Nr. 105. IS. Jahrqanil. LamvnrgerEcha Donuerstng, de» S. Mai 1904 Mick» I Anzeige» werben die sechSgespallene Peliizeile oder deren Rnum mit 30 *. für den 4lrbcitSmIl,r Ade»d»>, in den Filialen (bis 4 »Ihr Nachmittags», sowie in sämtlichen Annoncen Bureaux. Redaktion und Expedition: Fehlandstrnfte 11 in Hnmdurg 1. DaS „Hamburger Scho" erscheint täglich, außer Montag». «bonuementspreiS (intl. „Die Neue töelt") beträgt: durch die Post bezogen ohne Bringegeld monatlich A 1.20, vierteljährlich A 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 30 * frei ins Hau». Einzelne Nummer 5 *. Sonntags-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Die Nen« Welt" 10*. Verantwortlicher Redakteur: Gustav Waberskt) in Hamburg. Tiid-St. Pauli bei Carl Lementzom, Davidstr. 35. Nord-Tt. Pauli, Eimsbüttel, Langeufelde bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, StmßbSttel. Hoheluft, Eppendorf, Eroh-Porstel und Wittterhude bei Ernst Großkopf, Lehinmeg 51, Eppendorf. Barmbetk, Ilhleuhorst heobor Petereit, Bachstr. 12, Barmbeck. Tt. Georg, Hohenfelde, Porgfelde, Hamm, Horu und Schiffbcck bei Carl Ortel, Baustr. 26, Borgfelde. Hammerbrook, Roteuburgsort, Billwarder und Veddel bei Nud. Fuhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbrook. ' Eilbcck, Waudsbcck und Hiuschcufelde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandrbeck. Altoua bei Friedrich Ludwig, Vürgerstr. 118, Altona. Otteuseu, Bahreufeld bei Johannes Heine, Bahrenselderstr. 140, Ottensen. Hierzll eine Beilage. Ein kommender Mann. „Der Mann hat eine Zukunft", wird in diesen Tagen sich so mancher gesagt haben, der die „staats- mäuuische" Wirksamkeit des Herrn Bndde beobachtet hat. In der Tat beginnt die „martialische" Er - scheinung des Eiseubahugeucrals die mehr salou- mäßige Gestalt des Reichskanzlers bereits tu Schatten zu stellen. Zwar kann der General nicht in so schongedrechselten Sätzen sprechen, wie der Kanzler, und es wird ihm, um feine» eigenen Ausdruck an - zuwenden, noch manchmal ein „falscher Zimgeuschlag" passieren. Aber während die Heißsporne unserer herrschenden Kreise die „zaudernde" und „zaghafte" Politik des Reichskanzlers heftig verurteilen, muß ihr Tatendrang mächtig augespornt werden durch die rauhen und kräftigen Worte, die der Eiseubahuer- geueral hervorstößt. Bei der Einweihung der neuen Rheiiibriicke zu Mainz nannte er den dort errichtete» Turm ein „KriegSwerkzeng" und sprach von der Möglichkeit, daß das deutsche Volk wieder zu de» Wnffeu gernfeu iverdeu könne. Das muß die Hoff - nungen jener Säbelrasseler nett beleben, welche die Zeit des Boerenkrieges für einen Vorstoß gegen England geeignet hielten, und die sich auch nicht davon abbringeu lassen, daß die ostasiatische Ver - wicklung die Bahn zu einem Vorstoß gegen Frank - reich frei gemacht habe. Wir können daher solche Kundgebungen weder für zeitgemäß noch für nützlich Hallen, zumal in einem Moment, da so viel Zünd - stoff aufgehänst und Deutschland tatsächlich voll- kotumeu isoliert ist. Die Fehler, welche die Diplo - matie gemacht hat, werden von dem General »och erweitert, denn gewiß war der Moment so un - geeignet wie möglich. Eine so abenteuerliche Politik, wie sie zur Zeit ein Vorstoß gegen Frankreich be - deuten würde, müßte sofort den Weltkrieg entzünden, und das kau» sich doch auch Herr Budde nicht fonbet lief) wünschen. Aber der kommeitde Maitu besaßt sich nicht nur mit der äußeieu Politik; er ist auch Sozialpolitiker und kommt nun au das preußische Abgeorducteu- haus mit der Forderung von drei Millionen, die er nach höherer Anweisung zu „Wohlfahriszwecken" verweudeu will. Unter solchen Zwecke» scheint Herr Bndde in erster Linie die Erhaltnug einer „guten" und „staatserhaltenden" Gesümnng bei dem Eisen- bahnpeifonal zu verstehe». Und er glaubt feilt Werk recht schlau anzufangen. Es besteht ein allgemeiner Verband der Beamteii und Arbeiter der Eisenbahnen von etwa 180 000 Mitgliedern. Dieser Verband ist staatlich genehmigt und steht so zu sagen unter der Vormundschaft der E.ifenbahnverwaltttug. Ihm solle» aus den drei Millionen Vorteile, Kranken - geldzuschuß usw., zugeweudct werde», und zwar, wie es in der Begründung heißt, ausdrücklich zu dem Zweck, das Eiseubahupersoital von solchen Kassen- eiurichtuugen feriiznhalten, „die unter dem Deck - mantel der Fürsorge ordnungsfeiudliche Bestre - bungen unter dem Eifenbahnpeisonal zu verbreiten bemüht sind". Das richtet sich natürlich gegen die freien Hülfskassen iiub charakterisiert die Buddesche Sozialpolitik vortrefflich. Den» die freie» Hülfs- kassin sind doch auch seinerzeit auf die Initiative der Siegierung hin eingerichtet worden. Nun ist die Reaktion schon so mächtig geworden, daß sie auch die freien Hülfskassen erreicht und sie für Herde „ordmmgsfeiudlicher Bestrebungen" ansieht. Genau Wie mit den Konsumvereinen, die erst als ein Mittel zur Hebung und Rettuug des Mittelstandes auge- priesen wurden und die man heute als angeblich sozialdemokratische Organisationen schikaniert. Der vortreffliche Sozialpolitiker Budde hat wirk - lich „Ideen". Mit den drei Millionen lvlll er sein Personal an fein System fesseln und er wird auch b,j Gelegenheit betonen, daß die von ihm so bedachte Organisation „volle Koalitionsfreiheit" habe, so lauge sie sich von „ordiumgsseiudlichen Bestrebimgeu" fern halte. Zu solchen gehören aber in erster Linie die Forderungen, die sich auf Erhöhung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit beziehen. Der Sozialpolitiker Budde könnte sich da schwer verrechnen. Denn mit Krankenkassen- und sonstigen Zuschüssen ist das große Uebel nicht beseitigt, das aus der fiskalischen Politik der Effenbahnverwaltuiig entspringt. Die Löhne sind darin immer noch viel zu niedrig, die Arbeitszeit ist immer noch viel zu laug und die Ucberbiirbung des Personals ist immer noch viel zu groß. Wer dagegen ankämpft, ist „Orduungsfeiud" und muß gewärtig sein, daß er „fliegt". Und wen» man da von Koalitionsfreiheit spricht, so nimmt sich das wie ein Hohn aus. Aber die Junker und Scharfmacher mögen in Herrn Budde den fommenben „ starken Manu" be - reits erkannt haben. Wenn die Woge der Zeit das System Bülow hinweggeschwenunt haben wird, dann werde» sich die Blicke der Schlot- und Krautjunker auf den Mann richten, der feine „Schueidigkeit" gegenüber unbotmäßige» Eisenbahnern bereits so herrlich erprobt hat. Gewiß, in ihren Auge» ist solch ein Mmm zu Höherem berufen; sie werden dringend verlangen, daß er an die Spitze des Reiches gestellt werde» möge. Ihm trauen sie zu, daß er das in Unordnung geratene Räderwerk des alten Klassenstaates wieder in geregelten Gang bringen Wirb. Von Bismarck zu Biibbek Auch eine schone Entwicklung des Reiches und außerordentlich lehrreich. Die Geschichtschreiber werden zu gefommeiier Zeit die Lehren daraus ziehen. Auch der Umstaud, daß Budde Geueral ist, trägt fein Teil dazu bei, denselben als kommenden Mau» erscheinen zu lassen. In Mainz hat er ivohl gewußt, was er tat, indem er sich als „alten Generalstäbler" bezeichnete. Die Kraut- und Schlotjunker ivollen keine weichherzigen, mit den schöngeistigen Strömlingen der Zeit kokettiercudeu Männer in der Regierung. Schneidige Generale, die sich nicht fürchten, der Welt einen frischen, fröhlichen Zollkrieg zu erklären und die mit fester Haub „bie finsteren Mächte bes Um - sturzes" iiieberlüerfen — das sind die Männer, bie nuferen Scharfmacher» gefalle» kömiteu. Aber — halt! Hier könnte ber Budbcfche Siegeslauf wohl halb fein Enbe erreichen. Gegen bie Sozialdemokratie hat Budde so wenig einen großen Gedanken vorrätig wie andere; es müßte denn fein, daß er das in dem berühmten Henlerlied von 1848 enthaltene Mittel: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten 1" auch aus unser Zeitalter für anwendbar hält. So wenig die drei Millionen Zuschüsse re. eine Gewähr bieten können, daß die Zukunft niemals einen allgemeinen Eisenbahnei streik bringen wird, so wenig ober noch viel weniger wirb ber General Bndbe als Reichskanzler mit ber Sozialdemokratie fertig werden können. Was ein Bismarck nicht konnte, kann ein Bndbe erst recht nicht. Wohl aber würde, wenn Herr Bndde bie in seiner Eiseubahiiverwaltnng betätigten Gruiibsätze auf bie Verwaltung bes ganzen Reiches übertragen wollte, bies bie Abwirtschastiing des von ihm vertretenen Systems wesentlich be - schleunigen. Wir' kümmern uns nicht viel mehr mit Ramen. Wohl mag uns diese ober jene Persönlichkeit an sich sympathischer sein als andere; im ganzen macht es wenig Unterschied mehr, ob die an die Spitze des Reiches tretenden Staatsmänner der Aristokratie, ber Bourgeoisie ober dem Militär entnommen siub. Sie spinnen alle benselbeu Fabeii, meint auch mit ver - schiedenen Nummern. Mit anderen Worten: Sie bleiben an der alten Schule Heben und arbeiten mit den alte» Mitteln, bereit Unzulänglichkeit bnrch tausend unheilbare Schäden am StaatSkorper täglich neu erwiesen wird. Ob der Kanzler Sen neuen Konkurrenten schon verspürt? Die Jnuker »nd Scharfmacher scheinen, wie aus ihrem erneuten itnb energischen Drängen auf Kündigung ber Handelsverträge hervorgeht, Morgenluft zu wittern, und das hat gewöhnlich etwas zn bebeiiteit. Von der Weltlmhue. Aus dem Reichstage. Berlin, bett 3. Mai. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht entweder die Kündigung der Handelsverträge oder der neue Zolltarif in die Debatte hineingezogen werden. In bet fünften Stunbe fühlte mau sich heute sogar in bie Zeit der Zolltarifberatuugen zurückversetzt. Nicht nur dieselben Argumente für und gegen konnte mau aufs neue böten, sondern auch ber Ton, der von ben konservativen Reimern, Schwerin-Löwitz, v. Kardorss, G a m p und A r e n b t, sowie von beut Reimer ber freisinnigen Vereinigung, Gothein, angeschlagen wurde, unb bie Reminiszenzen, bie gegen einanber ausgespielt würben, erinnerten lebhaft an bie Dezember tage von 1909. Unb was war bie Ursache bieser ganz unerwarteten Debatte? Die Budgetkommission hatte, wie wir gestern schon uiitteilten, bie Zuschußanleihe da - durch beseitigt, daß sie mehrere Einnahmepositiotten er - höhte, einige Ansgabetitel etwas herabsetzte und mit dem Rest von 17 Millionen Mark die Einzelstaaten in Form von Matriknlarbeiträgen belastete. Heute erklärte der Reichsschatz sekretät v. Stengel, daß das gestern bei dem Titel Zölle unb Verbrauchssteuern stattgehabte Vorgefecht, bdrcffenb bie Belastung ber Einzelstaaten mit weiteren 17 Millionen Mark ungedeckter Matrikularbeiträge, ihm nicht geeignet erschienen sei, um die Angelegenheit ans- zntragen Er habe deshalb sich vorbehalten, heute bei dem Titel Reichsschuld, in Verbindung mit Punkt 6 der Tagesordnung (Deckung des Fehlbetrages), die im Interesse ber Einzelsiaatm notwendige Schlacht zu schlagen. Er suchte dann mit allen möglichen Argu - menten und unter anderen mit dem Schlagworte der „R e i ch s v e r d r o s s e n h e i t", die durch Ueberlastnng ber Einzelstaaten geförbert werbe, bett Reichstag zu be - stimmen, ben Beschlüssen ber Bubgetkommission nicht zu folgen. Ihm folgten unter wachsender Heiterkeit des Hauses die Bevollmächtigten zum Bundesrat für Bayern, Württemberg, Baden unb Sachsen- Weimar, letzterer auch für die kleinen thüringi - schen Biinbesstaaten. Alle suchten in beweglichen Worten und auch mit dem Hinweis auf event. Unterbleibung von Kulturaufgaben, die sich bie Emzelstaaten gestellt hätten, den Reichstag für sich bezw. für bie von ihnen ver - tretenen Staaten zu interessieren. Von Preußen sprach niemand. Der Referent, ZentruniSabgeordneter Speck, hatte übrigens in seinem Referat über die in dieser Sache in ber Bubgetkommission gepflogenen Verhandlungen schon nritgeteilt, daß ber preußische Finanzminister mit einer durch Beseitigung der Zuschuß-Anleihe eintretenden Belastung der Einzelstaaten gerechnet hatte. Sowohl vom Reichsschatzsekretär wie von den übrigen Vertretern des Bundesrats konnte nicht bestritten werden, daß die Auf - nahme von Anlechen zur Deckung von Fehlbeträgen im ordentlichen Etat verfassungswidrig sei; aber man suchte sich seitens der Regiernngsvertreter mit dem bekannten Worte: „Keine Regel ohne Aus - nahme", zu decken Eine Auslegung der Ver - fassung, für die ber Reichstag aber kein Verständnis hatte, denn er stimmte ben Beschlüssen ber Budgetkom - mission zu. Wenn dir bürgerlichen Parteien bis zur dritten Lesung beS Etats nicht nmfaffen, dürfte ber heutige Beschluß mit baju beitragen, die Regierungen zu etwas mehr Euthallsamkett bei Militär- unb Flotten- forberungen zu erziehen. Die Konservativen motivierten ihre ablehnende Haltung gegenüber ber Regierungsvor - lage tolcber wie gestern damit, daß bie Reichsregtening beim, bie verbündeten Regierungen selbst schuld daran seien, daß sie nicht über genügend DeckungSmittel ver - fügen, weil nicht für rechtzeitige Inkraftsetzung des neuen Zolltarifs Vorsorge getroffen fei. TaS gab dann die Veranlassung zu der oben gezeichneten Debatte, in deren Verlauf schließlich noch ber Abgeordnete Gothein auf einen diesbezüglichen Vorhalt seitens des Abgeordneten G a m p ein umfangreiches Bekenntnis ablegte, daß er kein Sozialdemokrat sei, waS ihm von unserer Seite freiwillig unb gern bestätigt wurde. Nachdem dann noch eine Reihe restlicher EtaiSpositiouen dedatteloS erledig worden war, konnte der Präsident nm 6 Uhr erklären, daß die zweite ^Beratung dcS ReichShairshaltSetatS beendet fei. ES folgte noch die Befchlußfaffung übet die der Budgetkommission überwiesenen Petitionen, worauf Ver - tagung eintrat. Im Wahlkreis Schwerin Wismar wird dem - nächst eine Ersatzwahl zum Reichstage voll - zogen werde» müssen, wenn daS Plenum des Reichstags dem gestern mitgeteilten Beschluß bet Wahlprüfungs - kommission beitritt, woran kaum zu zweifeln ist, da ber Beschluß bet Kommission auf Ungültigkeits - erklärung der Wahl des Konservattven Dröschet einstimmig gefaßt worden ist. Wenn irgendwo, so ist hier die Iltigülttgkeitserklärung vollauf begründet. Bei der Hauptwahl würben 23 878 Stimmen abgegeben, davon erhielten Groth (SD ) 10 380, Dröschet (K.) 8732, B ü sing (912.) 6704, zersplittert 62; bei bet Stichwahl erhielt Dröschet 11730, Groth 11 607 Stimmen. Gegen bie Wahl Dröschets richtete sich ein Wahl - protest von sozialbemokratischer und nationalliberaler Seite, und zwar wendete sich ber sozialbemokratische Protest sowohl gegen die Haiiptwahl als gegen die Stichwahl, ber natioualliberale nur gegen die Hauptwahl. Außerdem lag ein konservativer Gegenptotest vor. Beide Proteste bezogen sich zum Teil auf Verstoße bei der Haupt- wahl, die auch der Wahlkommiffat zum Gegenstand seiner amtlichen Beuterkiingeii über bie Wahl gemacht hatte. Von ben 144 als ungültig erklärten Stimmzetteln mußten zunächst eine Anzahl für gültig erklärt werden; allein das genügte nicht, bie Stimmenzahl Büsings so zu er - höhen, daß er statt Dröscher in bie Stichwahl gekommen wäre. Aber in zehn Ortschaften waren die Wählerlisten später, als es §8 des Wahl - gesetzes vorschreibt, ausgelegt worden, in einigen Orten sogar kaum 14 Tage vor der Wahl. Die Kommission beschloß nach längerer Debatte, die einen prinzipiellen Charakter atmahm, die Wahl in diesen Orten z u kassieren. Dadurch erhöhte sich die Stimmenzahl für Büsing, während sie sich für Dröscher um zirka 150 Stimmen verminderte Sonach hätte nicht Dröscher, sondern Büsing mit dem sozial - demokratischen Kandidaten in die Stichwahl gelangen müssen.. Ans diesem Grimde beschloß die Kommission einstimmig, die Wahl für ungültig zu erklären. Sie unterließ es daher, die vorliegenden Proteste, die sich eben zum Teil auf die Bedenken des Wahlkommiffars bezogen, weiter zu prüfen, da sie als sicher annahm, daß das Plenum sich dem Beschluffe ber Kommission an« schließen Werbe. „Unter günstigem Stern" sieht der „Hann. Eoup. ichou dip.Le.ili' -. ua»e rt ayw a h 1 in Fr.inkfnrt a. o. £>. tieriaufcn. Er oettdjtet, daß vic iVcrho Hui liberalen, Freisinnigere, Konseroatmen und Landbündker des Wahlkreises gemeinsam die Kandidatur dem früheren Avgeordneten Rechrsanwalr Bassermann in Mannheim angeboten haben und dieser sich zur Uebernahme des Mandats bereit erklärt habe. „Die Erfahrungen von Zschopau und Altenburg find nicht ungenutzt geblieben, und haben dorr die liberalen Elemente Entsagung geübt und sich bereitwillig in den Dienst des gemeinsamen Zwecks, der Verdrängung der Sozial - demokratie, gestellt, so hat die Rechte jetzt in Frankfurt a. b. O. dieselbe erfreuliche Einsicht ge - zeigt. Höher noch als die Aussicht für unsere Partei, einen geschätzten und schmerzlich vermißten Führer wieder im Parlament zu begrüßen, steht uns die Hossnung, auch diesen Wahlkreis der ttmsttirzpartei entrissen zu sehim." Die „Rationalzeiwng" preist es als „glückliche Fügung", daß Basiermann für ein Mandat zur Ver- fügmig stand. „Er ist der Mann, mit desien Prokla - mierung zum Sianbibateu die vereinigten Liberalen des Wahlkreises Frankfur-t-LebuS den Konservativen eine golldene Brücke bauen konnten. Gleich bei der erste, Nachricht über die von der Wahlprüfungstom, nission beantragte llngültigkeitserklärimg des sozialdemokratisckien Vlan- dato wurde der Slawe Basiermann in diesem Sinne von ernsten Politikern aller bürgerlichen Partei- richtungen in Franffurt-Lebus genannt. Eine zweck - mäßigere Lösung der Persommfrage gab es in der Tat nicht, wennschon Geheimrat Schwabach so gut wie Fetisch um des Kornpromifseswillen ausgeschaltet werben müßte." Mit bet Einigkeit der Gegner scheint es trotz bieser nationailiberalen Posannenstöße doch noch nicht so ganz sicher zu fein. Die „Kveuzztg." beansprucht das Mandat für die zronservativen, weil diese ant 16. Juni v. I. mehr stimmen aufbrachten als die Rationalliberalen. Roch unwirscher tritt bie „Deutsche Tagesztg." den Angaben über die Einigung auf bie Kandidatur Bassermann gegenüber. ^sie schreibt: „Diese Nachricht ist insoweit nicht vollkommen korrekt, als ber Bund ber Landwirte sich seine Stellungnahme ausdrücklich Vorbehalten hat. Sie ist ferner deshalb ungenau, weil sie nicht erkennen laßt. welch>e Organisationen ben Beschluß gefaßt haken. Tas scheint aber aus ihr hervorzugehen, daß die städtischen Konservativen sich haben bereit finden lassen, der Baffermannschen Kandidatur zuzu - stimmen. Sie sehr wir diesen Beschluß bedauern, betorf nach dem. was Wir mehrfach an dieser Stelle gesagt haben, keiner besonderen Ausführung. Wir sind und bleiben der Ueberzeugung, daß die Konser - vativen damit der Partei und ihren Grundsätzen keinen guten Dienst getan haben. Ob die Vertrauensmänner des Bundes der Landwirte sich entschließen können, einen Stanbibatcn mit auf den Schild zu heben, dem die Vertrmnensmänner des Bundes in seinem früheren Wahlkreise ein ausdrückliches Miß - trauensvotum ansgesprocben haben unb ber deswegen einem anderen Mitgliede seiner eigenen Partei den Platz räumen mußte, darf wohl als sehr fraalid) bezeichnet werben Es ist aber auch sonst fraglich, ob Bassermann gerade im Frank - furter Kreise ein geeigneter Kandidat fei Diesen Zweifel hat die „Konserv. Korr." noch gestern ausgesprochen. Auch ber evangelische Bund bürste von dieser Kandidatur Wenig entzückt sein. Doch, das ist für uns selbstverständlich vollkommen belanglos. Die Esinignng ist wohl vor allem durch ben Eindruck ber Alrenburger Vahl gefördert worden. Man hat in der Presse in allen Tmiarten gesagt wie nützlich und notwendig es sei, sich von vornherein auf einen Gemeinsamen Kandidaten, bet nicht allzu prononciert sei,