Nr. 102. 20. Jahrgang. LamdurgerEcho. Tas „Hambnrker Echo" erfdieint täglich, außer Montags. 6:ientin: rnti>lTrcio linkt. „Tie Neue Welt") beträgt: durch die Post bezogen ohne Bringegeld monatlich K 1,20, vierteliäbrlich A 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 30 * frei ins Saus. Einzelne Nummer 6 4. Eonntags-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Tie Neue Welt" 10 * Verantwortlicher Redakteur: Gustav Wabersky in Hamburg. Sonntag, den 19. Angust 1900» 91H' Cts!(Ml "Erden die sechsgespaltene Petitzelle oder deren Raum mit 30 * für den ■anonym Arbeitsmarkt, «ermietungs' und rvamilienait,zeigen mit 20 * berechnet. Anzeigen Annahme in der Expedition (bis 6 Uhr Abends). hl den Filialen (bis 4 Uhr Nachmittags), sowie in sämtlichen «nnoncen.BureauL Redaktion und Expedition: Fehlandstraße 11 in Hamburg. MM Eild-Lt. Pauli bei Carl Lementzow, Seilerstr. 27, pt. I. Iiord-Lt. Pauli, (Eimsbüttel, LauFeuselde bei Carl Dreyer, )v!argaretheiistr. 72, Eimsbüttel. Hoheluft, (^ppcudorf, Wrost-Borftel imb 2l'üiicrl)iit>c bei Ernst Großkopf., Lehiiimeg 51, Eppendorf. Barmbcck, llhlcuhorst bei Theodor Petereit, Bachstr. 12, Barm deck. Et. (Seorg, Hoheufelde, Porgfetde, Hamm, Hör» und Echiffbekk bei Carl Ortel, Baustr. 26, Borg felde. Haiumerbrook, Poteuburgsort, Billwarder und Peddcl bei giud. Fuhrmann, Schwabenstr. 33, Hammerbrook. (Tilbeck, Lüaudsbeck und Hiiistl)k«fcldc bei Franz Krüger, Sternstr. 36, Wandsbe et. Altoua bei Friedrich Ludwig, Bürgerstr. 118, Altona. Ottensen, Pahrenfeld bei Johannes Heine, Bahrenfelderstr. 140, Ottensen. Bauern zu suchen seien, die wenig Landbesitz haben. das Recht der Lohnarbeit geschützt werden müsse, Bildung von Bauerngütern a müsse auch die Auswauderungsn herrschen zu müssen. Meyer und Wagner entwarfen im -Xnfn-e 1S79 aus Munsch Bismarcks ein Gesetz ® 8 fei cin i'rohcr Fehler, die ZwangScnteignung des un xSatjie Ltsit aus Wiimcy ^ismaras ein wicy S u nbfll8 nl . hfnl , .n, t; n , h , keine aii-. BodenS als Grundsatz auszustellen. CS gebe keine all« die Leutenot aber Sie Sevolution in Uiitiaiili Non der Weltbnhne ireifen können. Ferner rage geregelt, und zwar müsse sie von Grund auf reformiert werden. Eine fried - liche Lösung der Agrarfrage hänge auch vom Kredit ab. .Der daher immer rapider sich vollzog, tum ist in dieser ganzen geblieben. Immer hat es flucht der Arbeiter, über Aber das Ärulldherreii- langeii Zeit sich gleich geklagt über die Land- reform einen groheil Verlust ihres Vermögens bedeutet. Als typischer Neaklionär ist Waylltschokow schon unter Plehwe in der Konimissiou für die Verstärkung der Alachtbefugnisse der lokalen Behörden ausgetreten. Fürst Swiatopolk-Mtrsky wallte ihn für den Posten eines Gehülfen des Ministers des Innern gewinnen, aber fein Liberalismus ging Wassiltschokow zu weit. Tagegen der Slolypiiische „liberale Kurs" scheint nach des Fürsten Geschmack zu sein. kämpf provozieren, behandelt Meyer die Junker, die da glauben, „ihre" Arbeiter durch Zwang be- lliis scheint, die Bureaukraten spielen hier un - gefähr die Prügcljungcn. Sie büßen für eigene und anderer Süildenl 'WaS heiüt denn überhaupt Politik? Diese Frage beantwortet heute bei einer Auseinander - setzung über das Kolonialelend die „Köln. Volksztg." sehr bissig. Sie läßt sich über die Resultate der Kolonialpolitil aus: „Unsere Mißerfolge — in der Ostmark, wie in Südafrika — beruhen doch im letzten Grunde auf den Fehlern unseres bureaukratischen Sy - stems. Das A und O dieser Regierungsweioheit beruht auf dem französischen Coupletrefrain: „Wer raisonniert, wird arretiert," und die Neunmalwcisen an den grünen Tischen rümpfen ver - ächtlich die Nase, wenn so ein „Fcderheld" in den Zeitungen den „Besscrwisicr" spielen will. Es ist besser, wenn der Karren in den Sumpf gefahren wird, und die ganze Bemannung ertrinkt, als wenn ein noch so großer Erfolg errungen wird, bei dein nicht der rechte Jnstanzcnzug innegehalten istl So etwas vermögen die Pachulken, die sich in grünen Wäldern und auf grünen Feldern herum- treiben, freilich nicht zu begreifen; erst der grüne Tisch bietet lins das wahre Grün, das den Men - schen höherer Ordnung leuchtet: den Herren Bureaukraten. Tie geehrten Herr- Parvtts und Leo Deutsch. Nachrichten aus Rußland bestätigen, daß die Ge - nossen Parvus und Leo Teutsch nunmehr tatsächlich v e r s ch i ck t worden sind. Und zwar ist ihnen das kleine, wenig mehr als 200 Einwohner zählende sibirische Dorf T u r u s ch a n s k am Flusse Jenissei als Aufeiithaltsort angewiesen worden. Dieses Turuschaiisk gilt unter den russischen Revolutionären als ein Platz ganz besonderer Qualen — die Nachricht auö Rußland bezeichnet den im nördlichsten Sibirien, dicht am Polar - kreise liegenden Verbaimungsort ausdrücklich als „furcht - bar". Je drei Jahre sollen unsere wackeren Niit- kämpser dort zubriiigeit! Besonders tragisch ist das Schicksal von L c o Deutsch; er steht seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrbimderts im Vordertreffen de» russischen Befreiungs - kampfes. Nachdem er 1877 in die Hände der Zaren- schergen gefallen war, gelang es ihm nur unter den größten Schwierigkeiten und Gefahren, aus dem Ge - fängnis zu entfliehen und die Grenze zu gewinnen. Von der Schweiz aus wurde er dann einer der eifrigsten Organisatoren des Schmuggels revolutionärer Schriften nach Rußland. Als er 1884 bei dieser Tätigkeit einmal deutschen Boden betrat, wurde er in Freiburg int Breis - gau verhaftet und schließlich auf Betreiben des Fürsten Bismarck, dem aus politischen Gründen gerade damals besonders viel daran lag, dem Zaren „Gefälligkeiten" solcher Art zu erweisen, an Rußland ausgeliefert. Auf die deutschen folgten die russischen Kerker: die Bastillen von Kiew, Odessa, Petersburg, 'Moskau und andere. So ging es ein Jahr und drei Monate; endlich wurde das Urteil gesprochen: Zivangsarbeit in Sibirien. Sech - zehn Jahre Hai Leo Deutsch dort zugebracht, und die unerhörten seelischen und körperlichen Qualen, denen er ausgesetzt war, hat er uns, ohne PatboS und ohne Endlich ’ Es hat lange gedauert, bi? der preu - ßische Landwirtschaftsmiuister Viktor v. Podbielski begriff, was die allerelementarsten Regeln deS Taktes von ihm verlangen. Endlich ist vom Reichskanzler die Sache so deutlich erklärt worden, daß er verstand und sich dazu entschloß, das Opfer zu bringen, das die in Ziffern ausgedrückte Differenz zwischen einem Minister- gehalt und einer Ministerpension ausmacht. Wolffs Bureau meldet heute (Soniiabendf Abend: Tie „Nordd. Allg. Zig." hört, der Reichskanzler hatte bereits von Norderney aus den Landwirtschafts- minifier zu einer Aeußerung über die in letzter Zeit vielfach erörterte Beteiligung des Ministers an den Geschäften der Firma Tippelskirch u. Eo. aufgefordert. Hieraus ist von v. Podbielski eine eingehende Antwort erfolgt, in der der Minister am Schluß bat, seinen Wunsch nach Entlastung au8 dem Staatsdienste an Allerhöchster Stelle zu unterbreiten. So scheidet denn einer der skrupellosesten Vertreter der skrupellosen ost elbischen I u n k e r k a st e aus seinem Amt. Er konnte wirk - lich nicht mehr gehalten werden, und so hat man ihn opfern müssen. Ader ist auch der eine raffgierige Junker gegangen worden, die Junker sind geblieben. „Mann über Bord!" Tas ist alles. Im übrigen geht das Fahrzeug weiter. gegen das Junkertum führte, wurde 'Meyer 1873 aus der konservativen Partei ansgestoßen. Den Gesetzentwurf brachte Bismarck gar nicht zum Vor - schein. Tas Junkertum war nicht dahin zu bringen, als Mittel zur „Lösung der Laudarbeiterfrage" etwas anderes zu erkennen, als die Herren - willkür, die Unterdrückung der Freiheit der Arbeiter, den Polizeiknüppel und — „mehr Religion". sich Zeit zu vertreiben, nach den verschiedensten Ur - sachen herum, statt einfach zu schreiben, daß Sache in Ost mark und Afrika «licht klappen will, weil Polen und afrikanische Ein- revolutionären Kampfesmittels der Zukunft hingewiesen hat. Damals gingen diese Gedanken fast unbeachtet an der großen Maste unserer Parteigenostcii vorüber — heute ist das, was ParvuS damals ausgeführt hat, Gemeingut der Überwältigenden Mehrheit der deutschen Sozialdemokraten. Parvus aber wie Rosa Luxemburg wurden von deutschen (Genossen, denen ihre Anschauungen nicht paßten, höhnisch aufqeforhtrt, doch nach Rußland zu gehen unb dort ihre Theorien in Anwendung zu bringen. Sie antworteten nicht daraus, denn sie waren schon in Rußland auf dem Kampfplatz. Daß aber die betreffenden Genossen ihr Bedauern über ihre Handlungsweise ausgedrückt hätten, davon haben wir noch nichts gehört. Hierzu zwei Beilagen und das illustrierte Uuterhaltungsblatt Tie „hielte Welt". und Polen müssen erst s a in in e n j u f rtj l a g e n". i ft der Schlüssel, schasst zu allen P o i i t i l." wollen. Hottentotten lernen, „Hacken z u - DieS, geehrte» Publikum, der Zugang ver- Gcheim nissen der Für st Was s ll t s ch . : j u> -ch»tl 31 den gxönun Grundbesitzern Rußlands, für die die Agrar- Die Landarbeiterfrage, i. Sie ist ihrem ganzen Inhalt nach nicht ne», diese Frage. Die Behandlung freilich, die ihr unsere Agrarier angedeihen lassen, könnte zu der Annahme verleiten, daß erst die moderne Zeit sie geschaffen, daß der moderne Kndnstrialismns für ihre Entstehung verantwortlich. Allerdings ist dieser Faktor engstens mit ihr verbunden. Aber nicht lediglich aus ihm ist sie erwachsen. Wir haben kürzlich in den Artikeln „Geschichtliche Entwicklung des Gesindestandes und Gesinderechts" (Nr. 174 und 175 uns. Bl.) daraus hingewieseu, daß bereits das sechszehnte Jahrhundert, das nur die ersten schwachen Anfänge des Industrialismus kannte, seine Laudarbeiterfrage hatte, die in ihrem Grundcharakter sich von der heutigen nicht unterscheidet. Auch damals war es die Landflucht der Arbeiter mit ihren für die Großgrundbesitzer so unangenehmen Konsequenzen, woraus sie entstaub. Und dieselbe Ursache, aus der heute diese Landflucht resultiert, bewirkte sie damals, die schlechte, menschen - unwürdige Behandlung der Arbeiter durch die Grundherren; die Tyrannei, genannt „patriarchalisches System", der diese Arbeiter unter - worfen waren, die Sehnsucht nach Freiheit und einer besseren Existenz trieb sie an, der gutsherr - lichen Scholle zu eutrinneu und zu industrieller Beschäftigung überzugehen. Seitdem sind etwa vier Jahrhunderte verflossen, während welcher die Entwicklung der Industrie von ehemals. Aber man muß es sich gefallen lasten; es ist schon so l Launen und private Zu- und Abneigungen einzelner Wanner bestimmen d i e Geschicke des Sechzig- in i 1 1 i 0 n e n r ei ch 8, Zufälligkeiten geringfügigster Natur, vielleicht ein kleiner persönlicher Zwist nach einem reichlichen Diner können dazu führen, daß die Beziehungen zu diesem ober jenem Land plötzlich so „gespannt" erscheinen, daß der Krieg als einzige Lösung betrachtet wird. Co wert wären wir also glücklich nach fünfund- dreißigjährigem Bestehen des Reiches, der größten wirtschaftlichen Macht des Kontinents, der größten Militärmacht, die existiert. Cine Episode mag hier Platz finden. In seinem Brief an Harden widerspricht Herr v. Holstein der Ansicht, er habe seit Bismarcks Rück - tritt der internationalen Politik des Deutschen Reiches die Richtung gewiesen. Er sagt: „Für alle diejenigen, die das innere Getriebe unserer aus- wärtigen Politik kennen, bedarf die Behauptung, daß ich allemal die entfdjetoenbe Instanz war, überhaupt keiner Widerlegung. Es ist, z. B„ genugsam bc= tannt, auch über das Auswärtige Amt hinaus, daß ich keinerlei Anteil hatte an der Vor - bereitung jener Gruppe von politi - schen Handlungen, die von der Kritik vielfach als Ursachen des englisch- französischen Zusammenschlusses vom April 1904 angesehen worden sind: ich meine das Krügertelegramm, das Bag - dadbahnprojekt und die antienglischen R e d e n i m D e u t s ch e n R e i ch s t a g. In jedem einzelnen dieser Fälle sah ich mich vor einer voll - endeten oder doch cingeleitetcn Tatsackie, vor einer bereits vollzogenen Weicvcnstellung. Ich spreche hier - mit keine Ansicht aus, sondern konstatiere nur, wie weit ich davon entfernt war, der deutschen Politik die Richtung zu weisen." Harden antwortet daraus, vor einem Jahre habe er erfahren: „Sie (also Herr v. Holstein) hätten den Kaiser für eine Politik gewonnen, die auch ich für die unter den gegebenen Umständen ratsamste hielt.(und deshalb hier vorher empfohlen hatte), die nach dem ersten lauten Wort aber unausführbar, psychologisch also nicht richtig errechnet war. Frank - reich sollte zu der Option gezwungen werden, ob es unser Freund fein oder i> i e K 0 sten eines britisch-deutschen Krieges bezahlen wollte. Darum: nicht nachgeben, sondern die Zähne zeigen. Von wem ich es erfuhr? Von fünf, sechs Seiten zugleich. Die Herren, mit denen Sie arbeiten, waren recht ge - sprächig geworden. Behandelten den Konslikt Bülow- Wie des Tentichen Reiches Politik gemacht wird, darüber erfährt man einiges, allerdings nur einiges, aus dem neuesten Heft der „Zukunft" des bekannten Herrn Maximilian Harden. Seit geraumer Zeit schon brachte diese Revue aller - hand spitze Bemerkungen gegen den Geheimrat v. Holstein, der bis vor kurzem im Auswärtigen Amt eine sehr einflußreiche Stellung innehatte und als der „geistige Leiter" der auswärtigen Politik galt — vis zu einem gewissen Grade, nämlich bis dorthin, wo die „impulsiven" Regungen und Hand - lungen beginnen. Geheimrat v. Holstein ist aus dem Amt geschieden und schreibt nun an Harden einen Brief, den dieser in der „Zukunft" abdruckt und gleich beantwortet. Da erfährt man nun bei aufmerksamer Lektüre, daß in den „höheren Streifen." der Reichsbeamten und der Diplomatie ein I n t r i g u e n s p i e I ge - trieben wird, das lebhaft an die Vorgeschichten zur Zeit der französischen Könige Louis XIV. und Louis XV. erinnert. Tas heißeste Bemühen einzel - ner dieser Beamten scheint zu sein, einen Neben - mann oder Vordermann „weg.;ubeißen", feine Lieb- lingSpläne zu durchkreuzen, ihm Fallen zu stellen. So jzanz nebenher wird die Reichspolitik ge- macht, d. h. der Einzelne arbeitet daran, wie es in seine Pläne paßt, die er geschmiedet hat, um einem lieben Kollegen einen Streich zu spielen. Und des Iäd)clnöen Kanzlers Bernhard Bild er scheint dann und wann m einer „Jnteressenten- gruppe", aber nur flüchtig. Dieses „Staats Mannes" Wirken wird noch nicht entschleiert. Man greift sich an den Kopf und fragt sich, ob es möglich ist, daß im Deutschland des zwanzig - sten Jahrhunderts die Politik nach denselben Melho- den gemacht wird, wie in den Serails der Sultane geborene sich in frecher Weise nicht nach Reglement richten Der Kanzler sagte weiter: „Noch immer halte ich die Oftmarfenfrage nicht für eine wichtige, sondern für die wichtigste Frage unserer gesamten inneren Politik, wie ich da« im Landtage ausgesprochen habe. Vor allem dürfen wir n i ch t h i n u n d h e r s ch w a n k e n. ES ist schlimm gewesen, daß auf die F0 11 w e l l s ch e n A n f ä 6 e eine lange Zeit der Halbheit und Schwäche gefol.it ist; schlimm auch, daß auf die Bi s m arcks ch e P er i 0 de die Capr iv i s ch e folgte. Jetzt sind wir, wenn auch im einzelnen Fehler gemacht werben, die sich nie ganz vermeiden lasten, zu Flott- well-Bismarckschen Grundsätzen zurück- gekehrt. Dabei soll es bleiben! Darin lasten wir un« auch durch die elementarsten Schwierigkeiten und Widerstände, auf die wir über - all stoßen, nicht irre machen. Wir halten an der Hebung der Kultur unverbrüchlich fest. Zwar wendet ein von mir hochverehrter Mann (gemeint ist ohne Zweifel ber Fürstbischof Dr ff 0 p p. D. Red.) stets ein, daß wir durch unsere Hebungsarbeit die Polen stärken und auch das der laudwirtschastlichen Lohnarbeit, des Privateigentums zu erschüttern. Als staatsgesährliche Individuen, die den Gewalt- £*- »«siebenen Maßnahmen,, .''-besondere, zur Zur Reichstagsersatzwahl in Döbeln versendet der Wahlausschuß der bürgerlichen Parteien folgende Mitteilung an bürgerliche Blätter: „Die mit der Aufstellung des Professors Hasse einverstandenen, zur freisinnigen Volkspartei gehörenden Vertrauens - männer erklären: Zur Rechtfertigung unseres Ver - haltens berufen wir uns auf die jedem Henner der Ver - hältnisse bekannte Sachlage, wonach bei der Heb er - wach t der Sozialdemokratie nur eine gemein - same Kandidatur aller Parteien noch Aussicht auf einen Erfolg hat. Wir waren genau so wie die Ver - trauensmänner der übrigen Parteien der Ansicht, daß die Verständigung über diese gemeinsame Kandidatur lediglich durch eine von den Vertrauensmäimern i m Wahlkreise selbst herbeizusuhrende freie Ver - einbarung zu erzielen sein wird. Von der Richtigkeit unseres Handelns sind wir auch heute noch überzeugt, und dieser Ueberzeugung gemäß würden wir und unsere Freunde eine Sonderkandidatur, die dem ge - meinsamen Gegner nur nützen könnte, das Ansehen der eigenen Partei aber in den Augen aller wohlmeinenden Mitbürger schädigen müßte, in feiner Weise zu unter - stützen in der Lage fein." Damit stellen sich die ffompromiß - Vertrauensleute des Döbelner Wahlkreises in direkten Gegensatz z» dem Vorsitzenden des Landesvereins der freisinnigen Volks - partei, Abg. Günther, der eine ffanbibaiur Haste von Partei wegen für unmöglich unb die Ausstellung eines freisinnigen Kandidaten als wahrscheinlich bezeichnet hatte. Die „Freisinnige Zeitung" bezeichiiet obige Mitteilung als eines der unlauteren Mittel, mit denen die Freunde der Kandidatur Haste für den alldeutsch- antisemitischen Professor auch die Stimmen der Freisinnigen Volkspartei einfangen. Sie erklärt die Mitteilung als u n w a h r. Der Vorsitzende deS LaiibesvereinS der Freisinnigen Volkspartei, Oskar Günther, schreibt uns: „Ich habe selbst am 15. unb 16. August mit einer Anzahl freisinniger Vertrauens - männer ber Freisinnigen Volkspartei tm Töbeln-Roß- meiner Wahlkreise persönlich Rücksprache ge - nommen unb babei auch die Auffassung vorgefunden, daß eine Kandidatur Haise nicht geeignet sei, um der Sozialdemokratie den Wahlkreis abnehuien zu können. Eine Kandidatur der Freisinnigen Volks- vartei wird von allen wirklich freisinnigen Vertrauensmännern unterstützt werden." Die „Deutschsozialen Blätter" fordern ihre Parteiauhäiiger auf, mit allem Nachdruck für Hasse einzutreten; Hasse sei Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes, dem alle deutschsozialen Abgeordneten ange - hörten und stehe in wirtschaftlichen Fragen beinahe auf dem Standpunkte ber beutschsozialen Partei; auch seine Stellung zur I u b e n f r a g e könne genügen. Wer von den Freisinnigen noch einen Rest politischer Scham hat, muß erröten ob ber Zumutung, für solch einen Kanbidaten ber politischer Korruption einzutreten. Bülows Qstmarkciipolitik. Der Pfarrer Dr. Latri l le - ffulmar hat jüngst ben Fürsten Bülow in Norberney besucht unb ihn zu einem Ausspruch über bie Ostmarkenpolitik veranlaßt, lieber ben Verlauf der Audienz berichtet Dr. Latrille im „Posener Tageblatt". ES heißt da: Durch einen konkreten Fall veranlaßt, äußerte der Kanzler, daß er jedem Arbeitgeber in ber Provinz Posen seine besondere Anerken - nung widme, der unter den Schwierigkeiten unserer Verhältnisse mit Erfolg danach strebe, deutsche Arbeiter heranzuzieheii unb festzuhalten. Ebenso erklärte er, daß er an seinem Ostmarkenprogramm, Wie er es im Januar 1902 vor dem Abgeordnetenhauff ent - wickelt habe, unbedingt festhalte unb also auch für die Forberung der deutschen Industrie lebhaft eintrete. ßtilitciu toic eiur notorische Tatsache. Kanzler will Frieden unb R uh sein etwas unbebackites Wort zu Behourd: Frank - reich braucht keine Demütigung zu fürchten; l’avenir est ä celui qui sait attendre. Holstein mochte bie Dinge auf bie Spitze treiben und bat b i s jetzt ben Kaiser für si ch." Das schien wahr; erklärte den steten Wechsel ber Steue - rung. Und wurde Woche vor Woche wiederholt. „Holstein wütet. Hat gefragt, wozu mir bie Armee eigentlich haben. Außer Mühlberg, der ihm ergeben ist, wagt sich niemand mehr in sein Zimmer. Weil die Mission Rosens ihm nicht paßte, bat er die Marokko-Akten solange unter Ver - schluß gehalten, baß der Missionar sie erst auf der Eisenbahn zu Gesicht bekam unb ihm, damit ers noch schaffe, ein Vorleser in ben Pariser Zug mitgegeben werben mußte. Um Holstein zu ärgern, holt Bülow jetzt Rabowitz aus dem Sünberwinkel in bie Sonne. Die jüngeren Leute wissen nicht mehr, wer Koch, wer Kellner ist; Hammann ringt die Haube; unb Recht- hosen stöhnt." Er stöhnte wirklich. Sagte noch bei einem ber letzten Diners, bie ber convive infatigahle mitmachte, Ihr zäher Widerstanb erschwere ihm bas Leben bis zur llnerträglid'L'it. Nach seiner Erkran - kung, seinem Tob hieß es: „Holsteins Schuld!" Ebenso nach dem Zusammenbruch des Kanzlers. Die Stammgäste des Preßbureaus trugen bie Kunde hinaus: „Der Fürst hat sich bei dem Versuch aufge - rieben, Holsteins Einwirkung auf ben Kaiser zu hem - men." Fast mit denselben Worten sagte es zwei Interviewern Herr von Kardorff, der doch kein rascher Jüngling ist, unb vom Kanzler intimer Zwiesprache gewürdigt wirb. Unb in Ihr sonst so feines Ohr brang von all bein Gelärm kein Laut?" So erfährt das deutsche Volk ganz beiläufig, baß es vor kurzer Zeit in einen Weltkrieg geführt worben wäre, wenn nicht Bülow feinen Einfluß gegen Holsteins Einfluß bis zum äußersten aufge - boten hätte. Warum? Weil er ein Staatsmann ist? Davon hört man nichts. Der Grund feiner Frie - densliebe lag vielleicht ganz anderswo, auf persön - lichem Gebiete, ober auf dein Gebiet augenblicklichen anderen Strebens, oder sonstwo. Wer weiß es? Wir wissen nur, baß wir eine „Politik" haben, die früher oder später zu einer furchtbaren Kata - strophe führen muß. Daß bann enblich die „schneidigen Kavallerie- attacken" probiert werden können, ist ein geringer Trost — für das Volk. niemals und nirgends hat es sich dazu verstanden, der Landflucht durch gute und gerechte Behandlung der Arbeiter zu degeguen. Cs ist ein brutales, ungerechtes Herrentum geblieben, das von freien, mit Bieuschenrechteu ausgestatteten Landarbeitern nichts wissen will, sondern nur schollenfeste Agrarsklaven gelten läßt und für sich ein „unver - jährbares fltecht" auf „patriarchalisches Regiment" in Anspruch nimmt. Studieren wir die Schilderungen der Lage der Landarbeiler in Preußen, die bis zur Milte des achtzehnten Jahrhunderts zurllckreichen, so ergreift uns Schauder und Entrüstung über das scheußliche Los, zu dem das Grundherrentum diese Rieuschen verurteilt hat. Wie unter dem patriarchalischen Regiment der Junker das Leben der Landarbeiter sich gestaltete, davon f timt man sich eine erbauliche Vorstellung machen nach einer Schilderung schlesischer Dorf- zustände im achtzehnten Jahrhundert. Danach war die Kost dieser Arbeiter „fünf« bis achtmal im Jahre Fleisch, oft von krankem oder halb krepiertem Vieh; sonst Graupen, Hirse und Erbsen nicht immer satt zu essen. Gamster, das Fleisch von krepierten, mit Schutt bedeckten Kühen suchen sie unter dem Schult hervor und essen es aus der Stelle". Halb nackt lausen sie umher. „Die meisten gehen das ganze Jahr ohne Strümpfe. Im Sommer haben die meisten nur ein grobes, wergeues Hemd und ein paar Beinkleider an. Weiber, alte wie junge, gehen noch im Oktober ohne Hemd und haben blos einen schlechten Weiberrock an und eine Joppe ans ihrem Leibe, so daß man die bloße Brust und den Leib bis auf die Hüfte sehen sann." Wenn sie dann ihr Leben unter einer Herrschaft vollbracht haben, von der sie sagen, daß sie „lieber zehn Jahre im Zuchthause, als zwei Jahre bei ihr arbeiten würden", so ist das Ende des Voraufgegaugeuen würdig: „Die meisten werden, wenn sie gestorben sind, in eine von Mistbrettern zusammeugeuagelte Kiste gelegt und bann begraben." Um dieselbe Zeit schrieb ein Herr von Bencken- dorf, der Landarbeiter sei „nach Vernunft und Naturrecht verpflichtet", der Herrschaft so viele Dienste zu verrichten, als er leisten könne, „ohne dabei zu gründe zu gehen." Ein anderer adliger Schriftsteller meinte 1806: es sei die „angeborene Bestimmung" der Bauern, dein Herrn unterworfen zu fein, ihm zu fronben. Man lese bas bedeutsaiue Werk be» Professors I. F. Knapp über bie sogenannte Bauernbefreiung in Preußen im Anfang des vorigen Jahrhunderts, und man wird finden, wie trefflich die Junker sich auf das Ansschiuden ihrer Lohnsklaven verstauben. Erbmitertäuig waren diese Arbeiter; „sobald ihre Kinder herangcwachsen waren, hatten sie sich dem Herrn vorzusteUeii, damit er bie tauglichen zum Zwangsdieiiste aushebe." Der auf Reform ab« zielenden Steiu-Hardenbergschen Gesetzgebung wußten die Junker erfolgreich zu begegnen. Das Laud- sklaveutuiu blieb faktisch bestehen; seine Lage erfuhr keine Verbesserimg. Und trotz der strengen Ve- schräukung und Ueberwachung der Answanderiiug schwoll die Zahl ber Lanbsklaveii, bie der Junker - herrschaft entrannen, immer mehr an. Unter beut Eindruck der revolutionären Ereig - nisse des Jahres 1848 ließ das Königlich preußische Landes - Oekouowie - Ko l l e g i u 111 durch den landwirtschaftlichen Verein eine Enquete । über die Lage der ländlichen Arbeiter- ‘ bevölkern ng veranstalten, um der Frage nach einer Verbesserung dieser Lage näher zu treten. : schäften geraten schon in Zorn, wenn man von einem Mißerfolge der Kolonial- unb ber Oftmarken- Politik spricht. Was heißt beim über - haupt „Politik"? Majestät befehlen unb ber Untertan gehorcht, weiter kennen Wir keine Politik. Wodurch ist über« haupt baö ganze Unglück entstanden : ~ aburch, bai; bie Polen, Hottentotten unb Herero nicht die An- orbnuitgcn ber hohen Behörden befolgen wollten. Sache also höcksit einfach, lohnt sich „jar I,ich", weiter darüber nachzubeiiken, was übrigens auch keineswegs bie Befugnis eines braven Bureau- !raten ist. Nörgelnbe Zeitungsschreiber raten, um Es gingen 185 Berichte ein, die vom General - sekretär des Kollegiums, Professor von Lengerke zu einem Werk verarbeitet wurden, das auf Befehl des Ministeriums für landwirtschaftliche Angelegen- heilen unter dem Titel „Die ländliche Arbeiterfrage" herausgegeben wurde. (Berlin 1849.) In diesem amtlichen Werke, dessen auch Ferd. Lassalle in seiner unter dem Titel „Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klasse" de- fannte Verteidigungsrede sich bediente, ist die Lage der ländlichen Arbeiter als eine sehr schlechte geschildert, llcberwiegend haben sie, nicht nur in Ostpreußen, sondern auch in den Rheinlandeu unb anberen Testen ber Monarchie, „kein hinreichen- bes und regelmäßiges Auskomnien". Sie t ... . , , , . t , Die Regierung werbe alle Maßnahmen treffen, um In ben fünfziger, sechziger und siebziger wahren biefen iöefib zu vermehren. Tie Einkünfte aus den ber des vorigen Jahrhunderts sodann waren es kon- Regierung gehörige« Säitbereien unb aus servative Sozialpolitiker — Huber, Wagener, solchen, bie von ihr angekauft werden, sollten zur Dr R sro.n.r na- hie für eine Reform her ^Iditng von Fonds zu dte,eiu Zwecke vcrivendci werden. Mkyer u. a. die fui eine . lefoiiu £ Privatpersonen böten gegenwärtig so viel zum Kauf an, Verhaliustse der ländlichen Arbeiter eintraten. «ie ba6 bie Bauernbank gar nicht in der Lage fei, alle diese stimmten darin Überein, daß, um großen Gesahreu Transaktionen vorzunehinen. Diejenigen feien im Un- fiir Staat und Gesellschaft vorzubeugen, die sich. recht, die irn gegenwärtigen Augenblick ihr B sitztiirn zu - d-- W«« g u» -°-- °»--. ÄSÄ85 ÄWSS kommenen Institutionen uud Orgamsnien ergeben, fßnncn butd) cine Verbesserung des Loses der Bauern. Man werde, ohne das Prinzip Der Ackerbanminister über die Agrarfrage. Der Leiter des Ack'erdattministeriumS Fürst , , , ,,,, ..7.«. u W as si 1 1 s ch i k 0 w sagte in einer Unterredung mit haben selbst bet billigen .tahrungsprei en beständigen e j nem Vertreter der Petersburger Telegraphen-Ageninr, Itahrungsmangel. „Größtenteils e r r e ich t, »((jrarreformfrage sönne nicht in kurzer Zeit gelöst diese Klasse von Menschen kein hohes Alter,! werden. Die bisherige Agrarpolitik sei falsch gewesen; woran natürlich bie schlechte Lebensweise! wan müsse in erster Linie daS Los derjenigen verbeffern, ecAntk ist " svnt welche bei der Auihebung der Leibeigemchast ben ge= und der Nahrungskummer schuld ist. -co , Grundbesitz erhalten hätten. Wenn auch Ruhe - großes Elenb überall. Was geschah von Seiten störungen namentlich von solchen Bauern begangen ber Regierung unb ber Junker, biese Not, bieseS würden, die reichlich Grund und Boden besitzen, so sei Elenb zu Überwinden? Nichts! Es blieb alles sS doch sicher, daß die Herde der Bewegung ^unter bei, hübsch beim Alten. über ,,Einführung des Normaiarbeitstages gemeine Armut im russischen Lande, sondern nur ein- von höchstens 56*/i Stunden wöchentlich, das auch zelne getrennte Fälle, denen mit Hülfe der vor kurzem für die ländlichen Arbeiter Geltung haben sollte.! gebildeten Sonderkonum>sionm abgeholfen werden könne. Dafür unb wegen ber scharfe» Sprache, bie er 2ie_®teUung hes ist nicht verwunderlich Sentimentalität, aber deshalb mir um so ergreifender geschildert in seinem später bei Dietz in Stuttgart er - schienenen Buche: Sechzehn Jahre in Sibirien. Endlich, im Jahre 1901, gelang es ihm, zu entfliehen und auf allerlei Umwegen Europa wieder zu erreichen. Aber die lange Kerkerhaft in Deutschland und Rußland und die sechzehn Jahre der Zwangsarbeit hatten den Tapferen nicht zu brechen vermocht: saunt zurückgekehrt, stürzte er sich von neuem in den sozialistischen Kampf, und als in seinem Baterlande die Sturmglocken der Revolution zu läuten beginnen, da eilte — gleich Parvus, Rosa Luxemburg und vielen Hnnderten anderer Exilierter — auch Leo Teutsch an die Statt des Kampscs und stürzte sich dort in das Schlachtgetümmel, wo es am heißesten tobte. Bald aber fiel auch Leo Deutsch von "snem den Henkerskiiechten der russischen Reaktion in die Hände. Einmal, irren wir nicht, so war es im Januar, war es ihm wieder gelungen, aus dem Ge - fängnis zu fliehen, doch bald scheint die Meute der Bluthunde seiner abermals habhaft geworden zu fein, unb nun muß er, der einst als neunzehnjähriger Jüngling sich karnpsesfroh der revolutionären Bewegung ange- fdjloffen hatte, und jetzt ein grauhaariger Mann von 51 Jahren geworden ist, nochmals jene Grenze mit dem Piahl überschreiten, dessen inhaltsschwere Aufschriften lauten — „Europa" und „Asien". Und zusammen mit ihm geht Parvus an ben Ort deS schreckens. Gerade in diesen Tagen laßt uns seiner gedenken, da bie deutsche Partei mitten in einer neuen umfassenden Diskussion des politischen Massenstreiks steht. War Genosse Parvus doch ber erste in Deutschland, der in seiner trefflichen, erst in ber „Neuen Zeit" unb Dann als Broschüre erschienenen Stubie: „Wohin führt die politische Maßregelung der Sozialdemokratie?" vor zehn Jahren schon auf die hohe Bedeutung des politischen Massenstreiks als des wichtigsten proletarisch- 1 Militärdiktatur? Nm Donnerstag und Freitag fanben fast ununter - brochen Plenarsitzungen deS M i n t ft c r r a t e S wegen der jüngsten Massenmorde in Warschau, W 10 zk unb L 0 bz statt. Peterhofer Streife (ber Hof!) forbern die Errichtung einer Militärdiktatur, worüber Pobjedouoszew eine Denkschrift auggearbeitet hat. Möglicherweise fällt Sonntag die Entscheidung, wo Stolypin zum Vortrag besohlen ist. * Die Kriegsgerichte an der Arbeit — achtzehn Todesurteile vollstreckt. Vom 18. August wirb aus Petersburg gcmelbet: Tas Kriegsgericht verurteilte 17 Matrosen vom „Pamjat Azowa" und einen Agitator zum Tode. Das Urteil wurde an allen 18 heute früh vollstreckt. Das Kriegsgericht verurteilte in dein Prozeß gegen die Meuterer vom „Pamjat Azowa", abgesehen von ben 18 Todesurteilen, zwölf Matrosen zit Zwangs - arbeit von sechs bis zehn Jahren, dreizehn zur Versetzung in die Strafabteilung mit zeit - weiliger Haft und fünfjcbn zu Disziplinarstrafen 31 Angeklagte wurden freigefprochen, drei Zivilpersonen ben Zivilgerichten übergeben. Der Festungskommandant von Kronstadt erklärte einem Rechtsanwalt offiziell, daß zum Aleutereiprozeß keine Verteidiger aus der Körperschaft ber Rechtsanwälte zugelaffen werden, nur Miluärperfonen dürfen das Ann eine- Verteidigers auSübeii. Dem Vernehmen nach wurde festgesteUt, daß ber ehemalige Abgeordnete Onipko an ber Meuterei nicht teilnahm und jetzt nur wegen revo - lutionärer Propaganda unter Soldaten unb Matrosen angejdjulbigt wird.