Rr. 287. Iß. Jahrgang. S x ■ V •-1! Das „Hambnracr Echo" «rscheiat täglich, außer Moiilag». Der RbonnrmcutSpreis (infl. „Die Reue Welt") beträgt: durch die Post bezogeu (Nr. deS Post- ataloaS 3278) ohuc Bringegeld vicrtelj. M. 3,60; durch die NolportSre wöchcntl. 30 4 frei in S HauS. Einzelne Nununer 6 4- Sonntags-Nummer mit illustr. SoioitagSbeilage „Die Reue Welt" io 4. Verantwortlicher Nedaktör: Gustav Wabersky in Hamburg. Dienstag, den Dezember 19V2. —l—IHM»! .... Anzeige» werden die scchSgespalleue Pctilzcile oder deren Namu mit 30 4, für den Arbeitsmarkt, VcrmirthuugS- und Familicnanzcigrn mit 20 4 berechnet. Anzeige» Annahme in der Expedition (bis S llhr Abends), tn den Filialen (bis 4 Uhr Nachmittags), sowie in sämmtlichen Aunoncen-Büreaus. Redaktion und Expedition: Fehlaudstrafte 11 in Hamburg 1. iTtltfll♦ End Lt. Pauli bei Carl Lementzow, Wilhelminenstr. II, pt. Slord-Lt. Pauli, (kiuiSbüttrl, Laugeufelde, bei Earl Dreyer, Margarethenstr. 48, Eiinsbüttel. Hoheluft, Eppendorf, tSrost-Bvrftcl und IsUlllllU» LtZintcrhude bei Ernst Großkopf, Lehmweg 5l, Eppendorf. Parnibek, llhleuhorst bei Theodor Petereit, Bachstr. IS, Barmbek. Lt. Georg, Hohenfelde, Porgfelde, Hanim, Horn und Tchiffbek bet Carl Ortel, Vaustr. S6, Vorgfelde. Hanimerdrook, PothcuburgSort, Billwärder und Veddel bei Rud. Fuhrmann, Zchtvabenstr. 33, Hammerbrook. Eilbek, Wandsbek und Hinschenfelde bei Franz Ärüger, Sternstr. 36, Wandsbek. Slltona bei Friedrich Ludwig, Burgerstr. 118, Altona. Qtteufeu, Vahrenfcld bei Johannes Heine, Erdmanustr. 14, Ottensen. am Dienstag, den 9. Dezember, Abends 8'/- Uhr. Ä. 4 ■ 'lä TagesiOrdnung: '.1 r.. Der Bevölkernng von Hamburg uns Umgegend soll Gelegenheit gegeben werden, gegen die SW" Unterdrnüung der Volksrechte .)iil!wttchermehrheit des ^»eichstages Protest zu erheben. vie sozialucinokratische Parteileitung. ♦ Barmbek, tin „Vittorill-Garttii", grosser Tool, Hoiiiburgersirosse. Eilbek, im „Meter Kosiiio", Woiilssbeker Khaiissee. Hamm, bei Wwe. Bleyer, Hammerlandstrasst rNothenbnrgsort, bei H. Saubert. Die Versammlungen finde» statt in folgende» Lokalen: : io Jacob’s „Tivoli", Ttseiidiiil>erhss 51. bei Schwass, NeilstUer^"tze 4143. ! Eimsbüttel, bei Haiiwachs, %rnWf. Harveftehnde, bei Wwe. Geveke, HohtW. Eppendorf-Winterhude, bei Buchholz, srüher Käsebier, Varmbekersir. 4. Uhlenhorst, bei Niemann, Miiisleiikilmp. Beddel, bei Hohenfeld, „Zur alten Wliriilkt". Bergedorf, in Baumanns Ktablissemeilt, Nklitstrgsjt. Wandsbek: in der „Harmonie" (Flachsbarth). für Dienstag, !>. Dezember, mch Schwaif’s Mal tinbmiim Metallarbeiter-Versammlung iß aas DievStag, 18. Dezember, verschoben. Hamburg I r Hamburg H? Hamburg III s Hierzu eine Beilage ParlmiicutariSmus, dic LolkSgesctzgcbuug und die ©Ojiiilbcmofirttie" zu schreiben hätte, würde er viel - leicht txiii Eintreten RiltinghansenS für die direkte Bolksgesehgelmiiq clivo-: weniger ablehnend gegenilber- steheu. Ein Referendum Hai kürzlich Iviederum in der AbstimmuugSvvrlage kaum vorhanden war und die Annahme zum Voraus als gesichert gelten konnte, aber keineswegs wegen llnwichtigkcit der Materie. Handelte es sich doch um erhebliche Verbesscruiig des Volksschulwcseiis. Die Verfassung von 1874 cmhält im Artikel 27 Mflenbe Bestimmung: „Die Kantone sorgen für gelingenden Primaruitterricht (Volksschul- miterricht), welcher ausschließlich unter staat - licher Leitung stehen soll." Auch ist den Kautoueu die Pflicht auferlegt worden, für ge - nügenden Primaruuterricht zu sorgen, ihn obligato - risch zu machen und in öffentlichen Schulen ohne konfessionellen Unterschied unentgeltlich zu ertheilen. Gegen Rantone, die dem nicht nachkämeii, iverdc der Bund entsprecheiide Verfügungen treffen. Es ist denn anch vielfach gelungen, in den ein - zelnen noch rückständigen Kantonen Fortschritte int Volksschulwese,i zu erzielen. Zwar wurde seiner Zeit ein AusführungSgesetz zu dem Artikel 27 durch st« Referendum verworfen, weil man davon eine zu der Zrutralgewstl, in die ist t>k ‘ i*n^ b ^ a " bigfeit befürchtete. Gleichwohl 2b bÄST Volksschule durch Sautongesetze ... dlb" das Beditrfiiiß und Ve.lm.gut nach einer näheren Besttmmuiig über das, was a». I Primarnnterrichl fei, machte sich iume, 'lebbafte! geltend und schließlich mnrbe die Ansicht daß eine finanzielle UiiterstühnNg der Volks- ■ W . schule durch den Blind dieselbe am besten fördern starke Opposition gegen bie । luetbe, ohne einen neuen politischen Kampf z» ent« Ein Neferendnm. Neferendnm! Wie erfrischend bedeutsam das Wort in den heißen Kampf hineiutönt, der gegen - wärtig im Dentschen Reichstag tobt! Wo das Re - ferendum obe.ste Instanz bei Legislatur ist, die direkte Gesetzgebung durch das Volk eingeführt ist, wie das sozialdemokratische Programm verlangt, da ist es ausgeschlossen, daß eine in s Wuthschafls- unb polnische Leben so lief einschneidende Reaktion Wie dieser unglnckielche Zolltarif durch deu Geschäfts- ordnungvitnisturz enter Parlaments,uehrheit, die noch dazu eine Psendomehrhe.t ist, da sie „iu eine Minder - heit der Bevölkerung hinter sich hat, dem Volk auf- gezwungen wird. Ein Referendum iiber den Zolltarif würde die kommende Reichstagswahl sei,, und eben diesem will das ReaktionSkartell bei. Wucher- tarif entziehen und die Beute vorher einheimsen und iu Sicherheit bringen. Wem, Genosse Kautsky gegenwärtig sein 1893 erschienenes Buch „Der Schweiz stattgefunden. Es bat außerhalb der kleinen Republik wenig Beachtung erfahren und auch die Betheiligung der Slimmsühigen war eine schwache, I aber nur, weil eine starke Opposition aeaen bn ' fachen. So kam endlich durch den einstimuiige» Beschluß beider Räche der Bundesversammlung (Na - tionalrath ttttb Ständerath) die Abstimmtitigs- vorlage zu Stande, wonach der Bund an die Kantone Beiträge zu leisten hat, „zur Unter - stützung in der Erfüllung der chnei, auf dem Ge - biete des Primär, mterrichtS obliegenden Pflichten''. Tian nimmt an, daß die Jahresleistung des Bundes über 2 Millionen Franks beträgt, die für folgende Zwecke zu verwende» sind: Bau resp. Um« bau von Schiilhäusern, Anlage vou Tnrichallen und Turnplätze,, und Auschaffiutg von Turugeräthen, Errichtung neuer Lehrstelle», Ausbildung von Lehr - kräften, Aufbessermig der Besoldungen und Ruhe - gehälter von Lehrern, Anschaffung von Lehrmitteln, unentgeltliche Abgabe von Schulmaterialien an die Kinder, Nachhülse in Ernährung und Bekleidung armer Schulkinder, Errichtung besonderer Klassen für Schwachbegabte und Förderung des Fortbildungs- schulweseuS. DaS Ergebniß des Referendums war trotz schwacher Betheiligung ein recht schönes. Gegen die Zahl der amtehuienden Stimmen mit über 250000 waren es kaum 80 000 verwerfende Stimmen, und das Merkwürdige daran ist, daß alle Kantone und Halbkantone, den einzigen Halbkanton Appenzell- Jnuerr Hoden ausgenommen, mit Ja gestimmt haben, also auch die konservauv-katholischen. In einem gesunden politischen Milieu gewöhuen sich auch die Obskuranten an das Licht und schätzen seine Vorzüge — analog der Zoologie — wogegen in finem reaktionär-muffigen Gemeinwesen die Finsterlinge immer lichtscheuer werden und auch Andere anstecke». Als eine großartige Kundgebung für die Volks - schule, sagt ein Korrespondent der „Freis. Ztg.', wird man das Abstimmimgsergebniß atiffaffen dürfen, würdig des Volkes, das Pestalozzi den ©einigen nennt. Welch ein beschämender Kontrast für das große Deutsche Reich, wo es noch Gegenden und ganze Länder giebt, von denen noch kürzlich Bebel im Reichstage zur Begründung des sozialdemokratischen Antrages auf Verwendung von 100 Millionen ans den Zollerträgm'ffen zur Förderung des Volksschnl- wesens konstatiren mußte, es fehle im Volksschnl- wesen an Allem, was nothwendig ist; lvo eS mehr als einen Schnlpatron giebt vom Schlage des Lber- stalljunkerS in Trakehuen! Bon der Weltbühne. Die tHerfU’tosthiflung der Minderheit wird au, Dienstag in, Reichstage fortgesetzt werden. Ter jetzt zur Eutscheidimg stehende AntrogGröber zeigt, dis zu welcher Höhe diiS Unrecht, das mit der lex Aich- bichker begonnen hat und mit dem Anträge Zardorff fort - gesetzt worden ist, sich erheben kaun Mieden Menschen, in dem daS Rcchtsgcsühl nicht ganz erstickt ist, muß ein Gefühl der Empörung überkommen, ganz gleich welcher politischen Richtung tr angehört Wenn irgendwo, so ist hier daS Wort vou, Fluch« der bösen That angebracht. Zutreffend bemerkt die „Vosi. Ztg.": „Hat eine gewaltthätige Mehrheit eimnal nach dem Grundsatz gehandelt: „Macht gebt vor Recht", so giebt eS keinen Hall mehr auf dieser Bahn, sie geht vorwärts über die Trümmer deS Rechts, btS mchtS übrig bleibt als dic imvcrhüPe Willkür. Erschreckend ist die Leichtigkeit, womit die nationalliberale Fraktion sich dazu hcrgiebi, affe Schutzwehre» z„ zerstören, die für die Minderheit im Parlament geschaffen sind. Ter Antrag Kardorn, der die ordnungsmäßige Prüsting dcS Zolltarife verhindern soll, ist dem n.rchdrücklichstcit Widerspruch bei Mitgliederii der nattonallibcralcn Partei im Lande be - gegnet, die durch daS Geschrei gegen den Umsturz die Stimmt des Gewissens nicht übertönen lassen. TaS gesunde RcchtSgcfühl hat sich in Kundgebungen wie der des Kammergertchtsraths Karsten mit elementarer Gewalt bethätigt. Aber dieser Anttag Kardorff-Bassermann ist für das öffentliche Leben, so beispiellos er erscheint, noch nicht so folgenschwer und verhängnißvoll wie der neue Antrag Gröber-Bassermann, der an die Stelle dcS verbürgten Rechts die nackte Diktatur einer einzelnen Person stellt." Kon den ant nationailiberalen „Münchener Neuesten Nachrichten" wird der Antrag Gröber also gekennzeichnet: „Wir können diesen Antrag nur als eine rohe Vergewaltigung des Pari am „tariSmus bezeichnen. Tab die Zulassung eines Redners zur Geschästsordnung von den: Eruiessen ors Präsidenteii abhängig gemacht werden soll, ist eine o » n g c h e n c r - licht Forderung, daß wohl keine Volksvertretung, die in ihrer eigenen Achtung nicht a,,f ein b e k l a g c n S w c r t h e s R i v e a n h e r a b g e st i e o e n ist, sich eine derartige Bevormundung gefallen lassen würde. Der Auttag ist gestellt nach der von der Rechten, auige- gebcncn Parole: Der Bestie den Zaum an legen." Die .,Bestie* ist in den Augen de, augenblicklichen Mehrheit die Z o l l o p p o f i t i o n. Aber was ihr setzt aiuzethmi werden soll, um sie für einen spezielle» Zall in brutaler Weise mundtodt zu machen, das richtet sich gegen daS Wesen und Grundprinzip einer Vo lksvertretung überhaupt Man kann vor dem Muth, der in einem solchen Anttog liegt, nur ent - setzt z u r ü ckw e i ch e tt. Man muß aber auch staunen vor der p o l i t i s ch e n S u r z s i ch t i g k e i i, die sich darin auSipricht. Wissen denn die Anttagsteller nicht, wessen Geschälte sie mit ihrer Knebelung ber Siebe» srciheit betreiben? Wenn es nicht ein so gcfShr» l i ch e s Spiel wäre, daS stier mit einem kostbaren Gut unseres Volkes gespielt wird, so könnte man fast