchl, daß sei» Heimathslanst ihn am meisten brauchte imb i' r dort norfi in allen Schichten Nr lpesellststaft das heilige Feuer de» Befreiung onaefarfrt werden mutte. Auch fühlt« er einen fast Unwiderstehlichen Drang, in Nr Umgebung, in weither er so viel gelernt und erfahre« und da» Vertrauen von so Vielen gewonnen hatte, feine Arbett fortzusetzeu; aber er entschloß sich dennoch, fortzugehen und dieses Opfer auf Nm Altar feinet (Elternliebe zu bringen Suck Anna wusste, wie entsetzlich schwer t» ihr fallen nmrN. von ihre. (Litern unb van ihrem bis - herigen Lttkungskreto sich tu trennen . aber ihre Kutter sprach chr Muth zu; «nb sie selbst fctgnir voll - kommen. daß unter den q ^ebenen «erdalt Nissen ih« UeberfieNlung nach Nm AuvlanN nottig fei Fm Stillen ober hegte fte noch einen Ltebtingbw misch — einen Wunsch Nssen