16» Jahrgang Nr. 265 LamburgerEcho Mittwoch, den 12. November 1902 Hierzu eine Beilage. Habeas-corpus-Slftc. nur ändern. In der Stirn tum 68 un 'Ibaui^fw wichtige Herren Wagner iiub Tr Heine vor den Vorhang, rar ein denkwürdiger Abend. nicht gcroöhlit war ^lüritusLe Rafe nach ihm schallte» denn arich durch dar HanL, a!S man am Zchlusie — itu Schanspiklhausc erscheinen die Darsteller bei errrsten NoLu nicht nnvr an Akt- imd Szenenichlnffcn, sondern mir gallj am bnde — die Darsteller klatschend vor die Siauire rirf, und Schildkraut nicht mit erschien. Gr hatte iiiMschcn schon »bgeschminkt. 2L1S er dann aber endlich herbeigeholi war, wollte der Jubel kein Ende nehmen. Jauner wieder -itirtc stürmischer Beifall ihn nebst den zriwiderhaiideln, init den strengsten Strafen bedroht und können mich vom Könige nicht begnadigt werben. Zwar soll auch bei »ns die Verhaftung nur unter bestimmten Formen erfolgen. Aber was wir für sehr wichtig halten, ist, daß in einer deutschen Habeas-corpus-Sfte auch die Behandlung der Verhofteteu geregelt, daß Las Fesseln bei gering - fügigen oder politischen Vergehen und die körperliche Untersuchung ehrbarer Frauen endlich einmal ab- geschafst werden. Es giebt bei uns so viele Leute, die sich auf ihren Nationalstolz so geni und so viel zu Gute thun. Aber dieser angebliche Ratioiialstolz besteht meist in blöder Franzosen- und Engländerfresserei, während wir doch grade in Bezug auf berechtigten Stolz von den vielgcschmähtcn Engländern so viel lernen könnte«. Die persönliche Freiheit gegen Polizeiwillkür zu sichern — das müßte der Stolz eines Kulturvolkes fein. Wenn der nächste Reichstag nur einigermaßen unseren Hoffnungen entspricht und wenn die reak - tionäre Majorität gebrochen wird, bann, find wir überzeugt, wird auch die Aufgabe, eine Habeaa-corpne- Akte zu schaffen und durchzuführen, in Angriff ge - nommen werden. Dergleichen ist uneutbehrlich für das deutsche Volk, das leider ruhig zngeschen hat, wie unter Bismarcks Regiment der Polizeistaat nicht beschränkt, sondern gefördert worden ist. Wi> wünschen den Agrariern die Ncrvenstärke, die hier geforbcit wird, wir wünschen ihnen sogar so viel Ncrvcitstarke, daß sie cS ertragen, wenn trotz ihres Fest- stehens die Regierung nicht nachgiebt. Anzeichen werben die sech-gespaltene Petitzeile ober deren Raum mit 30 4, für den ArdcitSmarkt, VermicthnngS- und Aaniilienanzcigen mit KO 4 berechnet. Anzeigen Annahme in der Expedition (bi« 6 Uhr AbrndS), tn ben Filialen (bi« 4 Uhr Nachmittag«), sowie in sämmtlichen Annoneen-Bnreau». Redaktion und Expedition : Fehlaudstraste 11 in Hamburg 1. arbeitete Gr inleressirtc vom ersten bis zum letzten Rtomntt, er ergriff und erschütterte. Man wurde tum Mitleid gezwungen mit diesem Menschen, der da schlecht seht mutz, der hadert mit der Natur und in der Schlechtigkeit Widervergeltung an ihr übt Groß war ei m der Szene, wo er den Batet den Berstest be6 Sohnes atmlsthigt, befo*er6 groß m der Szene, wo er überlegt, wie er den Baier durch Ein - wirkung auf den Geist tödten könne, in der zweiten Unter« Da« „Hamburger (»cho" erscheint täglich, auher Montags. Der Abonnemrutsprei« (in«. „Dir Reue Welt") beträgt: durch die Post bezogen (9h dc« Post- katalogS 3273) ohne Bringegelb htcrtelj. *. 3,60; durch die Kolportöre wöchentl. Sv 4 frei in s Hau«. Einzelne Nummer & 4. SomUagS-Nummer mit illnstr. Sonntagsbeilage „Die Weite Welt" 10 4- Verantwortlicher Redaktör: Gustav WaberSkh in Hamburg. Die „Mißgriffe" von Polizei- und anderen Behörden haben sich in den letzten Tagen so gehäuft, daß unserer Meinung nach die Presse verpflichtet ist, ein ernstestes Wort zu sprechen, wenn sie anders noch für pflichtgetreu und wliklich anständig ange - sehen sein will. Vier Fälle liegen vor, von denen jeder eiilzelne bedeutsam genug ist, um eine wuchtige Anklage gegen das bestehende System der behörd - lichen Behandlung von Staatsbürgern zu werden. Kaum hatte die Presse ihrem Acrger über die Fesselung eines zu einet geringen Strafe wegen Pteßvergehen verurtheilteii Redaktörs in Ober- schlesien Lnft gemacht, so kam der Fall AugSpurg in Weimar. Man mag über die persönliche Haltung von Frl. Dr. Augspnrg denken, was man will; Thatsache ist und bleibt, daß eine Dame zur Polizei mußte, weil sie durch kurzgeschnittencs Haar und Rcformkleidung die ästhetische,, Gefühle eines Schutz - mannes beleidigt hatte, genau wie kurz zuvor ein Schutzmann in Wiesbaden das Auftreten einer ähnlich gekleideten Dame „anstößig" fand. Dazu kommt Miu der Fall des Inhaber? de? Braunschweigische,, G.nndbesitzer-Verkehrs-Instituts in Braunschweig. Dieser wat wegen brieflicher Beleidigung nach Celle geladen, versäumte durch einen Irrthum den Termin, setzte das Amtsgericht Celle telegraphisch in Kenntniß, ward aber verhaftet und mit Verbrechern nach Celle transportirt, wobei man ihn mit einem Zuchthäusler zusammen gefesselt hielt. Der vierte Fall ist unseren Lesern auch bekannt; wir meinen die Ver - haftung einer austäiidigen Fran in Altona, die unter dem grundlosen Verdachte eines Verstoßes gegen das Strafgesetz verhaftet, auf der Polizei einer ärztlichen Untersuchung unterzogen wurde und, obwohl gesund, tu das städtische Klaiikeiihaus, und zwar in jene Abtheilung kam, in der kranke Dirnen behandelt iverden. Die Frau fottte einen Betrug verübt haben — wozu denn da eine ärztliche Untersuchung wie bei einer Dirne, was eine anständige Frau als eine Schmach empfinden muß? Zweifellos werden diese Dinge ein Rachipiel im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhanse haben. Der Reichstag wird allerdings von den Beittepolitikcrii und Zöllnern momentan so sehr in Anspruch genommen, daß ihm keine freie Stunde für andere Dinge mehr übrig bleibt. Der Appell an die öffentliche Meinung hat schon viele und große Erfolge gehabt; mau denke nur an die Soldaiemnißhandlungen, die doch einigermaßen abgenommen haben, nachdem sie im Reichstage unter die Loupe genommen und der weitesten Oeffentlichkeit unterbreitet worden sind. Aber in den vorliegenden Fällen handelt es sich auch noch um Anderes; es muß gegen die Polizeiwillkür, namentlich für die Frauen, ein wirksamer Schutz geschaffen werden. Besonders die schmachvolle körperliche Untersuchung muß abgeschafft werden; sie saun ein empfindsames Weib auf Lebenszeit schwermüthig machen und bat in den meisten Fällen gar keinen Zweck; sie muthet wie ein Stück Mittelalter an. Und wo eine solche Untersuchung durchaus nothwendig erscheint, da müßte sie in schonendster Weise durch weibliche Aerzte voll - zogen werden, beim man hat doch keinen Grund, Frauen, die nur unter dem Verdachte irgend eines erst nachznwcisenden Verstoßes gegen das Straf - gesetz stehen, gleich geiverbsmäßigeu Dime« zu be - handeln. Diese Frage ist so delikat, daß nachträg - liche Geungthmmg oder Emschrildignug meist nichts mehr gut machen kann. Aber, wird man fragen, warum wird kein Antrag im Reichstage gestellt, der Schutzbestimmungen gegen polizeiliche Mißgriffe und Uebergriffe enthält? Diesen Antrag zu stellen wäre eine Kleinigkeit. Aber man weiß jo, luie es mit den Jnitiativ- Antlägen im Reichstage geht. Die Reaktionäre haben sich alle Muhe gegeben, diesen Anträgen, die I sich bei unseren öffentlichen Verhältnissen naturgemäß : vernichten, als Rechte einem Parlament erhalten, dem sie nicht angehören. Freilich find sie in einer ver - zweifelten Lage, ba eine Vernichtung bet Rechte der Minderheiten sich schwer an besten Urhebern rächen kann. Die Mehrheit von heule taun über « Jahr eine ver - schwindende Minderhrit sein Und ba könnten die bann anwesenden Mitglieder der heutigm L.ehr Herl es bereuen, daß sie der Liehrheit Rechte eiugeröutr.t habe«, unter welchen sie bann als Minderheit zu leiben haben. Heute würbe, bevor der 8 5 criedigt war, festgestellt, daß nur noch Ivi Mitglieder anwesend waren, und be - trüb! mußten die Zöllner heimwärts ziehen, die in der Hoffrmng den Saal betreten hatten, ibn als Sieger zu verlasten. Das Werr eine erste Niederlage. Ändere werden noch folgen. Lud St. »«„« bei Carl Lemeubow, Wilhelmmeustr. 11,pt. Nord-Ll. Panli, (»imsbttttel, Laugenfeld-, bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, Eimsbüttel. Hohelnfl, (»ppendorf, <«rosi-«orftel und tUialkk. & ui ter bube bei Ernst Großkopf «ehmmeg 5l, Eppendorf, »aruibct, Uhlenhorst bei Theodor Petereit, Bachstr. 12, Barmbek Lt. «eorg, Hohenfelde, vorgfelde, Ham», Horn und Schtsfbc» bei Carl Ortel Baustr 26 Borafelde Hatttmerbrook, Siothenbnrgöort, BiNwärder und Veddel bei Rud. Fuhrmann, Schwabeustr. 33, Hammerbrook. Eilbek, Wo,td-bek und Htnschcnfelde bei Fran» Kruger. ' ' ' Sternstr. 36 Wandsbek. Altona bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. 118, Altona. ett-..s-t., Bahrenfeld bei Johanne. Heine, Erdmannstr ,4, Ottensen 1898 iiu SüdatlliMischm Ozcan gemacht hatte, nämlich eines unllrmecrischen Bergrückens, der bis zu 935 m unter be: L»cspiegel oufragl, während nicht weit davon 4000 ; iS 5000 m Wasserticfe vorhanden sind Die englischen Labcldawpfer haben jetzt diesen unterseeischen Rücken völlig bestätigt; fein höchster Punkt liegt in 25,6’ südlicher Breilc unb 6,1 0 westlicher Länge von Greenwich und die ganz. Bodenschuwllung scheint eine Richtutrg von Südwcst i-.act) Nordost zu besitzen. Jllihe dem Aequator iu 0 ° ir jüdl. Br. unb 18* 15' westi. L. v Gr. hat 1883 da» französische Kriegsschiff „£a Romaiuhe" die ungeheure Tiefe von 7370 tu erlothel unb sehr imhc an derselben Stelle die deutsche Südvolar-Expebitiou beS ,l')au6" 7230m Tiefe ge - benden, währeird nicht sehr wett davon intferut die Sabel- bampfer nur Tiefen von 3760 bis 3820 m fanden. Dr. Schott hm nun die sämmtlichen in diesem Gebiete überhaupt gemachten Tiefeumeffungen geprüft und kommt ju dem Ergebniß, daß die unter dem Aequator vor - handene zentrallttlaulische Boberischwelle, welche die tiefen nord- unb südallantischen Becken trennt, au Recht, ihre neuen Anträge vorweg zu nehmen unb die Anträge ber Minderheit kämen überhaupt nicht zur Berathung Daß man sich mtt dem Gedanken eines Bruch* ber Geschäftsordnung trägt, verräth die „Märk. VolkSztg.", ein Zentrnmsorgan, indem eS erklärt: „Vielleicht bietet sich aber für Diejenigen, die in ber Nothwehr die Geschäiisordmwg ebenso rücksichtslos auS- nutzen wollen, wie bi. Linke sie ans skrupellosem Ueber Muth ausnuöt. eine Möglichkeit, sich über b ik entgegeiisteheuben Anträge Hinwegzusetzen-E Jawohl, h i n w e g s e tz e tl will man sich über ba» Recht ber Minberheit Diese aber wirb sich da» nicht ohne entschiedenste Gegenwehr gefallen lassen Wir werden sehen, waS dabei herauskommt. .Armes Feuilleton. Reue Ticfseclothuugeu üu Atlautischeu unb Zubischen Cteuit. Unser, Senntniffe der Tiefen und der Bodengestaulliig der Weltmeere stamme« fast alle au8 Man darf sich freilich fernen Täuschungen hingeben unb glauben, daß der Antrag Slichdichler der letzte ©eroaltaft ist. Es ist ber erste Versuch; glückt er, bann werden andere folgen. Denn die Zollwucher er sehen nun, daß ein Wahlkampi mtt dem Wachen ans alS Losung den Tarif unb dessen Anhänger ver - schlingen würde; darum führen sie einen BerzweiflungS- kampf, in dem sie lieber alle Rechte des Parlaments ihrer Südseite, in ber »Romonchc-Tiefc", eine lokale Ciilseukunz, einen tiefen Kessel besitzt, wie solcher mitte» üu Ozean bis jetzt anderwärts noch nicht ausgesundeu worden ist. Wie im Atlantischen, so haben auch im Indischen Ojean die Lochungen ber Kabelb ampfer wichst,. Aufschlüsse gebracht, besonders da die Reiseweg. durch Theile dieses Ozeans führten, deren Tiefenvcrhältmffr noch sehr unbekannt waren. Bisher glaubte mau, in den zentralen Theilen desieLeii, zwischen den Maskmeilen unb ber australischen Westküste, eine ziemlich gleich - mäßige Bodentiefe allitehmen zu dürfen, letzt zeigen nun die neuen Sotbungcn, daß diese Annahme irrig war unb baß auch auf jenem Gebiete des Indischen Ozeans zahl reiche Erhöhungen und Bettiesungen vorhanden sind Die größte Tiefe beträgt 645# iu in 18< 6* südl. Br. unb 101" 54' östl. L. v. Gr. Zwischm den SokoS- Infettl und Rodriguez, in IS» 44' südl. Br. unb 98« 4T östl L. v Gr. wurde eine Tiefe von 6053 tu erlochei Zum Umkiurzdersnöh gegen die (äeidtärtd- ordnung beb Reichstages w:rd der Berl. »VolkSztg " emS dem Reichstage geschrieben: „Setten« bet Linken werben, falls es in den nächsten Zagen zur Berathung des Antrages Aichbichler komme:! sollte, eine Füllt bon Abätiderung»- an trägen ber Geschäftsordnung im Allge - meinen mW des Antrages A:ckbichler im Besonderen eingebracht werden Die Linke ist aber nach wie vor der Auffaffung, daß ber Antrag Aichbichler nur durch einer, flagranten Bruch ber heute noch bestehenbenSeschaftsordnunginder nächsten Zett auf bie TtmeSorbming gebracht werden könne Wemt tn ber Presse daraus Hingewi,sen worden ist. daß bereits am 17. Mai 18ti7 ein Präzedenzfall geschaffen worden fei, als ber Präsident den Antrag ant Erlaß des sogenannten R0 t h v er e i ns g ese tzes auf die Tagesordnung gesetzt habe, so ist das nnzuireffend Der damalige Fall tn mit dem heutigen nicht zu vergleichen. Dtt Berathung des damaligen Antrages geschah, ohne daß einer ber um ben Äorrang gebrachten Antragsteller Sideripruch erhoben hätte Der Widerspruch, ben in bet Sitzung vorher bei Feststellung ber Tagesordnung der Abgeordnete v. .ttardorfs gegen die Berathung deS Biittages erhoben hatte, kann nicht in Betracht kommen, ba er erfolgte, alS das HauS beschlußunfähig war. »Wie öcrlaiitct hat bet Präsident GrafBallestrem Hidn bie Absicht, ben Antrag Aichbichler selbstständig aut bie T.igtllsoronnng zu setzen, falls sich von Neuern die Besch,upnickStzigeeu des Haufe« ergtebt. (fr wird übri- hmitit feinen Vorschlag Aber bie geschäftliche Behandlung des Antrages Aichbichler n-adirr sondern hierin Alles der M e h r h e i t überlassen." Die Umstürzler müden sich weiter, einen geschäftS- ordntmgsmäßigeit Weg für ihren Plan zu finden Der konservative .Reichsbote'' legt sich bie Sache, wie folgt, zurecht: Run heißt es aber am Schluffe ber Bestimmungen des d 35 Absatz 3: „Eine Entfernung von der Stelle der Tagesordnung, welche ben von Mitglieder« des Reichstages gestellten Anträgen und den Petitionen nach der Priorität gebührt, kann nur beschlossen werden, wenn nicht bei Anträgen von dem Antragsteller und bei Peti - tionen von 30 Mitgliedern widersprochen wird." „Danach kann der Reichstag beschlichen, baß der Anirag Aichbichler an bie Stelle des Antrages ani dem Hause gesetzt wird, der zuerst zu berathen märe, wenn ber Steller dieses ersten Anirages damit einverstanden ist Darüber wirb die Mehrheit sich schon vergewiffert haben, unb so findet beim ein Platzwechsel uvi'chen Antrag Aich- biÄer unb Antrag 1 statt Da« ist nach § 35 durchaus zuläffig. Ferner dürfte auch, da der Antrag Aichbichler ein Amrag zur Geschäilsorbnuiig ist, tz 34 der Geschäfts - ordnung Platz greifen. Da bufet e« zwar nur, daß Mitglieder, toeldie zm GeichäftSorbnung sprechen wollen, sofort da« Wort erlialten müssen: es läßt sich damuS aber sehr wohl fchlietzeii, baß auch Anträge zur GrichäftSorbnung sofort zu behandeln find." Dieser letztere Echlnst ist ein vollständiger Fehlschluß. Wenn der .Sicidwboie* Recht hätte bann hätten bie Wiicherparteien ttuen Antrag ja gar nick 1 erst einzubringen brauchen t bann könnten sie ja jeden Moment in einer ' Geschäfts ordn ungsdebatti bie KeschäftSordiinng ändern Diese stände damit völlig in her L u f t. Ettie Zufalli iiiehrhett köimte sie im beliebigen Moment für den I ougenl>iickl>chen Bedarf ändern. Diese uiifinnige Ans- ! faffiing zeigt die ganze Verlegenheit der Umstürzler Auch mit dein Playweck.sel gebt <■? nicht in bet > einfachen Weffe, wie ber „Reichsbole* sich die Sache vor- 1 stellt. Es heißt den Sttm des § 35 vollständig ver- I kehren und bei: babmeb gewäbrten Schutz vor Zurück - setzungen aufheben, wollte man btt Auffassung des „Reich»- I baten" gelten lassen. Dann hätte die Mehrheit stets das 1 Gegen bie Verlängerung der bestehende» Handelsverträge, bie neuerdings wieder von omnoser Seite als in der Absicht ber Regitrnng liegend bezeichnet wird, falls der Zolltarif nicht zu Stande kommt, droht dir agrarffche „Teutsche Tagesztg." die schärfste Ob - struktion an. Rach einigen Ziveiselii daran, daß alle belheiligten Staaten sich mit einer solchen Verlängerung der Hanbeieoerträgr auf mehrere Jahre einver - standen erftären würben, sagt das Agrarierblatt: .Wenn aber die Ver abredung über die Verlängerung wirklich allgemein Erfolg haben sollte, so würbe eine derartige Verlängerung ber Zustimmung be# Reichstages 'bürten, da sie bekanntlich mtt ben jetzt geltenden Handelst?« ilrägen unvereinbar ist. Daß b« Vlehrheit des Reichstages sich dazu verstehen sollte, zu einer 8ertängcruiu auf mehrere Jahre die Hand zu bieten, können wir nicht glauben. Im Geaentheff, bat wäre ein Fall, wo sie sich ernstlich bie Frage vor - legen müßte, ob sie nicht alle geschäftsorbnutigS- mäßigen Mittel rücksichtslos anwenden der neueren Zeit, und besonders die tranSozeattischen .Kabellegungen haben in dieser Beziehung unschätzbarer Material geliefert Gegenwärtig liegen Tausende von Messungen von „Sabcllegcin* vor, unb an manchen Stellen sind die Lothungen sogar sehr dicht, an vielen Punkten fehlen sie allerdings noch fast ganz Da die Ozeane ungefähr 73 pZt. der ganzen Erdobeiflächc bedecken, so leuchtet ein, daß unsere Kenntnisse ihrer Bodeugestalluiig un Ganzen noch überaus lückenhaft find. Eine wichtige Bereicherung derselben liefern jetzt, wie wir ber „JKI11. Zeitung" entnehmen, die Borarbeiten für das englische dabei um die Erde. Dasselbe geht von St. Viiiceitt über Ascension und StiHelcua nach Kapland, von liier über Mau - ritius unb bie Kokosinseln nach Fremantle bei Perth in Süd- wcst-Australien Durch ben Großen Ozean wird es von Brisbane über dieFidji-Jnselu nach Vancouver verlegt. Die Tie stärkeren Nerven werden siegen, nämlich im Komps um den Zolltarif. So erklärt eine Zu - schrift aus S ü d b e u i I ch l a n d an die »Deutsche TageSztg.". Und zwar handelt eS sich darum, ob bie Regierung ober bie 3 g r a r i e r siegen werben Am Schluß dieser mleressante» Epistel heißt eS: ,$3enn nun in allen Tonarten in der Presse von alle» möglichen Aerhaudluiigen und fortwährend vom .Umfallen bei Meh > heitSp arteien" ge - sprochen wirb, so ist hier wftklich der Wunsch der Vater bei Gedankens. ES heißt doch, die Einsicht der Mehr - heitsparteien unb ihrer Führer außerordentlich niedrig einschätzen, weint man glaubt, man werde zum Umfallen bereit sein. ES ist ja tief bedauerlich unb wird hier bei unS in Süddeiitschlanb besonders schwer empsundeu, daß cB in einzelnen Parteien Einspänner giebt, die sich nicht nchinen lassen, chre persönliche Meinung, die jeben taktischen Gefühls bar ist — denn sonst würde sie verschwiegen werden — zum Besteti zu geben, um sich baun hinterher von gewissen Zeitungen alS her - vorragende Staatsmänner loben zu lassen. Wir wissen' genau, daß von bestimmten Stellen aus alle btejeZeiiungsarttkel laiieirt werden, um die Majorität zu erschüttern und dahin zu bringen, daß sie sich dem Aussprache beS Herrn Buchenberger aiischließe: .Wir nehmen, waS wir kriegen können." Würben die Rajoritäisparteieil sich einschnchtern lassen, so würden die Regierungen nist Recht sich lachend die Hände reiben können und sagen: „SB i r haben die stärkeren Nerven gehabt." Bleibt aber die Majorität auf den KomiuissionSbeschlüssen fest stehen und rückt nicht und weicht nicht, hat sie die stärkeren Nerven, bann werden die verbündeten Re ¬ gierungen den Zolltarif doch vor der dritten Lesung ikzeptiren, beim er ist für die Industrie ganz sicher ein kleineres Uebel, a!8 wenn auf Grund des alten Generaltarifs Handelsverträge abgeschlossen ober wenn die jetzigen Handelsverttäge von Jahr zu Jahr verlängert würden. Also man möge sich wohl vergegenwärtigen, daß jetzt alle ZeitungSpolemtk nur darauf Bedacht nimmt, die Mehrheit zu erschüttern, f i e nervös zu machen, weil man weiß, daß sie, wenn sie fest bleibt, siegen wird." Tic VerftändigungShoffiinngen sind auf ben Nullpunkt gesunken Tie .Nationall. orttip.* erklärt: „Von Bemühungen, um die viel besprochene Bosse Verständigung herdeiMsL^rn, tft cs zur Zeit sehr still. Ftt Aeglörnngskreffen verstärft sich der Eindruck, die beiden Rechtsparteien sprächen immer von Ver - ständigung, wollten aber nichts thun, um ihrer - seits von einem Standpunkte abzugehen, ben die ver - bündeten Regierungen als Grundlage einer Verständigung verworfen haben Das Gefühl der Abhängigkeit. vom Bunde bet Landwirthe scheint sich in den Reihen der Rechtsparteien immer mehr zu verstärken DaS Zentrum möchte sich, wie anzunehmen ist, gern und lieber heute wie morgen mit der Regierung verständigen Es schein! aber dieDerantwortung dafür allein nicht auf sich nehmen zu wollen." Dentsches Schauspielhaus. K. Schon bot einigen Wockien erfuhr man, daß im Schauspielhause zwei weitere Werke der klassischen Literatur aufgeführt werden sollten: Schillers „Räuber" und Shakespeares „König Lear". Die „Räuber" kamen zu - erst heraus, und zwar zu Schillers Geburtstag. Seit Wi -.ben hatt, man die Aufführung des Werkes mit Esser, ^•ngfalt unb Verständniß — dafür bürgte ja schon der Name deS Regieleiter s Dr ff a r l ö e i n e — borbereitet, un ? J 0,l| tie eS dann nicht fehlen, daß etwas Ganzes Nin wuchtiges zu Staube kam. schort in der Rachtnotiz habe ich »oh dem großen tSnstlersschen unb äußeren Er- W der ber Aufführung des Werkes zu Theil wurde, bie nur bisher im Schauspiel DaS wih bet ben „Haubern* inunerbtn Etwas sagen, beim schließlich lagt sich j.i Nicht »erkennen fltgen ba« Drama w manche» ästhetisckie Bedenke« sviickn unb daS Gros des Theaterpublikiiiiis »iich kaum noch für den Sturm unb Drang, au« dem e« geboren dtt gi’bärige Begeisterung inib daS rechte Empfinden' hat Dazu kommt, wie schon gestern Adenb gesagt, daß bie vielen miferabelen Porstellunge» bei letzten Satire, in beiten die Räuber" hanbwerkSmäsng Igtiuitergehafpelt wurden. Einem nachgrade da« Drama einigermaßen k * 2? hatten. Rnr eine so vorzügliche Vorstellung Werkes, wie ba» krhattfpiell>aus sie am Montag sa, t ^ 1, köimte da wieder nedätmenb wirken tinb in 2 er . riufftihrung einen wirklichen künstlerischen Genuß finden lassen n.! ' Uf 8 *flie hatte hier und da ein wenig bir . wttt '»denben Wogen »er jugendlichen Wefteustttrm^i he« Räuber» «0.1 aeg^sen, ohne aber dadurch an dem ja fest lte»t*bra ftaraftet etwa» zu rediing mit Hermann und wahrhaft bebeutmb im fünftel Lothungen haben nun mehrere höchst interessante That- 51 ft in der Erzählung de» trennn» unb den nachfolgenden | fachen zu Tage gefördert. Zunächst brachten sie die Be- Wahusums- und 8rizn>eistiMtz»fzenM Schildkraut bot I ftätigung der auff atzen den Entdeckung, welche die deutsche hie, ttitoüü ba» wer fett langen Zahlen in Hamburg > Lieffee-Er-edttion ber ^Valdivia" am 17, unb 18 Oktober Bou der Weltüühue. A»e> dem Reichstage. Berlin, 10. November, ©in »ehr starker Andrang de» Publikums zu den Tribünen ^seß^rkennen^^aß^nat^intvettet^reisei^angenomlnet^ hänfen müffen, alle denkbaren Schwierigkeiten zu bereiten. Nur ein Tag der Woche soll diesen An - trägen gewidmet sein, der sogenanMe SchwermS- tng. Zur Zeit läßt dir Zollwuth der Junker den Schwerinstag gar nicht mehr mifkommen; nur jetzt, bei dem beabsichtigten Umsturz der Geschäftsordnung, wird der Schwerinstag zu diesem Zwecke benutzt werden. Würde man jcht auf den Schutz gegen Polizeiwillkür beziigliche Anträge stellen, dann fielen sie sicher unter den Tisch, denn sie kämen gar nicht mehr zur Verhandlung; eS müßten erst die vorher eingebrachten Anträge erledigt werden. Und dann — was wäre zu hoffen von dieser reaktionären Mehrheit, die ja alle Anträge zur Sicherung des Wahlrechts und Vereins- und Ber- sammlungSrechtS hat stecken lassen? Seitdem das Zentrum sich „regiemngsfähig" fühlt, ist es für die Sicherung politischer Rechte nicht mefjr zu haben, und die Konservativen möchten dem Polizeistaat noch mehr Machtvollkommenheit übertragen, die National- liberalen desgleichen. Man denke doch an die Zeiten des Sozialistengesetzesl Damals brachten die sozial - demokratischen Abgeordneten eine Fülle von polizei - lichen Uebergriffen vor; sie wurden von der Mehr - heit meist gleichgültig angehört. Wir erinnern uns einer Sitzung des Reichstages, in der ein sozial - demokratischer Redner schilderte, wie sich die Polizei bei einer Haussuchung äußerst rücksichtslos gegen die krank im Bette liegende Frau eines Sozialdemokraten betrug. Die Junker lachten spöttisch dazu. Wir dürfen die gegründete Hoffmmg hegen, daß ber nächste Reichstag die Jnitiativ-Anträge wieder zu der Bedeutung emporhebt, die ihnen gebührt. Dann wird man auch Mittel und Wege finden, die verbündeten Regierungen zu zwingen, den Beschlllffen des Reichstages mehr Beachtung zu widmen als bisher geschehen ist. Man wird diese BeschMffe dann nicht mehr schweigend in den Papierkorb ver - senken können. Wir Deutschen brauchen eine Habeas -corpus- Akte, wie sie die Engländer haben. Die? berühmte StaatSgrundgesetz gewährleistet dem Englauder seine persönliche Freihett und man hört in England darum mich nichts von solchen polizeilichen „Mißgriffen'' wie bei uns. Kein Engländer kann ohne gerichtliche Uureriuchniig tu Haft gehauen weroen. i Die Schm» «ui »cc meichmfim-fahiste» r>e- 3u England werden Richter, Gefänguißanffeher l Vteich^raae» am ®4iu6 »er Monrnnsfipima xuud»tn und sonstig« Beamte, die der Habeas-eorpu8-?ffief86tfatt= in der Dar - stellung Sehr zu Unrecht Die ktttn'ilerisch dedeittendste Gestalt deS WeikeS ist ganz ohne Frage Franz von Moor. Franz ist überhaupt vielleicht ettie der besten Bühnenfiguren, die Schiller geschaffen hat Dieser Frane hat etwas Shakespeare'fches, Großsiigiges, das trotz aller unsympathischen, ja abstoßenden Ziege, aus denen ja die ganze Person rujiw.uneMgei.yi tft, in ber 5ummc ungemein iutereffiri und ergreift. Es ist die Psychologie, des Schlechten Soll das zum Äusdruck kommen, io' sKbört ein Künstler allerer«eit Ranges tn die Rolle des Franz. Gemeiniglich sieltt es aber grabe mit bei Be - setzung dieser Rolle recht naurig au#. Der sogenannte Intrigant spielt den Franz in der befawitc* Theater- bSsewichtS Manier mtt ipitngett Blicken und mit Gesten deS heimtückischen Schleichers. Daß man im Schauspiel - haus e von dieser Regel abgehen werbe, berste man von vornherein annehme». Dast et aber Schildkraut geistigen werde, eieen solchen Krrntz auf die Bühne zu stellen, konnte mau nicht erwarten, selbst wemi man schon lange ber Ansicht war, daß Schildkraut einer der Allerersten sst Scho» die Matzke frappirte. Aber sie lKt»oU6ä*i 1 x nur ba» ganze großzügige Bild, das der ttüitftler in feinst« Filigranarbeit hinterdrein betau»» hatte, die heutige Sitzung nrrbe ein sogenannter großer Tag werben; aber schwer enttäuscht werben bie Iribünen« besuchet hetmgezogcn sein, da sie nur ba« Vergnügen hatten, einige Male zu hören, welche Ramen die Ab - geordneten haben Da« Publikum hatte wohl erwartet, es werde rin großer Kampf darum mtsiehen, ob der Sntrag Aichbichler auf die Tagetzordnung der morgigen Sitzung gesetzt werden solle. Offenbar planten auch die Zollwuchneer, mit diesem Vorstoß den Umsturz ber Ge - schäftsordnung emittierten , wtnii nicht ein unvsrhet- geiehkneS Ereign iß emgetreteu, nämlich plötzlich die Be- schlußtinfähigkett de» Hause« festgestellt worden wäre. Tie Zollwucherer haben ohne Zweifel eine starke Majorität, wenn sie alle anwesend find; aber sie sind nicht da Ter baterische Öeritenbauer würde es seinem Abgeordneten nicht verzeihen, toeim et in der heimischen Kneipe sich am Gerstensaft labt, während in Berlin über die Gerstenzölle berathen wirb; wenn aber für den Bauer gleichgültige Dinge verhattdel! wtrden, Dann kann auch bet Abgeordnete zu Hause bleiben. So kam e» benn, daß fast bie Hälfte ber Abgeordneten fehlte. Da wäre es von ben Gegnern de« Tarif« unklug gewesen, wenn sie durch längere« Ber weilen und Abstimmen bie Sache vorwärts gebracht unb vor Allem 1« ermöglicht hätten, den erstm 'Gewaltstreich gegen bie Geschäftsordnung auf die Tagesordnung zu bringen. So viel steht fest, daß, so lange das HauS durch Feststellung der Beschluß- unfähigkeit auSetnander laufen muß, der Antrag nicht auf die Tagesordnmtg kommt Wenn er baun schließlich zur Berathung kommt, roir: er auch viel Zeit ver - schlingen, eine Woche wird utiudestcns mit der Erledigung der nöthigen Debatten und Abstimmungen vergehen halten sind, während diese doch nicht tu den „Ucbr- heus"-Paneien im Simic der bisherigen zollpoltttjchen Eutscheidtmgen gehören „Nack irtgetäbrer Schätzung waren gestern etwa 30 Mitglieder ver nationa;iibera!ee Fraktion anwesend: danach Haden die zollpolitischen „MehrheitParteien es gestern hit Ganzen auf etwa 130 amoq'ettde Mitglieder gebracht, und dies nach den stürmsschet' Vorgängen am Freitaa nach der Ein - bringung des Antrages auf Seitdentnr des Äerfalnens bei ber namentlichen Abstimmung unb in der Erwartung eines heftigen «ampfes am Schluß der gestrigeit Sitzuna über die Frage, ob dieser Antrag Aichbichler für heute auf bie Tagesordnung gesetzt werden sollten Danach könne man das geringe Man von Eiser würdigen, das bei den Parteien ber „Mehrheit" vorhanden sei Auch die agrarische „Deuffche Tageszeitung" sieht sich, obwohl sie bie Beschlußtm'ähigkeit der „Ob-t:uktion" der Linkm zitfchreibt, genöthigt zu dem Zmusttändniß: .Die Mehrheitsparteien waren ihrerseits s 0 schwach vertreten, daß sie für sich allem bu Beschlußsähigkeitsziffer nicht im Entferntesten zu erreichen vermochten. Daß die Soffaldemokraten gegebenenfalls obftruiren würden, war unbedingt vorMtszusebeA Wenn Angesichts einer derartigen Sachlage die Mehrheits- Parteien nicht im Stande sind, ihre Leute zusammett-