Nr. I63. Mittwoch, den S. November 191 ft. 2L. Jahrgang. Hamburger Echo. Da» »Hamdiiraer (Mte* erfdjtntt taglid). auSn Manlag«. Bbannementflfrei« (insl. „He Nene Welt" und „$te arbeitende Jugend") durch dl« Paft dezagkn ahn« Bring«g«Id manatlld) * 1,80. vleNeliShrllch x 8,fl0; durch 6i« Rolportture ivSchrnMch BO * lkti in« hau». Sinz. Nr. 5 *. Vannlagd-Nummer mll illuftr. Beilage .Die diene Welt- 10 *. Rreuzbandsendungen manailich X 8.70. tüt bei Ausland manailich X BchO. Redaktion: Qß Expedition: gehlandstretz« 11. 1. 6tow bin : „Fch glaubt noch immer nicht, der Förger, daß i er vei- nnglückt ist." . < .Was? Was meinst?" fragten die andern, >:n" werde... und schauten verwundert auf den Spredjer Vberbofer hielt mitten im Wischen inne, die Faust auf den Tisch peiternmt. Dangl wiegte den bärtigen Kopf bin und her, und lerne Blicke blieben an bie nasse Stelle der Tafel geheftet. Sagt, was Ihr wollt, ich glaub nicht, daß der Förger tiet- unglückt ist," wiederholte er beharrlich Eberhöfer riß die Augen auf. Er »tutzte auch den andern Arm vor sich auf den Tisch und beugte sich gegen Dang, vor. Du glaubst ß nicht? Warum glaubst s nicht ?" _ "Das ist leider so gewiß, wie nur was sein sann, war' bei o würde b i e Regierungsich mit s i ch selb st in birek- i n und unlösbaren Wiberspruch setzen, wenn sie etzt in der Stellungnahme derjenigen Parteien, die die Reichs- 'inanzreforin trotz bet bringenden Notwendigkeit der Sanierung der Reichsfinanzen wegen einzelner Bedenken a b I e h n t e n, eine auch nur bedingte Anerkennung zollen wollte. Das ist ein durchaus unberechtigtes Verlangen, dem deshalb auch die Erfüllung wird versagt bleiben muffen." Da haben wir den Salat! So können die Liberalen mit Recht jetzt sagen. Sie waren bereit, die „Finanzreform" im großen und ganzen so zu machen, tote die Regierung zuerst vor- geschlngen hatte. Aber Konservative und Zentrum wollten nicht und lehnten nicht nur die Erbanfallsteuer ab, sondern stürzten auch den „Vater" der Finanzreform Bülow. Weil bann aber die Das Buge des Schlafenden. Koman von Georg von der öavelentz. Cvprian Holzer hing am andern Morgen bei Sonnenaufgang ben Stutzen über die Schulter und nahm den langen Bergstock zur Hand. Er wolle nach seinen Almen schauen und ein wenig im Walde pirschen, warf er seiner Frau tm Vorbeigehen Hut, da ste nach seinen Absichtett fragte. Die brennende Pfeife zwi»chen dm Ltppen, geleitet vom Klange der Kuhglocken, stieg er im Zickzack hinter dem Hof über Grasboden hinaus. Er schaute über eine Lichtung, die vor langen Jahren eine Lawine in den Waldbestand gerissen, nach dem Gletscher. Dte Waldblöhe war nur noch mit niederen Kiefern und .Upenrosen bedeckt und ließ sich leicht übersehen. Dort drüben lag der Ferner und schielte zu ihm herüber. Zwischen Felsen und Ftrtthangen dehnte er sich in einem riesenhaften Saß er und preßte ferne Flanken an die glattgeriebenen, steinernen Wände. Warum zog er den Blick des Stauern an. Kannte er ton denn nicht schon längst? Hatten seine Augen das Ungetüm nicht schon gesehn, da er drunten vor langen Jahrett zum erstenmal tm Arm der Mutter den Kops aus den Kiffen gehoben und mit neu- gierigen Kinderblicken feinen glitzernden Leib betrachtet batte? Er war noch immer der gleiche. , K . Und doch war er nicht mehr derselbe. Sie beide berbanh »etzt ein Geheimnis, und zum erstenmal überkam ben Kaiereckbauern ein dumpfes, aber noch unbestimmtes Gefühl der Angst. Wenn nun doch eines Tages die Wahrheit an den Tag käme? Er ver. mochte sich nicht zu denken, was dann geschehen werde, und wieder, holte sich immer von neuem, daß das Recht auf feiner eette und daß irgendein anderer Ausweg aus seiner Lage unmöglich ge - wesen sei. Er wollte sich auf andere Gedanken bringen, blickte um »ich und musterte seine Bäume; sie batten gut getrieben im letzten Frühjahr, Wie fich die hellgrünen Spitzen tm Winde wiegten' Dann machte er plötzlich kehrt, und statt weiter bergan zu steigen, lief er quer durch den Wald dem Tale zu: denn mit einem Male erfaßte ihn der Wunsch, zu hören, was die Bauern in Gand aber verschneit sind." „Damals hat aber noch kein Schnee brauen gelegen. 2er Ferner ist aper gewesen bis zum Patz," erwiderte Dangl ruhig. ^Geschneit hat’? erst den Tag braus." „Tas ist richtigI" bestätigten Rest und der Stadelbauer. Da stier, Holzer plötzlick ein kurzes Lacken aus und bog in- über den Tisch, als wollte er dem Backbofbauern ganz dicht unter Politische Uebersicht. Die Regierung in der Klemme. Tie Wirkungen der „Finanzreforrn", wie sie in den Wahl» ergebnissen des letzten Jahres ihren Ausdruck fanden, sind für die Konservativen wie für die Nationalliberalen gleichermaßen schreckhaft. Erstere räsonnieren seit langem er - bittert darüber, daß die Regierung so gar nichts getan habe, um .Aufklärung" übet den Segen der „Ftnanzreform" des Schnapsblocks im Volke zu verbreiten und damit der „liberalen Hetze" gegen die Finanzreform die Spitze abzubrechen. Die Nationalliberalen sind aber in ähnlichen Wahlnöten und sie ver - langen ebenfalls Hilfe von der Regierung, die ihnen attestieren soll, daß sie bereit waren, die von der Regierung geforderte Erb- anf all steuer zu bewilligen. Daß die Liberalen daneben bereit waren, ebenfalls 400 Millionen indirekte Steuern, die die Mafien belasten, zu bewilligen, davon mögen sie heute angesichts des Volkszornes über die neuen Belastungen nicht gern reden hören. Dem beiderseingen Verlangen kann die Regie, rung, wenn auch Herr v. Bethmann-Hollweg seine ganze „Philo - sophie" aufwendet, beim besten Willen nickt entsprechen. Das läßt sie den Parteien durch den offiziösen Mund der „Berl. Polit. Nachr." ziemlich rückhlatlos erklären. Es wird den Parteien da gesagt: „Nachdem von den Mehrheitsparteien die Regierung immer wieder dringend aufgefordert worden ist, auftlärenb in bezug auf die Reichsfinanzreform zu wirken und den unbegründeten Vorwürfen gegen diese Mehrheit entgegen - zutreten, erhebt sich nun auch von liberaler Seite die Forde - rung daß die Regierung auch den Gründen, die die Liberalen zur 'Ablehnung der Reicksfinanzreform bewogen haben, gereckt werden und ihnen gewisse Anerkennung zuteil werden lassen möchte. Konnte schon den Wünschen der Mehrheits- Parteien nur bedingungsweise und mit be - trächtlichen Einschränkungen entsprochen werden, so schießt diese liberale Forderung offensichtlich weit über das Ziel hinaus. Die Einsckränkung der Anerkennung für die Reichsfinanzreform bezieht sich, wenn auch keineswegs allein, so doch zu einem guten Teile, auf die Ablehnung der Erb- a n f a 11 ft e u e r. In der Kritik dieser Stellungnahme der Mehrheit des Reichstages liegt naturgemäß zugleick die Würdi - gung der Zustimmung der Liberalen zu dem betreffenden Teile des Regierungsprogramms. Nachdem aber die verbündeten R e - rungen trotz erheblicher Einzelbedenken gegen die jetzige Gestalt der Reichsfinanzreform sich zur Zustim - mung zu derselben aus dem Grunde entschlossen hatten, weil die Lebensinteressen des Reiches die unverzügliche Beseitigung der Finanznot erheischten und demgegenüber eine in manchen Punkten unvollkommene Reichsfinanzreform immer nock das kleinere Uebel gegenüber dem Scheitern des ganzen Planes war, von dem Verschwinden Jörgers etwa Neues wußten, was sie sagten und mutmaßten, und er verschwendete keinen Blick mehr an seinen Wald. Die Pracht her grünen Bäume erblaßte vor dem BedürfitiS. sich unter seine Bekannten zu mischen und mit ihnen über den Stachel in seinem Innern zu reden; denn in der Einsamkeit des Kaserecks gingen Gespenster umher, denen man wohl am ehesten in der Schankstube deö Eberhöfer entrinnen konnte. Rasch stieg er hinab, und als er neben der kleinen Kapelle Sankt Maria in der Schmelz einen hölzernen Steg über den Bach erreichte, sah er wenige hundert Schritte vor sich den Sckwaiger- bauem zu Tal humpeln. Da verkürzte er seine Schritte ; denn er wollte mit dem nicht zusammentreffen. Wußte er doch, daß ihm der Sckwaigerbauer den verlorenen Prozeß so wenig verzeihen und vergeffen würde wie die an den Kopf geworfene Weinflasche, und et wünschte im stillen, jener werde einem andern Ziele zu - streben. Jetzt tauchten eins, nach dem andern über Hellem Grün die graubraunen Holzdächer von Gand vor ihm auf. und einen schmalen Weg von links kam der Stadelbauer mit einem heu» beladenen Wagen herunter. Die Last drängte über den steinigen Pfad bergab, auf den Steinen knirschte das gehemmte Rad, und der Bauer stemmte sich mit lautem Heh und Hoh zur 'oeite des mageren Kleppers gegen die Deichsel. AIS das Gefährt neben Holzer angelangt war, faßte dieser hilfsbereit zu und begleitete den Ätabclbauer bis auf seinen Hof. Dann nahm er ihn mit nach dem Wirtsbaus, während die Bäuerin den nasse» Gaul hinter sich in den Stall zog und versprach, das Fuder abzuladen. Im Säienkrauni fanden sie wie gctoömilid) Eberhöfer hinterm Weinglas am Tisch sitzen, und neben ihm hockte, in eine Tabak - toolke gehüllt, die einem braunen SWeerfdjaumfopf entquoll, Ignaz Dangl vom Backhos unterhalb Gand, ein bärtiger, älterer Mann und einer der angesehensten Bauern im Tal. Früher hatte er gleichfalls mit Geschick den Stutzen geführt und, ehe er vom Vater len Hof erbte, als Führer mit Bergsteigern die umliegenden Gipfel besucht. Auch in entlegene, den andern fremde Gegenden hatte ihn fein Führerberuf gebracht, und das war seinem Ansehen unter den Eingesessenen nur zugute gekommen. Holzer und der Stahelbauer setzten sich neben die beiden und ließen sich von der flachohaarigen :llest ein Viertel Roten bringen. Wie erwartet, i reifte das Gespräch der Männer nur um JörgerS rätselhafte» Verschwinden. Wir oft hatte er nickt Son» tag* hier im Kreise der andern gesessen und feinen Roten ge> trunken I Wie lebendig hatte er stets von seiner letzten Jagd zu erzählen gewußt, wie luftig konnte er die Fremden schildern, mit Ans der Instizkommisfioii. Aus der Montagssitzung der Kommission ist zu erwähnen, daß beantragt wurde, den Abschnitt Hauptverhakrdlung durch folgenden § 267a zu ergänzen: „Ueber die rechtskräftigen Verurteilungen werden Straf t e B i ft e r nach näherer Anordnung de? Bund.Srats geführt. Aus dem Strafregister sind die Vermerke obr. Personen zu ent fernen, welche nach den der Registerbebörde zugekommenen Strafnachrichten seit der Verbüßung oder dem Erlaß ihrer letzten Strafe'sich zehn-Jähre läng straflos geführt haben." Die Tendenz des Antrages sand Zustimmung, die Fonn wurde jedoch bemängelt. Um eine Verständigung über sie zu erzielen, wurde die Beratung einstweilen unterbrochen. Der 7 Ahscknitn Hauptverhandlung vor demSckwurgerickt, wurde hiernach ohne wesentliche Debatte nach den Beschlüssen erster Lesung angenommen, ebenso unverändert die beiden ersten Ah schnitte des dritten Buckes' Rechtsmittel. Wiederaufnahme, die die allgemeinen Vorschriften über Rechtsmittel geben und die Be schwerde behandeln. Die nächste Sitzung findet heute vormittag statt. @in (kinssthrimgsgeiev zur NeichSvrnicherungsorduuiig. Der Entwurf eines solchen Einführungsgesetzcs ist vom Bundesrat in seiner letzten Sitzung den zuständigen And schüssen überwiesen worden. Er enthält, wie der „Freisinnigen Zeitung" geschrieben wird, alle diejenigen rechtlichen Grundlagen für den II ebergang aus dem bestehenden Zustand in die neuen Verhältnisse, die nur vorübergehender Natur sind und daher zweckmäßig in die Reicksversicherungsordnung selbst nicht aufzu nehmen waren. Solche llebergangsvestintmiiugen werden not ewndig beispielsweise bei der Krankenversicherung durch die Aus - lösung ober Zusammenlegung einzelner Kassen und die fick hier aus ergehenden vermögensrechtlicken Auseinandersetzungen. Auch die Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung wird gesetzliche Ausführungsbestimmiingen erfordern, schließlich soll durch do-. Einführungsgesetz auch die Aufhebung des s? L> b c Z o 11 ■ tarifge setzet bewirkt werden, indem feitgeieet wird, daß an seine Stelle die Reicksversicherungsordnung mit ihren festen Beiträgen zur Durchführung der H i it t e r v i i e b e n e n- Versickerung tritt. Da der Entwurf für da» Ausführung» geseh auch von der Kommission für die Reichsversicherungc ordnung beraten werden soll, so bürste biete Vorlage eine der ersten sein, mit der sich der Reichstag nack seinem Zusammentritt beschäftigen wird. Gleichzeitig mit ihr wird bann audi der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die A u f h e b u n g d e s Hilf s k a s s e r ge setze S, cingebradbt werden, der vorn Bundesrat schon im zu eigen machte, um nur Geld um je kommen, mußten die Liberalen, wenn sie „Anerkennung" von der Regierung erwarteten, ebenfalls umfallen. Da sie das nicht taten, ist es nichts mit der Anerkennung. Den Konservativen aber, die den ganzen Finanzreformplan der Regierung u m ft i e ß e n und der Regierung ihren Willen auszwangen, spricht diese wenigstens „bedingungs- tveise ihre Anerkennung aus. Sie setzt sich damit ztoar auch in unlösbaren Widerspruch mit fich selbst. Aber ihren lieben Freunden, den Junkern, Agrariern und Pfaffen, darf sie nicht böse fein; sie haben der Regierung wenigstens Geld ver - schafft. Tas „löst" alle Widersprüche. denen er hin und wieder einen bet Gipfel bestiegen batte ober über da? Madritsch-Joch ober den vergletscherten EiSseepaß ge» stiegen war. Hundertmal batten sie sich herzlich gefreut, wenn er jtdi bemühte, bte fremde Sprackweise der von fern Gekommenen nachzumacken, ober mit allerlei Aussckmückungen und lieber- treibungen der vielen kleinen Unfälle gedachte, die noch wenig geübten Touristen in den Bergen zugestoßen waren. Da hatte dieser ein Fernglas zerfcklagen. jenem war der Hut vom «türm l>«rabgeweht worden, einen dritten hatte der «tbrotnbel gepackt, bas} er ft di tveber vorwärts noch rückwärts getraut batte unb fast wie eine käsegefüllte Kraxe getragen werden mußte; einer Dame mar auf dem Gletscher bas Gesicht so rot gebrannt worden, tote ein glühender Hafen am Herbfeuer. Dao waren lustige Geschickten gewesen, unb dte Bauern dachten heute trübselig daran, wie sie einst über solche Abenteuer der fremden Stadtleute stets in schadenfrohes Lacken ausgebrochen waren. _ , .. . „Armer Kerl," seufzte Eberhöfer. „Dag dte Berge grab gegen ben so tückisch sein mußtenI" . Dann flocht er eine lebhafte Erzählung ins Gesprack und erinnert? an 5>a5 lefete ©drittenfeft in ^dilanbcrS im Vintfcvgau, unb wie der Jörger damals unter hundert Bewerbern auf den hölzernen roten Adler den besten Schuß getan hatte. Stoth prangte ja über feiner .Haustür als bleibende Erinnerung daS durchsckofiene goldgelbe Holzherz unb der gekrönte Kopf des Bogels. Und wie gut batte her rote Terlaner Wein gemundet, unb tote heißblütig mar später beim Tanz all da« lustige Weibsvolk gewesen! So ein Fest vergaß fick nicht leicht. „Ja, ein besonderer Kerl ist der Jörger schon gewesen." endete der Wirt, ohne an Holzer« Anwesenheit zu denken, „wenn er auch alle Weibsleut verdreht gemacht hat na. Gott, ein lunger Kerl man muß halt — -. Warft denn damals nicht au* mit in Schlanders?' wendete er sich an den Kasereck bauern, da dieser teilnahmslos zuborte. . Ein klirrende« Geräusch schnitt die Erzählung ob unb ließ die Bauen, auf den Gefragten blicken Holzer batte ba« dicke Rotweinglas zerdrückt, das er feiner Gewohnheit gemäß in ben beiden bohlen Händen gewärmt hatte. In hellroten(Streifen fiotz ihm der Wein zwischen den Fingen, auf den Tisch. Cr »ergab darüber Eberhöfer zu antworten, nahm unter verlegenem Xa*ein bie Hände von den Scherben unb wischte sie ohne weiteres an den lodertet, Hosen ab. . _. . ... . Teufel!" brummte er, „wie leicht die Dinger zerbrechen. , Der kleine Zwischenfall lenkte für einige Minuten die Auf- merksamkeit der anbem auf den Kascreckbauern. Rebellierende Agrarier. Im ostpreußischen Wahlkreis des Fürsten zu Dohna-Schlo- bitten rumoren die Agrarier gegen ihren Abgeordneten. TerBerein ostpreußischer Landwirte, der bereite 437 Mann stark ist und der die Aufgabe hat, den Mitgliedern Gesinde und ländliche Ar - beiter zu beschaffen, muß nämlich »ach dem Inkraft - treten des neuen Stellenvermittlungsgesetzes feine Tätigkeit einstellen. Der Regierungspräsident bat ihm bie weitere Vermittlung von Gesinbe und Sanbarbeitem nicht gestattet, ba er ein Konkurrenzunternehmen der ostpreußischen LandwirtschaftS- kammer ist und seinerzeit nur gegründet wurde, um bie Stellen- Vermittlung billiger zu gestalten. Die Sätze der Landwirtschafts- fammer waren nach Ansicht der Agrarier viel zu hoch. In der Generalversammlung de« Vereins ist beschlossen war- ben, ben Verein weiter bestehen zu lassen. Außerdem soll der Vorstand sich schlüssig machen, durch welche gesetzlichen Mittel man den Verein oftpreußischer Landwirte unter Aufrechterhaltung seines bisherigen Zweck? weiter in seinem Bestehen sichern könne. In der Diskussion sprach Amtsrat Sch r e v e - S ch a a k e n dem neuen Stellenvermittlungsgesetz gegenüber sein größte« M i ß - trauen aus. E« fei der erste Schritt zur Arbeitslofenverficke. nmg. Der Staat wolle die gesamte Stellenvermittlung monopoli - sieren Die Leidtragenden dabei würden wieder die Landwirte fein, die nack Graf Kanitz fckon jetzt vier Fünftel der Gefamtkoften der sozialpolitischen Gesetzgebung zu tragen hätten. Man muffe Das Berliner SBünbletorgan ist gewaltig empört darüber, daß die badische Regierung die Einfuhr von Schlachtvieh aus Frankreich nach Mannheim, Karlsruhe und Heidelberg gestattet hat, noch mehr aber darüber, daß der Reichskanzler feine Zustimmung zu dieser Maßnahme zur Milderung der Fleischnot gegeben ha:. So etwas muß ein cdjt agrarisches Gemüt, das ich beizeiten nach den richtigen Vertretern zum Parlament umfeben. Er werde darum in der nächsten Bundesversammlung Herrn d. Oldenburg bitten, für ben Wahlkreis Königsberg-Land-Fischhaufen zu kandi - dieren; das fei der richtige Vertreter der Landwirtschaft. Die Rede ist von den Agrariern mit lebhaftem Beifall ausgenommen worden. Fürst zu Dohna-Schlobitten gehörte nicht etwa zu den „gemäßigten" Konservativen, sondern zu den wasch - echten Agrariern, aber C Ibenburg ist ihm über. Da für Herrn v. Oldenburg in seinem westpreußischen Wahl - kreis Elbing-Marienburg die Aussichten ziemlich unsicher ind, dürfte er sich wohl nicht lange besinnen, wenn die ostpreußi- chen Gesinnungsfreunde ihm einen sicheren Wahlkreis anbieten. Mutige Freisinnige. Im Wahlkreise Wiltenberg-Sckiveinitz, den der Syndikus Dove im Reichstage vertritt, hielt dieser Tage der fteisinnige Bezirkssekretär Schw i l zin aus Ha l l e a. d. S. eine Rede, in der er ausführte, daß bie liberale Partei eine Re- gierungs- unb Volkspartei zugleich sei. Sie gleiche einem starken Damme gegen bie rote Flut. I m Falle einer Stichwahl zwischen Konservativen und Sozialdemokraten solltenjedockdieFreisinnigenihreStimmedem Sozialdemokraten geben. Der liberale Kreis- Verein werde öffentlich für bie Wahl des Sozial - demokraten eintreten. Allerdings liegen in dem Wahlkreise die Dünge so, daß bie Frei - sinnigen, die 1907 nur mit Hilfe der Sozialdemokratie siegten, auch diesmal wieder in die Stichwahl zu gelangen hoffen und mit solchen radikalen Reden die sozialdemokratischen Stimmen aber - mals zu erwerben gedenken. «yndikuS Dove wurde wieder als freisinniger Kandidat nominiert. d a t e n einstimmig den Maschinen- fahri tonten Konrad Witt in Schwerin aufgeitcUt. Der m. herige konservative Abg. D r ö f di e t kandidiert nj di t :d i c der. Er wurde 1907 in der Stichwahl gegen den Sozialdemo traten mit 15 456 gegen 10 271 Stimmen gewählt, nachdem im ersten Wahlgang 9673 fozialdemolratiscke, 8572 konservaiwe uno 8071 liberale Stimmen (für den früheren nationalliberalen Abg. Büsing i abgegeben worden waren. Hoffentlich kommt auch Herr Witt nickt in die Lage, im Rei.l tag sein Licht leuchten zu lagen. dar Profitintereffe der Agrarier kennt, baß verdrießen unb diesem Verdruß gibt die „Deutsche Tageszeitung" deutlichen Ausdruck, indem sie erklärt: „Wir haben schon vor einigen Tagen, al« die erste Mitteilung auftauchte, uns dahin ausgesprochen, daß wir es nicht ver - stehen könnten, wie die Reichßregierung ihre Z u - ft t m m u n g zu der Durchbrechung des SeuckenschutzeS habe geben können, nachdem der preußische Landwirtschaft s- nrinifter au » d r ü ck l i ch erklär: hat, daß eine solche Durchbrechung höchst bedenklich und unmöglich sei. Diesen Standpunkt soll der preußische Landtoirtschafts- minister vor kurzem noch einmal in der Beantwortung einer Ein - gabe der Stadt Essen vertreten haben. Die Reichsregierung wird angesichts dieses Sachverhalt» nicht umhin können, sich darüber zu äußern, was sie veranlaßt hat, bet Stabeibauer bin. t , lanoa Tang! lehnte sich wieder zuruck und »og laut ickmatzcii an seiner Pfeife. Rcsi trat zu den Männern, die Hande in bie Seiten gestemmt. . _ Warum soll er mckt verunglückt sein? wendete sie cm. ”\>m, weil ich mein', der Jörger ist ein erfahrener Steige gewesen und hat auf'm Ferner jede Spalte gekannt " Eberhöfer schien diese neue Vermutung zu ärgern. Er lai. als »volle der Backliosbauer sie ungerechtfertigt belehren, und lächelte eine Weile stumm und überlegen. Tann zuckte er den Sdiultcrn und neigte den Kopf ein Wenig zur Seite. „So, eine jede Spalte?" warf er spöttisch hin. „Wenn sie