Nr. 27«. 20. Jahrganq. Ka m v nrger Echo. Das „Hamburger L-cho" erscheint täglich, aufter Montag«, «bonnemeutopreis (inll. „Die Reue Welt^l beträgt: durch die Post bezogen ohne «ringegeld monatlich x 1,20, vierteljährlich 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 80 frei in« Sau», »inzelne Stummer 6 4. Sonntags-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Tie Neue Wels 10 4. Verantwortlicher Redakteur: Gustav Wabersky in Hamburg. Sonntag, den 18. November 1906. s )fttirtnClt ,öK. 1,60 pro 100 Kilogramm Rüben („Materialsteuer"). Es verband sich damit erst versteckt und dann ganz offen das Ausfuhrprä inienunwefen. Die versteckten Prämien, die ans den technischen Fort - schritten der Zuckerfabrikation resultierten, wurden durch offene Prämien, die sich erst auf Jt. 1,25 und feit 1896 auf M. 2,50 pro 100 Kilogramm beliefen, ersetzt. Vom 1. September 1903 ab sind die Ausfuhrprämien beseitigt. Sie haben von 1881 bis einschließlich 1902 Den Zucker- Industriellen M. 1185 000000 emgebracht! Diese ungeheure Summe war eine Reichs - subvention auf Kosten der Steuerzahler. Für den Wegfall der Prämien haben sich die feit 1897 im Zuckerkartell vereinigten Fabri - kanten dadurch entschädigt, daß sie die Preise im Inland wucherisch noch weiter in die Höhe trieben. Neben ber Materialsteuer mürbe 1886 eine Steuer von M: 12 pro 100 Kilogramm auf den zum Verbrauch gelangenden Zucker gelegt. Diese Verbrauchsabgabe wurde 1893 auf M. 18 und 1896 auf M. 20 gesteigert. Es ist nicht aus - geschlossen, daß im Reichstage ein neuer Vorstoß der Zuckeragrarier erfolgt. In ihrem Interesse ist übrigens auch das Gesetz, betr. die Verwen - dung von künstlichem Süßstoff (Sucherin und dergl.) 1899 erlassen und 1901 verschärft worden. Die Salzsteuer ist eine der ungerechtesten aller indirekten ©teuern, weil sie das unetttbehr- liche Speisesalz, das gerade von den Armen und Aennsten am meisten gebraucht wird, verteuert. Durch den Zollvereinsvertrag vom 8. Mai 1867 wurde int ganzen Umfang des Vereinsgebiets freier Verkehr mit Salz hergestellt und alles int Inland gewonnene Salz mit einer Produktions steuer von M. 12 für 100 Kilogramm belegt. Das aus dem Auslande eingeführte Salz wurde einem Zollsatz in gleicher Höhe unterworfen. Diese Be - stimmungen wurden ant 16. April 1871 zum Reichsgesetz erhoben. Vom Salzbebarf für landwirtschaftliche und gewerbliche Zwecke (die Nahrungsmittelgewerbe ausgenommen), ferner zum Einsätzen von Fischen sowie von dem Salz, das unter Genehmigung ber Staatsregierung bei Notstänben unb an Wohltätigkeitsanstalten ver - abfolgt werben sann, wirb keine Steuer erhoben. Viehsalz unb Gewerbesalz ist vor ber lieber» führnng in ben Verkehr zum menschlichen Konsum unbrauchbar zu machen. Rechnet man auf eine Arbeiterfamilie einen Durchschnittssalzkonfum von 80 Pfnnb im Jahre, so ergibt sich barmt» ein Salzsteuerbetrag in Höhe von nahezu AL 6. Mehrfach ist von sozialdemokratischer Seite, so auch bei der Zolltarifberatung im Jahre 1902, int Reichstage die Aufhebung ber Salzsteuer beantragt worben. Die Regierung unb bas Gros ber „staatserhaltenben" Parteien zogen sich hinter den Vorwand zurück, baß man für bie Einbuße, bie burch Aushebung ber Salzstener entstehen würde, erst Deckung haben müsse. Früher, 1872, hatten sich auch bie Liberalen unb Ultra- montanen einmal in einer Resolution für bie Abschaffung btefer „ben Forberungett ber Gerechtig - keit wiberstreitenben" Abgabe ausgesprochen. Später ließen sie bie Ungerechtigkeit al« etwas Selbst- verftänbliches unangetastet. Die Branntwein st euer war bi« zum Jahre 1887 keine einheitliche in Deutschland. Es bestanden verschiedene Systeme (in Nord - deutschland, Bayern, Württemberg und Baden). Durchschnittlich kamen etwa M. 15 Steuer auf den Hektoliter Spiritus von 100 Grad, mithin etwa M. 5 auf den Hektoliter Branntwein von 33 Grad. Durch das Reichsgesetz vom 1. Oktober 1887 wurde die Branntweinsteuer uni mehr als das Fünffache erhöht. Sie ist eine überaus verwickelte: Maifchraumstener, M. 1,31 für einen Hektoliter Maischraum für landwirt- schaftliche Brennereien, was gleich ist einer Belastung von einem Hektoliter lOOgrädigen Spiritus mit etwa M 13; Verbrauchs - abgabe von jVt. 70 pro Hektoliter Spiritus von 100 Grad und von etwa M. 28 pro Hekto - liter 33gräbigen Branntweins. Die gewerb - lichen Brennereien zahlen keine Maischranm- stener, sondern einen Zuschlag von AL 20 pro Hektoliter Spiritus zur Verbrauchsabgabe. Das Gesetz ist mehrfach Veränderungen unterzogen worden. Auch ihm verbindet sich einLiebe»- gaben -Unwesen, das darin besteht, daß die Verbrauchsabgabe von AL 70 bis zu einer für jede Brennerei bestimmten und begrenzten (kontingentierten) SDienge Spiritus auf A(. 50 ermäßigt wird. Diese Ermäßigung stellt sich bei einem Kontingent von 2 200 000 Hektoliter als ein Gewinn von M. 44 000 OOO jährlich für bie Brenner dar. Der Betrag dieser Liebes - gabe feit dem Bestehen des Gesetzes beläuft sich auf etwa AL 700 000 000. Sie stießt haupt - sächlich den Großagrariern zu. Und diese Liebesgabe gilt ber Regierung unb ben Mehrheits - parteien als ein Kräutlein Rühr-rnich-mcht-an. Statt ihre Beseitigung anzunreben, plant man eine „Reform ber Maischbottichsteuer". Neben dem Tabak steht der Regienlng und den reaktionären Parteien das Bier als Steuer- objekt in erster Linie. Die Reichs-Brausteuer ist eine Materialiensteaer unb wirb nach dem Gewicht der zum Birt Wwanbten Stoffe er - hoben, so für Getreide, Mais, Reis rc. AL 4 pro Doppelzentner. Durch Die Reichs - Finauz- refonu ist ein Staffeltarif geschaffen worden, ber eine Steigerung der Steuer mit dein Wachsen des Malzverbrauchs vorsieht. Die Mehrbelastung beträgt bei den kleinsten Betrieben etwa 5 4 pro Hektoliter unb steigert sich bei ben großen Betrieben bis auf etwas über AL 1. Glaube niemonb, baß bie Regierung sich mit biefer Mehr - belastung lange zufrieden geben wird. Das Wort, das Graf Posadowsky im Jahre 1895 als Schatzkauzler sprach: „Die Biersteuer wird immer wieder ihr drohendes Haupt er - heben", wird schliimne Wahrheit bleiben, so - lange das gegenwärtige System bauert. Die Schauntweinsteuer ist erst im Jahre 1901 geschaffen worden und zwar in Konsequenz ber im Jahre zuvor bewirkten Erhöhung bes Zolles auf Schaumweine. Eine allgemeine Weinsteuer, die jährlich M. 15 000 000 ein- bringen sollte, hatte im Jahre 1893 bereits Miquel geplant. Der Plan scheiterte vor allem am Widerstande Württembergs. Jetzt rät die „Konservative Korrespondenz" ber Regierung bringend an, bei bet dentnächsttgeu Stiche nach neuen Einnahmequellen „eine Weinstetter in Betracht zu ziehen". Für uns besteht kein Zweifel darüber, daß alle die Steuerprojekte, die int letzten Frühjahre vorgebracht unb zum Teil nur mit schwerer Mühe abgewehrt worden sind, jetzt wieder hervor - geholt werden. Schon wird bie Wehrsteuer von neuem empfohlen, unb es wirb nicht lange bauern, bis bie Ansichtspostkartensteuer unb eine allgemeine Erhöhung des Porto», ber allgemeine QuittungSstempel, Jnseraten- nnd Plakatsteuer, Ausfuhrzoll ans Lumpenrc. wieder auftauchen und wohl auch ganz neue Vorschläge hinzukommen. Auch bie Erwägung einer weiteren Erhöhung und Vermehrung ber ReichSstempelsteuer für Spielkarten, Wechsel, Wertpapiere, Lotterielose, Kauf - geschäfte rc., bie jetzt jW. 103311000 ergibt, bürsten bie Steuerkünstler sich angelegen fein lassen. So nimmt mit ber Reichsfinanzmisere ba« Steuerunhell seinen Weg, bi» die Zeit kommt, wo e» unvermeidlich fein wirb, endlich da» ganze ungerechte und falsche System preiszngeben unb zum System ber birekten Reichssteuern, gelegt auf Vermögen, Einkommen und Erbschaft, über - zugehen. Dir Revolution in Rußland. Die schwarzen Banden bewaffne« stch. Die beginnende Wahlkampagne wird in vielen Beüehungen der vom vergangenen Frühling unähnlich sein. Eine eigentümliche ö richeinung ist jetzt unter anderem die Rolle, die der orgamsterten schwarzen Band« zu- gewiesen wird. Unter hoher Protektion und der tätigen Mitwirkung der örtlichen Behörden bereitet sie sich vor, gewalttätig in die Wahlen einzugreifen. Der Verband de» rusfischen Volke» versend«! kleine Detachement» von bewaffneten und militänsch ausgebildeten Männern in diejenigen Provinzorte, an denen Abteilungen de» Ver - bandes bestehen, damit ste dort die KampieSkolonnen organisierm. Die Freilchärler werden den Abteilungen bi» zur Beendigung der Wahlen zur Ver - fügung gestellt. In Petersburg wird die AwSbildung, Bewaffnung, Verteilung der Freischärler von einem .Ober - befehlshaber' einheitlich geleitet. In der Provinz sind Polizeibeamt« an der Organisation beteiligt. Bewaffnete KampseSkolonnrn vor den Wahlurnen, von den örtlichen Polizeibeamtcn unterstützt, die? gehört auch zu dem Pro - gramm de» liberalen Minister». * 3n einer eroberten Stadt. „Will man sehen, wa» der verstärkte und ..außer - ordentliche' Schutz auS einer früheren blühenden Stadt gemacht hat, jo mutz man nach Odessa gehen,' so lauten die Berichte aus dieser einst schönsten und reichsten Stadt Südruhlands. Die ^tabt ist ruiniert, jedes Leben ist dort unterdrückt, «ie führte einen bedeutenden Exporthandel, in der letzten Zeit entwickelte sich auch eine lebhafte in« dustrielle Tätigkeit. Jetzt ist da» alles, durch die Be - mühungen einer Reihe glänzender NegierungSvcr- treter, untergraben, zum 2 eil sogar völlig vernichtet. Viel tat in dieser Beziehung Herr Aeidhardt, aber selbst seine Leistungen können gar keinen Ver - gleich auLhalten mit denen des jetzigen »Uounnair. dicreuden General Kaulbars. Nack den vor - jährigen Oktober^kratvallru, mit denen General .Uaulbars, wie er feierlich ertlärte, „auS tiefster Seele sympathisierte", geriet die Stadt vollkonunen in die Hände dieses tapferen Generals. Die Zivil - behörde trat vollstäildig in den Hintergrund. Dem Sladtvauptmann, Herrn Grigorieio, der sich cjlie ge - wisse Ächtung bei der Bevölferung erworben hatte, wurde jede Macht eliizogen. Er konnte den Scheuß - lichkeiten, die die schwarzen Hunderte auf den Straßen Odesias gegen friedliche Burger ver- übten, kein Ende mache», ja sogar seine Person selbst war vor den „Kindern Kaulbars", wie man in Odessa die Mitglieder des „Perbandeo der russischen Leute" nennt, nicht sicher. Tie Helden der schwarzen Hundert richteten au den Stadthauptinann Droh - briefe, daß sie ihn selbst töten würden, falls er sie hinderte, die Juden zu misthandeln. Inzwischen führt die Militärverwaltung einen offenen Krieg gegen die progressiven Elemente der Gesellschaft. Der Hauptanschlag ist gegen die konstitutiouell-deinokrati- sche Partei gerichtet. Vor kurzem fanb sich bei einem namhaften Odessaer Burger und Stadtverordneten, Herrn Paiikejew, ein enger MtciS bekannter We- sinnuiigSgeiiossen (etwa 20 Mann) zusammen; man besprach die bevorstehenden Dumawahlen. Dafür wurde Paukejew aus Odessa ausgcwieiei! und mit 3000 Rubel bestraft, die übrigen Beteiligten mit je 1000 Aubel bestraft. ES sollte dem bedrängten AeichSschatz ettva 27 000 Rubel einbringen, aber die Bestraften, obwohl wohlhabende Leute, weigerten sich, die Strafe zu zahlen unb werden deshalb jeder einen Monat im Qtefäugni» verbringen müssen, Auch befahl Herr MümtHit.-. die non der Stadtvre- ordnetenverfaminlung gewählten Wahlausschiiffr auf- zulösen: der General findet nämlich, dast die Wahi- listen vorzubereiten unb sämtliche Wahlhandlungen zu leiten, die passendste Aufgabe für die Polizei sei. Aber ein General, der Kourage hat und dazu noch ganz unverantwortlich ist l und da-ö ist er auf Grund des austerordeiitlicheu Schlitzest, kann noch viel größeres, fast historisches leisten. Die historische Tat deS General Kaulbars ist folgende: 6r hat gegen die Stadtverivaltung von Odessa und gegen bi« dortige Universität in corpore wegen ihrer angeb - lichen Beteiligung an der Rebellion im Oktober 1906 Klage erhoben. Man ist gespannt, was wohl aus diesem Prozeh herausko,innen wird. Aber wenn bie Militärbehörde gedenkt, auch fernerhin durch solche Mittel die Wahlkampagne zu führen, wozu dann überhaupt die komplizierte Wahl - maschine, die soviel Zeit unb Weib kostet? ES wäre doch viel einfacher unb aufrichtiger, jemanden von den „Kindern Ilaulbars" in bie ReichSduma zu er- nennen. Nur Mut, mebr Mut! Die Kraft ist boch vorläufig in ihren Häitoen Erschiestnug von Kinder,,. Di« Zeitung „Birschewyja Wjedomosti" meldet au» Riga: „Die Atigeuzeugeu der Erschiestung d«r minder - jährigen Silin unb Genossen teilen mit, daß die Erschicstung in den Dünen vollzogen wurde. Drei haben da» Abendmahl ewpfcuigeii, die anderen haben «» ab - gelehnt. Lewin, Zoffe und Schasron sind noch ganz und gar Knabeiu Der ein« sagte: „Wir haben noch nicht Zeü gehabt, etwa» zu tun, wir haben überhaupt nicht Zeit gehabt, zu leben.' Die Vollstrecker dcS Urteils waren in d«r gröstten Ver - wirrung, sie feuerten zur Seite. Mehrere Sulbtn find nötig gewesen. Die Hinrichtung bauerte seht lange und war sehr qualvoll. Siner der anwesenden RegierungS- bertreter hatte einen Nervencmfall. In der Stadt hat die Hinrichtmtg einen ntederdrückenden Oiindrnck hervor- geritsen.' * 3m Tiflis sind wieder mehrere Raub anfälle votgtkommm. Gestern drangen fünf Männer in einen Juwelierladen ein und erzwangen die Öffnung der Kaffe. Sie nahmen für 15 000 Rudel Juwelen an sich, womit sie das Weite iudbtfu. Heute wurden ferner ans einem Sleideruiagazin Raren im Werte von 3000 Rubeln geraubt. Sin weiterer Raub wurde in dem mit Passagieren dicht- besetzten Straßenbahnwagen von einigen Bewaffneten auSgefnhrt. AIS die Räuber in den Ragen sprangen, ergriffen die Insassen bi» auf einen die Flucht. Dteser letztere, der österreichische Untenan Labeda, würd« au»« gkraubt. Ucbersällk. Aus der Station K o »k r e f s e n s k btt MoSkau- Kajan-Bahu überfielen gestern 25 Bewaffnete einen au» Moskau kommenden Küterzug unb raubten 80 Pud Frachtgut. Die Räuber entkamen Im Äurijchen Kreise sind kürzlich drei Poli - zisten verschwunden. Jetzt ist sestgestellt, daß dieselben von einer Räuderbande gefangen genommen wurden. Die Leiche eine» Polizisten wurde im Felde vergraben ausgefunden. * Die Regierung Finlantzs leistet Büvdeldienste. Ein vom SenatSprokurator nach Björn edorg abkommandierter Beamter entdeckte und konsi»zierte za. 100 Äewehre und eine große Menge Patronen. Man nimmt an, daß die beschlagnahmten Waffel, zu den von den Leitern der gegenwärtig verbotenen Berbanbe» „Woima" erworbenen Waffen gehören. * Oesterreich «I# Helfer Russland». ES wird berichtet, daß der an der L e m b e r g e r Universität angestellte Assistenzarzt Dr. «raSzewSki nach einer in seiner Wohnung vorgenomuiencn Haus - suchung verhaftet und dem LandeSgericht eingeliefert wurde. Dr. KraSzewSki war im Sommer diese» Jahre» au« Kongrest-Polen nach Galizien gekommen. Ueber die Vorgeschichte der Verhaftung Dr. KraSzcwSk:» verlautet folgende»: Im vergangenen Sommer wurde in Plock (Russisch-Polen) ein Wachmann aus der Straffe erschossen. Der Attentäter, der verhastct würd«, hatte stch bei dem Attentat selbst vertvuudet unb wurde in» Spital gebracht. Während seiner Rekonvaleszenz gelang e» ihm, au» dem Jnquifitenspital ju entfliehen. Die von der rusfischen Polizei sofort eingeleiteten AuSsorschitiigen ergaben, daff der am Jnquisiteuspital allgestellte Arzt Dr. KraSzewski dem Attentäter zur fflncht verholsen habe. Bor einigen Tagen wurde vom LaudeSgericht Lemberg der Polizei der Auftrag gegeben, den Dr. KraS- zewSki zu verhaften. Der Prorektor der Universität, Professor Dr. GluSzinSki, suchte beim Statthalter und beim Polizeibirektor zu intervenieren. Die Statthalter et sowie bie Polizei beriefen stch auf den Befehl de» Laud- genchlS. Man nimmt au, daff Dr. zkra»zew»ki an Ruh - land auSgeliesert werden wird. Bou der Weltbühne. AuS dem Reichstage. Berlin, I« November. Die iiamentiicheic Abstimmungen über die (Mültigffit der Wahlen der beiden Konservativen Dietrich und M a l k e w i tz zu Beginn in Verbindung mit der kurz vor Schluff der Sitzung stattgefundenen, ebenfalls nament - lichen Ädstiiumung über die'SÜahl de» ZentrumSinitgiiedeS W i l t b e r g e r haben den offenbaren Beweis geliefert, baff da» alt«, blau - schwarze Zollwuchererkartell, vem jebeS, auch da» schäbigste und gemeinste Mittel recht ist von seiner Macht Gebrauch machen will, unb ferner, baff die nationalliberalen Karlchen - MieSuick - Politiker den Junkern unb Pfaffen mit derselben llnierwürfigkeii auch ferner Gefolgschaft zu leisten bereit sind, wie damals bei Durchpettschung de» Zolltarife«. Und da» alle« trotz der tönenbeu „radikalen" Worte de» Abg. Baffermaim, trotz der theatralischen OppositionSpose ber sogenannten Juiigliberalen. ES war ein Gaudium für uns, zu be - obachten, wie Bassermann sich den Junkern al» Schlepper förmlich aufbrengte. Bei der Abstimmung über die Wahl beS Malkewitz, dessen Gegenkandidat Dr. Barth durch bi« schmachvollsten Wahlmachenschasten der Konservativen in Verbindung mit ber unerhörtesten beeinflussung des gesamten BeamteuapparatS, vom Re- gierungspräftdenten bcS Kreise» bi» herunter zum Gcineiudediener und Nachtlvächier beS kleinsten Dorfe» mit einer lächerlich geringen Mehrheit zu Fall gebracht worben ist, spielte sich in ben nationallideraleu Reihen folgende mehrfach beobachtete Szene ab: Büsing zeigt eine rote (Nein-) Watre, Dr. Seniler , die» bemerkend, nimmt gleichfalls eine rote Kart« zur Hand. . AIS er aber bemerkt, daff einige seiner Parteifreunde eine weiffe (Ja-) Karte zeigen, steckt er die rote beiseite unb zieht eine blaue (SlimmenihaltungS-) Kart«. Da tritt Bassermann an ihn heran im» fordert ihn aus, mit „Ja" zu stimmen, unb stehe da, Dr. Semler wechselt abermals die ,r