Auflage S 7 SOO. 21. Jahrgang. LamvNMrEcho. TaS »Hamburger @4o" erscheint täglich, außer Montag?. Abonnementsprelö (inkl. »Die Neue SSelt*) beträgt: durch die Poft bezogen ohne Vringegeld «ivnailich x 1.20, vierteljährlich X 3.60; durch die Kolporteure wöchentlich 30 4 frei ins Haus. Einzeln« Nummer 6 4. EonntagS-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage »Die Reue Welt" 10 4. Verantwortlicher Redakteur: Karl Petersson in Hamburg. Sonnabend, den 2. Februar 1907. »IttACtnClt wer ' )cr rcdflioniiren MH! Hoch die Sozialdemokratie! Mahlt von Mm! Hierzu zwei Beklage«. Liberalismus und Liberale. und Liberale für v e r b ü r Von der Weltbühne. icizuspringen, sondern und «entrinn los well hno h«« o . tD1cber 6 e 6 en ihren Zweck erfüllt hat. Zwischen der Regierung und ausaeaebem WahI-Felda-schr-^ s,^EumSauSschutz dem Volke ist « i n P a!t g« s ch l o s s e n w or den, “lA wertlos sei^ t,;, IxVL 6 Lf, ^atio- daß nunmehr in Deutschland die Zentrumsherrschaft "t? iw JSwt » \ Gleichheit tftl ncßrorficn sei und die Regierung sich au§ ihrer Ab- ost die hochslc llngleichheit. und Wenn zwei dasselbe I hängigkeit von der ZentrunrSdiktatur befreien soll, tun, »t es nrcht dasselbe. Neutralrtat für beide Teilet nachdem ihr das Volk durch Schwächung der Sozial- sichl, jeder Demo die Wahl des Sozialdemokraten wirbt und stimmt, 8. desgleichen überall dort, wo ein Deniokrat oder ein entschieden Liberaler mit einem Reaktionär um daS Mandat ringt, die Sozialdemo - kratie entschieden und entschlossen für die Wahl deS Liberalen ein tritt. Der Kampf um die Bente bei den Stichwahlen rst hübsch im Gange. Tie Nationalliberalen ttnd zwar mit furchtbar drohenden Gebärden gegen na y ‘ —fen; jetzt aber sind sie für den sozialdemokratischen Kandidaten Leutert einzntrcten. Verständig benehmen sich auch die Liberalen in Nürnberg. Eine zahlreich besuchte öffentliche Ver - sammlung der demokratischen Vereine Nürnbergs, an welcher Vertreter aller linken Parteien teilnahmen, faßte zu den Stichwahlen folgende Resolution: Angesichts deS Ausganges der Reichsiagswahlcn erachtet die Ver - sammlung es als dringend erforderlich, bei den bevor - stehenden Stichwahlen 1. überall da, wo ein Sozial - demokrat mit einem Reaktionär — gleich - viel ob klerikaler oder agrarischer Herkunft — im Kampfe bloße „Maulchristen" sind, wie man sagt. Genau so haben sich die Liberalen seit Jahrzehnten mehr und mehr als Maul-Liberale bewiesen. Den Liberalismus, die liberalen Prin - zipien, soweit sie die Freiheit von aller autori - tären Bevormundung und Hemmungen der Volks - kräfte bedeuten, hält niemand höher als wir Sozial - demokraten. Eben diese Prinzipien aber sind von den Parteien, die sich Liberale nennen, ver - leugnet, preisgegeben, verraten worden, resp. haben sie allen Ernst und Eifer, sie zu erkämpfen und Opfer dafür zu bringen, vermissen lassen. Den kapitalistischen Interessen zuliebe haben sie ihre Politik so ziemlich allen echt liberalen Inhalts ent - leert und nur noch das Wort, den Namen Liberale auf chrer Parteifahne stehen lassen. Die Sozial - demokratie mußte für alles dasjenige, was am Liberalisnius gut, echt, unsterblich ist, eintreten, kämpfen, häufig genug gegen die Liberalen selbst. Vorangegangen sind damit die National libe - ralen, die schon vor Jahren als Nationalreaktio - näre bezeichnet werden durften. Und der männliche und weibliche Freisinn sind chren Spuren ge - folgt und schließlich sogar die süddeutschen Demokraten oder Volksparteiler. Bei den neuesten Wahlen vollends haben sie alle die Fahne des Liberalismus gesenkt vor der Reaktion und sind in deren Lager hinübergeschwenkt. Ihre Wahlerfolge verdanken sie nicht ihrem Hoch - halten des Liberalismus, sondern im Gegenteil ihrer Lossagung von ihm. Nur deshalb sind sie von oben und von den Konservativen unterMtzt worden. Bei alledem hätten sie bei den Wahlen viel schlechter abgeschnitten, wenn sich nicht viele Wühler noch immer von der liberalen Firma hätten bestechen lassen und ihr eine Stoßkraft gegen das Zentrum »ugetraut hätten! In den Jubelartikeln der liberalen Presse über den Ausfall der Wahlen, ebenso wie in ihren An - preisungen des Liberalismus während des Wahl- Hai sich deutlicher noch als sonst gezeigt, wie wenig die Liberalen das alte Wort der Weis - heit: „Lerne dich selber kennen" (gnothi seauton!) zu beherzigen gewillt oder fähig sind. Nicht einmal das Verhältnis der Sozialdemokratie zum Liberalismus und unsere Urteile über ihn richtig zu verstehen, bringen sie fertig. Da polemisiert ein großes Blatt gegen die Redensart: „Der Liberalismus ist unfruchtbar ge - wesen, der Liberalismus ist tot" und ergeht sich in spaltenlangen Ausführungen, das Gegenteil zu be - weisen, worin Verstiegenheiten vorkommen wie: „In der ganzen Geschichte der Menschheit hat kein Gedanke soviel geleistet wie der liberale, und Miß - achtung des Liberalismus bedeutet soviel wie Ge - ringschätzung der Kmft, der man alle großen histori- schen Fortschritte verdankt!" Der vielgenannte hessische Pfarrer Korell hat diese Tirade sogar noch überboten mit der urkomischen Aeußerung: „Wir Liberale haben ein Recht, uns für den omphalos tes ges („der Erde Mittelpunkt", eigentlich „Nabels zu halten! Darüber hernach. Zunächst ist festzustellen, daß „Liberalismus" und „Liberale" nichts weniger als synonM, sondern durchaus zweierleisind, genau ebenso wie Christen - tum und Christen. Man kann das Christentum, seine Lehren und Gesinnungen von Menschenliebe, Gerechtigkeit, Erbarmen und Wohltun, seine Tendenzen gegen den Mammonis- mus recht hoch schätzen und doch über die C h r i st e n sehr geringschätzig urteilen, well sie eben diese Lehren und Tendenzen nur mit dem Mund bekennen, aber im Leben und Handeln verleugnen, weil sie proklainreren heißt die Ultranwntanen durch- brin.gen und die Rationalen durchfallen la i se n. Eme solche Parole kann keine gemeinsame A^uvdlcige abgeben. Eine Grundlage könnte nur etn Vcichluß iem, daß in diesen fünf Kreisen die nicht- foS'aldemokratischen Kandidaten ' durckgebracht und daß die dafür notwendigen Maßnahmen getroffen werden. Das heißt also, eö müßte für die Stichwahl ein positives Wahlbündnis herbeigeführt werden. Die Ultramontanen müssen die Erkenntnis ynd die Stimmung der nationalen Parteien nicht . Taktik, wie der in Essen vorgeschlagenon. wird man nichts mehr er - reichen. Wenn durch die Untätigkeit, des Zentrums drei große Wähltrei'se der Nationalen an die Sozialdemokratie verloren g i n g e n , so darf das Zentrum sich nicht wundern, wenn es die entsprechenden feindseligen Gesinnungen bei den Nationalen auslöst und daraus die notwendigen Dchlußfoloerungen gezogen werden." Wie lächerlich ist cd daher, wenn die „Frank- . furter Zeitung" triumphierend ausruft: Die So - zialdemokratie werde sich nun entschließen müssen, nach den ihr zu teil gewordenen Lehren den Libe - ralismus auch fernerhin als lebens- und entwick- ■ lungssähiges Gebilde anzusehen! Gewiß, der ; Liberalismus als Prinzip im obigen Sinn ist : lebensfähig; die sich aber Liberale nennen, haben , bewiesen daß sie als solche nicht mehr lebensfähig : waren. Vielmehr, um als Parteien lebensfähig zu bleiben, mußten sie ihre liberale Seele — soweit überhaupt noch eine solche in ihnen flackerte — dem ^Teufel der Reaktion verschreiben! Sollte diese wesentliche Unterscheidung zwischen Liberalismus und Liberale diesen selbst nicht zum Bewußtsein gekommen sein? Wir können es kaum annehmen; es war und ist vielmehr ein demago - gischer Trick, ihn zu verwischen und beide zu identi - fizieren. Die Wahlen haben wieder einmal das Wort von der „reaktionären Masse" im Go - thaer Programm bestätigt, das seinerzeit sogar von Marx (in seiner Formulierung!) beanstandet wurde. Bei Marx' Lebzeiten waren die Liberalen allerdings politisch noch liberaler, und reaktionär nur in der sozialen Frage. Seitdem hat sich gezeigt, daß der Nur-LiberalismuS unvermeid - lich mit der Zeit umkippt, daß der bürgerlich-kapita - listische Liberalismus von der Reaktion unwider - stehlich angezogen wird wie das Eisen vom Magnet - stein. Und das führt uns zu den oben erwähnten spaßhaften Ueberschwenglichkeiten. ES war die Mission des Liberalismus, die rechtlichen und wirtschaftlichen Gewebe aufzutrennen und auf - zulösen, die in einer früheren Produktionsepoche im gesellschaftlichen Interesse geschaffen wurden und die mit dem Anbruch der großkapitalistischen Aera auS Wohltat Plage, aus Förderungömitteln der Zivili - sation Hemmungen der Entwicklung, Fesseln ge - worden waren (z. B. die Zünfte). Den gebundenen Kräften freie Bahn zu schaffen, war sein Verdienst und ist noch immer seine Aufgabe. Aber diese negativ e Wirksamkeit muß durch die p o s i t i v e, die sozialistische, ergänzt werden, wenn nicht die wirtschaftlich Schwachen von den Starken über - rannt und die Gesellschaft überhaupt in der An - archie des Erwerbslebens geistig und materiell, moralisch und physisch schwer geschädigt und die höhere Kultur verkommen soll. Mit dem Einreißen morscher Gebilde und veralteter, verfallender Institutionen ist es nicht ‘ getan, es muß auch aufgebaut werden. Der • Liberalismus ist destruktiv, der Sozialismus — im ' doppelten Sinne, als Sozialpolitik und als Endziel < — ist die konstruktive Vollendung! < Es ist fa wahrscheinlich, baß ein erheblicher Teil der liberalen Wähler dumm genug ist, diesen Lock, rufen der Reaktion zu folgen. Wir kennen ja von früheren Wahlen her genügend traurige Beispiele ähnlicher Art. ES gibt ja sogar „entschieden" libe - rale Leute, die meinen, die Reaktion bekämpfen zu können, indem sie der energischsten Oppositionspartei Niederlagen bereiten heften. Jetzt vor den Stich - wahlen zieht die Reaktion natürlich fein die Krallen e-n, Hicken die Liberalen geholfen, die Reaktionäre völlig sost IN den iLattel zu setzen, dann werden diese schon aus einer anderen Tonart reden. dementiert persönlich den sozialpolkti- fchen cktnafchritt. Am eine von der »Offenbacher Zeitung an den ReichSkauster gerichtete Anfrage, »6 D .°" °.« Regierung mit Hülfe deS neuen Reichstages twe "^ckwartSrevifion der sozialpoliti- scheu Gesetzgebung geplant sei, ist der »Offen bacher Zeitung" nachstehende Depesche zugegangen,- Di« demokratie eine neue MehrheitSbildung ermöglicht hat. Zerreißt die Regierung einseitig diesen Pakt, so verliert sie jedes Ver - trauen im Lande, und die konservativ-klerikale Mehrheit, auf die sie sich vielleicht stützen kann, ist kein Ersatz für dieses Fundament ihrer Existenz, zu - mal das Zentrum, das ein besseres Ge - dächtnis hat als die Regierung, ihr den 13. Dezember doch nie verzeihen wird. Der Erlaß wirkt schädlich auf d i e Wahl c n , weil er das eine starke Gefühl, das zu dem Wahlsiege vom Januar geführt hat, verwirrt ütfd weil er oie Libera! en, die das Gejpenfr bet tierikal- konservativen Mehrheit hcraufzieheir when, i n d a s Lager der Radikalen treibt ober ihnen wenigstens d i e Kampfesfreude nimmt. Wir wissen nicht, wer der Regierung diese unglück - selige und gänzlich unnütze Wahlein- mifchung diktiert hat — wir vermuten den Chef der Reichskanzlei als ihren Verfasser — aber wir wünschen, daß der begangene Fehler nicht allzu schlimme Folgen für die Stichwahlen haben und daß bte Regierung bald unzweideutig erklären möchte, wie sie sich ihre Stellung znm Zentrum denkt, damit nicht das Mißtrauen weiterfritzt. Kein Mensch in Deutschland wird eS der Regierung ver - denken, wenn sie eine so starke Partei zur nationalen Mitarbeit heranzuziehen sucht, zumal sie für manche Aufgaben unentbehrlich fein wird: aber wenn diese Mitarbeit mit der Wiederkehr der alten Zustände — auch nach diesen Wahlen — erkauft wird, dann ist mit dem Volk ein frivoles Spiel ge - trieben worden, für das keine Bezeichnung zu hart ist, dann ist die Niederlage bei den n das historische Dsutschland entwurzeln zu können — die überall nichts als große Worte bieten, für ernstliche politische oder wirtschasiliche Fortschritte des aubeitenben Volkes aber nichts geleistet Haben. Vergeblich ist auch das Bemühen der Sozialdemokra - tie, sich als möglicher Gagenstand von neuen Aus - nahmegesetzen interessant zu machen. Fürst Bü - low hat keine Märtyrerkronen zu ver - geben für Häupter, die von ihren eigenen Partei - gängern gar nicht nüchtern genug betrachtet werden Fönnen; er hat auch nicht die mißverstäiidljchcn Sym - pathien für eine allmählich im rechten Licht er scheinende „Kulturpartei" von neuem zu beleben. Die Gefahr der Reaktion, die es zu be - kämpfen gelte, ist für die Stichwahlen ein falsches Schlagwort. Wenn das Bürgertum aus eigener Krost die SlVialdemotratie noch weiter zurückdrängt und isoliert, haben mitden revolu - tionären auch die reaktionären Ele - mente das Spiel verloren. Wie die So - zialdemokratie mit dem bürgerlichen Liberalismus umgeisprungen wäre, wenn sie die prahlerssch vor- ausgosagte Vermehrung der Reichsiagsmanldate er - zielt hätte, kann nach den bis in die letzten Tage hinein fortgesetzten Drohungen und Beschimpfungen niemandem zwoifelhaft sein. Der Liberalismus ist cs sich selber und seiner Zukunst schuldig, in rein - licher Scheidung von der roten Masse zu Bleiben. Die Parole muß fein: kein liberaler Stimm zettel für die Sozialdemokraten." : Der nati° nallib era le W-ihIvmin in Kassel ; erlaßt eme öffentliche Aufforderung, in der Snckwahl ■ für den Deutschsopalen Latlmann gegen ben Sozialisten Hütlmaim cmiiitreten. - In den Wahlkreisen Mainz- Oppenheim und B.ngen-Alzcy ist Blätter- nielduiigcn zufolge zwischen dem Z e n t r ii m und den 5)101(0^0 Uibcrölen für die bevorstehenden Stich- ® a 6 l,n ‘ ’ ■“ ” " d'8" M dahin getroffen worden, bafe im v' cl /^ r, !j l? bas Zentrum für ben national« liberale» Kandidaten Keller-Steiu-Bockenheim ein- tritt, wabrenb in Mamz - Oppenheim die National- liberalen für»lo ltHan stimme» wolle», so daß beide» Parteien ein weiterer Sitz gesichert würde. - Der B auer n b u ndin Fürth beschloß, seinen 5200 Wäh - lern die Abstimmung bet der Siichwahl zwischen dem Sozialisten Segitz und dem Freisiiiiiigen Manz frei* zuaeben — Jni l. pfälzische» Wahlkreis Ludwigs* i" "»er Versammlung für ü r i k t e W a h I e ii t h a l t il n g aiisgesprochcu Dadurch scheint die Wiederwahl des ® c n o < i r n Ehrhar t e,,tichieben. - Für den Wahlkreis Pirma* se«? har die Sozialdemokratie Stimme,ithaltiing be - schlossen. Es streiten Zentrum und Natioiialliberale. Das Zentrum hat 430 Stimmen Vorsprung — Itür Eilenburg-Bitterfeld beschlossen die Fr?j. sinnt gen Wahlhülfe für den Frei k o n s c r p a- tiv-n Bauermeister gegen de» Sozialisten Rante - Sm Wahlkreise Friedberg - B ü ding n treten greti innige und Antisemiten für den »ationalliberalen Grafen Oriola ein' hXn Wiederwahl damit gesichert erscheint. -- ä * * a” H ° b." r a beschloß die Freisinnige Fo l k S - Partei, ihren Wahlern in der Stichwahl Brühne (SD) und I.schert (Z) dst Wak K i u g e b e n. - Für Apolda. Wei -na r lehnten hie Freisinnigen c« ab, der Parole gcg t n b e ®oiiaB demokratie zu folgen, sondern deschloffen ihren Sm. die Entscheidung zwischen dem Aniistmsten @rae?S dem Sozialisten Bändert zu überlasse,.. f Freisinniger sind die Freisinnigen in Zena. Der dortige freisinnige Verein beschloß, in der Stichwahl Weiter führt das Organ der nationalen Schlot - barone aus: „Zweierlei hat man im Auge. Zu - nächst - spekuliert man auf die Sezessions- gelüste der Freisinnigen und spricht ihnen eine Speisenfolge vor, die ganz nach ihrem Gusto ist und st« zum Verlassen der nationalen Tafel bewogen '.oll- Das Manöver ist so unverhüllt, daß die Frei - sinnigen unbedingt stutzig werden und sich in elfter «tunde noch der Wahrheit des Combraver BischofS- spriichcs cntsinncn sollten, daß Einigkeil die Sunft der gepriesenen Freiheit ist. Unverkennbar zielt es aber To bi« Freisinnigen hinaus »ach den Sozialdemokr t Wenn man von dem Ideal der verwollftändigten iozralcn Reform abfieht, hebt das Zentrum in seiner Stichwahlparole die Programmpunkte hervor, in mit der Sozialdemokratie verwandt fühlt. Sie Erklärung vermeidet es zwar ängstlich, die Sozialdemokraten zu unterstützen; die M c I o d i c ötefer Erklärung ist aber nur auf diesen Ton abgestimmt. Aus diesem Geiste heraus ist des Zen - trums Stichwahlparole geboren. Und wenn es nach diesen Herren ginge, die die Welt nur durch ihre dreimal geschwärzte Frakiiousbrille betrachten, so durften die Sozialdemokraten sich ins Fäustchen lachen. Aber hinter dem Berge wohnen auch Leute. AugeumAuge, Zahnum Zahn. Bleibt diese Parole noch fünf Tage im Jndustriebezirke bestehen, so ^rbürgen wir u n 3, daß Köln, Essen undDüsseldorfzumletzten Male einen Zentrums mann nach dem Berliner Königsplatz gesandt haben. Es wird ab- Der Stichwahlwirrwarr wird recht ergötzlich- Täglich mutz jetzt die offiziöse „Nordd. Allgem. Ztg." 6te fRcgterungs parole, soweit sie sich gegen das Zentrum richtete, verleugnen und die „nationalen" Parteien beschwören, auch dem Zentrum Stichwahlhülse zu leisten, damit die Niederlage der Sozialdemokratie vervollständigt werde. Das ver - dirbt aber den wütenden Romhassern das Wahl - konzept. Die kulturkämpserische „Tägl. Rundschau" tahrt deshalb die Regierung hart an, weil sie das Zentrum bereits wieder in ihre politischen Rech - nungen einschließt. Ergrimmt schreibt das Blatt zu der offiziösen Auslassung: „lieber die Bedeutung für die Einzelfälle des Wahlkampfes hinaus aber bleibt die Bedeutung dieses Regierungsaufrufs als Wegweiser für die Politik, die die Regierung einzuschlagen gedenkt. Es ist der schlimmste Dien,t, den sie der Wahlbewegung erweisen konnte, eine ErschütterungdesVer- trauens, wie es die Oppositionsparteien nie zu - wege gebracht hätten, eine FälschungderNnti- ZentrumSwahlbewegung von 1907, wie sie ich das Zentrum in seinen kühnsten Träumen nicht erhoffen konnte. Wenn die Regierung heute schon wieder für das Zentrum cintritt, fo werden s i ch die M a f f e n , die fick auf ihren Anruf in Bewe - gung gesetzt haben, um die Negierung vom Zentrums- ]od) zu befreien, alSdieBetrogenenerschei- n e n, und Fürst Bülow unterschätzt die Stärke der von ihm und Dernburg entfachten Bewegung, wenn er glaubt, sie zurückdräiigen zu können, sobald sie ihren Zweck erfüllt hat. Zwischen der Regierung und dem Volke ist «in Pakt geschlossen worden,