17. Jahrgang. Sir. 46. Hamburger Echo. Das „Hamburger Pcho" erscheint täglich, außer Montag-. Der AbonuemeiitSpreiS (inf(. „Die Reue Welt") beträgt: durch die Post bezogcu (91r. dcS Post- katalogS 3412) ohne Bringegeld biertelj. 3,K0; durch die Kolportöre wöchcntl. 30 4 frei in s &nii8. Einzelne Nnmincr 5 4. SonntagS-Nununer mit iUnftr. Sonntagsbeilage „Die Reue Welt" 10 4. Verantwortlicher Nedaklör: tttustav Wabersky in Hamburg. Dienstag, den 24. Aebrnar 1903. Anzeigen werden die sechSgespallene Pctitzcile oder deren Raum mit 30 4, fiu den Arbeitsmarkt, VermiethuugS- und Fainilienanzeigen mit 20 4 berechnet. Anzeigen-Aunahme in der Expedition (bis 6 tthr Abend»), hi den Filialen (bi« 4 Uhr Nachmittags), sowie in sämmtlichen Annoncen Biireaus. Redaktion und Expedition: Fehlandstrahe 11 in Hamburg 1. ♦ Lüd Lt. Pauli bei Carl Lementzow, Wilhelminenstr. II,pt. Stord-Tt. Pauli, EiiuSbüttel, Laugeuselde, bei Carl Dreyer, Macgarelheilstr. 48, Eimsbüttel. Hoheluft, Vppeudorf, «roh-Porstel und JlllUini. Wiutcrhudc bei Ernst Großkopf, Lehmweg KI, Eppendorf. Barmbek, llhleuhorst bei Theodor Petereit, Bachstr. 12, Barmbek. Tt. Georg, Hoheufelde, Borgfelde, .Hamm, Hör» und Lchtflver bei Carl Ortel, Baiistr. 26, Borgfelde. Hainmerbrook, SiothcuburgSort, Billmärder und Veddel bei Rud. Fuhrmann, Schwabenstc. 33, Hammerbrook, (»ilbek, Waudöbek und Hiuschcufelde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbek, illtoua bei Friedrich Ludwig. Vürgerstr. 118, Altona Etteusen, Bahreufeld bet Johannes Heine, Erdmannstr. 14, Ottensen. Hierzu eine Beilage. Der Paradegaul des Zentrums. ii. Wir haben int porigen Artikel nachgetvicsen, wie das Zent rum seine Versprechungen gebrochen hat und selbst immer bemüht war, seinen Antrag zn bei schlechtem, bis von bei» Antrag eigentlich nur noch das bestand, was dem Fiskus die steigenden Einnahmen aus den Lebeusuiittelzölleu garautirt, auch wem, durch reiche Ernten ein erheblicher Rück - gang in der Einfuhr stattfindet. Aber halten wir uns einmal an die Rechnungen der Zentruinsleute. In Nr. 250 der „Germania" hatte ein Zentrums« fiuanzmanu auf Grundlage der Eiufuhrzifferu der Jahre 1897 bis 1901 ansgerechnet, daß wenn in diesen Jahren die Zollsätze der Kommissionsbeschlüsse gegolten hätten, jährlich M. 72 799 649 abzüglich 4 pZt. Erhebnngskosten für die Wittwen erzielt worden wären. Er hatte den Antrag Trimborn insoweit berücksichtigt, als er die Zölle für Gerste, Hafer, Butter, Eier und Käse gestrichen hatte, aber die vor geschlagene Finanzregnlirnng der Reichskasse hatte er außer Betracht gelassen. In Folge der Annahme des Antrages Kardorff, ivonach die Roggen- und Weizeuzölle um 50 4 herab - gesetzt wurde», sind Jk 10 119 367 in Abzug zu bringen, so daß nach dieser Zeutrumsrechnnug noch M. 62 680 282 Mimis 4 pZt. Erhebnngskosten, also noch M. 60 173074 übrig bleiben würben. Wenn wir mit dieser Stimme die in der Kom- missioii von Trimborn ausgestellte Rechnung machen, Würben Wir nach Ablauf von fünf Jahren statt des Fonds von 487 Millionen, einen solchen von 321 Millionen haben Er kann also nur noch mit einer Zinseinnahme von 11 */< Millionen, statt mit 17 Millionen rechnen. Der durchschnittliche Jahres- liberschnß ist durch die Zentrumsanträ'ge aus 60 Mill, herabgebracht, so daß höchstens noch mit 71'/« Mill, gerechnet werden sann, wovon ein erheblicher Theil abgesetzt werben mußte als Deckung für bie Schwan - kungen, die durch Fixirimg der Reichseinnahmeii enl- hirrvüli. ggriz aoüelehen,^.h1eÜ!T iunger eine Verringerung der Summe, mit der Trimborn in der Kommission rechnete, von 36 :i /< Millionen Mark. Diese hatte das Zentrum durch seine Anträge den Wittlveu und Waisen entzogen. Da Trimborn nach seiner ursprünglichen Rechnung neben den 108 Mill. Mark ans Zolliiberschiisseu und Zinsen mit 108 Millionen Mark Beurageii rechnete, so hätte mau erwarten müssen, ooß er nun die Beiträge um 36'/« Millionen erhöhen wolle. Aber die Sache kam anders. Inzwischen hatte man sich erinnert, welchen Lärm die Haie rischen Bauern gegen die Beiträge zur Juvalideuversichernug gemacht haben, und wenn nun das Zentrum diesen Bauern noch höhere Beiträge anfeilegte, daun könnten in Baiern mehr Baiier«stimmen verloren gehen, als durch die Wittwen- und Waiseuversicheruug an Arbeilerstimmen eingefangen werden. Trimborn selbst wurde verurtheilt, die ivild werdenden Bauern wieder einzusaugen. Er entledigte sich seiner Aiis- gabe, indem er am 21. November 1902 bei Be- rathuug des § 11 a folgende Ausführungen machte: „Meine damaligen Betrachtuugeu (in der Zoll - tarifkommission) waren selbstverständlich ganz un - verbindliche ElWägnngen eines einzelnen Abgeord - neten; ich habe mir und auch der Kommissiou ein« mal ein konkretes Bild der künftigen Aiisgestaltuiig vorfiihrrn wollen. Ich habe damit selbstverständlich in keiner Weise erklären wollen, daß in dem künftigen Gesetze, ivelcheö bis zum 1. Januar 1910 in Kraft treten soll, mm auch unter allen Ilm- siäuden Beiträge für die Wittwen- und Waisen - versorgung seitens bei Arbeitgeber ooer Arbeiter vor- ziisehe» seien. Das habe ich tu keiner Weise zum Ausdruck bringen wollen und Janel) thatsächlich [43] (Nachdruck v-rton-n.) Haus im Glück. fliiHioiiltisittHliom«« vmi K11101 f i r sd| i r r 4=3 H r«(SfrHlbHig) In einer benachbarten Straße hatte er Frau Freudenbergs Stimme Vernommen Fuiu ersten Mal batte er in dieser ivegend Dienst. Bon keinem seiner älteren Kameraden war seine Uiterfatjrenbcit gewarnt ober darüber aufgeklärt worden, daß Fran Frenden - berg fast immer schrie, und das; es zn den gefähr - lichsten Thorheiten gehörte, sich in ihre kriegerisch« Nähe zu begeben. So war er bei ihren Hiilfenrfen aus atlgemeinem, menschlichen Mitgefühl und be - sonders aus Pflichtbewußtsein in aller Harmlosigkeit herbeigeeili und bräunte nun vor heißer Begierde, irgend ein. Verbrechen 311 verhindern oder sonst irgend - wie das Ansehen des Gesetzes auf recht wirkungsvolle Weise 311 wahren. „War- vergreifen Sie sich an dieser Frau?" herrschte er den .Kandidaten in schneidigem, noch vom Kasernenhofe her gewöhnten Amtston an. „Vassen Sie die Fran los! Was haben sie überhaupt hier zu suchen?" Johannes war über dieses imcrlvariete Miß - verständnis; der von Sott eingesetzten Obrigkeit zu - nächst sprachlos. Bei Frau Frendenberg Ivar diese Wirkung nicht eingetreten. Sie fuhr fort: „Hülfe, Räuber, Mörder" an schreien, obwohl sie der Anblick des strengen Schutzmannes einigermaßen ernüchtert hatte. „Mein Geld ist weg." klagte sie. und als der Schntzmaun fragte, wie Viel e-5 gewesen sei, und wo sie es aufbewahrt habe, wies sie weinend narb den, ans- gerissenen und durchwühlten Schrank. Mit scharfem .Vriminalblick erkannte der junge Beaiute nicht nur, daß dec Schrank in Unordnung gebracht war, er bemerkte auch das Goldröllchen in den Händen des Kandidaten, und rasch entschlossen stellte er sich so in die Thür, daß er den Ausgang mit seinem Leibe sperrte. Richt anders, als über seine Leiche ive^ sollte der Verbrecher entfliehen können. 318 in keiner Weise zum Ansbinck gebracht. Ich muß im Gegentheil sagen iinb hier erklären, daß im Kreise meiner Freunde lebhafte Be - denken obwalten, die Landwirthschaft und das Handwerk mit neuen Beiträgen für Wittwen- und Waisenversorgung zn be - lasten." Mit seinem Anträge strich Trimborn schon 361/4 Millionen von dem Betrage für die Wittwen- versorgung und mit feiner Rede noch 108 Millionen Mark. Und ans den verbleibenden Rest wurden noch die Risiken des Reichssinaiizetats ans den schwankende» Ernten abgewälzt. Trotzdem schreien die Zentriinislente laut in's Land hinaus, daß sie eine Wittwen- und Waiseuversorguug geschaffen haben. Was kann man beim noch aus den im glücklichen Falle verbleibenden Tl’/r Millionen Mark ben Wittwen bieten? Untersuchen wir zunächst bie Zahl bei zn unterstützenden Wittwen. 1890 wurden reichlich 2 200 000 Wittwen im Deutschen Reiche gezahlt. Deren Zahl wird entsprechend dem Zu - wachs der Bevölkerung 1910 aus über 2 530 000 augewachsen sein. Von 100 Wittwen werben riiiib 52 Arbeiterwittwen sein. Demnach werden 1315000 Wittwen zu unterstützen fein. Zu je 10 Wittwen werden noch 17 Waisen im Alter von unter fünfzehn Jahren vorhanden sein; es koinmen also noch 2 235 500 Waisen hinzu. Das ergiebt also 3 550 500 unterstiitznngsbediirftige Personen. Vertheili man unter diesen die im glücklichen Fall zur Verfügung stehenden 71'/« Atilliouen Mark, baun kann jede Person rund 20B!ark pro Jahr erhalten, Wobei noch fein Pfennig für VerwaltuugSkosteii gerechnet ist. Rach Trimborns Angabe ist ein Sechstel aller Wittwen ans Aruienunterstiitznng angewiesen. Nehmen wir au, das Zentrum wolle nur diese berücksichtigen. Dann kämen 422000 Wittwen mit mindestens 817 000 Waisen in Betracht, von diesen könnte jede Person M. 57,50 erhalten. Von M. 172,50 jährlich ober M. 3,32 wöchentlich wird eine Wittwe mit zwei Kindern nicht leben können. Auch keine Armenkasse wird eine so geringe Summe einer hiilflose» Wittlve bieten. Da das Armengeld höher ist, wird die Armenkasse auch ferner unterstützen müssen, sie wird ab£i big Betrage aus bei Witliven- uub Waiseuversorguug aurechneu. Die Wittwe konimt also nicht von der Armenkasse los. Sie hat nur nicht mehr, wie bisher, ihr Geld nur vom Arnien- psleger abznholen, sondern zwei Wege zu machen. Einmal nach der Post, um bie Reichsunteistützung zn holen, und bann nach beut Armenpfleger, tun Armennnterstiitzung in Empfang zn nehme». Sie hat aber keinen Pfennig mehr nnb ist auch von beui Odium der Armenpflege nicht be - freit. Den einzigen Rutzen haben die Gemeinden, deren Armenlasten etwas erleichtert weiden. Um bie Armenlasten der Gemeinden um 70 Millionen Mark zn erleichtern, soll aber das Volk seine Lebens- mittel um 600 Millionen Mark theurer bezahlen. Diese Verthenernng der Lebensniittel wird auch die Gemeinden direkt treffen uub tiibireh badurch, baß viele Leute, bie sich jetzi eben ohne Armengeld dnrch- hiingern, dann gezwungen sei» werde», ihre Zuflucht bei der Armenkasse zu*suchen. Der Zugang zur Arineukasse wirb barmn wohl erheblich größer werden als die Erleichterung,durch den Reichsznschnß zur Witliven- und Waiseniinferstütznug. Was aber werden soll, wenn der Getreideban mir in» wenige Prozent steigt und dadurch bei ganze Fonds für Wittwen- und Waisenversorgung verloren geht, sagen die frommen ZentrunislenW nichr In vollem Brustton wirb dieses wunderbare Stück katholischer Finanzpolitik als eine soziale Großthat gepriesen. Dian hält die Arbeiter für biuiim genug, daß sie die infame Gaiikelet nicht durchschauen. Die folgende Probe mag als Beweis dienen. Am 12. Januar b I. sprach der ultramoiitane Reichs- lagSabgeorbitete be Witt in Krefeld in einer Volksversammlung und sagte nach einem in der „Riederrheiuischen Volksztg." veiöffeiitlichten steno - graphischen Bericht wörtlich Folgendes: „Um so verwerflicher war aber die Haliung der Obstruklionsparteien, wenn eS ihnen um das Jiiieresse der Sirbeiter zu thun ist, als es dank dem energische» Eintreteii des Zentrums gelungen ist, bei Gelegenheit der Verabschiedung des Zolltarifs unserer Arbeiter- w 0 h 1 f a h r t s g e s e tz g e b u » g die längstersehnte Krönung in der Wittwen- und Waisen - de r s 0 r g u u g zu verschaffen, welche aus d e n M e h r - ertragen der G e t r e i d r zölle bewirkt werden soll. Bis zmn Inkrafttreten eines Gesetzes über die Wittwen- und Waisenversorgnug werden diese Mehrerträge für Rechnung des Reiches augesainmell und verzinslich angelegt I Tritt dieses Gesetz bis zum 1. Januar 1910 nicht in Straft, so sind von da ab die Zinsen und ein - gehenden Mehrerträge den Juva lidenversicherungsanstallen zum Zweck der Wittwen- und Waisenversorgung zu über - weisen I Zunächst also wird ein Reservefonds gebildet werden, dessen Zinsen nebst den Eingängen aus den Getreidezölleu den Wittwen und Waisen zugewendet werden. Es werden jährlich etwa 55—75 Millionen Mark nöthig sein, wenn die Wittwen etwa ,H. 80, die Kinder M. 50, eine Familie durchschnittlich M 280 erhalten sollt Was warmherzigen Philanthropen und Sozialpolitikern als unerreichbares Ideal einer sozialpolitische» Gesetz - gebung vorgeschwebt hat, Hai mit dem § 15 des Zoll - tarifgesetzes Leben und Wirklichkeit gewonnen l' Erstens ist es unwahr, daß baS Gesetz schon besteht, beim es soll erst zum 1. Januar 1910 ge - schaffen werden, was wohl nur geschieht, wenn wirk - lich Gelber übrig bleiben. Zweitens ist eS unwahr, daß eine Unterstützung von AL 80 au Wittwen und AL 50 au Waisen mit 55 bis 75 Millionen Mark geleistet werden saun; hierzu wären ohne Vcrwal- tmigSfüfteii mindestens 217 Millionen Mark erforder - lich. Und Drittens dichtet der Zeiitrnnismanii durch - schnittlich jeder Wittlve vier Kinder an, um die Sniuiue nicht gar zn kläglich erscheinen zn lassen. Diese wenigen Streiflichter werden genügen, um zu erkennen, daß der Paradeganl des Zentrums eine Viiistersaininliing von Fehlern und Krankheiten ist. Da aber das Zentrum dieses Stück für seine beste Leistung auf dem Gebiete der Sozialresorm hält, kann mau hieran ermessen, Ivas baS Andere werth ist. Bon der Weltbnhne. 'lug Som .Jtpqwqgi;, Februar. Henie hatte der Reichstag das Vergnüge», de» mekteu- burgjscheii Buiidesrathsbevollmächtigteii reden zu höre» Er hatte sich zmn Wort gemeldet, mit zu erklären, daß er ans die Anklagen, die unser Genosse Herzfeld und Dr. Pachuicke gegen die meklenburgifche» Zustande er - hoben habe», nicht antworte» wolle, weil die Fragen nicht zur Kompetenz des Reichstages gehöre». Das hatte Rettich auch schon gesagt Rettich brachte blos als Entschuldigung vor, daß er voriges Jahr schon Über denselben Gegenstand gesprochen habe, und doch nicht in der Luge sei, nun schon wieder zil reden Was er wußte, hat er damals schon gesagt, und Neues hat er in dem verflossene» Jahre nicht gelernt. Eine merkwürdige Debatte entwickelte sich beim Erat des Statistischen Amte? Gras 51 a n t tz scheint mit einem neuen Projekt schwanger zu gehen. Vorläufig beklagte er sich Über die Handelsstatistik, in der die Ausfuhrwerthe für Eisen, KokeS u. s. w. höher angegeben seien als die Preise, für welche die Syndikate diese Waaren im Aus- lande verkaufen. Diesen Theil seiner Rede will er wohl bet der am Donnerstag beginnenden Kartelluntersuchnug Verwenden Sein nette» Projckt wird selbstverständlich agrarischer Natur sein. Er spielte die Kassandra und fragte, was aus der Getreideversorguug Deutschlands werden solle, wenn Deutschland in einen Krieg ver - wickelt rind die Zufnhren abgeschnitten werden. Hätte irgend ein Snberiiemcntater diese Frage aufgeworfen, bann könnte man sie als erste Ankündigung einer neuen Flottenvorlage anffassen; da« ist aber bei Kanitz ausgeschlossen. Recht hat er, daß Deutschland in die größte Verlegenheit kommen könnte, wenn die ge - schilderte Gefahr eimräte. Aber die Möglichkeit wäre nur denkbar, wenn wir Krieg aleichz itig mit Rußland, Frankreich und Großbritanieit führten. Was an schlimmen Zuständen denkbar ist, haben aber grade die Agrarier ge - schaffen Ihre ganze Politik war immer daraus gerichtet, die Getreidevorräthe in Deutschland auf das denkbar kleinste Minimum herabzudrncken. Die Verbote des Terutinhattdels in Getreide, der Kamps gegen die ge - mischten Transitläger, die Beseitigung der Zollkredite ?c. hatten doch nur bett Zweck, die Getreidevorräthe ans Deutschland fernzuhalten. Hal der Getreidehändler Zoll - kredit, dann wirb er auch bann (betreibe nach Deutschland bringen, wenn die augenblicklichen Preise in Deutschland wenig Nutzen versprechen Sind die Frachtsaye billig, daun nutzt er die günstige Konjunktur des Frachten - marktes aus in der Hoffnung, daß die Preise sich in Deutschland so gestalten, daß er schließlich den Profit, den dieAnsiuttzung der Frachteukonjiinktureu ihm bringt, ausnutzen saun. Muß er aber bas Getreide gleich ver - zollen, bann fressen bie Zinsen für ausgelegten Zoll bie an ben Frachten gemachten Vortheile weg. Ist Graf Kanitz entsthast um bie Zukunft Deutsch- lanbs besorgt, bann möge er nur das Verbot des Terminhaudels mit Getreide au? dem Börsengesetz, die Beschränkung der privaten gemischten Trausitläger und die Aufhebung der Zollkredite aus dem Zolltarisgesetz streichen, und er wirb es halb erleben, baß sich bei günstiger Lage bes Frachtenmarktes hiureichenb Getreide- vorräthe ansanimeln. Dieser Ausweg wäre aber bie Zerstörung ber ganzen Erfolge der Herren Grafen Kanitz und Schwerin. Wir vermuthen daher ein ganz anderes Projekt. Weim Kanitz Projekte macht, baun sind es solche, die eine Steigerung der Getreidepreise bringen sollen. Ter Kassandraruf wegen einer drohenden Gefahr hat wohl den Zweck, das Reich zu veranlassen, alle erreichbare» Vorräthe aufzukausen und sie dem freien Verkehr zu eittzieheu. Aus ein Jahr müßte das Reich sich doch rüsten und acht Millionen Tonnen Roggen, fünf Millionen Tonnen Weizen und sieben Millionen Tonnen Hafer auskause» und auf Lager nehmen. Schon bie Anfkaufveriode würde Kanitzpreise bringen Solche Quantitäten b.tu freien Verkehr entzogen, würden eine Jahre lange Nachfrage und Hoh Preise halten Die Steuerzahler hätten nicht blos tue Gelder für den Auflauf auszubringen sondern sie hätte» Jahrzehnte laug theures Brot, und alles Geld würbe nur hergegebe», um ein Verhältniß zu schaffen, welches das Reich umsonst haben könnte, wenn es bie oben genannten agrarischen Gesetzbestiunnnngen aufbeben würbe. Es wäre gut, wenn Graf Kanitz angeben würbe, wie viel nach seiner Meinung bie Grundbesitzer dabei profitiren Vielleicht wäre es billiger, wenn ben Junker» bie Summe direkt gegeben würbe Et» Allies hat bie Kanitz sche Rebe In ber- jclben wirb offen zugegeben, baß bie Junkerpolitik grabezn gemeingefährlich ist unb Wirkungen haben kann, die. wenn sie bewußt herbeigefnhrt werben, verzu stelle A hnlichkeit mit Hoch- unb Lanbesverrath haben. Genosse Südeknm regte an, ob es nicht an - gebracht fei. im Jahre 1905 bie Berufs- unb Gewerbe- lählniig zu wieberhole» Will bie Gesetzgebung nicht im Dunk ln tappen, bann müssen solche Darstellungen, wie sie diese Zählungen ergeben, in bestimmten Perioden wieberholk werden; erst bann saun man bie Richtung und die Schnelligkeit unserer wirthschafllichen Eiikwicklnng erkennen. Gras P 0 s a b 0 w s f 11 erkannte die Nützlichkeit au, meinte ab<.r, mau müßte Rücksicht aus die Fmauzlag: br» Reich.» nehmen. Die Zähinng btS Jahres Ibtiö habe * 3 120 000 gekostet: wenn man bieje Summe auf den zehnjährigen Zeitraum vertbeift, baun kommt auf jedes Jabr M 312 000 9hm möge sich Gras Posa- dowSkn einmal bei dem preußischen Minister des Innern, dem Kriegsminister n f. w erfunbigen, welche Summen in diesen Refforts für Spionage und Svitzeldiettste auSqegeben werben, unb bann ben Wertb ber erlangten Resultate vergleichen mit dem Werth ber Resultate der Berufszählung Wenn man die Resultate der Spivelforschung schwarz auf weiß hat, bann sind sie höchstens geeignet, bie Regierung lächerlich zu machen, wie die Denkschrift zinn Zuchthausgesetz bewies Will mau Rücksicht auf bie Finanzlage nehmen, baun nehme man die Gelder aus dem Spionen- unb Spitzelfonds unb veranstalte bafür bie Zählung. Wenn einige Huuberte von ben aus biesetu Foubs unterhaltenen Lumpen aus Roth zu ehrlicher Arbeit gezwungen würben, baun kann bie Gesellschaft dabei nur gewinnen. Aber auch bei bim Staatssekretär bes Auswärtigen Amtes könnte Graf Posabowsku einmal nachfrage», ob er von den im Kapitel tz Titel 3 verzeichneten M 600 000 zu geheimen Ausgaben nicht etwas entb. breit sann. Muß bas Reich sparen, bann mag eS einige Lumpe weniger unterstützen. Daß ,H 312 000 'ür Kulturaufgaben nicht zu erschwingen sind bei einem Etat von mehr als zwei Milliarden Mark, wird kein Mensch ernstlich glauben. ES folgte baun noch eine Auseinandersetzung über bas von Jastrow begründete Crgatt der „Arb itsmarkt" unb ein Scharmützel zwischen unserem Genoffen Hoch unb Freiderrn Heyl zu H er r » s h e i m über bie Frage, ob Heul seinen Arbeitern das KoalitionSrecht ge - währt. Als diese Titel erledigt waren, trat Vertagung ein. Als Termin für die NeichstagSwahtr» werben jetzt in verschiedenen Blättern der 4. unb ber t>. Juni genannt. DaS wäre ber Donnerstag ober ber Sonn - abend der Pfingstwoche. Wir habe» schon auSeinander- geietzt, warum wir die Wahl dieses Terinins für un - wahrscheinlich halte». Ein Kleinkrieg gegen den Bund der Land tvirthe scheint in den Kreisblättern eröffnet zu guter Schutzmann war er gewillt, nöthigen Falles sein Leven für die Erfüllung des Gesetzes zu lassen. Mit nnlievenswürdiger, barscher .stürze fragte er den Verdächtigen nach Ramen, Stand und Wohnung, Aber eben, als Johannes gehorsam antwortete: „.Kandidat der Theologie und finabeitlebrer," tauchte Dr. Keftelers höhnisehes Antlitz hinter dem Schutzmann auf. Er war grabe Vom Amt nach Hanse gekommen und durch den neuartigen Lärm in das Hinterzimmer gelortt worden, wo er nun beim Anblick des ihm zu. fällig betannten Schutzmannes sogleich thatkräftig in die Berbandlung eingriff. „Eine Heine llugenanigkeit liegt Herrn Noahs Angabe z« Grunde," sagte er. ..Er ist nicht mehr Knabenlehrer, sondern war es nur bis vor Kurzem, ist aber jetzt au» seiner Stellung entlassen, also stellenlos." Der Srlmtzmann zeigte vor dein guigekleideten Diener der Gerechtigkeit Weit mehr Ehrfurcht, als er dem uneleganten, verregneten Diener der Fröminigkeit entgegen gebracht hatte. Uuterthänig fragte er: ...Herr Doktor kennen den Herrn „Jawohl! Ich wohne hier im Hanse." „Die Frau hier behauptet beraubt zu sein. Ist Ihnen zufällig bekannt, ob sie in diesem Schranke Geld anfbclualjrt fiat?” „Sie hat cs von jeher ziemlich offenherzig er zahlt, so das; wohl Jedermann im Hanse den Auf belvafnnugvort ihres Vermögens genau kannte." Tas genügte dem freudig bewegten Schutzmann. In der sicheren Hoffnung, einen vorzüglichen Fang zu machen unb damit den ersten Schritt auf ber Leiter zmn Polizeipräsidenten zu thun, legte er dem noch ganz fassungslosen Kandidaten die Hand auf die Schulter und rief: „Im Warnen des Gesetzes l Sie sind verhaftet! Ok'ben Sie da? Geld her, das Sie in der Hand habenl" Vergeblich betheuerte Johannes, dies Geld als Vorausbezahlung für vierteljährlichen llnterricht er - fassen zn haben. Dem Stellungslosen wurde der rechtmäßige Besitz einer solchen Summe nicht geglaubt. Vergeblich erklärte er, daß er bei armen Iran auf ihre Hiilferuse habe beifpringen unb ih> das Geld als Darlehen trabe bringen wollen Der Schutzmann lackne höhnisch und schnitt ihm das Wort ab. „Ihre Vertheidigung können Sie bei dem Herrn lintersnckuingsrichter vorbringen," versetzte er spöttisch. „Micki geht das nichts au. Ich baue mit meiner ge - nauen, vorsichtigen Vernehmung schon tnehr als meine Pflicbt gethan, nachdem ich Sie vorhin auf frischer That ertappte, wie Sie bie alte Fran zu Boden drück - ten. Mammen Sie mit i“ Johannes erzählte, daß er setzt eine Stunde zu ertheilen habe und dann seine Berlovuttg feiern müsse. Der Schutzmann fand da-- Beides Völlig belanglos und schleppte ihn mit sich Frau Freudenberg war nüchtern genug gc worden, nm die Tragweite des fchlimnten Verdachts ;u ermessen, der auf Johannes gefallen war. Aber sie that niebt«, das Mißverständnis; anfznklären. Sie schwieg in ber dunklen Hoffnung, auf diese Weise Vielleicht zu einer kleinen Entschädigung für all" ba? Geld,;n gelangen, das sie an dem Bettelpack, und be - sonders an beut hungerleidetiiwen Jbeotoge» zugesetzt hatte. Herr Dr. Ketteler schwieg ebenfall«, al : Roah ab geführt wurde, tir zuckte mit keiner Miene nnb hatte z» viel Erziehung, nm seine heimliche, trittmphirende Freude irgendwie an ben Tag ;ti legen. Toch fühlte er sieb auch nicht berufen, dem Walten des Schicksals in den Weg zn treten, das den ehr Vergessenen Menschen jetzt für sein pöbelhaftes Be tragen bestrafen zu wollen schien. Fast war er jetzt erfreut, mit citiern Manne, der an dein Wege zum Zuchthaus stand, nicht seine .Klinge gekreuzt oder die Kugel gclvedifclt zn haben. In heiterer Selbstzufriedenheit iiMubte er sich, um die ausnahmsweise schweigsame Fran Freudenberg mit den Resten ihrer Trunlenheit allein zu lassen. Da hüpfte in ganz ungewöhnlicher Munterfeit Herr Frendenberg herein, flatterte erregt mit den Armen I und war der Taube zu vergleichen, die nach der Sint-1 fluth das Celblati int Schnabel trug. Denn seine freudigen Mittheilungen riefen, nachdem sie erst in ihrer ganzen Bedeutung begriffen worden waren, einen fröhlichen Umschwung bet den beiden Zuhörern hervor und gaben ihnen neuen VebeuSmutfi. Seiner Gattin geduldiges Schweigen bot ihm die seltene Möglichkeit, seine Frettdenbotschaft in ai:S- führlicher und ununfetbrocl',etter Rede zu Verkünden Er schilderte zunächst noch einmal kurz die Be - trübniß finanzieller Roth und wies darauf hin. daß der Bantier nur deshalb so hartherzig auf bei so fertigen Begleichung seiner Miethfordernug bestanden habe, weil auch er der bisher verbreiteten irrigen Mei - nung geioesen sei, daß sich int Freudenberg'schen Schratts Kapitalien Von mehreren hundert Mark auf» gespeichert befänden. „Er hielt uns also für böswillig unb wollte uu3 natürlich dafür strafen. Ta habe ick; aber beut lieben, alten Herrn schlicht und ehrtidi erzählt, daß unser Schrank völlig leer ist unb Du Deine Mitgift längst bertrunfeu hast. Er hat cs mit sofort geglaubti" An Herrn Schölermanns Panlerot> oder auch nur Zahlungsschwierigkeiten hatte Herr Freudenberg selbst verständlich Von Anfang an start gezweifelt! Er war :n aufgeklärt, um diesen lustigen Schwindel nicht sofort durchschaut zu haben l Das; er diese Aufklärung einer Mitthettung Noahs verdantte. erwähnte er nicht. Seine Erzählung wäre sonst zu weitschweifig ge tvorden unb so schloß et mit den Worten: „Ich stellte ihm also unsere Armuth recht rührend vor und sagte dem alten Schwerenolher aus den Kopf zu. daß er noch immer unverschämt biel Gelb besitze und ivalirscheinjich reicher sei, als jemals zuvor. Da konnte er meinem Scharfblick gegenüber feint Lüge nicht länger aufrecht erhalten. Um sich nicht schämen zu müssen, lachte er und gab zu, daß er sich mit den angeblichen Zahlungsschwierigleiteit nur einen Witz haben machen wollen, um die Leute auf die Probe ;u stellen. Die Miethe aber hat er uns einstweilen noch geftunbet!" 'Der jubelnde Erfolg, den sich Herr Freudenberg | von feinem Bericht erfasst hatte, blieb auS. Sein«! sein Wenigstens klagt bie Korrespondenz bes Bundes ber Laubwirthe': „In guVernemeutaleu Blattern, welche durch nuzelue Mitarbeiter etwas Fühlung mit der Stiimitung unter den Landleuten haben, wurde ernstlich vor einet» offene» Angriff der Regierung gegen den Bund gewarnt, ber biefem viel mehr nützen als schaden würbe. Der Kamps müsse i n b i r c 11 b u r dj bie von der Regierung abhängige k I e i it e P r c s i e ge - führt unb burch biese den Laiidwirtheu klar gemacht werden, daß die Regierung die Jntereffen der Land- wirthscha't viel bester unb richtiger verstehe und verfechte als bie Bundesleitnug. Dieser Weg. ber zur Zer - trümmerung bes unbequemen Landwirihduubee n ihren soll, ist denn auch sofort sehr eifrig beschritten worden. Sic g e f n nt ni t c, unter dem Einfluß der Regierung st e h e n d e K r e i S b l a 11 p r e s > e b t S zu den kle i n st cu L kia v -Käsebl ä11chett hinab wird onrch Eingabe von Waschzetteln zu Artikeln be - fähigt, in welchen die Laudwirthe immer wieder auf die schönen, vielverheißeitden „Reden" des Herrn :>!eichs- kanzlers und auf die g r 0 ß e n P 0 r t h e i l c hingewitsen werden, die ihnen der neue Zolltarif biete." Die agrarische „Teutsche TageSztg." beilängt die Thatsache unb hält es für „fieachtenswerth", baß bie Kreisblätter sich für verpflichtet halten, burchauS unbe - rechtigte, scharfe Aitgrisie gegen b c u u u b ber Laudwirthe zu richten Deut frägt die bet den Bäudlern übliche Drohung aus Dein Iuß- nach: „AuS dieser Thatsache muß der Bund der Land- ivirthe Angejichts ber b e v 0 r st e h e ii d en Wahlen seine R 0 n) e q it e n 3 e n ziehen. Er bart nicht dulden, daß in den KrriSblättern gegen b e n B u it b und damit gegen die st ä r k st e staats- er haltende Macht gehetzt wirb. Welcher Art diese Konsequenzen sei» müssen, wird weiterer Erwägung Vorbehalten bleiben. Sicher werben sie für bie Kreis- blätter nicht angenehm sein, daS möchten wir den Herren zur frenndlichen Beachtung auheimgeben." Im Ihbrigen verwahrt sich daS Bündlerorgan da - gegen, daß der konservative Mann unbedingt und unter allen ll m st ä n d e n B e t Ira u nt 311 den Minister» haben müsse. Tüser taub« pitukt sei so thöricht, daß fein Wort darüber zu ver - lieren fei. „Wenn das unbedingte Vertrauen zu den jeweiligen Ministern das Keunzeicknnt des Kouservatismuß wäre, bann wäre wohl außer oeu G kieimräthen unb einigen offiziösen Journalisten fein Mensch konservativ Wir Haden nicht die Möglichkeit, die Kreisblatt- preste auf ihren Inhalt zu fontroliren, unb sönnen daher nicht feststellen, wie weit die agrarische Entrüstung be - rechtigt ist. Aber dem BnlowkurS würbe es schon zu - zutrauen sein, daß er, ber ben Agrariern weiter ent- gegengekmmen ist, als er verantworten kann, ihnen von hinten herum burch bie ikretsvlatlpreste ein Bein zu stellen sucht. Das sonnte übrigen» ein luftiger Frosch- mäuse krieg werben, zuinal die Herren Laudräthc, bie ihr Szepter auch in ben Kreisblättern suchen, zum grössten Theil Bnndesfreniibe sinb. 6mie initorhalkciibc Katzbalgerei in zwischen ben „Slaatserhattenden" vom mobilen unb vom im - mobilen Kapital nuSgcbrodjen. Bekanntlich hat ber Preußische HanbelSmininer Möller die Mahnung an den Hanbelsstand gerichtet, mehr Kaufleute in ben Reichstag zu schicken. Das hat nun dem „Berliner Tageblatt" Anlaß zu der Bemerkung geg ben: „Zentrum uub konservative Agrarier wettern über diese Mahnung au? Leibeskräften, sie sehen tu ihr eine» Alumnus vor bm Wahlen" it. s. w Nun kommt wieder die „Är.uz-Zta.", immer noch bas tonangebende Iunkerorgan, und erklärt: „Was aber könne» w i r» thu», um Männer wie Woerniann wiebei in ben Reichstag >11 bekommen? linse reu Wähler» sönnen wir sie doch nicht empfehlen, beim die „königlichen Kaufleute" hoben fast alle gegen unsere Partei eine unüberwindliche Abneigung; Geld für bie Wahlagitation zn ihren Gunsten betznsteuern, können wir uns auch nicht recht entschließen, den» b:e Herren sinb ja so sehr viel reicher als wir. Nur Eins bleibt uns zu thu» übrig, unb das thun wir auf Wunsch gern. Wenn bie Liberalen ernstlich baran gehen wollen, in Berlin, Hamburg, Breslan, 2übet und anberen großen Städten ben Sozialdemokraten bie Reichstags - mandate streitig zu mache», tüchtigen Kaufteuteu statt der windigen sozialistischen Agitatoren uub ihrem frei - sinnigen Anhang zum Siege zu verhelfen, so werben wir ihnen jeden gewünschten rednerische n Snkknrs leisten. Der Neid muß »ns lassen, daß wir in ber politischen Redekunst ben Kaitflenten „über" sind. Unser Angebot ist also nicht zu verachten. Weist inan es stolz zurück, so soll wen nachher wenigstens nicht sagen, baß wir an Der unvollkommene» Zusammensetzung des Reickistag s schnlb seien ober gar unsere Freube daran hätten. Nur einen Vorbehalt müffelt wir machen: das I u b e 111 h n tu i m Ka uf- mannSstanbe halten wir durch ben Arg Singer ausreichend vertreten; wir können uns also mir für Gattin blickte, wahrscheinlich in Folge ihrer akuten unb chronischen Alkoholvergiftung, recht gleichgültig drein und üüte sich auch nach Schluß der ehemänn - lichen Rede noch in der Kunst des Schweigens, welche Beschäftigung für sie den Reiz ber Neuheit besaß. Auch als Herr Freudeuv. eg ihr noch einmal deut - lich wiederholte: „Herr Sitiölermami will warten! Wir brauchen erst später zu bezahlen!" sagte sie nur achselzuckend: „Später habe» wir auch fei 11 Geld. Ick. habe gn dem Bettelvolk Alles zugefetzt." Dann starrte sie wieder rhrittiahmslos vor sich Vin, so daß Herr FreudenG'rg um ihr verwandelte« Gemüth in Sorge geriete. Lebhafter batten den Referendar seine Mit- theilungen beriilnt. Ztvar hafte auch er iduurigenb zugehört; aber als er von dem unveränderten und un - verminderten Reichthum Schölermanns erfuhr, hatte er mehrmals still zu sich selbst gesagt: „Dn Ochse, was fast Tu für eine Dummheit gemacht l" Ta diese Selbstbeleidignngen äußerlich nicht be - merkbar Waren, machte sich natürlich auch keine Genugthuung nöthig, und ohne sich nmwihig über sich selbst zu kränken, gelangte Tr. Ketterer alsbald ;u der Betrackuung, baß seinem erneuten Verleb, im Hanse be. reichen Bankiers eigentlich nicht? im Wege stände, da sich ja der anstößige Kandidat, den er rwrgesckmtzt, jetzt int llntersuchungsgefängniß befand. Es u>ar also teinesivegs eine Karatterlosigkeit wenn er iicki einer ehrbaren, begüterten Familie wieder näherte, in der ihm die Gefahr einer unwürdigen Begegnung nicht mehr drohte. Freilich durfte er die Schwierigkeit nicht ver - kennen, diesen Frontwechsel elegant glaubwürdig und unauffällig zu gestalten Da öffnete sich seinem praktischen Blick gleich ein Ausweg, der es ihm ge - stattete, klug und zugleich ritterlich zu sein und unter dem Schild des Ebelmulhs die aufgegebene, günstige Stellung zuritckzueroberu «»rttttzmtl TelttJ