Nr. 41 . Tonntag, Sen IS. Februar 1012. Ltz. Jahrgang Hamburger Echo. Tl>4 „4>nniburqer ff-dio" crfcbetnt läqlich, auSet Montags. Abonnementsprei« linkt „Tic Neue Weit' unb „Tie arbeitende Jugend ') durch die Post dtzogen ohne Bringegeld monatlich * 1.20. menetjädrlich «t 3,60; durch die Kolvorteure umchenllich 30 4 fr« in-Haus. tzln-. tstr. 6 *. LonnlagS-Aiunimer mit illustr. Beilage »Tie Neue Welt" 10 4. kkreuzbandsendungen monatlich .* 2,70. für da- Ausland monatlich x 3.50 9{ e b a f t i o n: Fehlandstraße 11. 1. Stork. . . If’rpebition: HaMVUrg Ol> Fehlandstraße 11 Erdgeschoß. Berantwortlicher Nedakteur: tarnst «opke in Hauiburg. «Njeiarn die sechSgeivaltene Petiiieile oder deren Raum 40 4. «rbeit-markt. Vrtmtrtun«« und Jamilienanzeigeu 20 4 Anzeigen «itnnbmc Fehlandstr. ii Eidgelchoi, (bi« 5 Ilhr ua»miiing«>, in den Filialen, sowie tu allen Annomen-Bureaus. Plaß und Taienvorichräften ohne Verbindlichleit. 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Wedel leakliM M tßöitfll? Der Herr Reichskanzler v. Betlsmanil-Holliveg hat am Freitag in der Etatsdebatte des Reichstags nicht nur im eigenen 9tamen, sondern — wie er eingangs seiner Rede be - merkte — auch gleich im Ramen der verbiindeten Re - gierungen Stellung zn den Wahlen genonnnen. Diese Stellungnahme zu den Wahlen war selbverstandlich eine solche gegen die Sozialdemokratie. Die I I0 sozial - demokratischen Biitglieder des Reichstages und der sozial - demokratische Vizepräsident sind für den Herrn tli'eichs- kanzler ein ebenso peinvolleö Ergebnis der Wahlen wie für die geschlagenen Parteien des schwarz-blauen Blockes. Vielleicht wäre es Herrn v. Bethmann-Hollweg, der sich in den Banden der konservativ-ulrramontanen Allianz durchaus nicht immer wohl fühlt, garnicht so unangenehm gewesen, dah die Wahlen deni Ueberinnt der Schwarz-Blauen einen kräftigen Dämpfer aufgesetzt haben, wenn die Libe - ralen, besonders die Nationalliberalen, als die t^eträftigten aus dem Wahlkampf hervorgegangen wären. Aber datz die Sozialdemokratie die Siegerin war und einen so glänzen - den Sieg erfocht, das ist dem Herrn Reichskanzler arg an die Nieren gegangen und hat ihn ans seiner „philosophischen" Ruhe hochgescheucht. Und so zog er aus zum Kampf gegen den Drachen. Ein Erfolg war ihm jedoch nicht beichieden. Er ist ein end- thusiailischer Verehrer der „Sammelpolitik". Sammelt Euch gegen die bösen Roten! Das war sein immer wiederholter Angstruf, mit dem er die bürgerlichen Parteien von Hepde- brand bis Paper fiir eine reaktionäre Politik znsammen- kuppelu wollte. Weder rechts nock> links hat man darauf gehört. Aber Herr v. Bethmann-Hollweg hat daraus nichts gelernt. Er trat anch am Freitag wieder als Verfechter der Sammelpolitik in die Schranken, aber mit dem gleichen Ungeschick, das er schon früher bewiesen hat. Der Reichskanzler fühlt sich mir als Diener seines Herrn, des Kaisers, durch dessen „Knabe" er auf den Reichskanzler- posten berufen worden ist, und der ihn, sobald es ihm gelallt, wteoer peimschicken taun. Darum glanor Herr v. Bethmann- Hollweg in seiner naiven staatsmännischen Auffassung, nicht nur über den Parteien zu stehen, sondern auch das Recht zu haben, die Parteien zn schulmeistern, ihnen Vor - schriften machen zn können, wie sie sich zu verhalten haben und ihnen durchaus unerbetene Rat'chläge erteilen zn dürfen. Da er selbst niemals Parteimann war, da er von «üter eigenen inneren politischen Ueberzeugung, von Grund - sätzen der Parteien nichts weiß, so geht ihm offenbar alle Empfindung dafür ab, wie verletzend solche schnlmeister- lichen Versuche aus alle Parteien wirken müssen. Die Parteiführer wie die sonstigen Abgeordneten sind doch keine Kinder, denen man sagt: Hört mal, Ihr dürst Euch nicht schlagen; Ihr müßt Euch vertragen. Der Versuch, so von oben herab sich als Meisterer der politischen Gegensätze anszuspielen, hat die ganz natürliche Folge, daß er alle Parteien vor den Kopf stößt, eöjiüt allen, die er für seine Zwecke einen wollte, verdirbt. Soll es so aussehen, als ob er über den Parteien stehe, so durfte Herr von Bethmann-Hollweg natürlich nicht den Kon - servativen nur Liebenswürdigkeiten, den Liberalen nur Grobheiten sagen. Den Sozialdemokraten konnte er schon eher allein mit Schroffheiten begegnen, denn sie will er ja nicht mit samnieln, vielmehr sollen ja die andern gegen die Sozialdemokratie gesammelt werden. Die Sozial - demokraten selbst werden sich freilich durch die reichskanzle- rischeu Angriffe am wenigsten rühren lassen; sie werden sich dadurch um keine Linie von dem als richtig erkannteil Wege abdrängen lasten. Für die Zwecke der Zukunftssammlung bemühte sich also Herr v. Bethmann-Hollmeg, Licht und Schatten nach seiner Aufsastung unter den bürgerlichen Parteien gleichmäßig zn verteilen. Solcher Versuch hätte allenfalls noch Sinn haben können, wenn der Herr Reichskanzler nicht nur Da del, sondern auch Lob anszuteilen gehabt hätte. Damit wäre an sich seine Rolle als Zensor der Parteien noch um keinen Deut berechtigter erschienen, aber allen nur llnaugenehmes sagen, ist nicht nur eine unangenehme, sondern auch eine ihren Zweck verfehlende Aufgabe. Mit der Abwehr der konservativ - agrarischen Angriffe wegen von der Regierung nicht'genügend gegebener „Aus- klarung" über die Finanzreform hat Herr v. Bethmann Hollweg die Konservativen wiederum bös getroffen. Besonders die Kritik über ihr Verhalten zur Erbansall - steuer, die an die scharfe Ablehnung des Zentrums abgeordneten Speck vom rage vorher ankuüpste, wird ihm auf der Rechten nicht so leicht vergessen werden. „Dort aus der Linken sitzen die lachenden Erben!" rief er den Herren von der Rechten und vom Zentrum zu. Und in der Dat, sie lachten und lachten mit Recht; denn mit dem Worte hak der Reichskanzler anerkannt, daß die Volksempörung über die Finanzreform mit ihrem DruM und Dran berechtigt ist. Die Vorhaltungen, die Herr v. Bethmann Kwlliveg dann den Liberalen machte, waren noch weniger. geeignet, bei Heiterkeit diesen freundschaftliche Gefülile für die Sammclpoliiik des Reichskanzlers zu wecken. Er mußte ja hilflos eingestehen, daß er bisher mit der Sammelparole Erfolg nicht ge - habt habe, welches lüeständnis von demokraten mit stürmifchei Aber er hofft noch, daß der Smnmelruf in Zukunft ans Er will die Scheidelinien den Sozial quittiert wurde. dem Volke ertönen werde. 'wifchen den bürgerlichen Parteien und der c-ozialdemokratie nicht bis ins Nebelhafte verwischen lagen. Aber die Art, wie er dann die L iberal e n abtanzelte wegen ihres zeu- weiligen Zusammengehens mit der ^oualdemokratie, wird ton »4« MU, di. ... -iehett wenn das notig wäre. >-te b c )t i h t ia Hop des' taktischen Zusammenwirkens nach wie vor nnd wird bestehen bleiben auf Grund der innerhalb der avitaliNUckien Gesellschaft unausrottbaren K l a s 1 e n g e g c i l - Ter Vergleich der Taktik der Liberalen bei den Bülow block-Wahlen von 1907 und der gegen den schwarz-blanen Block gerichteten Taktik von 1912 hatte für die Liberalen ja etwas Peinliches. Wenn aber Herr v. Bethmann. Hollweg baß erstaunt war über diese Schwenkung und die Frage stellte: „Was hat sich denn in der Zwischen zeit geändert?" so verrät das doch eine politische Naivität, die für einen Staatsmann unentschuldbar ist. Er richtet seinen Blick nur aus die Par - teien, nicht auf die Verhältnisse, durch die ihr Ver - halten beeinflußt wird. Und bei Betrachtung der Parteien hak Herr v. Bethmann in einem Recht: Die Sozial - demokratie hat sich nicht geändert. Das Bild der Sozialdemokratie, das sich in seinem Kopse wiederspiegelt, ist ja eine Karnkatur; so ivie er die Sozialdemokratie sieht, so sieht sie weder jetzt aus, noch hat sie vor fünf Jahren oder früher so aus gesehen. Dem Reichskanzler macht ja vor allem die K rast entfaItung der Sozialdemokratie bei den letzten Wahlen Pein, die ihr HO Mandate in den Schoß warf. Er sucht sie zu verkleinern, indem er die 4 1 , Millionen Stimmen im wesentlichen auf Mitläufer zurückznfiihren sucht und verächtlich von dem „großen Stimmzeltelhaufen" spricht, den doch alle anderen Parteien gar zu gern gehabt hätten und den der Reichskanzler bei diesen wohl auch ebenso respektiert haben würde wie Bülow im Jahre 1907. „Was sich gewandelt hat, ist der Liberalismus!" Er sei weiter links gegangen, behauptet der Herr Reichskanzler. Das ist an sich ebenso richtig wie erfreulich. Aber an der Erkenntnis dieses äußerlichen Wandels durfte ein wirk licher Staatsmann sich nicht genügen lassen. Er mußte den Ursachen dieses äußerlichen Wandels nachgehen. Das lag für ihn umso näher, als er wenigstens die Nationalliberalen soweit kennen sollte, daß sie nickt srivol sich in oppositionelle Abenteuer einlassen und daß deshalb ein ti e f er l i ege n d e r G r u n d für die Schwenkung ihrer taktischen Stellung vorliegen muß. Hätte Herr v. Betlnnann Hollweg dem weiter nachgeforscht, so würde am Ende auch g ick- deckt haben, daß die Ueberspannung der reaktionären Politik im Reiche wie in Preußen und die Ver - nachlässigung und Verletzung der Lebensinterepen anch I des Bürgertums dessen wahrlich langen Geduldsfaden endlich hat reißen lauen, ohne eckick öte. ne... Energie allgemein ausznlöten, die erforderlich war, das alte reaktionäre System gründlich anfs Haupt zu schlagen. Herr v. Bethmann-Hollweg gilt ja für einen Philosophen. Da wird er auch schon einmal etwas vom Um schlag der Quantität in die Qualität gehört haben. Solck eine Wirkung liegt in der Verschiebung der Parteiengrup - pierung im Reich vor. Die Reaktion int Reich und in Preußen, die Bedrückung des Volkes mit unerträglichen Lasten ist so groß geworden, daß die allgemeine Empörung sich dagegen endlich Luft machen mußte. Das quantitative Anschwellen der Volksbedrückung hat eine Qualitätsänderung bei den liberalen Wählern wenigstens zum Teil hervorgebrackt. Aber das bleibt dem Philofophenauge des Herrn v. Beth- mann-Hollweg verborgen. Er sieht ja überhaupt keine Reaktion und meint, das Deutsche Reich könne weder reaktionär noch radikal regiert werden. Er ist der Mann der „goldenen Mutelstraße" und hätte deshalb eigentlich bei den Nationalliberalen landen sollen, die ja auch die Partei der „richtigen Mitte" sein wollen, dabei aber in entscheidender Stunde meist aus die rechte Seite fallen, was ja Herrn v. Bethmann Hollweg sehr sympathisch sein müßte. Aber i h in erscheinen selbst die Nationalliberalen schon „radikal", weil sie zum Teil den Mut hatten, sozialdemokratischen Kandidaten zum Siege zu verhelfen und für einen sozialdemokratischen Vizc Präsidenten zu stimmen, mehr noch aber, weil auch sie die Rechte des Parlaments erweitern ttiio die verfaffnngs mäßige Verantwortlichkeit t>es Reichstanzlers endlich gezetzlick festgelegt wissen wollen. Das erscheint dem Herrn Reichs kanzler schon als der reine Umsturz und er erklärt kategorisch: „Zu einer weiteren Demokratisierung unseres Wahl - rechts uiiD ;u einem Angriff auf die Grundlagen der Reichsverfaffuug werde ich die Hand nicht bieten.“ Was er noch darum hernmredetc von der „Ueber t r e i b ii ii 4 des nackten Z ahl e n p r i n z i p s" und von der „Etappe auf oe in W c ge z u r P a rlaui ents Ijcrr fchaft", von der Notwendigkeit eines „Gegen gcwichts gegen das freieste aller Wahlrechtes, welches Gegengewicht der nur vom Kaiser abhängige ffieicks kanzler sein soll, das alles bekräftigt nur die Datfacke, datz der Kanzler des Deutschen Reickes den politischen Stillstand ;um System erheben will. Er weist jede Neuorientierung seiner Politik auf Grund des Resultats der letzten Wahlen zurück und er klärt, aus den gegenwärtigen Zuständen nur die KonsegtuRz ziehen zu könne», daß die Regierung auf ihren eigenen Füßen stehen muß. Das heißt : Es soll alles beim Alten bleiben, es soll in den alten reaktionären Geleisen weitergewurstelt werden. Aber Stillstand ist Rückickriii. Die Regierung, die sich gründ sätzlich jedem gesunden Fortschritt versagt, arbeitet quantitativ und qualitativ für den Rückschritt. Das nennt Herr v. Bethmann Hollweg „weder reaktiv nä r no ch r ab i f a 1". Er merkt gar nicht, daß sein grundsäv licher Widerspruch gegen die Fortentwicklung der Parlaments rechte und der Bolkürechte sowohl reaktionär wie radikal ist. Er ist radi kal nach der reaftionä reu Seite. Er hat sich in seiner Rede auch gegen die Ultras gewendet, was ein von den Konservativen sehr bitter empfände ner Hieb gegen die H e i) d e b r a n d und G e n o s f e u war. Was aber Herr v. Bethmann Hollweg als sein e Politik empfahl, ist nichts anderes als die unnachgiebige Politik her k o ti s e rvaIiv e n Ult r a < , hie da glauben, den Fortschritt der Menschheit, vor allem den politischen, auf halten zn können. Das deutsche Volk bat bei den Wahlen seinen Willen dahin kuithgegeben, daß ek> eine D e in o k r a i is i e r u ug der Politik und her Reichs und Staatsinstitutioneii will. Herr v. Bethmann Hollweg proklamiert dagegen, die großen Aus gaben im Staatsleben lägen nicht in her Richtung einer weite rett Demokratisierung, trotzdem er auffordert, die Blicke wieder vorwärts zu richten. Hinter ihm liegt freilich soviel Un- angenehmcs, daß man den Wunsch verstehen taun. Aber mit dem Abwenden her Blicke vom Vergangenen ist es nicht getan. Das nützt auch nichts, wenn die alte verderbliche Politik auch n der Zukunft weiter verfolgt werden soll. Wenn es anders, oenn es besser werden soll, in u ß es zu dein großen Ent- : chluß kommen, die Demokratisierung der Politik ernstlich in Angriff zu nehmen. Herr v. Bethmann-Hollweg l)ält sich, getragen vom Ver - trauen des Kaisers, für den Mann, der die demokratische Flut zu bannen imstande wäre. Er setzt feinen Willen gegen den Willen der Volksmassen. Als Philosoph wirb er aber doch vielleicht daran deuten, daß er nur ein armseliger ein - zelner ist, daß aber das Volk unsterblich ist, daß auf dessen Kraft alle Riacht beruht und daß gegen dessen ent - schiedenen Wille u auf die Dauer kein Wille eines ein - zelnen, und sei er noch so mächtig, aufkommen wird. Sozialdemokratische Anträge int Neichstagc. Teilt Reichstage ging wlgcudc weitere Serie iozial- beinotratndjer Initiativanträge zu: M 1. Ter Reichstag wolle vetchließen: z.t i tz r ü f ti n g seiner (>> eschättsordnung eine besondere Nomnitiswn etnznietzen mit dein Auftrage, dem Haute geeignete .ivänderungrvorschläge z« wachen. 2. Ter Aeichstag wolle beschließen: die verbündeten Negierungen zn ersuchen, dem Reichstage einen ■ '. ieveutiuurf vor.zulegen, durch welchen int NeichSveretns- g e s e tz vorn W. ','lpril 1W3 i öic Anmeldepflicht für politische Versammlungen 6> aufgefioben wird: 2. öffentliche Versainutltingen unter freiem Stimmel von der öknehmiflung der Polizeibehörde unabhängig gemacht werden S Ti; ">. dii Vorschrift über den Gebrauch der deutschen Sprache in öffentlichen Versammlungen iS 12 1 wird beseitigt; 4. da- Recht der Polizeibehörde, Beauftragte in Versamm - lungen zu entsenden > I N aufgehoben wird: 5. die Beschränkung des Pereinö und Periammlungsrechts der jugendlichen Personen beseitigt wird 'S 17); G. die Ausübung des Persainnrlungsrechts über die Polizei - stunde hinaus sschergeitellt wird: 7. unter ilufneltiinfl des ts 24 Ziffer 3 die Einschränkungen des 1 iBi ’; :n.?= und Periainiultinftsrechts bei ländlichen Arbeiter v hii Dienstboten durch Landesrecht beseitigt werden. ~ XL iiuioj». ji i.iu .'jdiiitlieiwtcf«. - ende r u n g des D t r a f g e f k tz 0 n ch e s seine ztistiininuiig geben 'folgt ein (Gesetzentwurf, der eine Reform der Bestimmungen über Hausfriedensbruch, Über Beamtennotigting, Pfandentziehung, oueiheitsdcrandunft, Tenchenfoerren. über Iügeudtfckutz, Mund - raub, Betrug, Be.:e Sicherung des Tepeicheudienites und über Anfertigung von Aachfchln'seln anftrebt'; 4. Ter Reichstag wolle beschließen: die verbündeten tliegierungen zu ersuchen, dem Reichstage einen bleieccnttuuxf vorzulegen. durch welchen die zum Schutze der Arbeiter und Angestellten und zur Regelunft des Arbeilsvertrages beitelicnben Gesetze und Verordnungen zu einem einheitlichen Arbeiterrecht vereinigt und ausgebaut werden; 7i. Ter Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach für alle gegen Lobn oder toebah lcschäftigten Personen, soweit sie nicht dem (bewerbe- oder Raus mannsgericht unterstelien, bei Streitigkeiten aus d e in Arbeit-vertrag ein Arbeitsgericht zuständig in. das im organisatorischen Aufbau den iKewerbegerichte» entivricht und je „ach Bedarf besondere Kammern und Abteilungen für größere Berufsgruppen enthält; 6. Ter Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vor Wiegen, der die Arbeitslosenversicherung durch An schlisse ans öffentlichen Mitteln an die Arbeitslosenkassen der (tie= werkschasten regelt: 7. Ter Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage iooald als möglich einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen der - n it a ch w eis s bleiche einheitlich geregelt wird. Tee Gesetzentwurf muß enthalten: 1. daß für alle Bezirke des Reichs ArbeiiSnachweisstellen er« ridnet werden: 2. daß tu größeren L rfcti der ArbeusnachweiS nach szndnsirie- nnd Erwerbsgruppen gegliedert wird; ?>. >>ß die Arbeitsnachweisitelien unter Leitung eines Por- sia.tdes neben, dessen Mitglieder in gleicher Anzahl von Arbeitern und Unternehmern auf Grund des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts mit gebe enter Abstimmung gewählt iverden: I. da'l der Arbeitsnachweis uneiilgeltlich ist: 5. 2:rafbestiinmnngcn gegen Einrichtungen von llntcrucbnieiii. die zin Maßregelung von Arbeitern unb Angestellten dienen; s. Ter Reichstag wolle beschließe. 1: Jeu Herrn Reichskanzlei' zu ersuchen, dem Reichstage tuuitriju bind den L ii : w n 1 ; ei n c s ')) e i ch S v e r g g e i e tz e S vorzulegen, tu welchem it. a. auch die Arbeiterichubbestimmungen und das Knapp, schufiskassenwesen einliritlich geregelt werden. 9. Ter Reichstag ivolle beschließen: dir verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldigit den Entwurf eines (Gesetzes vorzulegen, durch welche» unter A 11 r beb 11 na der laudesgefetzlichen « e f i n d e 0 r d n 11 n g e n das Pertragsberbältnis nvifchen den in I a n d iv t r t s ch 0 111 : ch en oder f 0 r st w i r i schaftlichen Betrieben beschaf. t : g t e n A r reit e r .1 und ihren Arbeitgebern, sowie das Bec trogSverbältniS des lKesindes und deren Arbeitgeber durch re i * 0 - g c 1 f f.: i ch c B 0 rschrirten geregelt wird, tvelche insbesondere 1. alle landesgesetzlichen Vorschriften, welche Straibeniin mnngen gegen iäübliche Arbeiter oder gegen das (tzesiäde wegen Aichtaniriti odei wegen Verlassens des Arbeits verdrltnifses oder wegen Vertragsberleynngen, ttngelioi sams oder Widerspenstigkeit, wegen Berabredung und Bet eiiiigniig zum Behuf der Erlangung günstiger Lobn unb Arbeitsbedingungen, insbesondere mittelst (fiwitcUuug der Arbeit ober wegen Aufforderung zn solchen Perabredungtn. cntbaltni, auf beben; 2. beji iv land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Arbeitern und dem (tzeiinde daS Recht gewährleisten, zur Wahrung und st-örbernng von Berufs und Dtandes interessen, nameutlidh znr Erlangung günstigerer Lohn und Arbeitsbedinftnitgen, insbesondere mittels Einstellung der Arbeit. Vereinigungen zu bilden und Perabrednngeii zu treffen; 3. die ,'seit. die Tauer und die Art der Arbeit so segeln, wie es die Erhaltung der ctzeinndheit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihr Anspruch auf gesetzliche Gieichverechliftung fordern; 4. die Ltrenigkeiten aus dein 'Arbeitsverhältnis zwischen land chen Arbeitern und bereu Arbeitgebern sowie aus dem <tze iiubeoerbältnie Gerichten üverweisen, die nach Art und in Antehnung an die (.»kroerbe und Kanfmannsgerichte zu er - richten siird; die Anrechnung der für Pocht oder Teputatlaiid ausftewen- oeten Arbeit und des Nutzwertes des Ertrages bei der Lö'nna des Arbeilsvertrages durch eine Entschädigung in Geldwert sicherstollen. 10. Ter Reichstag wolle veschiicßen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, baldigjst eine Rovelle zrim Ha n s a r b e i 1 S g e s e tz vorzulegen, wonach die Einführung von Loh nk 0 m m i ss i 0 n e n gerege.t wird. lEs sollen (^cweibe- gcrichte oder KomMissionen zuständig sein, die Lohnsätze für eine bestimmte Tauer seitzitsetzen, und zwaz dürfen diese nicht niedriger festgesetzt werben, als die in Fabriken und Werkitätien iüi en. sprechende Arbeit gezahlten Löhne, sie sind von den Einigungs änttern beziehungsweise den »ommiUionen zu veröffentlichen und sind nach ihrer Peröffentlichung für (Seieerbetreibeiibc und Eans arbeitet" der betreffenden Branche während der Tauer, für welche sie festgesetzt sind, rechtsverbindlich,. 11. Ter Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldigii einen Oiesetzentwurf vorzulegen, wonach die für die Sicherheit ber Ba 11 ausfüh r un g e n und zupi Schutze bet Arbeiter not wendigen Borschristen durch ein .lletchsgesetz einheitlich geregelt werden. Politische Uebersicht. filns dem Reichstag. Berlin, 16. Februar. Tie heutige erste Rede zum if t a t, die bet Fortschrittler v. Paper hielt, setzte ein mit einer .tirint der !bronrede, die Patzer im allgemeinen für recht bedeutungslos hielt. Am oe- deulunftsloseiten erscheint ihm bet Passus, bet von der ..(4e inndunft der Finanzen' handelt. Tavon könne, nach der vor gestrigen Cinteituiigsredc des 2chntzselretärs zu urteilen, gar feine Rede sein. Bon enter wirklichen ttzeinndiing könne doch nur bann gesprochen werden, wenn der l'üuubiau konsequent durchgefuhrt würbe ..Meine Anspave ohne Deckung , was aber auch bei dem schatzzekretär vorlätifig noch ein irotnmer Äninsch zu fein scheine. Energisch verteidigte er die von speck und dem Grafen Westarp angegriffene Wajilparole der . Forlschriitspartei, iiadnucifcnb. daß die Parteien neidet Redner sich bei den ver schiedensten (Belegen heilen um 'Stahl hi Ise an die «ozialdemofratie gewandt haben und ihre leyige Aufeinbttng ber Liberalen nur dem Aerger rntspruiigen sei, ii bet die ihnen diesmal verweigerte ■öilfc. Ter Redner trat ein für eine Reiieiiiteitiing her Wahl freite, Sicherung des Wallgelwimnijses und Giiiführuufl des Perbäitniswahlsyjiems, und erklärte, daß die Liberalen nicht wieder für indirekte Stenern zu haben fein würden, wonach sicki die Regierung zu richten habe Ueber die nun folgende 'hebe bes Reictrsfanzler» finden die Leier bas Rötige im Leitartikel. '.nachdem bann ber Pole Fürit Radzi will und der Re ichs- parteiler Tr. A r e 11 b t auch etwas gesagt, der Rachsolgei 2loder*. Lizentiat M 11111 m , mit wenig 'beschick seinen Porvorgäiiger zu mimen versucht unb der Welfe Freiherr v. Sch e le für die Wiederhernelluiig des Königreichs Hannover plädiert halte, er vielt der Vertreter fiir Bielefeld, ttzraz v. Posadowsktz, da? tirwri. 5.,'. gauze hie» bipje* Aberra war eine Häufung von Widersprüchen unb ßarabcrcit. aber fein einheitliches Osattze* Ste luadite vielmehr bett läinbrud. als ob der Redner alle mög lidieti 0>eda nllen über die uciidtiebrniieii (.tzegeifftiurde, die er gelegentlich seinem Taschenbuch emperli iut haut, nun mehr herausgenouinten itud üe zu seiner ersten Rede als Abgeordneter zusanimengesteUt habe. Anders wate es nicht gut möglich, daß derselbe Mann, ber wahrend des Wahlfampf.es jeder Tisknfnon mit Lvzialdemofrateii sorgfältig ans dem Wege, gegaiigeii iit da durch, dich er ihnen bett Zutritt zu seinen Persammlungcti ver - bieten ließ, sich nun hu Reichstage hinheUi unb tmabhaiigige Männer auffordert, den Mut zu haben, bet Menge die Wahrheit zu sagen" Cbcr wenn der Herr, der als Staatssekretär de» Wucherzolltarif mitgeschasfen hat, |d. ber etfrtpjie Mitarbeiter daran war, nun als Abgeordneter sich über die hohen indirekten Steuern, namentlich auf Rnhrungsinittel, bellagt. Ta ber Rediier nach deut llioekheschen Rezept oerfuhr: „Wer vieles btüifli, roirb jebeiii etwas bringen", konnte es nicht fehlen, daß einige feiner i’iebaiifciifplitter auch von der Linien beifällig ausgenommen wurden, wie zu tu Beispiel der, da die Militärvorlage dem Volke immer als eine An Versicherung angepriesen wirb, eS nicht niehr wie recht und billig sei, daß diejenigen, die am meiiteu versichert sind, auch die höchsten Präinien bezahlen wußten. Äroße Heiler, feit löste der gräfliche Redner mit der Wiedergabe ber Worte des englischen lUliniitcro (SburdiiU über die für die Landes ber teidigiing aufzäbringenden Koiteii aus „Wenn es sich um dir Landesverteidigung handelt, werden alle Klassen ber englischen (Gesellschaft bereit fein, die Mittel aniznbriitgen s e I b si die reichsten! Ter Redner war aber die allgeiiieine .Heiterkeit auf der Linken ziemlich Bcrbliifft und brauchte erst einige 5cfiinben, um die Rutzanwenditiift für die denlscheii Verhältnisse ;u finden. Was er über die Belampning der Lbzioldeino!ratie sagte, waren meist Plattheiten, nicht ein großer Webaiife. Aas soll ein Sozialdemokrat dazu lagen, wenn der Herr Ärai die Weisbeil zum besten gibt, die «oziattzemokratie müsse durch den Revisionismus hindurch, um wieder zur bürgerlichen Gesellschaft zn gelangen. Von welchem (nenchtswinkel aus man auch die Posabowstpsche,Rede betrachte,1 map, mau wird immer zu dem Tätlich gelangen: Eine (4ianjfeniung war sie nicht. 3m Zeitiureiifciubeut des Reichstages würbe am Freitag auch über die Verteilung ber einzeI - neu Fraktionen im Seniorenfonveiit, sowie iihcr die Zu - teilung der Kominissionssitze an die Ir iftionen beraten.. Tabei kant man übereilt, daß au dem alten Modus fei'igchalfen wirb, baß icbe Fraktion, die in dein Senrurenfotivent vertreten sein will. 15 Mitglieder zählen muß; bezüglich bei Verteilung der Komuiimonssitze wurde berielbe Stcmbpunfi ciiiflenüinmcn, so daß die Reichspar lei. die jetzt nur 13 Mitglieder zahlt, nicht als selbständige Fraktion angesehen werden sann. Lie wirb demnach im « e n i 0 r e n k 0 n v e n t n i ch t v e r t r e t e 11 sein und muß zur Erringung von Kolnuiifsionsjitzen sich mit einer andern Fraktion verbinden. Tann kam man überein, daß sofort nach der Etatsveratiing die A 11 i r ä g e auf Aenderung bei 0> eichä ' tS 0 rd n 1111 g auf die Tagesordnung des Plenums gestellt werden. Tabei sollen kurze Erklärungen abgegeben wer - den unb die Angelegenheit der auf 2i Abgeordnete verstärkten Budgetfomnitssion überwiesen werben. Ferner hielt man an den früheren Abmachungen seit, das; alle 1 I Tagr zwei Tage f r e 1 g e g e b e n werden. Tie nächste Pause wirb vom 24. bi« 2b. Februar eintreten. Das Zentrum gegen neue Ltenern. Tariiber, daß man nach dem großen Fischzug aus uibiicfie «teuern bei den Finanzretorinen von 1906 unb 1U09 nicht schon wieder setzt Hunderte von Millionen ans den breiten Massen des Polkes heransschinden kann, besteht bei der Regiernng wohl fein Fweifel. Taher die Ankündigung, daß die Kosten fiir die neue Heeres- und Flottenvorlage durch B e s i u ii c u c 1 n gedeckt werden fetten. Tas iit aber die empfindlichste Stelle bei den Leuten, die die jüngste Finanzreform qemachi haben. Tei Hiniveis des Reich- kanzlers in seiner Freitagsrede darauf, dar; auf die Erba mall neuer zurückgegriffeii. werden müsse, veranlaßt das Berliner Biindlerorgan schon zu ber (5rkläruiig. die .Aiifklärung' über du Schäden der „Waisensieitcr' miedet auineluuen zn wollen. Ta» Zentruni fängt die Sache anders an. Es hat, wie fein erster EtaiSredner Speck barlegte, plötzlich entbccft. baß man zur Teckuiift der Kosten für die Heeres unb Floltenverinebrnng gar keine neuen Steuern brauche mit die Mehrkosten a u s den lauf c 11 den ti i n 11 a tz in e 11 decken könne ctzegen diesen Meinnngötiiktschlag beim Zentrum hat netz der Reichsfchatzsefietäi Wermuth sofort in ziemlich icharter Weite gewandt, wobei er das Zentrui» daran erinnerte, baß es früher gegen die vorsichtige tiinickiätzuiig der (rinnahmen 'nichts rin z u w enden gehabt habe. Trotzdem nimmt die „iNeniiaiiia" den von Abgeordneten Sperf gesponnenen Faden wieder auf unb behauptet, dieser habe überzeugend tiargetan, ban in den beiden letzten Fahren »m 011 tiinnohnieichntznng viel zu iiiebrig gegriffen worben ist. T>r Foß. dieser niedrigen tiinsckiätziinft der tininnhmee feien g > ’ t e Hebers ch ü 1 f e, dir für bas laufende Rechiiungssnbr <111 f in 1 n *