KamvurgerEcyo. DaS „Hamburger Ncho" erscheint lSglich. außer «iontag» AbounementSprei» (infl. „Die Neue Welt«) betragt: durch di- Post bezogen ohne Bringegel, monatlich M 1,20, vierteljährlich *3,60; durch di- Kolporteure wächentlich 30 * frei tnS Sans, Einzelne Rümmer 5 *. SonntagS-Rummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Die Reue Welt« 10*. Verantwortlicher Redakteur: Gustav Wabersky in Hamburg. Donnerstag, den 24 Mürz 1904> Anzeigen werden die sechSgespallenc Petit-eile oder deren Raum mit 30 *, für den Arbeitsmarkt, Vermietn, igs- und rkamilienanzeigen mit 20 * berechne, Anzeigen Annahme in der Expedition «bis 6 llhr Abends», t und ganz be - sonders durch Ausbau d e r E i s e n b a h n e n die Baumwollkulturen ausbreiten helfen." Ueber die Vorarbeiten für Baumwollknltur in den deutschen Kolonien, soweit diese sich zum Anbau von Bauimvolle eignen, wirb gesagt, sie seien außerordentlich befriedigende. Dazu heißt es: „Dies gilt insbesondere Voit Togo und Deutsch- Cftaf rifa. Die hier gewonnenen Baumwollqualitäten befriedigen zum Teil schon die Ansprüche der deutschen Baumwollspinnerei, zum Teil sind sie einer wesentlichen Verbesserung noch fähig. Nachdem nun auch das Privat - kapital in Togo sich dem Anbau von Baumwolle zu- gewandt hat, sieht man mit großer Erwartung den lernten künftiger Jahre entgegen, in der Hoffnung, daß diese relativ beträchtliche Mengen Baumwolle aus den Markt führen werden. „Die unbedingte Voraussetzung für eine dement - sprechende Ansdehnuiig des Baumwollballes ist aber die Entscheidung der Frage, ob baldigst Verkehrs - wege geschassen werden, um die Vaum- wolle zu niedrigeren Transportsätzen als bisher ans dem I ii ii e r n der Kolonien an die Küste zu bringen. Dies wird nur dann möglich sein, wenn durch Eisenbahnen vom Innern der ikvlonien nach der Küste die Transportmöglichkeit erleichtert wird. Alle Hoffnungen der deutschen Baum- wolliiibiiftrie auf eine größere Emanzipation von den Vereinigten Staaten und auf eine Ausdehnung der Baumwollkullur in Togo und in Ostafrika basieren daher auf dem Bau der Eisenbahnen in diesen beiden Kolonien." Die Eingabe fordert vom Reichstage, baß er 1. die Zustimmung zum Bane einer Bahn im Schutzgebiete Togo von Lome nach Palime und 2. die Zustimmung zu einer Zinsgarautie fiir eine Bahn in Deutsch-Ostasrika von Dar-es- Salaam nach Miogoro gebe. Was hier geforbert wirb, ist eine nicht unerheb - liche Reichshülfe fiir die beiitsche Baumwoll- iiibuftrie. Die Petenten glauben ihrem Begehren bnrch folgende Bemerkungen einen besoiiderei! Nach - druck zu geben: „Es handelt sich hier vornehmlich um die Ent - scheidung, ob die deutsche Banmwollmdustrie und die übrigen ebenfalls auf den Konsum von Baumwolle an - gewiesenen Zweige der Textilindustrie, wie die Leineil- und Seideuilldustrie mit ihren zahlreichen HülfSindustnen in Zukunft leistungsfähig sowohl im Jnlaude, wie auf dem Weltmärkte bleiben sollen und uanielitlich, ob sie auch mit der mächtig aufstrebenden nordamerikanifcheii Industrie in aller Zukunft wetteifern können. Diese Leistungsfähigkeit wird zu entern großen Teil davon ab - hängen, ob unsere Industrie durch eigene Banmwoll- länbereien gedeckt ist an dem ihr nötigen Rohstoff „In den nächsten Jahrzehnten wird auf dem bannt» wolliildnstrielleu Absatzgebiete der Staat im Wettkampfe die Oberhand behalten, der seinen Bedarf durch eigene Banmwollproduktion, sei es ganz, sei es lvenigstens ;u eitlem wesentlichell Teile, befriedigen kann. Die Baum- ro o 11 f rage wird s ich mehr uitb meIjr zu einer wirtschaftlichen Machtfrage ans- g e st a l t e ii. Es erscheint als eine kluge Pflicht, fcfjoit, jetzt für die Zukunft vorzusorgen, nachdem die deutsche Baumwollindustrie bereits hart genug ihre Abhängigkeit von dem nordamerikaiiischen Markt empfinden muß." Auch mit beu Interessen ber Arbeiter wirb bas Begehren in Verbindung gebracht. Die Petenten behaupten: „Den größten Nutzen würden davon besonders auch die in der Baumwollindustrie und damit zusanimen- hängenden Erwerbszweigen beschäftigten Arbeiter haben, weil nur dann die Industrie diesen eine stetige Beschästigung bieten sann, wenn die Preise nicht hin und her geworfen und durch den Mangel an Baumwolle die Preise für die Halb- und Fertigfabrikate in die Höhe getrieben werden, sondern wenn vielmehr ein genügender Vorrat an Baumwolle eine gleichmäßige Be - schäftigung und einen möglichst großen Massen - verbrauch an Baumwollwaren gewährleistet." Die Eingabe bürste demnächst int Plenum des Reichstages eilte kritische Erörterung erfahren. Der Krieg in Ostasien. Ein neuer Angriff auf Port Arthur ist von der japanischen Flotte unternommen worden. Die erste Nachricist saus russischer Quelle) kommt über Mlikden (Maniffckmrei) und lautet: Im der Nacht vom 21. auf den 22. März erschienen vor Port Arthur von neuem japanische Torpedo - boote. Die russischen Wachtschiffe und Batterien eröffneten das Feuer, das 20 Minuten anhielt. Ilm 4 llhr Morgens wiederholten die japanischen Torpadoboote den Angriff. Ilm 7 Uhr Morgens er - schien das feindliche Geschwader, dem vier Avisos vorauffiihrrn. Um 9 Uhr wurde das Feuer gegen die Jnnenreede eröffnet, das von den russischen Schissen erwidert tvnrde. Ein amtliches Telegramm des Statthalters Alexejew an den Kaiser aus BLukden vom 22. März besagt: Der.Wommanbatit der Flotte be - richtet heute aus Port Arthur: Um Mitternacht näherten sich zwei feindliche Torpedoboote der äußeren Reede, tvurden aber durch die Scheinwerfer der Batterien entdeckt und mit Feuer von den Batterien und drei Kanonenbooten empfangen. Die Japaner zogen sich infolgedessen zurück. Um 4 Uhr wurde ein zweiter Angriff von drei feindlichen Tropedobooten ebenfalls zurückgetvieseii. Bei Tages - anbruch näherten sich von allen Seiten drei feüibiidie Detachements, sechs Panzer, sechs ztreuzer zweiter und dritter Klasse und acht Torpedoboote. Um 7 llhr früh begann unser Geschwader die Jnnenreede zu verlassen, als erster der „Askold" mit meiner Flagge. Feindliche Panzer näherten sich Liantisllian und feuerten etwa 100 Schuß auf Port Arthur und etwa die gleiche Zahl auf die Umgegend. Unsere Schüsse fielen trotz der Entfernung sehr gut ein. Gegen 10 Uhr früh traf eine Granate einen japa- midien Panzer, der sich entfernte. Nachdem das Bombardement gegen 1t Uhr Vormittags aufgehört hatte, entfernten sich die feindlichen Schiffe, ohne unser Gesdstvader anzugreifen. Stach einem Bericht des General Stössel bestand das feindliche Geschivader, das vor Port .lrthur erschien, aus seckZs Panzern und zwölf Kreuzern. Gegen 9 Uhr früh teilte sich das Ge- miiüahv'i. Die Panzer und Torpedoboote nabnteit Stellung zwischen Liautischan und der Golobinabucht (Pigeonbai) wahrend die Kreuzer in zwei Gruppen nach dem Suden und Südosten von Port Arthur gingen. Um 3 Uhr 20 Minuten eröffnete „Reiwisan" das Feuer über Liautischan hinweg gegen die feind - lichen Panzer, die antworteten und auf die Stadt zielten. Jn^vischen ging das russische Geschwader auf die Außenreede und formierte sich in eine Linie. Gegen 11 Uhr schwächte das Feuer ob. Das japani- sche (.Geschwader vereinigte sich, dampfte langsam nach Südosten ab und war uni Mittag verschwunden. 5 russische Soldaten wurden während der Be - schießung getötet, 0 verwundet und einer leicht verletzt. Ein Telegramm des Tratthalters Älezejew an den Kaiser ans Mulden besagt: General Mischt- sckienkoev berichtet, daß am 17. März n»ssische Patrouillen bei der Annäherung an Andschu auf dem linken Ufer gegenüber der Stadt Tschintschang- hang feindliche Erdwerke bemerkten. In Jöng- piöng war der Feind noch nicht erschienen. Man glaubt, daß sich in Andschu eine japanische Division und in Pjöngjang der übrige Teil der ersten japa - nischen Armee befinden. Als wir den Bericht über die Ankunft zweier feindlicher Schävadronen in Paktschon erhielten, schickten wir dahin 200 Weiter, um den Feind am Ueberschreiden des Pakt- schöngang zu verhindern. Unsere Weiter bemerkten auf dem linken Ufer drei Sckiwadronen, die sich bei der Ankunft unseres Detachements ohne Gefecht nach Andschu zurückzogrn. Die Schwadronen der szapaner bestehen mis 190 Pferden. Nach einer Meldung vom 18. März besetzten an: diesem Tage 300 japa - nische Weiter Jöngpiöng. Material für Feldbrücken südlich imb nördlich von Andschu ist berertgeficUt. Aus Petersburg meldet der „Lok.-Anz.": Die Zahl der bisher in T s ch i in u l p o und den benach - barten AuLschiffungSpunkten gelandeten Ja - paner beträgt 5 2 0 0 0 Mann. Weitere Transporte stehen in den Heimathäfen bereit. Die Ärmeepferde sind in schlechtem Zustande, viele geben zu gründe. In Korea macht sich Mangel an nm- laufendem Geld bemerkbar, die von der japanischen Wegienmg versuchte Ausgabe kleinerer Kreditscheine ist erfolglos geblieben. Wie den „Times" aus Tolio telegraphiert wurde, wurden 300 aufständische Koreaner aus Hamheung von Japanern, die von GSenfait ans an - rückten, angegriffen. Zwtä Koreaner Wurden getötet, 20 verwundet, 36 gefangen genommen. Die Ge - fangenen geben an, sie seien von den Russen auf- gestachelt worden. Die koreanische Regierung hat sich ent - schlossen, Dongampo dem fremden Handel zu öffnen. Zwei japanische .Kaufleute und fünf flüchtige Frauen, die vom 7. Februar bis 21. März in Port Arthur gefangen gehalten wurden, sind auf die Vorstellungen Amerikas freigelassen wor den. Die Kaufleute waren berhafret worden, weil sie Karten von der Küste von Daliui besaßen, «ie berichteten, daß sie sehr freundlich behandelt worden seien, nauientlich im militärischen Gefängnis am Goldenen Berge. Wie der Zeitung ..Ruß" aus Werchne Ildinsi telegravhiert wird, vollzieht sich der Truppen- Übergang über ben Baikalsee in bester Ordnung. Das für Ostasien nötige rollende Mak.-rial ist nun vollständig über den Baikalsee geschafft. Die letzte Lokomotive ist gestern auf das jenseitige Ufer befördert worden. Der Verkehrsminister Chilkow, der bisher alles persönlich geleitet Hai, reift von dort in den nächsten Tagen ab. Den „Times" wird auS Tokio berichtet, daß beide Häuser des Parlaments eine Warme Dantes- kiindgebuug für die Marine beschlossen haben. Beide politischen Körperschaften sind einig darin, die Re- gicrmig in ihrem Programm bezüglich der Kriegs- sleuern zu unterstützen, abgesehen von einigen Aende - rungen, nach denen die veranschlagten Einkünfte aus den Steuern nm annähernd eine Million Pfund Starling herabgesetzt werden. Ferner soll die Be sinninung getroffen werden, den Zeitraum für die Erhebung der erhöhten Steuern nicht über ein Jahr nach Beendigung des Krieges hinausgehen zu lassen. Diese Maßregel bedeutet insofern eine einschneidende Aenderung, als die erhöhte Stcucrcinhmft dadurch nicht mehr für den Dienst der neuen Schuld verfügbar sein würde. Biirsicrschaftswählcr des 3. Vejirks! Wählt am Areitag, 35. März, den sozialdeiiiokratifchci: Kandidaten Paul Hoffmann! Stärkt die sozialdeiuoftaüschc Fraktion ber Bürger - schaft, damit sie nachdrücklichst die Interessen ber arbeitenden Bevölkerung Hamburgs vertreten kann. Zur Entgegennahme ber Stimmzettel wirb das Wahllokal: Schweinemarkt 8, bei Röber, von 9 bis 6 Uhr geöffnet sein. Zur Ausübung des Wahlrechtes fiitb nur diejenigen Wähler befugt , welche am Tage der Wahl in den Wählerlisten eingetragen stehen (§ 5 des Wahlgesetzes). Vor Abgabe des Stimmzettels hat der Stimmende seinen Namen ben anwefenben Mitgliedern der Wahlkom - mission anzugeben und, falls er denselben nicht per - sönlich bekannt ist, sich übet feine Person auszuweisen. Jeder Wähler hat seinen Zettel, aus welchem die Person, der er seine Stimme geben will, namhaft zu machen ist, nachdem derselbe verdeckt gestempelt worden, persönlich in den verschlossenen Zettelbehültet zu legen. Der Stimmzettel muß von weißem Papier, ohne äußere Kennzeichen und derart zusammengesaltet fein, daß der auf demselben verzeichnete Name verdeckt ist. Stimm - zettel, welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen, werden znrückgewiefen (§ 21 des Wahlgesetzes). Wählt Paul Hoffmann! Bon dcr Wcltbnhne. Die Osterferien und die Geschäftslage des Reichstages werben in ber Presse noch immer lebhaft erörtert. Eine nationalliberale Korrespondenz schreibt: „Protest gegen die frühe Vertagung war bereits von Dr. Sattler im Reichstage erhoben worden, und auch von konservativer Seite wurde erklärt, daß man die Gründe deS Präsidenten für frühzeitige Oster - ferien zwar billige, aber nicht kenne. In der Geschäfts- konnte. g von Jahre stici Dir ReichStagSstichwahl int SO. sächsischen Wahlkreis (Marienberg - Zschopau) ist auf Freitag, 25. März anberaumt worben. Mitglied desselben. WaS die Sache selbst betrifft, so ist ridjiig, daß ich im Sommer 1865 nicht 300, sondern 200 Taler aus der Kaffe des Natioualvereiiis zur Agitation für die Arbeiter-Bildungsvereiue erhielt. Diese Tatsache ist nicht nur bekannt geworben bnrch die von mir veröffeutlichten Abrechnungen, sondern auch durch die Ääiuple, die ich in späteren Jahren mit dem Dr. jur. HanS Blum führte, in welchen dieser Vorgang wiederholt eine Rolle spielte. Der zweite Brief, den die „Kölnische Zeitung" ver- Tie Reform deS BörscngefetzeS behandelt eine von den A e l t e st e n der Berlin er K a u s m aiin< schäft an den Reichstag gerichtete Eingabe. Die - selbe enthält u. a. folgende Ausführungen über das Verbot des B ö r s e n t e r ni i u h a nde l s in Ge - treide- und M ü b l e n f a 6 r i f a t e n: „Tas Verbot des GetreideterniiilhandelS beruht aus einer Verkennung der wirtschaftlichen Bedeutung des TeruiinhaudelS. Mit dem Zeitpunkt, wo ber Getreide - terminhandel an der Berliner Börse vernichtet wurde, hat Berlin seine ehemalige hervonagende Bedeutung auf dem Getreideweltmarkt verloren. Die Umsätze sind der - artig zurückgegangen, daß die Deckung deS inländischen Bedarfes bei etwaigen Störungen des Wirtschaftslebens, in Kriegsfällen usw. gegenwärtig nicht mehr ausreichend gewährleistet ist Die Bedeulnng des Terniinhandels für den Effektiv- verkehr besteht darin, daß ber Effektivhaubei durch Be - nutzung deS Termiiihanbels die Oiefahr der Preis - schwankungen vermeiden kann imb dadurch in die Lage gesetzt wirb, sowohl bei seinen Einkäufen von Probuzenten wie bei seinen Verkäufen ben Konsumenten große Vor - Durckiftihrnug der'Arbefterschnttbestimmttngeu im Jahre l!n>2. Das „ReichsarbeilSblatt" bringt eine Zusamnieiistellung über die im Jahre 1902 wegen Zu- wiberhandlnngm gegen bie Arbeiterschutzbestimmungen verhängten Strafen unter Zugrundelegung der seinerzeit beut Reichstage darüber zugegangenen Denkschrift Da - nach betrug die Gesamtzahl aller Zuwiderhandlungen 5621, wegen deren 5943 Personen, unter ihnen 611 An - gestellte, bestraft wurden. Nur in vier Fällen würbe auf Gefängnisstrafe erkannt, in allen übrigen Fällen bagegen Geldstrafen verhängt. Diese beliefen sich in 3030 Fällen bis auf .M 3, in 1815 auf .H. 20 bis 50. 68 Personen wurden mit einer Geldstrafe von über .*l 50 bis zu >t 100, 14 mit einer solche» bis zu 200 und vier mit einer noch höheren belegt. Die größte Zahl ber er - kannten Strafen entfiel auf die Industrie der NahrungS- unb Genußmittel, nämlich 1532, d. i. 27,2 v. H. aller, ferner 718 auf das Bekleiduugs- und Reinigungsgewerbe, 605 auf die Industrie der Steine und Erden, 503 auf das Beherdergungs- und ErguickuiigSgewerbe, 475 auf die Metallverarbeitung usw. thuet den Verstößen gegen die Schutzbestimmungen waren die betreffs der Arbeits - bücher am zahlreichsten. Abg. sehen von 256 Fällen un - zulässiger Eintragung wurden 1869 Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Arbeitsbücher gezählt. Wegen Zuwiderhandlnugen gegen die zum Schutz ber Arbeiter gegen Gefahren für Leben, Gesundheit ober Sittlichkeit erlassenen Bestimmungen würben in 1055 Fällen 1101 Personen bestraft, darunter drei mit Ge - fängnis. Sehr hoch ist auch der Anteil ber Wegen lieben tretung ber Bestimmungen über bie Sonntagsruhe ver - hängten Strafen, die 838 Personen betrafen. Die „Enthüllung" über Bebels Tätigkeit fiir die Arbeiterbildnngsverrine, welche wir in voriger Nummer kurz besprachen, gibt Bebel Anlaß zu folgender Erklärung: Die Nr. 286 der „Kölnischen Zeitung" vom Sonntag, den 20. März, veröffentlicht unter der Ueb^rschrift „August Bebel und bet Nationalverein" einen Artikel, in dein sie zwei Briefe zum Abdruck bringt, die ich im Jahre 1865 au den Rationalvereiii geschrieben haben soll, um Gelb für bie Agitation zu Gunsten ber ArbeiterbildiiiigS- bereiue zu erhalten. Den ersten sehr überschwänglich gehaltenen Brief vom 24 Juli 1865, angeblich von Fr. Weilhmaun, Dr. phil. Wolfgang EraS und mir unterzeichnet, be - gleitet die „Kölnische Zeitung" selbst mit den Worten: „Tie drei Unterschriften dieses Briefes rühren att- scheinend sämtlich von Bebel her, während bamalt- wohl Bebel noch nickn in der Lage war, bie gewandt stilisierte von anderer Hand geschriebene Eingabe selbst zu ver - fassen." Demgegenüber erkläre ich, daß ich jenen Bries weder geschrieben noch unterschrieben habe, dessen Inhalt ich erst anS dem Abdruck in der „Kölnischen Zritnng" erfahre. Die Anregnng zu jenem Schritt bei dein National - verein ging von dem Dr. Phil. Eras anS, ber später Sekretär der Breslauer Handelskammer wurde, der ver - mutlich auch den Brief verfaßte, obgleich die Ueber« schwänglichkeit in den Ausdrücken mehr für Weithmann spricht. Eras gehörte damals mit Weithmann zur äußersten Linken des Nationalvereins, ich selbst war ein Bevölkerung, hängt der Wert ihres Besitzes an der jederzeitigen Veränßerlichkeil ihrer Papiere. Alle diese Personen haben ein vitales Interesse an einer leistungs - fähigen Börse, die die jederzeitige Möglichkeit deS Ge schäfisabsehlusseS und eine richtige Preisbildung gewähr - leistet. Die Börse hat der Industrie die zu ihrer Ent - faltung erforderlichen Mittel zu gewähren, sie hat da- A n le i h e b ed ü r f n i s des Reichs, derBnnbeS- staatcn und der Gemeinden zu befriedigen. Gerade in der letzten Zeit ist bie Schwäche deS inländi - schen Kapitalmarktes an dein Rückgang ber 3proz. Reichsanleihe besonders anschaulich hervor- getreten. Wir verweisen hierüber auf das, waS wir in nuferem Berichte über das Jahr 1903 (Berliner Jahr - buch für Handel und Industrie, Berlin, Verlag von Georg Reimer, Bb. I, S. 125) ausgeführt haben DaS Deutsche Reich bringt große pekuniäre Opfer, um feine Wehrkraft zu Wasser imb zu Laube kriegsbereit zu halten. Gleichzeitig aber wirb bas inländische Kapital an die a n s länb ischeii Börsen ge - trieben und der inläiidischeKapitalmarkt, dessen Leistungs - fähigkeit in politischen und wirtschaftlichen Krisen eine ent - scheidende Rolle spielen wirb, durch Entziehung der Rechts - grundlage und Belastung mit im Vergleich zu anderen Staaten unverhältnismäßig hohen Steuern auf jede mögliche Weise desorganisiert. Nicht bloß im Interesse unseres Standes also, sondern zugleich im Interesse b>r heimischen Wirtschaft und ber Machtstellung DentschlanbS stellen wir au die gesetzgebenden Faktoren den Antrag, durch eine grundlegende Reform des Börseii- gesetzes dem dent)chen Kapitalmarkt die Rechtssicherheit, den deutschen Börsen die jlnabhäugigkeit vom Anslanb und ihre nationale Bedeutung wiederzugeben." Der zweite Brief, den die „Kölnische Z> „ öffeutlicht, kann wohl von mir geschrieben feilt; er sticht auch »ach Ton imb Form so sehr von dem ersten ab, daß der „Kölnischen Zeitung" selbst ber Gedanke kommen mußte, daß dieser erste Brief nicht von nur herrühren teile zu gewähren • • • Von bet Unterdrückung beS Geschäftes i ni I n l a n b haben die amerikanischen Ge - treidebörsen den größten Vorteil ge - habt. Es ist bezeichnend, daß gerade durch die deutschen Ordres daS Termingeschäft in Chieago und New-?)ark anßerorbentlich gewachsen ist und der Terminhandel in Amerika sich neuerdings sogar auch auf andere Plätze, wie Diiluth. St. Lonis, San Francisco, Toledo rc. aus - gedehnt hat. Das Ausland hat auf diese Weise, ganz abgesehen von den hohen Summen an Komniissionen rc., die ihm zum Nachteil unserer National-Wohlstande» zn- fließen, nunmehr auch einen wesentlich stärkeren Einfluß auf unsere Preisgestaltung gewonnen. In richtiger Er - kenntnis der Sachlage tragen die amerikanischen Getreide - börsen dafür Sorge, daß täglich ihre Preisnotieritnaen in ganz Deutschland verbreitet werben, so baß ohne Be - rücksichtigung der amerikanischen Tendenz kaum ein größerer Abschluß in Deutschland zu staube kommt." Schließlich wirb ausgesührt: „Im heutigen Wirtschaftsleben ist baS Bestehen eines leistungsfähigen Zenlralniarktes einer ber ersten Faktoren, von denen die Wohlfahrt und die Macht - stellung eines Landes abhängt. Schon im Jahre 1886 bestand in Preußen nach einer Berechnung ein Viertel d c s gesamten Nationalvermögen« tu Papieren, bereit Werl von bet Börse feftgestellt wirb, uitb die Zahl ber Sf |t "IillSrf! oJ r otftutz j schon um jene Zeil in Deutschland Ij—2 Millionen, stelliingen, daß bie Fruchtbarkeit aller Okhdbeatleu nur Für alle diese Personen, Leute aus allen Schichten ber | Ausnahme be« Winterweizen« seit 1893, dem erst « Tic „Notlage der Landwirtschaft", die nach der Behauptung unserer Agrarier besteht und die diese Herren mit Brotwucherzöllen bekämpfen wollen, erfährt durch folgende Tatsache eine drastische Beleuchtung : Die Laudwirtschast blickt auf zwei gute, zum Teck vorzügliche Ernten zurück. Sie erfreute sich zugleich lohnender ober bedeutender Preise. Je schwieriger sich der Zustand des GetleidehandelS erweist, um so ergiebiger ist die Landwirtschaft geworden. Zwar ist das Er - trägnis an Weizen im Jahre 1903 hinter dem von 1908 zurückgeblieben, aber eS ist immer noch erheblich hoher als 1901. Es beziffert sich auf 3 555 064 Io. gegen 3 900 396 und 2 498 851 in beiden Voriahren. Sehr beträchtlich ist die Zunahme deS Ertrages bei der wichtigsten Brotfrucht, dem Roggen. Er stieg von 8 162660 To. im Jahre 1901 auf 9 494 150 NN ^ahre 1902 und 9904 493 im Jahre 1903, ist also im letzten Jahre um 1 741 833 To. höher als zwei Jahre zuvor. Dazu aber kommt, daß nicht nur die Ouantilät gestiegen, son - dern auch die Qualität zum großen Tei! ausgezeichnet und daneben die Welternte in Roggen um drei Millionen kleiner al» im Jahre 1902 ist. In Weizen wie in Roggen ist die Einfuhr im Jahre 1903 gegen 1902 ge - sunken und bie AnSsuhr gestiegen. Auch Sommergerste und Hafer verzeichnen einen namhaften Mehrcrtrag. DaS ti a 11.5 i i A a 21 ui i erklärt auf tzftmib seiner Fest ¬ tage („kein weiteres Material") waren sie leibet nicht begründet. Noch niemals war der Reichstag mit seinen Arbeiten so zurück wie diesmal, und wenn er nach Ostern ebenso redefreudig und tatenbürftig ist, wie bis - her, bann kommt außer dem Etat überhaupt kaum noch etwas zu staube. Denn bie zwei Dutzend Plenarsitzungen bis Pfingsten werben natürlich ohne befonbere Anstren - gungen zum größten Teil für ben Etat aufgebraucht werden. Was in aller Welt mag nun ben Grafen Ba11estrem bestimmt haben, bie Arbeitszeit d e s Reichstages noch nm eine halbe Woche z u kürzen? Im Seuiorenkouvent war man barüber nicht unterrichtet. ZenlruinSleute wollten nach Hanse, hieß es, und diesem Löunsche hätten sich die übrigen nicht so maßgebenden fügen müssen. Das reicht kaum aus, denn ob die Be- fchlußunsähigkeit einige Tage lang noch etwa» größer gewesen wäre, hätte man nach allem Bisherigen auch noch verschmerzen können. G r a f B a l l e st r e in d r ü ck t e sich sehr geheimnisvoll au8. Er habe sich pflichtgemäß nach allen Seiten orientiert; aber die Gründe für seinen Entschluß, die er sich da geholt, eigneten sich nicht für den stenographischen Bericht. DaS mußte also etwas ganz Besonderes sein, waS außerhalb ber gewöhnlichen geschäftlichen Rücksichten lag. Die Be - ratung beSEtats besReichSkanzlerS und b e 8 Auswärtigen Amtes stand bevor — unb so kam man denn bald auf die Erklärung, daß von dem hier N ä ch st b e t e i l i g t e n der Wunsch ans- gedrückt sei, die da nnverineidlicheii Erörterungen über die Fragen bei großen Politik, ben russisch-japanischen Krieg, ben Aufstand in Südwestafrika, auch wohl die Bearbeitung der Bundesstaaten in Sachen deS § 2, noch einige Wochen zu vertagen." Der parlamentarische Berichterstatter der „Franks. Zeitung" meint, eS sei fein ausreichender Grund dafür besannt, weshalb der Reichstag sich bereits am Sonn - abend vertagt hat und nicht noch wenigstens diese Woche ober auch die ersten Tage der nächsten Woche an bie Beratung des Etats gesetzt hat. Die vorauSgesehene Beschlußunsähigkeit fei kein Grund, beim fortgesetzte Pflichtvernachläjsiguiig begründe doch nicht mit ber Zeit einen RechtStitel, und beschlußunfähiger, als er Wochen und Monate gewesen ist, wäre ber Reichstag auch bic|c und die nächste Woche nicht AnS einer Betrachtung der Geschäftslage nach Ostern zieht der Berichterstatter den Schluß: „Sehr wahrscheinlich werden die paar gesetzgeberischen Ausgaben, die der Reichstag in dieser L-ession wirklich zu erledigen hatte, vor lauter langen Reden unb De - batten nicht zu staube kommen. Der Reichstag hat zwischen Ostern unb Pfingsten 25 Sitznngstage zur Verfügung. Sie gelten zunächst bet Fortsetzung ber Etatsberatiing; die wirb den größeren Teil von ihnen, manche behaupten alle, in Anspruch nehmen, beim eS sind in zweiter Lesung noch elf Spezialetat-- zu beraten, darunter der des Reichskanzlers , des Aus - wärtigen Amtes, der Expedition nach Ostasien, brr Kolonialverwalmng, des Reichsmilitärgerichts, des Reichs- invalidenfoubs, bei denen allen ausgedehnte Debatten zu erwarten sind. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß damit bie Zeit zwischen Ostern unb Pfingsten ausgefüllt wird, zumal bann noch 30, sage dreißig Resolu - tionen beraten werben müssen, die zinn Etat gestellt sind unb bie man vorläufig ausgeschieben hat. Die britte Lesung des Etats nimmt auch 2—3 Sitzungen in Anspruch, bei diesem Reichstag vielleicht noch mehr unb so wirb vor Pfingsten Wenig ober gar keine Zeit übrig bleiben, um bie gesetzgeberischen Entwürfe zu erledigen, die außer dem Etat vorhanden find, nämlich die Ent - schädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft, die Kaufmanns- gctidjte, bie Neuregelung d e S Servis- i ar iss, bie R e i ch s s i ii a n z r e f o r m , die ost- afrikanische Zentralbahn, bas Biililär- p e ii s i o n s g e s e tz , baS noch erwartet wirb, unb die Novelle z u m B ö r s e n g e s e tz. Vor Pfingsten Wird davon sehr wenig ober gar nichts fertig werden, unb nach Pfingsten, im Juni, ober gar im Juli? Wer glaubt beim, baß dieser Reichstag, der sich tu den Wintermonaten so wenig arbeitsfähig unb beschlußfähig gezeigt hat, im Frühjahr ober Sommer arbeiten werbe? So rechnet man jetzt schon damit, daß ein Teil dieser Gesetzentwürfe, nutzlanbllch aber wahr, unter den Tisch fallen wirb."