Nr. 232. 17. Jahrgang LamtmrgerEcyo. DaS „Haiiiburaer Echo" erscheint täglich, ander Montags. NbonttctncntöprciS (In«. „Die Rene Welt") beträgt: durch die Post bezogen (Nr. des Post- ialaloaS 3412) ohne Brtngegcld biertelj. .M.3, 60; durch die Kolporteure wöchentl. 304 frei ins Haus. fiiiiAcliit Nummer 5 4. Sonntags-Nummer mit illnstr. Sonntagsbeilage „Die Neue Welt" 10 4. Verantwortlicher Redakteur: Reinhold Stenzel in Hambnra-I Sonntag, den 4* Oktober 1903, Anzeigen werden die sechSgespaltene Petitzeile oder deren Naum mit 30 4, für den Arbeitömarkt, BermietnngS- und Familicnanzeigen mit 20 4 berechnet. Anzeigen-Annahme in der Expedition (bis 6 llhr Abends), hr den Filialen (biS 4 Uhr Nachmittags), sowie in sämtlichen Nnnoncen-Burcaux. Redaktion und Expedition: Fehlandstrahe 11 in Hamburg 1. Süd-St. Pauli bei Carl Lementzow, Davidstr. 35. Nord-St. Pauli, Eimsbüttel, Langenfelde bei Carl Dreyer, Margarcthenstr. 48, Timsbüttel. Hoheluft, Eppeudorf, Eroh-Vorstcl und »ylliniClL Svinterhttde bei Ernst Großkopf, Lehmweg 51, Eppendorf. Barmbcck, Uhlenhorst bm Theodor Petereit, Vachstr. 12, Barmbeck. St. Weorg, Hohenfelde, Borgfclde, Hamm, Horn und Sckinbcck bei Carl Ortel, Vaustr. 26, Borgselde. Hammerbrook, Rothenburgsort, Billwärder und «eddel bei Rud. Fuhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbrook. Eilbctk, Waudsbeck und Hiuscheufelde bei " Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbeck. Altoua bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. 118, Altona. Ottenseu, Bahreufeld bei Jo hanneS Heine, Vahrenfelderstr. 140, Ottensen. Hierzu drei Beilagen und daS illustrierte Untcrhallnngöblatt „Die Nene Welt". Die Großstädte. Der Junker Otto v. Bismarck hat bekanntlich 1851 iin Bundestage zu Frankfurt am Main über die großen Städte sich dahin geäußert, daß es am besten wäre, wenn sie wieder vom Erd - boden verschwinden würden. Er betrachtete sie als „Brennpunkte der Revolution", von denen seiner Meinung nach alles Unheil seinerzeit a»s- ging. Diese echt krautjunkerliche Auffassung wird von den konservativen Kreisen heute noch auf - recht erhalten und wird heute sogar von kapita - listischen „liberalen" Schichten bis zu einem ge - wißen Grade geteilt. Die politische Entwicklung hat hier einen weitgehenden Umschwung hervor - gebracht Solange die Arbeitermassen der großen Städte sich noch von den bürgerlichen Parteien leithammeln und bei den Wahlen sich für die. selben an die Urne treiben ließen, galten bei dem „liberalen" Bürgertum die großen Städte als die „Zentren von Besitz und Bildung". Im Anfang der sozialistischen Bewegung hatten diese nur in einzelnen industriellen Strichen mit kleinen Städten nachhaltige Erfolge zu erringen vermocht. Das änderte sich mit dem Jahre 1877! Berlin und Dresden wählten zum ersten Mal sozialistische Abgeordnete und in fast allen großen und größeren Städten nahm die Zahl der sozialistischen Stimmen in überraschendem, die Philister erschreckenden Maße zu. Man hätte das erwarten müßen. Nun aber sah man in den großen Städten mit einem Male die Brutstätten des „Umsturzes" und man pries die bäuerliche Bevölkerung, die noch einen festen Damm gegen die Sturmflut des Sozialismus bilde; man tröstete sich mit dem von Schäffle erfundenen „antikollektivistischen Bauernschädel", welcher das „Kartenhaus" des Sozialismus einrennen wird. Auch dieser Trost ijtjm Kaufe der Jahre sehr zweijelhasi geworden; das Wachstum der großen Städte aber hat ein noch rascheres Tempo angenommen als früher und zwar aus zwei Ursachen. Diese sind die rasche Vermehrung der Bevölkerung und das Abströmen der ländlichen Arbeitskräfte nach den Städten. Die schrecklichen Zustände, die sich durch das Anhäufen einer zahlreichen fluktuierenden Be - völkerung in den Maßenquartieren der großen Städte oft herausbilden, haben ihren Grund in der kapitalistischen Ausbeutung. Wenn die reaktionäre Preße dies berührt, um die großen Städte deshalb als die Heimstätten der Ver - dorbenheit, der Liederlichkeit, des Verbrechertums und der Versumpsung zu bezeichnen und dem gegenüber die ländlichen Zustände als ein Paradies der Unschuld, Unverdorbenheit, Zuftiedenheit und Gesundheit darzustellen, so ist das eines jener dema - gogischen Kunststücke, in denen die Reaktionäre be - kanntlich Meister sind. Die jedes Jahr erscheinende amtliche Statistik weist unwiderleglich und ziffern - mäßig nach, daß viele Verbrechen, namentlich die Noheitsverbrecheil, in den vom Junkertum unter der galtst gehaltenen ländlichen Strichen viel zahl - reicher sind, als in den großen Städten und namentlich als in dem ergeblichen „Sodom und Gomorrha", der Reichshauptstadt Berlin. Was die Junker erbittert, das ist eben die Tatsache, daß in den großen Städten der moderne Geist triumphiert. Die Arbeiter, die man in der junkerlichen „Idylle" draußen vor jedem frischen Luftzug sorgfältig abhielt, gelangen in den Städten zum Klaßenbewußtsein und verstärken die Bataillonen der Sozialdemokratie. Dadurch wird der Zeitpunkt immer näher gerückt, der die sozialistische Bewegung in die ländliche Bevölkerung eindringen läßt, wie es in anderen Ländern schon geschehen. Ohnehin ist die ländliche und junker - liche „Idylle" eine grobe Lüge, denn das Proletarierelend ist auf dem Lande oft noch größer als in den Städten. Ueberarbeitung und Unterernährung sind auf dem Lande so schlimm wie in der Stadt, und es wohnt sich im Schweine - oder Pferdestall für den Tagelöhner auch nicht angenehmer, als für den städtischen Proletarier in der feuchten und finsteren Kammer einer Schlafstelle. Die Behandlung ist unter der Gesmdeordnung unendlich schlimmer als unter der Gewerbeordnung Daher die Maßenflucht der Landproletarier in die Städte. Seit 1816 hat sich, wie die Volkszählung von 1900 konstatierte, die Bevölkerung auf dem Gebiete des Deutschen Reiches verdoppelt, und dadurch sind auch große Gegensätze in der "^olkerungsdichtigkeit bewirkt worden. In den inditstriellen Gegenden am Rhein kommen auf 1 Quadratkilometer 475 Personen, in Mecklenburg nur 35. Während früher die ländliche Bevölkerung überwog, überwiegt nunmehr die städtische. Wenn - gleich wir im Reiche 95 pZt. ländliche und nur 5 pZt. städtische Gemeinden haben, so wohnten von den 56 Millionen, die 1900 die Bevölkerung des Deutschen Reichs ausmachten, nur etwa 25’/? Mllionen auf dem Lande, dagegen über 30 Aiillionen in den Städten. Man sieht, wie sehr die rein bäuerliche Bevölkerung hier zurücktritt, denn unter den 25 Millionen Land - bevölkerung befindet sich ein sehr starker Prozent - satz industrieller Arbeitskräfte. Die herrschenden Klaßen fühlen wohl, daß diese Entwicklung der Dinge ein revolutionärer Faktor ist, der die alte bürgerliche und halb - feudale Weltordnung unterhöhlt und mit der Zeit aus den Fugen gehens läßt. Aber sie stehen dieser Erscheinung rat» und machtlos gegenüber. Da selbstverständlich das riesige Anschwellen der Sozialdemokratie damit in Zusammenhang steht, so verwechseln die Weltweisen der oberen Zehn - tausend sehr häufig die Ursache mit der Wirkung und stürzen sich manchmal grimmig auf die Sozial - demokratie, die doch die heutigen Zustande nicht geschaffen hat und sie im Gegenteil abschaffen will, die aber eine Machtstellung hauptsächlich dadurch bekommen hat, daß diese Zustände der Mehrheit des Volkes unerträglich geworden sind. Von diesem Gesichtspunkte aus kann man den Versuch Bismarcks, mit einem Sozialistengesetz die große Bewegung totzuschlagen, erst recht in seiner ganzen Lächerlichkeit erkennen. Der Meister der Staatsnachtwächterei beging den Fehler, daß er eben glaubte, noch in dem Deutschland von 1816 zu leben, im bäuerlichen Deutschland. Die Macht der Tatsachen mußte es dem Mann erst ordentlich einbläuen, daß er sich im industriellen Deutschland befand. Damals, nämlich 1816, hatte Berlin noch nicht 200 000 Einwohner, heute hat es ungefähr 2 000 000, hat sich also verzehnfacht. Dieser riesenhafte Umwälzungsprozeß war notwendig, damit die alte, überlebte feudal-bäuer - liche Ordnung, bei der das Junkertum im Staate herrschte und allen Fortschritt hemmte, aufgelöst werden konnte. Die bürgerliche Revolution vor einem halben Jahrhundert hat diese Auflösung beschleunigt, aber nicht zu Ende geführt; wir haben noch mit Resten des Feudalismus zu kämpfen. Die Umwälzung ist längst über die Wünsche des Bürgertums hinausgegangen und aus dem Widerstreit agrarischer und industrieller Interessen ist jener Kampf entbrannt, der in der Zolltarif-Affäre seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Ausgleichung der Interessen von Stadt und^ Land kann Jne bürgerliche Gesellschaft nickt bewirken; dazu ist der Egoismus agrarischer Groß - grundbesitzer und industrieller Großkapitalisten zu eingefleischt. Sie betrachten das teure Vaterland, daß sie in Toasten verherrlichen, als ein Gebiet, das nur dazu da ist, um Beutezüge gegen die andere Interessengemeinschaft zu unternehmen. Ein sozialistisches Zeitalter kann den Aus - gleich zu stände bringen, indem es auf dem Lande sowohl wie in den Städten menschenwürdige Zu - stände herstellt. Wenn die ländlichen Arbeiter nicht mehr von großen Grnndherren in der heutigen Weise ausgebeutet und unterdrückt werden können, dann hört die Maßenflucht vom Lande und die übermäßige Anhäufung von Menschen in ungesunden Massenquartieren auf. Die gegenwärtige Entwicklung bahnt den Weg dahin und daher die Besorgnis, mit der alle reaktionären Elemente auf die Entwicklung der Großstädte blicken. Von der Weltbnhne. Darf die Einberufung des Reichstages vor dem 6. Dezember erfolgen oder nicht? Ueber diese Frage stellen einige Zeitungen Betrachtungen an, die nach unserem Dafürhalten ganz bedeutungslos sind, aber doch nicht unerwähnt bleiben können. Die staatsrechtlichen Vertrauensleute des Reiches sind der Meinung, daß es seit dem 20. Juni, seit der anstlichen Feststellung des Resultats der Neuwahlen, einen deutschen Reichstag bis zur Eröffnung des neuen nicht mehr gibt. In einzelnen Bundesstaaten dagegen ist man der Ueber - zeugung, daß der alte Reichstag bis zum 5. Dezember d. I. — am 6. Dezember 1898 trat er zum ersten Mal zu - sammen — im Vollbesitz seiner Rechte sei, und daß man ihn erst auflöseu müsse, wenn man den neuen vor dem 6. Dezember cinbcrufen wolle. Um allen Weiterungen aus dem Wege zu gehen, wolle man den Reichs- tag nicht vor dem 6. Dezember einberufen. Wir Pflichten der Berliner „Volks-Zeitung" bei, daß das ein «Irett um des Kaisers Dart ist. Der neue Reichstag ist gewählt; die 397 Abgeordneten sind vorhanden; kein Mensch wird die nicht wiedergewählten ehemaligen Ab - geordneten der Legislaturperiode 1898—1903 noch als Abgeordnete betrachten, da zwei Reichstage nicht neben - einander bestehen können. Wozu also das Gezänk um künstlich beschaffene Phantasiegebilde? Uebrigcns ist auch schon früher der neugewählte Reichstag zusammengetreten, bevor vom ersten Zu- s a m m c n t r i t t s t a g e des Vorgängers an die gesetz - lichen 3 bezw. 5 Jahre verstrichen waren. Wann die neue» Handelsverträge kommen werde», darüber herrscht selbst in RegicrungSkreisen noch völliges Dunkel. Offiziös wird in den „Berl. Pol. Nachr." verkündet: „Es war vorauSzusehcn, daß, nachdem einmal die Frage nach dem voraussichtlichen Inkrafttreten des neuen deutschen Zolltarifs aufgeworfen worden war, auch Kom- binationcu über die Absichten der Regierung betreffs der Festsetzung dcS Anfangstermins der neuen Handelsverträge auftanchen würden. Die Kombinationen sind alle verfrüht, solche Absichten können.bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge noch gar nicht existieren. Die Regierung hat hier, wie doch ganz selbstverständlich ist, mit Momenten zu rechnen, aus die sie keinen oder doch keinen entscheidenden Einfluß hat, ganz abgesehen davon, daß es zum Wesen von Verträgen gehört, daß in ihnen der Wille zweier Faktoren zum Ausdruck kommt. Die Haudelsvertrags-Verhandlungen, die mit Rußland be - gonnen wurden, werden zunächst mit diesem Lande weiter - geführt und solche mit anderen Ländcm ausgenommen werden. Was über die Reihenfolge gesagt wird, in der mit den letzteren verhandelt werden soll, beruht zleichfalls auf Kombination. Auch hier hängt die Ent- cheidung nicht allein von der deutschen Regierung ab. Jedenfalls würden sich die betreffenden Vorgänge besser abwickeln können, wenn anch Oesterreich-Ungarn bereits zu einer Klarheit in seinen zollpolitischen Verhältnissen gelangt wäre. Wann der Zeitpunkt für dar I n s l e b c n t r e t e n der neuen, immer erst noch abzu- schließenden Handelsverträge gegebenenfalls sein wird, ist gegenwärtig noch gar nicht abzuschen. Als ziemlich gewiß darf aber angesehen werden, daß in Regierungskreisen die Absicht besteht, die mit anderen Staaten etwa getroffenen neuen Vereinbarungen soweit als möglich zu einem und demselben Termine inS Leben treten zu lassen. Daß diestr Zeitpnnkt vor den 1. Januar 1905 fallen wird, ist allerdings nicht sehr wahr schein! isch." Sln sich ist es müssig, sich schon über den Zcitpmikt für das Inkrafttreten neuer Handelsverträge zu streiten, die noch gar nicht existieren und von denen man nicht einmal weiß, ob sie, wenn die Regierung solche zu stände bringt, die Zustimmung des Reichstags finden. Jedenfalls werden Handel und Industrie noch für längere Zeit sich in vollster Unsicherheit in bezug auf die zukünftige Gestaltung unserer handelspolitischen Be - ziehungen befinden, ein Umstand, der auf die GcschäflS- verhältnisse notwendig lähmend cinwirken und einer Wendung zilm besseren schwer hinderlich sein muß. Gegen langfristige Handelsverträge wendet sich die „Krenz-Ztg.", indem sie schreibt: „Nach der An - gabe eines Ntannheimer Blattes hätte der badische Minister v. Brauer unlängst geäußert, cS sei im Interesse unseres wirtschaftlichen und politischen Lebens zu wünschen, daß die nächsten Handelsverträge aus einen Zeitraum von etwa 20 Jahren abgeschlossen tvcrden. Sollte sich Herr v. Brauer wirklich in diesem Sinne geäußert haben, so ist zu bemerken, daß der Abschluß so langfristiger Handels - verträge nicht von der Rcichsrcgicrung abhängt. Dazu gehört die Zustimmung aller in Frage kommenden Staaten. Mit Rücksicht auf sein inneres Zollbündnis, das unter Umständen Ende 1907 ablaufen kaun, sieht sich Oesterreich-Ungarn von vornherein außer stände, längere Handelsverträge e i n z u g e h e n. Andere Staaten dürsten im Hinblick auf die vorerst unberechenbare Wendung der englischen Handelspolitik cs nicht für zweckmäßig halten, sich aus längere Zeit zu binden. Auch noch andere Gründe sprechen gegen die Auffassung des Herrn v. Brauer. In der modernm Weltherrschaft vollziehen sich, wie die letzten Jahrzehnte gezeigt haben, weitwirkeude Wand - lungen so rasch und so einschneidend, daß sich h?ute nicht abschcn läßt, wie die handelspolitischen Verhältnisse sich in 15 oder 20 Jahren gestaltet haben werden. Eine allzulange Dauer der Handelsverträge könnte schließlich Wirkungen Hervorrufen, die von den vertragschließenden Staaten nicht entfernt berechnet waren." Handelsverträge müssen von langer Dauer sein, wenn sie Nutzen bringen sollen. Nur wenn der Fabrikant oder Kausmanu weig, daß die scstaesetzlen Zölle für lange Dauer gelten, kann er entsprechende Geschäfte abschließen. Absolute Sicherheit gewährt ja nur ein langfristiger Vertrag. Aber auch das Fortbestehen der gel - tenden Verträge könnte dem Handel nütze», ja sic bieten dieselbe Sicherheit wie langfristige Verträge, Ivenn nicht das fortdauernde Bohren gegen die Ver - träge vorkäge. Nicht die Frist ist es, gegen tvelchc die Junker wühlen, sie meinen vielmehr die Verträge selbst. Würden zwanzigjährige Verträge abgeschlossen, dann wäre der Wühlerei der Junker für längere Zeit der Boden entzogen. Wir glauben nicht, daß auf Grund des Wuchertarifes Handelsverträge abgeschlossen werden können. Solche Verträge, die die Zustimmung der Vertragsstaaten finden, werden im Reichstage keine Mehr - heit finden, und den Verträge», welche die ostelbischen und katholische» Agrarier annehme» würden, kann kein Ver - tragsstaat zustimmen. Die Negierung möchte wohl sehr langfristige Verträge, weil sie bann für längere Zeit die Agrarier mit dem Hinweis auf die Vertragsdauer ab- weiseu kann: aber die Agrarier wollen gar keine Ver - träge, weil fie ställdib steigende Zölle haben wollen und mit der Agitation für höhere Zölle ihr Gefolge au sich zu fesseln suchen. ©inen Wahlaufruf für die LandtagSwahle» werden die Konservativen nicht erlassen. Die „Krenz-Ztg." behauptet, daß dieser Aufruf ja schon erlassen sei. Sie iveißt dabei auf den Aufruf hin, der für die Reichstagswahlen ergangen ist, aus welchem sie zum Beweise folgenden Passus zitiert: „Anch in den E i u z e t l a n d t a g e u muß die fort - schreitende Förderung der produktiven Arbeit in Land - wirtschaft, Handwerk und Gewerbe, wie dies in der ab- gelaufenei: Legislaturperiode mit Erfolg von der konser - vativen Partei vertreten worden ist, so auch in Zukunft unausgesetzt im Auge behalten werden. Eine Neuordnung der gesetzlichen Bestimmungen über die Volksschulunter - haltung auf gerechter und billiger Grundlage unter voller Wahrung dcS bestehenden christlichen konfessionellen Charakters der Volksschule ist, soweit solche — wie in Preußen — notwendig, eine dringende Aufgabe der Gesetzgebung, an welcher unsere Partei mitzuarbeiten hat." Dann bemerkt das Junkerblatt noch: „Man wird zugeben müssen, daß diese besonders hervorgehobenen Punkte neben dem int Wahlaufrufe enthaltenen allge - meinen Fordemngen vollauf genügen, um den Stand - punkt der Partei zu kennzeichnen, zumal auch in dem Passus, in dem von der pfleglichen Behandlung der Eimiahmequellen wie der Finanzen gesprochen wird, auf 'die Lage der Einzelstaaten ausdrücklich Bezug genommen ist. WaS die Stellungnahme zu den Parteien anlangt, so ist daran seit den Rcichstagswahlen nicht viel ge - ändert. In dem Wahlaufrufe heißt cS hierüber, d e r Kampf gegen die sozialdemokratische Partei sei eine wichtige Ansgabe der Konservativen, sie würden deshalb ihre Haltung anderen Parteien gegenüber wesentlich auch nach deren Verhalten gegen - über der Sozialdemokratie einzurichten haben. Siach dieser Richtschnur wird also auch bei den bevorstehendeit Landtagswahlen zu verfahren fein, und deshalb war cS in keiner Hinsicht erforderlich, daß der Parteivorstand sich noch einmal besonders mit einem Wahlaufrufe für die Landtagswahlen beschäftigte." Nun hat aber der Landtag doch über viele andere Dinge zu verhandeln. Wir erinnern nur an die Ver - kehrspolttik, Wasserbauten, die Arbeiter- politik usw. Aber in all' diesen Fragen nehmen die Junker eine Stellung ein, bie nur geeignet ist, Wähler abzu st oben, und daher ist S ch w e i g e n die beste Agitation. Nach Ansicht bet Junker soll die Volksschule auf niedriger Stufe gehalten werden; Eisenbahnen dürfen nur zu dem Zweck gebaut «erben, um die Werte der Güter zu steigern; auf dem Wasser dürfen keine im Aus - lande gewonnenen landwirtschaftlichen Produkte trans - portiert werden; die Arbeiter in Staatsbetrieben müsse» niedrige Löhne haben und die Landarbeiter in einem Zu - lande der Leibeigenschaft erhalten werden. Für so etwas treten die Junker im Landtage ein, aber sie sagen nicht vorher, daß sie es wollen, und deshalb beruft man sich auf frühere Wahlaufrufe. LandtagSwahlvorbcreitnngcn. Die National- liberalen utachen bei den preußischen Land - tag s w a h l e n tatsächlich hier und da den Versuch, sich aus der konservativ-agrarischen Um - schlingung loszumachen. In Halle a. S. kündigten sie den Konservativen, mit denen sie bisher die LandtagSmandaie geteilt hatten, daS Kompromiß und Tftisinnigen auf gleicher Grundlage ein Wahlbündnis. Nach der „Hall. Ztg." wollen nunmehr bte dortigen Konservativen mit der „allgemeinen Ord - nungspartei" zusammenachen und neben einem Freikon- servativen einen „MiltelstandSkandidaten" aufstellen. Der hannoversche Bund der Landwirte hat die Parole ausgegeben, aus keinen Fall Wahl- männer zu wählen. Die aus dem Boden deS in Han - nover beschlossenen Wahlauftufs der national- i b e r a l e n Partei stehen. Praktisch wird die schärfere Tremmng zwischen Nationalliberalen und Konservativen nicht viel Subern, sintemalen die Natioualliberalen selbst zum guten Teil agrarisch sind. Daran wird auch ein vermehrter Zu - sammengehen mit den Freisinnigen nichts ändern. Unsere Genossen in Pofen haben nun ebenfalls bie Beteiligung an der LandtagswahI be - schlossen. Da bei der letzten Landtagswahl in Posen die Deutsche» nur mit verhältnismäßig geringer Majorität den Sieg über die Polen davongetrage» haben, so können dort die Sozialdemokraten sehr leicht in die Lage kommen, das Zünglein an der Wage zu bilden, auch wenn sie nur eine kleine Anzahl von WahlmSnnern aufbringen. Dir Ma»datö»icdcrlegu»g GöhreS wird als - bald im 15. sächsischen Wahlkreise Mittweida- Limbach eine Ersatzwahl zur Folge haben. Der Wahlkreis ist einer derjenigen, deren Besitz am meisten unter den Parteien gewechselt hat. Schon 1874 wurde er zum ersten Male von der Sozialdemokratie erobert, 1877 ging er wieder in nationalliberalen Besitz über, wurde bann aber 1878 von uns zurückerobert und 1881 trotz Sozialistengesetz gehalten. Von 1884 bis 1890 hatten ihn wieder die Nationalliberalen; 1890 gewann die Sozialdemokratie ihn wieder, behauptete ihn auch 1893, unterlag aber wieder 1898. Am 16. Juni wurde er vom Genossen Göhre mit großer Majorität wieder- gcluoimeti; es standen 19 270 gegen 11 478 Stimmen, während früher immer nur kleine Majoritäten bett Aus - schlag gegeben hatten. Hoffen wir, baß auch bei der bevorstehenden Neuwahl nicht nur der Steg wieder er - rungen wird, sondern daß er nicht minder glänzend ausfalle als am 16. Juni, trotz der unerquicklichen Dinge, die den Anstoß zu der Mandatsniederlegung Göhres und damit zu der Neuwahl Anlaß gegeben haben. Die Kauaivorlage. Die „Preußische Korresp." schreibt: „Wir erhalten soeben die überraschende Mit- teituug, daß — entgegen den Absichten der Regierung noch vor ganz kurzer Zeit — die Kanalvorlage bei der Eröffnung des Landtages in der Thronrede Erwähnung finden und dem Landtag zugleich mit der Vorlage über bie Cberregulieruitg zugehen wird. Wie uns weiterhin versichert wird, ist der abermalige Umschwung in der Haltung der {Regierung auf daS persönliche Etn- greife» des Kaisers z»rückz»sühre»; bie Aende - rung der Situation ist vor fünf oder sechs Tage» ein» getreten." Der nattottalliberale „Hannoversche Courier" will a b g e tu a r t e t wisse», wie weit diese Mitteilung bett tatsächlichen Verhältnissen entspricht. „Ein Verzicht der Regierung auf die Kanalvorlage wäre ja in der Tat undenkbar, wenn sie nicht ihre Autorität in kaum wieder gut zu machender Weise erschüttern will." Und die „National -Zeitung" bemerkt: „Wer nur einigermaßen unterrichtet ist, wie sich die Dinge in Wirklichkeit verhalten, weiß, daß bereits vor längerer Zeit ein endgültiger Beschluß über die Be - handlung der Kanalvorlage gefaßt worden ist. Von einer Aenderung in den Absichten und Dispositionen der Regierung kann gar nicht die Rede sein." Als ob die Negierung stets daS Beispiel der Kou- equenz und der Unentwegtheit gegeben hätte in Fragen, die zwischen ihr und dem Junkertum strittig waren! Eine kurze, aber entschiedene Kritik an den gestern von uns mitgeteiltenUmsturzbekämpftings-Projekten dcS „Kreuzzeituugs"-Pfaffen Dienemann übt der nationalliberale „Hannoversche Courier": „Der von Bedenken beneidenswert freie Herr meint, für den Fall des Wegfalls der Wühlarbeit vor der Wahl und der Beteiligung an der Wahl wäre eine Aenderung deS Wahlrechts vorläufig noch nicht nötig, wie er weise dekretiert. Dafür verschweigt er der Welt, wie et sich die Wahlentrechtnng von drei Millionen Wählern ohne Revolutionie - rung der Massen als möglich denkt. Die „Krenzztg." aber wird allen Grund haben, zu bedauern, daß sie solchen Naivitäten ihre Spalten öffnet, die deutlich zeigen, wohin das geheime Sehnen unserer Feudalen und Orthodoxe» geht, das sich selbstverständlich nicht bloß au die Sozialdemokraten beschränkt." Stimmt! Noch immer, wenn sichs für diese Helden der Reaktion um „Bekämpfung des Umsturzes" resp, der Sozialdemokratie gehandelt hat, haben sie ihr Augenmerk auch auf den Liberalismus gerichtet. Gelegentlich der Beratung der Köllersche» „U »isturz- Vorlage" vom Jahre 1894 haben Konservative und Ultramoutnne offen erklärt: alle Bekämpfung der Sozial - demokratie würde erfolglos sein, wenn man nicht in erster Linie den Liberalismus treffe, die liberale Wissenschaft, Weltanschauung und Gesetz - gebung überwinde, denn der LiberalismnL sei der „Urquell aller umstürzlerischen Ideen und Bestrebungen". D e r Liberalismus, der die Reaktion in Bekämpfung der Sozialdemokratie unterstützte, hat noch immer die Er - fahrung gemacht, daß er damit Verrat an sich f e I b ft ü b t. Tas »eite Militärpeusiouögeseh soll nach der „Neuen pol. Korresp." gegenwärtig dem Staatsministerinm zur Veschliißfassung vorliegen. In unterrichteten Kreisen wird gehofft, daß eS im Januar au den Reichstag kommt. Festgehalten wird, daß die Höchstpension bereite bei 35jähriger Dienstzeit erreicht wird; aber die rück - wirkende Kraft ist auf die Kriegsinvaliden beschränkt und bei Friedensinvaliden nur auf die Verststamielten ausgedehnt. VolkSschulelend. AuS Detmold schreibt man dem „Hann. Courier": „Die Verhältnisse auf dem Gebiete deS VolkSfchul- wefenS sind in Lippe derart, daß es kaum einen zweiten Staat im Reiche (abgesehen vielleicht von Mecklen - burg) gibt, in dem so wenig für bie Volksschule ausge- wendet wird tote in Lippe. Lippe steht hinsichtlich bet Aufwendung für den einzelnen Schüler an letzter Stelle, und auch in Beziehung auf die jedem einzelnen Lehrer zugewiesene Anzahl von Kinden, wird es nur von einigen „übertroffen". Durchschnittlich sollen in Lippe auf jeden Lehrer 92 Kinder kommen — da» wären immerhin noch 6 weniger als in unserem Nachbarländchen Schaumburg-Lippe ; aber in Wirklichkeit find in vielen Klaffen 120 und mehr Kinder zu unterrichten ES be - icht schon feit Jahren ein Mangel an Lehrern, der wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht behoben werden wird, trotzdem die Regierung bestrebt ist, dem Seminar stets neue Zöglinge zuzuführen. An die Anstellung von weiblichen Lehrkräften hat man anscheinend noch nicht gedacht. Lippe ist im Deuffchen Reiche das einzige Land, in dem die Volksschule noch überhaupt keine Lehrerinnen besitzt. Wesentliche Er - sparnisse mürben In Lippe allerdings dadurch nicht zu erzielen fein, da man auch den weiblichen Lehrkräften nicht gut weniger Gehalt geben kann, als wie es die Lehrer beziehen. Dem jungen Lehrer werden im An - fänge ungefähr M. <>00 gezahlt ; eigentlich beträgt sein AnsangSgehalt 720, aber ein ansehnlicher Betrag wird davon zurückbchalte» und an die Witwen- und Waisen - kasse übergefnhrt. Die ungünstigen Gehaltsverhäftnisse Haden natürlich auch dazu beigetragen, daß jetzt ein fühlbarer Mangel an Lehrkräften vor - handen ist. Trotzdem dem lippischen Lehrer der Ueber» tritt in preußische Staatsdienste dadurch erschwert ist, daß er dem Seminar etwa K 1200 zurückzahlen muß als VergüNing für die genossene AnSbildung, die im anderen Falle der Staat getragen hatte, trotz - dem also sind während der letzten Jahre Lehrer nach Preußen gegangen, wo es mit den GehaltS- verhäftnissen besser steht. Die Lehrer in Lippe Haden auch sonst, ganz abgesehen davon, ein nicht gerade be - neidenswertes LvS. Die geistliche Schulaufsicht führte und ftihrt noch zu allerlei Unzuträglichkeiten, bie den Anlaß gaben zu wiederholten Gesuchen um die Auf - hebung deS VerhättnisseS. Demnächst wird der Landtag sich mit citiern neuen VolkSschulgesctz zu beschäftigen haben, und cS heißt, daß dann auch ein beide Teile, die Lehrer - schaft und die Geistlichkeit, befriedigender Ausgleich er - folgen werde hinsichtlich der Schulaufsichtsfrage. In Lippe werden insgesamt für die Volksschule Ml 608 000 aufgewendet; die Ttaatskasse ist an der Summe mit 303 000 .beteiligt , trägt also fast die Hälfte der Gesamtkosten oder 49,84 pZt. In dieser Hinsicht aller - dings steht Lippe noch vorbildlich da; denn nur fünf Staaten übertreffen es hierin, und Preußm bleibt mit 27,07 pZt. Staatszuschuß weit hinter ihm zurück. Aber durchschnittlich entfallen in Lippe wiederum auf jeden Einwohner nur .U. 4,40 Schnl- kosten, während im ganzen Reiche dieser Durchschnitt Ml 7,40 beträgt Im allgemeinen läßt sich über daS Vollsschnlwesen deS Fürstentums Lippe sagen, daß es noch ziemlich weit von dem Ziele entfernt ist, das man eigentlich unter allen Umstände» für bie Volksschule zu forbern berechtigt wäre. AIS ein Beweis hierfür mag auch die Tatsache angeführt werden, daß in Lippe noch immer nicht mit der Einrichtung der Hirten- oder H ü t c s ch u l e n aufgeräumt werden konnte trotz immer und immer wiederholter Anträge seitens der Lehrer - schaft, bie durch die Aushebung doch wahrlich nicht begünstigt wird." In weiten Bezirken Preußens, so besonders dort, wo daS Junkertum herrscht, sind die Schnl- verhältnisse noch viel schlechter. (Vergl.bie bett. Notiz in gestriger Nummer uns. Bl.) Z»r Wahlrcchtsfrage in Ungar» berichtet die Wiener „Ardeiterztg." an« Budapest, 1. Oktober: (Sine interessante Diskussion pflog heute die U n a b • hängigkeitSpartei: über die Forderung der sozialdemokratischen Parteileitung, sich für bau allgemeine Wahlrecht zu verpflichten. Die Abgeordneten Justh, Komjathy, Benedek und Szath. mail; wurden beauftragt, darüber einen Bericht auszu - arbeiten. Alle Redner stellten sich auf b e n Boden d e S allgemeinen und gleichen Wahlrechts. Der englische Ministerpräsident Balfour gibt ich in bezug auf die künftige Gestaltung der eng - lischen P a r t e i v e r h ä 11 n i s s e sehr hoffmmgSfroh. Er sagte in einer neuerlich in Sheffield den kon - servativen Vertretern beim Frühstück gehaltenen Siebe: Die jüngsten Ereignisse hätten im wesentlichen die Partei nicht gespalten, wohl aber die Regierung. England habe den größten Kolouialminister verloren, den cS je gesehen. Die Verdienste Chamberlains könnten nicht übertrieben, fein Platz nicht auSgesüllt werden. Er hab« den Grün - den nichts hinzuzufügen, die ifhamberlain zu der An - nahme veranlaßten, er könne seiner Sache besser in nicht - amtlicher Stellung dienen. Er, Balfour, sehe der Zukunft bet Partei nicht mutlos entgegen, die uuionistische Partei fei niemals besser gestellt und ihre Gegner niemals in hoffnungsloserer Verwirrung gewesen als jetzt. Er glaube, das Land werde sich der nnioiiisti- schcn Partei zuwenden, wenn es in schwieriger Lage sei und große Interessen deS Reiches auf beiu Spiele stäuben. Bezüglich Kilnerl Weigerung, daS A m t beS Kolonialsekretärs anz»nehmen, stellte Balfour die Annahme in Abrede, daß Milner ab» gelehnt habe, weil er von bet Politik ber Regierung ab - weiche. ES bestehe keine Meinungsverschiedenheit zwischen Milner und der Regierung in irgend einer Frage der Politik des Reiches oder der engeren Heimat. Milner sei jedoch der Ansicht, daß er bet schwierige» südafrika - nischen Frage besser an Ort und Stelle Herr werden könne. Er, der Minister, hege zivar bie Ansicht, daß Milner dieS besser in Downing Street könne, er habe Milner aber nicht davon überzeuge» könne». Seine Ent- scheidung sei vom Standpunkte des Reiches sehr zu bo bauern. Der Landesverband ber konservativen Vereinigungen setzte am Freitag bie Beratung fort und nahm den Antrag Sir John DoringtonS an, wonach Balfour der Dank für die Untersuchung über die Handelspolitik ausgesprochen wird. Chaplin zog seinen Antrag, wonach auch Chamberlain der Dank ausgesprochen und ber Befriedigung über feine Bemühungen Ausdruck gegeben werden sollte, die öffent- liche Meinung zur Würbignng der Bedeutung der von Balfour efiigeschlagmen Politik aufzurütteln. Die spanische Regierung will statt der allen Politik der Unterdrückung zur Abwechslung einmal eine Politik des Entgegenkommens gegen die Arbeiter treiben. Unterm 3. Oktober wird au! Madrid telegraphiert: DaS „Amtsblatt" veröffentlicht heute eine Verordnung, durch die im Sinne einer b 0 n ozialistischer Seite erhobenen Forderung das K e in e i ii d e w a h l r e ch i dahin abgeändert wird, daß den Arbeitern das passive Wahlrecht - ür den Gemeinderat verliehen wird. Eine Inspektionsreise durch Sibirien unter« nimmt gegenwärtig ber russische Minister d e S I n n e r 11, v. P l e h w e. Er hat bereits Omsk, Irkutsk Tscheljabinsk besucht und weilt seit weuigeu Tagen in Tomsk. Der Zweck feiner Reife nach Sibirien wird mit ber Regelung der Auswanderung der ver - armten Bauern auS dem Zentrum Rußlands nach Sibirien und mit der Frage der Rückkehr der nach Sibirien verbannte» Studenten in Verbindung gebracht. Besonders aber ist es bie Siiibeuteit« frage, welche v. Plehwe Sorge bereitet. Zar Nikolaus II. 1 halte den Wunsch geäußert, die wegen Teilnahme an den Unruhen der letzten Jahre nach Sibirien verbannten Studenten möchten ihren Angehörigen zurüetgegebe» «erben. Von den Studenten wurde hieraus verlangt, daß sie ein Gesuch um Befreiung a»s ber Verbannung einreichen und darin die bindende Zusage macheii sollten, an Unruhen nicht mehr teilzunehmen. Die Studenten wiese» die Forderung zurück, Im »oriahre ging bet Adlatus Plehwes, Fürst Swiatopolk - MtrSky, nach