Nr. 277. Somttaq, den 26. November 1911. 25.Jabraani. ^a m lun ger Echo Bernntroettfidin SRtbntteur. Ernst USp ke In Hamburg. «t. ^'Oiili, ohne Amandaslraße, bet Franz Wilrzberger, Annenstr. 17. t-imsbüttel, Vatiflcnfclhf bet (&atl Dreyer, Fruchlallee 42. Hoheluft, lfphenborf, Ktross-Bontkl unb Winterdiive bei Ernst Ärostkops, var, weil sie vermeinten, daS Kriegsgeschrei werde ihre Stellung gegenüber Frankreich stärken, diese selbe Meute, die nach den Erklärungen Kiderlen« in der Budgetkommission gegen England loetobte, wird jetzt in ber „Köln. Ztg." ofstztö» z u r ü ck g e p f i s f e n. In einem Berliner Telegramm beS genannten Blattes wird auS- geführt: „In den AuSIaffungen der Presie stoßen wir vielfach auf thpisch übereinstimmende Aeußerungen, von denen jede in ihrer Weise sehr bezeichnend ist. Zunächst begegnen wir der Meinung, daß e» ohne ernste Gefahren so wie lusher mit England nicht weitergehen könne, sondern daß es besser oder schlechter werden müsse. Wenn einige Blätter sich auch in heftigen Ül Un - fällen gegen England ergehen und die Deutjchen auf« fordern, in ihnen in Zukunft »den Fein d" zu sehen, so möchten wir solchen Aeußerungen gegenüber doch sehr zur Zurück - haltung mahnen. ES sind da» Anschauungen, die von einer allerdings erklärlichen Erregung zeugen, bie aber nicht aufkommen biirfen gegen ben festen Willen ber großen Mehrheit bet Nation, bie s i ch jeder HerauSforbernng fernhalten unb sich keinen gewisser - maßen offiziell al» solchen anerkannten Feinb anschassen will. Wir haben dagegen Einspruch erhoben, baß man Frank - reich o l S Erbfeind proklamiert, und wir warnen ebenso davor, daß man England in ähnlicher Weise ab« stempel e. W i r wollen mit allen i m Frieden leben, wenn es geht, waS allerdings nicht hindert, daß auch wir freilich der Meinung find daß es entweder besser oder schlechter werden muß. Wenn ein Blatt wie die „Kölnische Zeitung" für freundliche Beziehungen zu England cingctretcn ist, so darf sie anderseits auch Gehör bi-an.spruchen, wenn sie darauf Hinweisen muß, daß c» nicht Deutschlands Verschulden, sondern das der englischen Politik gewesen ist, wenn heute in Deutschland bie Meinung besteht, baß c« ohne ernste Gefahren so ime bisher nicht weitergehen kann. Ein zweiter Punkt, ber Beachtung verdient, ist die Stimmung, die Fee nk- reich gegenüber zum Ausdruck kommt. Obgleich wir mit Frankreich wegen Marokko eine recht harte Auseinandersetzung gehabt haben, ist bei ihr niemals von deutscher Seite eine grundsätzliche Feindseligkeit zum Ausdruck gekommen, nie grundsätzlicher .Hast gezeigt worden. Trotz her beiderseitigen leidenschaftlichen und beklagenStverten Ueber - treibungen hat man doch die richtige Grenze eingehalten und sich gütlich geeinigt. Wenn die Engländer wissen wollen, warum cS mit ihnen ander» steht al« mit Frankreich, so wollen wir eine offene Antwort geben. Die Franzosen Haden feit 1870 Ursache, unS zu zürnen, weil wir sie geschlagen und ihnen eine reiche Provinz genommen haben. Den Eng - ländern hingegen haben wir nie etwas Böse? getan, ihnen nie etwa« Nachteiliges zugefügt, und deshalb empfinden wir e» al» besonder» verletzend und unbegründet, daß sie sich in eine so deutschfeindliche Haltung haben hineintreiben lasten. WaS man bei den Franzosen allenfalls versteht, versteht man nicht bei den Engländern, unb bekhalb bie Erbitterung. Die britte Tatsache, auf bie wir besonders ba« Aucland aufmerksam machen möchten, ist die immer schärfer hervortrelende Erscheinung, daß alle P a r t e i z e r k l ü f t u n g im Inneren doch nicht daS Zu sammen st ehen ber Deutschen dem Sul - la n b c gegenüber verhinbert. Alle Richtungen sind darin einig, daß eS bem AuSlanbe gegenüber keine Spaltung geben dürfe, unb wir werden es mit großer Freude begrüßen, wenn die deutsche öffentliche Meinung e» sich auch angelegen sein ließe, sich der Herausforderung unb Verletzung anderer zu ent - halten." Diese Darstellung ist natürlich völlig durch die Parteibrille de» deutschen Auswärtigen Amt» gesehen. ES ist manche» falsch darin, weil der Zweck verfolgt wird, die Deutschen als Muster - knaben gegenüber Engländern unb Franzosen hinzitstellen. Richtig aber ist, daß bie große Mehrheit bet Nation von Herausforderungen nichts wissen will. Dies haben wir Sozialdemokraten schon im Sommer gesagt, al« ber KriegSlärm tobte. Jetzt hat man eS auch in der Regierung eingesehen. Hoffentlich handelt sie fernerhin auch danach. Die diplomatischen Machenschaften in der Marokko- Angelegenheit. Der französische Deputierte d e M u n berichtet dem „Echc de Pari»": Der französisch-englische Geheimver - trag von 1004 rief im KammerauSschuß für auswärtige An - gelegenheiten große Verblüffung hervor, insbesondere ber Ar - tikel 3, durch ben bie Verwaltung ber marokkanischen Küste von Melilla bi« zum rechten Sebuufer ben Spaniern anvertraut werden soll. Man begreife jetzt, warum Frankreich zögerte, dem englischen auswärtigen Ami die erläuternden Briese zu übermitteln, in denen die deutsche Re - gierung ba» Protektorat Frankreich» über ganz Marokko bi» zum Rio dc Ore anerkenne. Der „Matin" verteidigt anläßlich ber Veröffentlichung be» französisch-englischen Geheimvertrages von 1004 die von Delcasse verfolgte Politik unb schreibt: Destastö habe biefen Vertrag unterzeichnet, weil Chamberlain 1000 den Plan der Teilung Marokkos zwischen England unb Deutschland in» Auge gefaßt habe. Auch 1904 wäre zu befürchten gewesen, daß Chamberlain, wenn er auch nicht mehr am Ruber war, noch genug Einfluß besessen haben würde.' seinen Plan zu verwirk- sieben. Delmstt trat nun in Verhandlungen mit England ein >,nd erreichte, daß e» nicht bloß auf die teilweise Besetzung Marokko« verzichtete, sondern auch zugab. daß Marokko fast aus - schließlich ben Franzosen anheimialle, wa» im Plane Chamber - lain» überhaupt nicht in Betracht gekommen sei. Ta weder England noch Italien hätten zugcben können, daß da« Gebiet von Tanger ar Frankreich falle, hätte TelcassL e« für da» beste gehalten, diese« Gebiet Spanien unter ber Bedingung zu überlasten, daß es sich derselben nicmal« entäußere. Die .Revue Hebdomadaice" bringt einen Artikel de« frühern Minister» bet Aeußern Hanotaux über die Stellung, die Frankreich und England Deutschland gegenüber einnehmen müssen. Seine Schlußfolgerungen darüber sind: „Ich nehme die Politik der Annäherung und der Harmonie mit England an, aber ich verlange, daß diese Politik nicht in voreingenommener EP cif« unsere Interessen den Interessen England« unterordnet, nicht unsere Aussasiung den englischen Gesichttpunkten. Ich ver - lange. daß alle« bei hellem Tage erörtert werde, ohne biete verwickelten Heimlichkeiten, die einen seiner selbst wenig sichern GemütSzustanb offenbaren. Ich weiß nicht, wa« auf dem Grunde diese» geheimnisvollen Worte» Entente cnrdiale ruht. Ich weiß nicht, toa* auf dem Grunde dieser Verträge, dieser Abkommen unb Vereinbarung, n ruht, die unter dreifachem Verschluß in den Kanzleien aufbcwahrt werden 3d) verlange zu wissen, woran wir lind und wohin wii gehen. Mit England befreundet, sei eo drum; aber Frankreich zuerst."