Nr. 223. 18. Jahrqanq Hamburger Echo. Dar „Hauibiirner Echo" erscheint täglich, außer Montags. Anzeigen werden die sechsgespaltene Pelitzeile oder deren Naum mit 30 4. Avonuenientsprels (inkl. „Die Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen ohne Bringegeld monatlich x 1,20, vierteljährlich K 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 80 4 frei ins haus. Einzelne Nummer 5 4. Sonntagr-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Die Reue Welt" 104. Verantwortlicher Redakteur: Gustav Wnberskt) in Homburg. Tmiiicrstag, »tu 22. September 1904. für den Arbeitsmorkt, BermietnngS- und Fnmilieuonzeigen mit 20 4 berechnet. Anzeigen Slunohme in der Expedition (bis <» llhr Abends), in den Filialen (bis 4 llhr Nachmittags), sowie in sämtlichen Annoneen-Bureaux. Redaktion und Expedition: Flehlandftraste 11 in Hamburg 1. MM Siid-St. Panli bei Carl Lementzow, Davidstr. 35. Nord-Tt. Pauli, VimsbiittcI, Lanlienfcldc bei Carl Dreyer, Margarethenstr. 48, Timsbüttel. Hoheluft, (.^ppeudorf, Groh-Bvistcl uild Wilttcrhude bei Ernst Großkopf, Lehmmeg 51, Eppendorf. Barmbelk, Nhleuhorst bei Theodor Petereit, Vachstr. 12, Barmbeck. St. Georg, Hohenfelde, Bvrgfelde, Haium, Horn und Schisfbcck bei Carl Ortel, Vaustr. 26, Vorgfelde. Hammerbrook, Noteuburgsort, Biüwärder und Bcddel bei Rud. Fuhrmann, Schmabenstr. 33, Hammerbrook. Gilbcik, Waudsbcck und Hitifchcufclde bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbeck. Altoua bei Friedrich Lud wig, Bürgerstr. 118, Altona. Cttciifrit, Bahrcuscld bei Johannes Heine, Bahrenselderstr. 140, Ottensen. Hierzu zwei Beilagen. Der Mädchenhandel. In Zürich haben sich eint Anzahl Menschen - freunde zusammengefnitden zu einer internationalen Konferenz gegen den Aiädchenhandel, von der wir deshalb Alt nehmen, weil sie uns zeigt, welche Anffassungen dieser Pestbeule der Gesellschaft, ihrer Ursachen und ihrer Wirkilngen, in den Kreisen der „oberen Zehntausend" bestehen. Denn lediglich diese Klasse war bei der iuteruationalen Konferenz ver - treten. Gelehrte, Professoren, Pastoren, inaktive Offiziere, höhere Polizeibeamte und Damen aus der bürgerlichen Frauenbewegung gaben der Versamm- sung ihre Physiognomie. Damit war aber auch schon gegeben, daß die Auffassliug der Sache eine einseitige sein und bleiben mußte. Der Geist, der die Versammlniig beherrschte, ergibt sich daraus, daß auf Antrag eines preußischen Majors a. D. eine Resolution atigciiolmnen wurde, welche verlangt, daß in allen Ländern die schärfsten gesetzgeberischen P!aß- nahmen gegen die Zuhälter und ihr Getverbe er - griffen weideii sollen. Sumin I Damit glaubt man wohl die Frage theoretisch gelöst zu haben. Aus den Verhandlungen selbst ist nur zu er - kennen, daß sich wohl die meisten der Versammelten in trostloser Unkenntnis über die Ursachen des von ihnen bekämpften Uebels befanden. Als ein kleiner Fortschritt ist es zu bezeichnen, daß nicht nur vom Mädchenhandel nach überseeischen Ländern, sondern auch von dem in den europäischen Knltnrstaaten selbst gesprochen ivurde. Der Ehrenvorsitzeilde des schweizerischen Komitees, ein Berner Professor, spraeh sich ztvar gegen jede» Mädchenhandel aus, er schien aber den Urgrund des gauzeli Uebels in den Bordellen zu suchen. Er sieht also nicht einmal ein, daß die öffentlichen Häuser eine Wirkung und nicht eine Ursache der Prostitution sind. Darüber läßt sich kaum ernsthaft disknliereii und wir wollen nicht die „Bordellfrage" aufrollen. Der Herr Professor gab seinen Dlitmenschen den vortrefflichen Nat, „das Tierische abzustreifen" und kam dabei ans das Cölibat zu sprechen. Er meinte, die Handhabung des Cölibats durch den katholischen Klerus schade diesem gar nichts. Die Frauen, meinte er, sollten nicht so tolerant sein und sollten alle Männer von ihrer Umgebung fern halten, „die schon vom Rlädcheuhandel Gebramch ge - macht hätten". Das Ivar der hervorragendste Geist der Konferenz, beim die anderen Geister erhoben sich nicht einmal zu seiner Weisheit. Nur einmal schien ein schwacher Lichtstrahl besserer Erkenntnis anflenchteit zu wollen; der Professor von Mayr, wohl derselbe, der einst als Bnndesratsmitglied die tmgliickliche Aufgabe hatte, das Bismarcksche Tabakmouopol vor dem Reichstage zu vertreten, warnte vor einer allzu ein - seitigen Anffassnng; man müsse, meinte er, als immer nur von Polizeimaßregeln die Rede war, auch die sozialen und ökonomischen Verhältnisse als „eine nicht zu unterschätzende Quelle des Mädchen - handels" betrachten. Allein die Konferenz war auf einen solchen Standpunkt schlechterdings nicht zu erheben und blieb auf dem Niveau, das sie gleich anfänglich eingenommen hatte. Mir wollen von vornherein den Mitgliedern der Konferenz das Zugeständuis machen, daß sie nach unserer Auffassung es ganz ehrlich meinen. Sie wollen ober ein Uebel aus der Welt schaffen, das mit der ganzen Gesellschafisorganisation und mit der Klassenherrschaft im engsten Zusammenhänge steht, und dabei wollen sie dies einzelne Uebel vom Ganzen losreißen und für sich allein behandeln. £3] (Nachdruck verboten.) Nellys UlLllionen. Ein fröhlicher Roman von Wilhelm Hegeler. II. Früh Morgens hsmpstt Peter mit der Saal- dahn ab. Stach ztoei Tagen erhielt der Pastor von ihm einen Brief, worin er sich für all das Gute, das ihm in diesem Hause zuteil geworden, bedankte. Dann aber kam noch eine erstarmliche Mitteilung. „Hurra, ich bin Primaner! Primaner, Herr Pvstvir. In der (risenbalm habe ich es mir überlegt. Ich dachte, wenn Du beim Herrn Pastor nur soviel gelernt hättest, wie jeder Junge in der Sckxnle lernt, so würdest Du ihm tvenig Ehre mack-en. Also frisch gewagt und mit dem .Stopf zuerst ins Examen für Prima gespnjnaseir. Das Schlimmste, ivas Dir passieren kann, ist, das; Du nach Sekunda dnrchfällst. Ich sprang, und bums! blieb ich in Prima sitzen." Der gute Boeronbusch war ganz aufgeregt, als et den Brief vorlas. „Dieser Racker!" sagte er, tndein er mit seinem langen Pfeifenrohr sich den Kopf kraulte. „Dieser Rackor, der bringt es fertig und springt am Auf- erstehungstage gleich in Abrahams Schoß, während unsereins noch vor dem jüngsten Gericht zittert und bebt . . . Ein ganzer Raaer ist er! Aber toic’3 mich freut, daß er auf diese Weise seiner Wiuttcr ein Jahr Schulgeld spart!" 8iach dem AbeNdeffen holte er dann eine Flasche Siachellverwein herauf, und die gmi#> Familie trank auf das Wohl des neugebackenen Primaners. Als die Gläser zusammeoiklangen, freute sich Viemand mehr als Nelly. „Das will ich meinen," dachte sie, „daß der Peter obenauf ist. Gewiß hat er den Lehrern etwas vordeklanüert und ihnen einen furchtbaren Respekt eingejagt." P^ckr war nun in? Beben htnauSgekommen tlnb IN den Jahren, die folgten, hatte er Gelegenheit amug. sich mit den Sorgen und Tücken, die viojer „Hannes Klotz" ihm bereitete, herum An - schlägen. Er wohnte bet entern biederen Bäckermeister, gurrn mitte man ihm ain Zimmer im selben Stock mit anderen Mitmenschen gegeben, die Ruhe und Schlaf für etwa, der Nacht Heiliges hielten. Wie er aber eu«s Abends spät als König Leak alle Man mag sich die große Wahrheit nicht ein- gestehen, die längst von allen Einsichtigen erkannt ist, daß nämlich in jeder Gesellschaft, wo eine Klassenherrschaft besteht, die Prostitution eine ganz unvermeidliche Erscheinung ist. Sie mag die ver - schiedensten Formen auuehmen, allein sie kehrt immer wieder, und keine Gewalt- und Polizeiuiaßregeln vermögen sie zu beseitigen. Klassenherrschaft ist zugleich immer Ausbeutung, welche den arbeitenden Klassen die Lebeusbedingungeu und den Kampf nms Dasein erschwert. Ze weiter dies geht, desto mehr weibliche Elemente werden der Prostitution in die Arme getrieben. Es gibt unter den herrschenden Klassen auch Leute, die aufrichtig genug sind, die Prostitution für unentbehrlich zu' erklären, denn die - selbe gehöre einmal zu den notlveudigen Beigaben für den Genuß des Lebens. Das eine schreckliche, wenn auch übertriebene Wart von Alexander Dumas: „Wir gehen in die allgemeine Prostitution!" beweist unendlich mehr Kenntnis der Verhältnisse, als die laugen Verhand - lungen der Züricher Konferenz. Damit ist aber auch die größte Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaft erhoben. Denn in der Behandlung des Weibes durch die herrschenden Klassen steckt noch viel Barbarei, auch wo sie sich hinter geschliffenen äußeren Fortuen verbirgt. Wir meinen nicht etiua die Benachteiligung des weiblichen Ge - schlechts vor dem Gesetze — nein, wir behaupten, daß alle Kulturvölker, so sehr auch ihre Dichter das weibliche Geschlecht verherrlicht haben, es unter dem Druck der Klassenherrschaft nicht vermocht haben, die weibliche Würde zu tvahreu. Unter den Tausenden, die alljährlich in den Schlamm der Prostitution hinabgestoßen werden, war weitaus die llllehrzahl veranlagt und berufen, gute Frauen und Mütter zu werden; die Gesellschaft aber, die verpflichtet wäre, die Schwachen zu schützen und zu stützen, überläßt sie nicht nur gleichgültig diesem Schicksal, sondern vereitelt auch grausam fast immer die Versuche, sich wieder aus dem Schlamme herauszuarbeileu. Wenn man diese Tatsachen zngibt und die ganze ungeheure Schmach der Prostitution überblickt, dann muß mau sich doch auch sagen, daß eine tiefgehende Umgestaltung unserer Zustände dazu gehört, um hier Besserung zu schaffen. Wenn mau dies aber nicht begreift und im Dunkeln tappt, wenn inan nur ver - brauchte Redensarten und die herkömmliche Anrufung von Polizei und Strafgesetz zu bieten hat, daun tut man besser, die Hand von der Sache zu lassen. Wer nicht den Mut und in jenen Kreisen nicht die Selbstverleugnung hat, die Klassenherrschaft als die Ursache der Prostitution anziiklageu, der kann in diesen Dingen gar nicht iiiilsprecheu, eben weil er keinen Begriff davon hat. Die „oberen Zehntausend" können sich auch gar nicht beklagen, wenn man ihren Kamps für die „Sittlichkeit" nicht allzu ernst nimmt. Wir wieder - holen, daß wir die Bestrebungen jener Züricher Konferenz, so verfehlt sie uns erscheinen, doch in der Hauptsache als gut gemeint anerkenne»; aber es gibt auch eine Sittlichkeitsfexerei, die ins Lächer - liche geht und die sich doch bei jeder Gelegenheit hermidrängt, und nur abstoßend wirken kann. Hier zeigt es sich, mie weit mau entfernt ist von ernster Auffassung und ernster Arbeit und darum kann auch nicht erwartet werden, daß wenigstens das Gedeih - liche geschieht, was geschehen könnte. Die Prostitution ist die Kehrseite jener Medaille, die auf der Vorderseite die bürgerliche Moral trägt. Die letztere wird täglich von der ersteren ad ab - surdum geführt. In diesem Zustande wird die bürgerliche Gesellschaft lueiter existieren müssen, bis man endlich so weit gekommen sein wird, dem Bleuschen bessere Garantie.: für seine Existenz, und zwar für seine menschenwürdige Existenz, zu ver - schaffen. Mit dieser Auslösung der alten Form wird mau die Prostitution los werden i»id dem weiblichen Geschlecht wird damit die ihm gebührende Position errungen sein. Damit sind wir an dem Punkte angelangt, wo uns der große Abgrund von den „oberen Zehn - tausend" scheidet, mögen sie den Opfern der heutigen Ziistälide nun feindlich oder etwas wohlwollend gegenüberstehen. Von der Weltbnhne. Glänzende Kavallerie-Attacken gebären, tote man erst jüngst in Mecklenburg wieder erfahren konnte, noch immer zu den modernen „Kriegs"-Uebnngen im Manöver, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß im Ernstfall von beii ansprengenden Kavalleriemassen mir wenige mit dem Leben bezw mit heiler Haut davon - kommen würden. fDiit der zin höchsten Leistungsfähigkeit gediehenen Enlwicklling der Feuerwaffen, ihrer Schuß - weite, Durchschlagskraft und Treffsicherheit, haben sich denn auch die Stimmen sachkultdigcr Leute gemehrt, die der Kavallerie im Kriege nur noch eine minimale Ve- denlung zuschreiben und für die Beschränkung dieser kostspieligen Waffcngaltung eintreten. Die Erfahrungen des Boerenkricges schienen dieser Auffassung zu wider - sprechen, der Krieg in Ostafien aber bestätigt die - selbe als richtig. Russische Militärkritiker vertreten mit Entschiedenheit die Ansicht, daß sowohl die Kavallerie wie die b e r i t t e ii e I n f a n t e r i e sich für den Krieg im großen Maßstabe als vollständig unbrauchbar erwiesen haben. Die „Rnskija Wjedomosti" schreibt darüber: „Eine der traurigsten Erscheinungen der Schlacht bei Liaojang war die Wertlosigkeit der Kavallerie und selbst der berittenen Infanterie. Kuropatkin hatte in der südlichen Mandschurei eine Kavallerie, die derjenigen Oyamas um das Doppelte überlegen war. Außerdem hatte er nicht nur reguläre Kavallerie, sonder» auch maffenhaft Kosaken, zirkassische Hochländer und Grenzwachen. Dieses ganze Aufgebot an Kavallerie war nicht im stände, die Schlacht zu unseren Gunsten zu wenden. Soweit sich aus den kärglichen Nachrichten schließen läßt, gab unsere Kavallerie keine Zeichen aktiver Tätigkeit während der zwölstägigen Schlacht, und sie machte auch nicht einen einzigen Versuch, bett Feind, dessen Schlachtlime 60 ober 70 Werst lang zu überflügeln. ®ie war ferner nicht im stände, gc.-.t.: die rückwärtige Lerbmbnng des Feindes zu operieren. Diese passive Rolle der russischen Kavallerie während des ganzen Feldzuges muß dem Beobachlcr auffallen. Bis jetzt er - klärte man sie durch den gebirgigen Zustand des KriegS- schaichlatzes. Bei Liaojang kamen aber die Armeen zum Teil in die offene Ebene, und diese müßte vor - zügliche Gelegenheit für die Tätigkeit von Kavallerie- massen bieten. Trotzdem ein Drittel unserer Kavallerie bis zum August an den militärischen Operationen nicht teilgettommen hatte und deshalb frisch war, passierte bei Liaojang dasselbe, was früher bei Taschilschiao, bei Wafangau und Kulienlscheng beobachtet wurde. Jedesmal beobachtete die Kavallerie die Flanken, und jedesmal umging die japanische Infanterie dieselben trotzdem. Den einzigen Dienst, bett die Kavallerie bisher geleistet hat, war der, daß sie den Rückzug nach Mukden deckte. Es ist jetzt klar, daß die Rolle der Kavallerie ausgespiclt ist und daß Lanze und Schwert in dem augenblicklichen Kriege keine Aussicht haben. Rekognoszierungen, Wachdienst in Stellungen, fliegende Posten, Beunruhigung der feind - liehen Verbindungslinie, wenn diese unverteidigt ist — das sind die einzigen Dienste, die die Kavallerie noch leisten kann. Die berittene Infanterie, ans die man feit beut südafrikanischen Kriege so große Hoffnungen setzte, bat uns ebenfalls enttäuscht. Trotz ihrer Tapferkeit konnte diese Frciwilligen- Kavallerie den Japanern keinen Schaden tun und hielt Oyamas Vormarsch nicht für einen einzigen Tag auf. Einige erfolgreiche Rekognoszierungen, Hinterhalte und Arrieregardengefechte, das sind die Resultate der Tätigkeit unserer Freiwilligen-Deiachements. Natürlich ist das nicht ihr Fehler. Der Krieg spielt sich ans fremdem Gebiet ab, die Armeen sind enorm, und ein Vergleich mit den Boeren, die ihr Vaterland verteidigten, ist ausgeschlossen. Der wichtigste Punkt ist in diesem Flüche der Welt auf feine undankbaren Töchter her - abrief und im Wahnsinn zu toben begann, da über - redete man ihn, doch lieber auf bau Söller zu ziehen, wo er in der Itachlxirschaft von Kornsäcken, Mäusen trift Natten selbst als Franz Nkoor niemanden im Schlaf störte. Ein Mensch, der einige Phantasie besitzt trift von einer Dachkammer aus die Welt betvachtelt, fängt mit Notwendigkeit an zu dichten. Peter folgte feinem Schicksal. Er schrieb ein dickes Heft mit lerntet SBaif cn voll, die ihn ebenso schön wie Heines Verse dünkten, und die mit diesen auch wirklich außerordentlich viel Aehulichkeit Hatton. Er reimte „Liebe" auf „Triebe" und „Schmerz" auf „Herz" und war der Ueberzeugung, vast diese gefühlvollen Endsilben sich noch bei feinam Poeten so wunder - voll gereimt hätten wie boi ihm. Als fein erster Wunsch sich erfüllte, trift er vom mündlichen Gramen befreit wurde, da hatte er auf den zweiten Wunsch, Schauspieler zu Iverden, schon verzichtet. Seine Sehnsucht vertiefte sich. Nicht mehr die Gestalten anderer wollte er nadtlnlben, sondern selbst welche frtxiffe.n. In feinem Geiste bildete sich schon eine Welt der Einbildung, wenn auch noch alles im Nebel lag. Als aber barm da? enge Schulz Immer sich ein - mal hinter ihm gefchlosseit hatte, wußte er in der ersten Zeit überhaupt nicht, was et wollte, weil er alles wollte. Er hätte zehn Menfchenkräfte imd zehn Mensthenalter bedurft, um das alles anSzu- fühven, was fein Geist als Zukunftsbilder ihm vör- spiegelte. Die ersten Semester der Universität tobte seine üBerfdiäunieifte Kraft sich in den abenteuerlichsten Streichen ans. Er Ivars mit dem Gelde um sich, als wenn er, Gott tveiß, wieviel im Vermögen Hütte. S^aitn aber kam er mit einem Mal zu sich selbst Wie jemand nach einem tollen Tanz, nach einer wildem, den Saal durchrasenden Polka, wenn dis Musik plötzlich schweigt, stille steht und nicht mehr lveiß, tvo er ist — so stand er da, als die Ltnsik seiner Talerstücke auSgeklimgcn hatte, und fein Beutel leer war: ihn schwindelte, er erkannte die Welt nicht loiedor, die er wie in einer ewigen Fast - nacht durchtollt hatte. Bettelarm befand er sich ganz allein in Berlin. Und nun mußte er einen furchtbaren Kampf mit dem Leben bestehen. Die ungeheure Stadt selbst nahm für ihn die (Seitab des Lebens an. Aus taufend Händen reichte sie ihm die Fülle ihrer Schätze bar, wenn er ater begehrend die seine darnach ausftreckte, so zogen sich jene wie die Krallen eines Geizigen nur noch fester zusammen. „Gib!" sagte Peter. Ater der Geizhals von Leben antwortete höhnisch: „Wer nichts hat, dem wird auch nichts gegeben." Er wurde men einer jener Siteruten, die für ihre künstlerischen Ideale hungern, die an mageren WirtshanLtiscten Bacckxniale der Phantasie feiern, und die die Welt aus den Angeln heben möchten mit einer Feder und einem Stück Papier. Seine Freunde waren ebenso arm wie er selbst. Aber sie hatten sich des Geldes so sehr entwöhnt, daß sie eS säum noch entbehren. Da ine meisten Leute von Geist waren, wußten sie sich immerhin noch ziem - lich durchzuschlagen, und manchmal kosteten sie sogar an reicherer Leute Tischen diese und jene Freuden. Peter aber lernte während dieser Zeit, in der er täglich um fein Leben kämpfen mußte, einen förm - lichen Haß gegen die Armut. Er verfluchte die Ent behrung. Und je mehr er entsagen muhte, desto brennender richtete fein Auge sich auf das Schöne, das ihm auf immer verschlossen schien. Schließlich aber, als er schon verzweifelte, hatte ein Roman von ihm Erfolg. Run bekam er plötzlich die Taschen voll Geld. Doch die Angst vor der Armut war ihm geblieben, so daß er seine Mittel mit weiser Müßt gung einteilte. Er machte eine Reise nach dem Süden und kam auf seiner Kreuz- und Ouerfahrt durch die Sckpveiz an den Genfer See. Und bort in der weißen Stadt, die an den Dtetengcftotein doofes blquen Wassars ihre vielgestaltigen Türme ansbaut. lieh er sich nieder. Hier fand er neue Lebensfreude, und die Beklemmung schwand, di« das wigeheu« Berlin um feine Seele gelegt hatte. In der ganzen Zeit batte er seine Jugend - freundin nur ein einziges Mal gesehen, als er nach bestandenem Examen einen Tag im Pfarrhaus vor- sprach. Die beiden hatten die alten Erinnerungen nieder geweckt. Al>cr dem jungen Mann, der fie - bernd an der SchiveNe des Lebens stand, schien die Jugend blaß und verschwommen. Lächelnd hatte er über die Spiele von srüher gespottet. Nellv blieb im Pfarrhaus. Mit sechszehn Zäh - ren war sie eine wilde Hummel, die auf Bäumen Her- Falle die genaue Kenntnis des Landes, und die kann man von den sibirischen Baueniburschcn nicht erwarten. Weder Kavallerie noch berittene Infanterie kann den Russen helfen, sondern nur gut ausgerüstete Infanterie und Artillerie." Die bntwicksitng der ReichSrliinahmcn im laufenden Jahre läßt sich für die Rcichrkasse durchaus nicht gut an. Der Monat August hat für die Zölle wieder ein Weniger, und zwar von 2,7 Millionen Mark gegenüber dem gleichen Monate bc5 Vorjahres erbracht. Das Weniger für die ersten fünf Monate deS laufenden Finanzjahres erhöht sich dadurch auf 6,2 Millionen Mark. Während nach dem Etatsanfatze sich die Fünf- monalSeinnahme bei den Zöllen auf 212,5 Millionen Mark belaufen soll, hat sie tatsächlich 189,5 Millionen Mark oder 23Dtillioneii Mark weniger be - tragen. Ungünstig gestaltet sich bisher auch die Ent - wicklung bei der Maischbottichsteuer, obschon sie immer noch besser ist, als im Vorjahre. Während bei bet Maischbottichsteuer - Einnahme Eube August 1903 ein Defizit von 3,3 Millionen Mark ver - zeichnet werben mußte, beläuft es sich Ende August 1904 auf 0,8 Millionen Mark, gegenüber einem Etatseinuahmeansatze von 14,7 Millionen Mark aber, ben der Reichstag eingestellt hat, ist das Ergebnis durch - aus nicht befriedigend. Von den durch den Reichstag erhöhten Ansätzen entspricht einzig und allein die Zuckersteuer bisher den auf sie geletzten Erwartungen. Auch im Monat August Hal sie ein Mehr gegenüber dem gleichen Monate des Vorjahres, imd zwar in Höhe von 1,6 Millionen Mark zu verzeichnen gehabt. Sie war Ende August mit einer Gesamieimiahme von 53,3 Mill. Mark über die Fümmoiiatseinnahme deS Etatsaissatzes um 5,3 Millionen Mark hinausgewachjen, so daß sie, wenn die gleiche Entwicklung anbält, noch einen Ueber« schuß über die durch den Reichstag eingesetzte Etatsein - nahme von über 10 Millionen Mark ergeben würde. Ein solcher Ueberschuß würde aber bei weitem nicht anS- reichen, daS Defizit bei den Zöllen auszugleichen, falls dieses sich ans der bisherigen Höhe hält. Agrarier itnb Handelsverträge. Eine am Sonntag in Monzingen abgehaliene Wahlkreis- versammlung deS Bundes ber ßanbtoirtc für den Wahlkreis Kreuznach - Simmern beschloß eine Reso - lution , in welcher ber Erwartung Ausdruck gegeben wird, „daß die verbündeten Regierungen dem Reichstage nur solche Handelsverträge vorlegen werden, in welchen der von einer Zweibrittelmajoritat des Reichs - tages vor zwei Jahren für nötig erachtete Zollschutz für Viehzucht, Wein- und Gartenbau er - halten geblieben ist. Vor allen Dingen aber er - wartet die Versammlung, daß in Rücksicht auf die Er - haltung ber Gesundheit unserer Viehbestände unter keinen Umständen Viehseuchen ko iiventioiien mit aus- tänbiscven (staaiett abgeschlossen werden. Die Versamm- lmig spricht ihr Vertrauen dazu aus, daß bei Beratung der neuen Handelsverträge int Reichstage die vielen der deutschen Landwirtschaft bei ben letzten Wahlen gegebenen Versprechungen endlich einmal gehalten werden. Sie erwartet von ben Abgeordneten, die der Landwirtschaft wirklich helfen wollen, daß sie ben neuen Handels - verträgen nur bann zustimmen, wenn dieselben für alle Zweige ber Landwirtschaft ausreichende Zölle enthalten." Die Herren Agrarier wollen sich also von den unter flagrantestem Rcchlsbrnch erkämpften Zollsätzen des Tarifs, soweit die Landwirtschaft daran interessiert ist, nichts abhandeln lassen. Gegen den Tackkaiial vom Rhein bis Hannover turntet sich in der agrarischen „Deutschen TageSztg." ein Herr Franz v. B ob eis chlv i ii g b mit der Befürchtung, daß nach Annahnw der Sircckc bis Hannover alsbald die Agitation für die Fort - führung b i s zur Elbe mit aller firaft ein- sehcn werde. Er beutst sich dafür auf eine Reihe in der ersten Lesung der K cum l Vorlage gefallener Aeußemirrgen und auf Auslassungen der liberalen Presse und schreibt daim weiter: „Um Gründe, tert Weiterbau B i 5 zur Elbe als notwendig Hinzisstellen, wird man nicht verlegen fein. Die Regierung gibt eine gewisse Handhabe dazu in ter Aeußerung tes Herrn Ftncmz- ininisters, daß ter Verkehr auf tem Kanal bis Han - nover naturgemäß nicht so bedeutend und nicht so hervorragend sein könne, wie auf dem früher gc planten Mittellandkanal. Bekanntlich ist cs noch fraglich, ob infolge ter Beschränkung anif das Teil stück die beteiligten Provinzen die von ihnen gefor- berten Leistungen bezw. Garantien übernehmen werten. Wenci sie es tun, so werden sie später in ber mangelnden Rentabilität des Kanals Mne leichte Handhabe finden, den Weiter - bau zu fordern. Der Abgeordnete Gras Moltke betonte trotz feiner Zustimmung zu ter Vor - lage, daß aus dem Tvaissitverlrhrkanal nunmehr ein iwkalverkehrkanal geworden fei, über dessen Rentabi - lität man allerdings im Zweifel fein könne. Schwer ins Gewicht fallen werden auch tue Beschwerten bet Provinz L-achsen. als beten Anwalt ter national« liberale Abgeordnete Zuckschwerot vergebens nach Grünten suchte, weShatv man den Kanal nicht bis zur Elte fortführen wolle. Er betonte unseres Er - achtens mit Recht, c»aß ter sächsischen Braunkohle auch durch das Teilstück bis Hannover erhebliche StonEurreng gentackst werden würde. Er dürste auch Recht haben mit ter Behauptung, daß die Industrie des nördlick>cn Talls ter Provinz Sackten, und damit instesoiltere die Stadt Aiagldeburg, durch die Bevorzugung Hlmnovers erheblichen Rackstoilen aus - gesetzt sein werte. Weim nun auch gewiß die Land - wirtschaft ter Provinz Sachsen kein Verlangen nach ter Wetterführung des Kanals tragen wird, so bürsten doch, wie die Ding« nun einmal liegen, die Wünsche der Industrie bet Provinz Sachsen bei ter Regierung schwer ins Gewicht fallen. Alle diese Momente sprechen für bie Wahrscheinlichkeit, daß ter Annahme des Teilstückes bis Hannover in nicht ferner Zett ter Vorsckstag ber Fortführung b i s zur Elbe folgen wird. Deshalb bleibt für alle überzeugten Gegner des Mittellcmdkanals nur die Wahl, ent - weder das T e i l st Ü ck bis Hannover a b z u l e h - nen, oder aber ihre gute Ueberzeugung alsbald von neuem im Kampf mit den Anschau - ungen bet Regierung zu sehen, dann ater, wie man nickst verkenne» möge, mit weit ge - ringeren Chancen für den Sieg ber ersteren.“ Die Darlegungen sind durchaus logisch und te- ftätigen nur, was schon früher von Siamrlframben gesagt tourte. Sie spreche» aber gegen ten Bau des Teilkcmals nur insofern, als er eben Seilfanal bleiben soll, uift kennzeichnen den Rückzug der Regierung vor ten Agrariern als allen ver - nünftigen Anfordeviuigen widersprechend. Wir haben schon früher davaus ijingdmefen, daß Lie Agrarier sich durch das Manöver mit dem Sackkanal, ber »ach seiner Fertigstellung förmlich nach feinem Schluß- stück „schreien" wird, nicht täusche» lassen tverdeii. Herr von Mirbach hat zur Rechtfertigung seiner viel angegriffenen Sammeltätigkeit für lirchliche Zwecke und seiner merkwürdigen Geldgeschäfte mit verkrachten Banken eine „Denkschrift" verfaßt, die zwar nicht öffentlich publiziert worden, aber dem „Berl. -Tagcbl." anonym ziigrgangen ist, das aus tem In - takt einiges mitte ilt, das nickst ohne Iittcreffe ist, wett es für bie Beurteilung der Mttwiikmig des Ministers v. Hammerstein von Belang ist. Die Denkschrift hebt, wie das „B. T." berichtet» die Verdienste des Freiherrn v. Mirbach um bie innere Mission und den Bau neuer Kircten gebührend hervor. Ueber zehn Millionen Mark hat der evan - gelisch kirchliche Hülfsverein feit 1883 bis 1903 für 2tabtmiffioncn und ähnliche Einrichtungen ansgc- trenbet; dazu kommen 55 Kirchen, die 31 Millionen Mark erforderten. Ueber die Korrespondenz mit den Oberpräsidenten zur Ausschmückung ter ilaifer Wilhelm Gedächtniskirche schreibt v. Mirbach: „Der Vorstand des Kirchenbauvereins entwarf im Februar 1902 ein an unsere Mitglieder und Freunde deS Kirchenbauvercins und des Evangelisch- kirchlichen HülfsvercinS zu richtendes Schreiben und bildete zunächst ein großes Komitee für Berlin, dem •242 Mitglieder beitraten, unter ihnen bie ersten Liacits- und Hofbeamten und viele angesehene, ein« slußreichc Herren aller Streife. Der Vorstand beschloß ferner, da der Slmtenbaitocrcin für das ganze Land arbeitet, eteissolche Komitees in allen Provinzen zu bilden. Dazu mußte er sich, tote dies jeder Verein zu tun hat und es unzählige jährlich tun, an d i e Oberpräsidenten wenden. Dies war bei i:nS noch um so getwciencr, als sämtliche Oberpräsi - denten bis auf einen seit langen Jahren Mitglieder des Evangelisch-kirchlichen HülsSvereins find. Jm^Auf- tr-'ge des Vorstandes richtete ich daher an die Oter- präjitenten die Anfrage, ob sie geneigt seien, einem derartigen Komitee beizutreten und zu seiner Organi- infion uns aus den Provinzen einige geeignete Herren zu bezeichnen. Das gefftaf). An alle wurde dann umturnte, mit Hektors Hülse des Rachliars Schweine aus teen Garten trieb, wacker im Hause half uift allen eine Freute war Im großen uift ganzen lebte sie sorglos in de» Tag hinein. Als dann aber im Laufe der Jahre alles das (.Gleiche blieb, alles sich Iviederholte, das Grünen und Vergilben ter Blätter, die Predigten des Herr» Pastors uift ter Kückstm- zettel seiner Frau, da überfiel sie eine merkwürdige Sehnsucht nach etwas Neuem, etwas Großem, das ihr Inneres bis in dc» tiefsten Grund hätte er - schüttern können. Sie Ivar im Alter, wo die jungen Mädcten sich verliebe», lind da ihr Herz zur Liebe geschaffen tuair, sie ater niomvuten wußte, mit tem sie es hätte anSsüllen mögen, so kehrte sie zu ten alten Jugenderinnerungen zurück. Sic suchte die Lieblingsplätze von früher toieber auf. Wenn sie nun Schiller ober Shakespeare wieder la3, so hörte sie Peter roten. lind niemals konnte sie einen Gravensteiner essen, ohne mit Wehmut seiner zu ge^ denken. Ater ihr teuerstes Besitztum, aus dem sie iifiicä Leben, neuen Schwung uift neue Sehnsucht sich holte, waren feine Bücher, bie er tem Pfarrer schickte und die dieser mit mannigfachem Kopsschüttcln las, um sie bann in dem dunkelsten Winkel feiner Bibliothek verschwinden zu lassen. Wen» Nelly sie lesen wollte, setzte ter alte Herr ein feines Lächeln auf und meinte: „Wart noch ein Jäheiten! Wart noch ein Jähr - chen I Die Bücher laufen Dir ja nicht davon." Sie ater Ivar nicht faul und machte sich heim - lich darüber her. Sie las sie einmal und la» sie dann immer wieder. Und dies schwache Eckw von Peters Leben wurde ihr ein großer, starker Klang, aus dem sie den ganzen Mensel -en und fein ganzes Dasein zu hören glaubte, aic befäxiftigte sicki fort und fort mit dem Fernen uift folgte im Geiste all feinen Wegen. Aber in dem Winter, als sie achtzehn Jahre alt wurde, begann sie an ter Jnhattswstgkeit ihres Gebens zu kränkeln, toie verlor die schönen Farten, litt an Blutarmut uift magerte ab. Der Arzt, bei: man holte, meinte, eine Luftveränderung würde ihr wohltun. Der Herr Pastor schrieb hierüber an Nellys Tante Iba — uift das hatte einige große Veräiide- mngen in beut Schüssal des junge» Mädck>enö zur Folge, ®ort!ct>ung folgt.) Versammlung deutscher Naturforscher und Llerzte. Breslau, 20. September 1904. Der Montag Nachmittag sowie ber ganze Dienstag waren den Arbeite» der einzelne» Abteilungen gewidmet. Aus den dort gehaltene» Vorträgen können wir bei der große» Fülle — eS werden in 30 Abteilungen etwa 600 Vorträge gehalten, von denen die meisten übrigens nur fachwisseiifchastticheS Interesse haben — nur einige besonders erwähnen. Dahin gehört zunächst ber von Dr. Thalwitzer aus Kötjchcnbroba in ber Abteilung für Mililär-SanitälSwesen gehaltene: Der Parabe - ln a r s ch. Dr. Th. zeigte an der Mechanik des Parade - marsches seine Unzwcckinäßigkeil. An der Han» eines reichen statistischen Materials legte er dann bie jedem Sanilälsossizier wohl bekannte» Nachteile des Parade - marsches bar, ber nach seiner Meinung bett Vorschriften deS Exerzier-Reglements durchaus nicht entspricht. Mehr als 14000 Fälle von Fußg eschwnIstwurden in einem Jahre behandelt, von denen mindestens 60 pZt. dem Parademarsch zur Last fallen. Dazu komme» Sehneuscheidcii-Eiilzün- bungen am Schienbein, Kniegelenk-Entzündungen und auch Herzaffektioncn. Nicht selten ist der Parade - marsch auch die mittelbare Ursache bei akutem Gelenk - rheumatismus. Viele Rekruten können ben Parade - marsch infolge leichter Abweichungen int Ban des Fiiß- knieS oder Hüftgelenkes durchaus nicht erlernen; diese ergreift oft eine liefe Niedergeschlagenheit, welche zu einer geistigen Verfassung führt, die nahe an Psychose (Geistes - krankheit) grenzt. Selbstverstümmelungen und Fahnen - flucht al» Folgen dieser durch ten Parademarsch hervor- gebiachien Stimmung sind vielfach beobachtet worden. Der Vortragende schloß mit den Worten: „Der Militär - arzt wird die Abschaffung deS Parademarsches vom ärzt - lichen Standpunkte auS immer wieder briiigcift betür« Worten müssen." Trotz dieses verständigen und gewiß sehr beachtenSweiien Urteils von militärSrztlicher Seite glauben wir nicht, daß der Zopf des Parade - marsches tu der deutsche» Armee beseitigt wirb; ans den Drill, der in ihm vorzüglich zur Geltung kommt, ver - richten die Offiziere der kapitalistischen Gesellschaft nicht, sie brauchen Soldaten, die sich nicht als Menschen fühle», sondern Maschinen sind. In der Abteilung für Anatomie und Physiologie sprach Dr. MagniiS H i r s ch f e l d - Charlottenburg in