Nr. 98 18. Jahrgang Aa ln lun ger Echo Mittwoch, dcn 27. April 1904 Jifiosni: Anzeigen werben die sechrgespalien« Pelitzeile oder deren Raum mit 3fl *, für den Arbeitsmarkt. VermietnngS- und Kamilienanzeige» mit 20 * brrecdnet. Anzetgen-Attnahme in der Expedition (bis , in den Filialen (bis 4 tthr Nachmittags), sowie in sämtlichen Ailnoncen^Bureaux. Redaktion und Expedition: Fehlandstrnsse 11 in Hamburg 1. Siid-St. Pauli bei Carl Lementzow, SDnnibflr. 35. Nord-Tt. Pauli, Eimsbüttel, Laugenfclde bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, Timsbüttel. Hoheluft, Eppendorf, (vroh Borstcl und Winterhude bei Ernst Grostkopf, Lehniweg 51, Eppendorf. Barmbeck, Uhlenhorst bei Theodor Petereit, Bachstr. 12, Barmbeck. Tt. tScorg, Hohenfelde, Porgfclde, Hamm, Horn und Tchiffbeck bei Carl Ortel, Vaustr. 26, Borgselbe. Hammerbrook, Notenburgsort, Villwärdcr und Peddel bei Rud. Fuhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbrook. Eilbcck, Waudsbeck und Hiuscheufelde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsb eck. Altona bei Friedrich Ludwig, Vürgerstr. 118, Altona. Ottensen, Bahreufeld bei Johannes Heine, Bahrenfelderstr. 140, Ottensen. Das »Hamburger ts-cho" erscheint täglich, außer Montags. Rbouueuientsprcis (inll. »Tie Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen ohne Bringegeld . monatlich JK 1,20, vierteljährlich X 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 80 4 frei ins Haus. Einzelne Nummer 6 A. SonntagS-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage »Die Neue Welt" 10*. Verantwortlicher Redakteur: Gustav WaberSky in Hamburg. Hierzu eine Beilage tu Berghofen wurde entschieden gegen die Unter» agitatorische Hcharbctt loird offenbar auch den flott: Von der Weltbnhne zur bei wie der die ihnen frohnen. Daß irgend welche grundsätzliche Stellung Frage der Spielleideuschaft für die Regierung diesem Gesetz ebenso unmaßgeblich gewesen ist, bei dem preußischen Lotteriegesetz, zeigt solvohl bergellung ermessen könne. Sie werde auch nicht nach „ , strengem Recht oerfabren, da fiele nur durch Schwäche ge-1 und gierig auf die neue Beute wartet, verbreitet im Laude sündigt haben, indem der Ausstand sie mit elementarer Ge-1 die Mär, daß die Regierung nur nicht wolle. Diese walt mifgeriffeit habe. Sie hätten gemeint, durch die Teil - nahme an dem Rttsstand eine Pflicht der Solidarität unterer Staatslenler nur einigermaßen.keimt, ist das leyete einfach sewstverstäudlich. Graf Bülow wird । für die Agrarier herausschlagens, tvas ffch nur irgend herausschlagen läßt. Aber das ungebärdige 0grariertttm, • ,r> ,»> > , daS die neue Liebesgabenhochflut nicht abwarten kann I er habe aber nur Worte der Besänftigung, nicht aber stellnng d e S H and e l S m i n i st e r S protestiert, daß die Aufregung unter den Bergleuten durch sozialistische oder ultramontane Agitation künstlich genährt werde. Der Handelsminister sei im Ruhrgebiet kein llnbekaunter; Tcxi des Entwurfs wie dessen Begründung. Diese betont sehr deutlich die schädliche Wirkung der Privlit- weltbutcaux, insbesondere für die m i u d e r b e - gitterten Klassen. Die vom Reichstage beschlossene Bestimmnng im Reichsstempelgesetz, nach welcher ge - werbsmäßige Vermittler von Wetten der Aufsicht der Steuerbehörden unterliegen, habe nicht die er - hoffte Wirkung gehabt. Ihre gerichtliche Bestrafung habe in den meisten Fällen nicht dnrchgesetzt werden können, weil der Nachweis nicht gelang, daß sie selbständig den Abschluß von Wetten betrieben. Da - gegen hätten die Erhöhungen des Totalisatorstempels im Jahre 1894 auf 10 v. H. und im Jahre 1900 auf 20 v. H. zur Folge gehabt, daß die Privat» wettbureanx für Pferderennen einen Umfang wie niemals zuvor angenommen und sich geradezu zu einer öffentlichen Kalamität ausgebildet haben. Die durch sie herbeigefllhrte Ausnutzung der Spielwut gerade der weniger bemittelten Klassen der Bevölkerung, ver- bitndeii mit der Unsicherheit der Erlangung der etwa bei ihrer Benutzung erzielten Gewinne, ließen ein gesetzliches Vorgehen gegen die Privatwettbureaux als iwtiveudig erscheinen. Dazu komme, daß infolge dts ^luivachsens dieser Wettburcaux die Einnahmen des Reichs aus dem Totalisalorstempel trotz der Eihohung des Stempels im Rückgänge seien, und gleichzeitig zum Schaden der Landespferdezucht die servativen unbequem; daher die obige Verwahrung. Tie Kanalschcu der Rgraricr ist durch die Verstümmelung des ursprünglichen Mittellandkaital- Projektes in einen bei Hannover endenden Sackkanal nicht besiegt, im Gegenteil hat die vor dem Agrarierzorn zurückweichende Regierung durch ihr neues Projekt nur das Mißtrauen wachgerufen, daß sie nur erst das eine Ende sich bewilligen lasten wolle, um nachher das andere als Konsequenz des ersten ttachzttfordertt. Aus diesem Mißtrauen heraus frugt die »Deutsche TageSztg." : »Wird der Kanal für immer fein Ende in Hannover sinden, ober verlangt er eine Fortsetzung zur Elbe, die späterer Zeil Vorbehalten bleiben müßte? Die Antwort ans diese Frage liegt ans der Hand. Der Kanal muß früher ober später nach der Elbe fort - gesetzt werden. DaS haben wir von Anfang au gesagt, als die Idee der Teilstrecke bis Hannover znerst ans- lanchie. Wir haben auch nirgends eine ernsthafte Widerlegung dieses selb st verständlichen Ge- Ei tut ahme» der Rc »»vereitle, welche wesentlich auf die Erträge ans beut Totalisator augewiese» sind, sich erheblich vermindert hätte». Diese» Miß - stände» gegenüber lasse sich ein wirksamer Erfolg nur erwarten, wenn allgemein das Vermitlelii von Wetten unter Strafe gestellt werde. Um aber gleichzeitig dafür Sorge zn tragen, daß dem be - stehenden Wettbedürfnisse bei Pferderennen unter amllicher Kontrolle der erforderliche Spielraitiu gewährt werde, sei es notwendig, daß die Landes- zentralbehörden, lvie es bisher in Prenße» geschehen ist, allgemein ermächtigt werden, die Erlaubnis zum Betriebe des Totalisators bei öffentlich ver - anstalteten Pferderennen in dem thuen angemessen erscheinenden Umfange zu erteile». Kulturgeschichtlich interessant, weil es eine» Maß - stab für die ?lttsdeh»nng der Spielleidenschaft gibt, ist das in der Begründnng gelieferte Zahlenmaterial. Der im Jahre 1891 ciiigefnhrte Totalisatorstempel von 5 pZt. wurde 1894 auf 10 pZt., int Jahre 1900 aus 20 pZt. erhöht. Trotz der Vermehrung der Rennplätze mit Tolalisatorkonzessioii und der Vermehrung der Remitage mit Totalisatorbetrieb ist der Umsatz ant Totalisator in Preußen von 9,8 Milli - onen Mark im Jahre 1900 auf 6,6 Millionen Rtark int Jahre 1902 und um eine weitere Rtillion im Jahre 1903 gesunken. Vor Einführung der Totalisatorsteuer erreichte der Umsatz am Totalisator in Preußen 21 bis 24 Millionen Mark im Jahre. Die Einnahmen der Rennvereine ans dem Totalisatorbetrieb betrugen 1902 260 000 Mark gegenüber 1320 000 Mark vor der Einführung der staatlichen Bestenernug. Die Regierung führt diesen Rückgang, wie aus den oben zitierte» Sätze» der Begründung zu er - sehen, auf den Einfluß der Privatwettbureaux zurück. Bei unseren „Staatsmännern" ist da natürlich der erste Gedanke, diese ii»bequemen Konkurrenten zu unterdrücken. Wie in Preuße» nur in preu - ßische» Lotterien gespielt werden soll, damit die denr Spielteufel gebrachten Opfer der preußische» Staatskasse allein zu gute kommen, das denr preu - ßischen Fiskus dieueude Spielen also für nützlich, das Spielen in „auswärtigen" Lotterien dagegen .für verwerflich erklärt wird, io auch^eiut Renn - wettspiel. Es soll gefördert werden, soweit es der Retchskasse Einnahme» bringt, die mit dieser. nm de» Gewinn konkurrierenden Privatwettenver- mittler selber dagegen unterdrückt werdeit. Nun haben wir selbstverständlich nicht die mindeste Veranlassung, diese gemeiuschädliche, nur auf mühelosen Gewinn bedachte private „Geschäftstätig - keit" dieser Art in Schatz zn nehmen. Im Gegenteil. Das zum Teil lichtscheue Gesindel, das diesem „Geschäft" obliegt, verdient nicht die mindeste Schonung. Gelingt es, ihnen das Handwerk zn legen, so kaun das nur luisllomme» geheißen werde». Aber was für die Privatwettvermittlnug gilt, gilt im gleichen Maße für den Totalisator. Ans den in der Begründnng gegebenen Zahlen erhellt seine ganze Gemeingefährlichkeit. Man muß sich nur vergegenwärtigen, was es heißt, daß vicr- nndzwanzig Millionen in einem. Jahre am Totalisator nmgesetzt, also der Spielleidenschaft ge - opfert worden sind! Sollte die Regiernng sich nicht freuen, daß in den letzleti Jahren die Umsätze nm Totalisator so erheblich znrückgegangen sind? Dazn tuäre Ursache, wenn dieser Rückgang in den Ein - nahmen eilt Zeichen für das Abflauen der Spielwut märe. Dem ist aber offenbar nicht so. Was dem Totalisator entgangen, ist jedenfalls zum erheblichen Teil in die Taschen der Privatwetteuvermittler ge - flossen, beztv. doch durch deren Hände gelaufen, woraus mau sich gleichzeitig ein Bild davon machen kaun, wie einträglich dieses „Geschäft" ist. . Welche Logik liegt darin, daß die Begründung über die verderbliche Wirkung der Privatwettbureaux klagt und dem offiziellen Wettbetrieb am Totalisator, der ebenso^ verderblich ist, ihre besondere Förderung angedeihen' lassen will? Den Vorwand dafür muß die „Förderung der Pferdezucht" abgeben. Für diesen Zweck soll die Hälfte des Ertrages der Reichsstempelabgabe von den Wettumsätzeii bei ihren Neune» bett mit der Erlaubnis zum Totalisatorbetrieb ausgestatteteu Neunvcreinen über« wiesen werden. Wir müssen gestehen, daß wir in den Renneii eine Förderung der Landespferdezucht nicht erblicken können. Das halsbrecherische Wctt- jagen hat jedenfalls mit der Veredlung der Pferde nichts zn tun und für die praktische Verweudnng der Pferde für Kulturzwecke wie im Kriege kommt die Renufähigkeit jedenfalls nicht in Frage. Aber wenn dem so wäre, wenn der angebliche Vorteil der Rennen für die Pferdezucht so groß wäre, wie man glauben machen möchte, so ist eS immer noch nicht notwendig, den Spielteufel zu eiit- esselti, um die Rennen zu fördern. Haben Reich und Staat ein so erhebliches Interesse an bett Rennen, so mögen sie direkt die erforderlichen Mittel I solche zur Abstellung der die Erregung veraukaffeuden I Ilebelstände gefunden. (ritten Wahlzwang für die Beamten bei der mit öffentlicher Abstimmung verbundenen preußischen Landtagswahl in die Wege zu leiten, hatte die Eisenbahndirektion tu Bromberg ver - sucht. Sie hatte in ihrem Amtsblatte eine Verfügung an die Inspektionen und Dienststellen sowie an die Be- iimten und Arbeiter des Bezirks erlassen, tvorin daS Fernbleiben einer Anzahl Beamten und Arbeiter von der am 12. November v. I. vollzogenen LandtagS- wahl ohne genügende Ettlschuldigung gerügt wurde; gleichzeitig waren die JiispektionSvorstände und die Vor - stände der Bureanabteilungen angewiesen worden, diejenigen Bediensteten, bereit Fernbleiben von der Wahl nicht genügend entschuldigt sei, zur Verantwortung zu ziehen. Die Eisenbahndirektion hat jetzt, wie die । 3." meint, auf höhere Weisung oie Ver ¬ fügung wieder aufgehoben Die „höhere Weisung" war sehr vernünftig, beult für daS Vorgehen der Eifenbahndirektion fehlt es an jeder gesetzlichen Unterlage. Sin Wahlzwang besteht in Preußen nicht. Ein solcher Zwang wäre bei der öffentlichen Abstiinniung eine Vergewaltigung der Ueberzeugung der Beamten, denn wenn fit nicht so stimmen, wie es die vorgesetzte Behörde wünscht, so müssen sie befürchten, dafür direkt oder indirekt bestraft zu werden. Die Bromberger Direktion hat offenbar angenommen, daß die Beamten, welche ohne genügende Entschuldigung der Wahl ferngebliebcn sind, dies deshalb getan Haden, weit sie nicht im Stinte der Regierung stimmen wollten. DaS erscheint in den Augen echter preußischer Bureaukraten schon als strafwürdiges Vergehen. Ueber den Ansichten der Bureaukraten steht aber noch das verfassungsmäßige Recht, und der Versuch, sich darüber hinwegzusetzen, scheint ja in diesem Falle doch noch zitrückgewiesen zu fein. Ttt Alchiiü der Wlbahner in IluM. Durch ungesetzlichen militärischen Zwang ist der große Streik tatsächlich beendigt worden. Die ungarische Eisen- bahndirektiou gibt bekannt, daß der Personen- und Fracht- verkehr auf sämtliche« Linien bet Staatsbahnen Tag und Nacht regelmäßig vor sich geht. Der Orieiitexpreßzug, der Schnellzug Ostende-Koiistantiitopel und die Konventionsschnellzüge Verkehren wie gewöhnlich. Der Perrnanenzdienst in der Eifenbahndirektion ist aufgelöst. Jetzt kann also die Rache der erbitterten Bourgeois- regitrung beginnen. TiSza hat, um ganz freie Hand zu haben, das Abgeordnetenhaus auf un = bestimmte Zeit vertagt. Die Opposition verhielt sich vollkommen nthig. Als Abgeordneter Lengyel die durch seine Verhaftung erfolgte Verletzung seiner Immunität anzeigen wollte, wurde er von der Majorität nieder geschrieen und der Präsident entzog ihm das Wort. Bei Schluß der Sitzung, welche bloß eine Viertelstunde dauerte, bereitete die Majorität dem Ministerpräsidenten lebhafte Ovationen. Die liberale Majorität ist natürlich ganz mit dem Ministerpräsidenten einverstanden, besten »starke Hand" die „Ordnung", d. h. die Willkürherrschaft der Ausbeuter so kräftig gestützt hat. Tisza hat ja der liberalen Partei in einer Konferenz eine „befriedigende" Darstellung des Streiks und seiner weiteren Pläne gegeben. Er be - hauptete, es sei jedem klar, daß der Ausstand seit langer Hand vorbereitet fei; die Suspendierung zweier Beamten habe beii Ausbruch des Ausstandes nur beschleunigt, keineswegs herbeigeführt. Leider hätten einige Mitglieder der Oppositionspartei durch Aeußerungen int Abgeord- neteuhause die Verwirrung in den Gemütern der Aus - ständigen erhöht und die Illusion erweckt, daß die Regierung in eine Klemme geraten sei, aus der sie sich nur durch sofortige Erfüllung aller Wünsche der Ausständigen befreien könne. Tie Regierung habe unter allen Umständen die größte Mäßigung gezeigt. Die angebotene Amnestie wurde abgelehnt. Nachdem die Frist der Amnestie nutzlos verstrichen fei, habe die Negierung die weiteren Verhandlungen mit den Aus - ständigen abgebrochen und die Wiederherstellung des Verkehrs mit aller Energie in Angriff genommen. Es habe auf allen Stationen eine große Anzahl Beamte gegeben, die angeblich nur Warteten, den Dienst wieder anfuehme» zu können. Heute funktioniere der Verkehr nahezu normal; morgen und übermorgen würden alle fahrplanmäßigen Züge völlig regelmäßig in Betrieb ge - fetzt werden. WaS das Korps der (nsenbahnbeamten betreffe, werde die Regierung alles aufbieten, damit in den Gemütern Ruhe eintrete. Es müsse jedoch, schon, um künftige Gefahren zu vermeiden, auch auf ba8 Bewußtsein eingewirkt werden, daß der ÄULstamd eiujKi.e u ngu 15uo 1 Le r Fehl - tritt gewesen sei. Die Regierung werde jedoch alles vermeiden, was den Anschein einer Rache oder Wieder-1 vorgeschricbene Erlaubuis und das geschäftsmäßige Vermitlelii von Wetten für Pferdereuuen. Der Eulwurf ist ans ganz demselbeu „Geiste" geboren, der die preußischen Gesetzesfabrikanten bet der Anfertigung des jüngst besprochenen Lotterie- gesetzes beseelt hat; er ist auch getragen von der - selbe» Heuchelei, die sich in so manche» andere» Gesetzen der Neuzeit zeigt, wenn mau deren Be - stimmung in Parallele stellt mit den sonst von den Regierungen angeblich verfolgten Absichten. So zer - bricht man sich bekanntlich in den Reihen der Rc- gieniiigen und der „staatserhaltende»" Parteie» de» Kopf darüber, wie man den Sanfteufel am besten bekämpfen könne; aber dieselben Regierungen und Parteien sruktifizlere» den Sauftenfel für die Reichs- finanzeii. Ebenso will man angeblich die Spiel- leidenschaft bekämpfen; mau schafft und konserviert aber nicht nur Staalslotterieu, sondern will auch die Betätigung der Reunspielwut in ein „geregeltes System" bringen. Es fehlt in diesen Dingen unseren „Staatsmännern" eben jede Konsequenz, was wohl nicht allein darauf zurückznführen ist, daß ans der Spielleidenschaft ebenso wie ans dem Suff Geld geschiuiedet wird. Die Reunwetteu sind eine „noble Passion" vieler Leute, bereit Besitz und Lebensansprüche im schreiendsten Kontrast zn dem Mininunn von ihnen geleisteter initzlicher Arbeit stehen, wenn von solcher bei ihnen überhaupt die Rede ist. Die Liebhabereien dieser anspruchsvollen Kreise muß aber die Regierung schonen; sind cs dock im wesentlichen „staatserhaltende" Elemente, dazu bieten. Aber erst die Maffen gut» Spiel verführen und dann von den dafür eingesäckelten Stenern die Hälfte dem angeblichen Zweck, der Pferdezucht zu nützen, zu opfern, das ist un - moralisch. Die Förderung der Spielwut ist verwerflich. Das gibt die Begriinduug des Gesetzentwurfes zu; ie ist aber ebenso verwerflich und genieiuschädlich, wenn sie vermittels des offiziellen Totalisators geschieht, als auf den krummen, dunklen Wegen der Buchniacherci. Also muß in Konsequenz der von der Rcgieruitg selbst gegebenen Begründung die Forderung lauten: Fort auch mit dem Totalisatorl Der ungarische Cisenbahncrstreik scheint seine Wirkungen auch auf -- Preußen anSzuüben. Minister Budde machte am Montag im Abgeordneten - haus e bei Beratung des ElsenbahnelalS eine über - raschende Mitteilung. Er erklärte: „Eine Depesche Sr. Majestät desflönigs ermächtigt de» Herrn F i n a »z m t n t ft e r u 11 b mich, dem hohen Hause eine Vorlage zu machen, burch die wir den Eisenbahnern drei Millionen iDiarf fpenben, um auf bei» Gebiete der Arbeiterwohlfahrt weiter vorzugehen. Am 7. Mäiz dieses Jahres habe ich unter dem vollen Beifalle bet Hauses mitgeteilt, baß am 26. Februar in Kastel ein Eifenbahnarbeiter-Verbanb gegründet worden ist, der den Zweck hat, durch Selbsthülfe, Ver - sicherung und Gründung von entsprechenden Einrichtungen zu erreichen, daß die verwaltungsmäßigen und gesetz - mäßigen Krankengelder eine entsprechende Erhöhung er - fahren. Der Eisenbahnerverband wirb im nächsten Monat zusamiuentreten, um eine Zuschußkranke n» fasse zu gründen. Auch Sterbegelder solle» aus der Kasse gewährt werden. Die StaatSeifenbahnverwaltung hat die volle Berechtigung und Verpflichtung, ihren An - gestellten für ihre Wohlfahrtseinrichtungen weitere Zu- fchüffe zu gewähren. Ich hoffe auf eine allseitige! Zustimmung zu der bevorstehenden Vorlage, die Ihnen in den nächsten Tagen zugehen wird. Damit glaube ich auf dem Gebiete der sozialen Wohlfahrtspflege getan zu haben, was in meinen Kräften liegt." In dieser Ankündigung haben wir ganz offenbar eine Wirkung des ungarischen Eisenbahiierstreiks zu er - blicken. Wäre dem nicht so, bann hätten bie Herren Minister, bie so plötzlich mit ihrem Auftrag herans- rücken, bie Summe roobl schon in ben jetzt zur Beratung stehenden Etat eingestellt. In ihrem eigenen bureau-- kratischen Gemüt wäre der Gedanke, ben Eisenbahnern einige Millionen zu „Wohltaten" zuzuwenben, selbst unter bem Eindruck des Aufbäumen» der ungarischen Eisen-1 bahnjklaven gegen die ihnen zu teil gewordene schäbige Behandlung wohl kaum geboten worden. Es bedurft« des Anstoßes durch den Monarchen, um die Minister auf einen ihnen so fern liegenden Bebauten zu bringen, Wilhelm II. hat offenbar auf feiner Mtttelmcerreise von dein ungarischen Streik vernommen und sich gesagt, es sei besser, den vielgeplagten Eisenbahnern freiwillig etwas zu bieten, als eS sich nach ungarstcheni Muster abzwingen zu lassen. Und unverweilt haben die Minister den Auf - trag erhalten, in dem Sinne zu handeln. Für die Minister ist die dadurch geschaffene Situation freilich etwas sehr unbequem und nur bet preußischen Ministern ist e5 nicht zu verwundern, daß sie sich mit süßer Miene in die heikle Situation finden. Solche Atuß- uahmen vorzuschlageii, ist nach konstitutionellen Grundsätzen nämlich nicht Sache des Monarchen, sondern der Minister. Der umgekehrte Gang der Dinge ist eine offene Bekundung der Tatsache, daß die Minister nicht getan haben, was ihnen zu tun möglich war. Ob sie es getan hätten, wenn sie nicht die Sparsamkeit — bei Kulturaufgaben — als das böchste Prinzip ansähen und mit ben EtatSnöteu ihrer Sparsamkeit am falschen Orte eine Art Rechtfertigung geben könnten, erscheint uns sehr fraglich. Für die unteren Beamten schlägt das Herz der Minister zwar immer sehr warm, wenn es sich nur um Worte handelt; zu Taten schwingen sie sich so leicht nicht auf. Nun wolle» wir damit freilich noch nicht sagen, daß bie Hergabe bet brei Millionen, vorausgesetzt, daß bas Junkerparlameitt sie bewilligt, eine Tat sei. Die Summe ist zur Förderung der Arbeiterwohlfabrt, wo so viele Tauseitbe von Arbeitern in Frage kommen, doch recht klein. Die Minister wöge» sich denn auch nicht wenig die Köpfe zerbrochen haben, w i e sie die Summe verwenden sollen, damit es nach etwas auSsieht. Und da ist Herr Budde — man staune! — plötzlich sogar zum Verehrer — des Vereinsrechts der Eisen - bahner geworden, beffeii freie unbehinderte Ausübung sonst ihn nur als Gegner feinten gelernt Hal Mau sieht, daß in Preußen selbst für Maßnahmen, auf bie die Minister auS eigener Gedankenarbeit nicht kommen, Gelder flüssig zu machen sind, wenn — bet Monarch es befiehlt. ES wird sich vielleicht einmal Gelegenheit finden, sie daran zu erinnern, wenn sie sich wieder gegen Ausgaben für dringende Kultus bebürfniffe sträuben. Im Rulirkohleitgebiet wurde am letzten Sonntag in mehreren stark besuchten VolkSverfammlmtqe» je eine dreigliedrige Kommission gewählt, welche in Verbindung mit dem für eine gemeinsame Aktion eingesetzten Komitee treten soll, nm an geeigneter Stelle für eine Verstaat - lichung derZechen einzutreten. In Aplerbeck sowie Tie Ungehcuetlickikeit der preußischen Polen- politik tritt besonders flat zu Tage, wenn man die alltäglichen Ereignisse in den Gebieten der ZivangS- icrmanificruttg betrachtet Da wurde z. B. von der be- I kannten Straffammer in Benthe» der Redakteu: des PoieubtatteS „GornoSlazak", Wollsfi, zu .4( 450 Geld - strafe verurteilt, „wegen Aufreizung zu Gewalttätigsiiten". I Er hat also wahrscheinlich, müßte man amiehmen, eine Menschenmenge aufgeforberl, Häuser zu demolieren, daS Justizgebäude anznzunden oder die Gendarmen zu prügeln. Nichts von alledem; er Hal ein Gedicht veröffentlicht: „Die christliche Familie". Dieses Gedicht besaßt sich mit der Lage bet Polen unter russischer Herrschaft und war darin vom Zaren und den Eibitken Sibiriens usw. die Rede. Der Staatsanwalt führte aus. daß, wenn daS Gedicht sich auch auf russische Ver - hältnisse bezöge, doch dadurch die preußi - schen Polen aufgertiztwerden könnten(1), d a eben Polen zwischen Rußland 11 nb Preußen geteilt sei. Der Gerichtshof machte bie Ausführung des Staatsanwalts zu der feinigen 1 Reizte Wollski burch ein Gedicht über russische Verhältnisse die preußischen Untertanen auf, so ein anderer Pole durch das Bild eines längst verstorbenen polnischen Generals. Der Inhaber einer Buchhandlung in Siemianowitz in Oberschlesien erhielt eine Anklage, weil er im Sehaufenster seines Geschäftes ein Bild: KoScinSzko zu Pferde ausgestellt hatte. Die Staatsanwaltschaft erblickt in der Ausstellung diese- iilemälbeS eine Aufreizung zu Gewalttätig - keiten der Polen gegen die Deutschen. Bet einer darauf stattgefundenen Haussuchung wurde eine Anzahl dieser KoseiuSzko-Bilder konfisziert. Außer - dem wurden eine Reihe Gemälde und polnische Bischer in derselbe» Buchhandlung beschlagnahmt. Bei dieser Art Polenvolitik Willibert man sich aller - dings nicht mehr, wenn die Polen lieber zu Rußland als zu Preußen gehören möchten. Dort Wird der Kampf gegen mißliebige Elemente Wenigstens nicht in den Formen der Justiz geführt, die Sachlage ist also klar und unmißverständlich Die Zentralisation der Echarfmacher ist nicht ganz geglückt; im Prinzip war man zwar einig und AnS dem Reichstage. Berlin, ben 25. April. Zu der vom Präsidenten in Aussicht genommenen Be - ratung der Novelle zum Börsengesetz kam es heute noch nicht. Die ganze Sitzung wurde aus - gefüllt durch die Verhandlungen über zwei Gesetzes - vorlagen kolonialpolstischen Charakters, und zwar: 1. Die Vorlage, betreffend die Uebernahme einer Garantie deS Reichs in bezug auf eine Eisenbahn von Dar-eS-salam nach M r 0 g 0 r 0. 2. Die Vorlage, betreffend die Auf - nahme einerNnleihe für das Schutzgebiet Togo. ES wurde daher der Faden, mit dem man bei der Beratung der Etats für die Schutzgebiete begonnen hatte, weiter gesponnen, nur war es eine andere Nummer. Die erste Vorlage hat de» Reichstag auch schon während der abgelaufenen Legislaturperiode beschäftigt, ist aber unerledigt geblieben. Heute Wurde seitens der Befür - worter der beiden Vorlagen auch auf die Treibereien der auierikanischen Baumwollspekulanteii bezug genommen und die Illusion i» verbreiten gesucht, daß, da bie bet ben Vorlage» in Betracht lominenben Schutz- gebiete mit Baumwollkulinren einigen Erfolg aufzuweisen haben fallen, burch Förderung einer in ben deutschen Kolonien betriebenen Baiimwollprobiiktion derartigen Treibereien ein Paroli geboten werben könne. Um bem Reichstag bie Sache möglichst schmackhaft zu machen, hat die Regierung bei der unter 2 genannten Vorlage von einer direkten Reichsanleihe ab - gesehen und die nette Form einer Anleihe für ba8 Schutzgebiet Togo gewählt. Diese neue Forni soll nach der Regierung den Vorzug haben, daß durch einen dahingehenden Vertrag mit dem Schutzgebiet diese- zu einer Tilgung der Anleihe oder zum ganzen ober teil - weisen Ersatz derselben herangezogen werben sann. Den wirklichen Grunb, weshalb man biefe Form ber Anleihe gewählt hat, verriet der Abg. v. S t a u d y, indem er darauf hinwteS, baß die Aicknahme einer Reichsanleihe bei der gegenwärtigen Finanzlage Wohl kaum die Billigung dankens gesunde». Wenn dem aber so ist, so bleiben alle finanziellen und wirtschaftlichen Bedenken, die gegen ben Mittellandkanal im ganzen obwalten, vollkommen aufrechterhalten. Ob die befürchteten, be - denkliche» Folgen früher ober später eintreten, kann für die grundsätzliche Stellung zur Frage nicht bestimmend sein. Von den erwähnte» Bedenken ist aber durch die neue Begründung der neuen Vorlage keines beseitigt worden." In der Tat zieht das Agrarierorgan hier die richtige flonsequenz ans der jetzigen Vorlage. Der S a ck k a n a l ist, so lange er Sackkanal bleiben würde, ein Unsinn. Er würde förmlich nach seinem anderen Ende „schreien". Annehmen, daß das nicht auch die preußische Regierung einsieht, hieße ihre Intelligenz doch zu niedrig einschätzen. Man saun es darum den Agrariern nicht so sehr verargen, daß sie sich auch gegen den flanalstummel wehren — der Konsequenzen wegen. Die Regierung sollte daraus aber die Lehre ziehen, daß sie den Agrariern den Kanal nicht ablisten kann, sondern der Widerstand überwunden werden muß. des Reichstages finden würde, während diese neue Form eS dem Reichstage erleichtere, den Wünschen der Regierung entgegenzukonimen. Von unserer Seite sprach Genosse L e b e b 0 u r, ber sowohl ben prinzipiellen wie ben prak - tischen Standpunkt, den die Sozialdemokratie gegenüber der Kolonialpolitik vertritt, betonte. Er wies daraus hin, daß, wenn die Erfahrungen, welche mit der Baum - wollproduktion in bem Schutzgebiete gemacht seien, so günstig ausgefallen wären, wie behauptet wirb, bie in Betracht kommenden Kapitalisten die Bahnen auf eigenes Risiko bauen könnten. Daß dieses Risiko in Verbindung mit einer Garantie zu Lasten des Reichs und der Aus - nahme einer Kolouialanleihe auf die Schultern der deutschen Steuerzahler abgewälzt werben solle, sei um so verwerflicher, als die Einnahmen des Reichs noch immer durch indirekte Steuern aufgebracht würden und dadurch Wieder einmal die Besitzlosen zu Liebesgabe» zu Gunsten einiger Kapitalisten herangezogen würden Beide Vorlagen wurden ber Budgetkommission zur Vorberatung überwiesen. DaS Drängen der Ngrarier von ber extremsten Richtung nach schleunigster KundigungderHandelS- vertrüge findet auch bei den Konservativen nicht überall Beifall. So schreibt z. B. bie konservative »Schief. Ztg.": „Wir verkennen nicht, daß die Ungeduld, mit welcher landwirtschaftliche Kreise bie Vorteile deS neuen Zolltarifs erwarten, stellenweise einen Ausdruck ge - funden hat, ber auf Neigung zur grunbsätz- tichen Opposition schließen lässt, boch sinb wir ber Ansicht, daß die konservative Partei, Wenn sie ihre ge - schichtliche Tradition und somit ihren Taseinsgrund nicht preisgeben will, ihre Opposition, soweit diese nötig ist, in Grenzen halten muß. Was die Kündigung der alten Handelsverträge vor dem Abschluß der neuen anbetrifft, darf sie nur a l 5 äußerstes Mittel für den Not - fall ins Auge gefaßt werben. Das Risiko eines ver t r a g s l 0 s eil Zustandes, d. h. eines Zoll - krieges, das die Landwirtschaft solidarisch mit der Industrie und dem Handel zu tragen hätte, steht tn keinem Verhältnis selbst zu dem höchsten Vor - teil, der sich von einer vorzeitigen Kündigung erwarten ließe, nämlich zu dem Vorteil, die neuen Zoll - sätze vielleicht ein halbes Jahr früher zu erlangen. Es liegt im eigenen Interesse der Regie - rungen, den neuen Zolltarif so rasch wie möglich ins Leben zu setzen. Tatsächlich handelt auch die Regie - rung, wie wir bestimmt zu wissen glauben, in diesem Sinne und setzt ihre bolle Ära ft daran, die mit sämtlichen in Betracht kommenden Staaten schon angeknüpsten Verhandlungen oder boch Vorverhanblungen möglichst zu beschleunigen." Für jeden, bet bie 'geheimen HerzenSneigungen zu erfüllen Nur bie Führer d e s Ausstandes u n b bie Agitatoren, die durch ihre Einwirkung die Umkehr der Verirrte» unmöglich gemacht und in nutzloser Weise bie Leidenschaften angefacht hätten, würden voll zur Verantwortung gezogen werden. So lange die Aktion der Regierung an - dauere, die Spuren des Ausstandes ansznlöschen, was innerhalb weniger Tage geschehen fein werbe, habe es gegolten, die Einwirkung jedes anderen Faktors sernzu- halten, da von jener Seite nur Verwirrung angerichtet worden und namentlich für die Ausständigen nur Unheil erwachsen sei. Es liege auch im Geiste des parlamen - tarischen Prinzips, daß bei kritischen Angelegenheiten die Regierung allein die Verantwortung übernehme und daher alle erforderlichen D-aßregeln mit Ausscheidung jeden fremden Einfinffes ausschließlich von ihr anSgehen müßten. Aus diesem Grunde habe sich die Regierung entschlossen, die Session zu schließen, zumal die Wahl der Delegationen ohnehin die Eröffnung einer neuen Session erfordert hätte, die in einigen Tagen erfolgen würde, wenn fein nachteiliger Einfluß mehr von irgend - welcher Seite auf daS Vorgehen der Regierung zu be - fürchten fei. Die Regierung werde es für ihre Pflicht halten, Gelegenheit z» nehmen, im Abgeordnetenhaufe Rechenschaft über ihre Maßnahmen abzulegen. Die Rede wurde an vielen Stellen durch lebhaften Beifall unterbrochen und am Schluffe mit begeisterten Zustiinmnngskundgebungen ausgenommen. Der Minister und die Kapitalisten kennen und schätzen einander gegen - seitig ; sie gehören zusammen. ' Mit den Verhaftungen wirb fortgefahren unb auch sonst nach ungarischer Praxis gewirtschaftet. Von ben Mitgliedern d e s A n s st a » b S k 0 m i t e e s würben gestern weitere zwei verhaftet. Eine von den Sozialdemokraten einberufene Versammlung wurde ver - boten und die Polizei auf die Menge losgelaffen ; dabei wurden 18 Verhaftungen borgenommen. GesetzlicherTchtttz des Spielteufels. Als nm Mittwoch voriger Woche in unserer Bürgerschaft über den Senalsanlrag, dem Hamburger Neniiklnb eine Slaaissnbveiitiou von M. 10 000 zu gewähren, beraten wurde, ward von einem Gegner des Antrages augedeniet, daß von Reichs wegen die Frage in Angriff genommen fei. Das ist durch den jetzt bekannt gegebenen „Gesetzeulivurf, betreffend die Wetten bei öffentlich veranslalieten Pferderennen", bestätigt worden. Dieser Entwurf ist nicht mehr und nicht weniger als eilte reichsrechtliche Regelung der Betätigung der Spielwut bei Wettrennen. Sein Inhalt ist in kurzem folgender: Der Betrieb eines Wettunter- nehniens für öffentlich veranstaltete Pferderennen soll nur mit Erlaubnis der Landeszentralbehörde zulässig sein. Die jederzeit widerrufliche Erlaubnis soll nur solchen Vereinen zur Veranstaltung von Pferde- rennc» erteilt werden, welche die Sicherheit bieten, daß sie die ihnen aus dem Betriebe des Wett- unternehmeirs zufließeudeu Eiunahmeu ausschließlich zum besten der Landespferdezucht verwenden. Der Bnchmacherparagraph in dein neuen Gesetzuttwurf kantet wörtlich: „Das geschäfts - mäßige Venuitteln von Wette» für öffentlich veranstaltete Pferderennen ist n i ch t g e st a 11 e t. — Ilufforderungen und Angebote zum Abschluß oder zur Vennittlimg solcher Wetten sind verboten, Wenn sie öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften oder anderen Darstellungen erfolgen. Unter dieses Verbot fallen nicht Anküudigimgeii eines nach diesem Gesetz erlaubten Weltiiuteinehniens." Die nach dem Reichsstempelgesetz von den Weltein - sätzen bei öffentlich veranstalteten Rennen z» er - hebende Sieinpe lab gäbe soll bei Pferderennen auch baun entrichtet Werden, Wenn ausschließlich Mitglieder bestimmter Vereine zum Wetten zu - gelassen werden. Vereine, denen die Erlaubnis 8iim Betrieb eines Wettnnternehmens erteilt ist, er - halten die Hälfte des Ertrages der Reichs- tzempctaogape von Wetteiusützeu bei den von ihnen veranstalteten Pferderemien zur Verwen - dung für Zwecke der Landespferdezucht über - wiesen. Der Gesetzentwurf will mit Gefängnis bis zn 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis M. 1500 bestrafen das Betreiben eines Wettnnternehmens für öffentlich veranstaltete Pferderennen ohne die