Nr. 89. 21. Jahrgang. MmvumerGcho. TaS „Hamburger Scho- erscheint täglich, außer DtontagS. NionnemeutSpreiS (tnll. „Die Reue Welt") beträgt: durch die Post bezogen ohne Bringegeld vivnallich ji L80, vierteljährlich Jl. 3,60; durch die Kolporteure wöchentlich 30 4 srci in? HauS. Einzelne Nummer 6 4. Sonntags-Nummer mit illustrierter Sonntagsbeilage „Tie Neue Welt" 10 *. Verantwortlicher Redakteur: Karl Petersson in Hamburg. Mtitwoch, den 17. April 1907. ""den die sechsgespaltene P-titzeile oder deren Raum mit 35 4, für den Arbeitsmarkt, Bermietungs- und Familienanzeigen mit 20 4 berechnet. Anzeigen-Annahme in der Expedition (bis 5 Uhr Abends), in den Filialcn (bis 4 Uhr Nachmittags), sowie in sämtlichen Annoncen-Bureaux, Redaktion und Expedition: Fehlandstrafte 11 in Hamburg. Jifioffli: €t. »4. niili bei Heinrich Koenen, Sophienstr. 44. (Vimdbiittcl, Laugensclde bei Carl Dreyer, Fmchtallee 42, Liinsbüttel. Hoheluft, (Kppeudorf, (Sroh-Borstel imb Winterhude bei Ernst (») r 0 f; f 0 p f, Irebninicg 51, Eppendorf. Barmbeck, llhlenhorst bei Theodor Petereit, Bachnr. 12, Barinbeck. Et. (üeorg, Hohenfelde, »liorgfelde, Hamm, Horn und Echifsberk bei CarlLrtel, Naustr. Lft, Borgfelde. Hammerbrook, Roteuburgsort, Villwärder und Veddel bei Rnd. Fuhrmann, Schivabenstr. 3:r, Hammerbrook. Eilbeck, Wandsbeck, Hinschenselde und Oft-Barmbcck bei Franz Krüger, Kurze Reihe 34, Wandsbeck.' Altona bei Friedrich Ludwig, Biirgerür. 118. Ottensen, Vahrenfeld bei Johannes Heine, Bayrenselderstr. 129, Ottensen. Die Aussperrung der Schanerieute iw Hamburger Hasen dauert fort! Jeder Zuzug nach dem Hamburger Hasen ist sernpchalten! Hierzu eine Beilage. Fleischtcunmg, Mittelstaudspolitik und Konsumvereine. „Trotz des Rückgangs der Viehpreise hallen die Schlachter die Fleischpreise noch immer recht hoch." —Zu dem, was das „Hamb. Echo" in der Ersten Beilage Nr. 84 unter dieser Spitzmarke ausgefiihrt hat, können wir einen drasti - schen Beitrag liefern, der zugleich ein bezeichnendes Licht wirft auf die Mittelstandspolitiker und ihren so „noblen" Kampf gegen b:e Konsum - vereine, als dessen Champion vorigen Donnerstag i'n Reichstag wieder der Hamburger Herr Raab Qll fgetreten ist. Die Stadt Ludwigsburg in der Nähe von ."'stiiart, das „schwäbische Potsdam", besitzt auch J. n Zuchthaus für männliche Verbrecher. Sinn hatte Zuchthausverwaltung die Bewerbung L . ° ie Fleischlie;erung pro 1907/1908 ausge- von b Sie war nicht wenig überrascht, als sie : , °* vereinigten Schlachte; meistern das Angebot Rindfleisch um üo Pfennig pro Kilo , ,. |. ei . 11 in der Stadt geltenden Laden- .. 'Esern zu wallen. Tas bedeutet bei den beriiiinbnim” biindstcifchpreisen dajelbst eine ^«8» Z'i“ 9 ?" 32 Prozent!! Ta die Herren Clne willen'gewiß nicht nm der bloßen ^Lnit; U td) um die Fleiichlieserung für die a linge beworben haben, jondeui auch bei diesem . 1 twch zu verdienen sicher sind, so mag. man d r i ermeßen, wie hoch sich ihr Profit an der Puvailuiidjchast beziffert. — Das schönste aber ist, daß dieie selbigen Schlächtermeister einen der ihrigen aus der Innung ausgeschlossen haben und zu empfindlicher Geldstrafe verknurren ließen, weil er den Mitgliedern des dortigen ztonjumvereius 6 resp. ö Prozent Rabatt gewährte! — Noch mehr; nach der „g-leijdic^eUiuig" hätten einzelne Schlächter - meister „vielleicht" noch weiter abgeboteu, wenn nicht der ZnuuugSobermeister Einfalt gebeten hätte! Ter Fall verdient in weiten Kreisen bekannt zu werden, denn er ist typisch für die ganze Kousumvereinshetze. Wenn mau die Miuel- standspolitiler hört, so sitzt dem Kleingewerbe schon das Meyer am Hals durch die Konkurrenz der Konsumvereine. Zn Wirklichkeit steht eS damit nicht enticrnt so schlimm, wofür auf eine ganze Reche von Städten und Ortschaften mit blühenden Ronfnuiveremeu hingewiesen werden kann, neben denen zahlreiche kleine Geschäfte recht wohl exisiiere» können und prosperieren. Die Agrarier aber !r b H, l hi)nh?er der Unersättlichkeit die Ruttel audler mehr und mehr gere. ä t und ihnen oeit Anstoiz gegeben, die Eiefetzgedung gegen die Konsumpereine mobil zu machen, wie sie selber gegen die Einfuhr b.Uiget Lebensmittel. Daß die beiitzlose Klaste in ihrer Lebenshaltung empsindlich davon getroffen wird, danach fragen die einen io wenig wie die anderen. 1 Und die Negierung wie die Mehrheits. Parteien haben sich nach und nach z„ allerlei ^^^^^^^^^^^Rkdiahmei^räuge^^^ i teils als Konsequenz der Zollgesetzgebung, teils um die Mittclständler gut orbini gsparleilich zu erhalten. Mit dem Verbot des Verkaufs an Nichtmit - glieder, das schon Ende der 80er Jahre bei der Beratung des Genosienschaflsgesetzes von den biederen Nationalliberalen beantragt wurde, haben die Trangsa- licrungeu begonnen. Dann hat man die Kousniu- peieine steuerlich äußerst hart gefaßt, als ob sie Geschäfte wären, die Profite machen wollen, während doch ihre „Dividenoeil" gar keine Profite bedeuten, sondern bloß Rückersatz der Differenz der Laden - preise gegen die Engro-.einkausspreise sind. Jene Steuern, die sich bei großen Konsumvereinen auf viele tausend Viark belaufen, köniien nicht anders dem» als äußerst ungerecht bezeichnet werben. Weiter hat man höheren Beamten ver - boten, Mitglieber zu werben. Lauter arbeiter - feindliche Nkaßregeln, wodurch dem Proletariat die Vorteile, welche diese Vereine in bezug aus Waren - preise und Qualität bieten, geschmälert werden. Das Wenige, was die Sozialpolitik ans der einen Seite den Arbeitern nützt, wird ihnen so ans der anderen Seite wieder mehr oder weniger illusorisch gemacht! Nun kommt Herr Naab auch noch mit der netten und honetten Fordeumg der Bediirfnis- srage! Ein sanberer Plan, der schon vor sechs Jahren aufgetancht ist. Die ErUchtnng von Kon- sunweremen soll danach von der behördlichen Er - laubnis abhängig sein; sie sei zu versagen, „wenn die am Ort ansäsfigen Handels- und Gewerve- treibeuden in genügender Weise Gelegenheit zum Bezug von Waren bieten mib die Durchschnitts - preise sich in denjenigen Grenzen bewegen, welche der Lage des WarcumarklS angemessen s.uü". Akit solcher kauischnkeneu Bestimmung kann natürlich feuer Konsumverein stranguliert werben. Denn die Forderung schloß ansdriialich auch die Auslosung bereits bestehender Konsumvereine ein, die nicht die behördliche Anerkennung s.nden! Da das Recht, Konjuuwereine zu bilden, und die Freilaffnng derselben von allen vexatorischeu Veschränlungeu, zum Programm des Liberalis - mus gehört, wie denn diese Vereine als Schöpfung des freifmitigen Schu.ze-Delitzsch zuerst ins Leben traten, so möge doch der Liberalismus in seiner neuen Würde und als „warmer Freund der Arbeiicr- klasse", wofür er sich seit den Wahlen anfspieit, wenigstens auf diesem Gebiete zeigen, was er kann! Sonst wirb man ja doch nicht vier von ihm zu er - warten habe». Herr Raab hat aber auch noch den Zusammeit- hang der Roiisumvereiue mit der Sozial - demokratie ansgespielt. An diesem Zusammen - hang ist aber nur so viel wahr, daß viele Aroeiler, welche Äkitglieder der Konsumvereine sind, auch der Sozialdemokralle angehören; und daß die SoziM- demotratie den Konsiimvereinen, soweit sie den Arbeitern Vorleile bieten, freundlich gesinnt ist und sie fördert, wie überhaupt alles, was für die Arbeiter vorteilhaft ist. Im übrigen hat die Partei mit denselben nichts zu tun nnd es ist e.u — parlamentarisch nicht gebührend qualifizirrbareS Vorgehen, ins Blaue hineiu einen solchen Zusammen - hang zu behaupten. I ES gibt heutzutage ein sehr einfaches Mittel, für und gegen etwas Stimmnng zu machen. Wie der Klassenegoismns früher, was ihm in den Kram paßte, als christlich, „„'h was ihm gegen den Strich ging, als nnchristijch abstempelte, so wird Henle, >vas die Herrscheuben dnrchdrücken wollen, als national, und tvas sie unterdrücken möchten, als sozialdemokratisch abgestempclt. Beide Kategorien find wie „gut und böse". 3E. ist national, folglich gut; z. B. jede Piilitär- und Marine- forbcrmtg, jede Kvlouialfordertmg, auch allerlei Byzantinismen. A. ist sozialdemokratisch, folglich böie; z. B. die Gewerlschiisten, Arbeitertnrn- oder Gesangvereine, nnd somit auch Konsumvereine nach Herrn Raab und feinen Freunden. Uns wundert, daß nicht auch schon die Feuerbestattung von ihren Gegnern als sozialdemokratisch dennnziert wurde; es geschähe mit ebetifo uiei Berechtigung! Den Konsumvereinen ist übrigens die gegen sie inszenierte Hetze gar nicht übel bekommen. Was ihnen durch reaktionäre Gesetze abgezivackt wurde, Hut ihnen wieder reichlich die starte Zunahme an Rkitgliedent ersetzt, welcher bie Hetze wesentlich Vor - schub leistete — nugesichr wie das Sozialistengesetz der Partei. Von der Wcltbühne. Aus dem Reichstage. Berlin, den 15. April. Bei der hcmlgeu Forffctzn„g Debatte über ben Etat des Retchsamtcs des Sintern trat zunächst unser Genosse Horn lebhaft für einen tvirksaincn '.'trbeiterschatz in der Glasiudnstrte ein. Tie 3ablr>’id)en Gefahren für Leben Hub Gesundheit dir Arbeite-..ch sieser Ztidttstrie in leb - haften Bilder» schildernd wies er nach, daß diesen heute schon durch Verordnungen bes Bundesrates betzukontnien wäre, wenn es diesem tu Wirklichkeit ernst wäre mit bet so vielfach und oft in übet schweitg sicher Weise gepriesenen Arbeitersürsorge. Namentlich gelte es, der so schmachvoll ruinösen AiiSbenutng jngendlichkr Arbeiter eublirt) ein» n>al einen Damm eutgegenznsetzen. Als Gegensttick zii dem von Pauli und anderen Scharfmachern behaupteten lozialdemokratifchen „Tenorismus" führte er einige krasse Fülle terroristischer Unternehtnerpraktikeii an, die sämtlich auf eine Aushungerung der betroffene» Arbeiter abziekteu. Nach Horn erhielt der Autor der Bezetchnting „Autotttobiltempo" für die Sozialpolitik dis Grafe» Poiadowsky, der Neichsparsttler 0 . Dirksen, das Wor^, um für die ForllUhrttng der Sostalpolitik un öiune und int ©eilte ■ötu»tnt8 einzutreten. Der flröfete und ihm entschieden besser liegende Teil seiner Rede bestand jedoch in znm £etl unqualifizierbaren An- rttiftett auf die Sozialdemokratie unb die Gewerkschaften tut aUgetueinetl und auf ctntge Parteigenossen int be- lonberen. Der Jttitker v. Dtrtstn ist nichts weniger als tbclHinüg, ttiiuiciiilid) in feinet Waffen zur Bekamp,nttg der verhaßten Sozialdemokratie. Lie ichäbigneu Waffen sind ihm i)«nt>qereci)t und er benutzt sie nach der Manier der^widerwärtigsten Klopffechter des Reichslügenverbandes. Selber bar jedes parlamentarisehen Amiaitt sgeiithls, hat der blaublütig; Scharfmacher dem Anschein nach gar keine Ahnung davon, wie lächerlich lerne Aiistanoslehren, die er vornehmlich an unseren Geiiosseu Bebtt richtete, sich w feinem Munde attsnehmen. Bei den nach der vetkündigten Vertag,tag erfolgten perfött» Itchen Bemerkungen erhielt der junkerliche Seharfmach r beim auch von unseren Genossen Stadthagen, H u d und Bebel einige recht derbe, aber wohlverdiente ivbrieigen, die aber scheinbar ihm kein morasisches Lchmerzgesühl verursacht haben. Das macht eben die diplomatische RhinozeroShant. Graf P o s a d o w s k Y hielt Dirksen und den anderen Rufern nach einem ueuut Ansitahmegesetz zum „Schutze der Arbeitswilligen" vor, daß doch jetzt schon auf Grund der bestehenden Gesetze das menschenmögliche liach dieser Richtung hin geleistet werde, was freilich iiicht ausschließe, daß bei der demnächstigett Reform der Strafgesetzgebung noch besondere Bestiiittttungen eingefügt werden könntet,. Aber, io meinte er, es müßten dann ■'jefe Soiiderbestiminttngen für jeden, d. h. nicht nur für die Arbeiter allein, Gültigkeit haben. Dieser Ansicht iti.ntntte auch der Freisinnige Potthoff zu, der habet auf den von bett Reedern den SchiffSoffizserett gegenüber geübten Terrorismus verwies. Der Nationalliberale Junck äußerte int Hinblick auf die Ausführungen bes Grafen Pos'adowsky die Ansicht, daß es ihm cmpfehlenswert erscheine, ben § 153 der Gewerbeordnnug ganz zu streichen, da die strasgesetzlichen Bestimmnngeu zum Schutze der Arbeitswilligen schon jetzt genügen. Dieser Ansicht schloß sich einer der Arbeitervertreter des Zentriims, Schiffer, ein christlicher Geiverkschafts- t'camtcr, sofort an. In bezug auf bie Fragen der künftigen Gestaltung bes Koalitions- unb d.s Pereins- ttnb VersantmlungSrechts stimmte dieser Redner mit uweren Rebnern völlig überein unb ebenso verurteilte er entschieden bett von dem Unternehmertum geübten Terrorismus, selbstverständlich nur insoweit, als derselbe nicht vor den christlichen GewerkschaftSorganisationeu Halt macht, Zinn Schluffe hielt Raab noch mit Dr. Semler die von ihm schon am Sonnabend in Aussicht gestellte Abrechnung. (5t wies nach, daß Semler ben Konflikt der Reeder mit dem Verein der Schiffskapitäne unb Offiziere falsch bargcfteUt und sich in seinem Bestreben, bie Reeder rett, zu brennen, nicht streng an der Wahr - heit gehalten habe. Als Semler bann in einer persön - lichen Bemerkung diese auf einwanbäfreiem Material gegründete Darstellung bekrittelte, erhielt er von Raab noch einen kräftigen Nasenstüber. Der sozialpolitische Eiser der bürgerlichen Parteien ist noch immer nicht erschöpft; sie wollen den Wählern unter allen Umständen beweisen, daß sie ein „warmes Herz" für bie Interessen der Minderbemittelten haben. Unb so wird bie Zahl ber sozialpolitischen Resolutionen int Reichstage immer größer. Neuerdings hat wieder das Zentrum zum Etat des. R.oi-ch s.a in t s d.e s zs " tt e r e n fol - gende Res o l u t i o n e n beantragt: 1. Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, in Ausführung des Artikels IV Nr. 15 der Reichs- versaffuna dem Reichstage einen Gesetzentwurf vor - zulegen, durch welchen allgemeine Vorschriften zur Verbesserung der Wohnungsver - hältnisse der minderbemittelten Volksklaffen: Lage, Luftraum, Licht und Lust der Wohn-, Schlas- unb Arbeitsräume, Zahl unb Anlage der Aborte rc. erlasien werden, mit Verpflichtung der Einzel - staaten, die Durchführung dieser allgemeinen Vor - schriften durch spezielle Verordnungen unter An - passung an die besonderen Verhältnisse von Stadt und Land . zu regeln und durch Anstellung von besonderen Aufsichtsbeamten, fei es des Staates, fei es der Gemeinden, jedoch unter Oberaufsicht von Staatsbeamten, zu sichern; 2. die verbündeten Regierungen zu ersuchen, in Erwägung darüber einzutreten, in welcher Weise die I n v a i i b e n v e r s i ch e r u n g s a n st a l t e n mehr als bisher für bie Befriedigung bes Wohnungsbedürfnisses der minder - bemittelten V o I k s k I a s s e n tätig sein können, ob insbesondere nicht eine weitere Er - leichterung in Gewährung von Darlehen für gemein - nützigen Wohnungsbau, eine Verstärkung der Mittel durch Ausgabe von Baupfandbriefen, eine Unter - stützung des Wohnungsbaues durch sachverständigen Rat möglich erscheint und gegebenenfalls eine ent - sprechende Gesetzesvorlage zu machen.' 211$ „Maucrfratz am ZentrumSturm" be - zeichnet der frühere Zentrurnsabgeordnete Fns- angel in seiner weiteren Abrechnung mit dem Zentrum die christlichen Arbeiterführer. Früher, so schreibt er, waren die christlichen Arbeiter noch von dem größten Vertrauen zum Zentrum und [28] kN-chdruck »«rb-t«»., Hütten im Hochland. Roman von Max Gettzler. Seit dem Dreikönigstag legten die Hühner der Annel Eier. Nun konnte sie kaum warten, bis es Tag war — alle Stunden lief sie einmal an die Nester, um der Frau vom Kreuz frohen Auges zu bringen, womit die Hühner ihr die treue Pflege lohnten. . „ , , _ Das ist von der „Goldmame , sagte sie. Die Marei und der Wenz lauschten. Die Schwarze mit den gelben Tupfen haben wir so getauft, die Regerl und ich; denn ich mußt' immer an das Märchen denken, in dem es heißt: „Und alles Gold blieb an ihr hängen". Nun mußten die Leute am Kreuz mit auf den H°f. Dort, wo zwifchen dem Hühnerpförtlein und dem Laufbrunnen die Annel den Schnee so sauber zur Seite gekehrt hatte, weil sie dort den Hübnern Futter streute, liefen sie fchon zusammen und „Herr Szika" lockte mit einem Trompetenstoß. Auch die. Fleißigste ist sie, denn sie legt fast leben Tag cm Ei, bie „Golbmarie". Gelt, ber Name paßt für sie? Unb das ist das Rotkehlchen, die Schwarze mit der rostroten Brust. Die Weiße ist das Schneewittchen, diese bet Kuckuck. Just für die dicke Gelbe haben wir noch keinen Namen, berichtete das Mädchen. Die anderen waren schon alle da und pickten dem Kinde die Körner aus der Hand. Da kam die rundliche Gelbe behaglich über den Schnee getrottet unb meinte: für mich gibt's zuletzt auch noch etwas. Du, mach, daß du herkommftl drohte die Annel lachend. . t , Die Marci, die mit dem Wenz hinter ihr stand und der jungen Freude an der kleinen Psliiul herz - fröhlich zu schaute, stieß den Mann heimlich in die Seite. Sie sah: die Fächer falteten sich dem Wenz über den Schläfen. Annel, sagte er, Wenn die Vergißmeinnicht lieber da find und bet erste tote Bergkleee blüht, schnabel schon eine ganze Weile bei dem gebogenen Wie das Dieb auf dem lurzgeschorenen Grase gcrl, wie sie aus der Schule kam: Morgen ist im Dorfe die Firmung. Die Hütten im Ho^and schick - ten dazu die Wendcrbuben, die Annel vorn Krenz, und den DorncnhaiiS, auch die beiden Söhne des Herrnjägers vorn Berghaus waren dabei. Es war ein tiefer Friede auf dem Derg am Abend vor dem Fest, es war eine heimliche stille Prüfung der Herzen. Es war auch ein tiefer Friede auf dem Berg, wie die Wälder im Glanze des Früh- l-chtö rauschten. Und in den Tälern klangen bie Glockeiu — u Die Ostern waren vorüber unb bie Pfingsten gingen vorbei., Walbwanberer fuhren über bas Ge- birg unb fragten nach betn Gasthaus bei ben Sakra- mentshäusern. Es ist keins. Unb eines Morgens, wie bie Männer nicht zu Walde waren, sondern mit den Sensen auf der Halde standen, um das Gras zu mähen, grüßte sic ein Lied — fröhlich sollte es sein, aber die Trompete war mißlaunig, unb ungefügig quollen bie Töne aus bem zerbeulten Schallrohr hervor. Herr Szika war toiebet im Lanb, rollte sich pustenb ^cn Berg empor j unb heischte vor den Türen seinen Spiclmamiskohn. Nein, aber bafür ist sie rund wie ein O! Die Annel unb bie Mutter lachten so laut, ! baß bet Hahn erschrak unb in bie Trompete stieß. Jetzt — ein goldenes O haben wir auch! so wacht auch ein gelber Schmetterling auf, ber hat auf ben Flügeln einen Tupfen wie Morgensonnen - rot, nach dem heißen sie den Vogel „das goldene O". Die Henne hat aber keinen Tupfen auf dem gelben Flügel? age gingen, und die goldene Sonne sva- „ .- - --"“OMiiuuci CLilien gicLie un jedem folgenden ein wenig länger durch etn paar Buchnuffe. ^e dreieckigen Hütlein nahm die blauen Gefilde des Himmels. Der Frühling war er tn die Kralle und knackte sie mit dem Schnabel. * über die Berge gestiegen: über den Dächern spann „Kein!" sagte er, „fein fein!" guckte zum yenjm. heraus und nahm sich die wtzte Ruß von den Lippen des Kindes. . i Die Regerl lernte stricken | a —_ - „„„ uu , Du, Annel, auf zwei Tadeln kann ich schon, ein Teppich mit bunten Sternen. Die Bergfichten, bloß: Muttcrl muß anfai'gcn! die großen und kleinen, steckten die Kerzen auf unb Unb bie Annel lernte bie Wäsche mit rotem feierten mit beim Feste bes jungen Lichts. Dcr Garn zeichnen: Du, Rcgcrl, ich kann schon — ein Harzhauch schwamm über bem Walbe wie Duft von .... c ~ .,. , A unb ein R hab' ich mir in bas Sacktüchl genäht. —. Opserbränben. Im Käfig am Fensterstock hatte ber Krumm- Fein! sagte ber Kreuzschnabel bazu, fein sein! ! Die Holzaxi hallte toiber im Forst, und aus schnabel schon eine ganze Weile bei dem gebogenen Es mag ihm durchgehcm sein Lob, denn Muttcrl ben Hütten im Hochlanb schritten bie Männer ins ^raht wie zu einem Fenster herausgeschaut; ber sagt's auch — sonst, cs könnt einer benfen: er be- Grau bc5 Morgens und kehrten erst heim, wenn vlcisig ihm gegenüber hüpfte von einem ©tänglcin zahlt die Buchnüsie damit und will noch obendrein die Abendfeuer der Sonne auf den Wipfeln aus bas anbere unb rief babei tief entrüstet: Nu? sich ein paar vcrbicncn. i brannten. "" " * Zwischen der Wand und dem Ofen in dem! ' schmalen Gange, der mit Backsteinen belegt war, faß ber Wenz unb glättete nod; bie zwei paar Pan - toffel — ein Paar kleine, ein Paar größere — bie er aus Pappclholz zurechtgcschnitten hatte, lieber bas eine kam grünes, über das andere ein slainmcnrotcs Leder und als Polster für bie Ferse ein weicher gleichfarbiger Fleck — auch einLager Watte baruntcr. Der Krcuzsdniabcl schaute durchs Fcnsterlcin, was der Wenz eigentlich so sorgsam zu polieren hätte. Hat kein Mädchen auf dem ganzen Gebirg so bunte Pantoffeln! Fein fein, sagte er dazu. i - - . . , , , Die Tage gingen und die goldene Sonne spa- Der Duft des dörrenden Graswuchscs wehte »hm zierte an jedem folgenden ein wenig länger durch »ach, wie er auf dem Steig nach dem Bcrghofe ver- die blauen Gefilde des Himmels. Der Winter war schwand. schon vom Gebirg gefahren, und der Frühling hatte Aber früher denn sonst — tote die Sonne noch Boten gesandt: im Garten läuteten die silbernen hoch im Blau stand — häufelten dtc Frauen und Schnecglocken und am Giebel waren die Stare in Kinder die Mahd an diesem Tage. das alte Häuslein gezogen, und die Frau Stärin | Im Walddorf haben sie scbon Fahnen aus den hält' auch schon die Stube sauber gemacht, wußte die Giebclfenstern der Häuser gesteckt, erzählte die Re- Rcgerl. Frühmorgens, wenn die Mädchen aus dem ' r " "* Haus am Kreuz den Stctg nach dem Dorncnhaus hinabwanderten, um mit dem Dornenhans den Weg zur Schule plaudernd sich zu kürzen, saß der Star mit dem Kragen aus silbernen Perlen auf dem Flug- Holz und pfiff: die Slärtn auf dem Dache horchte Fenster ein sanfter blauer Duft, und der Rauch stand wie Lippen eine Saule kerzengerade auf jedem Schornstein. Das Moos auf den Schindeln ward schwellender [ goldgrüncr Sammet und das Gras auf der Halde hr U r. i ~’~ Wo das Mädel mit dem nußbraunen Haar ^'bt, mit der er sich so gut versteht, fragte er. Gucken zwischen den Drähten heraus hatte ^brwürdige Krummschnabel sich erst seit diesen mH V rta ß cr ! angewöhnt. Früher hatte er sich nur hnH.. Zcisig unterhalten können. Es ttclohnt, den Kopf dabei erst aus dem »an- n hcrauszustecken. Aber neuerdings war ein schiiov.-,"^deres Leben im Haus und der St rum m» am Dasein^ nodl au f f cinc alten Tage Geschmack i» nS x^? r ^ lu f^5 c Tannenland hatte er niemals bereift- hr Tannenland hatte er niemals Jahren cin’Vr’? 1)atie itn Winter vor zwölf deckt Ar.rAchuabclncst in einer Fichte ent- zweig ® m Q uert und Harz ist es unrs Ge- Mann vom Kreu- ^ tau5 ^"e sich der nornmen. Den w-mn ‘V Jungvogel gc- allerlei feine Künln , >. "brichten daheun und ihn laufen, den 4* c ^ rcn ' ol8: au f dem Seile Wandbrett holen, und auf L cm £ einmal blieb im £>ohL^ ” 0 ^. ■ Auf das Studium ward acfckM"^^ Uf,r ’ tc $ cn unb but hatte es der Darum: zum Doktor- är 4''M 1 »Ä ■ seinen Führern erfüllt; damals war noch nicht daS I Wort geprägt, daß die Arbeiter ihre Angelegenheiten am besten selbst besorgten. In dieser Beziehung sei jetzt ein Umschwung cingctreten, ber vielleicht für bie Existenz des Zentrums ver - hängnisvoll werden könne, auf jeden Fall aber das geistige Niveau der Fraktion herunterdrücken müsse. Wenn einmal die Spahn, Gröber, Hertling, Schädler, Savigny usw. vorn politischen Sck)auplatz abgetreten sein werden, wird man ein Zentrum mit Erzberger, Giesberts, Schiffer und Genossen haben." Fusangel scbiebt die Sckmld an dieser Er - scheinung dem Wirken des katholischen Volks- Vereins in M.-Gladbach zu. aus dessen Schule diese Gcwerksdiaftsbeamtcn und Arbeitersekreiäre hervorgingen, deren Hauptaufgabe darin bestehe, „die Arbeiter um sich zu sammeln. Mißtrauen zu säen und die Parteileitung in ihre Hand zu bringen". Davon fürchtet Fusangel das Schlimmste. Es unter - liege keinem Zweifel, „daß bie unreifen Elemente, mit denen M.-Gladbach das katholische Deutschland überschwemmt, mit der Zeit eine ernste Gefahr für das Zentrum werden." Wer mit den inneren Vorgängen in der Zentrumsfraktion bekannt sei, wisse, daß bei verschiedenen Gelegen - heiten das Verhalten des einen Gies - berts für d i e Fraktion außerordent - lich peinlicki war; da könne man gespannt fein, was „die übrigen Pflegesöhne des kathojischen Volks - vereins", die sicb natürlich bei ihren Wählern ge - hörig in Respekt setzen wollen, noch alles anrichten. „W i r wissen uns," so erklärt Fusangel, „m i t den besten unb erfahrensten Führern bes Zentrums in vollster Ueberein - stimmung, wenn wir sagen, baß hier ein böses Stück Mauerfraß am Zentrumsturm zu Tage tritt. Die Erfahrung wirb uns recht geben." In einem weiteren Artikel fchreibt Fusangel von „Arbeiterbeglückern, die mit uferlosen und un - erfüllbaren Versprechungen die Begehrlichkeit der arbeitet gewissenlos steigern, sic mit Mißtrauen nicht nur gegen die Arbeitgeber, son - dern auck) gegen die ihnen nahestehenden politischen Parteien ersüllcu. Diese Leute släiidcn nicht ohne Grund in dem Verdacht, „daß sie es angenehmer finden, als Beamte von Arbeitergroschen zu leben, als selbst schwere körverlickie Arbeit zu verrichten". Zum Schluß wendet sich Fusangel mit besonderem Eifer gegen die Anschauung, daß Arbeiter ihre Inter - essen parlamentarisch am besten vertreten könnten; das gerade Gegenteil sei der Fall. Da Fusangel felbit von eincui ehemaligen Arbeiter auS seinem Maubatsbesitz tu Olpe Meschebe [verdrängt worben ist, so kann man sich baraus schon einen Etil seines Zornes gegen bie christlichen Arbeiterführer erklären. Immerhin beuten seine Ausführungen darauf hin, daß seine Auffassung im Zentrum selbst geteilt wird. Diese Partei hat ja nur aus der Not eine Tugend gemacht, indem sie bem Drängen der christlichen Arbeiter nach eigener Vertretung nachgegekten bat. Das Zentrum hat auch fein Möglichstes getan, daß nicht in zu vielen Fällen aus Arbeiter-Kandidaten Abgeordnete wurden. Was Fusangel hier ausspricht, deckt den Klassengegens atz im Zentrum auf, der sich auf die Dauer auch nicht durch das siktive gleiche religiöse Interesse verdecken lasten wird. In dem Sinne hat Fusangel unzweifelhaft recht, wenn er von einem „Mauerfraß am Zentrumsturm" spricht. ' Wahlnachklänge. Der Beleidigungsprozetz, den die Vorstandsmitglieder des sozialdemokratischen Vereins in Nordhausen angestrengt und über dessen ersten Teil wir in Nr. 85 des „Echo" berichtet haben, wird immer interessanter. Die Klage richtete sich gegen den Bürgermeister Schrabisch in Bad Sackffa. der am Wahltage ein Flugblatt verbreiten ließ, in welchem behauptet wurde, daß nach tele - phonischer Mitteilung aus Nordhausen die sozial - demokratische Parteileitung ge- f ä lschte Stimmzettel verbreiten laste unb bensclben Wahlschwindel versuche, wie in Er ¬ ging und in bem Golbe ber Tage bie silbernen FLbe.n vom Wockcn ber Zeit schwammen, wanberte nur noöh bie Regerl vom Kreuz mit bem Dorncnhans unb denen vom xbege zur Schule. Sie liefen in den Forst hinein und vergnügten sich an jenem Morgen, an dem das erste Reifsilber auf den Wald gefallen war, im raschelnden Hcrbstlaub. Wenn die Regerl ftchcn blieb, so setzte sich das sinkende Laub auf ihre goldenen Haare wie ein bunter Hut. Und ber Han - aus bem Dornenhaus am Enbe ber Halbe, für den der Scppl vom Grabenbrücklcin noch auf dem letzten gemeinsamen Schulgange deshalb den Namen „Han- am Ende" erdacht hatte, stieg bis zu den Knien lachend im Herbstlaub umher. Es war ein Jubel — denn das junge Leben, das in den Forst jauchzte, wußte noch nicht, daß es der Tod war, von dem all die Schönheit ringsum kam. In den Hütten trugen bie Frauen wieder MooS; wenn sie das Brennholz in Bündeln auf dem Rücken die Steige herabschleppten, ging's in einem hin. Sie lösten einen langen Streifen vorn Waldgrund, wickelten ihn, wie sie das grobe Sinnen wickeln, daS sie in der Truhe bewahren, und schlangen eine Fichtenwurzel oder einen Weiden^weig darum. Aus ben Oefen trockneten bie geschnittenen Pilze, bie in bicfcm Jahre so reichlich getoaebfen waren; bie mutzten im Bergwinter ein Süpplein geben unb wehten schon jetzt einen feinen Duft von Walberbe unb Harzruch durch bie Stuben. Aber hinter ben Zäunen waren bie Sterne der Georginen unb Astern seit jenem Morgen erloschen, an bem ber Laubfall tn ben Buchen begann. Wenn k’« mt° nnC