20. Jahrgang. Nr. 87. Sio, m li nrger Echo ,■11 " —> Das „Hamburger @-d)6* erscheint täglich, außer Montags. Ilbounrmentsprris linkl. „Tie Neue Welt") beträgt: durch die Poft bezogen ohne Bringegeld monatlich * 1,20, vierteljährlich X 3,60; durch die Kolporteure wdchentlich 30 4 frei ins Haus. G.nzelne Nummer 6 4. Eonntags-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Die Reu« Welt" 10 4 Berantwortlicher Redakteur: tstnftav Wabersky in Hamburg. ——MMSBETBwg pssTHaaapai^MW—Bi^—rtowt-mh—■ 'M il leisten lvtrtlen ^* e icchsgespallene Pkiilzeile oder deren Raum mit 30 4. silr den * *1 •’ Arbeitomarkt, Nermietiiugs und ^amilienau,zeigen mit 20 4 berechnet- ««zeigen Annahme in der «xpedilion (Mo 6 Uhr Abends). Jn den Filialen (bis 4 llhr Nachmittags), sowie in sämtlichen Annoncen-Bureaul- Redaktion und Expedition: Fehlandstrahe 11 in Hamburg I. Freitag, Sen 13. April 1906. Jisistkii: Sild-St. Pauli bei Carl Lementzow, Seilerstr. 27,pt. l. Nord-Tt. Pauli, <^in>Sl>iittel, Vangenseldc bei Carl Dreyer, Margarethensir. 72, Eimsbüttel. Hoheluft, tOppeudorf, tOroh-Borstel imb Wiutcrh «de bei Ernst Grohkopr, Lehniwec, 51, Eppendorf, ynrmbrrf, llhleiihorst bet Theodor Petereit, Bachstr. 12, Barmbeck. Lt. Mevrg, Hohenfelde, Porgfeldr, Hamm, Hör« und Echiffbelk bei Carl Ortel, Baustr 2«, Borgfe'lde. Hautiuerbrook, RotcuburgSort, BiNloärder imb Veddel bei R>«d. Fuhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbrook. (Gilbert, Ißniibdbecf und Hinfcheufelde bei Franz Krüger' Sternstr. 36, Wandsbeck. Altona bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. I l 8, Altona. Ottensen, Vahrenfeld bei Johannes Heine, Bahrenselderstr. l 40, Ottensen. Hierzu zwei Beilagen. Des Karfreitages ivege« erjlheint die llälhße Nummer seS „HumburgerWo" sm Sonntag, 15. April. „Du sollst nicht töten." Im Zusammenhänge mit dem Dogma, der Atensch sei „von Gott erschaffen" und dessen „Eben - bild", lehrt die Theologie, dass die vier Worte: „Du sollst nicht töten" ein göttliches Gebot enthalten. In Wahrheit prägt sich darin ein Teil jenes humanitären Denkens und Empfindens aus, das der Achtung vor der Würde und dem natürlichen Rechte des Menschen im Zustande der Lergesellschaftnng auf höherer Kulturstufe entspricht. „Du sollst nicht töten" ist ein Gebot rein menschlicher Moral und als solches Jahrtausende alt. Doch ist ihm, >vie jedem anderen Rioralgebote auch, von jeher Hohn gesprochen worden. Immer droht das staatliche Gesetz dem, der einem Nebenmenschen vorsätzlich das Leben raubt, wegen Mordes die schwerste aller Strafen, die Todesstrafe an. Stets hat staatliche und kirchliche Autorität ein Recht auf Tötnng als Ausfluß der vorgeblich ihr von Gott verliehenen Strafgewalt für sich in Anspruch genommen. Aber diese barbarische Strafe hat — abgesehen davon, daß unzählige Unschuldige ihr zum Opfer gefallen sind und daß sie den schlechtesten Herrschaftszwecken diente — das Verbrechen des Btordes nienmls zu verhindern vermocht. Wie andere Verbrechen, so hat auch dieses vielfach seine Grundursache in schlechten staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen, Haupt- sächlich in den auf Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeit beruhenden ungerechten Eigentums - verhältnissen. Von jeher hatte die Herrschaft der unterdrückenden und ansbeutenden Besitziibermacht das materielle, geistige und moralische Elend der arbeitenden Massen zur Voraussetzung. Solch ein Zustand muß wieder mit Notwendigkeit all die Laster und Verbrechen erzeugen, au denen die Menschheit von jeher so reich war und noch heute ist. „Du sollst nicht löten." Dasselbe offizielle Christentum, das für sich den Beruf in Anspruch nahm, über die Befolgung der göttlichen Gebote zu wachen, hat selbst am meisten gerade gegen dieses Gebot gefrevelt. Dieselbe Kirche, die unter Hinweis auf die Lehre des Nazareners „Nächsten - liebe" predigt, hat Jahrhunderte hindnrch in ent - setzlicher Verblendung, unterstützt von den ihr ver - bündeten oder nnterivorfenen tveltlichen Getvalten, den Massenmord der Ketzer zur „höheren Ehre Gottes" betrieben. Mit dieser Schändung des Btenschtuins verband sie den Zweck, die freie Ent- faltung und Betätigung der Geister zu verhindern, sie in Fesseln zu halten, den Drang nach Wahr - heit, das Bewußtsein der Menschenwürde zn er - töten, um die Dkasseu zu Sklaven des religiösen Wahns nild willkürlich herrschender Geivalt zu machen. Wäre der menschliche Geist ilicht io durchaus gebunden an die natürlichen Bedingungen des Fortschritts, wäre er nicht so nnverivüstlich, die theologische und sonstige autoritäre Anmaßung würde seine Entwicklungsfähigkeit längst zerstört haben. Jeder Versuch, die Freiheit der Geister zu veruichteu, ist auch ein Mordversuch, ja, genau betrachtet, der schlimmste Mordversuch, den es geben kann. Denn alle ivahrhaft sittliche Ent- wicklnng und Hebung des Menschen, die Ueber« Windung aller Barbarei und aller llngereditigfeit kann, wie die Geschichte lehrt, nur vom freien Geist ausgehen; er ist die Quelle aller Humanität; wer gegen ihn frevelt, der verübt das ärgste aller Kardinalverbrecheu, dem alle anderen schlechten Taten entspringen. „Du sollst nicht töten." Haben die „christ - lichen" Gewaltmenschen, die über „christliche" Völker mehr oder weniger willkürlich herrschten, jemals dieses Gebot respektiert? Die Geschichte der massenmörderischen Kriege, die in dyna - stischem Interesse oder in sonstigem Sonderinleresse geführt worden sind, gibt Antwort ans diese Frage. Herrschsncht und Raubsucht, Größemvahn der Oie« walthaber haben sie entzündet. Völker mußten (Ulf den Schlachtfeldern verbluten zur Befriedigung der Launen und egoistischen Zwecke ihrer Schicksals- lenker. Und immer noch, allen seitherigen so hoch gerühmten Siegen der Huniauität und Kultur zum Trotz und zum Hohn, stehen die „christlichen" Kultnrnationeu fürchterlich bewaffnet, in einen, schreck - lichen Rüstuitgswetleifer einander gegenüber, jeden Augenblick bereit, ihre, oder richtiger gesagt ihrer Schicksalslenker Streitigkeiten, im entsetzlichen Vlassen- mord zum Austrag zu bringen. Der diesem Zwecke dienende Militarisnins frißt am Marke der Nationen; selbst im Frieden ist er für sie ein Unglück, ungeheure Opfer an Kraft, Gesundheit, Leben und Glück erfordernd. Die Kriegführung, früher ein barbarisches Handwerk, ist zu einer barbarischen Wissenschaft und Kunst ge - worden, deren Leistungsfähigkeit jeder human den - kende und fühlende Mensch nur mit Grauen be - trachten kamt. „Du sollst nicht töten." Dieses Nioralgesetz be - greift mehr in sich, als das Verbot, im Eigenmachts- kampf den Nebenmenschen durch blutige Gelvalttat vom Leben zum Tode zu bringen. Die sittliche Pflicht, das Leben des Nächsten zn achten, umfaßt die Rücksichtnahme auf alte Bedingungen des menschlichen Daseins. Wohl sind wir ent - setzt und je nach Lage des Falles auch entrüstet, wenn ein Mord, für den das Gesetz die Todesstrafe androht, zn nuferer Kenntnis kommt; wohl fluchen wir der Barbarei, wenn Tausende zerfetzter Leichen das blutgetränkte Schlachtfeld bedecken — und doch gibt es noch weit schlimmere Verbrechen wider das Leben, als diese, Verbrechen, die permanent begangen werden in allen Knltnrstaaten, Verbrechen, die speziell aus Rechnung der Herrschaft des Mammons Sm ns kommen. „Du sollst nicht töten." Das kapitalistische Wirtschaftsshstem, die Ansbentung der Masse auf ein möglichst hohes D,aß steigernd, überantwortet beständig, täglich, stündlich viele Millionen der Not, dem Elende, dem Hungertode in Permanenz. Die moderne gesellschaftliche Ordnung hat, um einer kleinen Minderheit den Erwerb und Genuß von Reichtümern, die Früchte fremder Arbeit, zu sichern, ganze Bevölkernngsteile dem Vernichtungs- tode geweiht. Man betrachte die Sterblich - keitsziffer in den arbeitenden Klassen. Da gibt es ganze große Jndnstriegruppen, bereit Arbeiter infolge übermäßiger Anstrengung bei gesundheitsschäd - licher Beschästignng und migeiiiigeiiber Lebenshaltung kaum ein Durchschnittsalter von dreißig Jahren erreichen. Sie siechen und sterben srühzeiug dahin, ohne jemals zu wahrhaftem Lebensgenuß gekommen zu sein; hnngerud sich abrarfern, unablässig ge - peitscht von Not und Sorge, stets unter dem Zwange stehend, Gesundheit und Leben znm Opfer zu bringen — das ist ihr fürchterliches Los. Und rücksichtslose Sonderinteressenpolitik schreckt nicht davor zurück, dieses Los proletarischer Massen noch immer mehr zu verschlimmern durch einen gesetzlich anerkannten und geregelten Lebensmittel - wucher in der Form der agrarischen Schutz - zölle. Den Massen mit Vorbedacht den notwen - digen Lebensunterhalt verteuern, das heißt ihre Not, ihr Elend vermehren — ein Frevel, der sich gegen ihre Gesundheit, gegen ihr Leben richtet. „Tu sollst nicht töten." So mancher, dem die kapitalistische Ordnung jede Dlöglichkeit geraubt, sich durch Arbeit zu ernähre», schreitet in Verzweiflung zum Selbstmord. Die Gesellschaft ift'8, die ihn in den Tod treibt und dafür verantwortlich zn machen ist — dieselbe „christliche" Gesellschaft, die durch ihre theologischen Moralprediger dem Volk „die Religion erhallen" will. „Du sollst nicht töten." Wie nimmt sich gegen - über diesem Gebot die Tatsache ans, daß in Deutsch - land wie in anderen Kulturländern jährlich Hundert- tausende von Kindern des Proletariats ent - weder im frühesten Alter elend zn Grunde gehen, oder in langsam mordendem Siechlnm aufwachseu? „Tu sollst nicht töten." Aber unsere herrliche Staats- und Gesellschaftsordunng gebiert das fürchter - liche Unheil der Seuchen; der Tuberkulose, die man die Proletarierkrankheit nennt; der Cho - lera und anderer, die Hnuderttansende Hinwegrassen — alle jene echten und rechten Elendssenchen, die dem Schoße der bestehenden Ordnung entspringen. „Tn sollst nicht töten." Dieses „göttliche" Ge - bot lassen die sogenaunien „S atisf aktiv nS- fähigen" der sogenannten „besseren und besten Gesellschaft" zücht gelten. Sie nehmen ihrem Gott und seinem Gebot znm Trotz für fick) das Privileg in Anspruch, im Duell das Ver - brechen des Rlordes zn begehen. Und das klaffenstaülichc Gesetz bestraft den Dnellmörder nicht wie jeden anderen Nlörder. Und leitends Staatsmänner finden es mit ihrem „Christen - tum" und ihrer „Orduungspolltik" vereinbar, im Parlament das Duellverbrechens-Privileg zu rechtfertigen und zn verteidigen! „Du sollst nicht töten." Doch sind der Profit- sucht des Kapitalismus, seinen Ansdeiitungs- praktikeu die vielen Tausende von Unfällen,, die täglich im Wirtschafts.etrieb aller Art passieren, anfs Konto zu sepeu. In der kapitalistischen Aus- beulungtzpraxis gilt das Leben des Arbeiters nichts; es ist eine verwüstende Mordwirtschaft, gegen die mit Schntzgesetzeu einzugreifen, der Staat schließlich sich eiiischließen mußte. Aber trotz dieser Gesetze gehen in Bergwerken, auf Bauten, in Werk - stätten, beim Eisenbahn- und Schi''fahrtsbetriebe viele Arbeiter als Opfer der Ausbeutung zu Grunde. Es ist eine furchtbare Wahrheit, die Hebbel in seinem Sonett „An die menschliche Gesellschaft" ausspricht: „Wenn du vcrkörpcri wärst zu einem Leibe Mit allen deinen Satzungen und Reckten, Die das lebendig Freie schlimmer knechten, Ank daß bem Todten diese Welt verbleibe; Die Golt verflucht im höllischen Getreide, Tie Sünder selbst erzeugen, die sie ächten, Und auf das Rad den Reformator flechte«, Daß er die alten Ketten nicht zerreibe; — Tann dürste dir das schlimmste deiner Glieder Keck, wie es wollte, in die Augen schauen, Du müßtest immerdar vor ihm erröten. Der Räuber braucht die Faust nur hin und wieder. Der Mörder treibt sein Werk nicht ohne Grauen — Du hast das Amt zu rauben und zu töten!" Wer will leugnen, daß in unserer „christlichen" Gesellschaft der arbeitende Mensch, das „Ebenbild Gottes", häufig geringer erachtet und schlechter be - handelt wird, als daS Tier? Daß seine Gesundheit, fein Leben geringer angeschlagen wird, als Gesund - heit und Leben des Tieres? Das ist leider eine täglich und überall zu beobachtende Tatsache. Wie lange noch wird dem Gebot: „Du sollst nicht töten", im Namen der „Autorität und der Ordnung" Hohn gesprochen werden? Dieser Hohn wird erst dann aufhören, wenn das Recht und die Würde der Arbeit zum Siege gelangt find. Nit Revolution in Rchnnd. Ein Echuldenkomitee. Auf Grund einte am 11. d. M. veröffentlichten kaiserlichen Nkases unterliegt die Bestimmung über den Zeitpuuki und die Bedinguiigen bei Staatsanleihen, wie die Prüfung anderer, den nationalen Kredit und die Frage des Geldumhp--^ betreffenden Augelegeuheiten, einem Finanzkonütee/d. / ton jetzt ab alle diese Fragen zil prüfe» beauftragt irv bevor sie den gesetzgebenden Institutionen vorgelegt '-.erden. DaS Kountee soll au8 vom Kaiser ernannten Mitgliedern bestehen und zu stäudigeu Mitgliedern den Präsideutm des Minifterrats, den Fiiiauzminister und den Reichskontrolleur haben. Das Komitee wird Arbeit genug finden. Nach den offiziellen Angaben betrug NußlaubS Staats- schnlb Anfang dieses Jahres 7 861 895 948 Rubel. Indessen ist die gesamte Verschuldung Rußlands weit größer und bietet in diesem Moment, wo die neue An - leihe so gut wie abgeschlossen ist, ein besonderes Interesse. Wie bekannt, ist die russische Regierung bei bem Berliner Baukhause Meubelssohn kurzsristige Verpflichtungen in Höhe von 150 Millionen Rubel inoffiziell citigegaitgen, bic nun soUwährenb prolongiert werben. Duzn kommen sogenannte bebingte Schulben, die zum Teil durch Lände - reien, zum Teil durch dar Guchabeu vou Privat- uuternehmeru gedeckt werden. In dieser Rubrik figuriere« die vo« der russischen Regierung garantierten Obligations - anleihen der Privat - Eisenbahnen, die das hübsche Sümmchen vou 1 110 600 000 Rubel ausmache«, ferner gehöre« dazu die Psandbriese der Aivls- u«d Agrar- staatsbaiike« i« Höhe von 1 105817 000 Rubel. Somit beträgt momentan bie gesinnte Berschulbung Rußlanbs bic Summe vou 10 048 000 000 Rubel, wobei bie „außer- ordenUichen" imb stets geheim gehaltenen Berpstichtungen der russischen Regierung nicht berücksichtigt sind. Aber schon die Verzinsung der obigen Summe ersordert ein großes Kapital. Demi die Zinsen für die offizielle Staatsschuld betragen 341669 87> Rubel, bie der bedingte» Staatsschuld, inklusive AmortisationSzinsen, 98 000 000 Rubel, so daß Rußland jährlich insgesamt 439 000 000 Rubel ait Zinsen zu zahlen hat. Dazu kommt jetzt die neue große Anleihe, deren Verzinsung infolge der obwaltend-» Verhältnisse besonders hock zu stehen kommen wird, so daß die nunmehrige Verschuldung Rußlands mindestens jährlich X. 8 Zinsen pro Kopf ausmacht. * QffizirlH Heuchelei. Der Generalgouventenr vou JekaterinoSIaw erließ heute eine Bekanntmachung, in der gesagt wird, daß jeder Versuch, gegen die Jndm gerichtete Unruhen hervorzurufen, in schärfster Form unterdrückt werden würde. In der Bekanntmachnng wird weiter ansge- flihrt, daß alle.Kloffeii der Bevölkerung und alle Na - tionalitäten dem Kaiser gleich teuer feie«, daß alle Kinder beSfdbtit großen Vaterlanbes feie«, und daß ihre Interessen gegen jeden Angriff geschützt werden würden. Das soll natürlich dazu dienen, die Verantwort - lichkeit der Regierung für Juden Hetzen abzuwehren. Man muß ja augeiiblirflid) ans die ausländischen jüdischen Bankiers etwas Rücksicht nehmcn. * »Ino Polen. (Sin Telegramm aus Lodz, 11. April, meldet: Tie Sozialisten haben die Wahlen der Arbeiter für die Duma verhindert. Alle Fabriken haben heute Nach - mittag den Betrieb eüigestellt und es ist zn blutigen Zu- s a in m enstöße u gekommen. Der Straßenbahnbetrieb ist ganz eingestellt. Die Polizei hat eine Geheimdruckerei entdeckt und die Dokumente beschlagnahmt. 40 Personen sind verhaftet und nach Warschau gebracht worden. Bon dcr Weltbnhne. Zur Tiättnvorlagc besagt eine offiziöse Aus - lassung, baß nicht bie vollstäubige Aushebung best Art. 32 der Reichsverfaffnng vorgesehen ist. Wäbrenb ber Artikel bisher lautete: „Tie Mitglieber bes Reichstages bilden als solche feine Besolbniig ober Entschädigung beziehe«", sollen nur die Worte „oder Entschädigung" gestrichen werden. Was die Aenderung des Artikel 28 aulaiigt, der für Abstimmungen die Anwesenheit von Mindestens 19» Reichstagsniiigliedern verlangt, so soll bezweck! werden, „den Reichstag akiions- tahig zu erhalte», and) n>c»» bie beschliißfähige Anzahl von 199 Abgeordneten nicht z n r Stelle ist, während bisher jedes einzelne Mitglied durch An - zweiflung der B e f ch l >1 ß f ä h i g k e i t den Reichs - tag maitzujetzen im stände war." Die Eutfcheidiiug der Frage, wann und wie die Beschlußfähigkeit a ii g ezw e i f e l t werden kann, gehört I zur Geschäftsordnung d e s Reichstages, die das Parlament selbst nach eigenem Befinden ändern kann und über bereu Gestaltung es sich von ber Re - gierung sicherlich keine Vorschriften machen lassen wirb. Es handelt sich wohl daruvi, daß bic Regierung bie Anwesenheit von mindestens der Hälfte aller Abgeord - neten nur für @ dj I ii 6 a b ft i ui nt u n g e n erforder - lich machen will, während für die sogenannten Zwischen- abftiinmiuigcn and; eine geringere Präsenz schon zur Beschlußfähigkeit ausreichcu soll. Wie verlautet, wird die Tiäteuvorlage im Bundesrat „streng vertraulich" behaudelt. Aber wozu diese Geheimiiiskrämerei '< Daß übrigens die Regierungen selbst kaum auf die Annahme des Vorschlages rechnen, ergibt sich ans einer weiteren offenbar offiziösen Ver- sicherung: man könne schon ans der Tatsache, baß bie Aenderung der Artikel 28 und 32 der Verfassung in zwei gesonderten Eiilwürfen verlangt wird, enlnehmcn, daß „es nicht die Absicht des RcichSkanzlerL ist, die DiätengewührMiug mit den vorge- fchlagcnen Aenderungen des A r t i k e l s 28 zu verquicken, obivohl eS dem Reichskanzler erwünscht wäre, wenn der Reichstag diese Aenderungen annähme und die Geschäftsordnung entsprechend ändern wollte. Lchiik aber der Reichstag diese Aenderungen ab, so wird daran die Diätengewährung nicht scheitern. Der mit der Herabsetzung der Beschlußsähigkeits- ziffer für gewisse Fälle versolgte Zweck geht nach den offiziösen „Berl. Pol. Nachr." dahin, die Aktionsfähigkeit des Reichstages auf jeden FaN zu sichern. DaS wird wie folgt begründet: „Nun aber ist die Dtatenlofigkeil wohl eine der Ursachen deS bedauerlichen Absentismus im Reichstage, aber nicht die einzige. Zur Veröduug des Sitzungs - saales deS Reichstages tragen mindestens in demselben Maße die mehr und mehr Platz greifende Art der Ver - handlung, die unendliche Ausdehnung und bie Flachheit zahlreicher Erörterungen, bie namentlich auf daS Schulbkonto ber Sozialdemokraten kommen, bei. Man kann eS ben Männern, bie mit ihrer Zett zn rechnen haben und gewohnt find, jeden Tag nützlich und fnichtdriugend anzuwenden, wirklich nicht verargen, wenn sie z. B. bie enblofen ElatSverhandluugeii über den Etat des ReichSamlS deS Innern mit ihren regelmäßig wiederkehrenden sozialdemokratischen Bro- schürenredeit nicht anzuhören vermögen und des - halb den Sitzungen sernbleiben, umsomehr, als es dabei zu einer Beschlußsaffung doch nicht kommt. Hiergegen hilft auch die Einführung von AnwesenheitS- gelbem nicht ausreichend, es muß vielmehr die Möglich - keit geboten sein, mittels einer kleineren Zahl v o n A n m t f t n b e n den Reben zum Fenster hinaus rechtzeitig ein Enbe zu machen unb so bie Verhandlungen des Reichstages allmählich wieder aus eine Höhe zu bringen, ans bet sie burch sich selbst bie nötige Anziehungskraft auf bie Mitglieder dieser Körperschaft ausübeu. Deshalb steht der Gedanke, die zur Beschlußfähigkeit erforderliche Zahl der Mitglieder des Reichstages in solchen Fällen herabzusetzen, in btnen es sich nicht um eine endgültige sachliche Abstimmung hanbelt, nicht nur nicht in Wiberspruch zu der Einführung eines Pauschquantums für die ReichS- tagSabgeordueten, er bildet vielmehr die nötige Er - gänzung dieser Maßregel, um bie Aktionsfähigkeit der deutschen BsikSvertretiing auch wirklich für alle Fälle flcherzustelleu." SS handelt sich also in der Tat um die Absicht, die sozialdemokratische Kritik nfiju« schneiden dnrch Schlußanträge, die von einer Minder - heit der Mitglieder sollen beschlossen werden können. Die „Reden znm Fenster hinaus" sind der Regierung wie den „StaatSerhalteuden" ein Dorn im Auge. Sie vergesse« mir die letzte Ursache dieser Rede», die wirklich nicht immer kurzweilig sind, aber keineswegs allein auf daS Konto der Sozialdemokratie kommen. Woran liegt es beim, baß jahrelang im Reichstage immer wieber über b i e f e I b c n Dinge genbet werben in u 6 ? Daran, baß bieRegierungen sich auch um bic bringeitbften Wünsche be8 Reichs - tages nicht k ü m m ert Jahrzehntelang weigern sie sich, sie zn erfüllen, bis es gar nicht anders mehr geht. Gerade die Diätenfrage selbst ist ein sprechendes Beispiel dasür. Millionen Worte find daran verschwendet, bis endlich der Widerstand gebrochen war. Und ebenso geht es in vielen anderen Fragen. Aber ber Reichstag selbst ist nicht frei von Schul!) daran. Hätten die Mehrheitsparteien ihrem Willen mehr Nachdruck zu geben verstauben, hätten sie ben Mut gehabt, auch ihrerseits Nein zu sagen, wo bic Regierungen immer Nein sagten, da wäre der ReichSvarlamcntarismus nicht in das Stadium kläglicher Versumpfung hineingeraten, btnt jetzt burch bebenkliche Mittel ein Enbe gemachl werben soll. Dir neue FloltcnnovcUc, die die Regierung nur al« „kleine" Fordeniug gelten lassen will und die ja von den Floitcuscxcn eben deshalb in gemeingefähr - lichster Weise angefembei worben ist, hat immerhin ganz erhebliche Mehrbelastungen znr Folge nicht mir in bezng auf bie finanzielle Belastung, fonbeni auch in ber Per- sonalbcanfpruchung. Im ganzen wirb ber Bebarf an Seeoffizieren für baS Jahr 1920, bas ben Ablauf ber neuen Flotteuvorlage bringt, auf 2520 Köpfe be - rechnet. Von bicfer Stärke wies bas Marineamt für 1905 1370 Angehörige ber verfchiebeiieu Dieustgrabe nach. Bis 1920 mnß mithin noch eine Vergrößerung des Seeoffizierlorps vou 1160 Köpfen stattffuben, also fast eine Verboppelmig. Der Gesamtbebarf an Ingenieuren wirb 1920 636 Köpfe betragen. Von biefen ftnb 190« erst 241 ctatsmäßig. Der Mehrbedarf stellt sich also in den folgenden 14 Jahren auf 395 Köpfe. Für das M a r i n e - I n g e n i e ii r k o r v s werden also überaus umfangreiche Vermehrungen im Verhältnis ber jetzigen Kopsstärke stattffuben müssen, um bem Bebarf zu genüge». Die Aussichten der Beförde- rnngSverhältuifse der Marine-Jugerncurlaufbahii können danach in den nächsten Jahren als gläuzcndc bezeichnet werden, besonders für den jungen Nachwuchs. Das Saiiitäts-Offizierkorps soll 1920 aus 408 Köpfcu bestehe». Vo» dieser Zahl n»d 1906 aber mir 208 ctatsmäßig. Eine Stelle»vcrmehr»iig findet mithin nm 195 Köpfe statt; das heißt, cs sieht auch in diesem Korvs fast bis zum Ablauf der neuen Marinevorlage eine Ver - doppelung zu erwarten. Nicht ganz so groß werden die Vermehrungen im M a r i n e z a h I m e i st e r k o r p s sein. Denn der Gesamtbedarf ist hier für das Jahr 1920 aus 298 Köpfe berechnet. Für 1906 sind 171 Stellen ctatsmäßig; es fehlen also bi« 1920 noch 127 Köpfe. Die durchschnittliche I a h r c s q u o t e des Mehrbedarfes in dem Zeitabschnilt vou 190« bis 1920 läßt sich als für die einzelnen Korps wie folgt berechnen: bei ben Seeoffizieren auf 77 Köpfe, bei ben Maschinen - Ingenieuren auf 26 Köpfe, bei ben Sanitätstsosstziereu auf 13, bei beit Zahl - meistern 9 Köpfe. Der Bedarf an M aiin« schäften der Matrosen-, Werft- und Torpedo - divisionen im Jahre 1920 wurde wie folgt in Alisas^ gebracht und berechnet: für die aktive Schlachtflotte au 20 706 Mann, für die Reserveschlachtflolte auf 10 494 Mann, für die Torpedoboote auf 4631 Mann, für die Anslandsschiffe ans 14 898 Mann, für die Schulschiffe ans 2741 Marni und für die Spezialschiffe auf 1283 Mann, daS heißt also, im ganzen wird der Bordbedarf 57 246 Mann bis 1920 betragen, wozu noch 6410 Mann Landbedarf und ein Znschlag von 5 pZt. — 3182 Mau» zu rechnen sind, so daß sich bie Gesamtzahl ber Maiin- schäften auf 66 838 Köpfe stellen wirb. Von bicfer Stärke waren 1905 aber nur 31 738 Manu ctatsmäßig, so baß ber Mehrbebars bis 1920 35 100 Köpke ober durchschnittlich 2340 pro Jahr betragen wirb. Bei ben Mannschaften wirb also bis znm Ablauf ber neuen Marinevorlage mehr a l s eine Verboppelu iig stattflnben müssen, um bas erforderliche Personal für bie Flotte anfbringkn zn können. Gegen die Einführung einer Fahrkarten- stener in Forui von k i l o ui c t r i s ch e ii Z n s ch l ä g e n zum Fahrpreise, wie sie von ber Steuer- k o nl ni i s s i o ii b e L R e i ch s t a g c s auf Antrag bes Abgcorbneteii Büsing angenommen worben ist, roenbet sich sehr entschieden die „Zeitung deS Vereins deutscher Eis e n bahnverwa11ungen " Es wird da mit großer Klarheit die technische Seite des Antrages beleuchtet und dargelegl, daß solche kilo- metrischen Zuschläge — selbst unter Anßerbelrachtlassiiug aller politischen Grunde — sich nur mit den aller - größten Schwierigkeiten eiuführen lassen und daß ihr finanzieller Effekt mehr als zweifelhaft ist. Die genannte Zeitschrift nimmt an, daß die Steuer (für Fahrkarten erster Klasse einen Pfennig, zweiter Klasse einen halben und dritter Klasse einen viertel Pfennig für das Kilometer bei Freibleiben eines minimalen Naheverkehrs) nach der Entfernung berechnet wird, die dem Fahrpreis zu gründe gelegt worden ist; und ferner, daß für Verkehrsbeziehungen, deren Fahrpreise nicht nach Kilometern, sondern nach Stationen oder Zonen berechnet find (auf der Stadt- und Ringbahn und im Vorortverkehr) noch besondere Bestimmungen getroffen werden, daß also in allen übrigen DerkehrSbezlehungen, die in Frage kommen, d. h. von etwa 1 bis 1700, bic Steuerbeträge für bie brei besteuerten Wageuklasseu in steucramilich beglaubigter Form, also vielleicht unter Inanspruchnahme bes RcichS- schatzamtcS festgestellt werben müssen. Unb nun fragt das Blatt: „Wie soll »ach einer solchen fl i l o ui e i e r ft e u e r t a b e 11 e gearbeitet werben? „Von vornherein leuchtet wohl ein, daß eine Be - rechnung ber Steuer währenb beS Fahrkarten- Verkaufs u i ch t a n g ä u g i g ist. Wer jemals ge - sehen Hai, wie schwierig eS ist, ben Schalterverkehr aus einem großen Bahnhof zu lebhaften Reisezcilen abzu- wickelu. wirb zugeben, baß unmöglich noch bei jeber zu verkaufeubeu Fahrkarte bic kilomelrijchc Entfernung aus beut richtige» Tarife herausgezogen unb bann bet Steuerbetrag aus bet Steuertabelle entnommen und zu dein Fahrpreife hinzugerechuet werden kann, ganz abgesehen davon, daß Irrtümer unvermeidlich Kin, aber auch Betrügereien geradezu herbcigesührt werden würden, da eine Kontrolle durch das Publikum mangels Aufdrucks dcS SleuerbetrageS auf die Fahrkarte aus - geschlossen wäre. Die Fahrkarten müssen also z»m Berkaus »orbereitet werben. ES muß ber Gesamtpreis einschließlich bet Steuer unb ber Betrag der Steuer aus ihnen zu ersehe» sei». W e t macht nun bie dazu erforberlicheu Berechnungen ii n b wer bessert bie Fahrkarten ein? ES wäre ja denkbar, daß diese Arbeit, soweit sie nicht Faht- fartenforleii betrifft, bie seht häufig verkauft werden, bei denen also die »ölige Zeit fehlen würde, den Fahrkarteii- aiiSgabestellen übertragen würbe, »in sie auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Wenn man aber bedenkt, daß es sich für ganz Deutschland um mehrere Millionen Fahrkar/ensorten handelt, so wird man ein Bild von dcr Mehrarbeit gewinne», bie be» FahrkartetiauSgabc- stelle» erwachse» würbe. We»» bie scho» jetzt vielfach fehr stark belasteten Beamten biefe Mehrarbeit währenb ober außerhalb ihreS Dienstes verrichten sollten, so würbe sie in Jahr und Tag noch nicht vollendet fei«. Die Zuziehung von HülsSkräftcn würde sich meistens ans bem Kruube verbieten, weil der Beamte, der den Fahrkartenverkauf an einem Schalter besorgt, für bie Bestäube bieseS Schalters, bie ber Dienststelle als Gelb - wert zu Buche stehen, verantwortlich ist, unb baher nicht verlangt werben kann, baß er einer Hülfskraft gestattet, Fahrkarten auS bem Schrank zu entnehmen. Das würbe aber zum Zweck ber hanvschrifllicheu Ergänzung ber Karten notroenbig sein. Da nun bie stark geforberten Fahrkartensorten ohnehin neu gebrückt werben müsse», so wirb ma» zweckmäßig überhaupt einen Neudruck sämtlicher Fahrkarten veranstalten und bie er» forderlichen Berechnungen vorher in ben Personentarif- bureaiix ber Verwaltungen auffiellen lassen.“ Das Blatt weist bann ciugehend »ach, baß burch de» Nciidruck erhebliche Kosten für Maschine», Räumlichkeiten und Personal in den gahickartendruckereieii der Eisen - bahnen notwendig werden, die für den späteren regel« mäßigen Betrieb wieder übeiffüssig lverdeu würden So greift diese Steuer auch störend in daS Bcr- waltungsgetriebe ein. WcflCH ben Lumpcunueffuhrzoll Hai ber V e r ein ber Roh prob uktenhä übler D e u t sch - lau b s eine Eingabe an ben Reichstag ge - richtet. Tic Petition weist »ach, baß ei» berartiger Ausstthrzoll als^Fiiiaiizzoll keine Einnahiiie für den Staat unb als «Schutzzoll kein bauernder Vorteil für unsere heimische Industrie sein würde. Ein Ans- fnhrzvll ans Lumpen bedeute nichts anderes als völlige llnicrbiiidiiiig des Erportge- schästes, da die ausländischen Abnehmer ans deutsche Liunpen nicht angewiesen sind. Durch diese Uiitcrbiiibiing ober Beschränkung bes Erpvrts iverbe aber ein Preisfall auf bem inneren Markte bie unvermeidliche Folge sein. Dieser jedoch würde nicht nur de» Lumpe»Imndel schwer treffen, sondern a»ch aus die g r o ff c M e >i ge derjenigen P c r. fönen und Existenzen z ur ii ck f a 11 c n, die bisher ans dem E i « f a m tu c l ii der L u »>- pen lohnenden Verdienst gezogen habe». Der läufige Lumpenpreis, welcher heule aus dem Lande durcvschiiittlich II in pro HX) Kilo gramm beträgt, ist gerade angemesseu, um die Kosten des Einsanimelirs eiuigermaffeii jii decken. Ein Sammler schosst pro Tag etwa 50 Kilogramm Lum - pen im Gesamtwerte vo» K 5. Von diesem Erlös Hot er zunächst den Einkaufspreis z»i entrichten, daun Pserd Oder Hund und Wagen jii nntcrholleii und schließlich auch für schien eigenen Lehcnsuuter- halt zu sorgen, «selbst bei dem heutigen Liimpeu- preis ist der Verdienst des Sammlers ein diirchans kärglicher, und iiifolfii'bcffe» fiiib auch meistens nur allere ober verkrüppelte Leu le, welche auf nähere Weise nichts mehr ocrbiciieu können, in diesem Be- rufe tätig. Neven der Rücksicht aus den Lumpen- handel spreche» also auch sozialpolitische CM r ii n b r schwerwiegender A r t gegen ben Ausfuhrzoll Bei allebem bürste nicht in Betracht kommen, baff ein einzelner Zweig ber heimischen Jnbustrlc, die deutsche Pappenfabrilntwit, den Ausfuhrzoll aus Lumpen sordert. Vorausgesetzt, daß er ihr wirtlich Nutzen brächte, wäre es dock) ein ungeheuerlicher Anspruch, zur Förderung der eige- neu Jntereffcn eine Maßregel zu verlangen, die nicht nur anderen weit bedeutendere» Branchen des Ge. schöstslebens, sondern wegen der damit verbnndenrn sozialpolitischen Folgen auch der Allgemeinheit schiocrften Schaden znfüacn müßte. UebrigenS regt sich das Ans land bereits, um Repressalien z» ergreifen. In der neue steil Nummer der „Papicezcituiig" wird aus New- Aork berichtet, daß bie dortigen Lumpeneinsuhr» Händler über den in Teuischland angestrebten Luiu- penauösiihrzoll sehr erregt sind. Sie sagen, daß die dentschen Papiersabriten dann die Humpen so billig hatten, baff sie beu amerikanischen Markt mit Papier überfluten könnten. Sie verlangen baher, gemäß bem Mae Kinle>)-Tarif, einen Vergeltungs - zoll von 1 Dollar 20 Cents auf bas Pfund, d. h. itlva ,K 10 auf das Kilo deutschen Papiers. Tie Versaiuiiiliiiig der New Yorker Lnm- peneiiisuhrhändler beschloß, bei der Regierung der Vereinigte» Staaten dementsprechend vorstellig zu werde», um den geplanten deutsche» Ansftthrzoll zu verhiiiderii. Also ei» VergeltuugSzoU vou H 1000 aus 100 Kilo! Do ist natürlich jeder Export un - möglich. Für bie Ursachen ber Laubflucht dringt die ..Narionalztg." ein paar prattische Boispiele bei, bie lehren, wie ben Kleindauern imb Arbeitern das Leben auf dein Lande zur Hölle gemacht wird. Es wird da erzählt: „In einem fiskalischen Forstbezirt »ui zahlreichen Kolonien und Dörfern verlangt der Oberförster von einer Gemeinde die Jagd für 8 Jahrespacht, während die Gemciiide fd)on drei Jahre hindurch von anderer Seile .* 34 Vach! erhalten hat. Ein Schösse will den Vertrag nicht unterzeichnen. Der Oberförster, der gleichzeitig